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Juni 1977 Ost-Berlin DDR, Frankfurter Allee 239. Teilabschnitt Bau der Lichtenberger Brücke (Überbrückung der Reichsbahngleise und von Teilen des Bahnhofs Lichtenberg). Im Bildhintergrund das Gelände der Reichsbahn mit dem Bahnsteig des S-Bahnhofs Libg., am Horizont die Silhouette von Neu-Lichtenberg.
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Common Clouds: Data Infrastructures and the Futures of Public Space
Organized by Jesse LeCavalier and Laura Helena Wurth (FKA SIX) Exhibition design by Jesse LeCavalier and Eduardo Terán
FKA SIX
Ring-Center 1
Frankfurter Allee 111, 10247 Berlin
Exhibition
June 2 – 6, 2023
Symposium
June 3, 2023
Participants include:
Constant Dullaart, Negar Sanaan Bensi, Niklas Maak, Patricia Reed, Rainer Hehl, Rudi Scheuermann, Tiara Roxanne, Tung-Hui Hu, Victor Muñoz Sanz
With support from FKA SIX and Cornell University, College of Architecture, Art, and Planning
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Indirektes Licht
Die Qualität meiner eher unkonzentriert verfassten Kurzeinträge der vergangenen Tage frustriert mich schon im Moment des Veröffentlichens. Allerdings veröffentliche ich sie trotzdem. Ich sehe sie als Hingeschmiertes in einem ansonsten ordentlicher geführten Heft, wobei im Rückblick zumindest für mich auch eine Erkenntnis darin bestehen wird, dass die geschmierten Tage gefüllt waren von Menschen, Gesprächen und Gedanken, die mir wichtiger erschienen als das beinahe gleichzeitige Schreiben darüber. Nichts notieren wäre keine Alternative, und die Notizen müssen für mich auch dort stehen, wo die anderen sind, damit ich sie alle an einem Ort finde.
Gestern im Schloss war ich neben einem Verleger platziert worden, der dem Protagonisten in Martin Mosebachs neuem Roman »Taube und Wildente« in verblüffenden Details ähnelte – wobei ich den Protagonisten, Ruprecht Dalandt, bisher nur aus der Buchbesprechung kenne, die heute in der Zeitung stand. Mein Dalandt war, so wie Mosebachs, also Verleger, verheiratet mit einer kunstsinnigen Frau, Besitzer eines alten Hauses in Frankreich. Wir stritten sogleich über Freiheit. Denn er verdächtigte mich, ich sei die Autorin eines Zeitungskommentars pro Tempolimit gewesen, über den er sich erregt hatte. Den hatte ich zwar nicht geschrieben, vertrat aber die darin geäußerte Position. Für Dalandt war Freiheit, sehr schnell zu fahren, wenn er wollte. Das reinste Gefühl von Freiheit empfand er auf seinem Grundstück in der Normandie, in der Allee der Bäume, die er dort gepflanzt hatte. Würde ein Fremder dort eindringen, in sein Haus, das er in vielen Jahren mühevoller Arbeit restauriert hatte, würde er, Dalandt, den Eindringling ohne zu zögern töten. Nun gut.
Tags davor hatte ich den Gärtner am Hang des Parnass getroffen. Er sprach: »Bescheidenheit ist Mut.« Später war die Frage, ob ein Bäcker, der Brot nach alter Väter Sitte buk, sich dafür interessieren sollte oder überhaupt durfte, dass Menschen in die Backshops seiner Stadt strebten, um Brot genannte Waren zu kaufen, oder ob es ihn bloß kümmern musste, dass sein Brot so gut wurde wie eh und je. Ich nannte dem Gärtner die Frage, die mich zur Zeit am meisten beschäftigt, und er sagte, das sei eine sensationell gute Frage. Eine Antwort hatten wir beide nicht.
Dann die Frankfurter Wohnung: Sie ist bescheiden, eigentlich sogar ärmlich, eingerichtet im Stile orientalischer Migranten mit wenig Geld und kaum Freizeit. Kein Ess- oder Schreibtisch, dafür ein gigantischer Fernseher, der kein TV-Programm sendet, sondern Zugang zu Netflix bietet, wobei dort dem Zuschauer angezeigt wird, dass die Nutzungsgebühr bitte bald gezahlt werden möge, sonst werde der Zugang gesperrt. Bodenlange Spitzengardinen, hellrosa Bettwäsche, ein gigantischer Sandwichmaker in der Küche, aber keine Spülmaschine. Gläser mit Griff, für Tee, keine Lampen für indirektes Licht außer jener an der Dunstabzugshaube. Mir kommt es exotisch vor, dort zu wohnen, dort nachts mit dem Taxi vorzufahren, von dort zur Arbeit zu gehen. Müsste ich dort bleiben, wollte ich nicht.
Und die Eltern: Die Welt ist für sie aus den Fugen, zu viel Krieg, die Jungen auf Abwegen, Sicherheit bieten Natur, Essen, leicht verdauliche Nachrichten und die Erinnerung. Man müsste einen Fragebogen entwickeln, mit dem man sich selbst testen könnte auf geistige Beweglichkeit: Denken Sie öfter, dass neue Erfindungen Firlefanz sind? Haben Sie den Eindruck, die Politiker hörten zu wenig auf die Erfahrung der Älteren? Gibt es Menschen unter vierzig, die nicht zu Ihrer Familie zählen und die Sie mögen? Reden Sie öfter und lieber über Ihre Sorgen, die Sie als Kind hatten, als über Ihre Sorgen heute? Und so weiter. Wer mindestens sechzehn von zwanzig Fragen bejaht, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit alt. Ich würde den Fragebogen dann einmal pro Jahr ausfüllen und auf diesem Wege erfahren, wann es so weit ist. Oder das Ausfüllen irgendwann vergessen.
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Enclosure
Works by Mia Goyette, Timo Hinze, Nao Kikuchi, Soji Shimizu
Text by Michael Broschmann
At stella | UG, Ring-Center 1, Frankfurter Allee 111, Berlin
Opening October 21 2022, 6pm - 9pm
Exhibition from October 22 to November 6 2022, Fridays & Saturdays 4pm - 8pm
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