Ausstellung Secessionen, mit Klimt, Stuck, Liebermann und weiteren Künstlern
Das Wien Museum und die Alte Nationalgalerie Berlin zeigen eine gemeinsame Ausstellung über die Secessionsbewegungen in München, Wien und Berlin an der Wende zum 19. und 20. Jahrhundert. Die Ausstellung läuft vom von 23. Juni bis 22. Oktober 2023 in der Alten Nationalgalerie Berlin und ab 23. Mai 2024 im neu eröffneten Wien Museum.
Im Aufbruch künstlerischer Avantgarden entwickelten sich am Ende des 19. Jahrhunderts Secessionen, die mit ihren Ausstellungen als Motor dieser Bewegungen wirkten. Als Abspaltungen (= Secessionen) von traditionellen Künstlervereinigungen und überkommenen akademischen Strukturen strebten die neuartigen Zusammenschlüsse nach individueller künstlerischer Freiheit sowie nach internationaler Vernetzung.
(rechts)
Franz von Stuck
Pallas Athene, 1898
Öl auf Holz
77 x 69,5 cm
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
(links)
Franz von Stuck
Amazone, 1897 (Guss nach 1906)
Bronze
64,5 x 17 x 48 cm
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Foto: Ingo Paszkowsky
Die bedeutendsten Secessionen im deutschsprachigen Raum entstanden innerhalb weniger Jahre und mit personellen Überschneidungen: 1892 in München, 1897 in Wien und schließlich 1899 in Berlin. Bis heute werden diese mit den jeweils prägenden Künstlern Franz von Stuck, Gustav Klimt und Max Liebermann und ihrem Schaffen verbunden.
Generell stehen die Secessionen jedoch für die große Vielfalt an künstlerischen Positionen und das Nebeneinander individueller Stile und Richtungen. Die Ausstellung Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann veranschaulicht dies am Beispiel von über zweihundert Gemälden, Skulpturen und Grafiken von mehr als achtzig Künstler:innen der Secessionen in München, Wien und Berlin.
Ursula Storch, Vizedirektorin des Wien Museum und Kuratorin / Foto: Ingo Paszkowsky
Häufig zeigten fortschrittliche Künstler:innen ihr neuartiges Schaffen zuerst auf den viel beachteten Secessionsausstellungen. Dies galt auch für internationale Gäste wie Ferdinand Hodler, Edvard Munch, Auguste Rodin oder Jan Toorop. Die Secessionen waren der Nährboden für jegliche Art von künstlerischer Avantgarde und verhalfen somit nicht zuletzt innovativen Strömungen wie Impressionismus und Symbolismus zum Durchbruch auch im deutschsprachigen Raum.
Die Gegenüberstellung der drei einflussreichsten Secessionen verdeutlicht die gemeinsamen Ziele und Ambitionen jenseits der spezifischen lokalen Ausprägungen und beleuchtet das Phänomen Secession in seiner Bedeutung für die Kunstentwicklung in Europa. Als Vereinigung fortschrittlich Gesinnter wurden die Secessionen für eine neue Künstlergeneration zu Wegbereitern der modernen Kunst.
Lovis Corinth widerfuhr von seinen Kollegen der Münchener Secession die Ablehnung seiner als skandalös empfundenen Salome. Daraufhin lud ihn Leistikow ein, das Bild in der Berliner Secession auszu-stellen, wo es zum Erfolg wurde.
Lovis Corinth
Salomé (II. Fassung)
1899/1900
Öl auf Leinwand
127 x 147 cm
Museum der bildenden Künste Leipzig
Foto: Ingo Paszkowsky
Die Ausstellung Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann unternimmt den Versuch, die äußerst heterogenen öffentlichen Präsentationen der Secessionen in einer Auswahl an Werken unterschiedlichster Künstler:innen nacherlebbar zu machen, erzählt Ralph Gleis, Direktor Alte Nationalgalerie und Kurator. "Darunter sind Hauptwerke von Größen wie Klimt, Stuck, Liebermann, aber auch viele Arbeiten von Künstler:innen, deren Namen heute nur noch regional oder Expert:innen bekannt sind.
Die Austellung gliedert sich in die Themen:
Die Protagonisten
Die Freiheit der Kunst
Secession als Marke
Internationalität als Programm
Frühlingserwachen
Kinderwelten
Private Einblicke
Das moderne Porträt
Illustre Gesellschaft
Von Arbeit und Alltag
Begegnungen mit der Natur
Köpfe der Secessionen
Ablehnung und Aufbruch
Kurator:innen Ralph Gleis, Direktor Alte Nationalgalerie Berlin, und Ursula Storch, Vizedirektorin Wien Museum
Einige Einblicke
Gustav Klimt
Judith, 1901
Öl auf Leinwand
84 x 42 cm
Belvedere, Wien
Foto: Ingo Paszkowsky
Gustav Klimt
Pallas Athene, 1898
Öl auf Leinwand
75 x 75 cm
Wien Museum
Foto: Ingo Paszkowsky
Emilie Flöge war wohl zunächst Gebliebte von Klimt, später als enge Freundin die wichitgste Frau in Klimts Leben.
Gustav Klimt
Bildnis Emilie Flöge, 1902
Öl auf Leinwand
178 x 80 cm
Wien Museum
Foto: Ingo Paszkowsky
Alte Nationalgalerie Berlin - Räume voller Kunst / Foto: Ingo Paszkowsky
Franz von Stuck
Selbstbildnis, 1899
Öl auf Holz
30 x 23,5 cm
Museum Villa Stuck, München
Foto: Ingo Paszkowsky
Max Liebermann war die treibende Kraft der Berliner Secession. Als Mit-begründer der Münchener Secession, der Berliner Vereinigung der XI und als Teilnehmer an Ausstellungen von Les XX in Brüssel sowie an vielen weiteren internationalen Schauen war er gegen Ende des Jahrhunderts bereits eine europäische Größe. Sein eigener stilistischer Wandel zum Impressionismus beeinflusste die Berliner Künstlerschaft stark.
Max Liebermann
Badende Knaben, 1900
Öl auf Leinwand
113 x 152 cm
Stiftung Stadtmuseum Berlin
Foto: Ingo Paszkowsky
(Im Vordergrund)
August Gaul
Römische Ziegen, 1898
Bronze
27,5 x 44 x 30,5 cm
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
(hinten)
Max Kurzweil
Martha Kurzweil am Ufer in Pont-Aven (Weiher), 1899
Öl auf Leinwand
112 x 201 cm
Museum Ortner, Wien
Foto: Ingo Paszkowsky
In Wien griff Elena Luksch-Makowsky Themen vom Rand der Gesellschaft inklusive ihrer Abgründe auf, gipfelnd in der fast lebensgroßen Darstellung eines Katzenfressers. Dieser Typus des Landstreichers mit seiner grausigen Nahrungswahl wurde zum Inbegriff von Not und Elend. Die Secessionen zeigten also nicht nur eine elitäre Kunst für eine gesellschaftliche Elite, sondern offenbarten hier durchaus ein kritisches Potenzial.
Elena Luksch-Makowsky
Der Katzenfresser, 1900
Öl auf Leinwand
149 x 78 cm
Belvedere, Wien
Foto: Ingo Paszkowsky
Max Kurzweil porträtierte seine Frau.
Dame in Gelb, 1899
Öl auf Leinwand
171,5 x 171,5 cm
Wien Museum
Foto: Ingo Paszkowsky
-Walther zeigt mit seinem Doppelporträt ein ganz neues Rollenbild vom liebevollen Vater in zärtlicher Zuneigung zu seinem Kind.
Heinrich Eduard Linde-Walther
Der Maler Gutmann mit Kind, 1911
Öl auf Leinwand
81 x 58,5 cm
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Foto: Ingo Paszkowsky
Foto: Ingo Paszkowsky
Das wegen der Nacktheit von Theseus zensierte Plakat belegt, wie konservativ die Kunstwelt damals war. / Foto: Ingo Paszkowsky
Das erst von Klimt geschaffene Ausstellungsplakat der Wiener Secession verblüfft durch eine leere Fläche. Die Reinzeichnung zum Plakat ist noch unzensiert. Der Kampf von Theseus und Minotaurus steht für den Kampf der Secession gegen konservative Kräfte. / Foto: Ingo Paszkowsky
Über zweihundert Gemälde, Skulpturen und Grafiken von mehr als achtzig Künstler:innen der Secessionen in München, Wien und Berlin / Foto: Ingo Paszkowsky
Berühmt wurde Klimt mit seinen Ölgemälden – vor allem den Damenporträts, allegorischen Werken und Landschaften. Für die beiden zuerst genannten Kategorien fertigte er eine Vielzahl an vorbereitenden Skizzen, Studien und Detailzeichnungen an, die interessante Einblicke in seine Arbeitsweise geben.
Foto: Ingo Paszkowsky
Noch bis zum 22. Oktober 2023 ist in der Alten Nationalgalerie die Ausstellung "Secessionen - Klimt, Stuck, Liebermann" zu sehen / Foto: Ingo Paszkowsky
Weitere Informatione auf der Webseite
Titelfoto / Moderne Kunst in alten Gemäuern. Ausstellung Secessionen / Foto: Ingo Paszkowsky
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