Tumgik
#bekanntschaften sie sucht ihn
early-midlifecrisis · 2 years
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Gestern. Ich komme in ein Areal mit vielen Getränkeausgaben und Essensständen und Läden. Dort sehe ich Typ 1 mit einem Kumpel sitzen. Typ 1 hat den Kopf über sein Smartphone gesenkt, während sein Kumpel sich umsieht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Typ 1 mich gesehen hat. Dass sein Kumpel sich genau in dem Moment umsieht, in dem ich da vorbeilaufe, ist für mich eine Spur zuviel Zufall. Ich gehe mir was zu trinken holen und suche mir bewusst einen Platz, der weit weg von ihnen ist. Und dann sitze ich erst einmal da und versuche, mit meinem Gefühl des Abgelehntwerdens klarzukommen, das sich über die letzten vier Jahr aufgebaut hat. Versuchen, mit ihm in ein Gespräch zu kommen, er läuft davon. Etwas von mir zeigen, die Reaktion ist sehr nüchtern. Fragen, ob wir mal was trinken gehen - wiederholt. Antwort: nein. Jeder hat mir gesagt: vergiss es, der Typ hat kein Interesse! Und welcher Teufel mich da auch immer geritten hat, habe ich mich geweigert, das zu glauben.
Dazu muss man sagen, dass ein Dritter versucht hat, uns zu verkuppeln. Der hat das versucht, weil seine eigene Ehe das Resultat eines Verkuppelns war. Der hat jetzt zwei kleine Kinder und ein Haus und natürlich die dazugehörige Frau. Ja, bei ihm hat das geklappt. Und er hat dann gleich ein Universalrezept daraus gemacht, dass man Menschen verkuppeln muss.
So kam ich mir dann auch öfter mal vor wie Teil einer Vernunftehe, wie man sie früher geschlossen hat. Obwohl zwischen Typ 1 und mir nichts gelaufen ist. Nichts, das man irgendwie als eindeutig hätte auslegen können. Es gab Zeichen von Interesse, ja, aber die wurden über die Jahre immer weniger. Und wenn ich ihm etwas von mir zeigte, kam es im direkten Kontakt eher so rüber, als müsse er mich erziehen. Er ist fünf Jahre älter als ich, aber das macht ihn nicht zum Erziehungsberechtigten und mich nicht zum Kind. Er ist mir zu nüchtern, zu stur, zu sehr verharrend in Gewohnheiten und zu verschlossen. Aber wann immer ich mir vornahm, einen Schlussstrich zu ziehen, dann kam er, suchte den Kontakt, war auf eine Art liebevoll und fürsorglich - und traurig, manchmal bis kurz vor den Tränen traurig, dass seine Stimme zitterte. Wenn ich dann daraufhin den Kontakt wieder suchte, dauerte es nicht lange, bis er wieder auf Distanz ging, sich abkapselte. Ich bin nicht immer dermassen feinfühlig, dass ich die Bedürfnisse meiner Mitmenschen gut fühle. Manchmal bin ich darauf angewiesen, dass das Gegenüber Grenzen kommuniziert (kann auch indirekt sein) oder ich rase darüber hinaus. Und dass man mir die aber dennoch auf eine gutmütige Art aufzeigt, nicht dass man dabei grob wird.
Ich hab gestern von Typ 2 geschrieben. Aber das Interesse an dem ist bereits verflogen. Eigentlich ist das Interesse an Männern gerade komplett verflogen. Es ist so wie wenn man zuviel Hummus gegessen hat und auch wenn man prinzipiell sehr gerne Hummus mag, sich bei der Vorstellung, noch einen weiteren Löffel davon zu essen, der Magen umdreht - bitte nein, nicht schon wieder! Wonach ich mich sehne, ist ein Geflecht von lockeren Bekanntschaften, von Plaudereien, von Rumblödeln, von sich treffen und dann geht man auseinander und kein "oh, die Person hat gerade so und so geguckt, was das wohl zu bedeuten hat?". Sondern dann sieht man sich einfach mal zwei, drei, vier Wochen nicht mehr und wennn man sich wieder trifft, freut man sich. Und für einmal in meinem Leben weder in irgendeine Männergeschichte verwickelt zu sein noch einen Crush zu haben noch sonstwas. Einfach mal mich sein. Ohne Anhang und ohne das Anhängsel von sonst jmd zu sein oder mich so zu fühlen, obwohl gar nix läuft. Ohne Zeichen zu interpretieren versuchen.
Typ 1 arbeitet im selben Büro wie ich. Aber ich glaube, wir sind beide erwachsen genug, um damit umgehen zu können. Ich sehe keinen Grund, ihn anders zu behandeln wie sonst. Ausser, dass ich ihm nicht mehr auf die Pelle rücke oder mir Hoffnungen mache und Enttäuschungen verarbeiten muss. Im Gegenteil, es könnte sogar sehr entspannend sein. Es klingt zumindest sehr entspannend. Auch wenn ich nicht genau weiss, wie er reagieren wird. Ob traurig oder erleichtert. Oder vielleicht beides. Es mag sein, dass er vielleicht etwas Interesse hätte - teilweise. Aber teilweise ist nicht genug. Teilweise ist sicher nicht genug, um etwas durchzuziehen. Teilweise, das ist so, wie Hummus zu essen, obwohl man eigentlich Babaganoush viel lieber mag und Hummus nicht so sehr. Teilweise, das ist mir nicht genug. Nicht mehr.
Der Witz ist, dass ich schon vor zwei Jahren oder sogar mehr das Gefühl hatte: das kommt nicht gut, eine Beziehung endet nur in Streitereien. Hätte der Kuppler nicht ständig nachgedrückt und der Typ 1 traurig geguckt, hätte ich vielleicht damals schon den Schlussstrich gezogen. Oder wie bei meiner letzten Beziehung - ich WUSSTE, dass mein Ex depressiv war und TROTZDEM hab ich mich auf eine Beziehung eingelassen! Wieso?! Ich hatte eine recht genaue Vorstellung, wohin so ne Beziehung führt und sie landete auch prompt dort, dass ich sehr viel von seiner Depression abgekriegt habe und auch von der Aggression, die mit einherging. Künftig will ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Wenn es denn ein künftig gibt. Wir werden sehen. Da müsste etwas schon sagenhaft passen, dass ich mir überlege, dafür meinen Singlestatus aufzugeben. Flirten, ja, Sex, ja, aber ne Beziehung mit allem drum und dran? Nicht mehr so sicher ja.
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doktor-disko · 5 years
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Zugvogel, oder: das verspätete Brathühnchen
Wenn ich im Wind aus Stahl und Glas
über all die Pisten ras‘,
ich wander auf den Eisengraten,
kann ich erzähl‘n von tausend Arten
Bekanntschaften, die ich dort schloss,
Freundschaft, Zorn und and‘res spross,
wo Mahagoniebänk‘ man sieht,
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
~
In diesen tausend kleinen Wagen,
die unzählige Gäste tragen,
die stündlich fahren auf den Trassen,
die Vielfalt dort kann man kaum fassen.
So trifft man Habicht, Raben, Spatzen,
die spielen, singen, oder ratzen,
wo edle Einrichtung man sieht,
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
~
Die Henne nach dem Wasser sucht,
sie hat nur zweite Klass‘ gebucht,
drum find‘t sie leider nicht den Hahn,
muss durstig warten in der Bahn
und ihre Küken geben keine
Ruhe, spring‘n auf einem Beine
durch jedes Abteil, das man sieht
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
~
Umher sich Schiebermützen schieben,
getragen von gefiedert Dieben,
von Tauben, blinden Passagieren,
die keine gute Absicht führen
in ihren Geigenkoffern, braun,
die im Gepäckfach sie verstau‘n,
bevor man sie beim Dealen sieht,
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
~
Woanders rinnt in Eleganz
der Tee, man isst Frankfurter Kranz
und leise spielt ein Grammophon,
man spricht von Politik voll Hohn,
blickt in den Spiegel durch‘s Monokel,
könnt‘ sein ein selbstverliebter Gockel,
doch Eulen man im Spiegel sieht,
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
~
So ist der Zug voll Passagieren,
die sich vor Reiseflügen zieren,
doch fand ich dort nur einen nett:
den Schaffnerstorch, war einst Kadett,
nun klappert er die Gäste ab,
prüft Tickets und ist stets auf Trab,
mit Missgunst man ihn oft besieht,
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
~
Der frühe Vogel, sagt man oft,
der fängt den Wurm. Nicht unverhofft –
denn viel zu oft – kommt die Bahn jedoch zu spät,
was generelle Zwietracht sät,
und wenn man auch im Sommer friert
die Heizung dich sehr gern fritiert
und so schimpft jeder den man sieht,
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
~
Doch diese, die die Ahnung haben,
die dienen uns mit ihren Gaben,
meist den Hass der Gäste spüren,
die so sich selbst zum Pfosten küren,
denn die die Schuld sind an der Planung,
das sind die Chefs, ganz ohne Ahnung,
die die man im Zug nie sieht,
währ‘nd vorne der Zugvogel zieht.
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Doktor Disko
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