Tumgik
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Heute habe ich euch den Soundtrack zu Dead Hearts mitgebracht!
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DEAD HEARTS - KAPITELÜBERSICHT
1. WIDERWILLEN
2. JEMAND GEFLOHENES, ETWAS GERAUBTES
3. DIE WELT BESTEHT AUS INTRIGEN
4. ÜBERRASCHENDE ERKENNTNISSE
5. ETWAS SPÜREN
6. WIE KEINE ANDERE
7. AUF DEN ERSTEN BLICK ÜBERSEHEN 
8. NARBEN
9. NACHDENKEN
10. GEHEIMNISSE
11. AUF DEN WIDERSTAND 
12. PURE GLÜCKSELIGKEIT 
13. ALLES IST GUT
14. UNSERE NARBEN SIND RELIKTE
15. WAS MICH GANZ MACHT
16. WIE EIN TRAUM
17. DEINE SCHULD
18. NICHTS
19. SCHWARZE GEDANKEN
20. DAS IST MEINE FAMILIE
21. ENTSCHEIDUNGEN, ENTSCHEIDUNGEN 
22. FÜRSORGLICH
23. IMMER NOCH ICH
24. WISSENTLICH
25. NORMALITÄT
26. MENSCHEN UND DIE ANGST
27. WAHRHEIT ODER WAHRHEIT
28. IN KRANKHEIT UND GESUNDHEIT
29. RATLOS
30. WIRR
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30. WIRR
LUCIA POV
Mein Gehirn spielte schon seit Tagen verrückt. Die plötzliche Kälte und die Albträume waren nicht das Einzige, das mich bedrückte. Ich sah Dinge in den Schatten, Dinge, die mir Angst machten. Und umso stärker diese Halluzinationen wurden, desto mehr schien meine Gabe zu schwinden. Ohne meine Gabe fror ich, ihr Licht verließ mich langsam. Stattdessen verfolgte mich nun Monique Poulin auf Schritt und Tritt. Natürlich hatte ich sie stets gehasst, sie war eine der unerträglichsten Personen auf der Balletschule gewesen. Allerdings verstand ich nicht warum gerade sie es war, die ich in meinen Albträumen schreien hörte. Noch verwunderlicher war, dass es mir so eine Angst machte.
All das hatte sich langsam angebahnt, doch es war zu einer Katastrophe geworden, als ich eines Nachts erwachte und statt Demetri Monique neben mir lag, ihr blutiger Körper voller Spiegelscherben und die Kehle brutal herausgerissen.
Ich hatte angefangen zu schreien und sie weggestoßen. Die Stimme meines Mannes war wie durch Watte zu mir durchgedrungen, er versuchte mich zu beruhigen, doch ich sah ihn nicht. Sie schlug die Augen auf, sah mich tot und vorwurfsvoll an. Blut sickerte aus ihrem zerfetzten Hals, befleckte die Bettdecke Und dann klärte sich das Bild vor mir; Monique verschwand und ich erblickte einen besorgten Demetri, der auf dem Boden lag. Das Laken war schneeweiß.
Von da an hatte ich versucht das Schlafen zu vermeiden. Mit jemandem wie Demetri als Mann war das im Grunde genommen unmöglich. Natürlich liebte ich wie er sich um mich kümmerte, aber langsam fühlte ich mich erdrückt. All der angestaute Frust fand seinen Weg hinaus, als wir am Küchentisch saßen. Demetri ahnte nicht im Geringsten warum ich eigentlich angefangen hatte zu weinen.
In diesem Moment war der letzte Rest meiner Gabe verschwunden. Mit einem Mal, urplötzlich und so hart, dass es nur endgültig sein konnte. Ich spürte ganz genau wie das Licht in mir mich verließ und Schwäche mich überkam. Es wurde mir förmlich aus der Brust gerissen, ein scharfer Stich durchschoss mich. Meine Knochen begannen zu schmerzen, plötzlich war meine Haut schrecklich empfindlich. Ich hatte es nicht über mich gebracht es Demetri zu sagen, um ehrlich zu sein wollte ich einfach nur auf dem gefliesten Küchenboden liegenbleiben, bis ich schließlich starb. Ich sah keinen Sinn mehr in allem was ich tat. Warum sollte ich mir noch die Mühe machen und aufstehen? Ich konnte nicht jeden Tag so verbringen, mit schmerzenden Gliedern und eisigen Fingern.
Der schwache Schlag auf meinen Hintern tat unheimlich weh. Eigentlich hätte ich es nur genervt abgetan, doch jeder Muskel in meinem Körper zog. Demetri trug mich die Treppe hinauf, zu unserem Schlafzimmer. Mir war klar, dass es aussichtslos war, doch ich strampelte trotzdem mit den Beinen, versuchte seinem eisernen Griff irgendwie zu entkommen. Ein entkräftetes Fauchen entfuhr mir. Wie eine Stoffpuppe wurde ich von ihm gepackt und umhergetragen, meine Füße berührten den Boden nicht. „Hör auf.“, schrie ich. „Lass mich los.“
Er ließ mich auf dem Bett ab, packte jedoch sofort meine Schultern und zog mich zu sich heran, als ich nach hinten rutschen wollte. Demetri kauerte sich vor mir hin, sah mir tief in die Augen.
„Du wirst dich jetzt beruhigen, Lucia.“
Ich spürte wie meine Unterlippe begann zu zittern und schüttelte den Kopf. Ein Schluchzen entfuhr meiner Kehle, ich rang nach Atem. Verzweiflung machte sich in mir breit. „Shh.“, hauchte er und legte die Hand an meine Wange. Meine Brust schnürte sich zusammen, panisch griff ich mir an die Kehle. Mit verschwommener Sicht schnappte ich nach Luft, doch ich hyperventilierte gerade. Er schüttelte mich kurz und beherrscht. Überrascht sah ich zu ihm auf, die Tränen flossen heiß über meine Wangen, aber ich konnte wieder atmen.
„Tut dein Hintern weh?“, fragte er besorgt, er hatte die Brauen zusammengezogen.
Ich nickte wimmernd. „Es tut mir leid, Kleine.“, hauchte er.
„E-es liegt an mir. Ich bin zu schwach geworden.“
„Leg dich auf den Bauch.“, wisperte Demetri. Ich war zu entkräftet um zu diskutieren, also legte ich mich einfach hin. Es stimmte; Mein Körper war ausgezehrt. Anscheinend hatten meine Worte ihn sehr verärgert, er ekelte sich regelrecht davor mir wehzutun. Einmal hatte ich ihm halb spielerisch und halb ernsthaft gesagt, dass er mir auf den Hintern schlagen solle, als wir miteinander geschlafen hatten. Demetri hatte vehement abgelehnt. Im Nachhinein hätte ich mich für diese Worte ohrfeigen können: Demetri war fast einen halben Meter größer als ich, zwar schlank aber dennoch muskulös gebaut, und seine Hände waren massiv. Von ihm geschlagen zu werden war definitiv nichts Wünschenswertes. Ich stieß schwer die Luft aus. Die graue Seidenbettwäsche roch nach Waschmittel, meine Augen fielen zu. Ich spürte wie er meine Leggings und das grüne Spitzenhöschen, das ich trug hinunterzog. Seine langen Finger fuhren tröstend und entschuldigend über meine Pobacke. Ich schluchzte auf.
„Deine Haut ist ein wenig gerötet.“, murmelte er und erhob sich. Ich blieb still liegen, während er ins Bad ging und mit einer Tube Schmerzsalbe zurückkehrte. Demetri rieb vorsichtig meinen geschundenen Hintern ein. Auch als er fertig war rührte ich mich nicht. „Luce?“
Er nannte mich nicht oft so, meistens blieb er bei ‚Lucia’. Anscheinend fühlte er sich sehr unwohl. Ich gab keine Antwort, schluchzte lediglich ein weiteres Mal auf. Er begann über mein Haar zu streicheln. Es klopfte an der Tür. „L-Lass sie rein.“, wisperte ich, als er zögerte. Demetri erhob sich und öffnete die Tür, nachdem er meine Hose wiederhochgezogen hatte. Eigentlich klopfte keiner an unserer Zimmertür. Sie ließen uns immer in Ruhe, wenn wir uns hierher zurückzogen. Generell hielt sich jeder vor dem Zimmer der Anderen fern. Es war April, hinter ihr stand Albert. Mühsam richtete ich mich auf und erhob mich. Bei ihm angekommen, legte Demetri sofort stützend den Arm um meine Taille. „Wie geht es dir, Lu?“, fragte April besorgt, sie streckte ihre Hand nach mir aus und berührte mich vorsichtig am Arm. Albert runzelte die Stirn, als er mein tränennasses Gesicht betrachtete. Ich rang mir ein Lächeln ab. „Mir geht es gut. Es tut mir wirklich, wirklich leid, dass ich dich in der Küche so angeschrien habe, Süße.“
Sie schüttelte den Kopf und umarmte mich. Ich spürte wie Demetri mich losließ. Albert, der bis zu diesem Zeitpunkt kein Wort gesagt hatte, berührte meine Stirn. Augenblicklich fühlte ich mich schläfrig. „Danke.“, hauchte ich. Er ließ seine Gabe weiterhin auf mich einwirken. „Ich glaube du solltest jetzt schlafen, Luce.“, bemerkte er dann. April löste sich langsam von mir.
„Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“, wisperte auch ich. Nachdem die Beiden den Flur entlang verschwunden waren, schloss Demetri die Tür und sah zu mir hinunter. Seufzend strich er eine Strähne hinter mein Ohr. Ich wandte den Blick ab und humpelte mit schmerzendem Gesäß zum Bett hinüber.
„Wenn du das noch einmal machst, werde ich dich umbringen.“, jaulte ich auf, als ich irgendwie versuchte mich hinzulegen. Er kam zu mir hinüber und half mir, indem er die Arme unter meine Schultern legte und mich aufs Bett schob. Ich drehte mich auf die Seite, keuchte dabei leise in mich hinein. „Es tut mir leid.“, war alles was er dazu sagte. Demetri löschte das Licht, bevor er zu mir ins Bett kam.
Ich kuschelte mich an ihn, brauchte seine Wärme und seinen festen Körper an meinem einfach. Mein Mann legte die Arme um mich, streichelte vorsichtig über meinen verspannten Rücken. Das drückende Gefühl in meiner Brust legte sich nicht, ich hatte das Gefühl als würde ich den nächsten Tag nicht mehr erleben. Das erschreckende daran war, dass dieser Gedanke gar nicht so abwegig erschien.
***
Die nächsten Tage vergingen langsam. Ich quälte mich am Morgen aus dem Bett und ging zur Uni. Demetri sorgte sich immer mehr um mich. Meine Albträume wurden schlimmer. Inzwischen hatte ich damit angefangen nachts das Bett zu verlassen und auf dem Sofa im Wohnzimmer zu schlafen. Ich wollte ihn nicht immer aufwecken. Trotzdem war es jede Nacht dasselbe.
Ich war verschlafen und panisch aufgewacht, hatte nach ein paar Momenten die Decke zur Seite geschlagen und war leise aus dem Zimmer getapst, die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Im Wohnzimmer angekommen legte ich mich auf das Sofa, wickelte mich mit der dünnen Wolldecke ein, die über der Armlehne hang und schloss die Augen.
Sein Geruch weckte mich auf. Blinzelnd öffnete ich die Augen. Demetri trug mich gerade die Treppe hoch, sein Gesichtsausdruck war hart, trotz des weichen Mondlichts, das auf seine Züge fiel. Seufzend barg ich das Gesicht an seiner Brust, ich wollte nicht, dass er wütend auf mich war.
„Dir ist klar, dass ich es hasse nachts aufzuwachen und zu bemerken, dass du nicht bei mir bist, oder?“
„’Tschuldigung.“, murmelte ich. Er sagte vorerst nichts mehr, brachte mich lediglich ins Bett. Dann zog er mich eng an sich, legte eines seiner Beine über meine. Fast so als würde er versuchen mich festzuhalten. „Verlass mich nie wieder, Lucia.“, wisperte er an meiner Schulter. Ich fuhr sanft durch seine wirren Haare.
„Es war nur ein schlechter Traum, mehr nicht. Ich habe dich nicht verlassen.“
„Wovon hast du geträumt?“
Ich blieb stumm. Er wollte sicherlich nicht wissen, dass ich in meinen Träumen jemanden getötet hatte. Monique Poulin’s Blut schien immer noch an meinen Händen zu haften.
„War es-war es diese eine Nacht? Bist du deswegen gegangen?“, er klang schrecklich unsicher und vielleicht sogar ein wenig verängstigt. Ich sah zu ihm auf, seine goldenen Augen funkelten im schwachen Licht.
Demetri hatte Angst, dass ich von der Nacht geträumt hatte, in der meine Familie ermordet worden war. Er dachte, ich hätte deswegen das Bett verlassen. Wegen ihm. Weil ich nicht in seiner Nähe sein wollte.
Ich schüttelte den Kopf und legte die Hand an seine Wange. „Es war nichts Wichtiges, Liebster.“, hauchte ich. „Ich liebe dich, Demetri.“
Schlaf fand ich in dieser Nacht nicht mehr, aber ich genoss das Gefühl seiner Wärme an mir. Zumindest musste ich das alles nicht komplett allein ertragen.
Am nächsten Tag versuchte ich so gut es ging zu funktionieren. Ich wollte Demetri keine Sorgen bereiten. Während der Seminare musste ich mich regelrecht dazu zwingen die Augen offenzuhalten, und den hitzigen Unterhaltungen der Anderen steuerte ich auch nichts bei, aber als Demetri mich abholte, ging es mir relativ gut. Und auch als ich in der Küche stand und Zwiebeln würfelte, konnte ich die Kälte ignorieren. Allerdings wanderten meine Gedanken irgendwann zu den Tönen, die die Treppe hinunterdrangen. Demetri spielte Violine, Albert hörte anscheinend Britney Spears und April schien sich mit irgendjemandem zu streiten. Ein scharfer Schmerz riss mich aus meiner Unachtsamkeit, ich richtete meinen Blick auf meine Hand. Blut rann über meinen Zeigefinger. „Verdammt.“, murmelte ich in mich hinein und hielt die Wunde schnell unter den Wasserhahn. Hoffentlich war April abgelenkt. Sie ertrug den Geruch und Anblick von Blut noch nicht sonderlich gut.
Und dann, mit einem Wimpernschlag, waren meine Hände überdeckt mit Rot und Spiegelscherben, die fest in meiner Haut steckten. Sogar meine Unterarme waren durchdrungen von ihnen. Mein Herzschlag setzte aus. Ich hörte jemanden schreien. War es mein Schrei? Panisch, hektisch versuchte ich die Splitter herauszuziehen, doch sie bohrten sich nur noch tiefer in mein schmerzendes Fleisch. Wimmernd stolperte ich zurück.
Sie lag auf dem Boden. Die eisigen Augen vorwurfsvoll auf mich gerichtet, Blut rann aus ihrer aufgerissenen Kehle. In ihrer Brust steckten Scherben, genauso wie in meinen Händen. Noch ein Schrei, ich brüllte Demetri’s Namen. Monique Poulin regte sich mit trägen Gliedern, sie würgte schwarzen Auswurf hervor. Ein weiterer angsterfüllter Schrei entfuhr mir, ich trat nach ihr, als sie nach meinem Knöchel griff. Im nächsten Augenblick schlossen sich starke Arme um meine Mitte. Kreischend versuchte ich mich zu befreien, die Splitter bohrten sich immer tiefer in mich.
„Lucia!“
„Demetri.“, schluchzte ich. „Demetri, hilf mir.“
Schluchzend wandte ich den Blick von der Leiche auf dem Boden ab. „Was ist? Was ist los? Lucia, Liebling?“, sanft drehte er mich zu sich herum. Sah er es denn nicht? Meine blutenden Arme, Monique.
Ich blinzelte ihn an. Sank zusammen und starrte hinunter. Außer blutiger Kratzspuren meiner eigenen Nägel war meine Haut komplett unverletzt; Keine Spiegelscherben und auch keine Frau mit aufgerissener Kehle, die auf dem gefliesten Boden lag.
Behutsam griff er nach meinen Handgelenken. „Was-was hast du getan?“, fragte er nahezu entsetzt. Ich schluchzte auf. „Sie lag genau da!“, schrie ich und entriss mich seinem Griff, deutete auf die sauberen Fliesen. „Ich weiß es, ich habe sie gesehen!“
Demetri runzelte die Stirn. „Wer lag da, Lucia? Was ist mit deinen Armen passiert?“, er klang besorgt und ungläubig.
Verzweifelt raufte ich mir die Haare. „Du glaubst mir nicht!“, schrie ich und schlug gegen seine Brust. „Da waren Spiegelscherben in meinen Händen!“, ich streckte sie ihm entgegen. Als ich realisierte, dass da nur die Kratzspuren zu sehen waren, fauchte ich leise.
„Komm her.“, wisperte mein Mann nach einem Augenblick und zog mich an der Hüfte zum Waschbecken.
Tränen tropften meine Wangen hinunter, ich biss mir auf die Unterlippe, während er vorsichtig Wasser über die blutigen Stellen fließen ließ. „Wo sind die Scherben hergekommen?“, fragte er ohne mich anzusehen.
„Ich...ich weiß es nicht.“
„Und wo sind sie jetzt?“
„Ich weiß es nicht.“
„Oh Lucia.“, murmelte er nahezu lautlos. Dann ließ er mich los und wandte sich dem Gemüse zu, das gerade anbrannte. Ich schloss die Augen. Ein Schluchzen entfuhr mir. Er glaubte mir nicht, wie sollte er auch? Es gab keine Beweise, alles was er sah waren die Spuren meiner eigenen Nägel auf meinen Armen. Mir wurde übel. All das, diese ganze Verzweiflung, die sich wie eine schwere Decke über mich legte, drehte mir den Magen um.
Ich erbrach mich in das Waschbecken. Helle Flecken tanzten vor meinen Augen, mir wurde schwindlig. Ungelenk drehte ich den Wasserhahn auf. Meine Finger gruben sich in die Arbeitsplatte.
Dann berührte Demetri mich. Und es war eines der sanftesten Dinge, die ich in meinem Leben je erlebt hatte. Ich hatte geblutet und Menschen zum Bluten gebracht, mein Gesicht zierte eine wütende Narbe. Wie oft war ich hingefallen, das Tanzen hatte mir stets schmerzende Füße beschert. Meine Augen weiteten sich, ich stockte. Wie ein Schmetterling, der auf meiner Haut landete, strichen seine Fingerknöchel über meinen Handrücken. Natürlich war er vorsichtig mit mir gewesen, zärtlich. Aber das hier war so unerwartet, so anders als alles, das ich kannte. Unwillkürlich blitzte ein Bild in meinen Gedanken auf. Meine Mutter, die mir das rabenschwarze Haar aus der Stirn schob.
Er zog die Hand wieder zurück. Seine goldenen Augen sahen besorgt zu mir hinunter.
„Was ist los, Lucia?“, fragte er leise. Ich wandte den Blick ab und schluckte. Zur Hölle, woher sollte ich das wissen? Mir war schlecht, ich hatte das Gefühl als würde etwas meine Kehle zusammenschnüren. Und mir war kalt, so unendlich kalt. Meine Knochen fühlten sich an, als wären sie gefroren und meine Haut schmerzte regelrecht. „Ich brauche nur...nur Ruhe.“, brachte ich schließlich hervor, zog eine Schublade auf und durchsuchte sie nach Schmerztabletten. Demetri sah still zu, wie ich zwei nahm und mit dem Handrücken die Tränen von meinen Wangen wischte.
„Du hast dich gerade vor meinen Augen übergeben, deine Arme sehen aus wie zerfetzt und du weinst. Willst du mir ernsthaft weißmachen, dass du nur Ruhe brauchst?“, sein Ton war ruhig, aber er war gereizt, das sah ich ihm an. „Ich werde dir diese Frage noch einmal stellen, Lucia. Lüg mich nicht an. Was ist los?“
Ich schluckte. Einen Moment lang stand ich kurz davor ihm zu sagen, dass ich Monique Poulin gesehen hatte, dass meine Gabe verschwunden war. Doch stattdessen schaute ich ihn einfach nur stumm an. Er stöhnte genervt auf und griff nach meinen Oberarmen, die Berührung war behutsam aber dennoch fest.
„Lass mich los.“, verlangte ich, als er mich gegen die Arbeitsplatte drückte.
„Rede mit mir.“, er sah mir tief in die Augen, fing meinen Blick auf. Ich spürte seinen Oberkörper an meinem, das gleichmäßige Heben und senken seines Brustkorbs. Sogar unsere Knie berührten sich. Er war verdammt warm. Etwas in mir wollte den Kopf an seine Schulter legen und ihn umarmen. Stattdessen stieß ich ihn von mir. Seine Reaktion darauf war es mich einfach erneut gegen den Marmor zu drücken.
„Lass das.“, murmelte ich seufzend. Es machte mich schwach ihn so nah an mir zu spüren. Demetri legte die Hände zu meinen Seiten auf den Küchentresen, schloss mich zwischen seinen Armen ein. Er senkte den Kopf, das dunkelblonde Haar fiel ihm in die Stirn. Unsere Gesichter waren nur millimeter voneinander entfernt, aber er küsste mich nicht. Ich konnte jede der feinen Narben auf seiner blassen Haut sehen, besonders die auf seiner Unterlippe.
Es war Damian’s laute Stimme, die ihn dazu brachte sich von mir zu lösen.
„Demetri, die Fernbedienung ist wieder kaputt! Ich werde diesen Idioten wirklich umbringen, warum nimmt er sie überhaupt in die Hand?!“
Der Vampir mit den hellbraunen Haaren stand in der Tür, er hatte die Arme verschränkt. Demetri wandte den Blick von mir ab und räusperte sich.
„Ich komme sofort.“
Nun breitete sich ein Grinsen auf Damian’s Lippen aus. „Warte- Habe ich euch gerade bei irgendetwas gestört, ich kann auch wieder-“
„Geh einfach, Damian.“, knurrte Demetri und rieb sich über das Gesicht. Ich stand immer noch da, unfähig mich zu rühren. Er verließ die Küche ohne einen letzten Blick auf mich zu werfen. Ein Stich durchfuhr mich. Er war frustriert, das war offensichtlich.
Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder halbwegs gefasst. Ich warf das angebrannte Gemüse weg und kochte stattdessen ein französisches Hühnchengericht. Ich war wütend; Zu der Kälte gesellte sich ein schlechtes Gewissen. Herrgott, ich liebte Demetri. Er war mein Ein und Alles, aber die Tatsache, dass er anscheinend erwartete alles zu wissen, erdrückte mich. Es fiel mir schwer ihm zu zeigen, was ich fühlte. Zornig wechselte ich das Wasser der Lilien, die Demetri mir vor einigen Tagen geschenkt hatte. Als ich zwei Teller auf den Tisch gestellt hatte, ging ich in das Wohnzimmer. Damian und Albert saßen auf dem Sofa, Damian hatte seine Füße auf den Schoß des Rothaarigen gelegt. Demetri war nicht im Raum.
„Er ist rausgegangen.“, sagte Albert ohne den Blick vom Fernseher zu lösen. Mein Atem stockte. Demetri war wütend. Vielleicht sogar enttäuscht. Ohne ein Wort zu sagen, ging aus dem Raum, die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Mein Handy lag auf dem Nachttisch, ich hatte es ans Ladekabel angeschlossen. Er nahm nicht ab.
Ich fluchte in mich hinein, wohlwissend, dass ich ihm nicht folgen konnte. Ich konnte nicht autofahren, wie sollte ich zu seinem Büro kommen?
Den Rest des Tages und die Nacht verbrachte ich auf dem Sofa. Er kam nicht und antwortete auch auf keinen meiner unzähligen Anrufe.
Auch am nächsten Morgen tauchte Demetri nicht auf. Inzwischen hatte ich ein schlechtes Gefühl, er hatte zwar Albert eine SMS geschrieben, aber es bereitete mir trotzdem Sorgen. Ich zog mich an; eine schlichte cremefarbene Bluse und Jeans, und musste mich dann dazu herablassen Damian zu fragen, ob er mich zur Uni fuhr. Wenn Demetri zurückkam, würde er ziemlichen Ärger bekommen.
Während der Autofahrt schrieb ich ihm eine SMS, allerdings war mir klar, dass er sowieso nicht antworten würde. Warum war er gegangen? Okay, wir hatten uns irgendwie- Nein, wir hatten uns nicht einmal gestritten. Außerdem lief Demetri nie vor Auseinandersetzungen davon, er blieb selten ruhig oder versuchte rational zu bleiben, stattdessen schrie und brüllte er. Das war mein Part; Ich war diejenige, die floh, wenn wir uns ankeiften, weil ich es hasste mich mit ihm zu streiten. Wahrscheinlich weil ich meistens verlor.
In der Uni versuchte ich so gut wie möglich mir nichts anmerken zu lassen. Die Pausen verliefen ruhig, Francis hatte anscheinend eine neue Freundin. Sie waren gerade dabei ihr Facebook-Profil zu analysieren, als Daniel mich fragte, ob wir unter uns reden konnten. Ich war –gelinde gesagt- überrascht. Daniel war schweigsam, er beteiligte sich noch seltener als ich an der Gesprächen der anderen. Generell waren wir uns ziemlich ähnlich. Trotzdem hatte ich immer das Gefühl gehabt, als könne er mich nicht leiden.
„Äh...na klar.“
Gemeinsam verließen wir die Mensa. Der junge Mann schien etwas nervös zu sein, er rieb sich den Nacken. Mir wurde unwillkürlich klar, wie wenig Ähnlichkeit Demetri mit irgendeinem meiner Mitstudenten hatte. Mein Mann zeigte in der Öffentlichkeit niemals, wenn er nervös oder gar unsicher war, nur mir vertraute er seine Verletzlichkeit an. Er musste sehr hart wirken, wenn man ihn nicht kannte. Ich versuchte Demetri aus meinen Gedanken zu vertreiben. Vergeblich.
„Ich wollte fragen, ob du heute Zeit hast, mit mir einen Kaffee zu trinken.“, brachte er schließlich heraus.
Ich zog die Brauen hoch. „Ich bin verheiratet, Daniel.“
Er verdrehte die Augen. „Und ich bin schwul, Lucia. Mach dir keine Sorgen, ich wollte nur mit dir reden.“
Ich zögerte. „Wir sind beide nicht sonderlich großzügig was den Umgang mit Worten betrifft. Worüber willst du reden?“
Inzwischen schien er nahezu verzweifelt zu sein. „Du...du bist verheiratet.“
„Gut festgestellt.“, ich hob meine Hand in die Höhe, an der mein Ehering funkelte.
„Mach dich nicht über mich lustig!“
Ich seufzte. „Sag mir einfach, was dir auf dem Herzen liegt, Dan.“
„Ich...ich habe einen Freund...“
Das hatte ich nicht gewusst, anscheinend behielt er vieles für sich. „...und irgendwie weiß ich gerade nicht weiter. Ich meine, wir wollen beide etwas Festes, aber-“, er unterbrach sich selbst.
„Du bist die Einzige von uns, die verheiratet ist, deswegen dachte ich mir, dass du dich mit so etwas besser auskennst.“
„So etwas?“
„Feste Beziehungen, Lucia!“
Einen Moment lang sagte ich gar nichts. Bei dem Gedanken daran jemanden Beziehungstipps zu geben, wand sich mein Inneres. „Ich glaube Rima oder Daisy könnten dir da behilflicher sein.“, murmelte ich und dachte daran, dass ich keine Ahnung hatte, wo mein Mann eigentlich war. Auf Beziehungstipps von jemandem wie mir sollte man wirklich nicht hören.
„Vielleicht.“, gab er zu. „Aber die beiden sind nicht so vertrauenswürdig wie du.“
Ich runzelte die Stirn. „Vertrauenswürdig?“, hakte ich nach.
„Ich möchte nicht, dass es jemand weiß und du kannst Geheimnisse behalten.“
„Woher willst du das wissen?“
Er lächelte mich an. Zum ersten mal wie mir auffiel. .„Wir sind uns ähnlicher als du denkst, Lucia.“
***
Ich hatte Damian geschrieben, dass er mich nicht abholen musste. Mein verschollener Mann hatte sich nicht bei mir gemeldet. Dieses Wissen minderte den Stich, der mich durchfuhr als ich in das Auto eines fremden Mannes stieg. Daniel fuhr einen kleinen, sehr gepflegten Smart.
„Also, was willst du? Kaffee? Ich zahle.“
Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Ich hasse Kaffee. Und das muss ich ablehnen, Daniel. Ich bezahle.“
Er runzelte die Stirn. „Ich bin derjenige, der dich eingeladen hat, also-“
Ich unterbrach ihn. „Du bist Student und ich weiß, dass du zwei Jobs hast. Lass mich zahlen.“
Er verschränkte die Arme, lehnte sich zurück. Das Café, das er ausgesucht hatte war mir nicht bekannt, aber die Kellnerin hatte ihn als Danny begrüßt.
„Und was bist du, Lucia?“, entgegnete er. „Du studierst genau wie ich.“
Ich seufzte. „Ich habe-“
„Geld?“
Verlegen senkte ich den Blick. Ich wollte nicht, dass er von mir dachte, ich wäre verwöhnt oder herablassend. Genau genommen hatte ich vor weniger als zwei Jahren nahezu nichts in meinem Besitz gehabt, von Geld ganz zu schweigen. Es war Demetri, der mich in teuere Mäntel und hübsche Kleider hüllte. All der edle Schmuck, den ich trug hatte er mir geschenkt. Sogar die Calvin Klein Socken, die ich anhatte, hatte ich von ihm. Wenn man all das entfernte, diese ganze Kleidung, den Lippenstift von Chanel und die Diamantohrringe, würde man das Mädchen sehen, das ich einmal gewesen war.
Tief in meinem Inneren würde ich immer irgendwo das arme Waisenkind sein, Lucia Moliére, die abgetragene Schuhe und geflickte Jeans trug. Demetri hatte mich zu einer Frau gemacht: Seiner Frau. Lucia Volturi besaß keine Kleidung, deren Kaufpreis zweistellig war. Lucia Volturi musste sich auch keine Sorgen um Geld machen. Manchmal hatte ich das Gefühl, als würde Demetri versuchen mich so zu reparieren, als würde er sich schuldig und unbeholfen fühlen. Ich sah es ihm an, das traurige Funkeln seiner Augen, wenn er mir hübsche Dinge schenkte. Sah ihm an, dass er darauf hoffte meinem schmerzendem Herzen so Linderung zu verschaffen.
Daniel riss mich aus meiner Nachdenklichkeit. „Von mir aus.“, murmelte er, sich sichtlich unwohl fühlend. Ich lächelte triumphierend. Er bestellte Kaffee, während ich mich an Kakao hielt und für uns beide Cupcakes bestellte.
„Worüber wolltest du reden?“, fragte ich schließlich und nippte an meiner Tasse. Er zögerte.
„Naja...Also, ich habe einen Freund. Und ich wollte- Ich will etwas Festes und er meint, dass wir uns noch Zeit lassen sollten. Wir sind jetzt sechs Monate...naja, irgendwie zusammen. Und seit vier sind wir offiziell ein Paar.“
Etwas überfordert sah ich ihn an, spielte mit meiner Kette herum. „Okay.“
„Ich wollte mit ihm zusammenziehen, aber er hat gesagt, dass ich noch nicht bereit dafür bin.“, Daniel klang wirklich aufgebracht. Ich hatte ihn noch nie so emotional erlebt. Normalerweise tippte er einfach still auf seinem Handy herum und beteiligte sich nicht an den Gesprächen der anderen. Inzwischen war ich davon überzeugt, dass er nicht Candy Crush spielte, so wie er es uns immer sagte, sondern seinem Freund Nachrichten schrieb.
„Vielleicht...“, begann ich. „Vielleicht denkt er du wärst noch nicht bereit, weil du es keinem deiner Freunde erzählst hast. Ich meine, ich wusste nichts davon, dass du einen Freund hast. Schlussendlich ist es deine Sache, aber ich und Demetri erwarten voneinander, dass wir...ich weiß nicht. Zueinander stehen?“
Er kaute auf seiner Unterlippe herum. „Mag schon sein, aber...ich habe ihn meinen Eltern vorgestellt und er, Keith, hat gesagt, seine Mutter würde „es nicht verstehen“, was auch immer das bedeuten soll.“, Daniel machte Anführungszeichen mit den Fingern. „Wie war es mit deinen Eltern, Lucia? Ich meine, du warst neunzehn, als ihr geheiratet habt und Demetri ist, naja...“
Ich lächelte. Es war ein bitteres Lächeln. „Nicht der Traum einer jeden Schwiegermutter?“, beendete ich seinen Satz. „Er war Soldat und er kann sehr hart wirken, das stimmt. Außerdem ist mein Mann besitzergreifend, auch wenn er versucht es zu unterdrücken. Ich würde sogar sagen, dass er traumatisiert ist von dem, was er gesehen hat.“
Das war keine Lüge: Ich glaubte wirklich, dass Demetri schwere Schäden von seiner Zeit bei den Volturi davon getragen hatte. Die Narben auf seinem schönen Körper waren nur ein kleiner Teil davon. Es war nicht nur die besitzergreifende Seite in ihm, die dazu tendierte mich wie einen Vogel im goldenen Käfig einzusperren, sondern auch die Tatsache, dass er ständig Angst hatte mir könne etwas zustoßen. Schließlich hatte er bereits so viel Elend gesehen, dass ein normaler Alltag fremd für ihn war.
Daniel war still. Ich redete nicht oft von meiner Familie und noch seltener sprach ich von unserer, Demetri’s und meiner, Vergangenheit. „Aber er ist unglaulich liebenswert und wenn man ihn näher kennenlernt, dann erkennt man, dass er sehr behutsam sein kann.“
Seine Augen weiteten sich. Es waren wohl weniger meine Worte, die ihn verwirrten, sondern eher der sanfte, nahezu zärtliche Tonfall, den meine Stimme angenommen hatte.
Ich räusperte mich. „Ich bin eine Waise, Daniel. Meine Eltern sind sehr lange, bevor ich Demetri kennengelernt habe gestorben. Zu seinen Eltern...“, ich zögerte, wusste nicht was ich ihm erzählen sollte. „Hatte ich nie viel Kontakt. Inzwischen sind sie beide verstorben.“, ich senkte den Blick. „Deswegen gab es niemanden, der uns damals eingeschränkt hat.“
„Ihr seid seit einem Jahr verheiratet, oder?“
„10 Monate. Aufjedenfall...bei Demetri und mir war es Glück, aber sei nicht voreilig, Daniel.“
„Was meinst du damit?“
„Warum glaubst du haben wir so schnell geheiratet?“
Er zuckte mit den Schultern. „Jugendliebe? Er hat dir einen romantischen Antrag unter dem Eiffelturm gemacht?“
Ich lachte und schüttelte den Kopf, dachte an seinen verzweifelten Antrag im Schlafzimmer der Cullens. „Es war eine unbedachte Handlung. Wir waren beide sehr...wir waren verletzt und unsicher. Deswegen, weil wir niemand anderen in unserem Leben hatten. Mich hat es nicht gestört, aber Demetri...Eine Zeit lang hatte er Zweifel. In unseren Flitterwochen sagte er mir, dass er sich schuldig fühlt. Ich war –bin sehr jung. Ich war neunzehn und er hatte das Gefühl, mir meine Jugend genommen zu haben.“
„Er ist nur sechs Jahre älter als du.“
Daniel hatte anscheinend kein Problem mit unserem Altersunterschied. Garima und Elaine hatten anders auf diesen Fakt reagiert.
„Im Grunde genommen will ich dir sagen, dass du vorsichtig sein sollst. Du und Keith, ihr solltet euch vielleicht besser kennenlernen. Mögllicherweise erwartet er von dir ein wenig mehr commitment*“, ich trank den letzten Schluck meines Kakaos aus und begann nun das Frosting meines Cupcakes abzulecken. Unwillkürlich erinnerte ich mich daran, wie Demetri einmal gesagt hätte, das wäre der süßeste Anblick seines Lebens gewesen. Ich seufzte in mich hinein. Er schien mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen.
„Okay, ja...das verstehe ich ja auch, aber das mit euch hat doch auch geklappt.“
„Das hat es. Es war reines Glück. Wir hätten aber auch zwei jahre warten, uns besser kennenlernen können. Wir waren nicht lange zusammen, bevor wir geheiratet haben. Um genau zu sein haben wir nach drei, vielleicht auch vier Monaten geheiratet.“
„Bereust du es?“
„Keine einzige Sekunde lang. Ich liebe-“ Einen Moment lang zögerte ich. „Ich liebe mein Leben, meine Familie und meinen Mann. Er hat mir all das ermöglicht; das Studieren, ein normales Leben. Er mag zwar denken, dass er mir meine Jugend nimmt, aber genau das gibt er mir. Ohne ihn würde ich keine Freunde haben, zu keiner von Elaine’s Parties gehen.“
Vielleicht wäre ich nicht einmal mehr am Leben, fügte ich still in Gedanken hinzu.
„Zusammgefasst willst du mir also sagen, dass ich es langsam angehen soll?“  "Naja, ich kenne Keith nicht, aber es klang so, als würde er sich wünschen ein Teil deines Lebens ausserhalb von ihm zu sein.“
„Er ist ein Teil meines Lebens!“
Ich zog eine Braue hoch. Daniel seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Okay, okay. Ich...werde ihn Daisy vorstellen.“
Daniel hing am Meisten mit Daisy zusammen, die zwar offen war, aber noch lange nicht so exzentrisch wie Elaine. Sie war auch nicht so emotional wie Rima, jedoch trotzdem mitfühlend. Nickend lächelte ich ihn an. „Das ist schon mal ein guter Anfang. Aber du musst auch von ihm erwarten, dass er zu dir steht. Sprich ihn einfach mal auf seine Mutter an.“
„Du hattest mir gesagt, dass du keine guten Ratschläge geben kannst, Miss Volturi.“, stellte er fest. „Und jetzt sitzt du hier und verhältst dich wie Plato.“
„Mrs. Volturi.“, verbesserte ich ihn. „Ich überrasche mich gerade selbst.“, lachte ich in mich hinein. Mein Handy, das ich neben meine Tasse gelegt hatte, vibrierte. Eine neue Nachricht. Enttäuscht seufzte ich auf, als ich sah, dass sie von Damian war.
Bitte komm nach Hause, Lu. Wenn Demetri kommt und du nicht da bist, wird er mich vermöbeln.
Er hatte einen schreienden Smiley ans Ende der SMS gesetzt. Ich runzelte die Stirn.
„Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragte Daniel mich, er schien geahnt zu haben, was in der Nachricht stand. Ich nickte. „Das wäre sehr nett.“
Ich navigierte ihm den Weg, er wusste nicht wo ich wohnte. Ansonsten verlief die Fahrt ziemlich still. Es war eine angenehme Stille. Niemand hatte etwas zu sagen und wir versuchten auch nicht sie mit unnötigen Worten zu füllen. Ich entschied, dass Daniel gute Gesellschaft darstellte.
Ich verabschiedete mich von ihm, und dankte ihm in Gedanken dafür, dass er versuchte sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen, als er vor dem dreistöckigen Haus parkte, an dessen Fassade sich weiße Rosen hinaufrankten. Ich hatte gemerkt, dass ich es mochte im Garten zu arbeiten und Demetri inspirierte mich immer wieder. Ihm zuzuhören, wie er davon sprach die Wände neu zu streichen oder das Esszimmer zu renovieren, machte mich glücklich. Inzwischen verstand ich, warum er so eine Leidenschaft für Architektur hatte. Dieses Haus war unser Rückzugsort. So schön es auch war zur Uni zu gehen, war es schlussendlich der Einzige Ort, an dem wir nicht verstecken mussten, was wir waren. Keine Lügen, keine Fassade.
Ich wollte gerade die Tür aufschliessen, als sie plötzlich aufgerissen wurde. Damian zog mich blitzschnell ins Haus. Er klopfte unsichtbaren Staub von meinen Schultern, öffnete den Zopf den ich trug und legte dann die Hände um mein Gesicht. Ich zog eine Braue hoch.
„Was zur Hölle machst du, Damian?!“
„Wenn Demetri merkt, dass du nicht sofort nach Hause gekommen bist, bin ich tot!“
Gereizt entwand ich mich seinen Händen. „Worüber redest du? Was hat er jetzt schon wieder gemacht?!“
Damian druckste herum, sah auf seine Zehenspitzen hinunter. „Er...hat gesagt, dass ich auf dich aufpassen soll, während er nicht da ist. Ich meine, ich habe ihm gesagt, dass April so was besser kann als ich, aber-“
„Was!?“
„Ich weiß, dämlich, dass er gerade mir sagt, dass ich Verantwortung übernehmen soll.“
„Oh Gott. Ich werde diesen Mann umbringen.“, fauchte ich.
„Bitte, Lucia! Bitte sag es ihm nicht.“, flehte Damian und griff nach meinen Händen. Sie waren wesentlich größer als meine, aber trotzdem war es ein merkwürdiges Gefühl, denn ich war nur Demetri’s gewohnt, die meine komplett umschließen konnten. Meine Augen weiteten sich.
„Er wird dir nichts tun, das ist dir klar, oder?“
Demetri mochte zwar hart wirken, aber er würde niemals einem Mitglied unserer Familie auch nur ein Haar krümmen.
Nun schien er verlegen zu sein. „Ich weiß. Nur...ich will ihn nicht enttäuschen. Er vertraut mir. Bitte, Luce.“
Damian wollte Demetri’s Anerkennung. Natürlich. So authoritär wie mein Mann war, fiel es den Menschen schwer ihm nicht gefallen zu wollen. Sie wollten die Aufgaben, die er ihnen gab ausführen und zwar perfekt. Er war unglaublich. Ob ihm überhaupt bewusst war, wie er auf andere wirken konnte? Ich seufzte. „Okay. Ich sage ihm nicht, dass ich noch woanders war. Aber ich werde ihn trotzdem erwürgen.“
„Danke, Lu.“
„Ich muss die Spülmaschine ausräumen.“
Er ließ mich wieder los, ich ging an ihm vorbei in die Küche. Während ich die Teller in den Schrank räumte, blieb mein Blick am Fenster hängen. Ich wartete darauf, dass der schwarze Audi vorfuhr. Wenn er heute nicht zurückkam, würde ich ausflippen. Es war schlimm genug gewesen, die Nacht ängstlich im Wohnzimmer zu verbringen, in eine Decke gehüllt. Sie hatte ihre langen, blutigen Finger nach mir ausgesetreckt. Irgendwann hatte ich mich unter der Wolldecke versteckt und Demetri innerlich verflucht. Noch so eine Nacht würde ich nicht überstehen. Als ich Kies knirschen hörte, konnte ich nicht anders: Ich trocknete meine Hände am Geschirrtuch und lief zur Tür, es klingelte gerade. Mit geöffnetem Mund öffnete ich die Tür, bereit ihn anzufahren. Jedoch verstummte ich, als mein Blick auf meinen Mann fiel. Er lehnte am Türrahmen, fast so als könne er sich nur schwer halten. Auf seinen Lippen lag ein schiefes Grinsen, das aber verdammt aufgesetzt aussah. Es war offensichtlich, dass er Schmerzen hatte. Sein Shirt war verdreckt und auf seinem rechtenWangenknochen war deutlich eine Schürfwunde zu sehen.
„Demetri?“, war alles was ich herausbrachte, sein Anblick entsetzte mich. Was zur Hölle war mit ihm passiert?!
„Ich bin gerade mal einen Tag weg und du erkennst mich nicht mehr?“, neckte er, stieß dann aber schmerzerfüllt die Luft aus.
„Wo warst du, was ist passiert?!“, mit diesen Worten griff ich nach seinem Arm und zog ihn sanft hinein. Er kam mir träge nach, fasste mich dann an der Hüfte und drehte mich zu sich um.
„Ich habe dich vermisst, Kleine.“, murmelte er, wollte über meine Wange streicheln. Ich packte vorsichtig sein Handgelenk. Die Knöchel waren blutig. Er lächelte mich nahezu verlegen an.
„Mit wem hast du dich geprügelt, Demetri?“, verlangte ich zu wissen. Er verdrehte die Augen und beugte sich vor um mich zu küssen, doch ich legte die Hände auf seine Brust, drückte ihn fort.
„Komm jetzt.“ Ich wollte ihn ins Badezimmer bringen und dort seine Wunden versorgen, besonders der Schnitt an seinem Kinn bereitete mir Sorgen. Anscheinend hatte jemand mir die Arbeit abgenommen und ihn gründlich für mich verprügelt.
„Hey, warte!“, er wirbelte mich wieder herum, als ich mich in Bewegung setzte. „Demetri, was-“, er hatte mich an den Oberarmen gepackt, roch nun an meinem Hals. „Warum...“, er ging zu meinen Händen über, bis zu meinem Haar. „Riechst du nach Kaffee?“
Oh Scheisse. Ich hätte duschen sollen.
„Ich habe mir welchen gemacht.“, murmelte ich. Er zog eine Braue hoch.
„Du hasst Kaffee, Lucia. Sag mir die Wahrheit. Wo warst du?“
Nicht bereit mir die Blöße zu geben und mich für etwas komplett Belangloses schuldig zu fühlen, keifte ich ihn an. „Weißt du was, Demetri?! Ich muss dir nicht Rede und Antwort stehen, wenn du denkst, dass es Zeit ist vielleicht mal wieder nach Hause zu kommen, wo deine Frau auf dich wartet. Ich bin deine Frau, nicht irgendjemand, den du versetzen kannst. Du hast mich alleingelassen, einfach so. Warum? Du bist ohne ein Wort gegangen, gottverdammt!“, ich schlug gegen seine Brust, achtete nicht mehr darauf, dass er verletzt war.
Er öffnete den Mund, doch ich unterbrach ihn. „Nein! Nein. Weißt du eigentlich, wie ich mich gefühlt habe? Ich hatte Angst. Vielleicht ist das, was ich sehe nicht wahr, vielleicht schon. Ob du mir glaubst oder nicht, es macht mir trotzdem Angst!“
„Lucia.“
„Was?!“
„Ich liebe dich.“
Stöhnend warf ich die Hände hoch. „Du kannst nicht einfach zurückkommen und denken, dass damit alles in Ordnung ist. Ich weiß, dass du mich liebst. Trotzdem ist es nicht okay. Und es ist auch nicht okay, dass du Damian als Babysitter auf mich ansetzt.“
„Ich weiß.“ Er zog etwas aus seiner Hosentasche, es war eine kleine schwarze Schachtel. Schmuck.
„Das meinst du doch nicht ernst, Demetri. Schmuck? Denkst du, ich wäre dann-“
„Mach sie einfach auf.“
Augenverdrehend öffnete ich die samtene Schachtel. Als ich das Innere sah, musste ich schlucken.
„Woher- Woher hast du die?“
Es waren Ohrringe, kleine Stecker. Ein blauer Edelstein, umrandet von kleinen glänzenden Diamanten. Sie waren nicht echt, das waren sie nie gewesen.
„Es ist nicht das Original, Lucia.“
„W-was? Aber die hier sind...“, ich sprach nicht weiter, meine Stimme brach. Es waren die Ohrringe meiner Mutter. Sie hatte sie stets getragen, auch in dieser einen Nacht. Ich hatte Demetri vor ein paar Wochen von ihnen erzählt, als ich von ihr geträumt hatte.
„April hat sie entworfen. Ich habe sie geschliffen und angefertigt. Ich hoffe sie gefallen dir.“
Mein Atem stockte, ich war nicht in der Lage etwas zu sagen.
Er runzelte besorgt die Stirn. Unsicherheit funkelte in seinen Augen. „War das zu viel? Sie machen dich traurig, nicht wahr? Das war eine dumme Idee.“, frustriert fuhr er sich durch die Haare. Ich schüttelte den Kopf, immer noch ganz erdrückt von all den Gefühlen, die mich durchfuhren.
„Nein. Sie sind perfekt. Danke, Demetri.“, wisperte ich. Er lächelte.
„Ich dachte mir, dass du gerne etwas haben würdest, das dich an sie erinnert.“
Er hatte Recht gehabt. Manchmal lag ich nachts wach und vermisste die alte, kratzige Wolldecke, die mir geblieben war. Ich hatte sie in der Balletschule zurückgelassen. In diesen Nächten war die Seidendecke so schwer wie Blei und ich fand keinen Schlaf, das Herz in meiner Brust brannte vor Sehnsucht. Ich hatte nichts Festes, an das ich mich klammern konnte. Das war der Einzige Schmerz, den Demetri nicht lindern konnte. Seine Umarmungen und Küsse verschlossen die Wunden, die er aufgerissen hatte, nicht. Es gab zwei Dinge, über die ich niemals hinwegkommen würde: Meine Familie und Maxima.
Ich nickte wortlos und biss mir auf die Unterlippe. „Du bist unglaublich. Eigentlich wollte ich wütend auf dich sein.“ Er grinste mich an. Ich verdrehte die Augen und stellte mich auf die Zehenspitzen, hauchte einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen. „Wiege dich nicht in Sicherheit, mein Lieber. Später werden wir noch über die ganze Sache reden. Jetzt duschst du erstmal.“, ich zupfte an einer Strähne, die ihm in die Stirn fiel. Seine Haare waren verdreckt und voller Blätter. Er schleppte sich, meine Hand haltend, die Treppe hoch.
Im Badezimmer angekommen schälte ich ihn aus seinem schwarzen Shirt. Er stöhnte schmerzerfüllt auf. Mit geweiteten Augen strich ich über seine Seite. Die Haut über seinen Rippen war bläulich verfärbt. „Du solltest mal die Anderen sehen.“, bemerkte er, trotz seines verschmitzten Gesichtsaudrucks klang seine tiefe Stimme gepresst. Kopfschüttelnd fummelte ich an seinem Gürtel rum, half ihm aus der Hose und schob ihn schließlich in die Dusche. Ich wollte mich gerade umdrehen und seine Sachen in den Wäschekorb werfen, als er mich packte und zu sich unter den Wasserstrahl zog. Ich schrie auf, doch er ließ mich nicht los.
„Was machst du, Demetri?“, rief ich, inzwischen war ich klatschnass. Er hatte mich mitsamt meiner Klamotten unter die Dusche gezerrt, der Mann war wohl nicht mehr ganz bei Verstand. Er sah zu mir hinunter, sein Gesichtsausdruck unergründlich. „Ich habe dich vermisst.“, murmelte er schließlich. Ich blinzelte zu ihm auf und begann seufzend die Bluse aufzuknöpfen.
„Du verhältst dich merkwürdig.“, wisperte ich, meine Hände zitterten. Er ergriff und hielt sie an seine Brust, als ich alle Knöpfe geöffnet hatte. „Ich hatte Angst um dich.“, antwortete er leise.
„Warum bist du dann gegangen?“ Ich verstand ihn nicht. Er schien sehr ruhelos zu sein, seine hübschen Augen schienen nach etwas in meinem Gesicht zu suchen, sie flackerten schnell hin und her.
„Genau deswegen bin ich gegangen, Lucia.“
„Ich weiß nicht was das bedeuten soll.“, mit diesen Worten begann ich meine Hose auszuziehen. Ich warf sie in die Ecke der riesigen Dusche, vermied es Demetri anzusehen. Inzwischen war ich mir sicher, dass er mich hier reingezogen hatte, damit ich mich entkleiden musste. In der letzten Zeit drückte ich mich davor, mich vor ihm umzuziehen, ganz zu schweigen davon nackt zu sein. Ich seufzte frustriert auf.
„Dich zu beschützen ist meine Aufgabe. Ich war in Wexford. Ein Zirkel, den ich aus früheren Zeiten kenne, hält sich dort auf. Ich dachte, ihre Anführerin hätte vielleicht ihre Gabe auf dich angewandt. Sie haben nicht sehr gut auf meine Vorwürfe reagiert.“, er hielt seine geschundene Hand hoch. „Oh, Demetri.“, wisperte ich entsetzt. Dieser Mann war unglaublich. Er zuckte mit den Schultern und griff um mich herum, öffnete meinen BH. Ich zuckte zusammen, woraufhin er nahezu herausfordernd eine Braue hob. Frustriert biss ich die Zähne zusammen. Der BH gesellte sich zu meiner Bluse. Unwohl schaute ich an mir hinunter. Knochen und Haut. „Lass uns nicht mehr über so etwas reden.“, murmelte er dann, legte den Arm um meine Taille und zog mich zu sich heran. Er versuchte dabei nicht schmerzerfüllt auszusehen, aber der angespannte Muskel an seinem Kiefer verriet ihn. Ich seufzte und hauchte einen Kuss auf seine Brust.
„Wir müssen darüber reden.“
Als er am Saum meines Slips zupfte, legte ich meine Hand auf seine. „Nein, Demetri.“
Er runzelte die Stirn. „Bist du wütend auf mich?“, er klang unsicher und sehr verkrampft. Das Zittern seiner Finger entging mir nicht.
„Ja. Aber daran liegt es nicht.“
Ich wollte es nicht einmal versuchen, denn ich ahnte bereits, dass Sex in meinem momentanen Zustand nicht funktionieren würde. Und vor Demetri wollte ich nicht versagen, mein Körper würde mich betrügen, egal wie sehr ich es mir wünschte ihn zu fühlen. Ich würde ihn nicht in mich aufnehmen können. Außerdem war ich so verdammt mager, es war nahezu widerlich. All das änderte nichts daran, dass ich es wirklich wollte, ihn wollte. Trotzdem schob ich ihn weg.
„Woran liegt es dann?“, hakte er nach, küsste meine Stirn. Ich schloss die Augen. „Ich weiß, dass es keine Lösung ist, aber...nur einmal, nur dieses eine Mal, Demetri. Zwinge mich nicht dazu auf diese Frage zu antworten. Lass es einfach, bitte.“, mein Ton war leise, flehend. Ich spürte, wie er über meine Wange streichelte.  "Okay, alles was du willst, Kleine.“, flüsterte er. Ich blinzelte und sah zu ihm auf. Es war überraschend, dass er es wirklich auf sich beruhen ließ. „Danke.“
Ich ließ ihn mir trotzdem meinen schwarzen Slip ausziehen. Nachdem wir beide eine Dusche genommen hatte, die sehr lang und voller Küsse war, verarztete ich seine Verletzungen so gut ich konnte. Schlussendlich waren beide Hände bandagiert und sein Gesicht zierten drei kleine, weiße Pflaster: Wange, Unterlippe und Kinn. Als ich fertig war, hob ich den Blick. Er sah mit schweren Lidern zu mir hinunter, ein träges Lächeln auf den Lippen. Sein hübsches Gesicht war nun sauber, die goldenen Augen funkelten mich liebevoll an.
„Sieh mich immer so an, Lucia. Auch in zehn, in hundert Jahren.“, bat er schließlich.
„Wie soll ich dich ansehen?“
„So verliebt, so glücklich.“, er hob die bandagierte Hand und streichelte über meine Wange, seine Finger fuhren zärtlich über die Narbe.
„Immer.“
Leidenschaftlich zog er mich an sich, vergrub das Gesicht an meinem Hals. “Ich könnte noch eintausend Jahre leben und würde niemals genug von dir bekommen.“, hauchte er. Ich spürte wie mir die Röte in die Wangen schoss. Demetri hatte die Fähigkeit mich wie ein kleines Schulmädchen fühlen zu lassen. „Mit dir an meiner Seite ist alles so schön, Lucia.“, er küsste mein Schlüsselbein. Ich lächelte in mich hinein. Dann jedoch verkrampften sich all meine Muskeln und Kälte durchschoss mich.
„Was ist los?“, er löste sich von mir, betrachtete mich besorgt. Ich schloss die Augen, als ich den Schatten hinter ihm sah. „Liebste?“
Ich seufzte auf und umschlang seine Mitte. „Lass uns-Lass uns etwas essen.“
Als es später Abend war und wir nebeneinander im Bett lagen, begann Demetri plötzlich mich zu küssen. Nicht, dass er das nicht oft tat, aber von einem Moment auf den anderen war er über mir und drückte mich in die Matratze. Seine Lippen lagen fest auf meinen, er leckte sanft über meine Unterlippe. Ich wollte die Hand erheben und durch sein Haar streichen, doch er griff nach meinem Handgelenk und presste es neben mir aufs Kissen.
„Sag mir wo...“, er unterbrach sich selbst, gab sich dem Kuss hin. Ich keuchte leise auf. „Du heute warst.“, seine Stimme war ein raues Murmeln, ich spürte sein Herz in seinem Brustkorb schlagen. „Wieso sollte ich?“, mit diesen Worten entwand ich mich seinem Griff, schlang den Arm um seine Schultern und zog ihn wieder zu mir hinunter. Seine Lippen waren so verdammt weich.
„Weil du mir gehörst.“, knurrte er und biss leicht in meinen Mundwinkel. „Und weil ich dir gehöre...“, er begann wieder mich zu küssen, ging zu meinem Hals über. Ich konnte ein Stöhnen nicht zurückhalten. „Werde ich mich entschuldigen.“ Ich drückte ihn etwas weg und sah überrascht zu ihm auf. Er seufzte und zog mich hoch, auf seinen Schoß. Ich ging regelrecht in seiner Umarmung unter, aber das war in Ordnung. Ich mochte es, denn es gab mir ein Gefühl von Sicherheit.
„Es tut mir leid, dass ich dich alleingelassen habe. Es tut mir leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe und, dass ich Damian auf dich angesetzt habe.“, sagte er schließlich. „Und jetzt sag mir woher der Kaffeegeruch kam.“ Ich starrte auf seine Brust, die von grauem Stoff bedeckt war. Trotzdem zeichneten sich seine festen Muskeln darunter ab. „Daniel hat mich gefragt, ob ich mit ihm einen Kaffee trinke.“
Einen Moment lang war es still. Ich traute mich nicht zu ihm aufzusehen. Nach einiger Zeit legte er einen Finger unter mein Kinn und brachte mich so dazu ihn anzuschauen. „Obwohl ich weiß, dass es dämlich ist, bin ich gerade sehr, sehr eifersüchtig.“, seine Stimme war klar und hart. Ich spürte, wie mein Herzschlag sich erhöhte. Seine Lippen berührten meine. Es war kein Kuss, nur ein flüchtiges Streifen. Er drückte mich enger an sich, ich spürte seine Hände unter mein rosafarbenes Nachthemd wandern, der Stoff raffte sich an meinem Oberschenkel. Er hatte nun einen guten Blick auf mein Seidenhöschen. „Was machst du, Demetri?“, hauchte ich. „Ich will dich, Lucia. Ich will dich so sehr.“, er küsste mein Schlüsselbein. „Nein, verdammte Scheiße, das war falsch ausgedrückt. Ich brauche dich.“
Okay. Ein fluchender Demetri, war ein Demetri, der es wirklich ernst meinte. Er war offensichtlich ziemlich frustriert. Ich konnte es ihm nicht verübeln, auch ich verlangte nach seinen Berührungen. Aber ich hatte Angst. Wenn wir auf diese Art intim waren, ließ ich mich komplett fallen, ich dachte an nichts mehr, ausser an das was wir in diesem Moment taten. Und zur Zeit brauchte ich die Kontrolle, es fiel mir ohnehin schwer mich selbst irgendwie vom Auseinanderfallen abzuhalten. Meine angespannten Muskeln und die zusammengebissenen Zähne sorgten dafür, dass ich die Schatten von mir fernhielt.
Ich seufzte auf und rutschte von seinem Schoß, legte mich wieder hin. Dabei presste ich die Arme fest an meinen Oberkörper, fast so als wolle ich mich vor ihm schützen. Die Wahrheit war, dass ich mich selbst daran hindern wollte, ihm in die Arme zu fallen. Er stöhnte nahezu schmerzerfüllt und erhob sich, um das Licht auszuschalten. In dieser Nacht berührte er mich nicht, scheinbar war er sich nicht sicher, ob ich das wollte oder nicht, also blieben seine Hände fern von mir. Es war schrecklich. Ich entschied mich, mir am nächsten Tag eine Lösung für das Ganze zu überlegen. So konnte es auf keinen Fall weitergehen.
***
Die Lösung hatte die Form einer kleinen, viereckigen Zigarretenschachtel. Ich fragte mich immer noch wie mir das helfen sollte, aber die kleine Unterhaltung mit Jeremiah, der sie mir gegeben hatte, war das einzige, an das ich mich klammern konnte. Ich hätte genauso gut Elaine oder Francis fragen können, die beide rauchten, aber ich wollte alle Möglichkeiten ausschließen, die darin resultieren könnten, dass Demetri es herausfand. Er würde es hassen, regelrecht ausflippen, aber ich war verzweifelt. Jeremiah wollte mir zuerst Mariuhana geben, jedoch hatte er gesagt, ich solle es erstmal mit Zigaretten ausprobieren. Ich würde wahrscheinlich alles tun, solange es nur funktionierte. Eine wirkliche Wirkung verspürte ich nicht, als ich mich in unserem Bad hinsetzte und eine von ihnen rauchte, bevor ich den Raum mit Parfüm einsprühte und eine Dusche nahm. Ich föhnte meine Haare, überschminkte die dunklen Schatten unter meinen Augen und zog mich an. Das heißt, ich suchte die dunkelgrüne Unterwäsche heraus, die Demetri am liebsten an mir sah und warf einen schwarzen Morgenmantel aus Spitze über. Ich entschloss, dass heute ein guter Tag sein würde. Ich ihn heute glücklich machen würde. Schließlich hatten wir das Haus ganz für uns; Damian und Albert hatten für heute Konzertkarten in Dublin und würden die Nacht in einem Hotel verbringen, während April bereits seit gestern einen Jagdausflug machte, den Demetri nicht besonders guthieß. Ihm gefiel nicht, dass sie komplett auf sich allein gestellt in den Wäldern umherstreifte. Wo Hatch war, wusste niemand, er verschwand oft tagelang und kam irgendwann zurück. Wenn man ihn fragte, wo er gewesen war, antwortete er meistens nur mit einem verstimmten Knurren. Demetri würde erst in zwei Stunden von der Arbeit kommen, bis dahin vertrieb ich mir die Zeit damit ein wenig zu lesen.
Irgendwann hörte ich ihn meinen Namen rufen, er kam gerade die Treppe hoch. Ich rappelte mich auf und ging auf die Zimmertür zu, die gerade geöffnet wurde. Demetri trug ein weißes Hemd und eine Krawatte, die ich ihm am Morgen gebunden hatte. Als er mich erblickte, weiteten sich seine goldenen Augen. Unsicher sah ich zu Boden und tat einen letzten Schritt auf ihn zu. „Ich dachte wir könnten...“, begann ich leise, brach jedoch mitten im Satz ab. Er seufzte und hob mein Kinn an, zwang mich behutsam dazu ihn anzusehen.
„Du weißt, dass wir nichts machen müssen, das du nicht willst, oder?“, fragte er mit gerunzelter Stirn. Ich blinzelte ihn an. Nachdem ich ihn gestern abgelehnt hatte, schien er sehr vorsichtig zu sein.
„Ich weiß.“, murmelte ich. „Aber ich will es.“
Das tat ich; Ich wollte ihn wirklich. Nun breitete sich ein Lächeln auf seinen geschwungenen Lippen aus, er senkte den Kopf und küsste meine Wange. Sein Mund wandtere weiter, über meinen Hals. Ich spürte wie er die Schleife des Morgenmantels öffnete und der dünne Stoff schließlich zu Boden fiel. Dann lagen seine Lippen auf meiner blassen Schulter, während er mich näher an sich zog. „Ich liebe dich.“, murmelte er . „Ich liebe...ich liebe dich.“, mit diesen Worten hob er mich hoch. Schweratmend schlang ich die Beine um seine Mitte, begann ihn zu küssen. Nahezu verzweifelt, mit allem was ich hatte, allem was ich war. „Oh, Lucia.“, hauchte er erregt. Ich spürte seine Erregung an meinem Oberschenkel. „Lass mich dir gute Gefühle bereiten.“, murmelte er schließlich an meinem Ohr, biss in mein Ohrläppchen und legte mich dann auf dem Bett ab. Einen Moment lang regte er sich nicht. Stand nur am Fußende des riesigen Bettes und betrachtete mich, wie ich auf den weißen Laken lag, mein fragiler Körper nur in grüne Spitze gehüllt. Sein Blick blieb an der Narbe an meiner Seite hängen, ein nahezu identisches Abbild von ihr zierte auch seinen Körper, an genau der gleichen Stelle. Ich richtete mich auf, zog ihn etwas zu mir, bis er auf dem Bett kniete. Langsam öffnete ich seine Krawatte, sah ihm dabei fest in die Augen. Er schüttelte den Kopf. „Nein.“, er drückte mich wieder zurück, dann war er über mir und eroberte meine Lippen. Seine Hände wanderten über meine blasse Haut, während er meine Beine mit seinem Knie auseinanderdrückte...
Erschöpft keuchend rollte er sich von mir hinunter, ich lag mit geschlossenen Augen in der Mitte des Bettes, meine Beine zitterten und ich hatte das Gefühl als würde alles sich drehen. Sein Geruch umhüllte mich. „Lucia?“, fragte Demetri leise und strich über meinen Arm, seine Stimme war noch rauer als sonst. „Hm?“, machte ich. „Sieh mich an.“
„Wenn ich die Augen aufmache, fange ich an zu weinen und wenn ich anfange zu weinen, fühlst du dich schlecht.“, murmelte ich. Er seufzte in mein Ohr und hauchte einen Kuss auf meine nackte Schulter. „Warum musst du weinen? Früher hast du das nie gemacht.“, er klang nahezu schmerzerfüllt. Ich wusste, dass es ihm Unbehagen bereitete, wenn Tränen flossen, nachdem wir intim waren, aber ich konnte selbst nicht erklären warum. Es waren nicht einmal Tränen der Trauer: Danach fühlte ich mich einfach so überwältigt von ihm, von unserer Liebe und der post-orgasmischen Ekstase, dass ich nicht anders konnte. „Es ist einfach nur-“, begann ich, doch Demetri unterbrach mich.
„Jetzt sag mir nicht, dass es daran liegt, dass du mich so sehr liebst.“, stellte er klar und zog mich in seine Arme. Ich biss mir auf die Unterlippe. Er seufzte erneut. „Sieh mich an. Es ist in Ordnung. Ich ertrage es.“ Zögernd öffnete ich die Augen, blinzelte ihn an. Warme Tränen liefen über meine Wangen, er verzog das Gesicht. „Beachte das nicht.“, murmelte ich und lächelte. Er zog eine Braue hoch und küsste mich. „Wie soll ich ignorieren, dass meine süße, wunderschöne, kleine Frau weint?“, grummelte er schließlich.
„Es sind Freudentränen, Demetri.“
Er seufzte erneut auf. „Ich war noch nie mit einer Frau zusammen, die nach dem Sex vor Freude geweint hat.“
„Wahrscheinlich weil die Frauen mit denen du zusammen warst, nicht in der Lage waren zu weinen.“
„Kann sein.“
„Falls es dich beruhigt: Ich war auch noch nie mit jemandem zusammen, der nach dem Sex geweint hat.“, stichelte ich. Er lachte in sich hinein und küsste meine Stirn, wischte die langsam versiegenden Tränen von meinen Wangen.
„Hast du dich je gefragt wie es mit jemand anderem sein würde?“
Meine Augen weiteten sich. Ich legte die Hand auf seine bloße Brust und sah zu ihm auf. Das dunkelblonde Haar fiel ihm wirr und verwegen in die Stirn, sein Gesicht zierten immer noch drei Pflaster und sein Kinn war unrasiert. Er sah so hübsch aus. Ich schluckte.
„Wenn ich ja sagen würde, was würdest du dann machen?“
Einen Moment lang war er still. „Ich könnte nichts daran ändern, egal wie eifersüchtig ich wäre. Es ist nur...ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der erste bin, der dich so anfässt und irgendwie...obwohl alles in mir so zufrieden, so stolz darauf ist, weiß ich, dass es irgendwie auch falsch ist.“
„Nichts hier dran ist falsch, Demetri.“, mit diesen Worten nahm ich seine große Hand und legte sie an meine linke Brust. „Ich wollte nie einen anderen oder eine andere. Nur dich, immer nur dich.“ Ich küsste seine Wange, seine Lippen. „Ich denke, das einzig Richtige in meinem Leben bist du. Alles andere ist falsch, alles andere ist gelogen.“
Er runzelte die Stirn. „Das stimmt nicht, du bist-“
Ich unterbrach ihn. „Ich bin kein guter Mensch. Das weißt du. Aber wir sind ein gutes Paar und das muss reichen.“
Er seufzte. „Es reicht.“
„Gut. Und jetzt werde ich duschen, weil ich nämlich ziemlich klebrig bin.“, ich deutete auf meine Schenkel. Sein Erguss lief aus mir, über meine Wade. „Willst du mitkommen?“, fragte ich und schwang die Beine aus dem Bett. Sie fühlten sich immer noch an wie aus Butter, aber ich schaffte es aufzustehen. „Wie könnte ich da nein sagen?“, er grinste schelmisch, sein Blick lag ganz offensichtlich auf meinem Hintern. Augenverdrehend ging ich in das angrenzende Bad, betrachtete mich im Spiegel. Er hatte Farbe in meine Wangen gebracht und mein Haar zu einem Chaos gemacht. Seufzend griff ich nach einer Bürste und versuchte ein paar Knoten zu entwirren. Egal wieviel Conditioner ich benutzen würde, das hier musste Demetri in Ordnung bringen. Ich lächelte mein Spiegelbild an. Keine Monique, keine Schatten, die nach mir griffen. Bisher lief alles gut, nahezu perfekt. „Dein Handy klingelt!“, rief Demetri nach ein paar Minuten, ich hörte den Ton durch die Tür.
"Nimm ab!“
Demetri schien das Handy aus meiner Manteltasche herauszufischen, gedankenverloren stieg ich in die Dusche, wusch meine Haare und bekam gar nicht mehr mit, dass mein Mann mir keine Gesellschaft leistete, wie er es gesagt hatte. Schließlich trocknete ich meine Haare mit einem Handtuch, zog mir Schlafanzugshorts und das passende Top aus Seide an, bevor ich die Treppe hinunterging. Er war im Wohnzimmer, hatte mir den Rücken zugedreht. Offensichtlich hatte er sich angezogen, er trug eine Jeans und einen dunkelgrauen Pullover. „Alles in Ordnung, Liebling?“, fragte ich und setzte mich auf das Sofa. Ich war schrecklich entspannt, meine Muskeln waren gelockert. Er hatte sein Wort gehalten, als er mir gesagt hatte, dass er mir gute Gefühle bereiten würde. Demetri drehte sich zu mir um.
Seine Züge waren ausdruckslos, aber seinen Augen konnte ich entnehmen, dass er enttäuscht war. Und wütend. Sehr wütend. „Was ist das?“, mit diesen Worten warf er etwas vor mich auf den Tisch. Zuerst war ich verwirrt, dann weiteten sich meine Augen, als ich erkannte, was es war. Demetri hatte die Zigarettenschachtel entdeckt. Ich hätte mich ohrfeigen können. Wer war schon so dumm und ließ etwas, das auf keinen Fall entdeckt werden durfte einfach in seiner Jackentasche? Er musste auf sie gestoßen sein, als er mein Handy aus meinem Mantel nehmen wollte. Stumm starrte ich die Schachtel an.
„Rede.“
Unsicher verschränkte ich die Hände, mein Gehirn suchte nach einer Lösung um irgendwie aus dem Ganzen herauszukommen.
„Ich sagte REDE, Lucia!“, brüllte er mich schließlich an. Ich zuckte ängstlich zusammen. „Oh, nein!“, knurrte er und trat einen Schritt auf mich zu. „Du wirst jetzt keine Angst vor mir haben. Jetzt nicht und auch nicht zu einem anderen Zeitpunkt!“
Seine Worte weckten den Trotz in mir, ich richtete mich etwas auf. „Ach ja?“, zischte ich. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Wir sind beide erwachsen, Lucia. Und du wirst mir sofort wie eine Erwachsene erklären warum ich verdammte Zigaretten in deiner Jackentasche gefunden habe!“
„Ich muss keine Rechenschaft vor dir ablegen!“, verteidigte ich mich. „Oh doch! Das musst du, Lucia. Sag mir warum! Was zur Hölle ist los mit dir?!“, er warf eine Vase gegen die Wand. Mit verengten Augen erhob ich mich. „Woher soll ich das wissen, huh?!“, schrie ich und vergrub die Hände in meinen Haaren. „Glaubst du-“, ein Schluchzen entfuhr mir. „Glaubst du ich würde es dir nicht sagen, wenn ich es wüsste?!“
Er knurrte, laut und frustriert. „Das hier ist keine Lösung!“, mit diesen Worten schmiss er auch die Zigarettenschachtel in eine Ecke. „Ich habe keine geraucht!“, versuchte ich es und verschränkte nun die Arme.
„Lüg mich nicht an!“, brüllte er, trat gegen den Tisch. Erneut zuckte ich zusammen. „Es fehlt eine!“, er deutete auf die am Boden liegende Schachtel. „Ich bin nicht dämlich, Lucia.“, schweratmend kam er auf mich zu, ich trat einen Schritt zurück. „Fass mich nicht an, Demetri.“, warnte ich ihn. „Was willst du tun, huh? Mich wegstoßen, weglaufen?“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ich sagte nichts, starrte einfach zu ihm hoch und fühlte mich plötzlich schrecklich nackt. Entblöst und schutzlos, obwohl ich Kleidung trug. Obwohl mein Blut begann zu kochen, wollte ich mich nicht mit ihm streiten, das tat ich nie. Stets versuchte ich irgendwie aus der Situation herauszukommen und manchmal gelang es mir sogar, doch ich hatte das Gefühl als würde er es diesmal nicht zulassen. Er war nicht nur wütend: Demetri war besorgt, enttäuscht und ängstlich.
Knurrend griff er nach meinem Arm. Ich versuchte ihn abzuschütteln und dabei nicht allzu nervös zu wirken. „Lass los. Lass bitte los.“, wisperte ich verzweifelt, mein Kopf begann zu surren. Nach einem Moment löste er seine Hand von mir. Hastig wandte ich mich ab und wollte den Raum verlassen. Ich wollte so weit von ihm weg wie möglich. Und das wusste er genauso wie ich.
„Wo willst du hin?“, zischte er. Er folgte mir auf den Fuß, ich spürte seine frustrierte Hitze hinter mir. „Hoch.“, war alles was ich herausbrachte, meine Kehle war plötzlich ganz trocken. „Bleib stehen!“, befahl er, als wir auf der Mitte der Treppe standen und zog an meinem Arm. Er zwang mich mit eisernen Fingern zum Umdrehen. „Du tust mir weh, Demetri.“, schluchzte ich. Es war still. Ich nutzte diesen Augenblick dazu ins Schlafzimmer zu fliehen und schlug die Tür zu, die sofort wieder geöffnet wurde.
Er brüllte mich an. Natürlich tat er das. „Hör auf!“, schrie ich irgendwann. „Hör auf!“
„Warum sollte ich?! Du lügst mich an, du läufst weg und du rauchst! Gottverdammt nochmal, wie lange geht das schon?! Was verschweigst du mir, Lucia?“
Ich wollte zusammenbrechen, weinen und mich ihm, um Vergebung flehend, an den Hals wefen, so armselig das auch klang. Stattdessen kreischte ich. „Es war nur eine einzige Zigarette! Nur eine, nur eine!“
„Das macht es nicht besser!“
„Du hast kein Recht mit mir zu reden, als wäre ich ein Kind!“
Er verschränkte die Arme und funkelte mich an. Mir war bewusst, dass er mehrere Meter Abstand zu mir hielt. Egal wie sauer er war, er hasste noch mehr, wenn ich mich fürchtete. Vor ihm fürchtete. „Dann verhalte dich nicht so! Rede mit mir, du bist meine verfluchte Frau. Vertraust du mir nicht? Sind wir so ein Paar geworden, Lügen und Verheimlichen? Du hast gesagt, wir wären ein gutes Paar, Lucia!“
„Wie hättest du reagiert, wenn ich es dir erzählt hätte? Du verstehst mich nicht, Demetri, das tust du nie!“
Mein Vorwurf traf ihn hart. Er verengte die Augen. Die nächsten Worte kamen kühl und ruhig aus seinem Mund.
„Du zeigst mir nie was du fühlst, Lucia. Lässt dich nur von mir ficken wie eine der Frauen von Stepford, wenn ich nach Hause komme und tust so als wäre alles in Ordnung. Wenn ich dich nehme stöhnst du, aber sonst bist du wie ein Eisblock. Ich habe einen verdammten Eisblock geheiratet, küsse einen Eisblock, umarme einen Eisblock, vögele einen Eisblock. Natürlich kann ich dich nicht verstehen, du gibst mir nicht die Möglichkeit dazu.“
Ich keuchte auf. Er hatte noch nie so mit mir gesprochen. So abwertend, nahezu verächtlich. Tränen schossen mir in die Augen, Gefühle, die ich in meinem Leben noch niemals gefühlt hatte, überwältigten mich. Ich fühlte mich beschämt und bloßgestellt. Wie konnte er es wagen? Ich hatte ihm alles gegeben, ihm so viel offenbart wie ich nur konnte und er nutzte es aus, nutzte aus, dass ich nur für ihn so fühlte. Mit diesen paar Worten hatte er mein Herz zerrissen. Es wäre mir lieber gewesen, wenn er mir körperlich wehgetan, mich geschlagen hätte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendetwas mehr schmerzen würde, als das hier. In meinem Kopf begann es zu drücken, zu hämmern und zu brennen. Alles fühlte sich so surreal an, die Linien zwischen Wirklichkeit und Traum schienen zu verschwimmen. Ein leises Schluchzen entfuhr mir. Ich senkte den Blick, brachte es nicht über mich ihn anzusehen. Hätte ich es getan, würde ich seine geweiteten Augen und den vor Entsetzen geöffneten Mund sehen. Ich trottete an ihm vorbei zum Kleiderschrank, griff nach einer Jeans und einem Pullover. Ich versuchte zu vergessen wie Demetri sie heute Morgen gefaltet und in den Schrank gelegt hatte. Heiße Tränen strömten über meine kalten Wangen.
Er hatte Recht. Ich war kalt. Und ich litt selbst darunter, ich erfror von innen heraus. „Lucia, ich-“, brachte er hervor, seine zuvor eisige Stimme weich und behutsam. „Es tut mir leid, ich meinte es nicht so. Bitte...“
Ich schüttelte den Kopf und schlang die Arme um meinen Oberkörper. „Ich gehe jetzt.“, flüsterte ich. „Nein!“, rief er. Ich zuckte zusammen. Er wiederholte das Wort, sanfter diesmal. „Du kannst nicht gehen. Bitte, geh nicht. Ich wollte nicht-“, er unterbrach sich selbst, als ich mein Handy vom Nachttisch nahm. „Was ich gesagt habe war nicht so gemeint!“, versuchte er sich zu verteidigen. Es hatte sich aber verdammt ehrlich angehört. Kopfschüttelnd ging ich auf die Tür zu. Er stellte sich mir in den Weg. „Bitte, Lucia! Verlass mich nicht.“, flehte er mich nahezu verzweifelt an. Ich schob mich an ihm vorbei, die Treppe hinunter. Mein Mann folgte mir. Ich musste raus, raus aus diesem Haus. Weg von ihm. Meine Beine zitterten und ich spürte wie meine Finger langsam taub wurden. „Du kannst nicht gehen!“, schrie er, als meine Hand die Klinke berührte. „Du darfst mich nicht verlassen. Oh Gott, bitte. Geh nicht, lass mich nicht zurück. Bitte Lucia, Liebling.“
„Ich werde jetzt gehen. Wenn du mir folgst, siehst du mich nie wieder.“
Ob ich die Wahrheit sagte oder nicht, wusste ich selbst nicht. Im Moment konnte ich nicht klar denken, alles war ein Wirbel aus Gefühlen und Kälte. Ich wusste nur, dass ich es nicht länger in seiner Nähe aushielt. Nachdem ich einen letzten, flüchtigen Blick auf ihn geworfen hatte, trat ich aus der Tür. Es nieselte draußen, die Straßenlaternen waren bereits an.
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liebenswortig · 4 years
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29. RATLOS
DEMETRI VOLTURI POV
Es war ein merkwürdiges Gefühl gewesen vor Lucia zu weinen. Ich hatte es nicht mehr zurückhalten können. Das Fieber hatte dafür gesorgt, dass ich vor mich hinträumte. Ich erinnerte mich nicht daran, jemals krank gewesen zu sein. Zumindest nicht mehr Das war auch eine sonderbare Erfahrung gewesen. All die Erinnerungen, die ich jahrelang unterdrückt hatte, waren mit einem Schlag hochgekommen. Manchmal träumte ich schlecht, die Gesichter der Vampire, die ich getötet hatte, schienen mich zu verfolgen, doch diese Albträume konnte ich gut hinter mir lassen. Körperliche Erschöpfung sorgte anscheinend dafür, dass meine Psyche nicht mehr standhalten konnte. Lucia akzeptierte das. Ich hatte mich behütet bei ihr gefühlt, nahezu klein. Es war egal wie winzig sie war, egal dass sie auf ihren Zehenspitzen stehen musste, um mich zu umarmen. Lucia hatte mich voll und ganz mit ihrer Seele umschlossen. Ihre Wärme war wie Balsam für meine Wunden. Sie küsste mich, sang mich in den Schlaf, während ich den Kopf in ihren Schoß gelegt hatte und leise weinte. Danach war es anders zwischen uns. Wir hatten einen weiteren Schritt in unserer Beziehung getan, waren noch vertrauter, als wir es ohnehin schon waren. Sie hatte nun alles von mir gesehen, jede meiner Facetten war ihr bekannt. Meinen Zorn und die Wut, die mich nicht allzu selten überkam, kannte sie nur zu gut. Trauer allerdings war ihr noch fremd gewesen, von Tränen ganz zu schweigen. Ich wartete immer noch geduldig darauf, dass sie sich mir voll und ganz öffnete. Es fiel ihr schwer und das, was sie mir zeigte war für sie fast schon zu viel. Da war noch etwas, ich wusste nur nicht was. Etwas, das sie versuchte zu verstecken, fast so als hätte sie Angst davor, wie ich darauf reagieren würde.
Unser Leben ging weiter. Wochen vergingen. Das Wetter wurde immer schlechter, Dublin war nicht sonnig, es lag stets Niesel in der Luft. Der Herbst jedoch brachte Sturm und Regen mit sich. Und umso düsterer es draußen wurde, desto schlechter schien es Lucia zu gehen. Sie schlief nicht sonderlich viel in der letzten Zeit, die Müdigkeit stand ihr klar ins blasse Gesicht geschrieben. Ihr Schlaf war unruhig und mit Träumen geplagt, die sie belasteten. Wovon genau diese Träume handelten, erzählte sie mir natürlich nicht. Lucia redete selten über ihr Innenleben und wenn, dann musste man sie regelrecht dazu zwingen. Ich wollte sie nicht bedrängen, sie erschien mir so zerbrechlich in der letzten Zeit, aber nach ein paar vorsichtigen Fragen hatte sie schließlich herausgebracht, dass die Albträume kalt waren und sie das Gefühl hatte, als würde die Kälte sie auch im wachen Zustand verfolgen. Das Ganze bedrückte mich. Ich versuchte irgendeine Verbindung zwischen ihrem Unwohlsein und der Anwesenheit des neuesten Mitglieds unseren kleinen Zirkels zu finden, allerdings erschien es mir unwahrscheinlich, dass jemand, der so still und folgsam war, etwas mit Lucia's Albträumen zu tun haben könnte. Hamish, der von allen Hatch genannt werden wollte, war ein junger Mann, der mitten in der Nacht vor unserer Haustür aufgetaucht war, die Kleidung klirrend nass und so unsicher wie ein kleines Kind. Damian hatte ihm die Tür geöffnet, Lucia und schliefen bereits. Hatch schien zu erwarten, dass wir verärgert sein würden, weil er aufgetaucht war und uns geweckt hatte. Er erzählte uns von den Nomaden, mit denen er die vorherigen zwei Monate zusammengelebt hatte und bat uns um Zuflucht. Er war den weiten Weg aus Kanada gekommen, als er von unserem Zirkel gehört hatte. Anscheinend war er jemand, der sich gerne bei machtvollen Menschen aufhielt. Stärke schien sehr anziehend auf ihn zu wirken. Unser Zirkel war das Sinnbild von Macht und Stärke. Er lebte sich recht gut ein, das größte Problem waren die Wutausbrüche, die er als Neugeborener manchmal hatte. Damian, der zwar offen und freundlich, aber niemals so friedlich wie Albert war, störte das Ganze wohl am Meisten. Er hasste die Tatsache, dass Hatch mit seiner neugewonnenen Kraft nicht gut umgehen konnte und die Fernbedienung immer zerdrückte. April hingegen schien Hatch' Anwesenheit zu lieben, auch wenn sie es, schweigsam wie sie war, nicht sonderlich zeigte. Er lockte sie aus der Reserve, sie hatte jetzt jemanden in ihrem Alter, der ihr Freund sein konnte. Zwar verbrachten sie die meiste Zeit in den Wäldern, aber sie schien glücklicher zu sein. Ihm hingegen sah man nahezu keine Gefühlsregung an, er sah einen immer aus den selben blutroten Augen an.
Generell hielt er sich von uns eher fern, ganz besonders von Lucia. Er hatte wahrscheinlich ein wenig Angst vor ihr. So sehr er sich von Macht auch angezogen fühlte, fürchtete er sich auch davor. Hatch war gerade ein paar Tage bei uns gewesen, als Lucia ihm wohl etwas zu nah gekommen war. Er hatte sie -wie es bei einem Neugeborenen nicht anders zu erwarten war- angeknurrt und war in eine kampfbereite Haltung gegangen, gerade dabei zum Sprung anzusetzen. Ich war sofort aufgesprungen um Lucia von ihm wegzuziehen, als sie ein kehliges Fauchen von sich gab und die Lichter im Raum begannen zu flackern, bevor sie allesamt in einem Hagel aus Funken zerplatzten. Offensichtlich war das sehr eindrucksvoll gewesen. Lucia ihren Instinkten ergeben zu sehen war selten; Sie hielt sich normalerweise mit ihrer Gabe zurück. Natürlich hatte er von ihren Kräften gehört, als er in Kanada gewesen war, genau deswegen war er zu uns gekommen. Nahezu jeder Vampir wusste inzwischen von uns und sie schienen ganz besonders interessiert an Lucia, dem Mädchen mit den Lichthänden, das nahezu allein die Volturi gestürzt hatte. Hatch hatte sie wohl unterschätzt, als er gesehen hatte, wie zart sie war.
Im Moment befanden meine Kleine und ich uns in unserem Schlafzimmer, sie war gerade dabei sich für etwas zum Anziehen zu entscheiden, während ich auf dem Bett saß und sie dabei beobachte. Vor diesem Tag hatte es mir schon seit zwei Wochen gegraut. Lucia würde ausgehen. Inzwischen bereute ich, dass ich sie dazu überredet hatte, zu zusagen. Natürlich wollte ich, dass sie Freunde hatte, ihr Leben lebte. Theoretisch. Praktisch gesehen war das eine ganz andere Sache. Nichtsdestotrotz überwand ich die besitzergreifende Seite in mir so gut ich konnte. Denn nur so, indem ich sie manchmal dazu brachte zu gehen, konnte ich die Schuldgefühle, die mich nachts wachhielten mindern. Lucia hatte wegen mir keine normale Kindheit gehabt, warum sollte ich ihr dann auch noch ihre Jugend nehmen? Sie war gerademal zwanzig Jahre alt, sie verdiente es Spaß zu haben, sich mit Gleichaltrigen zu treffen. Das Problem an der ganzen Sache war, dass sie selbst oft ablehnte, wenn sie eingeladen wurde. Ich mochte ihre Freunde ganz gerne, für Menschen stellten sie überraschend gute Gesellschaft dar. Lucia selbst bezeichnete sie nicht als ihre Freunde, sie redete nicht gerne über ihre Beziehung zu ihnen.
"Trink nicht zu viel.", bemerkte ich.
Sie sah mich durch den Spiegel hindurch an. "Ich mag kein Bier, das weißt du doch."
"Was ist mit Wodka? Oder Whiskey?"
Mit einem Lächeln auf den Himbeerlippen griff sie nach einer dunklen Jeans. Dabei fiel mir auf, wie sich ihr Rückgrat unter der Haut abzeichnete. Sie war so dünn geworden.
"Ich werde mich nicht betrinken, Demetri. Zumindest nicht da. Es wäre peinlich."
"Auch keine Zigaretten."
Nun verdrehte sie die Augen. "Wieso sollte ich rauchen?"
Seufzend erhob ich mich und griff nach ihrer Hüfte, zog sie sanft zu mir. "Ich weiß, dass du ein großes Mädchen bist, ab-"
"Ein großes Mädchen? Ich bin eine-“
"Eine Frau. Meine Frau um genau zu sein.", ich fuhr über ihre Seiten. "Eine sehr, sehrverführerische Frau." Sie roch so gut, ihr frischgeföhntes Haar war weich und sah so hübsch aus. "Demetri.", sie löste meine Hände von ihr und drehte sich wieder um. Meine Arme schlangen sich um sie, ich drückte Lucia fest an mich. Sie war schon immer zierlich gewesen, aber ein unwohles Gefühl beschlich mich, als ich ihre Knochen spürte. Trotzdem war es angenehm, sie in den Armen zu halten.
"Hast du gerade gequietscht?", fragte sie amüsiert. Anscheinend hatte ich einen Laut der Verzückung von mir gegeben. "Schon möglich.", murmelte ich an ihrer kühlen Haut. Ihre Temperatur schien etwas gesunken zu sein. Sie versuchte nicht meinen Griff zu lösen. Zumindest nicht bis ihr die Luft ausging. Widerwillig ließ ich sie los, gab mich damit zufrieden sie zu betrachten. Sie zog die Jeans und einen rosafarbenen Pullover an. Ich half ihr dabei ihren Schmuck anzulegen, die Kette und das Armband. Es war schön zu wissen, dass Lucia sie immer trug. Ein Teil von mir war stets bei ihr.
"Ich vermisse dich jetzt schon.", jammerte ich, als wir in der Diele standen, sie zog gerade ihren schwarzen Parka an. Ihre Himbeerlippen verzogen sich zu einem Lächeln. "Du hast mich nahezu genötigt zuzusagen und jetzt bereust du es?"
Ich zuckte mit den Schultern, legte meine Hand an ihre kleine Wange und seufzte. Die Narbe bildete einen silbrigen Kontrast zu ihrer blassen Haut. Einige Momente lang war es still. Ihre goldenen Augen funkelten mich liebevoll an, sie hatte die dunklen Schatten darunter mit Make-Up abgedeckt, aber ich wusste, dass sie da waren. Unsere Lippen trafen aufeinander, es war inzwischen eine ganz natürliche Sache. Alltäglich.
Das Hupen eines Autos unterbrach unseren Kuss. "Mhh.", machte ich, legte den Arm um ihre Taille, als sie sich lösen wollte. Ein paar Momente mit meiner Lucia brauchte ich noch. Sie drückte mich sanft weg, stellte sich wieder auf ihre Fußsohlen und nahm meine Hand in ihre.
"In ein paar Stunden bin ich wieder da, Liebster."
Lucia öffnete die Haustür, wollte gerade hinaustreten, als ich sie am Handgelenk packte und zu mir herumwirbelte. Meine Hand lag an ihrem Rücken, ihr gesamtes Gewicht lag auf meinem Arm, als ich sie erneut küsste. Ich konnte sie wie eine Stoffpuppe umfassen. Sie war überrascht, erwiderte jedoch nach ein paar Sekunden den verlangenden Kuss. Zögernd löste ich mich von ihr. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch.", mit diesen Worten trat sie aus der Tür, ging auf den dunkelblauen SUV zu, der in unserer Einfahrt stand. Elaine saß am Steuer, ich winkte. Sie hatte ein breites Grinsen auf den Lippen. Mit ihr verstand ich mich wahrscheinlich am Besten; Zwar war sie wohl die lauteste und unangenehmste von Lucia’s Freunden, doch es war mein Ziel meine Frau aus dem Haus zu bringen und Elaine war nunmal diejenige, die mir dabei am Behilflichsten sein konnte.
Die Zeit, in der Lucia weg war, verbrachte ich damit erneut die Fernbedienung zu reparieren und ein paar Türknäufe wieder zu befestigen, die Hatch ausversehen abgerissen hatte. Die Tatsache, dass ich nichts dazu sagte, erleichterte ihn offensichtlich. Offenbar hatte er mit Strenge gerechnet. Damian und Albert waren nicht Zuhause, April saß im Wohnzimmer und zeichnete. Dabei hörte sie Hatch zu, der ihr Geschichten von den Nomaden und ihren Gaben erzählte. Ihr rotblondes Haar fiel auf das Papier, sie sah nach einem Moment zu mir auf.
"Ist Luce schon weg?"
Ich nickte. Mir entging nicht, dass ein fast schon erfreuter Ausdruck über das Gesicht des sonst so emotionslosen Braunhaarigen huschte.
Sie kam erst sehr spät zurück, es war kurz nach zwölf Uhr. Allerdings rümpfte ich die Nase, als ich sie in meine Arme zog. Sie stank. Nach Rauch, anderen Menschen und Aftershave. Ihren eigenen Geruch nahm ich nur noch schwach wahr. "Lucia.", ich schob sie etwas weg, meine Hände lagen auf ihren schmalen Schultern. "Was ist?", sie klang verwirrt, ich beugte mich zu ihr hinunter und roch an ihrem Hals.
"Schnüffelst du gerade an mir?"
"Du riechst nicht sonderlich gut, Kleine.", bemerkte ich. "Wie nah ist dir die Person gekommen, die dieses schreckliche Aftershave benutzt hat?" Der Geruch hatte sich sogar in ihren kleinen Händen festgesetzt. Sie seufzte. "Das war wahrscheinlich Francis. Er wird ein bisschen zutraulich, wenn er betrunken ist."
Mit gerunzelter Stirn küsste ich sie. Sie schmeckte nach Bier. Es war befremdlich, aber nicht komplett unangenehm. Erneut legte ich meine Lippen auf ihre, leckte über ihre Unterlippe. Sie kicherte leise, als meine Zunge ihre anstupste.
"Versuchst du herauszufinden wieviel ich getrunken habe?"
Ich biss sanft zu, ignorierte den Geruch so gut ich konnte. "Ich würde auf zwei Bier tippen."
"Und einen Mojito."
"Das erklärt den Limettengeschmack."
Sie legte ihre Arme um mich und sah zu mir auf. Ihre Haare hatte anscheinend irgendjemand geöffnet, ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie außerhalb des Hauses ihren Flechtzopf geöffnet hatte.
"Elaine.", erklärte Lucia, anscheinend hatte sie meinen Blick bemerkt. "An sich war es nicht so schlimm. Das eigentlich Unangenehme daran war, dass sie alle meine Haare angegrabscht haben."
Ich küsste ihre Stirn und drehte eine Locke um meinen Finger. Das waren meine.
"Ich gehe jetzt duschen.", mit diesen Worten ließ sie mich los und ging die Treppe hoch. Ich schob ihre kleinen Schuhe zur Seite und folgte ihr dann nach oben. Sie war gerade dabei sich zu entkleiden. Ihre Brüste waren kleiner geworden, die Hüftknochen stachen hervor und ihre Haut strahlte nicht mehr so stark wie zuvor. Sie hatte so gesund ausgesehen, als wir hier hergezogen waren, so stark. Ich seufzte in mich hinein. Wieder einmal überkam Ratlosigkeit mich.
"Was ist das?", ich griff nach ihrem Handgelenk, jemand hatte anscheinend eine Telefonnummer auf ihren Arm gekritzelt. Sie entzog sich mir und vermied es mich anzusehen, stattdessen nahm sie ihre Zahnbürste und begann sich die Zähne zu putzen. Ich setzte mich auf den Weidenkorb, der in der Ecke stand und betrachtete meine nackte Frau, wartete auf die Antwort.
"Lucia?"
Sie spuckte die Zahnpasta aus und sah mich durch den Spiegel hindurch an. "Jeremiah hat mir seine Telefonnummer gegeben. Er war betrunken."
Einen Moment lang war es still. Mein Blick lag auf ihr. Sie erwiderte ihn fest. Irgendwann seufzte ich und schüttelte den Kopf. "Okay."
Sie lächelte. "Ich liebe es, wenn du das sagst."
Zwanzig Minuten später lagen wir nebeinander in unserem Bett, ich küsste ihren Arm. Die Nummer war verschwunden. Dieses Wissen erfüllte mich mit einer Zufriedenheit, die man nur als selbstsüchtig bezeichnen konnte. Sie war müde, ihr Kopf lag auf meiner Brust, inzwischen roch sie wieder ganz nach sich selbst. Nun, seit ein paar Monaten gehörte zu ihrem Geruch auch meiner. Sie roch so gut wie immer nach mir. Ihre Hand fuhr unter mein Shirt und blieb dort liegen.
Es dauerte lange bis sie einschlief, sie wälzte sich umher und seufzte nahezu frustriert. Schließlich döste sie ein, wurde jedoch mitten in der Nacht wieder wach und begann zu zittern. Ich umschloss ihren kleinen Körper mit meinem und wärmte sie so gut ich konnte. So unglücklich ich über ihr Unwohlsein auch war, die Tatsache, dass ich sie halten und küssen konnte, war alles was ich mir je erwünscht hatte. Wie sehr ich diese Frau liebte. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich jemals jemanden so sehr lieben, begehren und achten würde. Aber ich tat es. Ich wachte mit ihr in meinen Armen auf und verbrachte den Großteil meines Tages mit ihr, vermisste sie in der Zeit, die wir getrennt waren und schlief mit ihr an meiner Seite wieder ein.
Lucia war mein Lebenslicht, das Gute in meinem langen, düsteren Leben. ~~~ Es war leise, lediglich das Knistern des Kamins unterbrach die Stille. Lucia hatte ihren Kopf gegen meine Schulter gelehnt, in ihren Händen eine Tasse warmen Kakaos. Der Regen setzte wieder ein, er prasselte sanft gegen das Fenster. Ich atmete ihren vertrauten Geruch ein. "Wie geht es dir?", fragte ich leise, sie fröstelte etwas. Lucia seufzte. "Mir geht es gut, Demetri. Ich friere nur ein bisschen." Behutsam hauchte ich einen Kuss auf ihr Haar, sie stellte die leere Tasse auf dem niedrigen Tisch ab. Langsam ließ ich mich vom Sofa auf den Boden sinken. Sie war so hübsch im Licht des Kaminfeuers. Lucia nutzte den neugewonnenen Platz aus, streckte die zuvor angezogenen Beine von sich und lehnte den Kopf an die hohe Armlehne. Ihr langes Haar floss wie ein Schleier hinunter, es streifte den Boden. Das Kinn in die Hand gestützt betrachtete ich sie, versuchte alles in mich aufzunehmen, es mir einzuprägen. Die sanft geschwungenen Lippen, ihre geradlinigen Augenbrauen und die feinen Wangenknochen. Unwillkürlich musste ich daran denken, dass unsere Kinder, wenn wir denn welche bekommen könnten, sehr scharfe Wangenknochen haben würden. Der Gedanke verschwand so schnell wie er gekommen war. Mein Blick wanderte weiter, zu der silbrigen Narbe auf ihrer Wange, die immer dazu führte, dass mein Brustkorb sich ein Stück zuschnürte. In diesem Moment jedoch war sie einfach nur ein Teil meiner Lucia, die mich still ansah. Langsam, nahezu bedächtig streckte ich die Hand nach ihr aus. Fuhr über ihre Stirn, zu ihrer kleinen Nase. Mein Daumen strich über ihre volle Unterlippe. "Du siehst nahezu verzweifelt aus, Liebster.", bemerkte sie irgendwann, sie schien belustigt zu sein. Ich schüttelte den Kopf, überwältigt von meinen eigenen Gefühlen.
"Ich weiß nicht wie ich jemals wieder ohne dich leben könnte.", wisperte ich leise, der Klang meiner Stimme war überraschend schmerzerfüllt.
"Das musst du nicht. Ich werde immer an deiner Seite sein.", sie legte ihre kleine Hand an meine unrasierte Wange. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und küsste ihre Handfläche, woraufhin sie nahezu unmerklich lächelte. Lucia wurde nicht älter, das war mir klar, aber in diesem Moment sah sie so erwachsen aus. Erschöpft und reif und sanft. Die dunklen Schatten unter ihren Augen ließen sie wirken, als hätte sie seit Tagen nicht geschlafen. Seufzend legte ich den Kopf an ihr Bein, ihre Hand fuhr durch meine dunkelblonden Haare.
Die zärtliche Berührung war entspannend, wir schliefen langsam ein und erst am nächsten Morgen, als Hatch das Wohnzimmer betrat, erwachte ich. Mein Kopf lag auf dem Bauch meiner Frau, ihr Arm hing vom Sofa. Blinzelnd öffnete ich die Augen, reckte mich langsam. Meine Muskeln waren verkrampft. Vielleicht hätte ich nicht in dieser halbaufrechten Position einschlafen sollen. Stirnrunzelnd sah der Neugeborene uns an. "Guten Morgen.", murmelte ich und sah zu Lucia auf.
Ihre Augen waren geschlossen, ihr Brustkorb hob und senkte sich langsam. Sie fühlte sich kalt an. Seufzend griff ich nach der dünnen Wolldecke, die über der Lehne lag und deckte sie zu. "Gut geschlafen?", er senkte die Stimme. Offensichtlich wollte er Lucia nicht wecken. April musste ihm erzählt haben, dass sie mich einmal angeschrien hatte, als ich sie geweckt hatte. Ich nickte und rieb mir über den Nacken. Draußen war es dunkel, Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben. Ein paar Momente lang war es still. Dann brachte ein leises Wimmern von Lucia mich dazu aufzusehen, ihr ohnehin schon leichter Schlaf näherte sich anscheinend seinem Ende. Sie war in der Lage sich schnell aus dem Albtraum loszureissen, mit glasigen Augen sah sie mich an. "Alles in Ordnung?", behutsam strich ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Sie nickte langsam. "Mir geht es gut." Ich zog eine Braue hoch. "Wirklich, Demetri. Ich habe gut geschlafen, du hingegen siehst etwas zerknautscht aus."
Unwillkürlich musste ich lächeln, trotz der offensichtlichen Lüge. Lucia würde wohl niemals ein ehrlicher Mensch werden. "Verzieht euch.", ertönte Damian’s Stimme, der gerade das Wohnzimmer betrat, in seiner Hand eine Zeitschrift. "Turtelt woanders rum." Ich wollte den Mund öffnen und ihn anknurren, doch Lucia's kleine Hand legte sich auf meinen Arm, sie erhob sich. „Du wolltest mich zur Arbeit mitnehmen. Wir müssen uns anziehen." Sie trug eine Jogginghose und ein übergroßes Shirt von mir. Seufzend ließ ich mich von ihr hochziehen, folgte meiner Kleinen die Treppe hoch.
„Du musst nicht mitkommen, Lucia. Es ist nicht einmal richtige Arbeit, niemand ist im Büro. Ich muss nur ein paar Unterlagen abholen, mehr nicht.“, versuchte ich sie umzustimmen. „Ich möchte raus, Demetri.“, murmelte sie, während sie sich entkleidete. Seufzend gab ich auf. Sie band ihre Haare zu einem schnellen Dutt, bevor sie in die Dusche sprang. Ich fuhr mir kurz durch das wirre Haar und zog mich um, ein dunkler Pullover und eine Jeans, mehr nicht. Lucia brauchte nicht lange bis sie fertig war, sie kramte einen braunen Pullover und eine enge, schwarze Jeans aus dem Schrank, legte ihren Schmuck an und kämmte sich die Haare, bevor sie die blauen Locken wieder hochsteckte. Ein paar Minuten lang versuchte sie die Schatten unter ihren Augen zu bedecken, gab jedoch fluchend auf. Schwach lächelnd zog ich sie zu mir und küsste ihre Lider. Sie so ausgezehrt zu sehen tat weh.
Zehn Minuten später saßen wir im Auto, Lucia hatte bereits die Heizung aufgedreht und fummelte nun am Radio herum. Der Regen prasselte in dicken Tropfen gegen die Fenster. Ich sah zu ihr hinüber. Sie strahlte nicht im Licht der Sonne, die hinter grauen Wolken verborgen war. Sie hatte sich auch nicht sonderlich zurechtgemacht, sah mit ihrer schlichten Kleidung und den unordentlich hochgesteckten Haaren so aus wie immer. Die dunklen Schatten unter ihren Augen ließen sie müde wirken, ihre Lippen waren etwas spröde. Trotzdem wurde mir in diesem Moment, dieser Sekunde in der mein Blick über sie wanderte, bevor ich ihn wieder auf die Straße richtete klar, wie sehr ich Lucia Volturi eigentlich liebte. Es war hart und gleißend und katastrophal und brannte in mir, wie ein Feuer in das man immer mehr Benzin kippte. Mein Herz, so schlecht und vernarbt es auch war, gehörte ihr, sie hielt es in ihren kleinen Händen und könnte mich jederzeit zerstören.
"Lucia..."
"Mh?", sie hatte inzwischen ihre Augen geschlossen.
"Du weißt, dass ich dich liebe oder?"
Lächelnd sah sie mich an. "Natürlich, Liebster."
Erneutes Schweigen setzte ein. Wir hielten auf dem Parkplatz vor dem mehrstöckigen Glasgebäude an. „Willst du mitkommen?“, fragte ich und schaltete Motor ab. Sie sah zu mir auf. „Natürlich.“ Hand in Hand betraten wir das Gebäude, fuhren mit den Fahrstuhl bis in den fünfzehnten Stock, in dem mein Büro lag. Alles war komplett leer, wie auch nicht anders zu erwarten. Schließlich war Wochenende. Lucia hatte mein Büro noch nicht oft gesehen, zumindest nicht seitdem ich es bezogen hatte.
Sie seufzte und fuhr über das Holz des Eichentischs. „War ja nicht anders zu erwarten.“, murmelte sie in sich hinein. Ich war inzwischen damit beschäftigt in der Schublade nach den Akten zu suchen. „Was ist?“
„Es ist so aufgeräumt.“, sie sah sich um, der Arbeitstisch war bis auf den Computer und zwei Bilderrahmen komplett leer. Sie schaute sich die Bilder an. Auf dem einen waren nur wir Beide zu sehen, wir waren noch nicht verheiratet gewesen. Albert hatte es im Garten unseres ersten Hauses geschossen. Ich hatte Lucia auf dem Rücken, die einen Kranz aus Blumen auf dem Kopf trug, den April geflochten hatte. Wir strahlten in die Kamera. Bei dem Anblick verzogen sich ihre Lippen langsam zu einem Lächeln. Das andere Bild hatte Emmett aufgenommen. Es war ein Gruppenfoto; Lucia, Damian, Albert, April und ich. Wir sahen wie eine glückliche kleine Familie aus. Seufzend stellte sie die Bilder wieder zurück. „Wir können wieder gehen.“, ich deutete auf die Ordner, die ich in der Hand hielt.
Der Kühlschrank war fast leer, Lucia bestand darauf, dass wir ins Einkaufszentrum statt in einen Supermarkt fuhren. Anscheinend wollte sie etwas für April kaufen. Ich brachte ihr oft Sachen von der Arbeit mit, sogar noch öfter als ich es für Lucia tat. Eigentlich bekam April von jedem Dinge geschenkt, erst letztens hatte sie Wasserfarben von Damian bekommen. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie nie das Haus verließ. Sie konnte im Gegensatz zu uns anderen nicht einfach so in ein Geschäft gehen und das kaufen, was sie wollte. Sie war anders, still und ruhig. Anders in dem Sinne, das sie immer so schmerzerfüllt schien.
Lucia hielt sich mit den Süßigkeiten zurück. Sie packte nur das in den Einkaufswagen, was wir wirklich benötigten. Couscous, Tomaten und Mozzarella fanden ihren Platz, aber sie lief einfach an der Süßwarenabteilung vorbei. Seufzend ließ ich sie weitergehen und entschied mich selbst dafür zu sorgen, dass wir ihre Lieblingsschokolade im Haus hatten. „Hast du vor das alles zu essen?“, fragte sie mit zusammengezogenen Brauen, als ich alles in den Einkaufswagen fallen ließ. „Du magst doch keine Süßigkeiten.“ Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Du wirst es essen.“
Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Anscheinend war sie zu erschöpft um zu diskutieren. Nachdem wir alles in Tüten verstaut hatten, gingen wir noch kurz in das Kunstgeschäft gegenüber. Die Fahrt zurück nach Hause verlief relativ still, ich telefonierte leise mit einem Kunden, während Lucia kurz wegnickte. Sie würde später noch etwas für die Uni tun müssen und war jetzt schon ausgelaugt.
Zwanzig Minuten spater saßen wir auf dem Sofa und sahen April dabei zu, wie sie die kleine Packung öffnete. Ihre Augen leuchteten auf, als sie das Pinselset erblickte. "Danke, aber das war echt nicht nötig." Sie umarmte uns und lachte hell auf.
Hatch, der bis zu diesem Moment still in der Ecke gestanden hatte, ergriff nun das Wort.
"Hier ist eine Einladung für dich, Demetri."
Stirnrunzelnd sah ich ihn an. "Für mich?" Die Verwirrung klang klar aus meiner Stimme. Er deutete auf den gläsernen Beistelltisch. Ein kleines Stück Papier lag dort, es war kunstvoll gefaltet. Skeptisch griff ich danach. Der kurze Text war auf griechisch verfasst, in die Ecke der Einladung stand etwas in schwarzer Tinte geschrieben.
~~~ Wir laden euch herzlich ein nach vierhundert Jahren des gemeinsamen Lebens unserer Eheschließung beizuwohnen. Menschliche Begleitungen sind gerne gesehen.
Dominic & Sophia
Demetri, wir hoffen, dass diese Einladung dich erreicht. Allerdings wirst du wahrscheinlich nicht kommen, selbst wenn du sie erhältst. Auf deiner Hochzeit hatten wir leider nicht sehr viel Zeit uns zu unterhalten und deine Gefährtin haben wir so gut wie gar nicht zu Gesicht bekommen. Wohne unserer Hochzeit bei und nimm deine Frau mit. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit deine Heimat wiederzusehen. Falls du Felix siehst, teile ihm mit, dass er ebenfalls herzlich eingeladen ist. ~~~
Dominic heiratete also. Nach vierhundert Jahren hatten er und Sophia sich entschlossen schussendlich doch zu heiraten. Das kam unerwartet. "Was steht da?", fragte Lucia, die die Augenbrauen zusammengezogen hatte und versuchte irgendetwas zu entziffern. Sprechen und verstehen konnte sie zwar ein wenig, aber das Alphabet war ihr nahezu unbekannt. "Wir wurden eingeladen.", mit diesen Worten legte ich die Einladung weg. "Und wohin?"
Ich wandte mich an Hatch. "Wie hast du die bekommen?"
"Da war ein Vampir, der sie mir gegeben hat, als ich im Wald war. Er hat nur griechisch gesprochen, keine Ahnung war er gesagt hat. Aufjedenfall hat er deinen Namen gesagt und mir die Einladung in die Hand gedrückt."
Ich seufzte. Sie wussten also wo wir waren. Das gefiel mir nicht. "Warte- Jemand ist bis nach Irland gereist um dir eine Einladung zu geben?!", Lucia klang verwirrt. "Das war wahrscheinlich Sophia's Bruder."
"Sophia? Ich habe keine Ahnung wovon du redest, Demetri!"
"Du kennst sie. Sie war auf unserer Hochzeit. Die Gefährtin von Dominic."
"Ja...?"
"Die Beiden heiraten."
"Und möchtest du dahin?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Eigentlich bin ich nicht so scharf darauf Vampire wiederzutreffen, die mich als menschenbluttrinkenden Mörder kennen."
Bei meinen harten Worten zuckte sie zusammen. "Allerdings wäre es unhöflich nicht zu kommen. Sie haben geschrieben, dass ich mit dir nach Griechenland reisen soll. Aber das ist auch egal. Dominic weiß, dass ich wahrscheinlich nicht erscheinen werde."
"Ihr solltet gehen.", bemerkte April. "Die ganze Zeit mit uns zusammenzuhocken muss nervtötend sein."
"Lucia muss zur Uni.", versuchte ich mich rauszureden.
"Ich kann zwar nicht so gut griechisch sprechen, aber das Datum kann ich lesen, Demetri!", Lucia griff nach der Einladung. "17. 10, da habe ich Semesterferien, mein Lieber."
"Na gut, na gut! Aber sei gewarnt, Lu: Die Vampire auf die wir treffen werden sind unangenehm und benehmen sich wie Wilde!"
Sie zuckte mit den Schultern. "Das ist ein Tag. Wir werden Zeit miteinander verbringen können und du kannst mir deine Heimat zeigen. Außerdem weiß ich, dass du ein Haus in Griechenland besitzt."
"Ich war seit sieben Jahren nicht mehr da!"
"Dann wird es mal wieder Zeit."
Ich seufzte und erhob mich. "Okay, von mir aus. Ich gehe jetzt ins Bett." Ich musste nachdenken, die Tatsache, dass offensichtlich jeder von uns und unserem Aufenthalsort wusste, bereitete mir Sorgen. Zur Hölle, Hatch war gerademal ein paar Wochen bei uns und sie wussten bereits, dass er zu uns gehörte. Von Dominic und Sophia ging keine Gefahr aus, aber wir hatten keine Ahnung was mit dem Rest der Volturi geschehen war. Sie könnten sich neu formiert haben, uns angreifen. Ich würde es nicht ertragen, wenn meiner Familie etwas zustoßen würde.
Lucia folgte mir nach einiger Zeit. Sie schloss die Tür hinter sich und zog den grauen Pullover über ihren Kopf, bevor sie ihren Dutt löste. "Das war nicht alles, was auf der Einladung stand, oder?", fragte sie, als sie am Frisiertisch saß und ihren Schmuck ins Kästchen legte. Seufzend starrte ich an die Decke, ich lag auf dem Bett. "Nein."
Einige Minuten lang war es still, aber als sie ihren BH auszog, sprach sie wieder. "Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst. Allerdings bin ich deine Frau und es wäre schön, wenn ich weiß was dich bedrückt. Ich möchte dir helfen, weißt du." Das Stück Stoff warf sie hinter sich, bevor sie sich zu mir umdrehte, die kleinen Hände auf der Kante des Hockers abgestützt.
Mein Blick lag auf ihren Brüsten.  Sie sah an sich hinunter. "Wenn du Stress ablassen möchtest, können wir auch miteinander schlafen, aber ich denke nicht, dass das auf Dauer hilfreich ist."
Ich schüttelte den Kopf. "Das ist es nicht. Ich habe um ehrlich zu sein keine Lust."
Ihre Augen weiteten sich. "Mein Mann, Demetri Volturi, hat keine Lust auf Sex?"
"Genau."
"Nicht einmal so richtig versauten?"
Ich lachte auf. "Ich bin müde und du auch. Die Mappe wirst du heute wohl nicht mehr anlegen."
Seufzend zog sie ihre Jeans aus und ein weinrotes Nachthemd an. „Das kann bis morgen warten. Sonntage verbringe ich gerne mit Universitätszeug. Am Samstag allerdings kümmere ich mich lieber um meine Familie.“, Lucia kam zu mir ins Bett, setzte sich rittlings auf mich und begann meine Wange zu küssen.
"Was ist los?", fragte sie leise, als ich nicht auf ihre Liebkosungen reagierte. "Felix.", war alles was ich sagte, ich schaute sie immer noch nicht an, starrte auf einen Punkt an der Wand hinter ihr. Lucia seufzte auf.
"Sie erwarten, dass er auch kommt, nicht wahr?"
Ich nickte. "Vielleicht liegt er gerade am Strand oder entdeckt die Welt, Demetri."
Mit hochgezogener Braue wandte ich ihr meinen Blick zu.
"Seine Gefährtin wurde ermordet, Lucia. Entweder er ist auf der Suche nach Ledas oder er hat ihn gefunden, getötet und hat sich irgendwie selbst umgebracht. Oder er hat Ledas gefunden und ist von ihm getötet wurden. Keine dieser Versionen ist sonderlich schön."
Sie war still. "Es tut mir leid."
Ein bitteres Lachen entfuhr mir. "Du hast so viele Menschen sterben sehen, die du geliebt hast, Lucia. Maxima ist in deinen Armen gestorben. Ich bin nicht derjenige, der Mitleid verdient."
"Dafür habe ich aber sehr viel bekommen, Demetri. Maxima war mir wichtig, das ist sie immer noch. Ich denke jeden Tag an sie und sei es nur eine Sekunde lang. Trotzdem weiß ich, dass sie es freiwillig getan hat. Und genau so ist es auch mit Felix. Er hat sich dafür entschieden zu gehen.", mit diesen Worten rollte sie sich von mir herunter, nachdem sie einen letzten flüchtigen Kuss auf meine Lippen gedrückt hatte. Seufzend zog ich sie näher an mich heran. Zwar schien die Sonne nicht, aber es war trotzdem hellichter Tag. Überraschend wie erschöpft wir waren. ~~~ Lucia war gerade damit beschäftigt an ihrem Laptop etwas für ihren Ästhetik-Kurs zu recherchieren, ich las ein Buch und Damian zappte im Fernsehen herum. Meine Frau saß auf dem Boden, hatte ihren Rücken gegen das Sofa gelehnt und schien immer wieder wegzunicken. Stirnrunzelnd betrachtete ich sie. Ich hatte ihr bereits mehrfach gesagt, dass sie einfach ins Bett gehen sollte. Sie wollte nicht und im Grunde genommen konnte ich auch verstehen warum. Sie hatte Angst vor den Albträumen, die kommen würden. Die letzte Nacht war sehr schlimm gewesen, Lucia war wimmernd aufgewacht und hatte mich noch im Halbschlaf aus dem Bett geworfen. Es war fast so gewesen, als hätte sie mich nicht erkannt. Ich fühlte mich frustriert und hilflos, denn es gab nichts das ich tun konnte um ihr zu helfen.
Meine Frau distanzierte sich nicht bewusst, ich hatte eher das Gefühl, als würde sie unwissend abdriften. Leider hatte ich keine Ahnung wohin. Ich sah in ihre Augen und erkannte, dass sie nicht wirklich da war. Ihre Küsse waren kalt, die Lippen kühl. Auch ihr Appetit war nicht zurückgekehrt. Inzwischen konnte ich es nicht mehr erwarten nach Griechenland zu fliegen. Ihr Studium und meine Arbeit machten es uns Beiden etwas schwer uns um ihre Probleme kümmern zu können. Dabei war die eigentliche gottverdammte Frage, was ihr Problem überhaupt war. Soweit ich wusste hatte nichts ihre plötzlichen Albträume ausgelöst, aber zur Hölle, langsam hatte ich verdammte Angst, dass mir etwas Wichtiges entgangen war.
Ermüdet rieb ich mir über die Augen und legte das Buch weg. Lucia blickte mit großen Augen zu mir auf, sie war kurz eingenickt. Der Laptop rutschte sanft von ihren Knien, als ich sie hochhob. Reflexartig schlangen sich ihre Beine um meine Mitte, sie seufzte leise. Ihr kühler Atem strich über mein Schlüsselbein. Ich trug sie die Truppe hoch, in unser Schlafzimmer. „Ich will nicht schlafen, Demetri.“, wisperte sie. „Ich weiß, Liebling.“, erwiderte ich zärtlich. „Aber du musst.“
Natürlich wollte ich sie nicht dazu zwingen, aber es war besser, wenn sie tagsüber schlief. In der Nacht war es schlimmer. Sie runzelte die Stirn, als ich sie auf dem Bett absetzte. „Sieh mal, ich werde die ganze Zeit bei dir sein.“, versuchte ich sie zu überzeugen. Nach einem Moment legte sie sich hin und zog die dicke Decke über sich. Lucia trug bereits ihren Schlafanzug, genau genommen hatte sie sich seit heute morgen nicht umgezogen Ich setzte mich neben sie, lehnte meinen Rücken an das Kopfteil und strich über ihre Stirn.
Sie schlief unruhig und nicht lange, aber sie schlief. Am Abend erwachte sie, unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf ihren hübschen Lippen aus, als sie mich erblickte. „Du bist nicht gegangen.“, stellte sie erfreut fest. Ich erwiderte ihr Lächeln und zog sie zu mir. „Natürlich nicht.“
Lucia lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter und atmete tief ein. „Wie wäre es, wenn ich uns ein Bad einlasse?“, schlug ich nach einem Moment vor. Sie nickte. Ich erhob mich und ging ins Badezimmer. Keiner von uns Beiden benutzte die Badewanne sonderlich oft. Ich ließ warmes Wasser ein, kippte etwas Magnolienöl hinein und wartete auf Lucia, die nach ein paar Minuten eintrat. Ich knöpfte ihren Schlafanzug auf, darunter trug sie keinen BH. Während ich sie auszog fiel mir erneut auf wie zerbrechlich und klein sie eigentlich war. Schließlich stand sie nackt vor mir, die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Ich runzelte die Stirn, dann zog ich ihre Arme fort. Sie versuchte ihren ausgezehrten Körper vor mir zu verstecken, das war offensichtlich. Meine Frau sah zu mir auf, biss sich auf die Unterlippe. „Tu das nicht.“, bat ich leise. Sie antwortete nicht, stieg wortlos in die Badewanne mit den goldenen Füßen. Kurz darauf folgte ich ihr, setzte mich hinter sie und zog ihren schmalen Körper zu mir. Sie war eiskalt, ich spürte all ihre Knochen und Muskeln. Einen Moment lang konnte sie es noch zurückhalten, dann verließen ihre Kräfte sie und Lucia sank schwach gegen meine Brust. Sie hatte die Augen geschlossen, versuchte sichtlich sich zu entspannen. Ich schlang die Arme fester um sie.
„Im Augenblick bin ich nicht da, ich weiß.“, sagte sie irgendwann.
Die Brauen zusammengezogen sah ich zu ihr hinunter, hörte damit auf über ihr Schlüsselbein zu streicheln. Bevor ich ein Wort sagen konnte, fuhr sie fort.
„Aber ich weiß nicht wo ich bin. Es ist ein wenig unwirklich“
„Lucia, ist alles in Ordnung?“, fragte ich besorgt und befühlte ihre kühle Stirn. Sie redete wirres Zeug. „Ja.“, sagte sie und schüttelte den Kopf.  „C’est un probleme.“
Ich schluckte und vergrub mein Gesicht in ihrem Haar. Es machte mir Angst sie so distanziert zu erleben, so verwirrt. „Du bist so warm.“, wisperte sie nach einiger Zeit und zog die Beine an. Lucia legte den Kopf zwischen ihre Knie und nahm ein paar tiefe Atemzüge. Ich streichelte behutsam über ihren nackten Rücken. Das hier war schwer.
Seufzend begann ich ihr langes Haar zu waschen, die blauen Locken fühlten sich sehr weich unter meinen Fingern an. „Du weißt, dass du mich glücklich machst, oder?“, fragte ich leise, während ich ihre Kopfhaut massierte. Sie antwortete nicht. „Lucia?“
„Ich denke schon.“, wisperte sie.
Ich runzelte die Stirn und legte die Hände auf ihre Schultern. „Das reicht nicht, Kleine. Du musst es wissen, es muss dir immer klar sein. Du bist mein Glück.“, mit diesen Worten hauchte ich einen Kuss auf ihr Schulterblatt.
„Wie soll ich wissen, dass ich dich glücklich mache, wenn ich nicht weiß, wer ich eigentlich bin?“
„Du bist Lucia Volturi. Moliére, was auch immer du willst. Du bist meine Frau, Luce. Lu. Das Mädchen mit den Lichthänden.“
Sie antwortete nicht. Blieb stumm, während ich ihr Haar wusch. Auch als ich sie anzog, verließ kein Wort ihre Lippen. Sie hatte den Blick müde auf den Boden gerichtet.
Ich kochte schnell Nudeln, die sie lustlos auf ihrem Teller hin und her schob. „Iss das.“, bemerkte ich irgendwann. Lucia sah überrascht zu mir auf. Sie schob den Teller von sich weg ohne auf meine Worte zu achten. Ich zog eine Braue hoch. „Ich weiß, dass es nicht schmeckt.“, murmelte ich schließlich. „Aber du solltest trotzdem etwas essen. Soll ich dir etwas Anderes machen?“ Sie schüttelte nahezu trotzig den Kopf.
„Lucia.“, sagte ich. Sonst reichte allein der strenge Tonfall aus, doch sie presste stur die Lippen zusammen. Es ging hierbei nicht mehr nur um die verklebten Nudeln. „Ich habe dich zum Schlafen gebracht und deine Haare gewaschen. Du wirst etwas essen.“
Warum machte sie es mir immer so schwer?
Sie funkelte mich an.
Ich seufzte und griff nach ihrem Handgelenk. Schon immer hatte ich meine Hand mehrmals darum schließen können, doch nun war es knochig, dürr und schwach. „Ich kann dich nicht mehr anfassen, Kleine. Das hier tut dir weh.“ Ich ließ sie wieder los. Einen Moment lang sagte sie nichts, dann blickte sie zu mir auf.
„Ich will ni-“, sie brachte den Satz nicht zu Ende. In Sekundenschnelle hatte ich die Gabel in ihren geöffneten Mund geschoben. Lucia sah mich mit aufgeblähten Wangen an. „Schlucken.“, befahl ich schlicht. Nach einem Augenblick des Zögerns tat sie was ich gesagt hatte. „Du bist schrecklich.“, murmelte sie dann.
„Ich liebe dich.“
Es war so als hätten diese einfachen Worte, die ich ihr bereits so oft gesagt hatte, etwas in ihr gelöst. Ich flüsterte es ihr unter warmen Bettdecken zu, morgens wenn unsere Beine ineinander verschlungen waren und das Licht des anbrechenden Tages die Flure flutete. Ich schrie es ihr ins Gesicht, wenn wir uns stritten, sagte es ihr mit jedem Kuss. Diese Worte waren alltäglich geworden, doch sie hatten niemals an Bedeutung verloren. Ich sah genau wie ihre Augen trüb wurden, das Licht wich aus ihnen. Sie begann zu weinen. Schluchzend schloss sie die Arme um ihren Brustkorb. „Pshh.“, wisperte ich und zog sie zu mir. Einen Moment lang kämpfte sie gegen mich an, gab jedoch nach wenigen Sekunden auf.
Sie wimmerte an meiner Brust, es klang nahezu atemlos. Gerade wollte ich den Mund öffnen, als April in die Küche trat, dicht gefolgt von Hatch. „Luce?“ Meine weinende Frau schüttelte den Kopf. „Verschwinde April.“, schluchzte sie. April jedoch runzelte die Stirn. „Warum weinst du? Was-“, blitzschnell enzog sich Lucia meiner Umarmung und warf den Teller mit den Nudeln nach der Vampirin, die in der Tür stand. „Verschwinde sofort!“, schrie sie. Hatch zog das junge Mädchen mit sich fort. Lucia erhob sich schweratmend. Sie warf die Hände hoch und vergrub ihr Gesicht in ihnen, beugte sich vor. Und sank dann auf ihre Knie.
Sie blieb dort liegen. Ich konnte sie nicht dazu bewegen aufzustehen. Irgendwann antwortete sie mir nicht einmal mehr und als ich versuchte sie hochzuheben, trat sie nach mir. Ich wollte sie nicht anfassen oder dazu zwingen, also ließ ich sie vorerst liegen. Seufzend hob ich den Teller auf und wischte den Boden.
„Ich schreibe Elaine, dass du morgen nicht kommst, okay?“, fragte ich nach einer halben Stunde. Lucia sagte nichts dazu. Ich hörte sie nur leise schniefen. Seufzend nahm ich ihr Handy von der Anrichte. Irgendwann kniete ich mich vor sie und streckte die Hand aus, zog sie aber wieder weg. „Der Boden ist kalt.“, wisperte ich. Sie schloss die goldenen Augen.
„Geh weg, Demetri. Lass mich einfach hier liegen.“
„Sei nicht albern.“
„Am liebsten würde ich sterben.“
Das brachte Bewegung in meine Glieder. Ich griff nach ihr und hielt ihre Beine fest, als sie versuchte nach mir zu treten. Sie lag nun auf meinem Schoß, das Gesicht nach unten gerichtet. „Sag das nie wieder, Lucia.“, ich gab ihr einen Klaps auf den Hintern. Sie strampelte mit den Beinen. „Hast du mir gerade ernsthaft auf den Arsch geschlagen?!“, fauchte sie wütend. Bestimmt hob ich sie hoch, sie wand sich in meinen Armen. Als sie merkte, dass sie keine Chance hatte, begann sie zu weinen. Diesmal frustriert.
Und ich stand kurz davor vor Verzweiflung zu schreien.
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liebenswortig · 4 years
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28. IN KRANKHEIT UND GESUNDHEIT
LUCIA POV
Daisy und die anderen nahmen mich in ihre Gruppe auf.  Nach drei Wochen bezeichneten sie mich als ihre Freundin mit den blauen Haaren. Ob sie meine Freunde waren, wusste ich nicht. Maxima war meine Freundin gewesen. Albert, Damian und April waren meine Familie. Demetri war mein Freund, mein bester Freund. Ich hatte keine Lust mir über meine Beziehung zu den fünf Gedanken zu machen. Es war Donnerstagabend, als mein Handy vibrierte. Eine neue Nachricht von Elaine.
Luciaaa, meine Elfe :)) ich und die anderen haben uns dazu entschieden dir ein ultimatum zu stellen. entweder du lädst uns, also mich und Rima, am WE zu dir ein (ich will demetri kennenlernen) oder wir geben deine Nummer Rimas Cousin. Er ist ziemlich eklig und sammelt Briefmarken, falls es dich interessiert. du hast bis morgen zeit dich zu entscheiden :)) Lieben dich.
Als ich schwer seufzte, sah Demetri von seinem Laptop auf. "Was ist los?", fragte er mit gerunzelter Stirn. Ich reichte ihm lediglich mein Handy. Einen Moment lang war es still.
"Lad' sie ein. Ich würde zu gerne wissen, mit wem du deine Zeit so verbringst, Kleine.", sagte er dann. Ich zog die Brauen hoch.
"Sie sind ziemlich anstrengend.", warnte ich ihn. Er lächelte leicht und legte den Laptop zur Seite. "Ein paar Stunden werde ich es wohl aushalten können." Unschlüssig biss ich mir auf die Unterlippe und erhob mich, setzte mich auf seinen Schoß. Er hauchte einen Kuss auf mein Haar.
"Wenn ich daran denke, dass irgendein widerlicher Kerl deine Nummer haben könnte, bin ich ich bereit lange Zeit mit deinen Freunden zu verbringen."
Ich lachte leise. "Wo wir gerade bei widerlichen Menschen sind, ich habe heute Brian im Supermarkt getroffen." Demetri rümpfte die Nase. Bei diesem Anblick wurde mein Lachen lauter, er sah einfach so  süß aus. "Was ist?", er klang verwirrt. Statt einer Antwort küsste ich seine Wange und fuhr durch sein dunkelblondes Haar. "Jedenfalls hat er sich nach dir erkundigt. Ich soll dich von ihm grüßen." Ich nickte, mein Blick war auf den Fernseher gerichtet, der immer noch lief.
"Es ist spät geworden.", bemerkte er nach einem Augenblick. Ich zuckte mit den Schultern. "Du musst morgen früh aufstehen. Und ich auch. Außerdem muss ich morgen nach Louisburgh fahren." Ich legte die Hand an seine Wange. "Das ist drei Stunden entfernt.", stellte ich fest. Er nickte. "Ich muss mir eine Immobilie ansehen."
Ich angelte nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Dann legte ich die Arme um seinen Hals. Er verstand was ich wollte und erhob sich mit mir in den Armen. Demetri trug mich die Treppe hoch und stellte mich im Schlafzimmer angekommen wieder auf meine Füße. Ich zog einen Schlafanzug an und ging ins Bad, putzte meine Zähne und kämmte meine Haare. Demetri setzte sich auf den Weidenkorb, während er sich die Zähne putzte, sein Blick lag auf mir. "Hast du April heute gesehen?", nuschelte ich. Er erhob sich und spuckte die Zahnpasta aus. "Nur heute morgen. Albert meinte, dass sie an einem neuen  Bild arbeitet." Ich nickte nachdenklich. Kurze Zeit später krabbelte ich ins Bett, streckte mich gähnend. Demetri wollte sich gerade zu mir legen, als ich mein Bein ausstreckte. Ich lächelte ihn kokett an. Er verengte die Augen. "Nimm dein Bein da weg, Fräulein.", warnte er mich. Als ich nicht reagierte, zog er es weg. Spielerisch schlug ich ihm gegen die Brust. Bevor ich einen weiteren Atemzug tun konnte, wurden meine Handgelenke auf das Bett gedrückt. Ich erwartete, dass er etwas Spöttisches sagte, stattdessen hauchte er lediglich einen Kuss auf meine Stirn und ließ mich los. Ich seufzte. Anscheinend hatte er keine Lust mit mir zu spielen, wie wir es sonst taten.
Seit den blauen Flecken, die inzwischen verblasst waren, hielt er sich davor zurück mich etwas fester anzufassen. "Demetri.", murrte ich und kniff ihn in die Seite. Er antwortete nicht, rückte lediglich etwas von mir weg. Er hatte seine Augen bereits geschlossen. "De-me-tri." Erneut kniff ich ihn. Er öffnete ein Auge und funkelte mich an. Ich lächelte ihn lediglich zuckersüß an. Genervt drehte er sich auf die andere Seite. "Lucia!", entfuhr ihm, als ich ihn mit meinem Fuß anstieß. "Ja?"
"Was willst du von mir?" Ich streckte die Hand aus und piekste meinen Mann. "Ich will spielen.", murmelte ich. "Es ist spät." Eingeschnappt erhob ich mich und schaltete das Licht aus. Als ich mich hinlegte, spürte ich sofort seine Hände an meiner Taille, er wollte mich näher zu sich ziehen. Ich schob ihn weg. "Lucia.", jammerte er leise und richtete sich auf. Ich sah ihn an, seine dunkelblonden Haare schimmerten im Mondlicht. "Ich will einfach nur...", er sprach nicht weiter, schloss die Augen. Es war still. "Ich will dich nicht verletzen, Lu.", murmelte er irgendwann. "Du bist ein Idiot.", antwortete ich. Er öffnete die Augen und funkelte mich an. Demetri seufzte, seine Miene wurde wieder weicher und er legte die Hände um meinen Hals. Seine rauen Fingerkuppen streichelten über meine Wangen.
"Du bist so klein, Lucia. Ich könnte dich zerbrechen." Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, übte er Druck auf meinen Hals aus. Nicht genug um mir die Luft abzuschneiden, aber es reichte. Ich sah ruhig zu ihm auf. "Du wirst mir nicht wehtun, Demetri.", hauchte ich. "Das kannst du nicht." Er löste seinen Griff und zog den Träger meines dünnen Seidentops mit den Verzierungen aus Spitze hoch. "Nicht mit Absicht.", murmelte er ohne mich anzusehen. Ich griff nach seiner Hand und brachte sie an meine Lippen. Der Ehering funkelte im blassen Licht. "Nimm dich nicht zurück." Er antwortete nicht. "Versprich es mir."
"Ich verspreche es." ~~~ Ich hatte aufgeräumt. Das gesamte riesige Haus. Albert und Damian hatten mir geholfen, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Aufräumen war wirklich nicht mein Ding. April hatte sich am Morgen verabschiedet und gesagt, dass sie rausgehen würde. Naturstudien hatte sie es genannt. Demetri kam zwei Stunden bevor Garima und Elaine da sein sollten von der Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt kochte ich gerade. Französische Zwiebelsuppe, Ratatouille und Creme Brulee. Ich hatte sorgsam darauf geachtet, Fleisch wegzulassen, da Rima Vegetarierin war.
"Hallo.", begrüßte er mich und platzierte einen Kuss auf meiner Wange. "Tut mir leid, dass ich nicht helfen konnte.", während er sprach, entledigte mein Mann sich seiner Krawatte. "Nicht schlimm."
Er sah zum Radio. "Ist lange her, dass ich gehört habe, wie du französische Musik hörst.", bemerkte er. Ich lächelte verlegen, wahrscheinlich hatte er mein Singen gehört, als er hereingekommen war. "Ich fühle mich heute ganz besonders französisch.", erklärte ich. Er grinste mich an und küsste mich. "Ich liebe es, wenn du dich französisch fühlst." Ich drückte ihn etwas weg und lachte leise. "Geh duschen, ich muss das hier fertig machen." Als ich fertig war, stellte ich das Essen in den Ofen, damit es nicht kalt wurde und ging die Treppen nach oben.
Demetri stand vor dem Spiegel im Bad und schien nachdenklich zu sein. Ich trat an ihn heran und küsste seinen Rücken, er trug lediglich eine dunkle Jeans. "Soll ich mich rasieren?", fragte er und fuhr über sein stoppeliges Kinn. Ich schüttelte den Kopf. "Lass es so.", murmelte ich an seiner vernarbten Haut. Nachdem ich ein paar Küsse auf seinem Rücken verteilt hatte, löste ich mich von ihm und entkleidete mich. Die Sachen stopfte ich in den Weidenkorb. "Ich lasse meine Sachen fast gar nicht mehr liegen, siehst du.", bemerkte ich. Er zog eine Braue hoch und lehnte sich gegen das Waschbecken. "Heute morgen habe ich ein Haargummi zwischen den Sofaritzen gefunden und als ich bei der Arbeit war, lag dein BH aus irgendeinem Grund in meiner Laptoptasche." Ein nervöses Lachen entfuhr mir. Er lächelte lediglich. Ich duschte schnell, föhnte meine Haare und ließ sie offen, sie fielen lockig hinunter. Danach zog ich mich an, ein rosafarbener Faltenrock, ein weißes Top und ein heller Cardigan. Ich legte Demetris Schmuck und silberne Ohrringe an, legte etwas Puder und rosafarbenen Lippenstift auf, bevor ich mich noch einmal prüfend im Spiegel betrachtete.
Summend ging ich die Treppe hinunter. Damian und Albert saßen im Wohnzimmer und schauten sich irgendeine Sendung an, während Demetri Blumen in einer Vase anrichtete. "Hast du die gekauft?", fragte ich und setzte mich neben Albert auf das Sofa. Mein Mann nickte lediglich, er schien konzentriert zu sein. Ich betrachtete ihn. Er sah gut aus, der hellgraue Pullover stand ihm. "Ist April noch nicht zurück?", fragte Demetri nach einiger Zeit, er ließ sich auf den Sessel sinken. "Sie ist zu den Cullens gegangen. Ich glaube sie hatte keine Lust auf Lu's Freunde.", antwortete Damian. Ich runzelte die Stirn und seufzte. Unruhig schoss ich hoch, als es an der Tür klingelte. Das mussten sie sein. "Ich mache auf." Ich nahm noch einen letzten tiefen Atemzug, bevor ich die Tür öffnete.
Rima versuchte wenigstens ihren Unglauben zu verstecken, doch Elaines blaue Augen waren geweitet. "Du wohnst hier?", entfuhr ihr. Die Begrüßung ließ sie weg. Ich zuckte unsicher mit den Schultern. "Ja?", mit diesen Worten trat ich zur Seite. Die beiden traten ein. "Das ist eine Bonzengegend, Lucia. Und überhaupt wie siehst du aus?" Elaine hielt mich am Handgelenk fest und betrachtete mich kritisch. "Sag mal führst du ein Doppelleben?" Ich verstand sie; Der Kontrast zwischen dem was ich in der Uni anhatte und den sanften Farben, die ich nun trug, musste sehr stark sein. "Möglicherweise.", antwortete ich lächelnd und begrüßte nun Rima. Ich umarmte sie nicht, das tat ich nie. Sie hatten es angenommen. "Deine Haare sehen offen sehr schön aus, Lucia.", bemerkte sie. Ich nahm den beiden ihre Jacken ab und hängte sie auf. Demetris sanfte, tiefe Stimme brachte mich dazu, mich umzudrehen. Er hatte ein freundliches Lächeln auf den Lippen.
"Schön sie kennenzulernen."
Der Anblick meines Mannes brachte Elaine dazu endgültig auszuflippen. "Das ist Demetri?!", sie sah mich ungläubig an. Rima verschränkte verlegen ihre Hände, anscheinend war Elaine ihr etwas peinlich. Ich nickte. "Das ist er." So nervös ich auch war, inzwischen belustigte die ganze Situation mich. Ich stellte mich neben ihn, augenblicklich legte er seinen Arm um meine Taille und streckte Elaine die Hand aus. "Sie müssen Elaine sein." Sie nickte und sah mich an. Ihr Blick war etwas anklagend. Sie hatte wohl jemanden erwartet, der weniger so war wie Demetri. Er gab auch Rima die Hand, die ihn schüchtern anlächelte. "Lucia hat nie erwähnt, dass Sie so ein schönes Haus haben.", bemerkte die Schwarzhaarige. Demetris Lächeln verschwand nicht. "Sie ist etwas schweigsam. Wäre es in Ordnung wenn wir uns duzen, Garima?" Sie nickte. Albert und Damian kamen aus der Küche und begrüßten unsere Gäste etwas übereifrig.
"Wir sind Freunde von Lucia und Demetri.", stellten sie sich vor. Elaine zog die Brauen zusammen. Unsicher sah ich zu Demetri hoch, er hauchte einen Kuss auf meine Schläfe. "Habt ihr Hunger?", fragte ich und sah zu den beiden. Rima zuckte mit den Schultern, während Elaine stöhnte. "Ich bin am Verhungern!" Meine Mundwinkel hoben sich. Elaine war einfach; Sie sagte immer was sie dachte. "Soll ich die Teller aufdecken?", Demetri wandte sich mit leiser Stimme an mich. Ich schüttelte den Kopf. "Kannst du April anrufen und fragen wann sie nach Hause kommt?"
"April?"
Albert reagierte am Schnellsten. Wenn wir einem Menschen sagen würden, dass ein fünfzehnjähriges Mädchen ohne Familie bei uns leben würde, dann wäre das wohl sehr merkwürdig. "Meine Schwester."
"Okay, kommt ihr mit in die Küche?", fragte ich Rima und Elaine. Sie nickten und folgten mir. Demetri, Albert und Damian verschwanden in das Wohnzimmer. Jetzt wo Demetri nicht mehr in der Nähe war, sprudelten die Worte nur so aus dem Mund der Rosahaarigen. "Wann hattest du vor uns das alles zu erzählen, Lucia?" Ich sah sie nicht an, war damit beschäftigt Teller aus dem Schrank zu nehmen. "Was denn?"
Nun mischte sich sogar Rima in das Gespräch ein. "Möglicherweise die Tatsache, dass du mit zwei Männern in einem Haus lebst, die 'Freunde' von dir und deinem Mann sind?" Ich seufzte und wärmte die Suppe, die auf dem Ofen stand ein bisschen auf. "Wo wir gerade bei deinem Mann sind, wäre es auch ganz nett zu erfahren, dass er älter ist als wir. Wie alt ist Demetri, Lucia?"
"Was wollt ihr trinken?" Elaine verschränkte die Arme. "Nur Wasser." Ich stellte zwei Gläser auf den Tisch und sah auf meine Hände.
"Demetri ist sechsundzwanzig." Okay, eigentlich war er physisch fünfundzwanzig Jahre alt, aber wir hatten uns kennengelernt, als ich neunzehn war. "Sechs Jahre sind nicht viel!", verteidigte ich mich, als ich die Blicke der beiden sah. Wenn sie nur wüssten. "Na gut." Rima schob ihre Brille hoch und sah in ihr Glas. "Tut mir leid, wenn das ein unangenehmes Thema ist, aber...warum ist er so vernarbt? Ich meine, seine Arme und sogar sein Gesicht sind...", sie sprach nicht weiter. Einen Moment lang war es still. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. "Er war Soldat.", log ich irgendwann.
"Ein Soldat, der später als Imobilienmakler arbeitet?", Rima klang skeptisch. "Sagt mal, müsst ihr mich so ausfragen?", ich klang wohl ziemlich genervt, denn sie sagten nichts mehr. Für den Moment zumindest. Demetri erschien im Türrahmen. "April sagte, dass sie erst später kommen würde." Ich nickte. "Welchen Wein wollt ihr trinken?", fragte Demetri und stellte sich neben mich. Dank seines vampirischen Gehörs hatte er wahrscheinlich alles von unserem Gespräch mitbekommen, doch er ließ sich nichts anmerken. Er hauchte einen Kuss auf mein Haar. "Chardonnay wäre gut.", antwortete ich. Er nickte und verschwand. "Wein?", Elaine klang ungläubig.
"Lucia, so hübsch dieses Haus auch ist, aber du musst mal Spaß haben!" Rima verdrehte die Augen. "Lucia hat eine sehr schöne Art zu leben, Elaine." Ich rührte in der Suppe. "Was für einen Spaß sollte ich denn haben?" "Bier trinken in einer billigen Bar und danach Burger essen gehen. Nicht Wein und französische Gourmetküche."
Ich seufzte. "Ich mag kein Bier.", mit diesen Worten nahm ich die Teller. "Nimmst du die Gläser, Rima?"
Gemeinsam brachten wir die Sachen in das Esszimmer. Zehn Minuten später saßen wir am Tisch. Demetri schenkte uns Wein ein. "Wein muss atmen um sein volles Aroma zu entfalten.", erklärte ich. "Aber bei Weißweinen ist es oft so, dass man ihn bereits kurze Zeit nach dem Öffnen trinken kann." Mein Mann ließ sich auf dem Stuhl neben mir nieder. "Das ist das erste Mal, dass wir im Esszimmer essen. Wir haben selten Gäste.", bemerkte Demetri. Ich schaute auf meinen Teller. Wir mussten seltsam wirken; so ernst und verschieden. "Wie habt ihr euch kennengelernt, Demetri?", fragte Elaine schließlich. "Lucia hat uns so gut wie gar nichts erzählt."
Er sah mich an und lächelte. "Ich weiß, dass meine Frau manchmal etwas still sein kann, aber das macht sie nicht mit Absicht.", verteidigte er mich. "Sie braucht ein bisschen Zeit, bis sie etwas über sich selbst erzählt." Die Beiden nickten. Ich nippte an meinem Glas. "Lucia und ich lernten uns in Italien kennen. Sie tanzte und ich war im Publikum. Damian kannte Lucia schon und hat uns einander vorgestellt. Ich verliebte mich in sie und nach einiger Zeit waren wir ein Paar. Wegen meiner Arbeit zogen wir nach Amerika und heirateten dort. Allerdings entschieden wir uns nach einigen Monaten dazu in Irland zu leben.", erzählte er. Die Lügen kamen trocken und glaubwürdig über seine Lippen. "Das klingt sehr...vernünftig.", sagte Rima. Sie klang besorgt, skeptisch sogar.
"Ich liebe Lucia." Ich spürte wie meine Wangen warm wurden. "Sie war das einzig Gute, das mir geschehen ist" Nun sprach Elaine. "Sie hat erwähnt, dass du ein Soldat warst." Demetri nickte. "Lucia hat mich wieder in das normale Leben gebracht. Ich war viele Jahre bei der Armee, deswegen war es schwer zurück in den Alltag zu finden." Die Beiden nickten verständnisvoll. Einige Minuten war es still, man hörte nur das Kratzen von Gabeln auf Porzellan. Wir ließen den Abend ausklingen, unterhielten uns noch locker. Kurz vor zwölf Uhr verabschiedeten Elaine und Rima sich. Wir begleiteten sie noch zur Tür. "Das Essen war unglaublich gut, Lucia. Danke für die Einladung." Ich hob lächelnd eine Braue. "Eigentlich war das eher Erpressung, meine Liebe.", erwiderte ich. Elaine zuckte nur mit den Schultern und zog ihre Lederjacke an. "Wir sehen uns am Montag, Luce. Es war schön dich kennenzulernen, Demetri." "Das Vergnügen war ganz meinerseits, Elaine.", erwiderte er charmant wie immer.
Ich schloss die Tür, als die Beiden draußen waren und sah Demetri an. "Du magst sie nicht.", stellte ich fest. Er lächelte lediglich und zog mich zu sich. "Sie waren anstrengend, wie du bereits gesagt hast. Aber nicht unangenehm." Ich seufzte und kuschelte mich an ihn, atmete seinen Geruch ein. "Sie sind menschlich, Lucia. Was erwartest du von ihnen? Natürlich sind sie neugierig." Ich sah zu ihm auf. "Neugierig trifft es wohl nicht ganz." Er küsste mich, leckte über meine Unterlippe. Er ging dazu über mein Gesicht zu küssen. "Endlich..." Ein Kuss auf meine Stirn. "Habe ich..." Meine Wangen. "Dich wieder für..." Meine Augenlider. "Mich ganz allein." Den letzten platzierte er auf meiner Nasenspitze. Ich kicherte leise. "Demetri", wisperte ich, als er mit den Händen durch meine Haare fuhr. "Ja?" Ich küsste seine Wangen. "Kannst du April abholen?"
Er nickte und sah zu mir hinunter. Die Müdigkeit stand mir wohl deutlich ins Gesicht geschrieben. "Geh nach oben. Ich komme bald nach." Ich nickte. Nachdem ich Damian und Albert, die immer noch im Wohnzimmer saßen eine Gute Nacht gewünscht hatte, ging ich die Treppe hoch in unser Schlafzimmer. Ich schminkte mich ab, putzte mir die Zähne und kämmte meine Haare, bevor ich ein dünnes schwarzes Nachthemd anzog. Ich wollte mich gerade ins Bett fallen lassen, als ich an die Teller dachte, die immer noch im Esszimmer standen. Ich starrte auf die Decke und seufzte. Gähnend nahm ich den purpurfarbenen Morgenmantel vom Frisiertisch und band die Schleife zu. Ich tapste die Treppe hinunter. Große Hände legten sich auf meine Schultern, als ich gerade dabei war die Gläser in die Spülmaschine zu räumen. "Hatte ich dir nicht gesagt, dass du ins Bett gehen sollst?", er klang amüsiert. Ich drehte mich zu ihm um, aus dem Augenwinkel sah ich April die Treppe hochgehen. "Wenn ich die Spülmaschine jetzt nicht anmache, wird es schwer werden alles abzukratzen." Sein Blick wanderte an mir hinunter,  fast unmerklich verzogen seine hübschen Lippen sich zu einem Lächeln. Anscheinend gefiel ihm, dass ich den Morgenmantel trug, den er mir gekauft hatte. Ich fuhr damit fort alles einzuräumen, dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und legte die Arme um seinen Hals. ~~~ "-Und dann macht Lucia die Tür auf und was wir sehen, verschlägt mir fast die Sprache!" Elaine war gerade dabei wild gestikulierend alles zu erzählen, was am Wochenende geschehen war. "Sie steht da in gottverdammten Rosa mit wallenden Locken und lächelt uns an."
Francis lachte auf, während Daisy lediglich den Kopf schüttelte. Seufzend schaute ich auf das Sandwich hinunter, das Demetri mir hastig vor der Uni gemacht hatte. "Das Ding ist aber das, was danach kam...", sie machte eine dramatischePause.
"Wir stehen also in der Diele dieses riesigen Hauses und Lucia hängt gerade unsere Jacken auf, ich hatte übrigens die graue an und nicht die braune-", sie sah zu Daisy. "Als da plötzlich ein Riese auftaucht und uns begrüßt. Und er sagt nicht einfach so was wie 'Hey, ich bin Demetri', sondern 'Schön sie kennenzulernen", sie verstellte ihre Stimme, sprach sehr tief.
"Das hat sich scheiße angehört.", fiel Rima ein. "Was Elaine sagen möchte ist, dass wir uns etwas anderes unter Lucia's Mann vorgestellt haben."
"Ich sagte euch doch, dass er ziemlich groß ist."
Elaine verdrehte die Augen. "Lucia, so winzig wie du bist, dachte ich er ist höchstens 1,80m groß, aber der Kerl ist riesig!" Ich senkte den Blick und lächelte. "Wo wir gerade bei der Größe sind, muss ich dich einfach etwas fragen, auch wenn die Frage wahrscheinlich ziemlich taktlos ist-" Daniel unterbrach sie, er war ausnahmsweise mal nicht mit seinem Handy beschäftigt.
"Eine Frage, die sogar Elaine als taktlos empfindet; Lass mal hören." Sie grinste und legte ihre Hand auf meine.
"Er ist so groß und du bist so klein. Wie funktioniert das?"
Ich blinzelte sie verwirrt an. "Wie funktioniert was?"
Einstimmiges Stöhnen von den Anderen. "Sex, Lucia!" Augenblicklich zog ich die Hand weg. "Ich denke nicht, dass das etwas ist, was für euch von Belang sein könnte.", erwiderte ich kühl. Rima seufzte und schlug  ihrer Rosahaarigen Freundin in die Seite. "Was stellst du eigentlich für Fragen, du Dummkopf." Elaine zuckte lediglich mit den Schultern. "Hey, du wolltest es genauso wissen wie ich!" Ich verdrehte die Augen. Sie wandten sich nach einiger Zeit anderen Themen zu. Ich sah auf mein Handy; Eine neue Nachricht von Albert.
Ich hole dich ab, Demetri ist krank :))
Ich runzelte besorgt die Stirn. Es war merkwürdig gewesen, als Demetri sich heute morgen regelrecht aus dem Bett gequält hatte, aber ich hätte nicht gedacht, dass er krank werden würde. Ich seufzte. Er erinnerte sich bestimmt nicht mehr daran, wie es war krank zu sein. Die letzten beiden Stunden vergingen schmerzhaft langsam, ich wollte nur noch nach Hause.
Albert holte mich mit seinem Ford ab, meiner Meinung nach fuhr er viel zu langsam. "Wie geht es ihm?", war das erste was ich sagte, als ich einstieg. Ich verzichtete auf eine Begrüßung. "April hat Dr. Cullen angerufen. Er meinte, dass es normal sei." Unzufrieden kurbelte ich das Fenster hinunter. Albert lachte leise. "Es ist nur eine kleine Grippe, Lu.", besänftigte er mich.
Mein Mann lag in unserem Bett, sein Arm hing hinunter und auf dem Nachttisch stand eine Schachtel Kleenex. Er sah miserabel aus. Die Spitze seiner Nase war gerötet, die sonst so samtige Stimme nur noch ein Ächzen. "Lucia.", er griff nach meiner Hand, als ich mich auf die Bettkante setzte. Ein kleines Niesen entfuhr ihm. "Mein lieber Demetri.", ich strich sanft durch seine Haare. Er lächelte schwach. "Ich glaube ich bin krank." "Ach, wirklich?", mit hochgezogener Augenbraue erhob ich mich. "Lass mich kurz nachdenken." Was hatte meine Mutter immer getan, wenn ich und meine Geschwister krankgewesen waren? "Du musst viel trinken. Ich mache dir einen Tee." Ein jammernder Laut entfuhr ihm. "Geh nicht weg."
Ich lachte leise und küsste seine Stirn. "Ich komme gleich wieder."
Als ich zurückkehrte, hatte Demetri sich gedreht. Ihm war anscheinend kalt, er hatte sich volkommen in die Decke eingewickelt. "Ich bin so schwach.", murmelte er. "Du bist krank, Demetri. Ist lange her, dass du das letzte Mal die Grippe hattest, oder?" Er zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Tee. "Ich erinnere mich nicht."  
"Nun und ich erinnere mich nur an sehr wenige Momente in denen ich dich schwach gesehen habe. Dieser hier gehört nicht dazu.", versicherte ich meinem Mann. Er sah kurz zu mir auf. "Du bist meine Schwäche, Lucia. Mein wunder Punkt." Ich erhob mich und  öffnete die Knöpfe meiner hellblauen Bluse, sodass mein weißes Top sichtbar wurde. Es war unordentlich hier. "Wie wäre es, wenn du ein bisschen fernsiehst und ich aufräume?" Er runzelte die Stirn, offensichtlich hatte er erwartet, dass ich mich zu ihm legte. "Es ist nicht sauber, Demetri. Du weißt, dass ich nicht sonderlich ordentlich bin, aber mein Vater-" Ich stoppte. Unwillkürlich wurde seine Miene sanfter. "Wenn wir krank waren, hat er immer aufgeräumt. In einer sauberen Umgebung wird man schneller gesund.", fuhr ich leise fort.
Demetri seufzte. "Na gut.", mit diesen Worten schaltete er den Fernseher ein. Er schaute sich eine Dokumentation an, allerdings hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass er dem Programm Acht schenkte. Sein Blick lag wohl überwiegend auf mir. Ich wischte Staub, beseitigte das Chaos aus Schmuck und Haarspangen auf meinem Frisiertisch und räumte die Bücher auf dem Boden weg. Danach war ich noch lange nicht fertig. Demetri war normalerweise derjenige, der mir hinterherräumte. Jetzt wo ich es selbst tun musste, bemerkte ich wie anstrengend das war.
"Igitt.", ich verzog das Gesicht, als ich ein halb geschmolzenes Bonbon in meiner Handtasche fand, die ich unter dem Bett hervorzog. Ich stellte die Tasche zu den anderen in den Schrank und sah zu Demetri. So ordnungsliebend wie er war, musste es schrecklich sein mit mir zusammenzuleben. Seine Augen fielen langsam zu, anscheinend war er müde. Im Badezimmer wischte ich den Spiegel und das Glas der Dusche. Die leeren Shampooflaschen wanderten in den Müll. Als ich wieder ins Schlafzimmer trat, war Demetri eingeschlafen. Lautlos deckte ich ihn zu und ging die Treppe hinunter, in die Küche. Ich war gerade dabei ein paar Stängel der Kräuter, die in Töpfen auf dem Fensterbrett standen, abzureißen, als mein Handy klingelte. Es war Francis. "Hey Luce, was machst du?", begrüßte er mich überschwänglich. Ich runzelte die Stirn, normalerweise rief er mich nicht an. "Hühnersuppe kochen. Demetri hat die  Grippe."
"Oh. Naja, ich wollte beziehungsweise sollte dich fragen, ob du dieses Wochenende mit mir und den Anderen mitkommst. Wir wollten in eine Bar gehen und Elaine hat erwähnt, dass du noch nie so etwas gemacht hast, deswegen...", Er ließ den Satz offen stehen. Ich suchte inzwischen nach einem Kochlöffel. "Die Anderen?"
"Elaine, Dan und ein paar die du vielleicht aus der Uni kennst. Vielleicht Jeremiah."
"Jeremiah?" Er lachte leise und im Hintergrund hörte ich eine weibliche Stimme. "Der Kerl, der dir an deinem ersten Tag hinterhergelaufen ist. Eigentlich ist er ganz nett." Ein Seufzen entfuhr mir. "Das bezweifle ich. Sowas ist wirklich nicht mein Ding, Francis. Selbst wenn ich mitkommen wollen würde, Demetri ist wahrscheinlich bis zum Wochenende nicht gesund." "Er ist ein erwachsener Mann, Luce.", ich hörte die Skepsis klar aus seiner Stimme heraus. Meine Antwort kam bissig zurück. "Und ich bin seine Frau." Einen Moment lang war es still. "O-okay. Naja, dann bis morgen." Ich legte auf ohne mich zu verabschieden. Ich hatte keine Lust mit Menschen durch schmuddelige Bars zu ziehen und lauwarmes Bier zu trinken. Außerdem war es zu diesem Zeitpunkt meine Aufgabe und mein Wunsch mich um Demetri zu kümmern. Er fühlte sich hilflos und sonst war er es, der mich verhätschelte und pflegte. Natürlich lag es daran, dass er sich gerne um mich kümmerte und es als seine Pflicht ansah, doch diese Sicherheit, die er mir damit gab, genoss ich. Er wusch und kämmte meine Haare, räumte mir hinterher, gab mir Haarspangen und trug mich. Niemand hatte das je für mich getan. Das was mir früher gefehlt hatte, gab er mir.
Ich wusch gerade ein paar Teller ab und füllte neues Wasser in die Blumenvase, als ein in eine Wolldecke gehüllter Demetri in die Küche kam. Er schniefte leise und küsste meine Schläfe. "Gut geschlafen?", fragte ich lächelnd. Er schüttelte den Kopf und ließ sich auf einen der Stühle sinken. Besorgt befühlte ich seine Stirn. Ich gab ihm etwas von meiner Energie, indem ich meine Gabe auf ihn einwirken ließ. Demetri entspannte sich etwas, sein Atem war nun weniger schwer. "Danke.", murmelte er und lehnte seinen Kopf gegen meine Seite.
"Hat Carlisle dir keine Medizin gegeben?, ich strich sanft durch sein vom Schlafen wirres Haar. Er grummelte ledliglich, das sollte wohl ein Nein sein. Ich verfrachtete ihn wieder ins Bett, nachdem er gegessen hatte. Seine Temperatur stieg langsam an, aber ihm war kalt. Demetri zitterte und fluchte sogar. Ich runzelte die Stirn, ihm musste es schrecklich gehen. Er fluchte nur selten. So gut es ging versuchte ich seinen riesigen Körper mit meinem zu umschließen und ihn zu wärmen.
Er verfiel in einen leichten Schlaf und auch ich döste ein, doch ich wurde aus dem Dämmerzustand gerissen, als ich hörte, wie ein würgender Demetri ins Bad eilte. Er übergab sich und hing keuchend über der Schüssel. "Geh raus, Lucia.", befahl er kraftlos. Normalerweise war sein Befehlston recht eindrucksvoll, doch die Tatsache, dass seine Stimme brach, verminderte die Wirkung enorm. Er stöhnte leise, als ich mich nicht rührte. Er hatte nicht sonderlich viel im Magen,  nur die Suppe und sein dürftiges Frühstück. "Ich habe deine Suppe erbrochen.", jammerte er. Ich schüttelte den Kopf über seine Worte und rieb sanft über seine Schulter. "Ich dachte mir schon, dass du dich übergeben wirst.", tröstete ich ihn. Es überkam ihn erneut, hilflos versuchte mein Mann irgendetwas hochzuwürgen. "Du solltest mich nicht so sehen.", hauchte er atemlos und legte die gerötete Wange an die Badewanne. Irgendwann stemmte er sich schwerfällig hoch und putzte sich die Zähne. Demetri stand auf zittrigen Beinen, er hatte die Augebrauen zusammengezogen. Wieder im Schlafzimmer deckte ich ihn zu und griff nach meinem Handy. "Wen rufst du an?"
"Carlisle. Ich will wissen, warum er dir keine Medizin gegeben hat."
Das Gespräch verlief nicht sonderlich lang, der Doktor musste gleich operieren und erklärte mir kurz angebunden, dass er nicht wusste, wie Demetri auf Medizin reagieren würde, da er zwar menschliche Züge hatte, aber kein Halbvampir war. Es war nicht wie bei mir, ich war mit wenig vampirischen Zellen geboren wurden, aber einige von Demetris waren durch den vergifteten Dolch abgetötet wurden.
Ich legte seufzend auf und sah zu Demetri der mich durch schwere Lider ansah. "Ich liebe dich." Er lächelte ermüdet. "Ich liebe dich auch." Besorgt legte ich mich zu ihm unter die Decke. "Ich bleibe morgen zu Hause. In diesem Zustand kann ich dich nicht allein lassen, Liebling." Er schüttelte den Kopf. "Du musst zur Universität, ich werde die paar Stunden auch ohnde dich klar kommen." Ich runzelte die Stirn. "Du musst das nicht alleine machen, Lucia. Wir haben eine Familie.", er küsste die kleine Sorgenfalte auf meiner Stirn.
"Ich weiß, dass du denkst, du müsstest alles allein machen, dass wir beide so denken. Vielleicht ist das nicht so." Ich musste lächeln. "Vielleicht?" Inzwischen war klar, dass wir nicht nur von der Tatsache sprachen, dass ich mich alleine um ihn kümmern wollte. Seine große Hand fuhr unter mein Shirt, er berührte die Narbe an meiner Seite. "Wir haben genug von denen. Hier.", nun lag seine Hand auf meiner Wange. "Und hier.", er legte sie auf mein Herz. Ich blinzelte ihn an. "Weißt du, die Tatsache, dass du krank bist, führt anscheinend nicht dazu, dass du weniger tiefsinnig bist, Demetri.", bemerkte ich lächelnd.
Die Antwort darauf war ein Niesen.
Ich flößte ihm Wasser und Tee ein, er wollte nicht mehr essen. Er schlief noch ein wenig, während ich dreckige Wäsche in die Maschine warf und etwas für die Uni tat. Am Abend zwang ich ihn regelrecht dazu, ein bisschen Obst zu essen. Schließlich kämmte ich meine Haare und zog ein rosafarbenes Nachthemd an. In der letzten Zeit mochte ich es hübsche Dinge zum Schlafen anzuziehen. Bevor ich das Licht ausmachte, küsste ich Demetri kurz. In der Dunkelheit legte er seinen Kopf an meine Schulter, anscheinend war er ermüdet. "Weck mich, wenn es dir schlechter geht.", murmelte ich. Mir war klar, dass er es sowieso nicht tun würde, selbst wenn er kurz vor der Ohnmacht stand. Der Tag hatte mich geschafft. Ich schlief schnell ein, sank in einen traumlosen Schlaf.
Demetri weckte mich nicht auf. Zumindest nicht in dem Sinne, dass er mich persönlich weckte. Es war sein Schluchzen, das mich aus dem Schlaf fahren ließ. Blinzelnd öffnete ich die Augen. Der Anblick, der sich mir bot brachte mein Inneres dazu sich zusammenzukrümmen. Demetri weinte. Er erhob sich ungelenk und versuchte es vor mir zu verbergen, doch ich griff nach seinem Handgelenk. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Ich hatte noch niemals jemanden getröstet, der weinte. "Lucia." Es hörte sich nicht nach meinem Namen an, sondern eher nach einem erstickten Ton. Demetri versuchte sich von mir zu lösen, doch ich gab nicht nach, stattdessen erhob ich mich und legte meine andere Hand an seine Wange. Ich drehte sein Gesicht in meine Richtung. Aus tränennassen Augen sah er zu mir hinunter. Es war nicht nötig, dass ich fragte, was los war. Ich verstand. Seine Hände packten den dünnen Stoff meines Nachthemdes, er schluchzte auf. Sein riesiger Körper, der sich verzweifelt an meinen drückte. Schwere Atemzüge und Weinen. Meine Hand strich nun durch sein wirres Haar, er hatte seine Arme fest um mich geschlungen, zog mich so auf meine Zehenspitzen. "Es ist in Ordnung.", wisperte ich ihm zu. Er schüttelte den Kopf, seine Tränen tränkten mein Nachthemd.
Es war nicht überraschend, dass er weinte. Sein Körper war geschwächt und offensichtlich auch seine zerbrechliche Seele. All die Trauer, die sich angestaut hatte, bahnte sich ihren Weg hinaus. Er hatte Jahrhunderte, sogar Jahrtausende bei den Volturi verbracht. Wieviel Schmerz und Blut er gesehen hatte. Sie hatten ihm seine Fefühle genommen und ihn geschlagen, ihn für ihre Zwecke benutzt. Es hatte seine Spuren hinterlassen. Langsam löste er sich von mir, wandte den Blick ab. Immer noch liefen die Tränen über seine Wangen. Ich wischte sie sanft weg.
"Ich liebe dich."
Mir fiel nichts Besseres ein, dass ich in diesem Moment sagen könnte. Er war nicht in der Lage zu antworten, stattdessen schloss er die Augen. Es brach erneut aus ihm heraus. Sein Oberkörper zitterte, er griff nach mir. Diesmal packte er meine Oberarme, fast so als müsste er sich an mir festhalten. "Es ist zu viel.", brachte er atemlos hervor. Verzweilung machte sich in mir breit. Also tat ich das was meine Mutter damals getan hatte, wenn ich oder meine Geschwister krank gewesen waren. Ich begann zu singen.
"Aussi éternel et bonne comme les étoiles qui sont la haute." Er verstummte und sah mich aus großen Augen an. Es musste seltsam sein, denn ich verhielt mich selten so. Fast schon mütterlich. Nach einem Moment jedoch flossen die Tränen wieder über seine Wangen. Er weinte erneut, sanfter diesmal. "C'est mon amour pour toi et très bientôt ton rêve viendra bientôt. Ton rêve viendra." Ich erinnerte mich nicht mehr an den Rest des Liedes, ratlos endete ich. Leise und mit rauer Stimme bat er mich darum weiter zu singen. Ich konnte es ihm nicht abschlagen. Ich verbrachte den Rest der Nacht damit einen weinenden Demetri in den Armen zu halten und immer wieder die gleichen Zeilen zu singen. Jede Wiederholung ein weiteres Versprechen.
Ich würde stark sein, wenn er sich fürchtete. Ich würde ihm die Last seiner Vergangenheit abnehmen. Ich würde ihn lieben.
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liebenswortig · 4 years
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27. WAHRHEIT ODER WAHRHEIT
DEMETRI POV
Mein Blick war auf den Eingang gerichtet, während ich auf Lucia wartete. Der Parkplatz war nicht allzu überfüllt, die meisten Studenten strömten aus dem großen Gebäude, aber meine Frau war noch nicht unter ihnen. Nach einiger Zeit erblickte ich ihr blaues Haar, sie ging neben einer anderen Studentin her. Unwillkürlich musste ich lächeln, sie sah einfach so schön aus, so zart. Lucia lächelte leicht, während sie sich unterhielt. Schließlich verabschiedeten die beiden sich und dann fiel der Blick meiner Kleinen auf den Wagen. Sie stieg ein und begrüßte mich mit einem Kuss auf die Wange. Ich startete den Motor und fuhr los.
“Wer war das?”, fragte ich und griff nach ihrer Hand. “Das Mädchen von dem ich dir gestern erzählt habe. Sie heißt Daisy.” Ich sah kurz zu ihr hinüber. “Also ist sie nett.” Lucia biss sich auf die Unterlippe. “Sie haben mich zwar ausgefragt, aber ja.” “Sie?”, hakte ich nach. “Daisy hat mich ihren Freunden vorgestellt. Sie sind ziemlich…direkt.” Und dann begann Lucia mir von ihrem Tag zu erzählen, sie gestikulierte und ab und zu rutschte ihr ein Wort auf französisch heraus. Es war bezaubernd. Als sie fertig war, parkte ich gerade ein und wandte ihr meinen Blick zu. Sie schaute mich mit funkelnden Augen an. Ich legte meine Lippen auf ihre, packte ihr Handgelenk und bedeckte ihren Körper fast gänzlich mit meinem. Sie seufzte zufrieden und erwiderte den leidenschaftlichen Kuss.
Nach einigen Momenten jedoch, zischte sie leise. “Aua, Demetri.”, sie klang schmerzerfüllt. Sofort löste ich mich von ihr. Mit gerunzelter Stirn rieb sie ihre Schulter, anscheinend hatte ich sie gegen die Innentür gedrückt. Es war wohl keine gute Idee im Auto über sie herzufallen. “Entschuldigung.”, murmelte ich und rieb vorsichtig über ihren Arm. “Schon in Ordnung.”, mit diesen Worten hauchte sie einen Kuss auf meine Wange und stieg dann aus. “Kommst du?”, rief sie, als ich keine Anstalten machte auszusteigen. ~~~ Es war Freitag und Lucia war gerade in der Dusche, während ich meine Haare föhnte. Rasiert hatte ich mich bereits. Ich blickte zur Seite, konnte die Silhouette ihres nackten Körpers hinter dem gefrosteten Glas erahnen. Nach einiger Zeit schob sie die Duschwand zur Seite und stieg aus der Dusche, griff nach dem weißen Bademantel und wickelte sich ein. Sie kam auf mich zu und legte ihre Arme um mich, küsste meinen bloßen Rücken. Ihre kleinen Finger fuhren über die Narben, die meine blasse Haut zierten.
Ich legte den Föhn weg, drehte mich zu ihr um und ergriff ihre Handgelenke. “Meine Lucia.”, murmelte ich leise, küsste ihre Fingerspitzen. Sie lächelte sanft. Nach kurzer Zeit löste ich mich von ihr, sie begann nun ihre Haare zu föhnen. Ich verließ das Badezimmer, ließ aber die Tür offen. Meine Sachen lagen bereits auf dem Bett; Eine dunkle Jeans, ein weißes Hemd und darüber ein schwarzer Pullover. Ich setzte mich aufs Bett, nahm mein Handy vom Nachttisch und ging meine Nachrichten durch, während ich auf Lucia wartete. Irgendwann kam sie nackt aus dem Bad und ging zur Kommode, in der sie ihre Unterwäsche aufbewahrte. Mein Blick lag auf ihr, sie suchte anscheinend nach etwas Bestimmten. Ich runzelte die Stirn, als sie aus der hintersten Ecke Dessous rauskramte, die ich noch nie gesehen hatte.
“Seit wann hast du die?”, fragte ich, als sie in das dunkelgraue Seidenhöschen schlüpfte, das mit kleinen Schleifen verziert war. Sie grinste mich an. “Die habe ich für einen besonderen Tag aufbewahrt.”, mit diesen Worten zog sie den passenden BH an. Ich biss mir auf die Unterlippe. Lucia konnte sogar sexy sein, wenn sie sich anzog. Nach wenigen Minuten war sie komplett bekleidet. Eine helle Jeans, weiße Bluse und eine graue Strickjacke. “Warum starrst du mich so an?”, fragte sie, als sie an ihrem Frisiertisch saß und sich etwas schminkte. “Du bist einfach so schön.”, lächelte ich und erhob mich. Sie legte den Mascara weg und griff nach der Bürste, die ich ihr jedoch aus der Hand nahm. Vorsichtig kämmte ich ihre langen Haare. Sie betrachtete mich durch den Spiegel, ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Himbeerlippen. Als ich fertig war, legte sie ihren Schmuck an. Zehn Minuten später verabschiedeten wir uns von April, Damian und Albert, zogen unsere Jacken an und verließen schließlich das Haus. Der Himmel verdunkelte sich langsam, die Sonne ging gerade unter.
Lucia biss sich auf die Unterlippe, sie schien sich zu freuen. Ich seufzte in mich hinein; Wieso hatte ich nicht vorher daran gedacht sie auszuführen? “Wo willst du essen gehen?”, fragte ich sie nach einem Moment, sie fummelte gerade am Radio herum. “Irgendein Restaurant ist in Ordnung, Demetri.”, versicherte sie mir. Ich nickte und runzelte die Stirn. Der Typ im blauen Wagen vor mir fuhr viel zu langsam. Am liebsten hätte ich gehupt und mich lauthals aufgeregt, doch ich riss mich zusammen. Lucia sollte einen schönen Abend haben, ich wollte es nicht versauen. Trotz meiner Bemühungen mir nichts anmerken zu lassen, fiel es meiner Frau auf. Sie streichelte über mein Bein. Ich sah kurz zu ihr rüber und lächelte leicht. In ihren funkelnden Augen lag so viel Verständnis, sie akzeptierte mich mit allem was ich war. Manchmal fiel es mir schwer ein normales Leben zu haben, in meinem Inneren würde ich immer ein Soldat bleiben. Zu lange hatte ich gekämpft, zu lange Befehle gegeben. Lucia ging es nicht anders, das wusste ich, obwohl sie versuchte es zu verstecken. Wenn ich abends wach lag, fragte ich mich oft warum wir das eigentlich taten; Ich würde immer ein Gardist sein und Lucia würde niemals wirklich heilen. Doch ich begriff in diesen Nächten stets aufs Neue, dass dieses Lügen, dieses so tun als ob uns glücklich machte. Die Illusion von Normalität gab uns die Möglichkeit zu vergessen wer wir waren. Und jeder Moment in dem wir vor uns selbst fliehen konnten, war wie Balsam für unsere Seelen.
Wir erreichten Dublin, ich hielt bei einem italienischen Restaurant, das in der Nähe des Kinos lag. Hand in Hand traten wir ein. Es war nicht billig, aber auch nicht sonderlich luxuriös. Ein normales Restaurant; Weiße Tischdecken, Pasta mit Tomatensauce und überwiegend Jugendliche. Eine Kellnerin mit lockigen schwarzen Haaren wies uns einem Tisch zu, fragte uns nach unseren Wünschen in Bezug auf Getränke und verschwand danach wieder. Wir hatten beide eine schlichte Cola bestellt. “Also, meine Kleine; Habe ich dir heute schon gesagt, wie schön du bist?”, ich griff nach ihrer Hand und lächelte sie an. “Mehrmals, denke ich.” Lucia biss sich auf die Unterlippe, als ich einen Kuss auf ihrem Handrücken platzierte. Schließlich ließ ich sie los um einen Blick in die Speisekarte zu werfen. Die Kellnerin kam mit unseren Getränken zurück und nahm sogleich unsere Bestellung auf. Sie zündete die Kerze, die auf dem Tisch stand an, bevor sie lächelnd verschwand. “Lass uns ein Spiel spielen.”, schlug ich vor, ich hatte den Kopf in die Hand gestützt und betrachtete Lucia. “Hier?”, fragte sie amüsiert.
“Es ist einfach.”, versicherte ich ihr. “Wahrheit oder Wahrheit.”
Sie zog eine Braue hoch. “Und das ist keine vereinfachte Version von 'Demetri fragt Lucia aus'?” Ich konnte das verschmitze Lächeln nicht zurückhalten.
“Hey, du kannst mir auch vollkommen unangemessene Fragen stellen.”
Sie seufzte ergeben. “In Ordnung. Fang an.”
Innerlich triumphierte ich; Es war immer so verdammt schwer etwas aus Lucia herauszubekommen. “Würdest du gerne ein Haustier haben?” Sie runzelte die Stirn, offenbar hatte sie etwas Anderes erwartet. “Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Vielleicht. Eine Katze wäre ganz nett, denke ich.”
“Die  große Narbe auf deinem Oberarm; Wie ist es zu der gekommen?”
Ich legte den Kopf schief. Dann antwortete ich so leise, dass menschliche Ohren nichts von unserem Gespräch mitbekamen. “Du hättest die von Felix sehen sollen. Ich habe nicht gehorcht, also hat Caius mich bestraft. Felix nahm die Schuld auf sich und hat viel mehr als ich abbekommen.” Lucia griff nach meiner Hand, Schmerz lag in ihren goldenen Augen. “Diese Narben...Das waren nicht nur Neugeborene?”, Sorge klang aus ihrer sanften Stimme. “Überwiegend sind es Überbleibsel von Strafen. Einige jedoch sind Verletzungen, die aus Kämpfen stammten.” Sie war still, dann küsste sie meine Wange. “Mein schöner, schöner Demetri.”, murmelte sie.
“Sorg dich nicht, Liebste.” Ich fuhr mit der nächsten Frage fort. “Wer war dein erster Kuss?” Sie schüttelte belustigt den Kopf. “Ich wusste, dass so etwas kommt. Mein erster richtiger Kuss warst du. Allerdings habe ich davor schon ein paar andere geküsst.” Ich zog die Brauen zusammen. “Wie meinst du das?”
“Für Aufführungen. Ich glaube der erste war Nathan Hullier. Das war in Romeo und Julia.”
“Und sonst niemand? Kein einziger, auch kein anderes Mädchen?”
Sie schüttelte erneut den Kopf. “Ich hatte nie das Bedürfnis danach.”
Während ich ein Leben in Lust gelebt hatte, hatte meine Lucia nie auch nur den Ansatz von Verlangen verspürt. In diesem Moment kam die Kellnerin mit zwei Tellern an den kreisrunden Tisch. Sie fragte uns nach weiteren Wünschen und verschwand, als wir verneint hatten, wieder. “Wie funktioniert deine Gabe?”, fragte Lucia nach einem Moment, sie hatte den Blick auf ihren Teller gerichtet. “Es ist schwer zu beschreiben...Jeder Mensch hat seinen eigenen Geruch, aber da ist ein bisschen mehr für mich. Da ist nicht nur ein Geruch, sondern...eine Art unsichtbarer Faden. Ich kann die Person aufspüren, wenn ich will.” SIe kaute nachdenklich. “Und wie rieche ich?” Ich lächelte und nippte an meiner Cola. “Aquamarin und Lilien. Und etwas Unbestimmtes. Ich glaube, dass es Licht ist.” Sie lachte in sich hinein. “Ich rieche nach Licht?”, sie klang ungläubig.
“Du bist Licht, Lucia.” Sie schüttelte den Kopf. “Wenn ich eine Sache nicht bin, dann ist es Licht. Du ahnst gar nicht was für Dinge ich getan habe. Ich selbst weiß nicht einmal, was ich alles verbrochen habe.” Ich runzelte die Sitrn. “Was meinst du damit?” Einen Moment lang schwieg sie. “Ich habe manchmal das Gefühl, als hätte ich Dinge vergessen. Dinge, die ich getan habe, bevor ich verwandelt wurde. Es ist nicht wichtig.” Sie wollte nicht darüber reden, dass war überdeutlich. Ich ließ es bleiben. Lucia stellte die nächste Frage mit schiefgelegtem Kopf. “Hattest du mal etwas mit Heidi? Oder Renata?” Ich seufzte. “Ich verurteile dich nicht, Demetri. Du hattest ein Leben vor mir. Ein sehr langes Leben.”
“Renata und ich hatten ein kleines Verhältnis, wenn man das so nennen kann. Im Grunde genommen hatten wir nur Sex. Sie wollte nichts Anderes von mir und mir ging es ebenso.” Lucia nickte und strich sich eine Strähne ihrer blauen Haare hinters Ohr. “Allerdings bist du meine einzig wahre Liebe.”, versicherte ich ihr. Sie lächelte. “Du musst doch vor mir jemanden geliebt haben, Demetri.” Ich schüttelte den Kopf.
“Nein. Ich schwärmte für ein Mädchen, als ich noch ein Mensch war, aber ich erinnere mich fast nicht mehr an sie. Ich glaube ihre Augen waren grün. Meine Gefühle schienen wie verschwunden zu sein, als ich verwandelt wurde. Chelsea hat sie mir wahrscheinlich genommen.” Sie seufzte tief, anscheinend gefiel ihr nicht, dass jede meiner Antworten so düster war.
“Also, Lucia. Wirst du mir vortanzen? Ich habe dich noch nie Ballet tanzen sehen.” Natürlich, ich wusste, dass Lucia tanzen konnte, sie tat es oft mit mir zusammen. Allerdings nur wenn wir allein waren, in der Abgeschiedenheit unseres Schlafzimmers. Und unser albernes Tanzen führte so gut wie immer dazu, dass wir im Bett landeten. “Vielleicht.”, neckte sie mich. Der Rest des Abends verlief friedlich. Wir gingen ins Kino und sahen uns einen Film an. Es war überraschend schön sich ein Pärchenmenü zu teilen. Und Lucia fühlte sich so verdammt wohl in meiner Nähe, sie kuschelte sich an mich, nahm mir das Popcorn direkt aus der Hand und klärte mich über Anspielungen auf, die ich nicht verstand. Allerdings fiel mir auf, dass auch sie vieles nicht begriff. Irgendwann ergriff ich ihre kleine Hand und streichelte sanft über ihre Handfläche. Ihr Blick war auf die Leinwand geheftet. Ich fragte mich, wann sie das letzte Mal im Kino gewesen war. Auch wenn meine süße Frau in dieser Zeit geboren war, schien sie nicht wirklich ein Teil von ihr zu sein. Liebevoll betrachtete ich sie, es war einfach unmöglich den Blick von ihr zu nehmen. Wie konnte es sein, dass ich sie so sehr liebte?
Es war still, als wir das Haus betraten. Anscheinend waren sie auf ihren Zimmern. Lucia kicherte leise, als ich sie küsste. Ich öffnete die Knöpfe ihres Mantels, bevor ich ihn achtlos auf die Kommode, die in der Diele stand warf. Sie zog ihre Sneakers aus, setzte sich dabei auf den Treppenabsatz. Als sie fertig war, hob ich sie hoch und trug sie in unser Schlafzimmer. Der Fernseher in Alberts Zimmer lief noch. Er schaute sich anscheinend Chatty Man an. Es war schon ziemlich spät, kurz vor ein Uhr nachts. Hastig schaltete ich das Licht an. Ein lautes Keuchen entfuhr Lucia. Ich hatte sie gegen die Wand neben der Tür gedrückt und knurrte leise. Sie blickte mit großen Augen zu mir hoch, dann lächelte sie kokett, als sie erkannte, dass ich vor Lust knurrte. Sie versuchte spielerich meinem festen Griff zu entkommen, doch ich hatte ihre Handgelenke eisern gepackt. Es war offensichtlich, dass mein grobes Verhalten sie erregte. “Lucia...”, murmelte ich. “Wahrheit oder Wahrheit: Willst du das?” Sie nickte. Ich beugte mich zu ihr hinunter, küsste ihre Unterlippe. “Du musst es mir sagen.” “Ja.”, wisperte sie, ihre Brust hob und senkte sich hastig. Ich lächelte schief, da war keine Wärme in meinem Lächeln. Gemächlich ließ ich ihre Handgelenke los und ließ meine Hände über ihren gesamten Körper wandern. Ich strich zart über die Spitzen ihrer Brüste, die sich daraufhin verhärteten. Sie zitterte nahezu unmerklich. Ich ließ mich vor ihr auf die Knie sinken und knöpfte ihre Hose auf. Dabei sah ich fest in Lucias goldene Augen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Ich half ihr die Hose auszuziehen. Dann strich ich über ihren mit grauer Seide bedeckten Venushügel. Ich nahm mir Zeit, küsste ihre Beine, ihre Knie. “Demetri.”, hauchte sie nach einiger Zeit. Ich sah zu ihr auf, nahezu flehend war ihr Blick. Nachdem ich einen letzen Kuss auf den grauen Stoff gesetzt hatte, erhob ich mich wieder. Ich küsste sie, biss in ihre Unterlippe.
Ihr Gesicht wurde von meiner Hand umfangen, sie rieb sich an mir. Unsere Nasen strichen gegen einander. Ich zog ihr die graue Strickjacke aus, warf sie achtlos zu Boden. Einen Moment lang spielte ich mit dem Kragen ihrer Bluse herum. Ein überraschtes Keuchen entwich ihrer Kehle, als ich sie einfach aufriss. Die Knöpfe kullerten über den Boden. Mit Fingern, die von Eisen zu Samt wurden öffnete ich den Verschluss ihrer Kette und das Armband. Unsere Lippen trafen erneut aufeinander, ich umfing ihre Taille und dirigierte sie zum Bett.
Unsicher lag sie auf den weißen Laken, sah etwas nervös zu mir hoch. Ihre Stirn küssend versicherte ich ihr, dass ich ihr niemals wehtun würde. Sie entledigte sich der zerrissenen Bluse. Meine Luce sah wunderschön aus. Ich begann ihr Gesicht zu küssen, ihr Dekoltee, den Ansatz ihrer Brüste, die so verlockend aus dem BH hervorschauten. Als meine Lippen ihren Bauch hinunterfuhren, begann sie leise zu stöhnen. Ich sah zu ihr hoch, ein spielerisches Lächeln auf meinen Lippen. Ich fuhr meinen Weg fort, sie krallte ihre kleinen Hände in meine Haare. Ich streifte ihre Weiblichkeit nur leicht, ging sofort zu ihren Schenkeln über, bis ich schließlich kleine Küsse auf ihren Füßen verteilte. Meine Hand fuhr zu ihrem Höschen, ich hakte die Daumen unter den Bund. Jedoch zögerte ich. “Bitte.”, wisperte sie nahezu unhörbar. “Tut mir leid, ich verstehe dich nicht. Kannst du das widerholen?” Als sie mit den Augen rollte, biss ich strafend in ihre Schulter. Ich zog eine Braue hoch, fordete sie heraus.
Sie gab nach. “Bitte.” Ich kam ihrem Wunsch nach, zog ihr das störende Stück Stoff aus. Dann ließ ich meine Hand über sie wandern. Sie war so feucht. Nur wegen mir, nur für mich. Ich musste ein Stöhnen zurückhalten. Lucias Pupillen waren geweitet, sie war so erregt. Im nächsten Moment jedoch schloss sie die Augen. Ich rieb über ihren Punkt, wusste genau wie ich meine Finger bewegen musste, um sie zum schreien zu bringen. hre Beine bewegten sich hilflos, sie krallte ihre Hände in die Bettdecke, warf dabei ein Kissen zu Boden. Wimmern und Stöhnen entfuhr ihrem süßen Mund. “Gefällt dir das?”, raunte ich ohne meine FInger von ihr zu nehmen. Sie nickte und warf den Kopf zurück. “Nhh.” Meine wunderschöne Frau zerfloss regelrecht unter mir. Ich stoppte. Sie öffnete gerade ihre Augen und wollte protestieren, da legte ich ihre Beine über meine Schultern und begann von ihr zu kosten. Ich wurde noch härter, als ich es sowieso schon war, als sie laut aufschrie. Jetzt war sicher, dass Damian, Albert und April wussten, was wir hier machten. Sie wimmerte unzusammenhängende Worte, während sie ihre Finger in meine Haare krallte. Jeden Tropfen, den sie mir gab fing ich auf. Lucia kam mit einem lauten Keuchen. Ihre Augen öffneten sich flatternd. Ich gab ihr keine Pause, zog sie hoch und platzierte sie auf allen Vieren. Sie griff nach meinem Handgelenk. “Warte, Demetri.”, bat sie. Ihre Beine zitterten, sie war außer Atem. “Natürlich. Entschuldigung.”, ich küsste ihren Rücken. Ich nutzte die Zeit, die sie brauchte um sich zu beruhigen, indem ich ihr den BH auszog und mich selbst entkleidete. “Mach weiter.”, Lucia senkte den Kopf. Ich schob mich langsam in sie, atmete zitternd aus. Sie holte tief Luft. Ich begann tief in sie zu stoßen, sie vergrub ihre Hände in der Bettdecke.
Alles was ich von ihr hörte war Keuchen und hohes Stöhnen. Sie quietschte wie sie es oft tat. Mein Tempo wurde schneller, härter. EInem Moment lang wollte ich dem Instinkt folgen ihr Haar zu fassen, doch da fiel mir wieder ein, dass sie in Bezug auf ihre Haare empfindlich war. Ich legte die Hand um ihr Becken und hob sie etwas an, kam so viel tiefer. Ich nahm sie komplett ein, bedeckte ihren Körper mit meinen. Es dauerte nicht lange bis wir beide unseren Höhepunkt erreichten, mit einem Biss in ihren blassen Hals kam ich schweratmed. Lucia sank in sich zusammen, den Kopf zwischen ihren Händen. Erschöpft ließ ich mich neben sie fallen. Es war still, ich streichelte über ihren Arm. Sie sah mich nicht an, ihre blauen Haare verdeckten ihr Gesicht. Und dann brach ein Schluchzen aus ihr heraus. Sofort richtete ich mich auf.
“Lucia? Habe ich dir wehgetan?!”, nahezu panisch streckte ich die Hand nach ihr aus. Sie schüttelte immer noch schluchzend den Kopf. “Was- Was hast du dann? Warum weinst du?” Sie hob den Kopf, sah mich an. MIt zerbissenen Lippen, geröteten Wangen und verlaufenem Mascara. Ich war nicht fähig mich zu bewegen; Ich hatte ihr wehgetan. Sie weinte. Doch dann lagen ihre Lippen auf meinen. “Ich liebe dich, Demetri.”, ihre Stimme zitterte, sie klang dringlich. “Du bist alles, was ich habe.”, immer noch liefen Tränen über ihre Wangen. Ihre bebenden Hände umfingen mein Gesicht. “Warum weinst du, Lucia?”, schmerzerfüllt strich ich über ihre Haare. Sie saß auf meinem Schoß. “Weil ich dich so sehr liebe, dass es wehtut.”
Ich seufzte und küsste die Tränen weg. “Du hast mir Angst gemacht. Ich dachte ich habe dich verletzt.” Sie schüttelte den Kopf, küsste mich erneut. “Es war sehr schön.” Ich musste lächeln, legte den Kopf in die Kuhle zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. “Du bist so ein Chaos, Kleine.” Sie legte ihren Arm um mich. “Dein Chaos.” Sie zitterte immer noch. Anscheinend war das Ganze doch etwas zu viel für sie gewesen. Sanft bettete ich sie neben mir auf das Kissen, stand auf und schaltete das Licht aus, bevor ich sie zudeckte und in meine Arme zog. Ich streichelte über ihren Rücken, küsste ihre Stirn. Irgendwann wurde sie ruhiger. “Wahrheit oder Wahrheit, Demetri: Liebst du mich?”, wisperte sie in die Stille hinein. “Mehr als alles auf der Welt. Mehr als das Leben.” Sie seufzte leise. Dann schlief sie ein. ~~~ Lucia erwachte sehr spät am nächsten Morgen. Sie kam, in eines meiner Hemden gehüllt, in die Küche. Ich senkte den Blick und trank meinen Kaffe. Meine Laune war nicht sonderlich gut. Um genau zu sein war sie genauso düster wie die blauen Flecken, die die Handgelenke meiner Frau zierten. “Was ist los?”, fragte Lucia, die gerade dabei war sich Orangensaft einzufüllen. Dabei entging mir nicht, dass ihr rechtes Bein ebenfalls mit dunklen Flecken, die die Form meiner Finger hatten, bedeckt war. Ich runzelte die Stirn.
“Du weißt was los ist, Lucia.”, grummelte ich leise. Sie blickte an sich hinunter. “Es tut nicht weh, Liebster.” Ich zog eine Braue hoch, es war offensichtlich, dass sie log. Lucia seufzte.
“Sieh mal, es hat gestern nicht wehgetan. Sie stören mich nicht. Bevor du es bemerkst, werden sie verblassen.”
Ich schloss die Augen und rieb über mein Gesicht. “Aber sie sind jetzt da. Du bist verletzt. Wegen mir.” Ich spürte, wie sie sich neben mich setzte und versuchte meine Hand von meinem Gesicht wegzuziehen. Ich gab nach und sah sie trübsinnig an. Lucia küsste mich kurz. “Ich bin verletzlich, Demetri. Ich bin klein und bekomme schnell blaue Flecken. Aber ich bin stark.” Ich wollte gerade den Mund öffnen, da legte sie ihre kleine Hand an meine Lippen.
“Von dir geliebt zu werden, wird mich nicht kaputt machen.” Einen Moment lang sah ich ihr in die Augen, sie hatte sich anscheinend abgeschminkt. Trotzdem waren ihre Haare ein hoffnungsloses Durcheinander.
“Ich habe dir gestern versprochen, dass ich dir nicht wehtun würde.”, murmelte ich. Sie seufzte, darauf konnte sie nichts erwidern. Also küsste sie meine Schläfe und erhob sich. “Ich gehe jetzt in die Dusche. Wenn du willst kannst du mitkommen.” Ich schüttelte den Kopf. “Ich muss arbeiten, Kleine.” Lucia runzelte die Stirn. “Sag nicht, dass du mich meidest.”
“Ich muss wirklich arbeiten.”, versicherte ich ihr. Unzufrieden blähte sie ihre Wangen auf und verschwand aus der Küche. Nachdem ich meinen Kaffe ausgetrunken hatte, begann ich damit Formulare auszufüllen und Kunden anzurufen. Irgendwann, als ich gerade dabei war ein paar Imobilien in der Nähe von Portrane rauszusuchen, kam Damian in die Küche. Er lehnte sich gegen den Ofen und grinste mich breit an. “Die Geräusche, die gestern aus eurem Zimmer kamen klangen sehr...interessant. "
“Damian.”, ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Er warf die Hände hoch. “Bin ja schon still.” Eine leise vor sich hinsummende Lucia betrat nun die Küche, sie trug eine dunkle Jeans und einen rosafarbenen Pullover, hatte ihre Kette wieder angelegt. Im Gehen band sie ihre Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz, angelte eine Schüssel aus dem Regal und sah dann zu Damian. “Wo ist Albert?”, fragte sie, damit beschäftigt sich Cornflakes zu machen. “In seinem Zimmer, ich wollte eigentlich nur ein Glas holen.” “Ein Glas?”, Lucia zog eine Braue hoch. Wofür bracht ihr ein Gas?” Damian grinste.
“Wir spielen nur ein bischen mit einem Hexenbrett." Nun lachte meine Kleine. “Na dann viel Spaß.”, mit diesen Worten setzte sie sich auf den Stuhl gegenüber von mir. Ich legte den Stift zur Seite und betrachtete sie, während sie aß. “Wir müssen jagen.”, bemerkte Lucia beiläufig. “Genau genommen musst du jagen.”, jetzt sah sie mir in die Augen, die fast schon schwarz waren. Lucia tat sich beim Jagen schwer. Sie hatte nicht die körperliche Kraft um Tiere zu erlegen, also musste sie von ihrer Gabe Gerbrauch machen. Sie gab es zwar nicht zu, aber ich wusste, dass es sie auslaugte, wenn sie ihre Kräfte über eine längere Zeit einsetzte. “Willst du mitkommen?”, fragte ich und erhob mich, hauchte einen Kuss auf ihr frischgewaschenes Haar. Sie schüttelte den Kopf. “Habe gerade geduscht. Ich denke ich werde ein bisschen aufräumen und Sachen für die Uni erledigen. Du kannst ja April fragen, ihre Augen sind auch schon ziemlich dunkel.” April musste ziemlich oft jagen gehen, ihr fiel es schwer menschlichem Blut zu widerstehen. Lucia war der Meinung, dass sie einfach etwas Übung brauchte, unter Menschen gehen musste, doch ich wollte April vor all dem fernhalten. Ich wollte nicht, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, falls etwas passierte. Nachdem ich einen letzten Kuss auf ihrer Wange platziert hatte, verschwand ich aus der Küche.
Zwei Stunden später kehrten April und ich wieder zurück. Sie sah mich mit großen Augen an und lächelte. Es hatte ihr Spaß gemacht. Nun, sie verbrachte den Großteil des Tages zu Hause und nur Damian und Albert konnten ihr Gesellschaft leisten, dass sie es wahrscheinlich geliebt hatte draußen herumrennenn zu können. In ihr steckte so viel Energie, die sie nicht loswerden konnte. Später würde ich mich mit Lucia darüber unterhalten. "Dieser Bär war riesig.", plapperte sie und warf die Hände hoch. Ich wollte gerade etwas erwidern, da kam meine Kleine die Treppe hinunter. Sie lächelte, als ihr Blick auf April fiel.
"Hey, Luce.", begrüßte April sie und zog ihre Sneakers aus. "Du siehst fröhlich aus.", stellte Lucia fest. Sie war inzwischen bei der letzten Stufe angekommen. Ich legte die Hände um ihre Hüften und küsste sie flüchtig. Nun zuckte April mit den Schultern, sie öffnete den Zopf den sie trug. "Naja, ich habe einen Bären erlegt. Das versetzt einen irgendwie schon in Hochstimmung." Lucia lachte leise. "Damian und Albert werden sicher hin und weggerissen davon sein."                  
"Ich werde es ihnen sofort erzählen.", mit diesen Worten lief April die Treppe hoch, ihr rotbraunes Haar schwang hinter ihr her. Meine Frau sah mir nun direkt in die Augen, sie musste den Kopf in den Nacken legen. Ich hob sie hoch, stellte sie auf die letzte Stufe der Treppe. Sie legte ihre Hand an meine Wange und zog mich etwas zu sich hinunter. Ihre Lippen streiften meinen Kiefer. "Deine Augen sehen besser aus.", wisperte sie leise. Ich seufzte und umfing ihren kleinen Körper mit meinen Armen. "Lucia.", hauchte ich. "Lucia. Lucia. Lucia." Es war schön ihren Namen zu sagen. Sie drückte sich fest an mich. Der vertraute Geruch ihres Haares senkte meine Atmung, ich wurde ganz ruhig. Alles an ihr war mir so bekannt; Das zarte Gefühl ihres Körpers, ihre Lippen an meinem Schlüsselbein. Sie war mein Zuhause.
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liebenswortig · 4 years
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26. MENSCHEN UND DIE ANGST
LUCIA VOLTURI POV
Nervös spielte ich mit dem Armband herum, während ich auf meiner Unterlippe herumkaute und den Flur entlang zur Mensa ging. Ein Vibrieren, das aus der Tasche des dunkelgrauen Mantels kam, den ich trug, ließ mich innehalten und auf mein Handy schauen. Eine neue Nachricht von Demetri.
Wann hast du Schluss? -D
Ich schaute auf die kleinen schwarzen Buchstaben, bevor ich den Zettel mit all den wichtigen Informationen aus meiner schwarzen Umhängetasche kramte und darauf schaute. Ich war gerade dabei eine Antwort zu tippen, als jemand mir auf die Schulter tippte. Mit gerunzelter Stirn drehte ich mich um, vor mir stand eine junge Studentin mit rotbraunem Haar und dichten Augenbrauen. Ich steckte das Handy zurück in meine Manteltasche, als sie mich herzlich anlächelte.
"Hey.", sagte sie und hielt mir ihre Hand entgegen. Sie hatte einen festen Händedruck und etwas raue Fingerkuppen. "Hallo.", erwiderte ich weniger entgegenkommend und rang mir ein kleines Lächeln ab.
"Ich bin Daisy.", stellte sie sich vor und schob ihre Hände in die Taschen ihrer Jeans. "Lucia Mol- Volturi.", korrigierte ich mich selbst. "Frisch verheiratet?", fragte sie und grinste mich breit an. "Neun Monate. Bin aber immer noch nicht dran gewöhnt.", antwortete ich. Sie nickte und sah hinter mich. "Dan, komm mal her!", rief sie.
"Was willst du jetzt schon wieder, Fitzpatrick?", ertönte eine männliche Stimme. Ich drehte mich um und erblickte einen Mann mit dunkler Haut, der Daisy finster ansah. Sie verdrehte die Augen. "Das ist Lucia.", sie deutete auf mich. "Hi, nett dich kennenzulernen.", murmelte Dan. Er schien nicht sonderlich erpicht darauf zu sein, mich in seiner Umgebung zu haben.
"Stell dich nicht so an.", schalt Daisy ihn. Er seufzte lediglich. "Mein Gott, Daise sie hat keine Lust auf dich siehst du das nicht?", fragte er sie und schaute auf sein Handy. Ich öffnete den Mund. "N-nein, so ist das gar nicht!", versuchte ich zu erklären, obwohl er im Grunde genommen ja sogar recht hatte. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ihre Gesichtszüge entgleisten, sie sah mich verletzt an. "Okay, dann...dann gehen wir jetzt mal lieber.", sagte sie, packte Dan am  Ärmel und zog ihn hinter sich her. Ich schaute ihr hinterher, meine Fingerkuppen brannten vor Scham und Schuldgefühlen. Musste ich immer jedem wehtun? ~~~ Seufzend öffnete ich die Autotür und stieg ein, schaute Demetri nicht an. "Fahr einfach.", murmelte ich. Ich lehnte den Kopf gegen das kühle Fenster. Sofort startete er den Wagen und parkte aus. "Was ist passiert, Kleine?", fragte er, Besorgnis in seiner tiefen Stimme. "Nichts.", war meine leise Antwort.
"Lüg mich nicht an, Lucia." Trotz seinen fordernden Worten klang er sanft. Verzweifelt biss ich mir auf die Unterlippe und sah ihn an. "Ich bin ein schrecklicher Mensch.”, wisperte ich. Er griff nach meiner Hand, mit der anderen lenkte er. Einige Minuten war es still, er schien darauf zu warten, dass ich weitersprach, stattdessen schluckte ich schwer und versuchte nicht sofort in Tränen auszubrechen. Irgendwann drückte er meine Hand, ich brachte es nicht fertig den Blick von der vorbeiziehenden Landschaft abzuwenden und ihn anzusehen. Alles was ich in diesem Moment wollte war es zuhause im Bett zu liegen und mich unter der Decke zu verkriechen. Als wir ankamen, öffnete ich die Autotür, rannte regelrecht zum Eingang und zog die Hausschlüssel aus meiner Manteltasche.
Meine Finger zitterten, nach kurzer Zeit spürte ich Demetri hinter mir. Ich fühlte seinen Blick auf meinen Händen, er zog wahrscheinlich gerade voll Sorge die Brauen zusammen. Dann, als ich einfach nicht in der Lage war die Tür zu öffnen, nahm er mir behutsam den Schlüssel aus der Hand und schloss auf. Ohne ein Wort zu sagen, schoss ich an ihm vorbei, zog mir im Gehen den schwarzen Mantel aus und ließ ihn achtlos auf der Treppe fallen. Nachdem ich die Schlafzimmertür geöffnet hatte, schlug ich sie schwungvoll wieder zu. Ich lag gerademal ein paar Minute unter der Decke und hatte mich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt, da hörte ich wie sich die Tür wieder öffnete. Ich hatte kein Bedürfnis danach zu reden. Die Dunkelheit unter der Decke und die Tatsache, dass ich in der Stille meine Atemzüge zählen konnte, verschafften mir Ruhe. Denn in meinem Kopf war es so laut. Doch Demetri sprach nicht. Ich hörte wie er ans Bett trat, die Decke etwas zur Seite schlug und sich zu mir gesellte. Dann schlang er seinen warmen Arm um meine Mitte und zog mich zu sich. Sein Gesicht war in meinem Haar vergraben. Ich war müde, erschöpft. Meine Beine taten weh und ich wollte vor mir selbst weglaufen. Außerdem war Demetris Nähe so tröstlich. Flatternd schlossen sich meine Augen und ich schlief ein.
Als ich aufwachte, war es bereits dunkel draußen. Demetri lag nicht mehr neben mir. Die Leuchtziffern der Digitaluhr auf dem Nachttisch sagten mir, dass es bereits halb acht war. Also rappelte ich mich auf und öffnete den Zopf, den ich immer noch trug. Meine Haare waren ganz verstruppelt und ich fühlte mich schrecklich. Seufzend schleppte ich mich ins Badezimmer, wo ich mich auszog und die Sachen in den Wäschekorb stopfte. Ich wollte Demetri nicht auf die Nerven gehen, da ich wusste, wie sehr es ihn ärgerte, wenn ich überall Zeug rumliegen ließ.
Gähnend stellte ich das Wasser an. Nach einigen Minuten in denen ich lediglich unter dem heißen Strahl gestanden hatte, setzte ich mich auf den Boden der Dusche und zog die Knie an. Ich starrte meine Füße an. Und dann brach der erste Schluchzer aus mir heraus. Kopfschüttelnd wimmerte ich. Ich blieb lange in der Dusche, damit beschäftigt mich selbst zu bemitleiden. Warum war ich nicht in der Lage mit Anderen Menschen zu funktionieren? Alle Beziehungen, die ich hatte waren so ungesund. Maxima war tot und wir hatten uns nur zusammengeschlossen um zu töten. Demetri hatte ich ermorden wollen. Und von meiner Familie sollte ich gar nicht erst anfangen. Vielleicht war es besser so. Besser, wenn ich mich von Menschen fernhielt. Die Tränen versiegten und ich erhob mich, begann mein langes Haar zu waschen. Nachdem ich fertig war, stieg ich aus der Dusche, zog den weißen Bademantel an und kämmte mein Haar. Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel, legte den Kopf schief. Meine Fingerspitzen strichen über die Narbe, die sich von meinem Wangenknochen bis zu meinem Kinn zog. Ich ließ den Bademantel im Bad, ging nackt in das Schlafzimmer.
Ich fuhr zusammen, als mein Blick auf Demetri fiel, der auf dem Bett lag und nachdenklich an die Decke starrte. “Wie war die Arbeit heute?”, fragte ich, während ich einen Schlafanzug aus dem Kleiderschrank kramte. Demetri hatte sich dazu entschieden als Immobilienmakler zu arbeiten. “Ganz gut, heute habe ich einen Kaufvertrag mit einer Frau abgeschlossen, der mehrere Sportstudios gehören. Sie wollte eine weitere Filliale eröffnen.” Ich nickte.
“Hast du schon gegessen?”, war meine nächste Frage, inzwischen zog ich mich an. Er schüttelte den Kopf, sein Blick war immer noch an die Zimmerdecke geheftet. “Lucia?”
“Hmm?”
“Erzählst du mir was passiert ist?“, nun sah er mich an. Er hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen, seine goldenen Augen funkelten mich an. Diesen Blick kannte ich. Er wollte mich manipulieren. Dummerweise funktionierte es immer wieder. Ich seufzte. Demetri erhob sich, kam langsam und so elegant wie eine Raubkatze auf mich zu. Zögernd machte ich einen Schritt zurück, ich stieß gegen den Schrank. Und dann stand er vor mir, sah auf mich hinunter. Er griff nach meinem Handgelenk, hob es an seine Lippen. Ohne den Blick von mir zu lösen, begann er meine Hand zu küssen. Die Finger, Knöchel und schlussendlich den Ehering.
“Lucia...”, wisperte er. Mein Atem stockte. “J-ja.” Meine Antwort war lediglich ein Hauchen. “Ich liebe dich.”, mit diesen Worten umschlang er meine Hüfte und drückte mich gegen die Schranktür. “Ich weiß.” Er lachte tief, sah mir in die Augen und legte seine glatten Lippen auf meine. Ein Keuchen entfuhr mir, er nutzte diesen Moment um mit seiner Zunge meinen Mund zu erobern. Meine rechte Hand wurde immer noch von ihm festgehalten, mit der anderen fuhr ich seine Seite entlang. Ich musste laut stöhnen, es wurde durch seinen Mund gedämpft. Langsam löste er sich von meinen Lippen, fuhr damit fort meine Wange hinunter zu küssen. Er ließ meine Hand los, ich spürte wie seine Finger durch mein feuchtes Haar strichen. “Erzähl es mir.”, forderte er, sein warmer Atem lag auf meiner Haut. Als ich nichts sagte, seufzte er leise. “Ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir redest, Kleine.” Ich legte die Arme um ihn, er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. “Es ist nur...schwer für mich. Eine andere Studentin wollte heute nett zu mir sein und ich war natürlich vollkommen abweisend. Sie sah so verletzt aus.”, murmelte ich.
“Außerdem war der Tag schrecklich. Ich musste von einem Ort zum Anderen rennen und hatte das Gefühl als würden mich alle anstarren. Dann war da noch ein Kerl, der meinte, dass ich seiner Schwester ähnlich sehen würde. Er ist mir dann nachgelaufen, bis ich ihm gesagt habe, dass er verschwinden soll. Ich glaube ich sollte eine Strichliste führen.” Demetri löste sich etwas von mir, er legte den Kopf schief und betrachtete mich. “Wie wäre es, wenn du morgen zu diesem Mädchen gehst und dich bei ihr entschuldigst. Dieser andere Typ sollte dir egal sein, hört sich an wie ein Idiot.” Ich nickte. “Was soll ich ihr morgen sagen, Demetri? Tut mir leid, dass ich gestern so eisig war?”
Er lächelte. “Erklär ihr einfach, dass du manchmal so bist.” Ich seufzte erneut.
“Okay.”
Lächelnd strich er über meine Wange. “Kein Weinen mehr, meine Kleine.”, mit diesen Worten hauchte er einen Kuss auf meine Stirn. Ich zog die Brauen zusammen.
“Woher..?”, ich sprach nicht weiter. “Ich bemerke so etwas.”, war seine schlichte Antwort. “Lass uns etwas essen.”
Ich briet Süßkartoffeln und Gemüse an, während Demetri Lachs in Stücke schnitt. Nachdem das Essen fertig war und wir gegessen hatten, wollte ich auch schon wieder ins Bett. Bevor ich mich jedoch ins Schlafzimmer schleppte, klopfte ich noch kurz an Aprils Tür. “Ja?”, rief sie und ich trat ein. Sie hatte ihr Zimmer sehr schön eingerichtet, mit himmelblauen Wänden, die bedeckt waren mit Zeichnungen. In der Ecke stand ihre Staffelei, daneben ein weißer Kleiderschrank. Das Mädchen mit den rotblonden Haaren saß auf dem Boden, war vertieft in ein Buch, das Demetri ihr geschenkt hatte.
“Wie geht es dir?”, fragte ich und setzte mich auf das Bett in der Mitte des Zimmers. Sie sah auf und lächelte. “Gut. Wie war dein erster Tag?” Ich seufzte. “Anstrengend. Ich bin eigentlich gekommen um zu fragen, was du heute gemacht hast. Fühlst du dich allein oder so? Möchtest du etwas Bestimmtes?” Sie sah mich stirnrunzelnd an. “Ich habe den Tag mit Albert und Damian verbracht. Was ist los, komme ich dir unglücklich vor?”, sie fummelte unruhig am Teppich herum.
“Nein, das ist es nicht. Wenn du reden willst, dann haben Demetri und ich immer ein offenes Ohr für dich, das weißt du oder?” April nickte. Seufzend erhob ich mich wieder. “Ich gehe jetzt ins Bett.”
“Lucia?”, ertönte ihre leise Stimme, als meine Hand gerade auf der Türklinke lag. “Ja?”
“Ich bin nicht unglücklich. Ihr seid meine Familie.” Lächelnd drehte ich mich um. “Gute Nacht, April.” Ihre Mundwinkel verzogen sich nach oben. “Gute Nacht.” ~~~ Ich war gerade dabei meine schwarze Jeans zu zuknöpfen, als sich plötzlich starke Arme um meine Mitte schlangen. Demetri drückte mich an seinen warmem Körper. “Ich muss mich beeilen, Liebling.”, murmelte ich, als er einen Kuss auf meine Wange drückte. “Lass uns etwas unternehmen. Nur wir zwei.”, seine Hand fuhr über meine nackte Seite. “Ein Date?”, fragte ich ungläubig und löste seine Hände von mir. Er seufzte unzufrieden. “Kann ich meine Frau nicht ausführen?” Jetzt schien er beleidigt zu sein.
“Natürlich kannst du das.”, jetzt war ich damit beschäftigt den schwarzen Strickpullover mit dem groben Muster und langen Ärmeln über meinen Kopf zu ziehen. Demetri setzte sich auf das Bett. “Was ist?” Er betrachtete mich nachdenklich, sagte jedoch nichts. Nach einigen Moment erhob er sich, küsste mich kurz und verschwand dann. Ich blickte ihm verwirrt nach, seufzte dann und setzte mich an meinen Frisiertisch. Ich kämmte mein Haar, flechtete es dann zu einem Zopf, legte meine Kette und mein Armband an und legte etwas Parfum auf. Einen Augenblick betrachtete ich mich im Spiegel, legte den Kopf schief. Ich griff nach dem weißen Schmuckkästchen und kramte darin rum, bis ich die Perlenohrringe, die ich gesucht hatte, fand. Als ich fertig war, stand ich auf und lief die Treppe runter. Demetri hatte seinen Parka bereits an, er telefonierte gerade. Es schien geschäftlich zu sein. Als ich an ihm vorbei in die Küche ging, ließ er es sich nicht nehmen mir an den Hintern zu fassen. Ich wirbelte herum und funkelte ihn an, er grinste jedoch nur. Augenverdrehend ging ich weiter und nahm ich mir einen Müsliriegel aus dem Schrank. “Können wir los?”, hörte ich nach einiger Zeit Demetris tiefe Stimme, er lehnte sich gegen den Türbogen. Ich nickte und warf die Verpackung in den Müll. In der Diele zog ich meinen dunkelgrauen Mantel und meine Schnürstiefel an und griff nach der Umhängetasche. Zehn Minuten später saßen wir nebeneinander im Auto, Demetri hatte meine Hand ergriffen und fuhr.
“Ich dachte mir, dass wir am Freitag etwas unternehmen könnten.”, begann er. Ich wartete darauf, dass er fortfuhr. “Die Entscheidung liegt bei dir, Kleine. Wir könnten ins Theater oder in die Oper. Wir haben bereits Karten fürs Ballet, aber das ist erst in zwei Monaten. Wenn du willst können wir uns auch eine Ausstellung ansehen, ein kubanischer Maler soll bald in Dublin eine Vernissage haben.” Ich schaute aus dem Fenster. “Können wir einfach ins Kino gehen?”, fragte ich.
“Natürlich können wir das. Ich dachte nur...”
Ich musste lächeln. “Lass uns einfach in ein ganz normales Restaurant und dann ins Kino, Demetri.”
“In Ordnung.”
Inzwischen waren wir bei der Universität angekommen. Er parkte und sah mich dann an. “Du wirst einen wundervollen Tag haben, Lucia.” Mit diesen Worten legte er seine Hände um mein Gesicht und küsste meine Wangen. Ich seufzte. “Da wäre ich mir nicht so sicher.”, murmelte ich. “Hey...”, wisperte er zwischen zwei Küssen. “Du bist wunderbar, sie werden dich mögen.”, er löste sich von mir. Ich schenkte ihm ein halbherziges Lächeln, drückte einen Kuss auf seine Wange und stieg dann aus. “Wir sehen uns.”, verabschiedete ich mich von ihm und schlug die Tür zu. Ich nahm einen tiefen Atemzug, schulterte meine Tasche und ging dann mit festen Schritten auf den Eingang zu. Jetzt hatte ich eine Vorlesung, danach eine Freistunde, dann würden wir uns den Bühnenbaukurs ansehen bevor die Mittagspause begann. Als ich den Hörsaal betrat, erblickte ich einen Schopf rotbraunen Haares. Es war Daisy. Unsicher tippte ich ihr auf die Schulter. Sie drehte sich zu mir um, ihr Lächeln wurde unmerklich schwächer. “Oh, hey.”, begrüßte sie mich. Ich seufzte.
“Es tut mir wirklich leid wegen gestern. Es ist nur so, dass ich manchmal ein bisschen-” Sie unterbrach mich mit einer Handbewegung. “Es ist schon okay, Lucia.”, sagte sie und legte den Arm um meine Schulter. Ich blinzelte ein paar Mal. “So, heute werde ich dich der Crew vorstellen.”, sie grinste mich an. Unwillkürlich erwiderte ich ihr herzliches Lächeln. Es war nahezu verwirrend, wie gutmütig Daisy war. “Setz dich zu mir.” Ohne auf eine Antwort zu warten, griff sie nach meiner Hand. Daisy platzierte mich neben sich. Der Dozent war noch nicht da. “Also, wo kommst du her?”, fragte sie, war damit beschäftigt Notizblock, Federtasche und Erdnüsse aus ihrem Rucksack zu kramen. Sie sah mich kurz an, bevor sie wieder in ihren Rucksack schaute.
“Musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst. Sieht aber nicht so aus, als müsstest du dich wegen irgendwas schämen.” Sie deutete auf meinen Ehering. “Der war wahrscheinlich ziemlich teuer.” Ich legte den Kopf schief. “Nein, nein. Ist schon okay. Ich komme eigentlich aus Frankreich.” Ich wollte ihr nicht direkt in die Augen sehen, also packte auch ich meine Sachen aus. “Hab ich mir schon gedacht.”, murmelte sie und riss die Verpackung der Erdnüsse auf.
“Mein Akzent, ich weiß. Naja, ich lebte eine Zeit lang in Italien. Da habe ich meinen Mann kennengelernt, wir sind nach Amerika gezogen, haben geheiratet und jetzt sind wir hier. Ist alles nicht sonderlich interessant.” Sie zog die Augenbrauen hoch. “Nicht interessant?”, ihre Stimme wurde unmerklich höher.
“Du bist anscheinend durch die halbe Welt gereist und ich habe nichts anderes gesehen außer Irlands Mistwetter.”, sie seufzte frustriert. Unser Gespräch wurde durch den Beginn der Vorlesung unterbrochen. ~~~ Etwas nervös ging ich neben Daisy her. “Sie sind ziemlich cool, keine Angst. Okay, Daniel ist manchmal ein bisschen mürrisch, aber er ist eigentlich ganz nett.” Ich zog die Brauen zusammen. Wir hatten die Mensa erreicht, sie war überfüllt mit Studenten. Daisy steuerte einen Tisch bei den Fenstern an, es saßen bereits drei Personen auf den Stühlen, sie waren in ein Gespräch vertieft. “Oi, punks.”, begrüßte Daisy die drei mit ihrem irischen Akzent. Sie blickten auf.
Den mit der dunklen Haut kannte ich bereits, es war Daniel. Neben ihm saß ein Mädchen mit pastellrosa Haaren und breiten Hüften. Sie war generell mollig, trug ein Blümchenkleid und derbe Stiefel. Gegenüber von ihr kaute eine Schwarzhaarige auf einem Salatblatt herum, ihre Brille rutschte ihr fast von der Nase.
Während Daniel mich abschätzig musterte, begann die mit den rosa Haaren zu sprechen. “Wer ist das, Daisy?”, fragte sie und legte den Kopf schief.
“Das hier ist Lucia.”, sie deutete auf mich. “Mhmh.” Einen Moment lang sah das unbekannte Mädchen mich an. Dann schenkte sie mir ein strahlendes Lächeln. “Deine Haare sind genial! Man sieht gar keinen Ansatz, wie bekommst du das hin?” Erleichtert atmete ich ein. “Ich habe sie letztens erst nachgefärbt.”, log ich ohne mit der Wimper zu zucken. “Das ist Elaine, Dan kennst du ja schon und diese stillschweigende Schönheit hier ist Garima, aber wir nennen sie alle Rima.” Rima lächelte mich mit vollem Mund an, sie war immer noch damit beschäftigt ihren Salat zu essen. Trotzdem klopfte sie auf den freien Platz neben sich, bedeutete mir mich zu setzen. Ich ließ mich auf den Stuhl sinken. “Wo ist Francis?”, fragte Daisy, die sich inzwischen neben Daniel gesetzt hatte. Dieser zuckte nur mit den Schultern, er tippte auf seinem Handy herum. Ich griff nach meiner Tasche und wollte gerade mein Essen herausholen, als eine Hand meine festhielt. Es war Rima. Sie schluckte und schaute auf den Ehering.
“Verheiratet? Schon?” Ich nickte langsam, sie ließ mich wieder los. “Erzähl ein bisschen was von dir, Lucia.”, verlangte Elaine, die an einem Apfel knabberte. Ich wollte gerade den Mund öffnen, da kam eine weitere Person an den Tisch. Es war ein blonder Mann mit dunkelblauen Augen. Er ließ sich erschöpft auf den letzten freien Stuhl fallen. Einige Momente verharrte er so, dann rückte er an den Tisch. Er streckte die Hand aus, nahm sich den Schokoriegel, der vor Elaine auf dem Tisch lag und riss ihn gemächlich auf. “Das war meiner.”, bemerkte die Rosahaarige. Er zuckte lediglich mit den Schultern, inzwischen war sein Blick auf mich gefallen.
“Lass mich raten; Daisy hat dich mitgeschleppt?”, er lächelte amüsiert, zeigte dabei blitzweiße Zähne. “Kann man so sagen. Ich bin Lucia.”, stellte ich mich vor. “Francis.”
Nun setzte Elaine erneut zum Sprechen an. “Also, Lucia wollte uns eigentlich etwas von sich erzählen, aber dann ist eine bestimmte Person an den Tisch gekommen.”, sie würdigte Francis eines abschätzigen Blickes. Er erwiderte nichts, steckte sich einfach lasziv den Schokoriegel in den Mund. Ich kramte den Jogurt aus meiner Tasche und zog den Deckel ab, während ich sprach. “Ich bin Französin und wohne noch nicht lange hier. Mein Hauptfach ist Tanz. Da gibt es nicht sonderlich viel zu erzählen.” Daniel verdrehte die Augen, er schaute immer noch auf sein Handy.
“Was ist mit deinem Mann? Ich gehe mal davon aus, dass es ein Mann ist, da wir ja in einem Drecksland leben.”, bohrte Elaine nach. Ich zog verwundert die Augenbrauen hoch.
“Damit meint sie, dass homosexuelle Ehen in Irland verboten sind.”, erklärte Daisy. “Du hast dich unbewusst dem Queer-Club  angeschlossen, Lucia.” Francis grinste mich an. Elaine schlug ihm auf den Arm, dann beugte sie sich nach vorne und schaute mich an. “Garima ist lesbisch, Daniel ist schwul und ich scheiß auf das Geschlecht.” Ich blinzelte ein paar mal. “Homoromantisch, Elaine. Ich bin asexuell.”, korrigierte Daniel seine Sitznachbarin ohne aufzublicken.
“Stimmt, sorry.” Daisy, die am Verschluss ihrer Wasserflasche rumspielte, stupste mich an. “Also, dein Mann?” In genau diesem Augenblick gab mein Handy einen Benachrichtigungston von sich. Ich schaute auf das Display. Eine neue Nachricht von Demetri. “Das ist er.” Ich legte den Löffel zur Seite und öffnete die Nachricht.
Ich liebe dich. -D
Unwillkürlich spürte ich, wie meine Wangen sich erwärmten. Ich errötete. “Was ist, eine versaute Nachricht?”, fragte Elaine neugierig. Daisy lugte zu mir hinüber. “Es ist ein schlichtes «Ich liebe dich», mehr nicht.”, sagte sie dann. Langsam begriff ich, dass sie immer weiter nachfragen würden. “Er ist blond, ziemlich groß und wir sind seit neun Monaten verheiratet.”
“Wofür steht das D?”
“Er heißt Demetri.” Francis runzelte die Stirn. “Das ist ein ziemlich altmodischer Name, oder nicht?” Ich fuhr damit fort meinen Jogurt zu essen. “Er ist etwas altmodisch, kann sein.”
Elaine seufzte, dann schlug mit einer beringten Hand auf den Tisch. “Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Lucia! Wie alt ist er und wie habt ihr euch kennengelernt?”
“In Italien, ich-”
“Italien?”, unterbrach Rima mich ungläubig. Ich nickte. “Ich habe ein paar Monate in Volterra gelebt, das ist eine kleine Stadt in der Toskana. Wir haben uns kennengelernt und nach kurzer Zeit geheiratet.”
“Warte, warte.”, Francis warf die Arme hoch. “Wie alt bist du Lucia?”
Ich biss mir auf die Unterlippe. “Zwanzig.”
“Und wie alt warst du, als du geheiratet hast?”
“Neunzehn.”
Rima klappte der Mund auf. “Neunzehn? Das ist sehr jung, findest du nicht?” Ich zuckte mit den Schultern, zog die Augenbrauen zusammen. “Die Umstände waren schwer.” Elaine setzte gerade zum Sprechen an, da sprach Daniel und sah zum ersten Mal von seinem Handy auf. “Löchert sie nicht so mit euren Fragen. Sie fühlt sich unwohl dabei, Leute.” Im nächsten Moment schaute er wieder hinunter. Es war still, dann räusperte Rima sich. “Sorry, Lucia.” Die anderen pflichteten ihr bei. Lächelnd legte ich den Kopf schief. “Ist schon okay.”
Und obwohl sie mich mit Fragen bombadiert hatten, mochte ich die fünf. Sie schienen so ehrlich zu sein und vollkommen natürlich. Sie waren einfach komplett normal. Und wenn es eins gab, das mir im Moment gerade gelegen kam, dann war es Normalität.
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liebenswortig · 4 years
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25. NORMALITÄT
LUCIA POV
Erschöpft ließ ich mich in das neue, ungewohnte aber trotzdem bequeme Bett fallen, das ich eben grad frisch bezogen hatte. Es waren einige Wochen vergangen und jetzt waren wir umgezogen. Unsere erste Nacht in dem neuen Haus. Morgen würden wir sehr viel zu tun haben. Zwar war es schön, doch ich wollte die Wände in dem Schlafzimmer streichen. Außerdem mussten wir ein paar Kisten auspacken und einkaufen gehen. Bisher hatte ich noch nicht viel von der Stadt gesehen. Im Gegensatz zu Forks war das hier eine regelrechte Metropole, jedoch wusste ich nicht ob mir das unbedingt gefiel.
Und trotz der Tatsache, dass der große Garten direkt an einen dichten Wald angrenzte, stand keine 30 Meter entfernt ein Nachbarshaus. Ich war nicht menschenscheu, aber trotzdem war ich lieber mit meiner Familie ganz allein. Okay, vielleicht war ich auch etwas menschenscheu. Seufzend kuschelte ich mich an Demetri, der mich eng an sich zog. „Ich liebe dich.“, wisperte er leise, seine vertraute Wärme beruhigte mich. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte ich und schloss die Augen. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis ich vollkommen eingeschlafen war…
„Du siehst sexy aus, wenn du so voller Farbe bist, Kleine.“, bemerkte Demetri. Ich drehte mich zu ihm um, in dem blauen Overall, die Haare zu einem unordentlichen Dutt gebunden und zog eine Braue hoch. Seine goldenen Augen funkelten mich an. „Und süß.“, fuhr er fort, trat langsam auf mich zu und hauchte einen Kuss auf meine Stirn, bevor er meine Nase an stupste, auf der ein kleiner cremefarbener Fleck zu sehen war. „Pass auf.“, ich trat langsam zurück, wollte nicht dass seine Sachen dreckig wurden. „Warum soll ich dir nicht helfen?“, fragte er erneut, steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute sich in dem großen Raum um, den er am Morgen leer geräumt hatte, damit keine Farbe auf das Mobiliar tropfen konnte.
„Weil ich das allein machen möchte.“, antwortete ich, drehte mich wieder um und fuhr damit fort die Wand zu streichen. Später würde ich auf die Leiter klettern müssen, da ich so klein war. „Du kannst April helfen, wenn du möchtest, ich glaube sie streicht ihr Zimmer auch.“, schlug ich vor, ertrug seinen Hundeblick nicht, der sich in meinen Rücken brannte. „Okay.“, gab er ergeben zurück und verschwand. Ich seufzte auf und widmete mich der Farbe, den Wänden und meinen Gedanken. In zwei Monaten begann das erste Semester. Universität, Himmel, wie war Demetri auf diese Idee gekommen?
Und was zur Hölle sollte ich studieren? Ich musste mich bald anmelden, normalerweise war die Frist schon längst abgelaufen. Demetri hatte mich noch nicht darauf angesprochen, aber ich wusste, dass er nur auf den richtigen Zeitpunkt wartete. Natürlich will er mich nicht drängen, gestresst pustete ich eine Strähne aus meinem Gesicht, die sich aus dem Dutt gelöst hatte. Aber trotzdem ist er neugierig und stolz.
Ich würde wahrscheinlich keine Freunde machen. Darin war ich noch nie gut gewesen, ich war einfach kein Mensch, der leicht Freundschaften schloss. Es machte mir nichts aus, doch trotzdem hatte ich nicht wirklich Lust wieder als merkwürdig abgestempelt zu werden. Ich war erwachsen und wollte mich nicht mit so etwas herumschlagen. Während ich meinen Gedanken nachhing, bemerkte ich gar nicht wie die Zeit verging. Bald war ich fertig mit dem Streichen, legte alles weg und ging in das Bad. Dort entkleidete ich mich, ließ die Sachen einfach achtlos auf dem gefliesten Steinboden liegen, der beheizt war.
Das Badezimmer war sogar noch luxuriöser als das alte es gewesen war; Eine riesige Dusche, die nur durch eine gläserne Wand vom Rest des Raumes getrennt war nahm fast die gesamte rechte Ecke des Raumes ein, während neben dem großen Fenster eine edle Badewanne mit goldenen Füßen und Hahn stand, der Boden rundherum war ein Kreis aus dunklem Holz. Die Wände waren aus hellbraunem grobem Stein, während ein großes Waschbecken vor einem noch größeren Spiegel mit goldenem Rahmen stand.  
Wenn ich so wie jetzt in der Nähe der Tür stand, konnte ich mich ganz sehen. Dann öffnete ich mein Haar, die blauen Wellen flossen wieder meinen Körper hinunter, verdeckten meine Brüste. Zufrieden betrachtete ich mich, irgendwie war ich glücklicher mit meiner Figur, als ich es vorher gewesen war. Während ich vorher fast schon dürr gewesen war und vielleicht sogar ein bisschen kränklich ausgesehen hatte, strahlte ich nun viel mehr. Ich sah gesünder aus, meine Haut war rosiger und ich hatte zugenommen. Zwar nicht übermäßig viel, doch es war deutlich sichtbar. Natürlich war ich immer noch nicht sonderlich kurvig, aber meine Hüften hatten sich verändert und auch meine Brüste waren größer geworden, an meiner Seite hatte ich manchmal eine kleine Speckrolle.
Plötzlich ging die Tür sanft auf und Demetri trat ein. Durch den Spiegel fing er meinen Blick auf und trat lächelnd an mich heran. Er legte liebevoll die Arme um mich und küsste meine Wange. „Dein Körper ist so weich.“, wisperte er. Das gefiel ihm am Meisten daran, dass ich zugenommen hatte; Ich war weicher. Seine Hand streichelte meinen immer noch flachen Bauch, er seufzte in mein Ohr. Vorsichtig drückte er mich näher an sich, sog meinen Geruch ein. Das dunkelblonde Haar, das etwas länger geworden war und nun fast bis zu seinen Schultern reichte, kitzelte meine Haut. Ich kicherte leise, als er spielerisch und behutsam in meinen Hals biss, dabei leise knurrte.
Seine langen, blassen Finger begannen mich zu kitzeln, ich begann laut loszulachen und versuchte mich ihm zu entwinden, doch es war aussichtslos; Zart wie eine Feder hielt er mich fest, zog mich näher an sich, als ich mich glucksend und kichernd krümmte.
„Bitte nicht!“, flehte ich japsend, meine Beine knickten ein und ich sank gegen ihn. Er ließ davon ab mich zu kitzeln, stattdessen küsste er mein Haar, meinen Nacken. Glücklich betrachtete ich durch den Spiegel, wie er mich liebkoste. Oh, wie hatte ich nur neunzehn Jahre auf jegliches Glück verzichten können? Dieses Vertrauen, das ich nur Demetri entgegen bringen konnte, war so wunderbar. Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemand anderem außer mir jemals vertrauen könnte.
Ich stand hier und zwar nicht mehr, als das Mädchen, das ein Einzelzimmer bevorzugt hatte, weil sie sehr viel Platz brauchte, sondern als die Frau, die ein Bett mit jemandem teilte, der jede Nacht halb auf ihr schlief. Nicht als das Mädchen, das es hasste im Schwimmbad so freizügig herumzulaufen, weil sie die Blicke anderer auf ihrem bloßen Körper nicht mochte, sondern als die Frau, die vollkommen nackt bei ihrem Mann stand und sich nicht unwohl dabei fühlte, sogar begehrenswert. Nicht als das Mädchen, das vor Berührungen zurück zuckte, sondern als die Frau, die sich nach den Liebkosungen ihres Liebsten verzehrte und nicht schlafen konnte, wenn sie nicht seine Haut an ihrer fühlte.
Ich war die Gleiche, doch nicht mehr dieselben Gefühle beherrschten mich. „Ich sollte jetzt duschen.“, wisperte ich. „Und du vielleicht auch.“, mit diesen Worten stupste ich seine Wange an, auf der ein kleiner himmelblauer Fleck zu sehen war, auch seine Haare hatten einige Spritzer abbekommen. „Okay.“, murmelte er. Einige neue Worte waren in seinem Wortschatz, das war mir schon seit ein paar Wochen aufgefallen. Entschuldigung, Tut mir leid, Mein Fehler und was mich am meisten überraschte: Okay. Dieses Wort einfacher Akzeptanz, die Tatsache, dass er einfach mitmachte ohne dagegen anzureden und mit meinen Plänen einverstanden war, erfreute mich.
Wir wurden besser darin mit einander zu funktionieren. Er ließ mich langsam los, ich drehte mich um und stellte mich auf die Zehenspitzen, knöpfte langsam das hellblaue Hemd auf, das er trug. Als ich seinen sanften Blick auf meinem Gesicht bemerkte, schaute ich kurz hoch und wurde unwillkürlich rot, er schaute mich so verliebt an, als würde er mich das erste Mal sehen. Er lachte in sich hinein, ihm gefiel anscheinend wie kindisch und stark ich immer noch auf ihn reagierte. Schnell schaute ich wieder auf die Knöpfe, die schnell geöffnet waren. Ich streifte das Hemd von seinem Oberkörper, nahm mir einen Moment Zeit um mit den Fingerspitzen über die leicht definierten Brustmuskeln zu streichen. Dann fummelte ich an seinem Gürtel herum, was ziemlich frustrierend war; Mit den Dingern kam ich nie klar, ich trug selbst nicht einmal welche.
Schließlich bemerkte Demetri wie schwer ich mich mit dem Verschluss tat und legte seine großen Hände auf meine kleinen zierlichen, führte sie und half mir somit den Verschluss zu öffnen. Er ließ mich wieder los, ich zog das edle Leder aus den Schlaufen seiner Jeans und warf den Gürtel achtlos auf den Boden, schnell waren die zwei Knöpfe seiner Hose geöffnet und der Reißverschluss hinuntergezogen, er zog die dunkelblaue Jeans hinunter, die schwarze Boxer folgte.
Als wir schließlich nebeneinander in der Dusche standen und das warme Wasser begann auf uns hinunter zu prasseln, zog er mich an sich. Eine lange, tiefe Umarmung folgte. Irgendwann lösten wir uns voneinander, duschten und wuschen einander die Haare. Manchmal verteilten wir kleine Küsse auf der Haut des Anderen oder umarmten uns.
Es dauerte lange bis wir fertig waren und wir redeten kein Wort, es war eine stille, intuitive Art der Kommunikation. Wir hüllten uns in flauschige, weiße Handtücher und zogen einander an. Ich trug eine bequeme, dunkelblaue Schlafanzughose und ein schlichtes schwarzes Top, schlussendlich zog Demetri mir noch schwarze Kuschelsocken an. Er wusste wie schnell meine Füße einfroren, trotz Bodenheizung. Wir legten uns nebeneinander in das große Bett, die Farbe war inzwischen getrocknet und Demetri hatte anscheinend während ich im Bad gewesen war die Möbel wieder reingeräumt, vollkommen leise, sodass ich es nicht bemerkte.
Wir lehnten die Rücken an weiche Kissen, er legte den Arm um mich, als ich den Plasmafernseher einschaltete, der auf einer dunkelbraunen Kommode stand. Ich schaltete auf einen französischen Kanal, eine Seifenoper lief. Ich achtete nicht wirklich auf den Inhalt, lauschte nur dem Gesprochenen und schaute mir die Orte an. Paris, mein wundervolles Paris. Demetri spielte mit einer Strähne meines Haars, scheinbar war das interessanter. Seufzend schaute ich zu ihm hoch, er sah so wundervoll aus. Das dunkelblonde Haar fiel ihm nahezu verwegen in die Stirn, die warmen goldenen Augen waren  umrahmt von langen dunklen Wimpern und seine Züge waren so scharf geschnitten, dass man sich daran schneiden konnte, die Wangenknochen hoch. Die kleinen, silbrigen Narben auf seiner reinen, blassen Haut gaben ihm etwas Geheimnisvolles und die Bartstoppeln ließen ihn ernster, erwachsener wirken.
Er wandte den Blick von der Locke, die er zwischen den Fingern drehte ab, seine Augen trafen meine. Ich lächelte langsam und er erwiderte die Geste. Mit vorsichtigen Bewegungen zog ich ihn zu mir und küsste seinen Mund, seine Wange. Danach ließ ich meinen Mann wieder los und widmete meine Aufmerksamkeit erneut dem Fernseher. Es war still, wir verschränkten unsere Finger miteinander. Als eine Werbepause begann, fing Demetri an zögerlich zu sprechen, er schaute mich nicht an, zumindest nicht direkt. Trotzdem wusste ich, dass er mich genauestens aus dem Augenwinkel beobachtete. Anscheinend wollte er, dass ich dieses Gespräch als beiläufig ansah.
„Hast du…hast du dir eigentlich schon überlegt, welche Studienfächer du belegen möchtest?“, fragte er, sein Daumen strich über meinen Handrücken. Ich zog eine Braue hoch. Natürlich war es dieses Thema. Ich seufzte auf und stellte den Ton etwas leiser, niemanden interessierte es wie viele Proteine in einem Fitnessriegel enthalten waren. „Ich weiß es nicht. Ich dachte an Tanz, aber…“ Als ich nicht weitersprach, sah er mich an. Frustriert streckte ich die Hand aus und fuhr durch sein weiches Haar.
„Aber was?“, hakte er nach. „Das ist wohl nicht sehr gebildet, oder?“, murmelte ich. „Ich meine, man studiert Dinge wie Mathematik oder Ingenieurwesen, aber Tanz?“
„Wir sind uns beide darüber im Klaren, dass Zahlen und Rechnungen nicht unbedingt deine Stärken sind, Luce. Außerdem wäre es schade, wenn du das Tanzen einfach aufgibst, es gehört zu dir.“, versuchte er mich zu bestärken. Ich hielt inne. „Wahrscheinlich wird es eher theoretisch sein, ich bin sowieso ganz aus der Übung.“, bemerkte ich.
Nun grinste Demetri mich an. „Ich glaube, du bist immer noch genauso gelenkig wie zuvor, Kleine.“, scherzte er und hauchte einen Kuss auf meine Stirn. „Morgen werde ich die Formulare für die Universität ausfüllen und sie abschicken.“, entschied ich. Zufrieden blickte er mich an, der Stolz in seinen Augen war unübersehbar. ~~~ Ich war gerade in die Formulare vertieft, die ich für die Universität ausfüllen musste, als es klingelte. Achtlos ließ ich den Kugelschreiber auf den neuen, kleinen kreisrunden Küchentisch fallen, der gerade mal Platz für zwei Personen bot. Mit gerunzelter Stirn öffnete ich die Haustür, hinter dem eingelassenen Glas konnte ich eine unscharfe Gestalt erkennen. Meine Augen weiteten sich und vielleicht wurden auch meine Wangen etwas rot.
Eine junge Frau mit gefärbten schwarzen Haaren stand vor mir, sie lächelte mich herzlich an. Neben ihr ein Mann, dessen Augen freundlich blau funkelten, in seiner Hand ein Teller mit Muffins. Wahrscheinlich sah ich aus wie das Grauen. Es war Sonntag, eigentlich hatte ich nicht vorgehabt heute noch rauszugehen oder jemand anderem außer April, Damian, Albert oder meinem Mann zu begegnen.
Und letzterer hatte mich bereits in viel schlimmerer Verfassung gesehen, als das hier.
Ich trug eine graue Jogginghose und ein viel zu großes Shirt von Demetri, ich war barfuß und die Fußnägel in peinlichem bonbonrosa lackiert, doch das Schlimmste war wahrscheinlich der Blümchenhaarreifen. Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe. „Hallo, wir wohnen in dem Haus nebenan.“, trällerte die Frau und hielt mir ihre Hand entgegen, ihre Nägel waren ordentlich manikürt, wie mir auffiel. Zögerlich schüttelte ich ihr und auch dem Mann die Hand. Sie war vielleicht 28, er höchstens zwei Jahre jünger als sie, nicht sehr viel älter als Demetri und ich.
„Ich bin Abigail, aber nennen sie mich Abby und das hier ist mein Bruder Brian.“ Ich nickte höflich. „Mein Name ist Lucia Volturi…“, meine guten Manieren gewannen die Oberhand „-kommen sie doch rein.“, bot ich an. Das strahlende Lächeln auf Abbys Gesicht wurde noch breiter, sie hatte dieselben sanften blauen Augen wie ihr Bruder. Ich führte die Beiden in das Wohnzimmer, sie nahmen Platz und ich entschuldigte mich kurz und mit geröteten Wangen. Brian nickte verständnisvoll, er stellte die Muffins auf dem Tisch ab. Hastig stolperte ich die Treppe hoch, Demetri stand vor dem Fenster in unserem Schlafzimmer und war in seine Violine vertieft, die er sich auf mein Drängen gekauft hatte.
Die süßen Töne lenkten mich für einen Moment ab, dann fing ich mich wieder und begann mich eilig auszuziehen. „Geh runter.“, ordnete ich an, wahrscheinlich kommandierte ich ihn gerade herum, aber ich hatte Panik. Ich war noch nie in so einer Situation gewesen. „Die Nachbarn sind unten.“, ich schob die Jogginghose von meinen Hüften, vorsichtig legte er das Instrument und den Bogen auf das Bett, bevor er nach meinem Handgelenk griff und mich behutsam an sich zog.
„Lucia, es sind nur nette Menschen, die uns Kennenlernen wollen. Du musst nicht so panisch werden.“, versuchte er mich zu beruhigen. Ich seufzte und schmiegte mich für einen Moment an ihn, sein vertrauter Duft entspannte mich etwas. „Zieh dich um und komm dann runter.“, mit diesen Worten ließ er mich los und verschwand. Ich zog eine dunkelblaue Jeans, ein weißes Top und eine lavendelfarbene Strickjacke an, weiße Socken. Demetris Kette, die ich vorher unter dem Shirt getragen hatte, zog ich hervor.
Den Haarreifen entfernte ich, bürstete mir schnell die Haare und band sie zu einem schnellen Pferdeschwanz. Prüfend betrachtete ich mich noch, bevor ich die Treppe hinunterging. Demetri hatte anscheinend alles im Griff, er schaute auf als ich den Raum betrat und lächelte. Ich zwang mir ein Lächeln auf um nicht unfreundlich zu wirken und setzte mich neben ihn. „Es tut uns leid, wenn wir sie gestört haben, aber wir waren einfach so neugierig.“, entschuldigte Abby sich. „Keine Sorge, es ist alles in Ordnung.“, winkte ich nervös ab. „Also, wollen sie uns vielleicht etwas über sich erzählen?“ War das hier ein Verhör? Mein Atem stockte, ich sah zu Demetri auf, damit er das übernahm. „Nun, wir wohnten bis vor kurzem noch in Amerika, sind aber…“ Während er sprach, dachte ich nach.
Wie mochten wir wohl auf sie wirken? Merkwürdig wahrscheinlich und sehr verschieden.
„Sie scheinen aber keine Amerikaner zu sein.“, stellte Brian fest. „Ich komme aus Frankreich, mein Mann ist Grieche und Araber.“, antwortete ich. „Mann?“, hakte Abby nach. „Sie sind verheiratet?“
Demetri lächelte, das tat er immer, wenn das Thema über unsere Ehe aufkam, es schien ihm unglaublich zu gefallen. „Seit neun Monaten.“, Stolz klang aus seiner rauen Stimme, er warf Brian einen Blick zu, doch ich konnte ihn nicht deuten. Triumphierend, vielleicht auch angeberisch. Plötzlich klingelte Abbys Handy, er schaute auf das Display und seufzte. „Diese kleine Unterhaltung war wirklich schön, aber leider müssen wir jetzt gehen. Vielleicht können wir das ja irgendwann mal wiederholen.“
Nachdem die Tür hinter ihnen geschlossen war, atmete ich erleichtert auf. „Das war schrecklich.“, murmelte ich und lehnte mich gegen Demetri, er schlang die Arme um mich, hauchte Küsse auf meine Wange. Ich spürte, wie er das Zopfgummi löste und es in seine Hosentasche steckte. „Es lief doch ganz gut.“, beschwichtigte er mich. „Das war peinlich!“, jammerte ich, als er uns in die Küche dirigierte, wo er mich schließlich losließ. Ich setzte mich wieder an den Tisch, fuhr fort die ganzen Dokumente auszufüllen. Von oben ertönte ein Knallen, dann Alberts lautes Lachen. Die drei spielten anscheinend wieder Monopoly.
Demetri machte sich selbst einen Kaffe und setzte Wasser für meinen Tee auf. „Mochtest du sie?“, fragte er dann, sein Tonfall beiläufig, er hatte mir den Rücken zugewandt und fummelte an der Abzug Haube herum, sie funktionierte nicht richtig und ich hatte ihn darum gebeten sich darum zu kümmern. „Sie waren nett.“, erwiderte ich ohne den Blick von den Papieren zu nehmen. „Was ist mit dem Bruder?“, fragte er weiter. „Was soll mit ihm gewesen sein?“, Verwirrung klang aus meiner Stimme. Worauf wollte er hinaus?
„Mochtest du ihn?“ Ich schaute auf,  seine Hände hielten inne. Er wandte sich nicht zu mir um, wartete aber auf meine Antwort. „Was ist, bist du etwa eifersüchtig?“, skeptisch zog ich eine Braue hoch. Seine rechte Hand packte das Metall der Haube. „Habe ich denn einen Grund dazu?“, stellte er die Gegenfrage, sein Tonfall war hart, obwohl es offensichtlich war, wie sehr er dagegen ankämpfte. „Also bist du eifersüchtig.“, stellte ich trocken fest. Nun drehte er sich um, lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Arbeitsplatte. Ich legte den Stift weg. „Ich glaube es ist mein gutes Recht ein paar Ansprüche auf dich stellen zu dürfen, Lucia.“, er knurrte regelrecht.
„Ansprüche?“, widerholte ich genervt. „Ich bin kein Stück Land auf das du Anspruch erheben kannst, mein Lieber.“, warnte ich. Er spannte den Unterkiefer an. „Trotzdem gehörst du mir und nicht ihm.“ Ich verdrehte die Augen. „Ich muss das hier fertig machen, Demetri.“, mit diesen Worten wollte ich mich wieder den Formularen zuwenden, doch Demetri machte zwei schnelle Schritte und zog sie mir einfach weg. „Sei nicht albern.“, seufzte ich, wohl wissend, dass ich sie erst wiederbekommen würde, wenn er Lust darauf hatte. Ich würde mich nicht lächerlich machen und vor ihm auf und ab springen, während er die Papiere einfach hoch halten würde. Nicht noch einmall. Er schaute mich einfach an, regungslos. Ich hatte das Gefühl als würde ich versuchen mit einer Felswand zu verhandeln. Ich erhob mich. „Bitte, gib mir die Zettel.“, ich streckte die Hand aus. Er reagierte nicht. Wütend schlug ich mit meinen Händen auf den Tisch, es sprühte kleine Lichtfunken.
„Du gibst mir jetzt sofort diese Zettel oder ich werde dich grillen, Demetri Volturi!“, drohte ich. Immer noch nichts, stattdessen lehnte er sich wieder gegen die Arbeitsplatte. Er wusste, dass ich seit diesem einen Mal davor zurückschreckte meine Gabe auf diese Art bei ihm anzuwenden. Egal wie sauer ich auf ihn war, ich wollte ihm nicht so wehtun. „Hol sie dir doch.“, spottete er. Einen Moment verharrte ich, dann erhob ich mich und trat langsam auf ihn zu. Er hob den Arm etwas an, die Dokumente waren außer Reichweite. „Spring.“, er klang unglaublich amüsiert. Seufzend stellte ich mich auf die Zehenspitzen, streckte mich und konnte nicht glauben, dass ich wieder in so einer Situation gelandet war. Dabei trat ich so nah an ihn heran, dass unsere Oberkörper sich streiften. Plötzlich ließ er die Formulare los, mit einer schnellen Bewegung schlang er den Arm um meine Mitte und zog mich eng an sich. Mit zusammengezogenen Brauen sah ich zu ihm hoch, ich funkelte ihn frustriert an. „Ich kann Anspruch auf dich erheben.“, wisperte er in mein Ohr, dann stieß er meinen Kopf leicht mit seinem zur Seite um freien Zugang auf meinen Hals zu haben. „Und ich kann dich als mein markieren.“ Sein Griff wurde fester, als er seine Lippen auf meine Haut drückte. Schmerzerfüllt wimmerte ich auf, ich versuchte schwach ihn wegzustoßen, doch es war vergeblich.
„Hör auf.“, zischte ich leise. Nach einem Moment ließ er von mir ab, ich stolperte zurück. Als meine Fingerspitze die gerötete Stelle traf, zuckte ich zusammen. Ein Knutschfleck. Er hatte mir ernsthaft einen Knutschfleck gemacht. „Bist du verrückt?!“, fauchte ich ihn wütend an. Er zuckte unberührt mit den Schultern, Zufriedenheit funkelte in seinen Augen. „Du bist ein Idiot.“, ich biss mir auf die Unterlippe und sammelte die Papiere auf, schenkte ihm noch einen erbosten Blick und verschwand dann. Auf dem Flur begegnete ich April, anscheinend war ihr Spiel beendet.
„Was ist das da an deinem Hals, Lu?“, fragte sie besorgt und hielt inne. Verlegen verdeckte ich den Knutschfleck mit meiner Hand. „Nichts.“, stammelte ich nervös und ging schnell an ihr vorbei in das Schlafzimmer. Ich suchte nach einem Stift und setzte mich dann an meinen Frisiertisch, kurz schaute ich auf die Uhr. Demetri würde in einiger Zeit hochkommen und sich entschuldigen, zuerst musste sein Kopf wieder etwas klarer werden. Es verging vielleicht eine halbe Stunde, bis die Tür geöffnet wurde und ich große Hände auf meinen Schultern spürte, die mich sanft massierten.
„Verzeih mir.“, murmelte seine vertraute Stimme, Reue lag in ihr. Ich atmete ein und legte den Stift weg, hob den Blick und sah ihn durch den Spiegel an. Er setzte diesen unwiderstehlichen Hundeblick auf.
„Das war sehr unreif von mir, aber…“, er seufzte frustriert. „dieser Typ hat dich die ganze Zeit so scheiße angesehen und ich konnte einfach nicht anders.“, versuchte er seine Taten zu erklären. Er fluchte eigentlich nicht sonderlich viel, aber das hatte ihm anscheinend wirklich etwas ausgemacht. „Natürlich weiß ich, dass du kein Besitz bist, Lucia. Ich wollte nicht so respektlos sein.“ „Ich liebe dich.“, hauchte ich. Er lächelte und küsste mein Haar. „Du bist mein Licht.“ ~~~ „Post für dich, Lu.“, Damian kam in das Wohnzimmer, in dem wir alle saßen und gab mir einen großen Umschlag. Unwillkürlich schlug mein Herz schneller. Das musste er sein, der Brief. Demetri, der zuvor locker neben mir gesessen hatte, setzte sich hastig auf. Er war wahrscheinlich noch aufgeregter als ich. Einen Moment betrachtete ich den dunklen Umschlag, dann öffnete ich ihn und zog den ersten Zettel hinaus.
Wortlos reichte ich ihn Demetri, der vorlas. „Hiermit freuen wir uns ihnen mitteilen zu können, dass sie an unserer Universität angenommen wurden…“ Bevor ich einen Atemzug tun konnte, zog er mich an sich und küsste mich leidenschaftlich. Ich lachte erleichtert auf. Die anderen beglückwünschten mich, freuten sich ungemein. Ich war so glücklich.
In dieser Nacht lag ich wach, schaute an die Decke und dachte nach. Langsam wurde alles normal, ich wurde normal. Das war ein überraschend schönes, leichtes Gefühl. Ich hatte eine Familie, einen Mann, ein Haus, ein Leben. Himmel, mein Leben war sogar so normal, dass neugierige Nachbarn vorbeikamen…
Ich stand am nächsten morgen früh auf, noch bevor die Sonne am Himmel erschien, denn mit der Sonne würde auch Demetri erwachen. Ich machte Frühstück, räumte ein bisschen in der Küche und im Wohnzimmer auf. Albert kam aus seinem Zimmer, das direkt neben dem von Damian lag und leistete mir etwas Gesellschaft. Manchmal tat er mir leid, wenn ich daran dachte, dass er im Gegensatz zu Demetri und mir nicht schlafen konnte. Wir unterhielten uns locker, während ich Teller aufdeckte. Als es draußen heller wurde und nun auch Damian hinunterkam, ging ich die Treppen hoch.
Ich betrachtete für einen Moment Demetri, der friedlich schlief und ein Kissen umschlungen hielt, dann duschte ich schnell, föhnte mir die Haare. Nur mit einem weißen Handtuch bekleidet, das ich um mich gewickelt hatte bekleidet, ging ich zurück in das Schlafzimmer und ließ das Handtuch fallen. „Schöne Art geweckt zu werden.“, ertönte plötzlich Demetris vom Schlafen noch rauere Stimme hinter mir. Grinsend drehte ich mich um und zwinkerte.
„Guten Morgen, Liebling.“, erwiderte ich. Ich zog mir etwas Hübsches an, ein weißes Kleid mit türkisfarbenen Ornamenten darauf, schlichte weiße Socken. Fertig angezogen setzte ich mich auf den Hocker vor meinem Frisiertisch, während Demetri sich erhob und in das Bad verschwand. Ich legte etwas Puder auf und sogar rosafarbenen Lippenstift. Dann lackierte ich meine Fingernägel, die rund und kurz waren hellblau. Ich hatte die blöde Angewohnheit auf meinen Nägeln rumzukauen, wenn ich nervös war. Ich pustete sie trocken, schaute kurz auf, als Demetri den Raum betrat und sich anzog. Eine dunkelblaue Jeans, weißes Hemd, darüber einen schlichten dunkelgrünen Pullover. Er schob die Ärmel hoch, schloss die Knöpfe seiner Jeans. Dann trat er an mich heran, stand hinter mir und schaute zu, wie ich mich fertig machte. Ich flocht eine kleine Strähne und steckte sie zurück, dann öffnete ich mein Schmuckkästchen und legte das Armband von Demetri an. Die Kette trug ich schon.
„Ich sollte dir noch Ohrringe kaufen.“, bemerkte mein Mann und hauchte einen Kuss auf meine Wange. Ich lächelte und erhob mich. Händchenhaltend gingen wir die Treppe hinunter, wir aßen gemeinsam. Obwohl wir nicht darüber geredet hatten, wussten wir beide, dass heute der Tag war an dem wir versuchen würden zurück in den Alltag zu finden. Und heute würde auch der erste Tag sein, den wir größtenteils getrennt verbringen würden. Demetri würde nach Dublin fahren um sich dort um seine Arbeit zu kümmern. Ich schaute aus dem Fenster, überraschenderweise war das Wetter ziemlich gut. Demetri griff nach meiner Hand, als er meinen Blick bemerkte.
„Du hast doch nicht vor heute rauszugehen, oder?“, fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen. Ich seufzte. Anscheinend hatte er sich in der Sicherheit gewiegt, ich würde nichts tun und brav zuhause bleiben, dort wo mir nichts passieren konnte und mich im Zweifelsfalle April, Damian oder Albert beschützen konnten. Nun, wohl eher nur April, denn die anderen Beiden waren schreckliche Kämpfer. „Was soll mir schon passieren, Demetri? Ich werde in die Stadt gehen, mich etwas mit der Umgebung bekannt machen.“, erklärte ich ihm. Er schaute mich einen Augenblick an, dann sprach er wieder. „Willst du dass ich hier bleibe? Wir könnten den Tag zusammen verbringen. Ich könnte versuchen zu kochen oder dir die Füße massieren.“, versuchte er mich zu locken.
„Du wirst gehen. Und ich werde auch gehen.“, entschied ich. Er widersprach nicht mehr. Später half ich ihm seinen Parka anzuziehen, zog seinen Reißverschluss zu und sah zu ihm auf, die Hände auf seiner Brust. „Bis später.“, wisperte er. April konnte uns vom Wohnzimmer aus sehen, sie saß zwischen Damian und Albert, die die Arme um sie gelegt hatten und hatte den Blick vom Fernseher abgewandt. „Bis später.“, erwiderte ich ebenso leise. Er hauchte einen Kuss auf meine Wange. „Ich liebe dich.“, mit diesen Worten öffnete er die Tür und trat hinaus.
„Ich liebe dich auch.“, rief ich und warf ihm einen Luftkuss zu. Dann schloss ich die Tür wieder. Glücklich lächelnd ging ich zu meiner kleinen Familie und setzte mich neben Albert, der daraufhin sofort den Arm um meine Schultern legte. Seufzend lehnte ich mich an ihn. Und so verging der Tag, ich vergaß mein Vorhaben das Haus zu verlassen komplett und verbrachte meine Zeit mit meiner Familie auf dem Sofa, während wir auf Damians Wunsch hin Grey's Anatomy sahen. Wir änderten manchmal unsere Plätze, ich stand nur auf, wenn ich auf die Toilette musste oder als ich mir ein Sandwich machte. Ich regte mich nicht, als ich hörte wie die Haustür geöffnet wurde.
Demetri trat in das Wohnzimmer und lehnte sich lächelnd gegen den Türrahmen. Ich lehnte mich an Damian, Aprils Kopf lag auf meinem Schoß und ihre Beine waren über Alberts Oberschenkel ausgestreckt. Es musste ein schönes Bild abgeben, das  Funkeln in seinen Augen verriet es. Und es sagte auch Worte, die seinen Lippen nicht entfliehen würden. Ich liebe euch. ~~~ „Vergiss nicht zu lächeln, Liebling.“, erinnerte Demetri mich, er parkte den Wagen und sah mich an, in seinen Augen Stolz und Nervosität. Ich nahm einen tiefen Atemzug und rang mir ein Lächeln ab. Ihm zuliebe. Personen in meinem Alter liefen an dem Auto vorbei, einige schenkten dem teuren, schwarzen Fahrzeug mit den getönten Scheiben neugierige Blicke. Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum, beugte mich zu Demetri vor und küsste ihn auf den Mund.
Ein Abschiedskuss. Er lehnte seine Stirn an meine, als wir uns lösten, sah mir tief in die Augen, bevor er seine schloss. Seine Wimpern streiften meine  Haut. „Ich werde versuchen dir nicht allzu viel zu schreiben.“, versprach er ohne die Augen zu öffnen, dann hauchte er noch einen Kuss auf meine Wange. „Wir sehen uns.“, murmelte ich. „Ich hole dich später ab.“ Mit zitternden Fingern schlug ich die Tür zu, nur um sie daraufhin sofort wieder zu öffnen. „Ich liebe dich, vergiss das nicht.“ Demetri lächelte bei meinen Worten. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte er.
Und so ging ich auf den Eingang zu.
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liebenswortig · 4 years
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24. WISSENTLICH
DEMETRI VOLTURI POV
Darauf hoffend, dass Lucia sich inzwischen etwas beruhigt hatte, öffnete ich leise die Haustür. Forschend schaute ich mich um, doch es war sehr still. Ziemlich ungewöhnlich. Darauf bedacht keinen Ton zu machen, zog ich den olivgrünen Parka und die Schuhe aus. Warum war es so leise? Lucias Schuhe und die der Anderen standen alle noch da, also war anscheinend niemand ausgegangen. Langsam ging ich auf die Küchentür zu, in meiner Hand die Tüte mit chinesischem Essen.
Ich wusste, dass sie am Telefon nicht gescherzt hatte, dieses aufgebrachte Mädchen hatte mit vollkommener Sicherheit nichts zu essen gemacht. Was auch in Ordnung war. Ich erwartete nicht, dass sie mich bekochte. Ich seufzte. Sie war kein Mädchen, zumindest nicht mehr. Am Anfang war sie es gewesen, schüchtern und unsicher, aber nun…meine Kleine war erwachsen geworden, sie war jetzt eine richtige Frau, kein Kind mehr. MeineFrau.
Als ich die Küche betrat, stand Lucia gerade an die Küchentheke gelehnt, sie trank in aller Seelenruhe einen Tee und betrachtete mich, in ihrem Blick lag eine subtile Aufforderung.
Sie erwartete, dass ich etwas sagte. Als ich stumm verharrte, zog sie eine Braue hoch und stellte die Tasse auf die Arbeitsplatte. „Wo warst du, mein Lieber?“, fragte sie dann. Nervös fuhr ich mir durch die Haare an meinem Hinterkopf und biss mir auf die Unterlippe. Fast schon beschämt trat ich etwas auf sie zu, dabei ließ ich die Tüte auf den Tisch fallen. „Dir ist schon klar, dass-“ Weiter kam sie nicht, denn mit langen, energischen Schritten hatte ich sie erreicht. Sanft aber doch bestimmend legte ich die Hände um ihr Gesicht und küsste sie voller Leidenschaft. Sie erstarrte, erwiderte den Kuss nicht, scheinbar war sie ziemlich überrascht. Schweratmend löste ich mich von ihr, lehnte meine Stirn gegen ihre.
„Lass uns nicht streiten.“, bat ich. „Ich habe dich vermisst.“ Sie wollte protestierend den Mund öffnen, doch da legte ich erneut meine Lippen auf ihre. Einmal, Zweimal, Dreimal und ein viertes Mal. Langsam ließ ich von ihr ab, sie nickte leicht. „Okay.“, wisperte sie, ihre kleinen Hände legten sich um meine Mitte und zogen mich noch enger an sie heran. „Ich habe dich auch vermisst.“, erwiderte sie.
Ich lächelte und streichelte mit dem Daumen über ihre blasse Wange, die teilweise von der Narbe bedeckt war. „Was hast du heute gemacht?“, fragte ich dann, es machte mich unruhig nicht zu wissen, wie ihr Tag verlaufen war. „Nun, nachdem ich aufgewacht und mich über deine Abwesenheit geärgert habe, habe ich geduscht und mich angezogen, danach gefrühstückt und den Rest des Tages habe ich zusammen mit April in ihrem Zimmer gesessen und mit ihr geredet, wir haben uns ihre Musik angehört und ich habe ihr zugesehen, wie sie gezeichnet hat.“, berichtete Lucia.
„Hat sie etwas darüber gesagt, warum sie in letzter Zeit so bedrückt ist?“, auch mir war aufgefallen, dass etwas mit April nicht so ganz stimmte. Nun seufzte sie. „Nicht direkt. Ich glaube sie ist betrübt, weil sie sich an nichts aus ihrem menschlichem Leben erinnern kann.“
Nachdenklich fuhr ich die Kontur ihrer Lippen nach, sie biss spielerisch in meinen Finger. Ich grinste zu ihr hinunter, wollte mich gerade erneut zu ihr beugen, um einen weiteren Kuss auf ihre Lippen zu hauchen, da wurde die Küchentür geöffnet und die zwei Störenfriede traten ein. Seufzend löste ich mich von Lucia, im nächsten Moment hängte Damian sich an mich, während Albert mich in eine Umarmung zog.
„Wo warst du, Kumpel?“, jammerte Damian gespielt traurig und schluchzte theatralisch auf, während er zu mir hoch sah. „Ihr wisst wo ich war.“, mit diesen Worten schlug ich ihm behutsam auf den Kopf. „Ihr habt mich gerade gestört, dass ist euch klar, oder?“, fragte ich etwas gereizt. Lucia lachte leise und setzte sich elegant wie immer auf die Arbeitsplatte.
„Schon in Ordnung. Wir haben noch genug Zeit, Demetri.“, besänftigte sie mich. Ich verdrehte die Augen. Albert drückte mich fester, so langsam oder sicher, wurde mir das zu eng. Hilflos drehte ich meinen Kopf zur Seite, als ich hörte, wie April die Küche betrat. „Was macht ihr hier?“, sie lachte leicht und trat zu Lucia, neben ihr lehnte sie sich an die Arbeitsplatte. „Damian und Albert haben meinen Mann anscheinend sehr vermisst.“, erklärte Luce amüsiert. „Leute, ich habe Hunger und möchte jetzt mit meiner Frau etwas essen, außerdem bin ich ziemlich müde, also werde ich danach ins Bett gehen, wenn ihr mich also loslassen könntet…“
Nach kurzem Zögern entließen die Beiden mich. April ergriff die Beiden an jeweils einem Arm und zog sie aus dem Raum. „Die Beiden wollen alleine sein. Sie haben sich den ganzen Tag lang nicht gesehen, deswegen lassen wir sie jetzt schön in Ruhe.“ Und schon verschwanden die drei.
Ich grinste zufrieden und trat an Lucia heran. Selbstgefällig schob ich ihre Beine auseinander, sodass ich zwischen ihnen stehen konnte und legte die Hände rechts und links neben ihr auf die Arbeitsplatte. „Ich habe verstanden, dass du dich nicht streiten möchtest, aber ich würde trotzdem sehr gerne wissen, was du in Seattle gemacht hast.“, bemerkte sie, als ich ihren Kopf leicht mit meinem zur Seite stieß um ihren Hals zu küssen. Ihre Hand fuhr in meine Haare und streichelte durch sie. „Wenn ich dir sage, was ich gemacht habe, werden wir uns aber streiten.“, erklärte ich, mein Atem strich über ihre Haut.
Sie seufzte. „Ich verspreche, dass ich mich nicht mit dir streiten werde, Demetri.“, versprach sie. Ich löste mich leicht von ihr, ungläubig sah ich sie an. „Hey, ich bin definitiv ruhiger als du.“, sprach sie, als sie meinen Blick sah. Ich seufzte. „Das ist nicht sonderlich schwer, Liebste.“ Daraufhin konnte sie nichts mehr sagen, sie wusste, dass ich Recht hatte.
Lucia würde immer gütiger als ich sein, immer herzlicher. Ich hob die Hand und legte sie gegen ihre, ihre Handfläche war so winzig. Sie verschränkte ihre Finger mit meinen. „Ich war in Seattle, weil ich anfangen werde zu arbeiten, ich habe mich etwas umgesehen, damit ich weiß, was für Möglichkeiten ich habe, auch in Irland.“, sagte ich dann.
Ich betrachtete sie aufmerksam. Einen Moment war es leise, dann sah ich wie sie versuchte nicht zu schreien. „Warum hast du nicht mit mir darüber geredet?“, fragte sie. „So etwas entscheidet man normalerweise gemeinsam.“, der Vorwurf klang klar und hart aus ihrer Stimme. Ich zuckte zusammen, als sie ihre Hand meiner entzog. Nun, sie hatte gesagt, sie würde nicht mit mir streiten, davon nicht wütend zu werden, hatte niemand ein Wort erwähnt. Und sie war wütend, sehr wütend. „Es tut mir leid.“, murmelte ich.
Sie drückte mich etwas zur Seite und rutschte von der Arbeitsplatte. Sie drehte sich um und sich auf die Zehenspitzen um nach zwei Gläsern zu angeln. Ich seufzte auf und fuhr mir durch die Haare. Ihre Stille war schlimmer als ein Streit. „Es ist in Ordnung.“, murmelte sie dann.
„Ich bin nicht wütend.“
Natürlich war sie wütend. „Lucia, ich wollte dich nicht übergehen.“ Sie öffnete den Kühlschrank, nahm eine Flasche Eistee und eine Wasserflasche heraus und stellte sie zusammen mit den Gläsern auf den Tisch, bevor sie sich setzte. „Lass uns essen.“ ~~~ Nach einem sehr stillen Essen, bat ich sie darum mir in der Badewanne Gesellschaft zu leisten und Lucia verneinte nicht, was ich nicht erwartet hätte. Nun lehnte sie gegen mich, während ich ihre verspannten Schultern massierte und ab und zu Küsse auf ihren Nacken hauchte. „Sag mir worüber du so angestrengt nachdenkst, Kleine.“, bat ich. Ihre Hand fuhr durch das schaumige, nach Lavendel duftende Wasser.
Ich versuchte mich nicht von ihrem nacktem Körper ablenken zu lassen, denn verdammt ich wollte mit ihr reden, ich wollte, dass sie mir erzählte was sie so bedrückte, aber Himmel war das schwer.
Wie hatte ich jemals denken können, dass große, athletische Frauen, die wussten, wie sie einen Mann verführen konnten, mein Typ waren?
All diese Frauen waren nichts im Gegensatz zu meiner kleinen, filigranen Lucia, die sich ihrer Anziehungskraft anscheinend gar nicht bewusst war. Mit einem Kopfschütteln zwang ich mich wieder in die Gegenwart zurückzukehren, ich schlang die Arme um ihren nassen, nackten Körper und seufzte, als ich den Kopf in der Mulde zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter vergrub. „Bitte.“, wisperte ich und blies über ihre Haut. Nun, wenn sie nicht reden wollte, dann musste ich sie eben etwas manipulieren. Wer hatte gesagt, dass ich fair spielen würde?
„Ich weiß nicht.“, murmelte sie leise, doch an ihrer Stimme konnte ich erkennen, dass sie log. Ich seufzte. „Wir sind uns darüber einig, dass du nicht erfreut darüber warst, dass ich heute Morgen nicht da war.“ Sie nickte leicht, ich begann über ihren Bauch zu streicheln.
„Sollten wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass du einfach nur wegen verrückt spielenden Hormonen oder etwas Ähnlichem ausgeflippt bist? Frauen haben manchmal so etwas, also Stimmungsschwankungen meine ich.“ Sie legte ihre Hand leicht auf meine. „Ja, aber…“ Doch bevor sie weitersprechen konnte, unterbrach ich sie. „Keine ‚abers‘. Und jetzt erzählst du mir, warum du die ganze Zeit so still bist.“, befahl ich.
Einen Moment zögerte sie, dann drehte sie sich herum und setzte sich auf meinen Schoß, ihre Hände lagen auf meiner Brust. Lucia vermied es mich anzusehen. Seufzend strich ich eine nasse Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Statt einer Antwort beugte sie sich zu mir und hauchte Küsse auf meine Lippen, sie knabberte an meiner Unterlippe und küsste sich dann über mein Kinn, meine Brust hinunter. Ich stöhnte gequält auf, zwang mich dazu ihre Handgelenke zu packen und sie wieder ein Stück hochzuziehen.
„Versuch nicht mich abzulenken, Lucia. Das klappt nicht, nicht dieses Mal.“ Beleidigt schob sie ihre Unterlippe vor. „Bitte, rede mit mir.“, nun flehte ich schon fast. Sie schaute zu mir hoch, mit zusammengezogenen blauen Brauen. Sie könnte fast schon merkwürdig oder sogar albern aussehen, mit den blauen Haaren, dieser winzigen Körpergröße und ihren nicht allzu ausgeprägten Kurven. Aber es war Lucia und sie war einfach wundervoll und sie hatte diese Ausstrahlung, die sich seitdem wir uns kannten nur noch verstärkt hatte. Zu Anfang war sie nur subtil gewesen, doch inzwischen konnte jeder es sehen; Selbstbewusstsein, unschuldige Sexiness und sie war so verdammt intelligent.
„Ich träumte von Maxima.“, murmelte sie dann. „Es hat mich einfach traurig gemacht. Es war nicht mal so, als wäre dieser Traum sonderlich schlimm gewesen. Sie stand einfach neben dem Baum im Garten und wir haben uns angesehen ohne ein Wort zu sagen.“
Mit zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete ich sie, dann legte ich einen zwei Finger unter ihr Kinn und hob es leicht an, sodass sie mich ansah. Sie seufzte.
„Es macht mich traurig, dass ich sie eigentlich gar nicht kannte. Ich meine; Ich weiß warum sie das getan hat  und was ihre Gründe waren. Aber…ich weiß nicht warum sie sich in Felix verliebt hat, darüber haben wir nie gesprochen, oder was ihre Lieblingsfarbe war. Sie sagte, dass Alec ihren kleinen Bruder getötet hat, aber ich weiß nicht wie er heißt.“, sie spielte nervös mit dem Schaum zwischen uns.
„Ich habe sie noch nie in meinem Leben umarmt und das werde ich auch nie. Aber sie ist trotzdem meine Freundin gewesen. Ist das sehr verlogen? Vielleicht hätte sie mich gehasst, wenn sie mich besser gekannt hätte.“
Als ich sie ansah, sah ich auch den Zweifel an ihr nagen. Seufzend legte ich die Hände um ihre Taille und zog sie etwas zu mir. „Sie kannte dich, Lucia. Sie kannte dich ganz genau. Ich weiß zwar nicht woher, aber irgendwie wusste sie, wer du bist. Und sie hat sich für dich geopfert und zwar ganz bewusst. Sie hatte Monate Zeit, diese Überlegung war nicht einfach spontan gewählt, Kleine.“, versuchte ich sie zu trösten. Einige Momente war es still, dann lehnte sie ihre Stirn an meine. „Okay.“, wisperte sie. „Aber versprich mir, dass du mich niemals verlassen wirst.“ Lächelnd küsste ich sie. „Niemals.“
Zwanzig Minuten später lagen wir nebeneinander im Bett. Ermüdet genoss ich es, dass sie ihre Arme um mich geschlungen hatte, sie lag halb auf mir, ihr Haar breitete sich auf meiner Brust aus. Ich schloss die Augen und nur wenige Augenblicke später holte entspannter, tiefer Schlaf mich ein…
Der nächste Morgen war ziemlich stressig. Wir mussten noch ein paar Dokumente für den Umzug unterschreiben, der bereits in zwei Wochen stattfinden würde, April stritt sich mit Damian, der ihre Zeichenstifte versteckt hatte und Lucia bestand darauf, dass ich sie zum Supermarkt fahren  müsse, weil der Kühlschrank so gut wie leer war.
„Kommst du jetzt?“, fragte sie mich, als ich noch meinen Kaffee austrank, sie zog gerade den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Seufzend erhob ich mich und folgte ihr zum Auto. Hinter mir ertönte noch Aprils wütendes Schreien und Damians Lachen, dann fiel die Tür zu und ich spürte wie Lucia nach meiner Hand griff.
Ich küsste sie zart auf den Mund, dann löste ich mich…
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liebenswortig · 4 years
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23. IMMER NOCH ICH
LUCIA POV
Einige Tage später erwachte ich mitten in der Nacht. Ich fühlte mich eingeengt und das war ich auch. Demetri lag weit ausgebreitet auf seinem Bauch, wie immer eigentlich. Heute jedoch war es schlimmer als sonst. Ich hatte nur noch einen schmalen Streifen für mich, sein warmer Arm ruhte auf meinen Bauch, während seine Finger leicht gespreizt waren und meine Seite umschlungen hielten. Ich seufzte; Sogar im Schlaf ließ er mich nicht entkommen. Auch die Decke hatte er erobert, mir war eiskalt. Sollte ich ihn wecken? Einige Momente versuchte ich seinen muskulösen Arm von mir zu heben oder ihn etwas wegzuschieben, aber es war aussichtslos.
Stattdessen stöhnte er leise und legte nun auch eines seiner Beine über meine Hüfte. Er tat das nicht selten, aber in diesem Moment lag er mit seinem gesamten Gewicht auf meinem Körper, was nicht unbedingt angenehm war. „Demetri?“, wisperte ich und starrte an die Decke.
Mein Mann gab lediglich ein leises Seufzen von sich. „Demetri.“, widerholte ich. Er machte ein fast schon knurrendes Geräusch und drehte seinen Kopf auf dem Kissen zu mir, schlief jedoch immer noch weiter. „Demetri, du bist zu schwer und mir ist kalt. Rück etwas.“, bat ich. Einige Momente war es still, dann ertönte seine Stimme. Völlig rau und kratzig, mir lief ein Schauer durch den Körper. „Es ist mitten in der Nacht, Lucia.“, murmelte er gequält. Ich seufzte. Ich denke, das war eine Angewohnheit von ihm geworden, selbst wenn er die letzten Jahrhunderte nicht geschlafen hatte, war er daran gewöhnt das gesamte Bett für sich zu haben. Er rollte widerwillig auf den Rücken, endlich strömte wieder Luft in meine Lungen.
„Schatz?“, wisperte er nach einigen Sekunden der Stille. „Hm?“ Er seufzte. „Deine Haare sind in meinem Gesicht. Außerdem bist du kalt.“ Ich strich meine Haare aus seinem markanten Gesicht. „Stört dich das?“ Er schüttelte den Kopf, seine Augen waren geschlossen. Dann hob er den Arm an, ich kuschelte mich an ihn. Sein Körper wärmte mich innerhalb von Momenten auf.
Langsam schlief ich wieder ein... ~~~ „Willst du nicht aufstehen?“, fragte ich ihn. Eigentlich war Demetri ein Mensch, der generell früh aufstand, er brauchte nicht allzu viel Schlaf. Einmal hatte er mir gesagt, dass ein Kämpfer mit der Sonne aufwachte. Doch heute kam er anscheinend nicht aus dem Bett. „Will schlafen.“, murrte er. Ich sagte nichts dazu, stattdessen schlug ich die Decke zur Seite und wollte mich erheben, doch da wurde ich von ihm wieder zurück ins Bett gezogen. „Weißt du dafür, dass du schlafen willst, bist du ziemlich kräftig.“, stellte ich trocken fest.
„Oder du bist einfach nur zu schwach, Kleine.“, erwiderte er. Mein innerer Widerstand erwachte, ich drückte gegen seine breite, muskulöse Brust und versuchte ihn wegzuschieben. Es brachte nichts, er war wie ein Stein. Ein leises Zischen entwich mir. Er öffnete flatternd seine Augen und schaute seufzend zu mir hinunter.
Ernsthaftigkeit und etwas Schärfe lagen in seinem Blick. „Ich bin nicht dein Feind, Lucia. Also versuch nicht gegen mich anzukämpfen, als wäre ich es. Ich bin dein Mann.“
Ich zuckte bei der Härte in seiner Stimme zusammen, meine Hände hörten auf ihn wegzudrücken. Unwillkürlich schämte ich mich. „Es tut mir leid.“, wisperte ich leise.
Statt einer Antwort ließ er mich los, er drehte sich auf die andere Seite, sodass er mir seinen Rücken zuwandte.
Ich biss mir auf die Unterlippe und richtete mich auf, sodass ich im Schneidersitz saß. „Sehr leid.“, versuchte ich ihn zu besänftigen, doch er antwortete nicht. „Bist du wütend auf mich?“
„Nein.“, murmelte er tonlos. „Bist du dir sicher?“, ich kaute immer weiter auf meiner Unterlippe herum. „Ich bin nicht wütend auf dich. War es nie.“
„Was bist du dann?“
„Verletzt.“
Ich seufzte und ließ meinen Blick über die mir zugewandte Seite seines riesigen Körpers wandern. Es war still. „Du hast meine Gefühle verletzt.“ Seine Stimme war so leise, dass ich ihn fast nicht hörte. Meine Augen weiteten sich. Diese Worte aus seinem Mund zu hören war merkwürdig. Ich senkte den Kopf und streckte die Hand nach ihm aus, zögerte dann aber. „Du kannst mich immer noch berühren, Lucia.", nun klang er ruhig. Erleichtert begann ich durch sein dunkelblondes Haar zu streichen.
„Das wollte ich nicht, wirklich.“, flüsterte ich. Er seufzte. "Ich weiß. Mir gefällt es nicht, wenn du mich ablehnst.", erklärte er. Ich legte mich wieder hin und schlang meine Arme so fest ich konnte um ihn, mein Gesicht drückte ich an seinen Rücken. Ich versuchte die Tränen zurück zu drängen.  "Verzeih mir. Ich will dir nicht wehtun.", bat ich mit leiser, zitternder Stimme und hielt den Atem an.
Einen Moment sagte er nichts. "Weinst du etwa, Lu?", fragte er dann und drehte sich um. Prüfend betrachtete er mich. Ich schüttelte den Kopf. "Mir geht es gut.", murmelte ich. Demetri begann meine Wange zu streicheln. "Wir müssen noch ziemlich viel lernen, oder?", sagte ich nach einer Weile.
"Definitiv. Aber einiges können wir schon ziemlich gut. Wir können uns anschreien und nerven oder uns die Bettdecke wegnehmen, damit der andere erfriert...", begann er. "Wir können uns anschweigen und einander wehtun." Er schaute nun an die Decke. "Wir können Dinge voreinander verheimlichen und lügen."
"Wir können uns zu Sachen zwingen oder einander Dinge verbieten und herrschsüchtig sein.", wisperte ich. "Und wir können grob zueinander sein, rücksichtlos und kalt."
Er schaute zu mir hinunter. "Aber wir können noch viel mehr und das weißt du." Ich lächelte leicht. "Stimmt. Wir können uns küssen und kuscheln.", ich streichelte seine Brust. "Und aufeinander aufpassen oder Rücksicht nehmen und Vertrauen haben."
"Wir können uns helfen und hinter einander stehen. Wir können uns niemals loslassen."
Er lächelte. "Solange wir einander haben, können wir alles." ~~~ Kichern ertönte, als Demetri einen Kuss auf meine Lippen hauchte. Verwirrt schaute ich zu April, die auf dem Teppich vor dem Fernseher saß und in eine Zeichnung vertieft war. Eigentlich. Sie hatte einen teils amüsierten und teils verlegenen Gesichtsausdruck aufgesetzt, ihr Blick lag auf Demetri und mir. „Ist da etwa jemand in der Pubertät?“, fragte ich grinsend, sie zuckte mit den Schultern. „ich bin fünfzehn.“, mit diesen Worten wandte sie sich wieder ihrer Zeichnung zu, wie es aussah ein Mann, den sie aus ihrer Vorstellung heraus zeichnete, mit feinen Zügen, dunklem Haar und einem fast schon eisigem Lächeln. Seit meiner Periode waren einige Tage vergangen, ich fühlte mich wieder gut. Demetri hatte gemeinsam mit Esme begonnen nach einem Haus für unsere kleine Familie zu suchen.
Ich hatte mir schon gefühlte 300 Häuser auf Papier angeschaut, aber so wie es aussah war Demetri nicht so einfach zufrieden zu stellen. Die meisten waren dem Herrn zu klein, andere zu brüchig gebaut und einige Dokumente schmiss er einfach so in den Müll. Doch so schwer es auch war mit ihm nach einem Haus zu suchen, so schön war es auch. In den viereinhalb Monaten unserer Ehe hatte ich ziemlich viel Neues über ihn gelernt, Dinge die mir in Volterra nie aufgefallen wären, da es dort einfach keinen Grund für sie gab. Er hatte ein Talent dafür Dinge wieder zu reparieren, wann immer ein Laptop, der Fernseher oder das Küchenlicht nicht funktionierte, bekam er das Problem in Griff. Ganz klar geworden war mir das erst, als er meine Armbanduhr reparierte. Zuvor hatte er sie beim Sex von meinem Handgelenk gerissen und schließlich achtlos zur Seite geworfen. Einen Tag später ging ich in die Küche und sah Demetri, wie er am Tisch saß auf dem ein paar winzige Schrauben, kleine Schraubenzieher und viele filigrane Zahnrädchen lagen.
Er bemerkte mich nicht, also hatte ich mich an den Türrahmen gelehnt und ihn betrachtet. Seine großen Hände gingen geschickt und vorsichtig mit der komplexen Gerätschaft um, während er die Brauen konzentriert zusammengezogen hatte. Ich stand für mindestens fünfzehn Minuten da, als er schließlich mit dem Uhrwerk fertig war, kümmerte er sich um den Verschluss, den er am vorigen Tag so unachtsam zerrissen hatte. Dann grinste er zufrieden und schaute auf. Für einen Moment schien er verwundert über meine Anwesenheit, im nächsten Moment wurde sein Blick weich und er erhob sich, die silberne Armbanduhr in der Hand. „Wie lange stehst du schon da, Kleine?“, fragte mein wunderhübscher Mann und griff nach meinem Handgelenk. Ich sah ihn nicht an, schaute stattdessen zu wie mir die Uhr umband, direkt hinter seinem Armband. „Wieso hast du das getan?“, erwiderte ich statt einer Antwort, ich war immer noch ganz gerührt von seiner Tat. „Wenn ich deine Sachen kaputt mache, dann kann ich sie auch wieder reparieren. Und mir gefällt es dein Lächeln zu sehen.“ Leise lachend umarmte ich ihn, er schlang die Arme um mich und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. „Was für einen Charmeur ich doch geheiratet habe.“, murmelte ich an seiner Brust…
Ein Kuss auf meine Lippen holte mich wieder zurück in die Gegenwart. Demetri grinste mich an, seine Hand wollte unter mein Shirt wandern, doch ich packte sein Handgelenk und drückte ihn etwas weg. „Nicht vor April.“, zischte ich leise, er zog einen kleinen Schmollmund und beugte sich vor. „Dann komm mit mir hoch…“, raunte er verführerisch. Ein kleines Keuchen entfuhr mir, ich blinzelte ein paar Mal. „Bitte, Lucia.“ Ich versuchte Aprils wissendes Grinsen zu ignorieren, als Demetri und ich Hand in Hand hochgingen. Blöderweise hatten wir nicht die Heizung in unserem Schlafzimmer eingeschaltet und die Tatsache, dass es gerademal Februar war, machte das Ganze nicht besser. „Kalt.“, stellte ich fest und verschränkte in dem Versuch mich zu wärmen die Arme. Demetri seufzte. Er wusste, dass ich keinen Sex mochte, wenn mir kalt war.
Dann war ich einfach nicht in der Stimmung und nur damit beschäftigt mir den Hintern abzuzittern. „Zieh dich aus.“, ordnete er sanft an. Ich zog eine Braue hoch und tat dann was er gesagt hatte. Vorsichtig legte ich die Uhr und das Armband auf den Nachttisch, als ich nur noch in meinem BH und Höschen dastand.
Die Kette nahm ich nicht ab, sie baumelte zwischen meinen Brüsten. Auch Demetri entkleidete sich bis auf die Boxer, dann drückte er mich in das Bett und zog die Decke über uns. Ich kicherte leise, er lag halb auf mir. Unter der Decke war es dunkel, also sah ich nichts. Langsam wurde mir wärmer, ich rieb meine Füße an seinen langen Beinen. In der Dunkelheit spürte ich wie seine schlanken Finger über meine nackte Seite strichen, er küsste ohne wirklich zu wissen was er traf meine Wange. „Verfehlt, du Schussel.“, stichelte ich leise, vorsichtig hob ich die Hand und strich forschend über sein Gesicht, auf der Suche nach seinen Lippen. Schließlich beugte ich mich zu ihm küsste ihn fordernd und leidenschaftlich. Inzwischen war mir wieder vollkommen warm.
„Lucia…“, murmelte er in den Kuss. „Bitte sag mir, dass dir nicht mehr kalt ist…Ich kann nicht noch länger ohne dich aushalten.“, etwas, das fast schon wie Verzweiflung klang, schwang in seiner tiefen, rauen Stimme mit. „Mir ist warm.“, wisperte ich heiser. Im nächsten Moment spürte ich, wie er nach meinen BH tastete, er zerriss ihn einfach. Die Panty war besser dran, denn die streifte er von meinem Körper. „Ich liebe dich.“, hauchte er an meinen Lippen, ich spürte seinen heißen, muskulösen Körper an meinem, sah aber nichts. „Du bist mein für immer.“, erwiderte ich atemlos, meine Hände fuhren fahrig über seine Brust, langsam strich ich über seine Boxer. Er zischte auf und drückte seine Hüften gegen meine, er schien sich regelrecht nach mir zu verzehren, obwohl es erst zwei Tage her war, dass wir das letzte Mal auf diese Art zusammen gewesen waren.
Nun, ich durfte ihn nicht verurteilen, denn auch ich verlangte nach seiner Nähe. Inzwischen war es zwischen uns verdammt heiß. Mit einer ruckartigen Bewegung meinerseits war seine Boxer nur noch ein Stofffetzen. Vorsichtig schob er sich in mich, Demetri zischte auf, als er in mir war. Ein Stöhnen entfuhr mir, für einen Moment regte er sich nicht. Es wurde immer wärmer, ich spürte sein Herz rasend schlagen, ich fühlte mich wie im Fieber. Als er sich aus mir zog, stöhnte er auf. Der Ton ließ einen Schauer über meinen Körper laufen. Ich keuchte auf und krallte die Hände in seinen muskulösen Rücken. Oh, es war so heiß. Seine Haare kitzelten meine Wange, ich hörte seinen schweren Atem an meinem Ohr… ~~~ Das Klingeln eines Handys störte meinen Schlaf.  Dem Ton zufolge war es Demetris Handy, das klingelte. Verdammt, es war mitten in der Nacht, wer rief um diese Uhrzeit an? Grummelnd zog ich die Decke zu mir und schob Demetris schweren Körper etwas weg. Er schlief heute Nacht wirklich merkwürdig. Ziemlich weit nach unten gerutscht, den Kopf auf meinem Bauch und meine Beine fest umschlungen. „Deme…“, murmelte ich genervt. Er schlief seelenruhig weiter. Blinzelnd schloss ich die Augen wieder, das Licht des Vollmonds, der durch das große Fenster hineinschien, blendete mich. „Dein Handy.“, mit diesen Worten stieß ich ihn an. Ich wollte doch nur schlafen. „Demetri!“ Mit einem schläfrigen Seufzen rollte er sich etwas weiter auf mich. „Nimm ab, Lu.“, gähnte er. „Mh-mh.", machte ich ohne die Augen zu öffnen, ich ergriff mein Kissen und kuschelte mich hinein. Dieses verdammte Klingeln hörte nicht auf. Erschöpft knurrend schob mein Mann sich etwas hoch und tastete nach seinem Blackberry, das auf dem Nachttisch lag.
Er richtete sich halb auf und nahm ab. Gähnend rollte ich zu ihm rüber und legte den Kopf in seinen Schoß. „Hallo?“, nuschelte er in das Handy, seine linke Hand, die auch seine Führende war, fuhr durch mein vom Schlafen verwuscheltes Haar. Anscheinend sprach niemand, nach einem kurzen Moment schaute Demetri auf das Display. Damian, war darauf angezeigt. Grummelnd legte er auf. „Dieser Idiot wollte uns anscheinend nur beim Schlafen stören.“, stellte er gereizt fest. Ich kletterte währenddessen vollkommen in seinen Schoß und rollte mich dort zu einer kleinen Kugel zusammen, wie ich es früher immer getan hatte, als ich noch ein Kind war. Seit ich verheiratet war, hatte ich das nicht mehr getan.
Ich hatte wie es schien fast schon vergessen, wie gut sich das anfühlte; Sicher und warm. Mit einem weiteren Gähnen legte Demetri sich wieder hin, ich lag immer noch auf seinem Schoß. Seine große, vom Kämpfen raue Hand wanderte unter mein bauchfreies Spagetti-Top, er streichelte sanft meinen Rücken. Ich summte genießerisch. Irgendwann schlief ich wieder ein…
Am nächsten Morgen weckte April mich auf. Unsicher schaute sie mich aus ihren goldenen Augen an, anscheinend war es ihr unangenehm mich zu wecken. „Tut mir leid, aber Demetri hat angerufen und gesagt, dass es Zeit für dich ist aufzustehen.“, murmelte sie, klang so, als würde sie darauf warten, dass ich sie anbrüllte. Ich seufzte. Nur ein einziges Mal hatte ich Demetri angeschrien, als er mich aufgeweckt hatte und zu meiner Verteidigung: Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Tage und es war keine Schokolade im Haus. „Guten Morgen, April.“, gähnte ich hinter vorgehaltener Hand und erhob mich träge. „Wo ist Demetri?“, fragte ich dann. Sie schenkte mir ihr typisches halbes und vielleicht auch etwas bitteres April-Lächeln. „Er sagte, dass er etwas zu tun hat. Mehr weiß ich auch nicht.“, antwortete sie. Und sofort hatte ich schlechte Laune. Ich hasste es, wenn er Dinge vor mir verheimlichte. Trübsinnig pustete ich eine Strähne aus meinem Gesicht und griff nach meinem Handy, das auf dem Nachttisch lag. „Nun, das werde ich jetzt herausfinden.“, mit diesen Worten suchte ich im Verzeichnis, nach ‚Liebling‘, er nahm –zu seinem Glück- nach dem dritten Klingeln ab. „Hallo, meine Kleine.“, begrüßte er mich, ich hörte sein Lächeln in seiner Stimme. „Wo bist du?“, fragte ich statt einer Begrüßung. Er seufzte. „Mach dir keine Sorgen, ich bin gerade auf der Autobahn nach Seattle.“, antwortete er geduldig. „Du hättest mich wecken können.“, klagte ich vorwurfsvoll, ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum. „Ich wollte dich nicht stören. Sag nicht, dass du wütend deswegen bist.“, er klang verwirrt. „Ich bin nicht wütend, nur hätte ich es schön gefunden, wenn ich wüsste wo mein Mann sich herumtreibt.“ Einen Moment war es still, anscheinend versuchte er die Ruhe zu bewahren. „Lass uns bitte nicht jetzt darüber streiten, Lucia.“, bat er. „Wir können darüber reden, wenn ich heute Abend nach Hause komme.“ Beleidigt rollte ich mit den Augen. „Verdreh nicht die Augen.“, warnte er ruhig, doch in seiner tiefen Stimme lag Ernst und etwas, das fast schon gereizt klang. Verdammt, er kannte mich zu gut. „Von mir aus, aber erwarte nichts zu essen, wenn du nach Hause kommst!“, mit diesen gezischten Worten legte ich auf und warf das Handy auf das Bett. April sah mich besorgt an, sie drehte nervös eine ihrer rotblonden Strähnen zwischen ihren Fingern. „Alles in Ordnung bei euch?“, fragte sie dann. Ich seufzte und fuhr mir kurz durch die Haare. „Nicht so schlimm. Das ist doch immer so bei uns.“ Nun lachte sie auf. „Wenn das so ist, gehe ich mal wieder in mein Zimmer, ich arbeite grad an einer Zeichnung.“ Und schon war sie verschwunden, April schien die Vampirgeschwindigkeit zu lieben. Seufzend ließ ich mich wieder auf das Bett sinken, heute Nacht hatte ich von Maxima geträumt und es war nicht sonderlich schön gewesen ohne meinen Mann aufzuwachen. Ich erzählte ihm selten von meinen Träumen, doch dieses eine Mal hätte ich ihm vielleicht sogar etwas darüber verraten. Nun, seine Schuld. Anscheinend hatte er besseres zu tun. Ich schaute auf die Uhr. Demetri hatte ein Verbot im gesamten Haus erlassen; Niemand durfte irgendwelche Uhren hinein bringen, die nicht digital waren. Damian und Albert hatten zwei Wochen lang Witze auf meine Kosten gemacht, doch mit der Zeit hatte sich das gelegt.
Lustlos erhob ich mich und ging in das Bad, wo ich duschte und danach abtrocknete. Mit einem flauschigen Handtuch umschlungen ging ich wieder in das Schlafzimmer. Ich überlegte einen Moment und entschied mich dann dafür mich heute etwas sorgfältiger anzuziehen. Außerdem hatte ich jetzt die Chance meine Haare zu flechten. Demetri war nicht zuhause, ihm zuliebe ließ ich mein Haar eigentlich immer offen. Dass er nicht da war, hatte auch seine guten Seiten.
Okay, ich versuchte nur hilflos mich über seine Abwesenheit hinweg zu trösten, denn ich vermisste ihn jetzt schon unglaublich. Grummelnd öffnete ich den Kleiderschrank und nahm mir einen Moment Zeit um mit der Hand über seine Hemden und Pullover zu fahren, die alle nach ihm rochen. Vieles davon hatte ich ausgesucht. In der hintersten Ecke des riesigen Schranks hing sorgfältig in eine Kleiderhülle gehüllt mein Hochzeitskleid, direkt daneben der Anzug, den er damals anhatte. Ich betrachtete es lächelnd.
Seit diesem Tag hatte sich manches verändert, doch unsere Beziehung zueinander war nicht ernster oder gar erwachsener geworden. Wir verhielten uns immer noch wie die jungen Liebenden, die wir waren. Diese Hochzeit hatte stattgefunden, weil wir einander liebten und vielleicht auch, weil wir zu diesem Zeitpunkt des Antrags und der Hochzeit sehr verletzt und verwirrt von den Ereignissen damals waren. Maximas Tod, der Schock und die Unsicherheit, die das neue Umfeld mit sich brachte. Zwar waren wir Albert und Damian zu diesem Zeitpunkt bereits sehr nah, doch noch nicht so vertraut wie wir es jetzt waren. Auch von den Cullens wussten wir im Grunde gar nichts. Demetri und ich hatten nur noch einander, wir waren die einzigen festen Punkte. Und so war unsere Hochzeit ein Akt der Liebe und der Verzweiflung gewesen, wir waren verwirrt und haben es möglicherweise etwas überstürzt, doch ich bereute nichts. Was wäre anders gewesen, wenn wir zwei oder drei Jahre gewartet hätten? Rein gar nichts hätte sich innerhalb dieser Zeit verändert.
Seufzend rappelte ich mich dazu auf nach etwas zum Anziehen zu suchen. Schließlich wurde ich fündig, ich trug eine ziemlich eng anliegende dunkelblaue Jeans, einen weißen Strickpullover mit royalblauen Streifen und als ich mich im Spiegel betrachtete, bekam ich die ungewohnte Lust auch ein Accessoire anzuziehen. Eigentlich tat ich so etwas nie, ich trug funktionelle Kleidung, keinen Schnick Schnack, der nicht wirklich von Belang war. Keinen Schmuck außer dem, den Demetri mir geschenkt hatte, keine Gürtel oder anderes. Kurz überlegte ich, dann griff ich nach dem schwarzen Rundschal und schlang ihn um meinen Hals. Es sah sogar ganz hübsch aus.
Nachdem ich mich prüfend von allen Seiten betrachtet hatte, setzte ich mich an den Frisiertisch und kämmte mein Haar, das noch immer etwas feucht war, kurz föhnte ich es und flocht die blaue Mähne dann zu dem Zopf, den ich früher immer getragen hatte. In meiner Schulzeit hatte ich mein Haar nie offen getragen, das hatte so einige Gründe, doch der wohl größte war die Tatsache gewesen, dass offenes Haar freundlich war, einladend und unschuldig. Ich war nicht unschuldig und auch nicht freundlich, auch wenn es nur subtil war so deutete ich mit meinen geflochtenen Haaren immer an, dass ich in Ruhe gelassen werden wollte. Lächelnd strich ich über den Zopf, dann ging ich die Treppe hinunter um zu frühstücken. Demetri war nicht da, also machte ich mir nicht die Mühe etwas Leckeres zu kochen. Er aß den Großteil der Dinge, die ich zubereitete. Zwar sah man es ihm nicht an, aber mein Mann war ein unglaublicher Vielfraß.  
Das Frühstück bestand aus einem mit Butter und Marmelade bestrichenem Toast, den ich kalt und ungetoastet aß, einer Mandarine und einem Glas Milch. Natürlich regte ich mich wieder auf, als ich eine Packung Milch aus dem Kühlschrank nehmen wollte. Ich stöhnte auf. Demetri hatte wieder die leere Flasche zurück in den Kühlschrank gepackt. Zur Hölle, warum tat er das? Was war so schwer daran die Packung einfach wie ein vollkommen normaler Mensch in den Mülleimer zu schmeißen? Seufzend schaute ich mich nach meinem kargen Mahl in der Küche um, ich hatte nichts zu tun.
Oh verdammt, ich sollte nicht so abhängig von ihm sein. Ich sollte emanzipiert und eigenständig sein. Entschlossen wusch ich den Teller ab um mich zu beschäftigen, dann entschied ich den Tag mit April zu verbringen, wenn sie denn wollte. In der letzten Zeit kam sie mir etwas bedrückt vor und es war nun meine Aufgabe mich um sie zu kümmern, neben Demetri war ich das Oberhaupt der Familie, die Mutter. Ich würde nicht schwach werden, Demetri sollte mich stärker werden lassen. Ich war zwar seine Frau, aber ich war immer noch Lucia, eine eigene Persönlichkeit und ich hatte meine Meinung und mein Leben. Ich gehörte zu Demetri, mein Platz war an seiner Seite. Jedoch gehörte ich immer noch mir selbst.
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liebenswortig · 4 years
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22. FÜRSORGLICH
DEMETRI POV
Lucias Blick lag auf mir, ich telefonierte jetzt seit mindestens fünfzehn Minuten mit Carlisle. "Natürlich. Ich werde mit ihnen darüber sprechen.", verabschiedete ich mich und legte auf. "Was ist los?", fragte sie sofort und sah mich abwartend an. "Die Cullens sind schon seit fast vier Jahren hier, sie hätten schon längst umziehen müssen. Carlisle hat es mir mitgeteilt und gefragt, ob wir sie vielleicht begleiten wollen, auch wenn wir erst seit sechs Monaten hier sind." Sie war still. Ich seufzte und setzte mich neben sie auf das Bett, mein Blick war auf den dunklen Parkettboden gerichtet. "Er sagte, sie würden nach Irland gehen."
"Wollen wir mit ihnen gehen?", sie klang unsicher und sprach ohne mich anzuschauen. "Es kommt darauf an, was du willst.", antwortete ich. "Aber ich will nicht, dass du unglücklich bist, wenn wir von hier fortgehen." Ich blickte auf, dann nahm ich sanft ihr Kinn zwischen meine Finger und zwang sie behutsam dazu, mich anzusehen. Ihre großen Augen blickten mich befangen an.
"Ich würde überall mit dir hingehen, selbst wenn das Ziel die Hölle wäre." Langsam begann sie zu lächeln, dann barg sie ihre Wange in meiner Hand, als ich sie um ihr Gesicht legte. "Weißt du, du könntest mir das Telefonbuch vorlesen und ich würde es lieben, wenn du es mit deiner Stimme tun würdest.", wisperte sie. Ich lächelte. "Wenn April, Damian und Albert einverstanden sind, dann würde ich gerne nach Irland ziehen.", murmelte sie nach einigen Sekunden. "Findest du nicht, dass wir unsere letzten Nächte in unserem erstem Ehebett nutzen sollten?", raunte ich. Sie kicherte und begann mein Hemd aufzuknöpfen. ~~~ Lucia war gerade dabei sich bettfertig zu machen, ich lehnte neben der Badezimmertür und betrachtete sie. Sie löste nun ihren Dutt. Ich lächelte, durch den Dutt waren ihre Haare voluminöser und lockiger. Wahrscheinlich standen sie gerade einfach nur ab, aber meiner Meinung nach sah sie wundervoll aus. Sie seufzte und griff nach der Bürste um die regelrechte Mähne zu bändigen. Nach einem Moment gab sie auf und drehte sich zu mir um. "Manchmal kann ich nicht glauben, wie gut du aussiehst.", stellte sie fest.
Selbstgefällig grinste ich und zog eine Augenbraue hoch. "Das höre ich oft.", erwiderte ich amüsiert. Sie verdrehte die Augen. "Genau, Demetri. Ich glaube, ich sollte mir mal die Augen untersuchen lassen. Wie kann man jemanden wie dich hübsch finden?", stichelte sie. "Uh, sind deine Augen etwa schon von meiner Schönheit geblendet, Kleine?", gab ich zurück. Sie kam langsam auf mich zu, lächelte dabei maliziös. "Du bist eine Blondine, Schatz." Ich verengte die Augenbrauen, dann legte ich den Arm um ihre Taille und trug sie in das Schlafzimmer, wo ich sie auf dem Bett abließ. "Nenn mich noch einmal Blondine und ich werde dich übers Knie legen.", warnte ich scherzhaft und drückte sie leicht in die Kissen. Sie kicherte leise. "Okay, okay...Rapunzel!", lachte sie. "Sagt genau die Richtige."
Sie steckte all ihre Kraft darin mich von sich zu drücken und nun die Oberhand zu erlangen. Ich lächelte, als sie begann meine Wange zu streicheln. Wohlig schloss ich meine Augen und neigte meinen Kopf in ihre kleine Hand. "Dein Gesicht ist wirklich wunderschön, Demetri.", wisperte sie. "Voller Narben, aber wunderschön.", sie senkte den Kopf und hauchte sanfte Küsse auf meine Lippen.
"Wie ist das hier passiert?", fragte sie und legte ihre kleine Hand auf eines der größeren Male an meinem Hals. "Mein erster Auftrag. Eine Neugeborene hatte eines der Messer geschnappt und mich getroffen." Sie legte den Kopf schief und streichelte gedankenverloren über die Stelle.
"Manchmal denke ich dich zu kennen, aber dann erfahre ich immer mehr über dich, Demetri Volturi."
Ich lächelte beruhigend zu ihr hoch und streckte die Hand aus um ihr eine blaue Strähne aus dem Gesicht zu streichen. "Oh, du hast keine Ahnung wie ich mich dabei fühle, Lucia. Du bist hier das Mysterium, nicht ich. Bevor wir geheiratet haben, dachte ich, dass ich dich vollkommen kennen und alles wissen würde, wenn ich alles über deinen Körper weiß. Allerdings weiß ich jetzt, dass du ein Muttermal unter dem linken Fuß hast und es dich kitzelt, wenn man dich auf eine bestimmte Art an der Taille streichelt. Ich weiß jedoch immer noch nicht, was in dir vorgeht."
Sie nahm meine Hand in ihre Kleinen und küsste meine Knöchel. "Ich denke gerade, dass ich dich liebe.", wisperte sie und hauchte nun Küsse auf meine vernarbte Handfläche. "Und dass deine Hände auch wunderschön sind. Außerdem mag ich es, wenn dir die Haare so wie jetzt in die Stirn fallen. Und ich mag den Blick, den du mir grad zuwirfst. Das machst du oft, mich so anschauen, meine ich." Langsam richtete ich mich auf und nahm sie sanft in die Arme. Sie vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge, ich legte die Wange auf ihren Kopf und streichelte ihren Nacken. Nach einigen Momenten lösten wir uns...
Ein leichtes Stupsen an meiner Schulter riss mich aus dem Schlaf. Ich blinzelte einige Male und richtete mich dann hastig auf, als ich sah, dass Lucia neben dem Bett stand, sie hatte die Hände auf ihren Bauch gelegt. "Was ist los?", fragte ich besorgt und erhob mich. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute zu mir hoch. "Ich habe Bauchschmerzen. Ich hätte dich nicht geweckt, wenn es nicht so sehr wehtun würde, aber ich erinnere mich nicht an das letzte Mal, als es so schmerzha-", sie unterbrach sich selbst, indem sie keuchte, beugte sich leicht vornüber und verkrampfte sich.
Ich zuckte zusammen. "O-okay, ich mache dir einen Tee, ja?", vorsichtig fuhr ich durch ihre Haare. Sie nickte mit zusammengepressten Lippen. Ich hob sie sanft hoch und legte sie in das Bett, dann deckte ich sie zu und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. "Kannst- kannst du nachsehen, ob in der Küche noch Aspirin gegen Re...gelschmerzen sind?", keuchte sie schweratmend. Ich nickte und verließ das Schlafzimmer. Müde ging ich die Treppe hinunter, dann setzte ich Wasser auf und begann nach den Tabletten zu suchen. Alles was ich fand war eine leere Packung. Na toll. Ich hätte rechtzeitig welche besorgen sollen. Als der Tee fertig war, brachte ich ihn hoch. Lucia lag auf der Seite, zusammengekrümmt.
"Hey, Schatz?", ich setzte mich auf die Bettkante und berührte sie an der Schulter. Sie drehte sich langsam zu mir, dann richtete sie sich auf. "Ich habe keine gefunden. Morgen gehe ich welche kaufen, versprochen." Wieder nickte sie. Sie trank den Tee in kleinen Schlucken, ab und zu verkrampften sich ihre Hände und sie starrte in das Glas. Schließlich hatte sie alles ausgetrunken. Sie stellte das Glas auf den Nachttisch und schaute mich an. "Danke.", murmelte sie schwach. Ich lächelte lediglich und schlüpfte zu ihr. Sie vergrub sich in der Kuhle, die mein Körper bildete, ihre kleinen Hände lagen an meiner Brust. Ich legte den Arm um sie und streichelte über ihren Rücken. Sie brauchte lange um einzuschlafen, ab und zu verkrampfte sie sich und keuchte leise. Vorsichtig fuhr ich durch ihr weiches Haar. ~~~ Den nächsten Tag über ging es Lucia noch schlechter. Sie blieb die ganze Zeit im Bett liegen und trank Tee. Ich war bereits zur Apotheke gefahren und hatte ihr Tabletten besorgt. Seufzend sammelte ich die schmutzige Wäsche vom Boden auf und schmiss sie in den Wäschekorb. Unser Schlafzimmer war nicht sonderlich ordentlich, auf dem Frisiertisch lag ein BH von ihr, ein Haufen Bücher, die uns beiden gehörten und eine leere Flasche Champagner.
Ich warf den BH auch in den Wäschekorb, die Bücher legte ich ordentlich auf meinen Nachttisch und den Champagner nahm ich in die Hand. "Ich gehe die Wäsche aufhängen.", informierte ich sie und verschwand mit dem Korb. Die leere Flasche entsorgte ich und nahm die trockene Wäsche von der Leine, nachdem ich die Schmutzkleidung in die Maschine geschmissen hatte. Mit dem Korb in der Hand ging ich wieder hoch in unser Schlafzimmer. Sie betrachtete mich mit gequältem Gesicht, während ich unsere Sachen so gut es ging faltete und in den Schrank legte.
Ich hatte so etwas noch nie gemacht, aber meiner Meinung nach bekam ich das gut hin. Ich runzelte die Stirn, als ich ein Hemd in die Finger bekam, das rosa war. Ich hatte keine rosafarbenen Hemden...oder? Ich schaute zu Lucia, die nun amüsiert lächelte, sie hatte die Hände auf den Bauch gelegt. "Gehört das mir?", fragte ich verwirrt. "Du hättest es nicht mit meiner roten Bluse waschen sollen. Dieses Hemd war mal weiß." Wieder schaute ich auf den Stoff in meinen Händen. "Oh.", machte ich und legte es zur Seite. Sie nahm einen Schluck von dem Tee, der auf dem Nachttisch stand.
Ich war gerade dabei, einige Kleider von ihr in den Schrank zu hängen, als ich ihre sanfte Stimme hinter mir hörte. "Weißt du eigentlich, wie sexy du bist, wenn du so etwas machst?"
Grinsend schaute ich sie über meine Schulter hinweg an, ich zwinkerte ihr zu. "Dann genieß die Show, Kleine." Sie kicherte schwach, ich drehte mich wieder um und hängte nun einige Hemden, Pullover und Blusen in den Schrank. Nachdem ich fertig war, begann ich damit unsere Unterwäsche in die hellbraune Kommode zu legen. Als ich mit meinen Boxern fertig war, legte ich ihre sauberen Pantys und BHs in die Schublade. Seit wann besaß Lucia so viel Wäsche, die so...aufreizend war? Natürlich hatte ich bemerkt, dass sie die Zeit der Sport BHs und Baumwollhöschen in Volterra abgelegt hatte, aber wo kam dieser rosafarbene BH mit dem weißen Spitzensaum her? Und dieses schwarze Seidenhöschen hatte ich auch noch nie gesehen.
Ich drehte mich zu ihr herum, sie schaute mich etwas rosa auf den Wangen an. "Findest du das steht mir?", fragte ich und hielt den BH vor meine Brust, dann grinste ich. Sie lachte leise, dann verkrampfte sie sich leicht. "Sehr sexy.", murmelte sie mit rauer Stimme. Schnell war ich auch damit fertig, dann schlüpfte ich zu ihr ins Bett und zog sie an mich. Ich kuschelte eine Weile mit ihr, streichelte ihren Bauch und flüsterte ihr süße Worte zu. Schließlich erhob ich mich, da es bereits recht spät war und ich etwas zu essen machen wollte. "Was willst du essen?", fragte ich und richtete mein hellblaues Hemd. Sie seufzte. "Ich habe keinen Hunger."
"Du musst etwas essen, Kleine. Wie wäre es mit Suppe?" Sie legte ihre Hände auf ihren Bauch, dann nickte sie. Ich lächelte, hauchte einen Kuss auf ihre Nasenspitze und begab mich in die Küche. Dort versuchte ich so gut es ging eine Gemüsesuppe hinzubekommen. Nach einiger Zeit gelang es mir, ich brachte einen Teller nach oben. Ich würde später essen. Was ich sah gefiel mir überhaupt nicht; Lucia saß vornübergebeugt im Bett, sie zuckte immer wieder zusammen und hatte ihre verkrampften Arme um ihren schmalen Körper geschlungen. Schnell stellte ich das Tablett auf dem Nachttisch ab und setzte mich auf die Bettkante. "Hey, Lu? Geht es wieder?" Langsam nickte sie und hob ihren Kopf, sie sah sehr erschöpft aus.
Ich nahm den Teller in die Hand. "Du isst etwas und dann wirst du erst mal schlafen." Sie schaute mich schwach an. "Aber es ist erst sieben Uhr...", ihre Zunge überschlug sich, scheinbar war sie so kraftlos, dass sie nicht einmal mehr richtig sprechen konnte. Ich lächelte leicht. "Du musst schlafen, Kleine."
Sie öffnete brav den Mund und ließ sich von mir füttern. Ab und zu verkrampfte sie sich, dann schluckte sie aber wieder widerstandslos und müde. Sie war anscheinend so entkräftet, dass sie nicht einmal den Mund öffnen konnte. Etwas Suppe kleckerte auf ihr Kinn, da sie den Mund nicht richtig geschlossen hatte. Behutsam wischte ich sie weg. Schließlich war der Teller leer. Ich stellte ihn zur Seite. "Hast du Durst?"
Sie nickte fast unmerklich, ich schraubte den Deckel der Flasche, die auf dem Nachttisch stand ab und reichte sie ihr. Sie trank langsam. "Du bist müde. Wir ziehen dir jetzt etwas Anderes an, bringen dich ins Bad und dann schläfst du.", mit diesen Worten ging ich zum Kleiderschrank und suchte nach einem Schlafanzug. "Ich...will ein Shirt von dir.", hörte ich sie schwach wispern. Ich lächelte, griff nach einem meiner grauen Shirts und einer Schlafanzughose.
Lucia richtete sich geschwächt auf. Ich seufzte und hob ihre Arme einzeln hoch um ihr vorsichtig das Oberteil auszuziehen. Sie lehnte ihren Kopf schwach gegen meine Schulter, als ich die drei Häkchen ihres BHs öffnete und ihn ihr auszog. Nachdem sie mein Shirt trug, strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht, dann zog ich sie auf meinen Schoß um ihr die schwarze Jogginghose auszuziehen. Schnell hatte ich auch das geschafft und danach trug sie auch eine lilafarbene Schlafanzughose.
"Danke.", nuschelte sie, als ich sie hochhob und ins Bad trug, wo ich sie auf dem geschlossenen Klodeckel absetzte. Kurz ließ ich sie allein, damit sie die Toilette benutzen konnte, dann betrat ich wieder den Raum um ihr beim Rest zu helfen.
Sie lehnte sich gegen mich, als sie ihre Zähne putzte, war zu schwach um ohne Hilfe stehen zu können, ihre Augen hatte sie halb geschlossen. Als sie fertig war, setzte ich sie auf den Weidenkorb und begann sanft ihre Haare zu kämmen. Sie seufzte leise. Nach einiger Zeit wallten die blauen Locken wieder seidig glänzend über ihren Rücken. Ich hob sie wieder hoch und brachte sie in das Bett, wo ich sie zudeckte und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. "Ich werde bald auch kommen, ja? Ich gehe nur etwas essen und dann dusche ich, Schatz." Sie nickte leicht.
Lächelnd ging ich die Treppe hinunter. Es war bereits dunkel draußen, gerade war es kurz vor Acht Uhr. Der Winter lag immer noch in Forks, obwohl der Schnee verschwunden war. Es war gerade Ende Februar und immer noch sehr kalt. Ich aß mit eingeschaltetem Licht, als ich fertig war, stellte ich den Teller in die Spüle, dann ging ich wieder hoch. Leise betrat ich unser Schlafzimmer, anscheinend schlief Lucia schon. Geräuschlos ging ich in das Bad, dort duschte ich und putzte mir die Zähne, dann rubbelte ich meine dunkelblonden Haare trocken und ging mit einem Handtuch um die Hüften zurück in das Schlafzimmer, wo ich still einen Schlafanzug anzog und dann zu meiner geliebten Frau ins Bett schlüpfte.
Sie öffnete flatternd die Augen, dann lächelte sie fast unmerklich und kuschelte sich näher an mich. Ich legte den Arm um sie. Ihr Atem wurde wieder ruhiger und sie schlief schnell ein. Ich streichelte durch ihre Haare und betrachtete den Vollmond, dessen Licht helle Streifen in den Raum warf.
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liebenswortig · 4 years
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21. ENTSCHEIDUNGEN, ENTSCHEIDUNGEN
LUCIA POV
"Das hat Spaß gemacht.", sagte ich lächelnd und strich über seine nackte Brust. Seine Fingerspitzen streichelten über meinen Oberarm, er grinste. Wir lagen gerade in unserem Bett, es war später Abend. Ich kuschelte mich näher an ihn und genoss seine Nähe. Demetri und ich waren ein unglaublich wildes, temperamentvolles Paar. Wir brachten alles um uns herum zum Brennen, unsere Berührungen waren voller Feuer, was jeder sah. Unsere Liebe hatte eine starke Wildheit und Hitze an sich. Doch all das zeugte auch von unserer unbeschreibbaren Angst. Angst einander zu verlieren. Er hauchte einen Kuss auf mein Haar. Ich seufzte. Schon seit Tagen wollte ich ihn um zwei Dinge bitten, aber ich hatte nie den richtigen Moment dafür gefunden. "Demetri? Mein allerliebster, wunderschöner, großer, starker Ehemann?", fragte ich zuckersüß und richtete mich leicht auf. Ich setzte mich in den Schneidersitz und angelte nach dem sauberen Shirt von ihm, das auf dem Nachttisch lag. Ich zog es schnell an und blinzelte dann ein paar Mal. Er lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes und zog amüsiert eine Braue hoch. "Was willst du von mir, Kleine?", fragte er belustigt. Ich lächelte ihn an. "Naja, es sind zwei Dinge...", murmelte ich. "Ich gebe es dir, Lucia."
Ich schaute zu ihm hoch. "Zuallererst; Meine Haare sind zu lang-", ich stoppte, als ich sah, wie sich seine Miene verhärtete. Er sagte jedoch nichts, also fuhr ich fort. "Und ich...ich will arbeiten." Er fuhr sich durch die Haare. "Lucia, ich bin bereit dir alles zu geben und du verlangst so etwas?", fragte er und schloss die Augen. "Du...du hast gesagt, dass du es mir gibst." Er öffnete die Augen und sah mich hart an. "Ich dachte du fragst nach Schmuck oder Kleidung! Woher sollte ich wissen, dass du nicht nach etwas Materiellem fragst?!" Ich sah ihn bittend und beleidigt an. "Du kennst mich, Demetri, ich will keine materiellen Dinge."
Er zupfte an seinen Haaren, die ihm in die Stirn fielen. "Musst du deine Haare schneiden?", fragte er seufzend, auf die Sache mit dem Arbeiten ging er gar nicht ein. "Musst du immer versuchen alles für mich zu entscheiden?", stellte ich eine Gegenantwort. "Wirklich witzig, Schatz.", meinte er trocken. Ich stöhnte leise auf. "Komm schon, Demetri! Es sind nur Haare." Er schaute zur Seite. "Sie nerven, Demetri. Ich will sie ja nicht ganz abschneiden." Wieder seufzte er. "Drei Zentimeter."
"Viel zu wenig! Sieben, dann sind sie etwas kürzer als sie ganz am Anfang waren." Er verschränkte die Arme. "Nein. Drei, mehr nicht." Ich verengte die Augen. "Du kannst froh sein, dass du überhaupt entscheiden darfst, Freundchen! Weißt du, ich habe gerade unglaubliche Lust auf einen Kurzhaarschnitt.", zischte ich. Er ließ sich nicht beeindrucken. "Du kannst froh sein, dass ich überhaupt ja sagte, Krümel.", seine Stimme war tonlos, er nannte mich nur so, wenn er nicht allzu gut gelaunt war. "Es sind meine Haare, ich bin zwanzig Jahre alt und habe immer alles selbst entschieden, warum frage ich dich überhaupt?" Er verengte die Augen und hob seine Hand, an dem der silberne Ehering war. "Siehst du das?", imitierte er mich. "Das hier erlaubt mir das zu entscheiden." Ich funkelte ihn an. "Ich diskutiere nicht mehr darüber."
"Stimmt. Weil das Thema erledigt ist. Deine Haare bleiben so und dein anderer Wunsch ist so dumm, dass ich gar nicht davon anfangen will.", zischte er. Ich drückte ihn weg. "Nenn meine Wünsche nicht dumm!", verlangte ich wütend. Er schaute zu mir hinunter. "Sind sie aber. Kannst du dir nicht was Anderes wünschen? Morgen gehen wir zum Juwelier und du kannst alles kaufen was du willst. Aber bitte hör jetzt damit auf." Ich ballte die Hände zu Fäusten. "Ich will keinen Schmuck, Demetri! Kannst du mich nicht Ernst nehmen? Warum behandelst du mich wie ein Kind?!" Er schaute mich nicht an, stattdessen starrte er auf die Bettdecke. "Ich nehme dich ernst, Lucia.", murmelte er. "Argh!", machte ich und fuhr mir durch die Haare. "Tut mir leid, dass ich einfach nicht will, dass du dir die Haare schneidest, weil...ich habe keine Ahnung, warum ich das nicht will. Es ist einfach so, okay?" Ich nahm eine seiner Hände in meine und öffnete sie, da er sie immer noch zu einer Faust geballt hatte. Dann streichelte ich über seine Handfläche. "Bitte, Demetri. Ich liebe dich.", flüsterte ich. Er seufzte und sah mich an. "5 Zentimeter." Ich seufzte ebenfalls. "Bitte. Und über die andere Sache reden wir morgen, ich verspreche es.", er sah mich flehend an. Ich gab nach. ~~~ "Bitte, Demetri!", rief ich. Er machte sich gerade einen Kaffee. Ich setzte mich auf einen der Stühle in der Küche. "Ich will es unbedingt!" Er seufzte und trank einen Schluck, während er mich betrachtete. "Es gibt gar keinen Grund dazu arbeiten zu müssen. Wir haben genug Geld für die nächsten 10 Jahre. Außerdem kann doch ich das Geld verdienen." Ich seufzte. Wirklich böse konnte ich ihm nicht sein, er war in einer Zeit geboren worden, in der Frauen nicht sonderlich viel Wert hatten. Und dafür ging er überaus gut mit mir um. Besser als gut, er behandelte mich wie eine Prinzessin. Allerdings führte das auch zu der Tatsache, dass er dazu neigte mich in einen goldenen Käfig zu sperren.
"Es geht nicht um das Geld. Ich will selbständig sein. Ich bin zwanzig Jahre alt, findest du nicht, dass ich zumindest etwas so sein sollte, wie die anderen in meinem Alter?" Er runzelte die Stirn. "Du bist aber nicht wie die Anderen.", er schien verwirrt.
Ich biss mir auf die Unterlippe. "Komm schon, ich bin nicht nur deine Frau, Demetri. Ich bin auch jung."
Er überlegte anscheinend und lehnte sich gegen die Arbeitsfläche. "Dann wirst du studieren."
Entsetzt starrte ich ihn an, seine Augen funkelten. "Was?!", entfuhr es mir. Er lächelte amüsiert. "Du sagtest, dass du jung bist und arbeiten möchtest. Wenn das so ist, wirst du studieren. Danach kannst du arbeiten." Ich stöhnte auf. "Das meinst du doch nicht ernst!"
"Ich meine es ernst. Ich will, dass meine Frau ein Abschlusszeugnis hat. Du kannst studieren was immer du willst. Aber erst danach wird gearbeitet." Grummelnd verschränkte ich die Arme. "Von mir aus.", murmelte ich. Er lachte und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. Er hob mich hoch um mich auf die marmorne Arbeitsplatte zu setzen, dabei stieß er aus Versehen die halbvolle Kaffeetasse um. "Verdammt.", entfuhr es ihm. Ich lachte und wollte ihm helfen, doch er hielt mich davon ab. "Du gehst nach oben, nein nicht in unser Schlafzimmer...", er überlegte kurz. "In...das Wohnzimmer. Da will ich dich.", seine Stimme war unglaublich verführerisch. Mein Atem stockte. "Demetri...die Anderen sind alle da." Er war bereits dabei die Scherben aufzusammeln. "Das ist mir so was von egal. Ich will dich auf dem Sofa und ich will in deine Haare fassen, solange sie noch so sind wie jetzt." Ich seufzte und gab nach als ich seinen Blick sah, der herausfordernd war. Ich begab mich in das Wohnzimmer, Demetri kam kurz danach zu mir. Er drückte mich in das Sofa, hatte meine Handgelenke gepackt und hielt sie über meinen Kopf fest. Ich keuchte, als er mich langsam losließ und seine große Hand in meine dicken, offenen Haare schob. "Ich lasse dich nie wieder gehen, Lucia.", murmelte er und legte seine Lippen auf meine. "Versprichst du das?", erwiderte ich atemlos. Er lächelte, ich spürte es an meiner Wange, die er nun küsste. "Ich verspreche es.", er zog an meinem weißem Top über dem ich einen schwarzen Blazer trug. Ich hob meinen Oberkörper an, er zog mir ungestüm den Blazer und danach das Top aus.
"Hübscher BH.", schmunzelte er, als er den hellblauen BH mit den Kirschen darauf sah. "Lucia, wie kannst du in so alberner Unterwäsche so verdammt sexy sein?", fragte er eher sich selbst, dann packte er seinen Pullover im Nacken und zog ihn über seinen Kopf. Er wollte gerade wieder seine Lippen auf meine legen, als wir plötzlich durch eine angewiderte Stimme aus unseren...Beschäftigungen gerissen wurden.
"Gott, Leute! Ich weiß ihr seid verheiratet und wirklich...leidenschaftlich, aber ernsthaft?", Damian schaute uns mit hochgezogener Braue an, das Wort leidenschaftlich betonte er besonders, während er mit den Fingern Anführungsstriche machte. Ich wurde knallrot und versuchte irgendwie meinen halbnackten Oberkörper zu bedecken. "Müsst ihr es wirklich überall miteinander treiben? Wofür gibt es Betten?! Ich werde dieses Sofa nie wieder normal ansehen können, dabei ist es so bequem.", er verschränkte die Arme miteinander. Demetri seufzte und drückte mir seinen Pullover in die Hand, damit ich mich bedecken konnte. "Tut uns leid, Damian. Trotzdem; Du hast mich gerade unterbrochen, während ich ziemlich beschäftigt war." Damian verdrehte die Augen, dann musste er lachen. "Okay, gut. Wie wäre es, wenn ihr euch jetzt in euer Zimmer zurückzieht und dort weiter Bienchen und Blümchen spielt, während ich Desperate Housewives gucken kann. Ich habe jetzt schon den Anfang verpasst und ich will endlich wissen, wer der Vater von Dylan ist."
"Gut.", Demetri hob mich hoch und trug mich an Damian vorbei die Treppe hoch. Er schaute zu mir hinunter und zog amüsiert eine Braue hoch. "Du bist ganz rot, Kleine.", stellte er belustigt fest. "Es ist peinlich bei...so was erwischt zu werden.", murmelte ich, er ließ mich auf unserem Bett ab. Dann knöpfte er seine Hose auf und zog sie aus. "Um ehrlich zu sein...vielleicht wollte ich zu erwischt werden.", gab er zu. Ich sah ihn verwirrt an und zog seinen Pullover aus. "Warum?"
Er seufzte und setzte sich auf die Bettkante. "Ich weiß es nicht.", mit diesen Worten legte er seine Lippen auf meine. Ich seufzte in den Kuss, meine Hände gruben sich in seine weichen Haare. Seine Hände strichen über meine nackte Haut, dann legte er seine Hände auf die dünne Strumpfhose, über der ich einen schwarzen Rock mit Spitze am Saum trug. Ich stöhnte auf, als er seine Hände in den zarten Stoff grub, der unter seinen starken Fingern zerriss. Diese Strumpfhose hatte ich geliebt. "Entschuldigung.", murmelte er in den Kuss, im nächsten Moment riss er sie mir vom Körper. Das zerfetzte Stück Stoff landete auf dem Boden, er lächelte zufrieden. "Warte.", murmelte ich, als er mir den Rock ausziehen wollte. Er erstarrte und schaute mir in die Augen. Ich lächelte sanft und streichelte über seine stoppelige Wange. "Du bist wunderschön.", wisperte ich und legte seine Hände auf den Rock. Demetri zog ihn über meine Füße, auch er wurde einfach vom Bett geschoben. Zwischen unseren wilden Küssen zog er mich vollkommen aus. Ich zog seine Boxer hinunter und warf sie in die Ecke. "Ich liebe dich, Luce." Er sagte es immer wieder, vorsichtig drang er in mich ein und füllte mich komplett aus. Ich stöhnte leise auf und krallte meine Hände in seinen muskulösen Rücken. ~~~ Seufzend betrachtete er mich, dann streichelte er über mein Haar, das vor ungefähr einer Stunde geschnitten worden war. "Sieht gut aus.", murmelte er, ich grinste und hauchte einen Kuss auf seine Wange. "Ich weiß."
Er zog mich näher an sich. Ich setzte mich auf seinen Schoß und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Er streichelte meinen Rücken, dann strich er das Haar zur Seite und begann meinen Hals zu küssen. "Auch wenn es wahrscheinlich vollkommen verrückt und nicht sonderlich emanzipiert von mir klingt; Ich brauche dich.", wisperte ich. Er lächelte leicht, ich spürte sein Lächeln an meiner Haut. "Das war deine Absicht nicht wahr?", fragte ich leise. Er löste sich etwas von mir und schaute mich an, wartete auf die Fortführung. "Mich abhängig von dir zu machen, ich weiß es. Du willst nicht, dass ich alleine klar komme.", meine Stimme war vorwurfslos. Er biss sich auf die Lippe, dann schaute er zur Seite.
Er senkte leicht den Blick, seine langen dunklen Wimpern sahen unglaublich aus. Ich sollte mich nicht immer von seiner Schönheit ablenken lassen. Ich legte meine kleine Hand an seine Wange und drehte sein  Gesicht zu mir. Er seufzte. "Ich hatte Angst, Lucia. Du hast jeden Grund mich zu verlassen, irgendwie musste ich dich an mich binden.", wisperte er. Ich legte meine Stirn an seine. "Das hast du geschafft. Ich gehöre dir, du hast mich an dich gebunden." Er streichelte meinen Nacken, dann küsste er meine Kehle. "Ich liebe dich.", meine Stimme klang leise. Es waren nicht nur Worte. Es war ein Versprechen. Und das würde ich halten. Immer.
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liebenswortig · 4 years
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20. DAS IST MEINE FAMILIE
DEMETRI POV
Egal wie erschöpft ich sein mochte, das mir seit Jahrhunderten verwehrte Schlafen konnte ich nur, wenn meine Lucia sicher und unversehrt neben mir lag. Sie war mein Traumfänger, ohne sie bekam ich Albträume. Und genau deswegen fühlte ich mich vollkommen kaputt. April legte mir die Hand auf die Schulter. "Du solltest schlafen, Demetri. Ihr geht es gut." Ich seufzte lediglich und schüttelte den Kopf und erhob mich um nach ihr zu Sehen. Sie hatten mich gezwungen etwas zu essen.
Gähnend setzte ich mich auf den Stuhl der neben dem Bett im Gästezimmer der Cullens stand und griff nach ihrer kühlen Hand. Ich seufzte und betrachtete sie, wie ein blasser Engel sah sie aus. Ihre blauen Haare lagen ausgebreitet auf dem weißen Kissen, die Locken kringelten sich. Ich drehte eine um meinen Finger und seufzte. Ihre Lippen waren farblos und sahen sehr trocken aus, nur das regelmäßige Heben und Senken ihrer Brust verriet, dass sie am Leben war.
Die Tür wurde geöffnet und Carlisle trat ein. Er betrachtete uns Beide einen Moment, dann runzelte er die Stirn. "Sie sollte eigentlich bald aufwachen, der Sturz war nicht allzu stark." Ich nickte, ohne den Blick von Lucia zu nehmen. ~~~ Sie regte sich leicht, es war mitten in der Nacht. Ich sprang auf und strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sie blinzelte ein paar Mal, dann lächelte sie mich an. "Demetri...", wisperte sie schwach, ihre Stimme klang rau. "Ich bin da, Liebling." Sie tastete nach meiner Hand und zog mich kraftlos zu sich.
"Komm zu mir.", bat sie. Lächelnd hauchte ich einen Kuss auf ihre Stirn. "Zuerst muss Carlisle dich untersuchen, Kleine. Bin gleich da.", mit diesen Worten stand ich auf und rief Carlisle, der sofort mitkam. Er stellte ihr einige Fragen, untersuchte ihre Augen und danach war er fertig. "Ich schließe eine Gehirnerschütterung aus, sollte dir übel werden, wende dich bitte an mich.", er lächelte uns an und verschwand dann. "Komm her." Ich kam ihrer Bitte nach und legte mich neben sie, das Bett war nicht unbedingt klein, aber es war ein Bett für eine Person. Das bedeutete, dass es für mich als Stuhl fungieren könnte. Meine Füße ragten über das Bettende, also legte ich mich irgendwie seitwärts hin, voll ausgestreckt.
Sie störte es nicht, dass ich fast das gesamte Bett einnahm, stattdessen kuschelte sie sich in die Kuhle meines Körpers. "Ich liebe dich, Demetri." Ich streichelte ihre Wange. "Ich dich noch viel mehr. Und ich werde dich nie gehen lassen.", versprach ich. Wir waren kurz davor einzuschlafen, als ich wieder Lucias Stimme hörte, wie durch Watte. "Es tut mir leid."
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von den Cullens und kehrten in unser Haus zurück. Lucia sah mich an, dann umarmte sie mich plötzlich und heftig. "Es tut mir leid, Demetri. Es tut mir alles so leid." Ich schob sie etwas weg um sie anzusehen. "Was tut dir leid, Lucia?", fragte ich besorgt und strich über ihre Wange. "Ich liebe dich und es tut mir leid. Es tut mir so unglaublich leid, dass ich ein fieses Miststück war, dass ich dich angelogen und mit deinen Gefühlen gespielt habe. Ich bin schrecklich. Aber ich will es besser machen." Ich runzelte die Stirn. "Lucia, mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung, du hast für nichts Schuld."
Sie funkelte mich nun an. "Pack mich nicht immer in Watte! Ich will dich beschützen, verdammt! Ich will dich beschützen, aber du lässt mich nicht. Ich lasse das nicht mehr zu! Du bist mein Mann und ich lass das nicht zu. Wir sind verheiratet und gleichberechtigt! Was rede ich da?! Ich bin der Chef und du tust was ich dir sage. Siehst du das;", sie hob ihre Hand und deutete auf den Ring. "Das hier erlaubt mir so einiges, dazu gehört auch dich zu beschützen."
Ich schaute sie halb amüsiert und halb ablehnend an. "Lucia, du bist zierlich, 1,53m groß und gerademal 20 Jahre alt. Außerdem bist du eine Frau. Glaubst du wirklich, du kannst mich beschützen?" Sie biss erbost auf ihre Unterlippe, was verdammt sexy aussah. "Ich weiß, dass ich klein bin! Und ja es ist mir klar, dass ich eine Frau bin. Ich kann vielleicht niemanden für dich verprügeln oder umbringen, aber ich kann für dich sterben, verdammt! Ohne zu Zögern kann ich für dich sterben!"
Ich starrte sie entsetzt an. Das war mein Job, nicht ihrer! "Was redest du da, Lucia?! Bist du verrü-" Sie fauchte leise. "Halt die Klappe du Idiot! Ich liebe dich, okay?! Ich bin dumm, unsinnig und albern! Und ich bin auch verrückt, verrückt vor Liebe!", sie schaute mich fest an. Ich schüttelte den Kopf. "Du bist doch...unfassbar.", ich lächelte, dann musste ich lachen. Sie funkelte mich an. "Hey, warum lachst du?!", zischte sie. Nach einigen Momenten kicherte sie, dann lachte auch Lucia los. Ich zog sie an mich und küsste sie, immer noch lachend. Ich dirigierte sie die Treppe hoch in unser Schlafzimmer, wo wir Beide auf das Bett fielen, sie kicherte leise.
Ich stützte mich auf dem Ellbogen ab und betrachtete sie, vorsichtig strich ich über die blasse Narbe. "Du bist wunderschön.", wisperte ich leise. Sie lächelte und zog an dem schwarzen Shirt, das ich trug. Ich packte den Stoff in meinem Nacken und zog ihn mir über den Kopf, bevor es in irgendeiner Ecke landete. Ihre zierlichen kleinen Finger strichen über meine Brust, ich hielt die Luft an. Grinsend knöpfte ich die violette Bluse auf, unter der sie ein schwarzes Top trug. Lucia hob ihren Oberkörper an, nachdem auch die Bluse verschwunden war, hauchte ich einen Kuss auf ihre Lippen. Und noch einen. Ihre weichen Himbeerlippen schmeckten unglaublich... ~~~ Lucia und ich lagen im Bett, vor uns lag der Laptop auf dem wir uns eine Folge "Spongebob Schwammkopf" ansahen. Wir hatten keine Ahnung warum, wir taten es einfach. Lucia lachte leise und schaute mich an. In diesem Moment erst wurde mir klar, wie...jung wir eigentlich waren, wie unerfahren. Es war als wären wir noch nicht erwachsen, auf eine merkwürdige Art wuchsen wir zusammen auf.
Das war unsere Jugend, die wir nie gehabt hatten. Unser Haus war die High-School, unser Bett die I Zimmerwohnung und die Ringe an unseren Fingern, die im Unterricht geschriebenen Zettelchen. Das war unsere Zeit, denn hier waren wir jung und unbekümmert. Wir lagen im Bett, hörten Vivaldi und Nirvana, aßen Schokolade und tranken Champagner, wir lachten wie kleine Kinder und schliefen miteinander, wie die Liebenden, die wir waren. Das hier, das waren unsere Momente, hier konnte uns nichts stoppen.
Lucia streckte ihre Hand aus und griff nach der Tafel Schokolade, die neben mir lag. Sie brach ein Stück ab und knabberte daran. Die Folge war zu Ende, ich klappte den Laptop zu und legte ihn auf den Boden. Ich zog sie zu mir und hauchte einen Kuss auf ihren Kopf. Sie lächelte und begann meinen Nacken zu streicheln, sie fuhr durch mein dunkelblondes Haar.
Dann legte sie einen Finger unter meine Kinn und küsste mich sanft, ich lächelte und vergrub die Hand in ihrem Haar. Sie drückte sich näher an mich und lächelte in den Kuss. Plötzlich ließ uns ein Klopfen auseinanderschrecken. Die Tür wurde geöffnet und wir erblickten Damian und Albert, die uns angrinsten. "Hey, wir wollen auch kuscheln!", sagten sie synchron und schmissen sich zu uns auf das Bett. Lucia und ich waren eingeklemmt zwischen den Beiden, die uns umarmten. Wir lachten laut auf. "Was ist denn hier los?", hörten wir eine Stimme von der Tür aus. April stand vollkommen verwirrt da.
"Gruppenkuscheln. Komm her, dann wird es Familienkuscheln." April kam lächelnd auf das Bett zu, sie quetschte sich neben Lucia. Es wurde noch enger in unserem riesigen Bett, aber das störte nicht. Da waren wir nun; Ein großes Knäuel aus so vielen verschiedenen Menschen, die alle eine Familie waren und einander liebten. Das waren wir, das war meine Familie. Lucia und ich lächelten einander an, wir verschränkten unsere Hände miteinander. Wir alle lagen nebeneinander, bis Damian plötzlich laut auflachte.
"Leute, ich liebe euch!", mit diesen Worten küsste er jeden auf die Wange. Ich sah ihn verwirrt an, als er auf mich zukam. "Und du bescheuerter, grimmiger, ernster Idiot, bekommst einen extra fetten Schmatzer!", lachte er und nahm mein Gesicht in die Hände. Ich wischte mir über die Wange und lachte glücklich auf. Ich sagte es nicht laut, aber in meinen Gedanken waren die Worte vorhanden.
Ich liebe euch auch. Ich liebe euch so sehr, dass ich es nicht sagen kann. ~~~ "Ist das etwa eine Speckrolle?", fragte ich grinsend und kniff Lucia leicht in die Seite. Sie lag auf dem Sofa, ihr Shirt war etwas hochgerutscht, es schien als wäre sie bereits den ganzen Tag genervt. Ich liebte es sie noch mehr zu ärgern. Sie schlug mir auf die Hand. "Na und? Lass mich doch!" Sie stieß mir ihren nackten Fuß in die Seite. Ich zog amüsiert eine Braue hoch, dann schubste ich sie leicht. Sie verengte die Augen und wollte mir erneut ihren Fuß in den Magen stoßen, doch ich packte sie am Knöchel und zog behutsam aber bestimmend an ihrem Fuß, sodass sie etwas zu mir und vollkommen auf den Rücken rutschte.
Dann war ich über ihr, meine Knie lagen zu beiden Seiten neben ihrer Hüfte, während ich sie in das Sofa drückte und ihr zeigte, wer der Boss war. Sie strampelte mit den Beinen. "Lass das!", zischte sie. Ich grinste breiter. "Aber es macht Spaß mit dir zu spielen, besonders wenn du schlecht gelaunt bist." Sie verdrehte die Augen.
"Ich bin aber nicht dein Spielzeug, Demetri. Und jetzt lass mich los." Ich beachtete ihre Worte nicht, als sie versuchte ihre Beine zu befreien, drückte ich meine Knie enger zusammen, sodass sie sich nicht rühren konnte. Sie seufzte genervt. "Ich habe es verstanden; Du bist stärker. Bist du jetzt fertig?" Darum ging es mir gar nicht, ich legte den Kopf leicht schief und schaute ihr in die Augen. "Komm schon, Lu. Ich will doch nur spielen.", jammerte ich. Sie hob ihre Hände und versuchte meine Finger von ihren Schultern zu lösen. "Nichts da! Ich habe jetzt keine Lust mit dir zu spielen, außerdem bist du geistig und körperlich 25 Jahre alt, du solltest nicht so kindisch sein." Ich zuckte mit den Schultern. "Lass das, du tust dir noch weh.", ich deutete mit dem Kinn auf ihre kleinen Fingerchen, die immer noch krampfhaft versuchten meine Hände wegzubekommen.
Sie funkelte mir an. "Würd' ich ja, wenn ein gewisses 1,93m großes, albernes Riesenbaby mich loslassen würde!", fauchte sie und versuchte nun mit den Beinen zu strampeln. Wie ein wütendes Kätzchen versuchte sie verzweifelt sich zu befreien, ich biss mir auf die Lippe um nicht loszulachen. "Ich könnte ihn innerhalb von drei Sekunden auf den Boden befördern, aber da ich ihn leider liebe, bringe ich das nicht über mich.", murmelte sie in sich hinein. Nun musste ich kichern. "Denkst du das wirklich?", fragte ich belustigt. Sie schaute mich einen Moment an, dann seufzte sie und legte ihre Hände auf meine. Ich spürte einen stechenden, hellglühenden Schmerz in meinen Fingern und ließ sie abrupt los. Ich fiel vom Sofa und lag schweratmend auf dem Boden. Lucia rappelte sich auf, dann schaute sie mich trocken an.
"Tut es sehr weh?", fragte sie besorgt. Ich schaute keuchend zu ihr hoch. "Sag mal, wolltest du mich grillen?", fragte ich entsetzt. Sie setzte eine entschuldigende Miene auf. "Das war nicht mal besonders viel Energie, Stufe 2 würde ich sagen." Ich richtete mich auf und lehnte mich gegen den Couchtisch. "Tut mir leid.", sie ließ sich zu mir sinken. "Aber du wolltest ja nicht auf mich hören.", mit diesen Worten nahm sie meine Hände in ihre, augenblicklich verebbte der Schmerz und Wärme floss durch meinen Körper. Sie küsste meine geschundenen, vernarbten Hände. "Es tut nicht mehr weh." Ich lächelte und streichelte über ihre blasse Wange. Sie seufzte.
"Bist du sicher, dass es nicht wehtut?", fragte sie. Ich nickte. "Ich bin selbst Schuld, hätte dich nicht nerven sollen." Vorsichtig legte ich eine Hand um ihr Gesicht, ich streichelte mit dem Daumen über ihre Unterlippe. Sie biss leicht in meinen Finger und lächelte kokett, wie immer. "Oh, du provozierst mich immer so, Lucia.", meine Stimme war rau. Sie schaute mich lediglich herausfordernd an. "Das was ich bisher gesehen habe, war noch nicht besonders beeindruckend." Ich legte den Kopf schief. "Du wolltest es so.", warnte ich und ließ meine Lippen auf ihren nieder.
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liebenswortig · 4 years
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19. SCHWARZE GEDANKEN
LUCIA POV
Ich befand mich in der Schwärze. Pure Schwärze umgab mich, in der nur meine Gedanken vorhanden waren...
Hinter der Fassade, gab es Risse. Demetri und ich hatten immer noch mit den Schatten unserer Vergangenheit zu kämpfen. Probleme, die das Fundament unsres Lebens bedrohen. Wir hatten beide unglaubliche Angst. Angst, weil unsere kleine Welt, jeden Moment einstürzen könnte... ~~~ "Lulu! Lass uns spielen, ich will spielen!", rief Lucias drei Jahre älterer Bruder, während er auf sie zu rannte. Das hübsche kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren und elektrisierendblauen Augen lachte und sprang von der Schaukel auf, dann ließ sie sich von ihm mitreißen, um mit ihm spielen zu gehen.
Die Sonne schien aber auf dem Boden waren Pfützen, gestern hatte es heftig gewittert. Lucia, die schon immer ein echter Wildfang gewesen war, sprang kichernd in das kühle Wasser. Sie trug quietschgelbe Gummistiefel und ein hübsches, weißes Kleid, das nun voller Flecken war.
Sie störte sich nicht daran, lachte lediglich und hüpfte weiter. Es spritzte umher und ihr Bruder, Frederik machte einen empörten Laut. Sie hob den Kopf und schaute in die strahlende Sonne, nicht ahnend, dass ihre perfekte Welt allzu bald zerstört werden würde. In diesem Moment war sie lediglich glücklich. ~~~ An einem regnerischen Herbstabend hatte Demetri mal gesagt, dass er nie darüber nachgedacht hatte, ob wahre Liebe existierte, ob man sie erkennt, wenn sie vor einem steht. Wir hatten sie erkannt. Etwas spät, aber wir hatten es getan. Wir hatten etwas gefunden, ohne zu wissen, dass wir danach suchten. Und er hatte auch gesagt, wenn wir zusammen waren, waren wir vollständig. Ich hatte nie gedacht, dass ich in der Lage gewesen wäre so sehr zu lieben. Ich dachte all meine Gefühle würden sich auf Hass und Gleichgult beschränken, doch dem war nicht so. Durch Demetri hatte ich gelernt zu lieben... ~~~ Die kleine Lucia Moliere wurde durch ein Knallen geweckt. Es kam von unten, aus dem Wohnzimmer. Sie runzelte die Stirn. Ein unwohles Gefühl überkam sie, ihre Eltern verhielten sich schon seit vielen Tagen merkwürdig, sie hatte gelauscht, wie sie darüber geredet hatten, Lucia und ihre drei Geschwister wegzuschicken. Langsam stand sie auf, schaute zu ihrer fünfzehnjährigen Schwester, die seitdem diese Menschen in Umhängen hergekommen waren, oft stumm gewesen war.
Sie öffnete leise die Tür, tapste die alte Treppe hinunter, bis sie bei der Wohnzimmertür angekommen war. Sie versuchte leise zu bleiben, als sie diese bösen Menschen in ihren Umhängen sah, die sich mit ihrer Mutter und ihrem Vater unterhielten. Still blieb sie stehen, sie versteckte sich hinter dem Schrank, sodass niemand sie sah. Sie hatte schon immer die Eleganz einer Katze besessen, sodass sie lautlos hinaufklettern und von oben auf das Geschehen hinuntersehen konnte.
"Eure Tochter hat Aros Angebot abgelehnt...das war keine sonderlich gute Entscheidung.", sagte der größte der drei. Ein dunkelblonder Mann. Lucia sah, wie ihre Mutter die Augen verengte, als der Mann ein paar Schritte umherging und sich die Familienbilder anschaute. "Eine hübsche, kleine Familie...", seine Worte waren Komplimente, doch sie waren eisig und bohrten sich wie Messer in Lucias Brust.
Sie fühlte es; Etwas Schlimmes würde passieren. Etwas sehr Schlimmes.
"Was wollt ihr?", fragte Lucias Vater, seine Stimme war ruhig und kühl wie Wasser. "Einfach nur etwas reden.", erwiderte der Blonde. Lucias Mutter zischte leise. Der Mann drehte sich herum und lächelte ihre Mutter spöttisch an. "Nicht so feindselig, Gisélle. Wie du weißt, mag ich Unhöflichkeit nicht sonderlich." Lucias Vater trat einen Schritt vor. "Wage es nicht meine Frau zu bedrohen, Demetri.", knurrte er.
Sie sah wie das kleine blonde Mädchen leise kicherte. "Ihr seid verkommen.", meldete ihr Bruder sich zu Wort. "Ihr lasst euch von euren Gefühlen leiten, wie Menschen. Zu schade, dass genau das euren Tod bedeutet." Lucia fiel vor Schock vom Schrank. Luft wurde aus ihren Lungen gepresst, doch sie richtete sich panisch auf. Alle Blicke lagen auf ihr, ihre Mutter zog sie sorgenvoll zu sich. Demetri lächelte kalt und amüsiert.
"Eine kleine Lauscherin.", er schnippte mit den Fingern, Jane richtete ihren Blick auf sie, doch in genau diesem Moment wurde das blonde Mädchen von einer Vase getroffen. Dann wurde sie umgeworfen und ihr wurde hart ins Gesicht geschlagen. Lucias Schwester, die stets mutig war- viel mutiger als Lucia es je sein würde- hatte sich bereitwillig für Lucia in Gefahr begeben.
"Lass meine Schwester in Ruhe!", fauchte sie, sie krümmte sich leicht, doch ließ nicht von ihr ab, obwohl Janes Gabe auf sie einwirkte. Lucia schaute mit großen Augen zu, ihr Magen war ein einziger Klumpen aus Eis. Mit einer Bewegung zog Demetri Volturi Lucias Schwester hoch. Dann brach er ihr vor den Augen der vierjährigen Lucia das Genick. Sie war augenblicklich tot, nur ein leises Röcheln entfuhr ihr noch. Lucia hörte einen Schrei. War es ihr eigener? Sie wusste es nicht. Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben und sah wie ihre Eltern die Mörder ihrer Schwester angriffen, doch sie realisierte es nicht.
"Renn, Lucia!", brüllte ihre Mutter. "Nimm deinen Bruder und renn! Bleib nicht stehen!" Sie wischte sich die Tränen von den Wangen, dann lief sie die Treppen hoch. Nur um zu sehen, dass ihr Bruder tot war. Sie spürte, wie ihr Magen rebellierte, sie wollte sich übergeben. Sie trat einige Schritte zurück, fiel förmlich die Treppe hinunter und stürmte aus dem Haus.
Ihr Denken hatte sich abgeschaltet, hinter sich sah sie wie ihr Zuhause in Flammen aufging. Ebenso wie ihr Inneres verbrannte, zersprang. Sie spürte wie ihr Herz zu Eis wurde, wie ihre Gefühle langsam verschwanden und nur noch unendlicher Hass übrig blieb. Sie übergab sich, das Bild ihrer Schwester vor Augen. Das Knallen der Feuerwerkskörper erschreckte sie, die bunten Lichter machten ihr Angst.
Irgendwann, als der Morgen dämmerte und es begann zu regnen versteckte sie sich in einer kleinen Nische, der Regen rann über ihr Gesicht wie Tränen. Sie weinte nicht, das würde sie nie tun, auch nicht Jahre danach.
Die Volturi hatten ihre kleine Welt bombardiert, überflutet, angezündet. Sie hatten sie zerstört.
Sie war weg, ihre Welt, ihre Familie war weg und sie würde nie wieder da sein. Ihr ganzer Hass lag auf dem Mörder ihrer Schwester, sie murmelte seinen Namen immer wieder. Niemals würde sie diesen Namen vergessen.
Er war ein widerliches Monster, er hatte ihr Leben zerstört und einen Albtraum daraus gemacht. Sie würde ihn töten. Irgendwann würde sie ihre Familie rächen, ihre Schwester. Immer hatte sie so mutig sein wollen wie ihre Schwester. Nie hätte sie geahnt, dass sie zuerst innerlich sterben musste um mutig zu sein. Lucia Moliére schwor sich in dieser Nacht nie wieder Furcht zu empfinden. ~~~ Einst hatte ich Demetri gefragt, was wir waren. Er konnte mir keine Antwort geben. Diese Frage stelle ich mir selbst immer noch so oft. Was waren wir? Gebrochene, schwache Krieger? Glückliche, starke Liebende?
Vielleicht alles. Vielleicht nichts. Ich hatte einfach nur immer jemanden gewollt, der mich ebenfalls wollte. Jemanden, der die Stärke besaß jemanden wie mich zu lieben. Ich hatte Demetri immer als Monster angesehen, obwohl er einfach nur unter dem Einfluss von Chelseas Gabe gestanden hatte.
Ich war das wahre Monster. Ich hatte von mir selbst aus entschieden zu hassen. Und dabei gedacht, das wäre Gerechtigkeit. Wie hatte er sich in mich verlieben können? ~~~ Das kalte Glas der Spiegelwand beruhigte Lucia. Sie war vierzehn Jahre alt und das Ballettinternat hatte sie aufgenommen. Sie musste nicht mehr ins Waisenhaus. Nie wieder. Sie schaute sich an, ihre schwarzen Locken hatte sie in einem Dutt gebändigt, ihre dunkelblauen Augen waren leer. Sie stand in der Dunkelheit, doch niemand bemerkte diese Schwärze in ihren Augen, diese Mauer.
Sie seufzte und legte die Stirn an das Glas. Sie verweste von innen heraus. "Hey, Loser!", hörte sie die Mädchen hinter sich rufen. Sie drehte sich um und wollte gehen, diese Mädchen einfach nicht beachten, doch sie stellten sich ihr in den Weg. Lucia war sehr klein, sie ragten hoch über ihr auf. Lucia atmete tief ein, erinnerte sich wieder an ihren Schwur furchtlos zu sein und bahnte sich ihren Weg. "Du Miststück!", riefen sie ihr hinterher, doch Lucia beachtete sie nicht. Stattdessen rannte sie nach oben auf ihr Einzelzimmer. Es war von Vorteil unbeliebt zu sein, niemand wollte sich mit ihr ein Zimmer teilen.
Sie schlug ihr Buch auf und begann zu lesen, ihre Beine schmerzten, doch jetzt schon vermisste sie das Ballett tanzen. Es war das Einzige, das sie etwas erheiterte. Sie hatte die Fähigkeit Glück zu empfinden verloren. Und sie hatte nie nach Hilfe gefragt, sie konnte es nicht. Aber sie brauchte Hilfe, auch wenn sie keine wollte. Auch wusste sie, dass sie keine bekommen würde. Sie musste sich selbst helfen.
Um wieder fühlen zu können, um diesen ständigen Gedanken entfliehen zu können, musste sie sich rächen. Die ganze Zeit hatte sie immer bloß daran gedacht, wie  sehr sie Demetri Volturi hasste. Sie hasste ihn abgrundtief, aus ganzem Herzen. Sie konnte nicht mehr atmen, nicht mehr denken. Die Schuld lastete auf ihr. Sie hätte etwas tun müssen. Sie hätte auch sterben sollen, mutig sein sollen.
Sie hatte nichts, wofür sie leben wollte, jetzt musste sie für etwas Sterben. ~~~ Er hatte für uns gekämpft. Er hatte für mich mitgekämpft. Ich war durcheinander, wütend und ängstlich. Ich hätte es tun können, nur einmal hätte ich alles geben können. Doch ich hatte es nicht getan.
Ich war so herzlos. Es tat mir so leid, immer wieder hatte ich ihm wehgetan. Dabei wollte ich das doch gar nicht. Ich hatte ihn angelogen, ein grausames Spiel gespielt, ich war schrecklich mit seinen Gefühlen umgegangen und hatte es genossen.
Ich war nicht gut für ihn, aber ich konnte ihn nicht loslassen. Ohne ihn würde meine Welt wieder grau werden. Ich würde wieder unten sein, zerbrechen. Er war immer für mich da gewesen, hatte sich für Dinge entschuldigt, die er ohne wirkliche Schuld getan hatte. Ich hatte mich nicht einmal bei ihm entschuldigt.
Kein einziges Mal. Ich hatte Angst, Angst ihn zu verlieren, denn ich hatte bisher immer alles verloren, was ich geliebt hatte.
Lieben bedeutete zerstören. Ich hatte meine Familie geliebt und sie verloren, ich hatte Maxima geliebt und nun liebte ich Demetri. Ich hatte Angst ihn zu verlieren, ohne, dass er wusste, wie sehr ich ihn liebte. Ich wollte ihm sagen, wie viel er mir bedeutete, ihm zeigen, dass er mein Leben war. Leider war ich noch nie gut darin gewesen, meine Gefühle zu zeigen. ~~~ Ihre Hand schoss hervor, das Glas zersplitterte. Verzweifelt schlug sie immer wieder auf den Spiegel ein. Sie wollte nicht mehr Nachdenken, nicht mehr diese unendliche Qual und Schuld empfinden. Sie verurteilte sich, für alles was sie getan hatte, alles was sie fühlte und alles was sie war.
Sie wollte keinen Labrador, kein Haus mit Garten, keine perfekte Familie. Sie wollte ihre Familie.
Blut rann über ihre Handflächen sie schrie wütend auf. Sollte sie immer so voller Hass sein? Ein böser, verbitterter Mensch, der unfähig war irgendetwas zu lieben? Jemand, der nicht geliebt werden konnte? Sie wollte zerfetzten, verletzen, jemanden quälen. Voller Zorn blickte sie sich im Spiegelbild an, ein verzweifeltes Mädchen, das schlecht war, schlecht und herzlos. Ihre flache Hand schlug auf das Glas, ein blutiger Handabdruck zeichnete sich ab.
Sie steckte fest, steckte fest darin sich selbst zu hassen, jeden anderen Menschen zu hassen. Und wie immer, wenn sie dabei war sich zu verlieren, murmelte sie den Namen ihres größten Peinigers, des Mannes, der Nachts in ihren Albträumen auftauchte. Demetri Volturi. So sah wohl der Rest ihres Lebens aus. Hassen, hassen, hassen. "Guckt mal, der Loser flippt aus.", hörte sie die Stimme von Monique Poulin hinter sich.
Lucia drehte sich um, packte Monique und drückte sie gegen die gebrochene Spiegelwand. Sie schlug ihr mit ihren blutigen Fäusten ins Gesicht.
"Du zeigst mir wie wenig ich wert bin, danke!", fauchte Lucia und spuckte ihr ins Gesicht. "Versager, nennst du mich; Hasst vielleicht recht, du gottverdammtes Miststück. Aber du, du erwartest, dass ich dich vergöttere! Geht aber nicht, ich kann nicht vergöttern, nur hassen! Mein Herz ist aus Eis."
Monique keuchte schmerzerfüllt, schwang die Faust hoch und traf Lucia im Gesicht. Lucia spürte, wie eisiges Blut aus ihrem Mundwinkel lief. "Danke, Monique, ich bin leer und ich bin eine Bestie! Willst du mein Inneres sehen? Es ist die Hölle und da gehörst du auch hin!"
Sie hörte die anderen Schülerinnen schockiert schreien, jemand rief einen Lehrer. Lucias Sicht wurde rot. "Du widerliches Stück Scheiße!", zischte sie und rammte Monique die Faust in den Magen. "Ich bin müde, okay?! Ich bin müde, aber ich kann nicht schlafen, weil alles was ich tun kann aus Hassen besteht! Ich lebe noch, aber ich. bin. nicht. da. Warum ist es dir so wichtig, dass ich dich achte und deine Freundin sein will?! Warum ist es euch allen so wichtig!? Ich bringe euch nichts, denn ich hasse euch, ich hasse mich! Ich bin ein Monster, ich wurde dazu gemacht!" Lucia ließ sie schwach los, Monique sank zu Boden.
Dann wischte Lucia sich über das Gesicht, sie verschmierte das Blut. Sie weinte nicht. ~~~ Meine Gedanken verflüssigten sich, sie tauchten auf und verschwanden wieder. Einige gingen verloren, andere kamen stärker wieder auf... Dieser eine Sturz würde eine sehr schwere Zeit für Demetri und mich bedeuten.
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18. NICHTS
DEMETRI POV
Ich war Schuld. Ich war schuld an all ihrem Schmerz. Seufzend schlug ich die Decke zur Seite, Lucia lag nicht neben mir im Bett. Ihre Seite war noch warm. Müde gähnend ging ich die Treppe hinunter, in die Küche. Das Licht war nicht angeschaltet, sie saß am Küchentisch und aß Eiscreme. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und betrachtete meine Frau. Sie blickte nach einem Moment auf und lächelte.
"Habe ich dich aufgeweckt?", fragte sie entschuldigend. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich neben sie. Sie hielt den Löffel mit dem Schokoladeneis vor meinen Mund, ich machte ihn auf und sie fütterte mich. Wir aßen eine Weile schweigend und teilten uns den Löffel. Dann machte sie den Deckel auf die Packung und stand auf um sie wieder in das Gefrierfach zu legen.
Sie schloss den Kühlschrank wieder, ich legte die Arme um ihre Taille und zog sie an mich, dann legte ich das Kinn auf ihren Kopf. Sie seufzte und kuschelte sich näher an mich. "Ich liebe dich.", murmelte sie. "Es tut mir leid, dass ich dir etwas Anderes gesagt habe. Ich meinte das nicht so..." Ich vergrub mein Gesicht in ihrem Haar. "Ich weiß, Kleine." Es hatte verdammt wehgetan, als sie gesagt hatte, dass sie mich hasste. Sie drehte sich um und streckte die Hände nach mir aus, damit ich sie hochhob und in unser Schlafzimmer trug. Ich tat was sie gesagt hatte, in unserem Schlafzimmer angekommen, deckte ich sie zu. Sie kuschelte sich an mich, ich legte den Arm um sie und seufzte. ~~~ Es waren 4 Tage seitdem vergangen und heute war Weihnachten. Ich schaute Lucia an, die gerade in das Kleid schlüpfte, das sie von Alice zu ihrem Geburtstag bekommen hatte. "Machst du bitte den Reißverschluss zu?", fragte sie leise. Ich nickte und zog den Verschluss hoch, dann streichelte ich über ihren Rücken, der etwas offen war. Ich registrierte wohlwollend, dass sie die passende Unterwäsche dazu trug. Sie seufzte wohlig, als ich den Kopf senkte und einen Kuss auf ihren Nacken hauchte. Dann drehte sie sich um und lächelte.
Sie sah wunderschön aus, ihre Haare sahen sehr hübsch aus, sie hatte eine Strähne geflochten und nach hinten gesteckt. Ich hatte mich bereits angezogen, eher gesagt hatte ich einfach das angezogen, was sie mir gegeben hatte. Schwarzes Hemd und eine dunkelblaue Jeans, die an den Knien leicht verwaschen war. Es klopfte an der Tür, die sofort geöffnet wurde. Es war (wie nicht anders zu erwarten) Damian, er hüpfte leicht hin und her. Ich zog eine Augenbraue hoch und ließ Lucia los. Er hatte ein breites Grinsen auf den Lippen. "April sucht dich, Lu.", teilte er Lucia mit, dann wandte er seinen Blick auf mich. "Und Albert weiß nicht wie man den Kamin anfeuert, wenn du uns also helfen könntest..." Ich nickte und folgte ihm in das Wohnzimmer, nachdem ich Lucia einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte.
Er trug einen knallroten Strickpullover auf dem ein Rentier zu sehen war. Ich schüttelte amüsiert den Kopf, als ich sah, dass Albert einen ähnlichen in dunkelgrün mit einem Eisbären darauf trug. Ich zeigte ihnen wie man ein Kaminfeuer entfachte, danach klingelte es schon an der Haustür, die offen war, sodass sämtliche Cullens in das Haus kamen. Ihre Mäntel und Jacken waren bedeckt mit Schnee, alle hatten ein Lächeln auf den Lippen. Renesmee, die ungefähr das Alter einer achtjährigen hatte, lief auf mich zu und warf sich in meine Arme. Ich lachte und streichelte über ihre Haare, bevor ich sie wieder auf dem Boden abließ. "Hallo, Tante Lucia!", begrüßte Renesmee nun Lucia, die hinter mir stand.
Lucia umarmte sie liebevoll, dann lehnte sie sich gegen mich und schaute sich um. Alice kam auf uns zugetänzelt und umarmte Lucia fest. "Das Haus sieht schön aus, ich hatte wesentlich Schlechteres erwartet." Lucia lächelte leicht, ich legte den Arm um sie und zog sie vorsichtig an mich. Ich streichelte über ihren Arm, sie seufzte leise. Nach einigen Momenten setzten wir uns auf das Sofa, da es nicht genug Platz gab, saßen Damian und Albert auf dem Teppich. Renesmee kam zu Lucia und mir hinüber, sie quetschte sich zwischen uns. Edward und Bella lächelten liebevoll zu ihrer Tochter hinüber. "Kennst du das Klatschspiel?", fragte sie mit ihrer glockenhellen Stimme und blinzelte mich aus ihren braunen Augen an. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Wir spielten eine Weile ein Spiel, bei dem einer die Hand wegzog und der Andere versuchte auf die Hand zu klatschen.
Renesmee lachte laut und glücklich, dann stand sie auf und hopste zu Emmett hinüber. Albert hatte die Kamera in der Hand und fotografierte fleißig. Lucia und ich standen auf, sie hatte gesagt, dass sie mir in der Küche etwas zeigen wollte. Anscheinend war etwas kaputt gegangen.
Als wir die Küche erreichten, zog sie mich an sich, legte ihre Arme um meinen Nacken und legte ihre Lippen verlangend auf meine. Ich keuchte leise auf. Sie kicherte und krallte ihre Hände in meine Haare. Ich lächelte und legte die Hände um ihre Oberarme, zog sie auf die Zehenspitzen hoch. Ihr süßer Atem wurde schwerer, als wir uns lösten. Doch ich ließ ihr keine Zeit zum verschnaufen, sondern wirbelte sie herum und drückte sie vorsichtig gegen den Kühlschrank. Ihre wundervollen Augen funkelten. Ich stütze meinen rechten Arm neben ihr ab. Mit der anderen Hand umschloss ich ihre schmale Taille und küsste sie leidenschaftlich. Sie seufzte in den Kuss, der langsam sanfter wurde, bis ich mich schließlich löste. "Ich liebe dich.", wisperte sie zärtlich. und schaute hoch in meine Augen. Ich lächelte zufrieden und nahm ihr Gesicht in die Hände. Ein Kuss auf die linke Wange, einen auf die rechte, einen auf die Nasenspitze und den letzten auf die Stirn. Sie kicherte leise.
Plötzlich räusperte sich jemand. Lucia und ich fuhren herum und erblickten Jasper, der amüsiert eine Braue hochzog. Sie wurde ganz rot. "Eigentlich wollte ich nur nachsehen, ob ihr noch lebt...", er klang belustigt. Ich fuhr mir durch die Haare und lächelte entschuldigend. "Wir kommen...", murmelte Lucia verlegen. Jasper nickte und ging wieder ins Wohnzimmer. "Verdammt...", sie bedeckte beschämt ihr Gesicht mit den Händen. Ich runzelte die Stirn. Warum schämte sie sich? Wir waren verheiratet und liebten uns, es war nichts Eigenartiges daran, wenn wir uns küssten. Oder...vielleicht war sie beschämt, weil sie nicht mit mir, dem der ihr alles genommen hatte, gesehen werden wollte? Ich verstand sie teilweise, doch der Gedanke störte mich trotzdem. Sie gehörte mir und ich hatte jedes verdammte Recht, das auch der gesamten Welt zu zeigen. Sie schaute mich nun an und seufzte.
Zusammen gingen wir in das Wohnzimmer. Der Rest des Abends war sehr schön, wir lachten alle viel und verteilten Geschenke. Schließlich verabschiedeten die Cullens sich, Albert, Damian und April zogen sich in ihre Zimmer zurück, während Lucia und ich noch im Wohnzimmer saßen. Sie trank Rotwein und schaute in das Kaminfeuer. Ich nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Glastisch. Sie schaute mich verwirrt an. "Du bist meine, nicht wahr?", fragte ich leise, ihr beschämter Gesichtsausdruck hatte sich in mein Hirn eingebrannt.
Sie runzelte verwirrt die Stirn. "Was ist los, Demetri?", fragte sie fast genauso leise. Ich schaute in ihre Augen. "Sag einfach Ja, okay? Bitte sag einfach ja...", wisperte ich beinahe schon verzweifelt. "Natürlich, Liebster. Ich bin dein, ich gehöre dir, mit allem was ich bin.", versprach sie und legte ihre kleine Hand an meine Wange. Sie schien zu merken, wie dringend ich diesen Trost brauchte. Ich senkte den Blick, ich war so schwach. Sie nahm meine Hand und legte sie an ihre Wange. "Das gehört alles nur dir." Ich seufzte erleichtert. Dann ließ ich mich vom Sofa auf den flauschigen weißen Teppich aus Kunstfell sinken und zog sie mit. Ich drückte sie leicht hinunter, ihre blauen Haare sahen wundervoll auf dem schneeweißen Teppich aus.
Ich konnte meine Liebe für sie der ganzen Welt zeigen, doch es reichte, wenn ich sie Lucia zeigte. Es war so viel kostbarer ihr meine Liebe in unserer kleinen Seifenblase, die wir uns mühsam erbaut hatten, zu zeigen, denn Lucia war meine Welt. ~~~ Umso näher wir Silvester kamen, desto mehr schottete meine Frau sich ab. Sie war nicht mehr wütend, nein es war schlimmer. Viel schlimmer. Sie weinte immerzu, wenn sie dachte, ich würde schlafen oder es nicht bemerken. Und ich konnte einfach nur Zusehen. Heute war wieder einer dieser Tage. Der 28 Dezember, mitten in der Nacht. Heute ertrug ich ihr Weinen noch weniger, also war ich aufgestanden und klopfte an der Badezimmertür. Sonst wartete ich immer darauf, dass sie fertig war und selbst wieder ins Bett kam um ihr Ruhe zu lassen, doch diesmal war es besonders schlimm.
"Lucia? Machst du bitte auf?", fragte ich besorgt. Ich hörte sie schniefen, dann wurde die Tür geöffnet. "Oh, ich habe dich aufgeweckt tut mir leid.", sie sagte es, als wäre nichts geschehen. Sie sagte es schluchzend und mit Tränen auf den Wangen. Ich sagte nichts, zog sie einfach an mich und vergrub das Gesicht in ihrem weichen Haar. Sie weinte laut und nach Atem ringend in mein Schlafanzugoberteil. Stumm standen wir da, in der Dunkelheit. Sie wurde immer leiser, bis ihre Tränen versiegt waren. Seufzend hob ich sie hoch und trug sie in das Bett. Sie legte ihren Arm um mich und schlief nach einiger Zeit vor lauter Erschöpfung ein. Ich strich sanft durch ihr Haar und starrte lediglich an die dunkle Decke...
Lucia saß auf dem Sofa und las gerade eines der Bücher, die sie an ihrem Geburtstag bekommen hatte. Ich hatte den Kopf in die Hand gestützt und betrachtete sie. Sie bemerkte meinen Blick und legte das Buch weg, dann stand sie auf und kam zu mir.
Sie setzte sich auf meinen Schoß, der Ehering mit den drei kleinen Steinen funkelte an ihrer Hand, sie trug zwei Ringe an ihrem linken Ringfinger, hinter dem Ehering auch den silbernen, verschnörkelten Verlobungsring.. Ich nahm ihre kleine Hand und hauchte einen Kuss auf jede ihrer Fingerspitzen und schlussendlich auf den Ring. Sie seufzte und lehnte ihre Stirn an meine. Damian und Albert kamen in das Wohnzimmer, sie betrachteten uns einen Moment, dann lehnten sie sich aneinander. "Turteltäubchen.", sagten sie synchron. Ich lächelte leicht und legte meine Arme um Lucia. Einige Momente lang verharrten wir so, dann löste sie sich und stand auf um nach oben zu gehen. Ich folgte ihr nach einiger Zeit, sie stand gerade in unserem Schlafzimmer und zog sich um.
Ich setzte mich auf das Bett und betrachtete sie. Schlussendlich trug sie einen etwas großen, weißen Strickpullover mit schwarzen Sternen an den Ärmeln, eine blickdichte schwarze Leggings und weiße Kniestrümpfe, auf denen ebenfalls schwarze Sterne waren. Dazu trug sie die Kette und das Armband von mir. "Du siehst hübsch aus.", schmunzelte ich. Sie hauchte einen Kuss auf meine Wange, bevor sie sich an den beigefarbenen Frisiertisch setzte und begann ihre Haare zu kämmen. Ich trat zu ihr und nahm ihr die Bürste aus der Hand, dann kämmte ich ihr weiches Haar. Sie seufzte wohlig.
Als ich fertig war, hauchte ich einen Kuss auf ihren Scheitel und legte die Bürste zur Seite. Sie erhob sich und schlang ihre Arme um meine Mitte. Ich zog sie fest an mich und vergrub mein Gesicht in ihrem Nacken. ~~~ Ihr leises Schluchzen riss mich aus dem Schlaf. Ich blinzelte einige Male, dann richtete ich mich auf und schloss sie in meine Arme. Sie keuchte panisch und krallte sich in mein Oberteil. Ich spürte ihre Einsamkeit und Verzweiflung regelrecht. "Ich vermisse sie...so sehr.", wimmerte sie. Ich wusste nicht was ich tun konnte um ihr die Sehnsucht zu nehmen.
Gab es denn etwas, das ich tun konnte? Diese Hilflosigkeit machte mich verrückt. "Es tut mir leid, Kleine. Es tut mir so leid." Sie verstummte langsam und vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. Ich holte tief Luft, versuchte irgendwie damit klarzukommen. Ich hielt sie die ganze Nacht aufrecht in meinen Armen, während sie in regelmäßigen Abständen aufwachte und weinte, bevor sie wieder vor Erschöpfung einschlief.
Sie zuckte zusammen. Wiedermal. Das Knallen der Feuerwerkskörper machte ihr Angst. Es war acht Uhr und wir waren gerade bei den Cullens, sie trug eine graue Jeans, ein weißes Top und einen dunkelgrauen Blazer, dazu die Kette und das Armband von mir. Ihre Haare hatte sie zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden. Ich nahm mir vor den Zopf zu lösen, sobald ich fertig war Albert zu helfen. Schließlich hatte ich es geschafft und trat von hinten an meine Frau ran. Ich öffnete den Zopf, sodass ihre Haare offen über ihren Rücken wallten. Sie drehte sich herum und lächelte schwach. Dann fuhr sie sich durch die Haare.
"Ich geh kurz hoch, ich glaube Alice wollte, dass ich ihr bei irgendwas helfe.", mit diesen Worten ging sie die Treppe hoch. Damian kam auf mich zu und begann ein Gespräch mit mir.
"Was ist mit Lu los?", fragte er besorgt und fuhr sich durch die kurzen Haare. Ich seufzte. "Ihr geht es gerade nicht so gut, sie ist-" Ein Knallen ließ mich verstummen, darauf folgte ein weiteres. Blitzschnell wendete ich meinen Kopf zur Seite und sah regelrecht in Zeitlupe wie Lucia die Treppe hinunterfiel.
Ein dumpfes 'Bumm' erklang, als ihr Kopf auf dem Boden landete. "Lucia!", ich eilte blitzschnell zu ihr und hob ihren Kopf vorsichtig an, legte ihn auf meinen Oberschenkel. Ihre Augenlider flatterten, ein verwirrter Ausdruck lag in ihren Augen. "Bleib wach!", flehte ich, als ihre Augen sich flatternd schlossen.
"Irgendjemand muss Carlisle holen!"
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