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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Das neue Video von Sigrid Ladwig über den "verbotenen Wald" lässt sich leider nicht tumblr hochladen. Ihr könnt es hier ansehen:  https://www.facebook.com/pg/achterverlag/posts/?ref=page_internal
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Detlef Markmann berichtet über seine Motivation, bei dem Projekt “Sehnsucht” mitzumachen.
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Projekt “Sehnsucht”
Was ist ein Sehnsuchtsort? Ines Polter gibt eine Antwort.
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Das neueste Video zum Projekt “Sehnsucht” lässt sich leider nicht auf tumblr hochladen. Ihr könnt es unter diesem Link bei Facebook sehen.
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Projekt “Sehnsucht” - Wie alles begann
Andreas Salewski berichtet über die Anfänge des Blogs.
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Projekt “Sehnsucht”
Heute beginnt das Projekt "Sehnsucht". Wer kennt dieses Gefühl nicht? Tapetenwechsel ist angesagt, wir müssen raus, Abenteuer erleben, schöne Orte sehen, Fremde Luft atmen - und dann kam Corona. Das Projekt "Sehnsucht" beschreibt den langen Weg von der Frustration über Kontaktbeschränkungen, geschlossene Grenzen und Maskenpflicht hin zum kreativen Umgang damit. Folgt uns auf der Reise zu unseren Sehnsuchtsorten, auch wenn sie nur in unseren Köpfen und in unseren Herzen stattgefunden hat.
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort: “Schreibtisch”
Koordinaten: 54° 05′ 34.534″ N, 9° 05′ 43.991″ O
 Hallo, ich bin Rasputin! Jedenfalls nennt mich meine Mia so und ich höre dann auf sie. Sie hört auf mein Miauen, deshalb nenne ich sie Mia. Auf dem Bild sitze ich an meinem Sehnsuchtsort – auf Mias Schreibtisch. Ihr wundert Euch, wie ich da hinkomme? Das ist ganz einfach: mit hopps! Sprungbeine anlegen, kräftig vom Teppichboden abstoßen und oben bin ich. Manchmal, wenn ich noch zögere, ermuntert mich Mia, die ja jetzt immer daneben sitzt, klopft auf die Tischplatte und sagt: „Na, hoppsdihopps!“ Und hopps! Da bin ich. Was aber ein Sehnsuchtsort ist und was ihn von anderen Orten unterscheidet, das ist sehr sehr sehr viel komplizierter zu erklären.
Ich sitze gerne auf Tischen, so habe ich den besseren Überblick. Meine frühere Mia hat mich, glaube ich, aus dem Gefängnis befreit. Das ist lange her. Groß geworden bin ich in der Großstadt. In der Gosse. Mit einer brutalen Gang. Irgendwann landete ich halbtot auf einem Tisch und fiel in einen tiefen Schlaf. Als ich wieder aufwachte, war ich in Heidelberg hinter Gittern und der Bauch tat schrecklich weh. Ich konnte nichts sehen, mich weder putzen noch die juckenden Stellen lecken. Mein Kopf steckte in einem monströsen Plastikteil. Nach ein paar Tagen tauchte die erste Mia auf und nahm mich mit in ihre warme Stube. Sie saß nur beim Essen am Tisch. Ich durfte ihr Gesellschaft leisten und bekam mein Futter auch auf den Tisch. Wenn wir fertig waren, stand sie auf und machte sauber, wie sie sagte, denn sie redete mit sich selbst. Ich floh dann ans andere Ende der Wohnung. Raus konnte ich nicht.
Die neue Mia hingegen verbringt Stunden, Tage, Nächte schweigend an diesem langen Tisch, von dem sie nun die Hälfte für mich freigeräumt hat. Die bessere Hälfte! Vor dem Fenster und an der Heizung. Ich kann auf das Fensterbrett steigen und auf die Straße hinunter gucken. Oder oben am Himmel verfolgen, was dort los ist. Als die Mia noch vor dem Fenster saß, musste sie vormittags immer die Augen zukneifen und die Jalousie herunterlassen. Was für ein Unsinn! Sie sperrte die Außenwelt vollkommen aus! Nun liegt dort eine weiche Decke für mich und Mia kann ohne Schmerzen arbeiten.
Nur einmal ganz am Anfang war die neue Mia nicht nett. Ich sprang gerne auf ihre Schreibtischhälfte hoch und spazierte von dort auf meine hinüber. Ich war neugierig, was sie tut mit ihren Fingern, wie es riecht und ob in dem Fenster, auf das sie die ganze Zeit starrt, auch Vögel herumfliegen. Sie sagte immer ein Wort, nur eines, scharf und ziemlich laut. Ich konnte es beim besten Willen nicht verstehen. So etwas wie Ei, aber es war nicht zum Fressen. Und dann hat sie mich eines Morgens – stellt Euch das einmal vor! – von hinten, ich saß bereits auf dem Fensterbrett und träumte in den Kastanienbaum hinein, von hinten! mit kaltem Wasser bespritzt! Ich war so perplex, dass ich die Treppe hinuntersauste und den kürzesten Weg aus der Katzenklappe nahm. Erstmal durchatmen! Und dann Fellputzen! Meine Freunde im Gebüsch verrieten mir, dass ich das lieber sein lassen sollte. Das Ding heiße Tastatur oder Bildschirm, und sei den Menschen heilig. Seither respektieren wir, ich und die neue Mia, unsere Hälften auf dem Sehnsuchtsort. Wenn sie einmal versehentlich ein Buch oder ein Blatt Papier auf meine Seite legt, entschuldigt sie sich und nimmt es sofort weg.
Wenn sie Besuch hat, sitzen wir unten im Wohnzimmer. Ich lege mich dann zwischen sie und den Besuch und höre aufmerksam zu, was sie erzählt. Sie habe mich aus dem Internet, sagt sie immer. Dieses Wort kannte ich nicht und fragte in der Nacht die Kumpels in der Feldmark. Sie erklärten, das Internet stecke in dem Ding auf dem Schreibtisch. Ich wollte wissen, ob es Teil der Sehnsucht sei oder ein eigener Ort? Ich hatte ganz vergessen, dass ich nicht mehr in Frankfurt bin, sondern mich hier mit Dithmarscher Scheunenschönlingen treffe, die außer Schafweiden höchstens noch Kuhmist kennen. Sie lachten sich den Buckel voll, wiederholten stotternd Seeehn... seen ...se... se... was? Su...su...sususucht? Das war für ihre Begriffe spanisch! Ich trabte hoch erhobenen Hauptes von dannen und legte mich zu Füßen meiner Mia. Sie gesteht ihren Besuchern, dass es Liebe auf den ersten Blick war. Zwei Dinge hätten sie auf Anhieb an mir fasziniert: mein Name und mein rabenschwarzes Fell.
Eines Tages ist meine alte Mia am Tisch sitzen geblieben. Ich stupste sie an, miaute, aber sie atmete nur ruhig weiter. Wie nachts im Bett. Mio kam, der junge Mann, der Mia immer besuchte. Er schrie aufgeregt, rüttelte und fuchtelte, redete mit Leuten, die gar nicht da waren. Ich saß auf dem Schrank in Sicherheit und ließ den Tisch nicht aus den Augen. Dann kamen viele Männer, die alle sehr unangenehm rochen. Sie legten die Mia auf ein Bett, das sie mitgebracht hatten, und trugen sie aus der Tür. Dann war es still. Mich hatten sie vergessen.
Die neue Mia stellte mir einen Stuhl vor den Tisch, nachdem ich einmal an der Schreibtischkante abgerutscht bin und mir fast das Vorderbein gebrochen hätte. Ich bin nicht mehr der Jüngste und sie macht sich zurecht Sorgen um meine Gesundheit. Seit ich bei ihr lebe, wollte ich nämlich schon zweimal sterben. Einmal habe ich aufgehört zu fressen und einmal hatte ich mich bereits auf die Reise gemacht. Deshalb ein Stuhl mit Kissen, damit ich es weich habe, falls ich mich ausruhen muss auf dem Weg an meinen Sehnsuchtsort. Dann hat sie gemerkt – sie ist ziemlich schlau! – dass ich, sobald sie aufsteht und nach unten geht, um Tee zu kochen, oder weil die Biokiste kommt, dass ich mich dann unverzüglich auf ihren schwarzen Schreibtischstuhl lege. Einmal hat sie sich fast auf mich gesetzt, so in Gedanken versunken war sie die Treppe hochgekommen. Seither passt sie auf, krault mich hinter den Ohren und fragt: „Und wo soll ich mich jetzt hinsetzen?“ Eine rein rhetorische Frage! Die Antwort hat sie selbst gefunden: in Form eines roten Wackelhockers ohne Rückenlehne. Auf den werde ich mich nie im Leben setzen und sie sagt, sie könne sich darauf viel besser konzentrieren. Vor allem aber stöhnt sie nun nicht mehr, wenn sie sich abends ins Bett legt.
Sie hat für alles ihre eigene Erklärung und ich respektiere das. Ich kam natürlich nicht aus dem Internet, sondern über die A1. Mio hat mich gefahren, mit meinem ganzen Hab und Gut. Als die neue Mia in ihrem Flur die Transportbox öffnete, bin ich sofort die Treppe hochgelaufen und auf den erstbesten Tisch gesprungen. Das war ihr Schreibtisch! Mein Schwanz fegte vor Aufregung einiges runter. Aber das war nicht schlimm, die neue Mia wusste dann gleich, wieviel Platz ich brauche. Vom Fensterbrett aus beobachtete ich, wie unten auf der Straße das Auto vom Haus wegfuhr. In dem Moment begriff ich, dass ich angekommen bin, an meinem Sehnsuchtsort! Obwohl ich ihn nie gesucht habe und nicht ahnte, dass es ihn gibt. Versteht Ihr das?
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 Text und Fotos: Judith Arlt
postscriptum: Herr Rasputin – so nenne ich ihn, denn er ist ein Kater mit Charakter – musste am 1. September von seinen Altersbeschwerden erlöst werden. Er trug sein Schicksal mit Würde und verabschiedete sich rechtzeitig von den Nachbarshunden, den Vögeln, Mäusen, Schmetterlingen, Fliegen, Spinnen, Gräsern, dem Wind und der Sonne überm Wattenmeer. Herr Rasputin war ein echter Gewinner der Corona-Pandemie: ich, seine neue Mia, saß die letzten sechs Monate ununterbrochen zu Hause. Er liebte das freie Leben und die Katzenklappe erlaubte ihm ein Kommen und Gehen nach eigenem Gutdünken. Wenn er aber kam, wollte er begrüßen und begrüßt werden, um die Beine streichen und über den Rücken gestreichelt werden.
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort:
Huế (Vietnam)
16° 28′ 0″ N, 107° 35′ 0″
Zusammen mit den Musikern Khac Hung und Min & Erik hat das vietnamesische Gesundheitsinstitut die inoffizielle Hymne der Corona-Pandemie geschaffen. Das Video "Neidisches Coronavirus" mahnt zur Wachsamkeit und gibt Hygienetipps. Es ist so populär, dass Jugendliche z.B. auf der Plattform TikTok Videos einstellen, auf denen sie zur Melodie tanzen.
Das hätte den vietnamesischen Kaisern sicher gefallen, die von 1802 bis 1945 in Huế residierten. Wir kamen von Hanoi in die alte Kaiserstadt und residierten selbst in der Honeymoon Suite des Orchid Hotels. Morgens gab es leckere Pho Bo und eine Bedienung, die meiner Begleiterin so indiskrete Fragen zur vermeintlichen Hochzeitsreise stellte, dass diese rot anlief.
Wir waren hier, um die alte Kaiserzitadelle zu besichtigen. Sie war nur den Kaisern selbst vorbehalten und wurde nach dem Vorbild der verbotenen Stadt in Peking errichtet. Am Abend aßen wir im Xuan Trang auf der Terrasse im first floor zu Abend. Die beiden jungen Bedienungen waren freundlich, das Essen lecker. Wir beschlossen, wiederzukommen.
Am nächsten Tag fuhren wir mit einem Boot auf dem Parfümfluss zu den buddhistischen Tempeln wie der Thien Mu Pagode und zu den Kaisergräbern. Es regnete immer mal wieder. Kein Wunder: Huế, was soviel wie "Harmonie" bedeutet, gilt auch als das Regenloch Vietnams. Wir waren kaum aus dem Boot gestiegen und auf dem Rückweg zum Hotel, als ein heftiger Regenschauer wie aus dem Nichts losbrach. Unsere Schirme versagten, innerhalb weniger Augenblicke waren wir glatschnass.
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Es war jetzt schon alles egal. Wir überquerten die Straßen ohne Rücksicht auf die hupenden Mopedfahrern, die schon 2014 oft mit Mund-Nasen-Maske unterwegs waren, drängelten uns an anderen Passanten vorbei und landeten schließlich wie zwei begossene Pudel im Xuan Trang. Das Lokal war leer und die beiden jungen Bedienungen lachten, als sie uns wiedererkannten.
Sie tischten uns eine Köstlichkeit nach der anderen auf. Wir stießen mit Huda-Bier an. Die beiden nannten sich Jack und Meg. "Wir sind Geschwister wie die White Stripes aus den USA", erklärte Meg und Jack legte "Seven Nation Army" auf. Jack servierte gesalzene Mango. „Thats my favourite snack“, strahlte er und nahm sich gleich ein Stückchen. Wir redeten und tranken in einem fort und vergaßen den Regen draußen. Meg reichte Reisschnaps und wir tranken auf die Freundschaft und die Sehnsucht. Der Sehnsuchtsort von Jack und Meg war New York. Und wer wollte ihnen da widersprechen.
Text und Fotos: Andreas Salewski
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort
Nordkap (Norwegen)
71° 10′ 21″ N, 25° 47′ 4″ O
„Die Corona-Situation geht vorbei, Norwegen bleibt.“ (Werbung eines norwegischen Ferienhausvermieters)
An einem lauen Frühsommerabend stieg ich, wie ich es stets zu tun pflegte, durch das Fenster von Hans‘ Erdgeschosswohnung in der Mannheimer Neckarstadt. Wir waren verabredet, um unseren 14-tägigen Dänemarkurlaub zu planen. Doch es kam anders.
Hans saß mit Christine auf dem Sofa, vor sich auf dem Couchtisch hatten sie eine gewaltige Skandinavien-Karte ausgebreitet. „Wir fahren ans Nordkap!“, begrüßten mich die beiden freudestrahlend. Überrumpelt willigte ich ein. Wir beratschlagten die beste Strecke, die uns über Schweden nach Norwegen und immer entlang der Fjorde bis ans Kap bringen sollte. Keiner von uns hatte auf dem Schirm, dass wir fast 7.000 Kilometer mit unserem alten Mercedes 220D („Daimler“ sagen nur die Stuttgarter) zurücklegen würden. Wir waren jung und unbedarft.
Eine Woche später ging es los. In Travemünde nahmen wir die Fähre nach Trelleborg, von dort ging es nach Norwegen. Jeden Tag legten wir auf den schmalen, holprigen Landstraßen zwischen 300 und 800 Kilometer zurück. Manchmal kam man stundenlang durch keine Ortschaft. Wir zelteten wild auf Wiesen, wuschen uns in kalten Bächen oder Seen oder manchmal auch gar nicht. Auf die obligatorische Reifenpanne waren wir vorbereitet, der Reifenwechsel war rasch erledigt. Am nördlichen Polarkreis legten wir eine Fotopause ein. Die Nächte fanden nicht mehr statt, jedenfalls nicht im Dunkeln, sondern in einem mysteriösen Dämmerlicht. Geduldig warteten wir ab, bis die auf der Straße ruhenden Rentiere den Weg freigaben, und beinahe hätten wir sogar einen Elch gesehen. Er röhrte laut im Dickicht, blieb aber unsichtbar. Einmal, als wir auf einer Weide bei offenem Fenster im Auto schliefen, schaute morgens eine Kuh durchs Fenster und muhte laut. Erschrocken fuhr ich auf und blickte erschrocken in die Augen des Rindviehs.
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Kurz vor Alta geschah es: mit einem Mal blies unser 220D schwarzen Rauch aus dem Auspuff. Eine Papstwahl stand nicht an. Hans wusste sofort, was los war. „Die Zylinderkopfdichtung ist im Eimer“, erklärte er uns fachmännisch. Mit letzter Kraft schaffte es der Mercedes bis nach Alta. Ich steuerte den Wagen in einen Kreisverkehr, in dessen Mitte drei Gärtner die Blumenbeete pflegten. Da ich nicht wusste, in welche Richtung wir mussten, umrundete ich den Kreisverkehr drei Mal, um mich zu orientieren. Als wir endlich aus dem Kreisel ausfuhren, waren die drei Männer von einem schwarzen Ring umgeben, der still in der Luft stand.
Wir brachten den 220D in eine Autowerkstatt. Der Chef lachte, als er den Wagen sah. „Mercedes Benz is never broken“, gab er sich zuversichtlich. Als wir einige Zeit später zurück kamen, um den Wagen abzuholen, hatte sich die Lage komplett gedreht. Die ganze Werkstatt-Crew war um den Motorblock versammelt und raufte sich die Haare. „Big problems“, meinte der Chef stirnrunzelnd. Er erklärte, eine neue Zylinderkopfdichtung sei notwendig, diese aber müsste in Oslo bestellt werden und das ganze könne gut und gerne eine Woche oder länger dauern. Jetzt runzelte Hans die Stirn. Er musste in gut einer Woche wieder arbeiten und sein Meister wäre sicher nicht erfreut gewesen, hätte er sich länger in Norwegen herumgetrieben. Also fragte er, ob der Wagen es denn nach Hause schaffen würde. Der Automechaniker gab sich diplomatisch: „Maybe, maybe not!“ „Maybe“ klang für uns besser und so machten wir uns auf den Weg zum Nordkap.
Heutzutage wird die legendäre Felsenklippe, dank einer großen Brücke über das Meer, die das Festland mit dem Kap verbindet, von einer Vielzahl Reisender aus aller Welt besucht. In der Vergangenheit – und zu dieser Zeit spielt diese Geschichte – war das Nordkap nicht ganz einfach zu erreichen. Vom Festland aus nahm man eine Autofähre, die einen nach Honningsvog brachte. Von dort führte eine schmale Straße hinauf zum Kap. Der Mercedes schnaufte und rußte und gab alles. Doch einen Kilometer vor dem Ziel blieb er stehen. Kein Wunder. Es ging steil bergauf, zu viel für die kaputte Zylinderkopfdichtung. Hinter uns hupten die Autos und überholten uns nach und nach. Wir entschlossen uns, den Wagen rückwärts den Hang hinunterrollen zu lassen und ihn mit dem Rückwärtsgang wieder zu starten. Ein riskantes Manöver: würden wir zu weit nach rechts fahren, würden wir gegen eine Felsenwand prallen, steuerten wir den Wagen zu weit nach links, würden wir eine steile Klippe hinab ins Meer stürzen. Es gelang und mit letzter Kraft schnaufte der 220D nach oben ans Nordkap. Unserem Sehnsuchtsort!
Leider war von ihm weder an diesem Abend noch am nächsten Tag viel zu sehen. Das Kap lag wolkenverhangen vor uns. Immerhin ergatterten wir einen der Nordkap-Aufkleber, die man damals tatsächlich nur dort oben im Souvenirshop kaufen konnte.
Die Rückreise nach Deutschland ist eine eigene Geschichte. Unser Mercedes brachte uns sicher nach Mannheim zurück. Auch wenn die deutschen Grenzer in Travemünde das nicht glauben und den Wagen sofort aus dem Verkehr ziehen wollten. Wir brachen in schallendes Gelächter aus und erklärten den verdutzten Beamten, dass der Wagen auf dieser Reise bereits 6.500 Kilometer zuverlässig seinen Dienst getan hatte. Sie ließen uns fahren. Dennoch war es die letzte Reise unseres Autos. Zuhause angekommen überließen wir ihn schweren Herzens einem Schrotthändler. Vorher bauten wir das Cockpit aus und zur Lampe um. Es erinnerte uns lange Zeit an unseren treuen Gefährten, den Mercedes 220D.
Text und Fotos: Andras Salewski
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort “Japsand”
 54° 34′ 0″ N, 8° 28′ 0″ O
Er liegt am Ende einer langen Reise. Das letzte Stück gehe ich barfuß und nie allein. Ohne Gepäck, in Shorts, einem langärmeligen Shirt und mit Sonnenhut. Die hauchdünne Regenwindjacke steckt zusammengefaltet in der Gesäßtasche. Wir laufen zwei Stunden vor Niedrigwasser an der Halligkante los. Hinter uns die Lorenzwarft: zwischen den Deichsteinen klemmen unsere Schuhe. Vor uns die Ewigkeit: zäher Schlick, Seegraswiesen und Algenteppiche, Mischwatt mit harmlos kräuselnden Verästelungen bis zum breiten Priel, der bei starkem Südwest noch so druckvoll ist, dass wir bis zu den Hüften im Wasser um unser Gleichgewicht ringen, während die Kinder auf den Schultern ihrer Väter vor Begeisterung in die Hände klatschen.
Jenseits des Priels wird der Untergrund strukturierter. Die Sehnsucht wacht unter den Fußsohlen auf, angeregt von trittfesten Wellenrippeln. Das Gezeitenmuster bestimmt, wann wir den Meeresboden betreten können, auch das Tageslicht natürlich, die Hochwetterlage oder die Jahreszeit, nie aber unser eigener Kalender. Begleitet werden wir von zwei Schutten – blutjungen Freiwilligen der Schutzstation Wattenmeer. Sie geben das Tempo und die Richtung vor, tragen einen Rucksack mit dem Nötigsten, Tafeln, Karten, Verbandskasten, Notfalltropfen, Luftpumpe und Stativ. Sie wissen, was sie bei Bedarf als Blitzableiter in diese irrlichternde Endlosigkeit rammen und wie sie uns aus Schlickfesseln befreien können. Seenebel oder Hitzegewitter kommen immer unangemeldet.
Der Japsand ist der jüngste, kleinste und dynamischste der drei nordfriesischen Außensände. Seine Koordinaten sind Mittelwerte, die Ausmaße Schätzungen. Die Schutten messen, zählen und korrigieren ständig. Im Windschatten der ersten grünen Stängel plustert sich der Sand auf und beginnt zu wandern. Sturmfluten überspülen ihn immer seltener. Paul, der Schutte sagt, dass er im Herbst noch den alten Kirchturm von Pellworm anpeilte, mittlerweile müsse er, um auf Kurs zu bleiben auf die Entfernung rechts mindestens eine Handbreit zugeben. Betreten dürfen wir nur den nordöstlichsten Zipfel. Der Rest – ungefähr drei Quadratkilometer Sand, an der höchsten Stelle fast einen Meter über das mittlere Tidenhochwasser hinaus gewachsen, ein Hochsand also, mehr als eine Sandbank, weniger als eine Sandinsel, mit einzelnen flachen Primärdünenfeldern und Strandhaferbüscheln – gehört den Seehunden und Seevögeln.
Meine Sehnsucht greift dort, wo die Füße nicht mehr im Matsch versinken. Wo Ton und Schluff, vermischt mit Resten des Salzwassers nicht mehr muffig durch die Zehen hochquellen. Wo die Ballen plötzlich sauber und trocken sind. Mein Staunen kommt immer zu spät, der Übergang ist bereits vollzogen und das Schneeweiß lautlos eingetreten. Nur der Schmerz meldet sich am Überrand. Auf dem Sand herrscht der Sandsturm, aber er bleibt, wie alles hier, unter Augenhöhe. Die ersten Körner künden von einer vergessenen Welt, der Wucht von spitzen Pfeilen an Waden, Knöcheln und Fersen. Aber die Stimmung festigt sich so schnell wie der Boden unter den Füßen. Die Kinder werden abgesetzt, der Wettlauf um Sandklaffmuscheln und Austernschalen beginnt. Im Badeanzug dem offenen Meer zu. Dem Rauschen der Süderaue entgegen und dem Fluch des Bernsteins.
Viola, die Schuttin klärt vogelkundlich Interessierte auf über Wattwürmer, Miesmuscheln, Pantoffelschnecken, über Aufschlickung, Kartierung und Zählung rastender, brütender, ziehender Vögel. Da es kaum Fressfeinde gibt, sind die Bruterfolge der Sandregenpfeifer und Pfuhlschnepfen in guten Jahren beachtlich. In schlechten Jahren gefährden hohe Wasserstände zur Brutzeit die Gelege. Ein Sportflugzeug brummt über uns hinweg. Paul verfolgt es mit dem Fernglas, notiert das Kennzeichen. Auch der Raum über unseren Köpfen ist geschützt. Wer zu tief fliegt, bekommt einen Verweis, im Wiederholungsfall eine Buße. Trotzdem landete hier an einem Sonntagnachmittag eine einmotorige Beechcraft Bonanza. Der Pilot hatte einen Notruf abgesetzt. Sinkender Öldruck und Rauch im Cockpit zwangen ihn, innerhalb von Sekunden einen Notlandeplatz zu finden.
Ich lege die Hand an die Stirn und suche die Sehnsucht ab. Hinter den Absperrungen liegt der Sand unberührt unter der Sonne. Die fluguntaugliche Maschine wurde nach zwei Tagen bei Hochwasser nach Föhr abgeborgen, die Insassen noch am Sonntag mit einem Marinehubschrauber nach Sylt gebracht, die tiefen Schneisen im Sand dem Wind überlassen. Seeschwalben und Silbermöwen zogen unverrichteter Dinge ab. Die Rettungsmannschaft war nicht zum Picknick gekommen.
Die Planken und Spanten eines Halbkraweels jedoch, die im letzten Eiswinter zwischen den Eisblöcken im Watt auftauchten, erzählt Viola, liegen immer noch unter unseren Füßen. Auch die, die im Mai im Sand zum Vorschein kamen. Mitarbeiter des archäologischen Landesamtes erfassten sie in Handskizzen mit Einzelmessungen und überlappenden Fotos im 360° Radius. Am Computer im Büro setzten sie die gefundenen Teile zu einem dreidimensionalen Modell zusammen. Abtransport, Konservierung und Lagerung der Originalbretter wären viel zu aufwändig gewesen. Das einzige, was sie mitnahmen, waren Dutzende durchnummerierte Holzproben. Die Motorsäge gehört zur Standardausrüstung der Archäologen. Die dendrochronologische Untersuchung ergab, dass der Halbkraweel untypischerweise ganz aus Eiche gebaut war. Die Bäume stammten aus einem norddeutschen oder südskandinavischen Forst und wurden in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts gefällt. Das Schiff havarierte entweder während der Eisflut von 1625, oder neun Jahre später in der Burchardiflut.
An dieser Stelle beginnt der Rückweg. Die Wasser läuft seit einer Stunde wieder auf. Unter meinen Fußsohlen wirken Kräfte fernab meiner kühnsten Träume. Die Knutts und Alpenstrandläufer werden sich zum Abendgebet versammeln, sobald wir aus ihrem Gesichtsfeld entschwunden sind.
Japsand: Hochsand, Vogelschutzgebiet in der Schutzzone 1 des Nationalparks Schleswig Holsteinisches Wattenmeer. Darf nur mit ortskundiger Führung zu Fuß von Hallig Hooge aus aufgesucht werden.
Hallig Hooge: 107 Einwohner, bislang keine Coronainfizierten bekannt, vom 19.3. bis zum 18.5.2020 für Touristen gesperrt. Im Hooger Kirchenbrief zu Pfingsten bedauert die Pastorin, dass wieder Tagestouristen kämen, alle Ferienwohnung belegt und verschiedene Arbeitertrupps im Einsatz seien: „Das alles müssen wir erst einmal verdauen, es war so schön unter unserer Glocke!“
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Text und Fotos: Judith Arlt
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort
Pont du Gard (Frankreich)
43° 56′ 50″ N, 4° 32′ 7″ O
Dieser Beitrag ist für all diejenigen, die das Tragen eines Mundnasenschutzes als einen nicht akzeptablen Eingriff in ihre Freiheit betrachten und für diejenigen Malle-Touristen, die unter Missachtung jeglicher Abstands- und Hygieneregeln mit zehn Mann aus einem Eimer Bier mit Röhrchen saufen und dabei deutsche Schlager grölen. Das ist nicht Freiheit, das ist rücksichtslos und nimmt in Kauf, die Gesundheit und das Leben anderer zu gefährden.
Sommer 1990. Der erste Sommer nach dem Fall der Mauer. Kerstin und Micha waren aus Potsdam nach Mannheim gekommen. Gemeinsam fuhren wir von dort in die Provence. Frankreich, das war der Sehnsuchtsort meiner Freunde aus dem Osten. Sie sehnten sich nach der Leichtigkeit des Seins, die Frankreich für sie verkörperte. Noch mehr sehnten sie sich danach, ihr Leben nach ihren Vorstellungen leben zu können und ihre Träume ohne die Gefahr staatlicher Repression zu verwirklichen. Dazu gehörte auch, frei reisen zu können, wo auch immer die Sehnsucht sie trieb.
Den Plan für die Reise heckten wir ein halbes Jahr zuvor in Potsdam aus. Es war ein eisiger Winter, der typische süßliche Braunkohle-Geruch lag in der Luft und machte das Atmen schwer. Es war der erste Besuch ohne Zwangsumtausch, ohne wochenlanges Warten auf das Visum und ohne die ständige Sorge, im Visier der DDR-Spitzel zu sein. Auch für mich ein neues Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit. Abends feierten wir ein Fest bei neuen Freunden, zwei Schwestern, in dem Haus ihrer Eltern nahe der Glienicker Brücke in Potsdam. Blickte man aus ihrem Fenster, sah man die Brücke, die Potsdam mit Westberlin verband. Ein Katzensprung also. Und doch blieb der Westen nicht nur für die beiden Schwestern unerreichbar, ein Sehnsuchtsort.
Doch nun konnten wir gemeinsam die Brücke von der Westberliner Seite aus betreten. Wir lagen uns in den Armen und erfreuten uns an dieser Normalität, die wenige Wochen vorher noch undenkbar schien. Jetzt noch nach Frankreich fahren, das wäre ein Traum. Wir beschlossen, uns gemeinsam diesen Traum zu verwirklichen.
Als Kerstin und Micha dann schließlich in meinem alten Audi 80 saßen und ich den Wagen bei Mulhouse über die französische Grenze lenkte, konnte ich es immer noch nicht fassen. Viele Jahre war es so schwer gewesen, sich regelmäßig zu treffen und die Freundschaft zu pflegen. Und nun fuhren wir nach Avignon, besuchten Aix en Provence, machten Stopp am Hafen von Marseille und badeten gemeinsam an der Cote d’Azur im Mittelmeer. Schließlich fuhren wir nach Avignon. Dort auf den Straßen spielten Theatergruppen, Bands musizierten, Artisten übertrafen sich mit ihren Kunststücken und verzauberten uns.
Von Avignon ging es einen Tag lang zur Pont du Gard. Das alte römische Aquädukt erhebt sich majestätisch 49 Meter über der Gardon und überspannt den Fluss mit einer Gesamtlänge von 275 Metern. Sie ist eine der am besten erhaltenen Wasserkanäle aus römischer Zeit in Frankreich und zählt zu den wichtigsten erhalten gebliebenen Brücken der antiken römischen Welt. Auf der oberen Ebene konnte man die Brücke durch die alte Wasserleitung hindurch durchqueren. An einigen Stellen gab es Öffnungen auf das Dach. Es war ungesichert, stand man in der Mitte, hatte man links und rechts je ein Meter fünfzig Platz. Der Mistral fegte eisig über die Pont du Gard hinweg und versuchte, jeden, der es wagte, das Dach zu betreten, in die Tiefe zu reißen. Kein Geländer hätte den Fall aufgehalten. Kerstin war es egal. Sie stieg hinauf, stellte sich in die Mitte und breitete ihre Arme aus, als wolle sie fliegen.
Diese Szene werde ich immer in Erinnerung behalten. Sie ist für mich das Sinnbild von Freiheit, wie ich sie verstehe.
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Text und Fotos: Andreas Salewski
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Sehnsuchtsort “2 km Luft unter dem Bauch – und dann der Aletschgletscher”
Fiesch ist ein Ort, den außerhalb der Schweiz wohl kaum jemand kennen dürfte. Dort, wo er liegt, heißt die Rhone noch „Rotten“. Für Drachenflieger allerdings hört sich „Fiesch“ in etwa so an, wie „Rom“ für einen Katholiken.
Ich hatte zuvor schon viel mit dem Drachen erlebt, insbesondere im Südosten Frankreichs. Unglaubliches, fantastisches. Aber irgendwann musste es dann mal Fiesch sein. Dort, wo es so alpin ist, wie es alpiner nicht mehr geht.
Man fährt mit der Seilbahn zum Startplatz, der auf 2.200 m liegt. Dann, sofern die meteorologischen Bedingungen stimmen, arbeitet man sich in der Thermik hoch und irgendwann schaut man über den Grat. Und dann sieht man ihn, den Aletschgletscher, mit über 20 km Länge längster Gletscher der Alpen. Da kommt man als Schreibender an einen Punkt, an dem die deutsche Sprache einfach völlig ungenügend ist, um dieses Gefühl zu beschreiben. Diese Mischung aus Glück, Adrenalin, Respekt und Ehrfurcht. Alles gleichzeitig und in rauen Mengen.
Ich bin jedenfalls an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen dort geflogen; immer hat es geklappt. In ausreichender Höhe riskiert man dann auch schon einmal einen Ausflug über den Gletscher, besonders wenn durch Wind versetzte Thermik einem das weitere Steigen ermöglicht.
In der Zeit, als ich dort war, waren keine Quellwolken am Himmel. Trotzdem gab es Thermik; das heißt dann „Blauthermik“. Auch keine merkliche Inversion. Irgendwann hoch oben wurde das Piepen des Varios, das ist das Messgerät, welches einem Steigen und Sinken anzeigt, einfach langsam immer weniger.
Einmal hörte und hörte es nicht auf zu piepen. Ich überlegte schon, wieviel über 4.000 m ich mir würde trauen können, denn Höhenkrankheit kann heimtückisch sein. So hoch war ich noch nie und nirgends in meinem Leben, vom Flugzeug mal abgesehen. In dieser Höhe war die Fernsicht einfach unbeschreiblich. Beim Kreisen sah ich in nördlicher und südlicher Richtung über die gesamten Alpen hinweg, denn es gibt auch in dieser Region nur wenige Gipfel, die die 4.000 überschreiten. Bei 4.100 m war dann Schluss mit dem Piepen; die Entscheidung wurde mir abgenommen. Da hatte ich 1.900 m „Startüberhöhung“, mehr als jemals zuvor, und gut 2 km Luft unter dem Bauch bis zum Aletschgletscher. Ein absolut unbeschreibliches Gefühl! Ein Gefühl, welches ganz klar süchtig macht.
Das ist nun auf den Monat genau 30 Jahre her. Pro Flug gab es maximal 39 Bilder, denn in der Luft kann man keine Filme wechseln. Das Dia ist gescannt und auch um einige 100 m niedriger als 4.000 m mit meiner am Drachen montierten Kamera aufgenommen, aber ich finde es besonders schön. Als Bild hängt es hinter Glas bei uns im Wohnzimmer. Da ist es nun so verblichen, dass ich gleich auch ein neues Papierbild davon habe machen lassen.
Schon bald darauf kamen ganz andere Abenteuer in meinem Leben. Schon seit 27 Jahren bin ich nicht mehr Drachen geflogen. Es kamen Heirat, Kinder, Hausbauerei, zeitweilig auch berufliche Selbstständigkeit. Abenteuer ganz anderer Art. Es brauchte gar kein Corona, um mich vom Drachenfliegen abzuhalten. Aber die Sucht, die Sehnsucht nagt immer noch in mir. Ich träume nachts bisweilen immer noch vom Fliegen. Nicht nur der Aletschgletscher, sondern so einige Orte in Südostfrankreich sind Sehnsuchtsorte für mich. Über dem Grand Canyon du Verdon war es sogar noch aufregender, aber nicht so hoch. Das ist eine andere Geschichte; ich mich jetzt einfach mal auf Fiesch beschränkt. Wenngleich diese Beschränkung schwer fiel, denn, auf den Punkt gebracht: Eigentlich ist jeder Startplatz ein Sehnsuchsort von mir. Es gibt viel zu viele Sehnsuchtsorte für meine begrenzte Lebenszeit…
Text und Foto: Christian Schnepf
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Sehnsuchtsort Irland
53° 8' 32.521 N 7° 41' 31.394 W
Mit zwei Pkws fahren wir durch Irland. Mitte der siebziger Jahre wollen wir, sieben Freunde, die grüne Insel erkunden. Linksverkehr sind wir nicht gewohnt, viel Fahrpraxis haben wir auch nicht. Es passiert, was wohl passieren musste. Der hintere Pkw, ein Käfer, rammt das vordere Fahrzeug, einen Opel. Die Stoßstange hängt runter, ein paar verbeulte Bleche sind das Ergebnis.
Es trifft sich, daß wir nicht mehr weit von unserem heutigen Tagesziel entfernt sind. Mitten auf der grünen Insel, in Cangort, nicht weit von Templemore, wo wir auch meinen Brieffreund Billy besuchen, wollen wir ein paar Tage Station machen auf einem unbewohnten Landsitz, den ein Mannheimer Architekt gekauft und als Altersruhesitz gedacht hat. Er war seit einiger Zeit nicht mehr dort, weil sich seine Frau weigert, dahin zu fahren. Der Konflikt der IRA mit der britischen Regierung ist auf dem Höhepunkt und mögliche Rückzugsorte der Undergrundarmee vermutet man überall auf der grünen Insel. Wir haben zugesagt, nach seiner Immobilie zu schauen und kleinere Dachreparaturen auszuführen, die er schon lange vorhatte.
Der Innenhof ist sehr geräumig, das herrschaftliche Gebäude macht äußerlich einen imposanten Eindruck. Vom Verwalter, der im nahegelegenen Dorf wohnt, haben wir den Schlüssel für das Gelände geholt und ihm unser Anliegen und Auftrag erklärt. Er scheint nicht begeistert zu sein von unserer Anwesenheit. Kurz angebunden murmelt er dauernd etwas von „haunted house“, warnt uns sogar eindrücklich davor, auf dem Gelände zu nächtigen. Die Iren mögen keine fremden Leute, die sich auf ihrer Insel breitmachen. Morgen sollen wir beim Polizeiposten vorbeischauen.
Wir wundern uns zwar über die schroffe Art des Mannes, fühlen uns aber nicht unwohl, da wir die Erlaubnis des Eigentümers vorweisen können. Als wir das große Hoftor öffnen und in den Innenhof einfahren, erwartet uns erst ein Gejaule, dann beim Näherkommen an ein stallartiges Gebäude ein frenetisches Bellen. Vorsichtig öffnen wir die Tür und sehen einen völlig abgemagerten Hund in einem verschlossenen Zwinger. Sein struppiges, schmutziges Fell, die gefletschten Zähne und vor allem die unglaublich langen Krallen an seinen Pfoten zeigen ein aggressives Tier, um das sich wohl kaum jemand kümmert. Das verdreckte Innere lässt darauf schließen, dass hier seit langem nichts mehr getan wurde und das Tierwohl keine Rolle spielt. Wir holen frisches Wasser und geben dem Hund später nach unserem Abendessen einige Essensreste.
Das Innere des Gebäudes ist stark verwahrlost, kaputte Kamine mit schön verzierten Ornamenten zeugen von besseren Zeiten. In einem Raum machen wir es uns etwas „gemütlich“. Ich räume Dreck weg, fege den Boden, so gut es geht. Mit Ponchos als Unterlage verbringen wir bei Kerzenlicht den Abend in diesem unwirklichen Raum und legen uns schlafen.
Irgendwann in der Nacht wachen wir durch ein lautes Geräusch auf, das wie ein Schuß klingt. Vorsichtig erheben wir uns und leuchten mit unserer Taschenlampe in den Hof. Gebückt schleichen wir zu den Autos, starten den Motor und suchen mit den Scheinwerfern die Umgebung ab. Das Hoftor ist verschlossen, es ist niemand zu sehen. Wir warten eine ganze Weile, aber es regt sich nichts, auch der Hund bellt nicht. Hat uns unsere Fantasie einen Streich gespielt? Will uns jemand einen Schreck einjagen und uns auf makabre Weise zum Verschwinden drängen? Eingeschüchtert legen wir uns wieder in die Schlafsäcke, aber geruhsam wird die Nacht nicht mehr.
Am anderen Morgen finden wir keine Anzeichen, dass sich nachts jemand unbefugt auf dem Gelände befunden haben könnte. Der Hund ist noch da und hat sich inzwischen etwas an uns gewöhnt; er wirkt ruhiger und frisst das, was er von uns bekommt. Einige machen sich an die Reparatur der Autos, während ich mit einem anderen das Dach inspiziere. Der Zustand an einigen Stellen ist wirklich schlimm, hier können wir mit unseren Kräften nicht viel herrichten.
Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg ins Dorf, schauen beim Polizeiposten vorbei und schildern die Erlebnisse der letzten Nacht. Der Dorfpolizist ist ebenfalls unfreundlich und macht uns klar, es sei besser, baldigst zu verschwinden. Ob wir wirklich einen heimlichen Rückzugsort der IRA gestört haben, bleibt im Dunkeln, denn am nächsten Tag machen wir uns aus dem Staub. Das „haunted house“ hieß uns nicht willkommen.
Trotz dieser Begebenheit ist die grüne Insel für mich immer ein Sehnsuchtsort geblieben. Die grünen Weiden, die schmalen Sträßchen mit den aufgeschichteten Steinmauern, die wilden Klippen, die Torflandschaften, die malerischen Dörfer mit niedrigen farbenfrohen Häuschen, natürlich die Pubs mit ihrer eigentümlichen Athmosphäre sind die Kennzeichen meiner Irlandbesuche. Unvergesslich der Ruf im Pub kurz vor Sperrstunde nach der „last order“, damit jeder Gast noch schnell ein oder zwei „pint of guiness“ bestellen kann. Viele Stunden der Glückseligkeit habe ich so genossen, besonders dann, wenn die Einheimischen ihre gälisch-irischen Lieder zum Besten gaben.
Auch in Irland ist in Coronazeiten nichts mehr wie vorher. Die Kontaktsperren treffen alle hart, natürlich auch die Pubbesucher. Derzeit gilt für Touristen noch die 14-tägige Quarantänepflicht bei Einreise, erst ab 20. Juli entfällt sie voraussichtlich. Auch Pubs, die nur Getränke ausschenken, haben dann wieder für durstige Kehlen geöffnet, allerdings gelten Abstandsregeln. „Irlandfeeling“ stellt sich da kaum ein.
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Text und Fotos: Oskar Glück
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort “Rhein”
Wie immer hatten wir uns im vorigen Jahr im Urlaub an der Nordsee sehr wohl gefühlt und uns alle bei wunderschönem Wetter richtig gut erholen können. Deshalb war uns auch der Entschluss, die diesjährigen freien Tage dort verbringen zu wollen, keinesfalls schwergefallen. Noch im Dezember waren die Zimmer bestellt und bestätigt, wir konnten uns also darauf verlassen, nicht auf der nackten Erde schlafen zu müssen. Noch betraf es uns überhaupt nicht, als in den Nachrichten über eine neue Krankheit in China berichtet wurde. China war weit weg und die dort über eine ganze Region verhängte Quarantäne sollte dieses unbekannte Corona-Virus schon am Ausbruch hindern. Als dann aber nach Abschluss der Skisaison in Österreich, nach rheinischem Karneval und bayerischen Starkbierfesten die Zahl der just an diesem neuartigen Virus Infizierten stieg, sich jeden Abend nach den Nachrichten eine Sondersendung an die andere reihte, entstanden schon mulmige Gedanken und hitzige Diskussionen über Sinn und Zweck einer solchen Reise. Kurz bevor bei uns die Entscheidung gefallen war, den lang ersehnten Urlaub zumindest nicht an der Nordsee zu verbringen, nahm das Schicksal die Sache selbst in die Hand: Unser Hotel, so die Auskunft, wurde vorerst auf unbestimmte Zeit geschlossen. Wir konnten und können uns heute noch lebhaft vorstellen, welche Überwindung es gekostet haben muss, die Gäste anzurufen, um ihnen abzusagen. Den entstandenen Schaden des Hotels können wir nicht beziffern, hoffen aber wie andere auch, mit einer Buchung für das nächste Jahr zumindest eine kleine Perspektive offeriert zu haben.
Was aber schwebte uns vor? Wie die meisten unserer Bekannten und Freunde war es wie jedes Jahr sonnenklar, auf jeden Fall nicht zu Hause zu bleiben. Aber jetzt? Wie hoch waren die Zahlen in anderen Landkreisen, wo war was geschlossen? Sollten wir evtl. Toilettenpapier ins Hotel mitnehmen, um allen Eventualitäten vorzubeugen? Wo konnten wir uns versorgen, wenn die Restaurants weiterhin geschlossen blieben und nur Lieferservice anboten? Sollte ich vielleicht mit meinem Schweizer Messer im Hotelzimmer meine Plastikschüssel leeren? Und was passierte, wenn die Familie nebenan zu husten anfing, um dann nach einem positiven Abstrich im Rachenraum in Quarantäne zu landen? Wollte ich dann dort meine Urlaubszeit im Zimmer verbringen, ohne Chance, das Meer zu sehen oder auf dem Deich stehen zu können? Nein, das wollten wir alle überhaupt nicht.
So blieb nichts anderes, als die Koffer im Keller stehen zu lassen und andere Ziele ins Auge zu fassen. Zum Glück wohnen wir in einer Gegend, die für Radfahrer wie mich äußerst interessant ist. Jetzt meine ich nicht die Art von Radfahrern, die im Stile eines Eddy Merckx oder eines Bernard Hinault bergziegenartig die Pyrenäen- und Alpenpässe erklimmen. Nein, ich spreche von Radfahrern, die ihren Sport aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen betreiben und die deshalb sehr wohl mit dem Rad umzugehen wissen, aber nicht unbedingt bis an die Grenzen ihrer Leistungs- und Leidensfähigkeit zu gehen bereit sind.
Schnell war klar, dass nur Tagesausflüge in Frage kamen. Aber wohin? Nach Norden, Süden, Osten und Westen standen alle Wege offen. Klar war für mich, dass der Odenwald mit seinen Serpentinen und Haarnadelkurven nicht die allererste Wahl war. Aber der Rhein? Immerhin war davon auszugehen, dass er in einem Bett und deshalb auch im Tal zu finden sein musste. Ein Blick auf die neu erstandene Fahrradkarte untermauerte mit einer hellgrünen Einfärbung die Vermutung, so dass die nächstliegende Idee auch gleich am ersten Tag des Urlaubs bei wunderschönem Wetter realisiert werden konnte.
Straff geplant sollte es zu Beginn eine Tour von ca. 40 Kilometern werden und über Groß-Gerau und Riedstadt mit der Fähre über den Rhein nach Oppenheim und Nierstein führen. Um nicht voll in die Mittagshitze zu geraten, fuhren wir schon um 8 Uhr los. Leider etwas zu früh, wie sich herausstellte, denn die Feld- und Waldwege waren so gut ausgebaut, dass wir schon geraume Zeit vor unserer geplanten Ankunftszeit Groß-Gerau erreichten und das von uns favorisierte Cafe noch geschlossen war. Eine halbe Stunde warten wollten wir natürlich auch nicht, eine andere Gelegenheit gab es nicht, so dass wir kurz entschlossen die Weiterfahrt antraten. Über Riedstadt und einige mir bisher unbekannte Dörfer erreichten wir schließlich bei Kornsand die Rheinfähre , die uns innerhalb von zwei Minuten über den Rhein und damit fast bis nach Nierstein brachte. Ich bin schon in einigen Ländern mit Fähren über verschiedene Flüsse gefahren, aber man kann es kaum glauben, das war das erste Mal, dass ich eine Fähre in Deutschland benutzt habe. Angesichts der vielen Brücken, die es bei uns gibt, ist das vielleicht ein Anachronismus, aber doch romantisch und irgendwie entschleunigend, also genau passend zu unserer Fahrradtour. Nicht so ganz passend war es aber, dass in jedem zweiten Haus verlockenderweise Weinproben angeboten wurden, die wir aus verständlichen Gründen leider nicht nutzen konnten. Aber neben den Weingütern und den umliegenden Weinbergen hat der Ort auch einige schöne alte Adelshäuser zu bieten, so dass sich ein Rundgang allemal lohnt. Und im Ortskern, umgeben von Fachwerkhäusern, gemütlich beim Mittagessen zu sitzen, hat auch etwas für sich. Oder etwa nicht?
Die Corona-Pandemie hat die ganze Welt ins Chaos gestürzt und droht dies auch weiterhin zu tun. Ich kann ihr aber nicht vorwerfen, meinen Urlaub total ruiniert zu haben. Immerhin hat sie mir Stellen gezeigt, an denen ich sonst achtlos vorbeigefahren bin. Immerhin hat sie dazu beigetragen, uns – wenn auch gezwungenermaßen – zu entschleunigen. Wie viel ist über diese Entschleunigung geschrieben und nachgedacht worden, ja sie ist schon als die neue Lebensform angepriesen worden. Angesichts der eigenen Erfahrung fände ich das gar nicht so schlecht, aber glauben wir das wirklich? Dann müssen wir einiges ändern. Und eben mal für ein Wochenende auf die Kanaren mit einem Flug für 29 € wäre dann auch nicht mehr so oft möglich. Oder sollten wir nicht mal in Betracht ziehen, statt eines Kurztrips nach Lissabon Nierstein oder welchen Ort auch immer in der näheren Umgebung zu besuchen?
Bild und Text: Gerhard Keller
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort:
Das alte Bauernhaus / Lothringen
48°42′ N, 6° 11′ O
Als ich vor zwanzig Jahren zum ersten Mal von Freunden in das Bauernhaus in Lothringen eingeladen wurde, war ich gleich Feuer und Flamme. Es war ein original altes Lothringer Haus mit der Aufteilung in Wohnhaus, Stall und Scheune. Alle drei Teile waren gleich groß. Wir parkten vor dem großen Scheunentor. Meine Freundin schloss die wunderschöne Tür mit den schmiedeeisernen Verzierungen und Glasfensterchen auf. Wir betraten den schmalen Flur. Am Ende gingen zwei Türen ab. Die linke führt in den Stall und weiter zur Scheune, die rechte ins Wohnhaus. In Stall und Scheune lag und stand so einiges rum: Kohlen in Kohlenasche, unzählige Holzlättchen, Hundemaulkorb, Mausefallen, Auspuff eines alten Citroens und, und und. Vertrocknete Tulpenzwiebeln hingen mit Wäscheklammern befestigt an Seilen. Im Wohnhaus wo wir auf Matratzenlager schliefen, sah es nicht besser aus. Nun ja es stand nicht all so viel rum. Die Nikotincouch im Wohnzimmer und in Tüten verpackte Kleider vom Vormieter standen für die Mülldeponie bereit. Ein langes Zimmer war besonders lustig. Darin gab es eine Badewanne, eine Toilette und ein Herd. Ich taufte das Zimmer auf den Namen Kübad. Im Haus gab es kein fließendes Wasser. Nur im Innenhof. Aber wenn man den Wasserhahn auftrete, klang es wie ein Maschinengewehr. Hinter dem Haus befand sich die Große Wiese mit den wunderschönen Obstbäumen. Die Brennnesseln standen meterhoch. Das war herrlich! Vogelgezwitscher und Schmetterlinge. Es herrschte absolute Ruhe. Nur den Fluss in der Nähe hörte man es rauschen. Es war wunderschön. Alles schien plötzlich so leicht. Aber ich war ja zum Arbeiten gekommen. Das Dach sollte neu gemacht werden. Viele Ziegelstapel lagen auf dem Dachboden. Ich sammelte sie in Eimern. Meine Freundin trug sie durch das Haus ins Freie und ihr Mann legte sie neben dem Plumpsklo ins Gras. Für mich war das eine schweißtreibende Angelegenheit unter dem Dach. Nach getaner Arbeit durfte ich die Gartendusche benutzen. Der Gartenschlauch wurde vorher schon einige Stunden in die Sonne gelegt, damit das Wasser warm wurde. Ich stellte mich auf einen alten Teppichrest und drehte das Wasser auf. Herrlich. Zusätzlich bekam ich noch Besuch von Fliegen, die sich auf dem Teppich niederließen. Zum Waschen standen zusätzlich Zinkwannen auf der Mauer. Durch die Sonne sollte das Wasser warm werden. Na ja, als ich mir mit einem Messbecher die Haare nassmachte, war es doch sehr frisch. Aber erfrischend.
Fast jeden Sommer besuchte ich meine Freundin. In einem Jahr war es ein richtiger Katzensommer. In der Scheune lag die Mutter mit ihren drei kleinen, süßen Kätzchen. Wir dachten uns Namen für die Katzen aus. Frau Schneider war die Mutter. Panasche tauften wir die Glückskatze. Die graugetigerte nannten wir Maxi und Teppichboden den roten Kater. Die Katzen waren sehr scheu, nur wenn sie fraßen, konnte man ihnen über den Kopf streicheln. Nach etlichen Renovierungssommern, dem Mirabellensommer, dem Rosensommer und dem Kürbissommer, kam der Regensommer. Es war eiskalt. Ich sorgte dafür, dass das Feuer in der Küche nie ausging. Die noch heiße Asche aus dem Kohleschieber stellte ich in den Regen. Jeder Tropfen hatte gezischt. Im Kübad stand die hellblaue Farbe. Zwei Bänke sollten damit gestrichen werden. Sie sollten den Innenhof verschönern. Wir träumten davon, auf den Bänken zu sitzen in einem Hitzesommer. Im darauf folgenden Jahr wurde unser Traum erfüllt. Es war der heißeste Sommer. Kühl waren nur die Getränke.
Aber jetzt ist der Coronasommer. Wir können nicht hinfahren, die Grenze war lange geschlossen. Sie ist zwar wieder offen, aber wir haben eine Sommerpause in Frankreich beschlossen. Hoffentlich gibt es nächstes Jahr einen coronafreien Sommer, in dem wir wieder auf den hellblauen Bänken sitzen können und träumen.
Text und Fotos: Susanne Fucke
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort
»Paradies« - Wanderung auf dem Stubaier Höhenweg
Wer die Berge nicht liebt, kann sich kaum vorstellen, plötzlich im »Paradies« zu stehen. Die Faszination von hohen Bergen und kleinen und großen Seen erschließt sich oft nur denen, die beschwerliche und anstrengende Bergsteigungen auf sich nehmen. Dabei ist der Blick auf die Füße, die Gedanken auf die Bewältigung des Anstiegs und die Atmung gerichtet. Wer die Natur wahrnehmen möchte, muss stehen bleiben. Auch zur eigenen Sicherheit, denn oftmals ist der Weg schmal und der Abgrund steil.
Entlang der hochalpinen Etappe des Stubaier Höhenwegs, von der Nürnberger Hütte zur Bremer Hütte, findet man diesen wunderbaren und faszinierenden Platz, den sie hier mit Recht das »Paradies« nennen, auf etwa 2.400 Meter Höhe. Bereits zwei Mal sind mein Mann und ich in den Jahren 2012 und 2018 dort vorbei gewandert. Nach einem Aufstieg über einen Klettersteig, über Geröll und rutschige Platten fühlt man sich dort angekommen und wie im Himmel. Die grüne Landschaft, durchzogen von kleinen Seen und eingerahmt von Felsen und Wiesen, bietet einen wundervollen Kontrast zum oft kargen Berggestein. Der blaue Himmel mit seinen kleinen weißen Wolken und der graue Fels spiegeln sich in den Seen und lassen die Wanderer vergessen, wo oben und unten ist.
Nach all der Anstrengung kann man hier rasten, den Blick schweifen lassen und die Gedanken und den Körper ausruhen. Während ich diese Zeilen schreibe merke ich, wie mich schon die Gedanken an diesen Ort verzaubern und mir jede Anstrengung nehmen. Gerade in Zeiten der besonderen Herausforderungen sehnen wir uns nach einem Rückzug, der uns wieder Ausgleich und Abwechslung bringt. In den letzten Wochen,  geprägt durch die vielen Einschnitte und Begrenzungen in sehr vielen Lebensbereichen, helfen uns die Erinnerungen an unsere liebsten Plätze und werden so zu einem Sehnsuchtsort wie er im Buche steht, ein Gefühl wie im »Paradies«.
Text und Foto: Katrin Reinhold
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sehnsuchtsorte2020 · 4 years
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Sehnsuchtsort Bochum
Der Jakobsweg bezeichnet verschiedene Pilgerwege durch ganz Europa, die nach Santiago de Compostela in Spanien führen. Das Gehen über Stunden, das gleichmäßig in Bewegung sein und dabei langsam seine Umgebung zu durchschreiten und die Gedanken umherschweifen zu lassen, hat etwas Beruhigendes und Entspannendes für mich. Ich bin gleichzeitig ganz bei mir und ganz woanders. Und vieles, was gerade noch wichtig war, rückt ganz weit weg.
Inzwischen sind viele Jakobswege auch in Deutschland gut ausgeschildert. Ich bin einmal von Bielefeld nach Bochum gepilgert. Diese Strecke habe ich zigfach mit dem Auto oder Zug überwunden und wollte das auch einmal aus eigener Kraft tun. Die letzte Etappe ging von Dortmund nach Bochum. Auch diese Strecke bin ich zigmal gefahren.
Das Gute am Jakobsweg ist, dass man sich nicht um die Strecke kümmern muss. Man sucht einfach die Schilder mit der gelben Jakobsmuschel und folgt ihnen. Man findet sie mit großer Sicherheit an der größten katholischen Kirche in Orten am Jakobsweg. Weil der Weg aber manchmal nicht ganz so gut ausgeschildert ist und weil ich schon mal beim Tagträumen ein Schild übersehe, hatte ich mir zusätzlich die Wegbeschreibungen aus dem Internet ausgedruckt.
Es war ein heißer Tag im August, als ich die letzten 23 km meiner 220 km langen Tour pilgerte. Inzwischen hatte ich eine gewisse Wanderroutine. Früh aufstehen und loswandern war ganz normal geworden. Zusätzlich trieb mich heute die Vorfreude auf Zuhause an.
Zu Mittag traf ich meinen Freund zum Essen im Einkaufszentrum Ruhr Park in Bochum-Harpen. Der Jakobsweg geht daran vorbei. Für mich konnte der Kontrast nicht größer sein. Alles, was ich die letzten Tage brauchte, hatte ich in meinem Rucksack. Mein Motto war: „All you need is less“. Und nun stieß ich, verschwitzt und in meiner Wanderkleidung, auf aufgestylte, frischgeduschte, mehr oder weniger dem Kaufrausch unterlegene Mitmenschen. Ich war also froh, als ich endlich das Einkaufsparadies verlassen und meine Füße wieder in Bewegung gen Bochum setzen durfte.
Eine große Freude war, als ich die ovale Glasspitze das fast 90 m hohen Exzenterhauses auf der Unistraße über die Baumwipfel einer ruhigen Einfamilienhaussiedlung ragen sah. Damit hatte ich mein Ziel quasi schon vor Augen. Zwischen den Einfamilienhäusern zu laufen war schön, aber wo genau ich war, wusste ich nicht.
Den Ruhr Park kannte ich, aber größtenteils wanderte ich doch durch mir unbekannte Gegenden und hatte nur eine vage Idee, wo ich mich gerade befand. Das ist natürlich der Nachteil, wenn man seine Strecke nicht wirklich plant. Plötzlich kannte ich mich aber aus. Ich durchquerte den Kortumpark und kam gegenüber der Hauptpost am Bahnhof in die Bochumer Innenstadt. Ich hab mich noch nie so gefreut, diese hässliche Straße hinunterzugucken.
Am Kuhhirten traf ich meine Schwester. Es war ein großartiger Moment, sie zu umarmen. Durch ihre Bewunderung für das, was ich geschafft hatte, fing ich langsam an, zu begreifen: Ich war tatsächlich von Bielefeld hierher gewandert. Wie war es insgesamt? Schön. - Einfach nur zu gehen, meine Welt langsam durch die große Welt zu bewegen. Abends ganz anders müde zu sein als nach Stunden im Büro. Mich überraschen zu lassen, was auf dem Weg passiert. Frei sein, weil ich nur gehen muss, weil ich nicht viel brauche und mein Gehen mich gefühlt überall hinbringt.
Das letzte Stück bis zur Christuskirche gingen wir gemeinsam. Den nächsten Tag starteten wir zu viert mit einem ausgedehnten Brunch. Ein bisschen Entzugserscheinungen hatte ich schon. Aber ich genoss es, mit meiner Familie zusammen zu lachen und zu erzählen.
Der Lockdown zur Eindämmung der Verbreitung von SARS-CoV-2 hat mir neu gezeigt, wie wichtig mir meine Familie ist. Vieles in unserem Leben fiel weg, aber unser Austausch und unsere gemeinsamen Aktivitäten nahmen zu, unsere Verbindung wurde noch enger. Wir wohnen weit auseinander. Und plötzlich konnten wir nicht mehr einfach durch Deutschland fahren, um uns zu besuchen und zu umarmen.
Text: Vera Köster
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