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#Eierschwammerl im Reindl
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Schotti unterwegs: ‚Kärnten. Zwei Flüsse - Zwei Seen‘
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Der Pressegersee
Sightseeing Gailtal / Presseggersee:
Der Dobratsch (Geheimnisvoller Wächter des Gailtales. Der lange Rundwanderweg führt an zwei Marienwallfahrtskirchen vorbei)
Flutlichtpiste Nassfeld (Mit 2,2 Kilometer Länge ist sie eine der längsten Ski-Nachtabfahrten der Alpen)
Schaubergwerk ‚Terra Mystica‘ (Über eine 68 Meter lange Rutsche pfeift man ins Berginnere. Riesenspaß für Groß und Klein - aber nichts für Platzängstler)
Egger Alm - Dellacher Alm - Poludnig Alm (Hoch über Hermagor befinden sich drei idyllische Almdörfer, direkt am Karnischen Höhenweg)
Wallfahrtskirche ‚Maria Schnee‘ (Schmuckstück in Maria Luggau im traumhaft schönen Lesachtal)
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Aussicht vom Haus der Tante
Schottis Tipps:
Zu Fuß um den Presseggersee (Der dichte Schilfgürtel beherbergt viele Vogelarten, im See tummeln sich Karpfen, Hechte und Waller)
Schwimmen im See (Am Morgen oder gegen Abend - schöner geht’s nicht!)
Hermagor (Street-Food-Schmankerln am Hauptplatz)
Am Trattenbach in Maria Luggau (Sehenswerte Wassermühlen aus dem 17. und 18. Jahrhundert)
Essen und Trinken:
‚Alte Käserei‘ auf der Egger Alm, am Fuße des Poludnig (Gottvolle Brettljause)
Restaurant ‚Bärenwirt‘, Hermagor (Resolut gute Küche – 3 Hauben im Gault Millau sagen alles)
‚Hofschenke Mühlenstüberl‘, Liesing in Lesachtal (‚Schlipfkrapfen‘ als Vorspeise, danach springt die Forelle auf den Teller: Slow Food wie es sich gehört)
„Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere. Eher schon beides, aber eigentlich weder noch. Nach heutiger Kenntnis sind Pilze näher an Tieren dran. Dennoch: Auch Vegetarier dürfen ohne schlechtes Gewissen zulangen. Schwammerln bilden ein eigenständiges Reich.
Pilze zu kaufen ist erlaubt. Pilze, wohl gemerkt. Schwammerln: Nein! Die findet man. Wie? Indem man sie nicht sucht. Allzu oft nämlich stellt sich der mitgebrachte Korb als ‚Knofel‘ heraus. Schwammerlsucher sind abergläubisch, verschlagen und eigenbrötlerisch. Man erkennt sie daran, dass sie über das Moos schleichen, als wären sie gar nicht von dieser Welt. Bloß nicht zugeben, dass man auf Pirsch ist. Das aber sind Profis immer. Sie scannen den Wald, so schnell kann manch anderer Wandersmann gar nicht schauen. ‚Pilzler‘ sind immer und überall auf Raubzug. Heutzutage ist die tägliche Beute gesetzlich reglementiert: Nicht mehr als zwei Kilo pro Korb und Nase. Kaum wärmen die frühen Sommersonnenstrahlen den feuchten Boden und die ersten Sporen schießen aus, fluten Kohorten die Wälder. Dabei ist keineswegs gesagt, dass die Pfründe des Vorjahres mit den Fundorten der neuen Saison übereinstimmen. Moospölster und Baumstrünke sind wankelmütig. Die Wahrheit ist, dass es keine Regel gibt.
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In Reih und Glied
Meine Großmutter war eine große ‚Pilzlerin‘. Eine Antithese zu ihrem Ausmaß, überragte sie doch all die Eierschwammerln, Wiesenchampignons und Täublinge nur unwesentlich. War sie müde vom vielen Sammeln, legte sie sich in den Schatten großrädriger Parasolschirme und träumte von vollen Körben… Das ‚Finden‘ war ihr auf Grund ihrer geringen Körpergröße in die Wiese gelegt. Im Gegensatz zu mir. Da sie alles sah, sah ich nichts. Mein innerer Pilz-Kompass verhielt sich reziprok zu ihrem, der, je kleiner sie wurde, desto genauer arbeitete – bis ich mich eines Tages frustriert, weil erfolglos aus dem Pilzgewerbe zurückzog. Nie mehr wieder wollte ich mit leerem Körbchen vor die Augen meiner Mutter treten. Erst vor einigen Jahren packte mich die alte Leidenschaft erneut. Und, wer sagt’s, aus einem ehemals Erfolglosen wurde ein passioniertes Schwammerl-Ass. Was war geschehen? Die Göttin meiner Kindertage war nicht mehr, ich gewann an Selbstvertrauen und fand und fand und fand. So einfach kann’s gehen: Der Glaube an den Schwamm versetzt Berge. Seither schleiche auch ich durch Wald und Flur, mit seligem Lächeln und keinem Körbchen in der Hand, um mich bloß nicht zu outen gegenüber verschreckten Pilzen und, noch schlimmer, vor plötzlich aus dem Unterholz auftauchenden Kollegen. Später, nach erfolgreichem Beutezug, verscharre ich mein Fundgut und schleiche erst nach Einbruch der Dunkelheit zum Tatort zurück um meine Schätze in Sicherheit zu bringen. So macht’s das Eichhorn, so macht’s der Profi und so mache ich’s.
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Nach dem Fund
Kärnten ist eines meiner bevorzugten Raubzugsgebiete. Keineswegs werde ich den Teufel tun und mein Planquadrat preisgeben. Nur so viel sei gesagt: Die Wälder rund um den Pressegger- und Weißensee geben was her. Und, ‚Nomen est Omen‘, die Gail hat’s in sich. Mein besonderes Highlight: Nach erfolgreicher Tour bei der nächsten Hütte einkehren und sich von der Wirtin eine fangfrische Mahlzeit aus Frischgebrocktem zubereiten zu lassen. Schwammerlesser machen es so: In der Wirtsstube putzen dass die Sporen fliegen und den Überhang, der nicht Vorort verspeist wird, der Köchin als ‚Maut‘ übrig lassen. Beilagen wie Salat, Knödel oder Petersilkartöffelchen, nebst magenschließender Stamperl-Runde, werden natürlich bezahlt. Kaum steht die Eisenpfanne am Tisch, randvoll mit den köstlichsten Pilzen und Schwammerln, daneben ein tüchtiger Kanten Schwarzbrot, ist die Welt mehr als in Ordnung.“
Sightseeing Drautal / Weißensee:
Der Weißensee (Höchstgelegener Badesee Kärntens, ein Juwel an Schönheit)
Ochsenschlucht und Gaislochklamm (Wanderparadies und wildromantische Kultur-Kulisse für zeitweilige ‚Jedermänner‘)
Schloss Porcia (Renaissance-Schloss im zauberhaften Spittal und Standort der alljährlichen Komödienspiele)
Emberger Alm (Wander-, Ski- und Drachenfliegerparadies)
Dellach im Drautal (Baden, Campen und vorbildliche Dorffeste)
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Der Weißensee
Schottis Tipps:
Wanderung entlang des Weißensees (Von Techendorf bis zum Talschluss – danach mit dem Schiff zurück)
Der Weißensee im Winter (Größte Natureisfläche Europas, Drehort des James-Bond-Filmes ‚Ein Hauch des Todes‘)
Der Drauradweg (700 Kilometer von Italien bis Ungarn, immer an der Drau entlang. Ein Muss für Radler!)
‚Kasnudel‘-Feste im Drautal (Überall wo eine Milchkanne in der Landschaft steht, finden im Sommer Feste zu Ehren der göttlichen Nudel statt)
Essen und Trinken:
Restaurant ‚Das Löwenzahn‘ in Neusach am Weissensee (Das Beste, was See und Umgebung zu bieten hat)
‚Buschenschenke Hupfa‘, Berg im Drautal (Zünftige Jause im Weingarten)
‚Hochtristenhaus‘ auf der Emberger Alm (Selbstgebrocktes wird hier, wenn es die Zeit erlaubt, frisch zubereitet)
‚Tante Thaler‘ (Privatunterkunft in Draßnitzdorf – Die besten Kasnudeln weit und breit)
„Die Straße windet sich wie ein dunkles Halsband den Hügel hinauf, um sich mehr und mehr hinter den dunklen Wäldern am Horizont zu verlieren. Dort oben, scheinbar am Ende der Kärntner Bergwelt, sehe ich ein paar seltsame Fahrzeuge herankriechen: Großrädrige Lastfahrzeuge, gefolgt von einer Gruppe von Motorrädern. Die Himmelskolonne bewegt sich die Serpentinen in Richtung Dorf herunter, verschwindet hinter der Kirche, wird zwischen SPAR und Raiffeisenbank wieder sichtbar und erreicht schließlich die Hauptstraße. Am Festgelände machen die urzeitlichen Fahrzeuge Halt und formieren sich, sortiert nach Art und Typus auf dem Wiesengrund. Gut gelaunt springen die Kraftfahrer ab und klopfen sich gegenseitig den Staub von den Schultern. 
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Oldtimertreffen in Dellach
Auf der ‚Dellacher Wies’n‘ ist trotz der frühen Stunde schon mächtig was los: Wurstbratereien, Bierbuden, eine Luftburg, der schon jetzt die Luft auszugehen droht, ein Podest für die örtliche Dorfmusik. Das diesjährige ‚Oldtimer-Treffen‘ öffnet seine vormittäglichen Pforten. Alle zwei Jahre werden die Benzinritter in Dellach im Drautal vorstellig und dementsprechend ist alles was Rang und Namen hat auf den Beinen: Bürgermeister, Pfarrer, Lehrer, Gemeinderat. Sogar ein Öko-Pärchen mit dem knittrigen Transparent ‚SCHLUSS MIT SPRIT‘ ist da. Der schmucke Ort hat sich einmal mehr herausgeputzt. Sogar einige ‚übriggebliebene‘ Holländer liegen in Festtagslaune im Gras und saufen ihr mitgebrachtes ‚Grolsch‘. Gestern Abend erst hat am Platz vor dem Gemeindeamt das alljährliche Blasmusikfest, samt Sommerfrischler-Ehrung stattgefunden. Heute sind die Aficionados dran. Der Kulturvereinsausschuss weiß wie man’s macht. Benzinschwaden ziehen durch den Luftkurort. Die Dellacher schließen die Fenster, die Sommersaison muss genützt werden. Der großzügige Campingplatz in unmittelbarer Nähe zum örtlichen Schwimmbad ist fest in niederländischer Hand. Und auch sonst platzt das schmucke Örtchen aus allen krachledernen Nähten. Während unten auf der Gemeindewiese der Herr Bürgermeister das Musikerpodest erklimmt, um die ‚Herren Besucher aus Nah und Fern‘ willkommen zu heißen, nutzt der Reisende um Quartier zu machen.
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“Tante Thaler” in Draßnitzdorf bei Dellach
Ein Fähnchen mit der Aufschrift ‚Fremdenzimmer‘ sticht ins Auge. Den Trick kenne ich. Auch wenn die wenigen Gästezimmer längst vergeben sind, die Fahne ist der Lockvogel. Aus einem der mit Geranien geschmückten Fenster im ersten Stock beugt sich eine hübsch gefüllte Dirndlbluse. Ich frage um ein Zimmer. Die Bluse schüttelt den Kopf. „Nichts zu machen. Aber die Tante hat vielleicht was frei, Frühstück inklusive.“ Wo denn die Tante zu finden wäre, frage ich. Die Dralle deutet den Hügel hinauf. „Oben. Ganz oben. Die Keuschn dort. Aber es ist Saison und die Holländer hocken überall.“ „Sind denn die meisten nicht unten am Campingplatz?“ „Der Rest schläft hier. Das heißt, wenn sie schlafen.“ „Und wenn oben nichts frei ist?“, frage ich. „Dann dort drüben, jenseits des Brunnens. Dort wohnt die Tante.“ Das Dekolleté zieht sich zurück und das Fenster wird geschlossen. Ich steige in den Wagen. Nicht versagt der Starter. Bei der Tante läute ich. Nichts. Ich klopfe an das Glasfenster der Türe. Nichts. Schritte. Atmen. Hinter der Scheibe steht jemand. Ich klopfe nochmal. 
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Dellacher Alm
Die Türe öffnet sich einen Spalt breit. „Ja?“ Eine Sonnenbrille. „Sind Sie die Tante?“ „Nein.“ „Sie vermieten Zimmer?“ „Ja.“ „Ich soll bei der Tante nachfragen.“ „Ich bin keine Tante.“ „Doch.“ „Nein. Was wollen Sie von mir?“ „Haben Sie ein Zimmer für heute Nacht?“ Die Sonnenbrille mustert mich. Sehe ich aus wie ein Holländer? „Tante?“, sage ich. „Wie viele Nächte?“ „Kommt drauf an.“ „Worauf?“ „Mindestens eine.“ „Ich bin keine Tante. Und Ihre schon gar nicht.“ „Sind Sie sicher?“ „Sicher.“ Die Frau öffnet die Türe. Ich weiß nicht, ob ich eintreten soll oder nicht. Unschlüssig bleibe ich stehen. „Zwei Nächte?“ „Vielleicht“, sage ich. Die Frau, die nicht meine Tante ist, steht da wie Charon, der Fährmann, der die verstorbenen Seelen in die Unterwelt übersetzt „Tag, Tante“, sage ich und ich weiß eigentlich gar nicht, warum. Die Frau mit der Sonnenbrille sieht mich unverwandt an. „Kommen Sie“, sagt sie und weiß wahrscheinlich auch nicht warum. Wir steigen hinauf in den ersten Stock. Das Zimmer ist entzückend. Auf der gegenüber liegenden Seite des Tales sehe ich einen Berg, der von der Morgensonne in milchiges Weiß getaucht wird. „Schön“, sage ich, „Ich nehme das Zimmer. Für drei Tage.“ „Drei Tage?“ Die Frau stakst die steilen Stufen nach unten. In der noch offenen Eingangstüre stehen wir einander erneut gegenüber. „In Ordnung?“ „In Ordnung. Für drei Nächte bin ich auch Ihre Tante.“ Sagt’s, wendet sich um und tastet den langen, düsteren Gang zurück in die Küche. Seither habe ich eine Tante im Drautal. Seit unserer ersten Begegnung sind schon einige Jahre vergangen. Jedes Mal, wenn es mich in Richtung Süden zieht, steppe ich auf ein paar Nächte vorbei. Tante und Neffe sind längst Freunde geworden. Und da sage noch einer, die Dellacher sind kein eigenes Völkchen…“
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Mein Lieblinsgericht
‚Eierschwammerl im Reindl‘
Rezept für 4 Personen:
Eierschwammerln (so viel der Wald hergibt)
2 Eier
Rahm/Creme fraiche
2 Zwiebeln
Räucherspeck (in kleine Würfeln geschnitten)
Petersilie
Öl oder Butter
Zwiebel klein schneiden und in Öl oder Butter anschwitzen
Speck dazu und so lange braten bis er zu duften beginnt
Eierschwammerln, nach Bedarf geschnitten dazu, anrösten lassen
Eier schlagen, Sauerrahm/Creme fraiche unterziehen und zu den Schwammerln geben
Bevor die Eier stocken, Reindl vom Herd nehmen
Mit Petersilie garnieren
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Aus dem Körbchen auf den Teller
Nächste Woche, nächster Halt: ‚Südsteiermark. Vom Schilcherland zur Weinstraße‘
Euer Schotti
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