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#gerichtsöffentlichkeit
fabiansteinhauer · 1 year
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Witzel
In seinem neuen Buch Kunst als Indiz erwähnt Frank Witzel Mihály Munkácsy. Er teile mir Nietzsche Lebensdaten, Syphilis und späte geistige Umnachtung. Ich müsste ihn kennen, weil ich 1992 in der Ungarischen Nationalgalerie einen Tag verbracht habe, von dem ich aber nichts mehr weiß, weil mich damals erstens die historistische Malerei und der dekadente Akademismus erschlagen hat und weil ich damals noch ohne Kamera in Museen ging, kein Protokoll führte und meinte, etwas suchen zu müssen oder Fragen zu haben. Vor allem das letzte nimmt einem dann meist den Blick, man sucht und fragt und kommt blöder raus, als man rein ging. Die Bilder kennen die Fragen doch gar nicht, die man mitbringt, sie haben doch vielleicht selber welche. Außerdem hatte ich Schnupfen und damit Kopfverstopfung.
Witzel schreibt Literatur, der kann erzählen, und so wird seine Beschäftigung mit einem Bild in der Fernsehserie Derrick zu einer weitführenden Erzählung. Er liest ein spätes Bild von Munkácsy als ein Bild von Ophelia. Heute führe ich nicht nur zu Museumsbesuchen Protokoll, auch bei der Lektüre. Witzel gibt nicht nur viel zu lesen, viel weitere Recherche in die Lektüre einzuhalten, viel zu notieren, zu skribbeln und zu schreiben. Ich lese das Buch jetzt zum zweiten Mal, das erste Lesen hat nur gescannt, was drin steht und was nicht. Dass dieser Text die Schriftenreihe Bildfäden eröffnet, freut mich jetzt nochmal mehr.
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Nach Kritik folgt die Kehrtwende des BMAS in Sachen Gerichtsöffentlichkeit. Die erste Fachzeitschrift für die rechtlichen Implikationen der Corona-Pandemie erscheint und der "Sommermärchen"-Prozess in der Schweiz ist nun endgültig verjährt.
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fabiansteinhauer · 1 year
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Neuste Medien
West of everything is post-law. It comes after the book, outside of the court, as an angelological norm, a byte, a pixel, a tweet, an emoji, a gif attaching and separating, assembling and freeing in the novel networks of the social media and their collectivities made possible through exponential modes of connectivity.
Neue Medien sind neuste Medien. Nicht erste heute gibt es neue Medien. Neue Medien sind gegenwärtig Medien von heute Morgen. Man erkennt sie daran, dass sie das vorletzte Medium, das eben oder gestern Abend noch neue war, alt aussehen lassen. Eben oder gestern soll das Bild oder die Kamera, der Film oder die Videotechnik die Gerichtsöffentlichkeit fundamental geändert haben. Kaum ist aber das Smartphone erfunden, sehen diese neuen Medien alt aus und werden durch das neuste Medium ersetzt. So merken die Kommentatoren an:
The camera, the first new technology to intrude into the courtroom, initially functioned to bring the world into the space of trial in the form of photographs and visual evidence. The image impacted upon proceedings but did not fundamentally challenge or disrupt the ordered character of the process or the dignity of the ritual as a secluded and sanctified liturgical enactment separate from the quotidian socius, protected still by architectural columns, courthouse steps, costumes, ushers, officials and closed doors.
2.
So wie Theodor Mommsen das pomerium, die gründliche römische Linie, vorgeschoben nennt, so muss man die neusten Medien Vorgeschobenes nennen.
Sie schieben jeweils die große Trennung vor, aber nur für diejenigen, die dem Dogma der großen Trennung folgen. Mit jedem neusten Medium sind diese Follower dann plötzlich von der Vergangenheit getrennt. Als Gegenleistung verschmilzt und versöhnt ihnen das neuste Medium, das Medium von heute Morgen, das Medium von gestern Abend mit einer großen und langen Vergangenheit.
Eben noch erschüttert das Bild das Recht, jetzt aber ist das Bild ein Teil der rechtlichen Tradition. Dafür vibriert nun das Handy und das Gericht bebt mit. Das ist strange, seltsam, isn't it?
Kann die Architektur nur vor jener Kamera schützen, die kein smartphone ist? Versagt der Schutz nur vor jener Kamera, die ein smartphone auch dann noch ist, wenn es nur black box ist und seine Technik nicht unbedingt genutzt wird, um Fotos zu machen, sondern um Emojis, GIFS oder Texte die Sperre zwischen Innen und Außen überspringen zu lassen?
Die Frage mag kompliziert formuliert sein, aber kompliziert ist die Frage, welche Medien und welche Techniken in Apparate involviert sind und wo genau jeweils die Grenze zwischen alt und neu verläuft. Das ist schon immer kompliziert, nicht erst, seit dem die Fotografie in der Moderne mit dem eitlen Anspruch auftrat, Bilder auf eine Art und Weise herzustellen, wie es vorher nicht möglich gewesen wäre. Mein Argument ist nicht, dass sich nichts ändert und das Medien, Bilder oder Recht keine Geschichte hätten, nicht auch diskontinuierlich sich aufschichten würden. Nicht unbedingt das Gegenteil, etwas anderes ist der Fall. Mein Argument ist, dass das Dogma großer Trennung die Historiographie ausdünnt und damit den Sinn für Ambiguität und, im warburschen Sinne, für eine Polarität, die auch durch die Zeit läuft.
3.
Goodrich/ Delage und Man greifen die Rhetorik der Fragmentierung und auf, aktualisieren sie mit dem neuen Begriff der disruption. Sie greifen gleichzeitig Ideen auf, die sich in Nähe zu einem Schlagwort von Aby Warurg bewegen, der das Telegramm und den Telegraphen in einer seiner Notizen zum Kreuzlinger Vortrag als Fernraumzerstörer bezeichnet hat, eine Wendung, die nicht technikfeindlich verstanden werden darf, vor allem müssenWarburg Launen zwar in Rechnung gestellt werden, aber um Leidenschaften zu privatisieren, sondern um mit Warburg einen Sinn für Polarität zu entwickeln. Den Formulierungen von Warburg ist möglichst viel Zweideutigkeit herauszukitzeln und das auch noch in allem mulitpolare Richtungen. Fernraumzerstörer können Fernräume sein, die nicht unbedingt Fernräume zerstören oder aber etwas anderes als Fernräume sein, durch dass unbedingt Fernräume zerstört werden. Das knappe Komposition, dass Warburg verwendet, ohne es zu entfalten, ist eine Wendung, eine wendige Formulierung. Die Zerstörer können einen Fernraum, sie können den Fernraum zerstören, können Platz für neue Fernräume machen oder aber die Bildung neuer Fernräume verhindern. Die Zerstörung kann dem Raum tun, was der Tod dem Leben tut, sie kann für den Fernraum tödlich sein, ihn nicht leben lassen, dann aber diesen Fernraum nachleben lassen. Sie kann nicht schöpferisch sein, sie kann schöpferisch sein.
Das Smartphone, also das device, mit dem man auch innerhalb des Gerichts 'außerhalb des Gerichts' recherchieren, posten, kommunizieren und agieren kann, ändere etwas fundamental am Gerichtsraum, der zur Architektur des Distanzschaffens gehört, der also auch eine symbolische, bildliche Funktion hat. Diese These von Goodrich/ Delage und Wan erinnert an Warburg, sie ist auch dann ernst zu nehmen, wenn der Hinweis auf das Fundamentale nach vierzig Jahren New Media fatal an die Texte von Ethan Kath erinnert, der in seinen frühen Texten so 'erschüttert' vom fundamentalen technischen Wandel erschien, dass er vergaß zu schreiben, was genau sich eigentlich ändere. Probleme sind nicht dafür da, weggeredet zu werden, sie sind auch nicht unbedingt da, um gelöst zu werden. Zuerst sind sie da, um geteilt zu werden und um sie herum Wahrnehmbarkeiten zu entwickeln. Das gelingt dem erwähnten Band fantastisch, auch mit dieser Passage aus der Einleitung.
3.
We will see, we will hear from it, we will taste it, it will touch us. Die oben zitierten Passagen stammen aus einer Einleitung und Einleitungen leiten nur ein. Der Sprung von Theorie zur Geschichte oder von Geschichte zur Theorie ist nicht einfach zu handhaben, zuviel Skrupel darf man auch nicht haben, wenn man Beobachtungen für symptomatisch, repräsentativ oder sogar für gründlich halten will, sonst kommt man ja überhaupt nicht mehr dazu, irgendeine Einleitung zu schreiben. Das haben Goodrich, Delage und Wan gut gemacht, vor allem haben sie fantastische Aufsätze gesammelt, die zeigen, wie lebendig die Diskussion um neue Medien und Recht in der internationalen Rechtswissenschaft ist.
Exkurs: Es ist nicht schade, es ist eine Katastrophe, wie das Staatsexamen in Deutschland und das Personal (sog. Professorinnen und Professoren/ Assitentinen und Assistenten/ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) an den Fakultäten und Fachbereichen die Kanäle zu diesen Diskussionen für die Studentinnen und Studenten verstopfen. Es ist ein Glück, dass es aber immer noch neben den verstopften Lehranstalten Orte gibt, für die das Studium des Rechts nicht bedeutet, Fähigkeiten zu erwerben, um das Staatsexamen zu bestehen. Aber (Vorsatz seit Januar 2018, erste Übungen darin seit Ende 2019 und erste Erfolge seit heute morgen um 6.30 Uhr): Bevor ich mich aufrege ist es mir lieber egal. A propos: Wer will als Gast/ Stipendiatin oder Doktorantin zum Max-Planck-Institut kommen?
4.
Lesenswert sind alle Artikel in dem Band. Emanuele Coccia macht noch einmal das Argument stark, dass die monotheistischen Rechtsordnungen und ihre Wissenschaften ohne Bild nicht zu denken sind, dass montheistische Rechtswissenschaften also auch Bildwissenschaften sind. Das freut mich natürlich, vor allem deswegen, weil er, anders als viele andere Autoren, auf die doch etwas hohlen Argumente der wundersamen Bildvermehrung und der Bildmacht verzichtet, sondern schlicht mit Texten, kanonischen Quellen argumentiert.
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