Tumgik
Text
Jovana war noch nicht so recht klar, was ihr seine Reaktion sagen sollte. Alleine die Tatsache, dass auch er ein Hexer war und mit Sicherheit in dem Glauben an Schicksal aufgewachsen, ließen es zu, dass es ihr schwer fiel seine Worte einordnen zu können. Was ihm aber auf jeden Fall anzusehen war, war dass er noch mehr auf Abstand ging, ihr deutlich signalisierte, dass sie besser gehen sollte. Auch wenn sie lieber darauf bestanden hätte zu bleiben, um dem gemeinsamen Bildern und den eigenartigen Reaktionen auf einander auf den Grund zu gehen, entschied sie sich dennoch dazu seiner unausgesprochenen Bitte nach zugehen. Ein unschönes Gefühl machte sich in ihrer Magengrube breit, fühlte es sich doch an als würde sie einen Menschen verlassen, den sie ihr ganzes Leben kannte und mit dem sie Empfindungen verband die mit nichts zu vergleichen waren. Diese Empfindungen waren wie aus dem nichts in ihr heran gewachsen, hatten sie mit einem Mal überrumpelt und ihr keine Chance gegeben sich daran zu gewöhnen oder gar sich damit auseinander zu setzten. Dazwischen mischte sich das Gefühl von Angst, Angst davor was all das zu bedeuten hatte und wie es ihr Leben verändern würde. Doch musste sie sich erstmal keine Gedanken mehr darüber machen, vermutlich würden die beiden einander nicht wiedersehen. In einigen Tagen würde der Zirkus seine Zelte abbrechen und weiterziehen, wohin stand wohl noch in den Sternen, aber es würde bedeuten, dass sie Finnian nicht mehr zu Gesicht bekommen würde, also warum sollte sie sich dann noch groß Gedanken darüber machen, was sie gerade in seinem Laden erlebt hatte.
Wie es sich für ihre Erziehung gehörte sammelte sie also nun ihre Sachen zusammen, ging sicher auch alles mitzunehmen was sie bei ihm erworben hatte, ehe sie sich höflich bei ihm verabschieden konnte. Es waren nur wenige Meter die sie benötige um den hinteren Teil des Ladens zu verlassen und die Tür zu erreichen. Insgeheim hoffte sie darauf, dass er sie daran hindern würde zu gehen, dass er etwas sagen würde um sie davon abzuhalten und um ihn noch etwas mehr Zeit dafür zugeben, warf sie ihm über ihre Schulter hinweg einen Blick zu. Erst als sie sich absolut sicher war, dass er diese Hoffnung nicht erfüllen würde öffnete sie die Ladentür, löste dadurch die Glocke über dieser aus und war dann hinaus ins Freie getreten. Der Regen hatte sich in ein Nieseln verwandelt und traf somit nur noch kaum auf das bunte Tuch über ihren Haaren, auch der Wind war etwas ruhige geworden wirbelte nicht mehr ganz so sehr durch den Saum ihres Kleides und machte ihr den Rückweg etwas angenehmer.
Ohne weitere Zwischenfälle erreicht sie nach einiger Zeit den Zeltplatz, trotz des Regens tummelten sich noch einige Besucher auf dem weitläufig Gelände. Einige warteten darauf, dass die Vorstellung beginnen würden, andere deckten sich mit Popcorn oder Zuckerwatte ein und wieder Andere waren auf der Suche nach einem perfekten Andenken, an einen perfekten Tag. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen, denn egal wie anstrengend es auch war nie ein wirkliches Zuhause zu haben empfand sie Zufriedenheit immer dann wenn sie die strahlenden Kinderaugen und die zufriedenen Gesichter der Besucher beobachten konnte. Auf dem Weg zu ihrem Wagen hielt sie hier und da einen kurzen Plausch mit einigen der Schaustellern. Das Miauen der Katzendame begrüßte sie, als sie die Tür ihres Wagens geöffnet hatte und kaum dass sie diesen betraten hatte strich ihr Starlight schon um die Beine. Erst nach dem sie das Buch in einem Regal und die Kräuter auf dem Tisch abgelegt hatte griff sie nach dem Tarotkarten. Wieder war das dieses Gefühl der Verbundenheit, beinah schien es als würde es von den Karten ausgehen, die Finnian ihr als Geschenk mit gegeben hatte. Aus einem inneren Bedürfnis heraus fand sie für diese Karten einen ganz besonderen Platz, verstaute sie oberhalb der Kommode, so dass sie immer einen Blick darauf werfen konnte, wenn ihr danach war. Jovana hob kurz darauf den Körper der Katzendame an und strich ihr über das kleine Köpfchen, grüne Augen strahlten ihr entgegen und ließen ein Lächeln auf ihren Lippen Einzug halten. „Was sagst du, Starlight? Wollen wir mal schauen ob Billy ein paar Leckereien für dich hat?“ Es war für die beiden schon zu einem festen Bestandteil ihres Tagesablauf geworfen Billy, der einen kleinen stand mit allerlei Köstlichkeiten betrieb, einen Besuch abzustatten und nicht ein Tag war vergangen an dem Starlight nicht auch etwas von seinen köstlichen Fleischspießen vorgesetzt bekam. Mit der Katze auf dem Arm, drückt sie die Tür nach außen auf und noch bevor sie ihren Wegbegleiter auf den Boden hätte setzten können fielen ihre azurblauen Augen auf die Gestalt des Hexers, den sie noch zuvor noch in seinem Laden besucht hatte. Die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben, ihre Augen hatten sich etwas geweitet und ihre Augenbrauen hatte sie nach oben gezogen. „Finnian..“ Die zwei kleinen Stufen vor ihrem Wagen hatte sie schnell hinter sich gelassen, trat so etwas näher an ihn heran. „Was..was machst du denn hier? Hab ich etwas bei dir liegen lassen?“ spekulierte sie nun etwas hilflos. Sein Erscheinen brachte sie etwas aus dem Konzept. Den Drang mit ihm in körperlichen Kontakt zu treten, um ausschließen zu können, das sein Laden Auslöser für die gemeinsamen Bilder gewesen war, ging dir jedoch nicht nach. Sie hatte sich ihm gegenüber schon zu sehr geöffnet, in dem sie preisgeben hatte, dass sie diese Bilder sah. „Oder bist du hier, weil du vielleicht doch der Meinung bist, dass hinter unserer Begegnung mehr als Zufall steckt.“ Jovana ging etwas in die Knie um Starlight behutsam auf dem Boden abzusetzen, dass Kätzchen jedoch wich der jungen Hexe nicht von der Seite, verweilte neben ihr. Schien den nächtlichen Besucher eindringlich zu mustern.
0 notes
Text
Finnian wusste, dass die Hexe recht hatte. Auch er war in dem Glauben großgezogen worden, dass nichts reiner Zufall war, sondern immer etwas Schicksal hinter allem steckte. Er wusste auch, dass die Begegnung mit ihr alles andere als Zufall war, aber er wollte es sich nicht eingestehen. Wenn er sie anblickte, bemerkte er, dass Emotionen in ihm hochbrodelten, die eindeutig nicht seine eigenen waren. Wie konnte er Zuneigung für jemanden empfinden, den er gar nicht kannte? Auch wenn sie wohl hier groß geworden war, konnte Finnian sich nicht daran erinnern ihr über den Weg gelaufen zu sein. Vielleicht lag das aber auch daran, dass er nur selten Zeit mit Kindern in seinem Alter verbracht hatte und Jovana schien es in ihrer Kindheit ähnlich zu gehen. Es war seine Art jemanden wegzustoßen, bevor es demjenigen gelingen konnte hinter die Mauer und Fassade zu blicken. Das letzte Mal, als es jemand geschafft hatte ihn dazu zu bringen seine Maske abzulegen, war es ziemlich beschissen ausgegangen. Finnian war Blutopfer gewohnt, doch ihm war aufgefallen, dass jeder, der ihm auch nur ansatzweise wichtig war, früher oder später als Ritualopfer auserwählt wurde. Anfangs lag er wegen dieser Erkenntnis teilweise nächtelang wach, ohne eine Sekunde Schlaf zu finden. War er dazu verdammt auf ewig einsam zu bleiben? War es das, was Pan für ihn vorgesehen hatte? Inzwischen hatte er sich mit der Einsamkeit abgefunden, was jedoch auch zur Folge hatte, dass er keine Intention hatte jemand neues in sein Leben zu lassen. Die Angst vor dem Verlassen werden war einfach zu groß, zu unüberwindbar, als dass er es noch einmal wagen wollte oder konnte. Ausdruckslos blickte er sie an, versuchte keine Regung in seinem Gesicht zu zeigen, die verraten könnte, dass er innerlich fast schon kurz davor war zu betteln, dass sie nicht ging. Finnian war neugierig, was es mit ihr auf sich hatte und wieso sie beiden dieselben Bilder sahen, wenn sie sich berührten. Andererseits siegte die Vernunft, sodass er die Arme vor der Brust verschränkte und ihr dabei zusah, wie sie die Teetasse abstellte und ihre Sachen zusammenpackte, um den Rückzug anzutreten. Doch jedes Mal, wenn sie ihren Blick auf ihn legte, wich er diesem aus und verhinderte somit, dass sie einen Blick in seine Augen erhaschen konnte. Seine Augen waren in manchen Fällen wie das Tor zu seiner Seele, sie würden ihn vermutlich verraten und so wie er sie einschätzte wäre ihr das Grund genug, um nicht zu gehen, sondern die Sache zu erforschen. Dabei sträubte er sich dagegen sie noch einmal zu berühren. „Einen schönen Tag noch, Jovana“ verabschiedete er die rothaarige Hexe, die ihm nun den Rücken zukehrte. Durch das Klingeln der Glocke über der Ladentür stellte er fest, dass sie wirklich gegangen war. Fluchend schüttelte er den Kopf, als er aus dem Hinterzimmer trat und sah, dass sie verschwunden war. Dabei war es doch genau das, was er von ihr verlangt hatte, oder nicht? In seinem Inneren spielte sich ein Zwiespalt ab. Einerseits war er erleichtert, dass sie ihn respektierte und verstanden hatte, dass er allein sein wollte und andererseits war er sauer auf sich selbst, dass er sie weggeschickt hatte, ohne mehr über sie herauszufinden. Was wusste er schon von ihr? Lediglich ihren Namen, dass sie aus Rosemarkie kam und inzwischen in einem Wanderzirkus zuhause war. Und natürlich, dass sie dem Lichtzirkel angehörte. Nachdem Jovana also seinen Laden verlassen hatte, versuchte er sich mit allerlei Dingen abzulenken. Doch nicht einmal das Buch, in welchem er momentan las, wollte ihn wirklich fesseln. Frustriert schlug er das Buch geräuschvoll zu, bevor er beschloss den Laden für heute abzuschließen und sich in sein Apartment zu verkriechen.
Der Abend verging ohne weitere Zwischenfälle. Nachdem er in seinem Apartment das Gefühl hatte zu ersticken, brach er zu einem mitternächtlichen Spaziergang auf, der ihn geradewegs durch den angrenzenden Wald führte. Die frische und kühle Nachtluft half ihm dabei die düsteren Gedanken bei Seite zu schieben und logisch über die Sache mit Jovana nachzudenken. Allerdings kam er zu dem Entschluss, dass es schlichtweg keine logische Erklärung gab. Wie konnte es sein, dass sie beiden dieselben Bilder sahen, wenn keiner von ihnen über eine solche Fähigkeit verfügte? Nicht einmal in irgendwelchen Büchern hatte er darüber gelesen. Das Einzige, was ihm in den Sinn kam, war eine Art von Reinkarnation, doch das schloss er vehement aus. Zu einem solchen Schicksal war er nicht verdammt worden, das wüsste er. Und doch ließ ihn dieser Gedanke nicht los. Auf seinem Spaziergang durch den Wald pflückte er die ein oder anderen Kräuter, die er später zum Trocknen in seinem Laden aufhängen würde. Heimische Kräuter waren noch immer die Besten, wenn es darum ging einen Tee zu kochen. Seufzend blieb er stehen, bis er bemerkte, dass seine Schritte ihn geradewegs zu dem großen Platz gebracht hatten, auf welchem der Wanderzirkus seine Zelte aufgeschlagen hatte. Resigniert betrat er den Platz. Die Alarmglocken in seinem Kopf fingen an zu schrillen, doch er ignorierte sie, bis er jemanden traf, der aussah, als würde er hier arbeiten. Finnian wechselte nur wenige Worte mit dem Mann, der ihm schließlich beschrieb, wo er Jovana finden konnte. Die Zelte waren teilweise noch hell erleuchtet und auch das, in welchem sich Jovana angeblich aufhielt, war noch nicht dunkel. Sollte er einfach eintreten? Der junge Hexer war drauf und dran wieder kehrtzumachen, um unbemerkt zu verschwinden.
0 notes
Text
Jovana war nie eines der Kinder gewesen, die schnell neue Freundschaften schlossen oder ihre Erfüllung darin fanden mit anderen Kinder ihre Zeit zu verbringen, viel lieber wuselte sie in der Küche ihrer Großmutter herum, half ihr dabei verschiedene Tränke zu brauen und freute sich immer ganz besonders darüber, wenn sie die Zutaten in den brodelnden Kessel über dem Feuer werfen konnte und dabei zusah wie sich die Farbe der Flüssigkeit damit änderte. Noch heute erinnerte sie sich gerne daran zurück wie stolz ihre Großmutter sie immer angesehen hatte, wie ihre Augen funkelten, wenn Jovana lauthals lachte, weil sie so viel Freunde empfand. Noch heute taten diese Erinnerungen weh, die Liebe zu ihrer Großmutter war beinah stärker als die zu ihrer eigenen Mutter. Nachdem ihr Vater sie einfach verlassen hatte, war ihre Mutter nicht mehr die selbe gewesen, hatte sich oftmals in ihrem Zimmer eingeschlossen und so vergingen manchmal Tage bis sie ihre Mutter wieder zu Gesicht bekam. So blieb ihr nur ihre Großmutter, mit der sie besonderes Momente teilen konnte und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch ihre Mutter dafür entschied ihre Tochter zu verlassen. Seit dem Tod ihrer Großmutter war Jovana alleine gewesen, entschied sich somit bewusst dazu sich dem Wanderzirkus anzuschließen, gab es doch nichts mehr was sie in Rosenmarkie noch hielt. Wieder hier zu sein, löste ein Wechselbad der Gefühle in ihr aus. Auf der einen Seite verband sie schöne Erinnerungen mit dem kleinen Städtchen, zumeist jedoch überwiegend die schlechten Erinnerungen.
Allzu lange konnte sie all den verzweigten Gedankengängen nicht nachgehen, ihre Aufmerksam wurde im Hier und Jetzt benötigt und somit konzentrierte sie sich auf Finnian, den sie aufmerksam musterte, als sie nun von ihm wissen wollte, ob auch er diese Bilder gesehen hatte. Auch wenn er vor ihr versuchte seine Reaktion zu verstecken, konnte sie auf seinen Zügen erkennen, dass sie ihn damit etwas aus dem Konzept gebracht hatte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass auch er diese Bilder gesehen hatte, dass er ähnliche Empfindungen wahrgenommen hatte wie sie selbst. Eine Tatsache, die nur noch mehr Fragen aufwarf anstatt Antworten zu geben. Zwangsläufig mussten die beiden auf eine gewisse Art und Weise in Verbindung zu einander stehen, aber woher diese Verbindung kam, darauf konnte sie sich noch immer keinen Reim machen. Es entstand also die stille Hoffnung, dass das Gespräch mit ihm etwas Klarheit schaffen würde. Die junge Hexe konnte nicht verbergen, dass seine Antwort nicht diejenige war die sie sich erhofft hatte. Glaubte er wirklich, dass die Magie ihnen einen Streich gespielt hatte? So recht glauben konnte sie es nicht. Nie zuvor hatte sie von einem ähnlichen Vorfall gelesen oder gehört und ihr Glauben würde es nicht zulassen, darin ein Versehen zu erkennen. Hinter den Bilder, dieser spürbaren Verbindung musste mehr stecken und sie würde dieser Sache auf den Grund gehen. Zum einen war sie viel zu neugierig, um diese Tatsache einfach fallen zu lassen, zum anderen musste sie Antworten darauf finden. Das Risiko eingehen, dass diese Antworten ihr Schicksal verändern konnten. „Nichts passiert ohne einen Grund, Finnian. Hinter jeder Kleinigkeit steckt etwas Großes, der Tatsache muss man sich einfach nur stellen.“ Jovana sprach immer aus was sie dachte und es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass er die Situation zwischen ihnen versuchte herunter zu spielen. Es lag klar auf der Hand, dass hier etwas nichts stimmte und es nicht nur eine Laune der Magie war. Seine folgenden Worten machten unweigerlich klar, dass es ihm lieber war, wenn sie verschwand. Er sagte es vielleicht nicht direkt heraus, aber wenn man zwischen den Zeilen laß war es deutlich zu erkennen. Da die rothaarige eine gute Erziehung genossen hatte, würde sie sich niemals jemanden aufdrängen und so deutete sie ein Nicken an, stellte im gleichen Atemzug die Teetasse auf den Tisch ab, der gefüllt von Büchern und unzähligen Kräutern war. „Ich sollte diese Chance wohl nutzen, um halbwegs trocken meinen Heimweg anzutreten.“ Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem freundlichen Lächeln, wobei sie ihre Habseligkeiten wieder an sich nahm. Das kleine Paket dass er ihr zusammengebunden hatte fand einen Platz zwischen ihren Fingern, ihre großen Augen suchten jedoch noch einmal den Kontakt zu den seinen, doch gelang es ihr nicht deinen Blick mit dem ihren einfangen zu können, bewusst wich er ihr aus. Nur wusste sie nicht ob er es tat, weil er sich unwohl fühlte oder weil er etwas vor ihr zu verbergen versuchte.
Die Entscheidung, ihn nicht weiter mit ihrer Anwesenheit zu behelligen, hatte sie kurz darauf getroffen und durchschritt das Hinterzimmer, mit wenigen Schritten, wandte sich jedoch im nächsten Moment noch einmal in seine Richtung. „Ich finde alleine raus, aber solltest du deine Meinung ändern und doch über das sprechen wollen was wir beide gesehen haben kannst du mich noch einige Tage auf dem Zirkusgelände finden.“ Ihr Lächeln war voller Aufrichtigkeit, wirkte beinah einladen. Da der Regen noch nicht ganz nach gelassen hatten zog sie sich das Tuch wieder über ihr rotes Haar und bevor sie den Weg Richtung Ladentür antreten konnte warf sie ihm noch ein „Es hat mich gefreut, Finnian.“ entgegen.
0 notes
Text
Vielleicht hatte er sie schon einmal gesehen. Rosemarkie war bei den Göttern wirklich keine große Stadt. Es war viel eher ein kleines, ruhiges Örtchen, in welches sich regelmäßig Touristen verirrten. Dass es hier einen aktiven Hexenzirkel gab, hatte sich herumgesprochen, weswegen es umso mehr Leute anlockte. Allerdings sahen auch Hexen aus, wie normale Menschen und nur selten gaben sie vor Fremden preis, wer oder was sie wirklich waren. Bei Finnian war das eine andere Sache. Durch den Laden und den dazugehörigen Job Tarotkarten zu legen, war es offensichtlich, dass er zumindest in irgendeiner Hinsicht eine Affinität für Magie haben musste. Zumal seine Tränke und Salben bisher immer funktioniert hatten und dass auch, wenn es sich um die unmöglichsten Dinge handelte. Auch er hatte als Kind viel Zeit mit Büchern verbracht, in der Hoffnung sich so viel Wissen wie nur irgend möglich anzueignen. Es gab nur wenige Jugendliche, die damals in seinem Alter gewesen waren und da diese sowieso sein Interesse nicht wecken konnten, verbrachte er seine Zeit lieber zuhause oder irgendwo in der Natur, wo er überwiegend verschiedene Pflanzenarten und Kräuter suchte und sammelte, um sie anschließend zu verarbeiten.
Finnian konnte sich noch lebhaft an seinen ersten gelungenen Trank erinnern. Eine Mischung aus verschiedenen heilenden Kräutern, als Hauptbestandteil Kamille und Thymian, die gegen äußerliche Verbrennungen helfen sollte. Damals, als er in etwa sieben Jahre alt war, wurde sein Körper gezeichnet von mehreren kleinen und auch größeren Verbrennungen. Sein Vater pflegte nicht nur seine Zigaretten auf seinem Körper auszudrücken, sondern Feuer auch als Methode der Bestrafung zu nutzen. Noch heute zeichneten Narben davon seinen Körper, auch wenn sie kaum noch zu erkennen waren. Diverse heilende Salben und Umschläge, die er jahrelang tagtäglich zubereitet und verwendet hatte, waren dafür verantwortlich, dass fast keine Erinnerung an die Vergangenheit auf seinem Körper zu sehen war. Der junge Hexer konnte sich auch noch daran erinnern, wie sehr er es gehasst hatte in den Spiegel zu schauen – vor allem, wenn sein Vater ihn gerade frisch bestraft hatte und die Verbrennung pulsierte und unglaublich wehtat.
Ihre Worte holten ihn wieder in das Hier und Jetzt zurück, sodass er mehrmals blinzelte, um die Tagträumereien loszuwerden, die sich in seinem Kopf abspielten. Finnian lag mit seiner Vermutung, dass sie ihm die Bilder in den Kopf gepflanzt hatte, also falsch. Aber er hatte es ihr auch nicht zutrauen wollen, da die beiden sich nicht kannten und es fast schon frivol war einem Fremden solche Bilder zu zeigen. Manche Hexen waren durchaus sehr freizügig, was ihr Begehren und ihre Gedanken angingen, doch Jovana wirkte auf ihn nicht wie jemand, der sich so etwas bewusst hingab und andere mit hineinzog. Ihre Frage hingegen brachte ihm aus dem Konzept. Sie hatte die Bilder auch gesehen? Verwirrt zog er die dunklen Augenbrauen zusammen, sodass abermals eine Falte zwischen diesen entstand. Finnian wusste im ersten Moment nicht, was er darauf erwidern sollte. In seinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab und doch keine passte recht zu dem, was hier gerade passierte. Wie war es möglich, dass sie beide gleichzeitig dieselben Bilder sahen, die offensichtlich durch eine Berührung ausgelöst worden war? Der Hexer war drauf und dran nochmals nach ihrer Hand zu greifen, doch die Vernunft siegte über die Neugierde und er zog die Mauer, die er stets um sich herum bewahrte, noch ein Stück höher.
„Ich habe Bilder gesehen, die ich nicht einordnen kann. Das ist seltsam, aber wir sollten uns vermutlich nicht den Kopf darüber zerbrechen. Manchmal spielt einem die Magie einfach einen Streich.“ Es war ihr gegenüber nicht fair sich so zu verhalten, doch er bemerkte, dass sie langsam damit anfing ihn zu verstehen und Finnian wollte auf jeden Fall verhindern, dass sie ihn durchschaute. Das war bisher niemandem gelungen und das sollte auch so bleiben, denn der Hexer hatte kein Interesse daran sich vor jemandem seelisch zu entblößen. Seine Geheimnisse waren düster, furchterregend und einer Lichthexe würden diese das Herz und den Verstand brechen. Abermals nahm er einen Schluck von seinem Tee, blinzelte mehrmals und der Regen wurde schwächer. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie ging. „Der Regen klingt ab. Du musst dich also nicht weiter in meiner Gruselhöhle aufhalten.“ Sie wirkte tatsächlich etwas fehl am Platz. Natürlich passte sie als Hexe hier besser rein als manche anderen Klienten, aber die helle und schimmernde Aura, die sie umgab, passte einfach nicht zu der anhaltenden Dunkelheit, die sich in diesem Hinterraum eingeschlichen hatte. Dadurch, dass Finnian sich tagtäglich mit den Toten und der Dunkelheit beschäftigte, breitete sich das auch in seinen Räumen aus, in denen er diese Magie praktizierte.
Auch wenn ein schlechtes Gewissen an ihm nagte, so wich er ihren Blicken aus und klammerte sich schon beinahe an seiner Tasse Tee fest. Bei den Göttern, irgendetwas war hier seltsam und er wünschte, er wusste, was es war. Die Hexe, die noch immer ihm gegenüber stand, war ein Rätsel für sich und auch wenn Finnian dieses Rätsel gerne lösen wollte, wusste er nicht, ob er bereit für die Antwort war.
0 notes
Text
Jetzt, da sie ihm in den hinteren Bereich des Ladens gefolgt war, wurde sie das Gefühl nicht los, immer wieder die Stimme ihrer Großmutter, wie sie sich tadelnd zu dem kleinen Mädchen hinab beugte um ihr immer wieder einzubläuen, dass man sich von einem Hexer oder einer Hexe des dunklen Zirkels fern halten sollte. Je weiter sie in das Innere des Ladens trat umso intensiver wurde die tadelnde Stimme ihrer Großmutter, immer wieder erreichte sie ein warnendes Jovana, dass sie jedoch so gut es ging in der hintersten Ecke ihres Kopfes zu verbannen versuchte. Das ungute Gefühl, dass sich dadurch in ihrem Brustkorb, ausbreitete tat sie schlichtweg einfach ab, entschied sich bewusst dazu die unterschwelligen Warnsignale zu ignorieren. Die Neugierde darüber, was sich hinter den Erinnerungsfetzen versteckte und warum sie auf diese extreme Art und Weise reagierte, wenn sie einander berührten überwog. Zudem war Jovana sich ihren Kräften bewusst und würde sich schon aus einer gefährlichen Situation befreien können, sollte es dazu kommen. Doch noch schienen beide Seite sich eher aus einer gewissen Distanz zu begutachten, spähten die Grenzen des jeweils anderen aus, ohne dabei sehr auffällig zu sein.
Noch während sie sich in seinem Reich umsah wurde sie das Gefühl nicht los das Gewicht seiner Hand würde noch immer auf der ihren liegen, versuchte es einige Male abzuschütteln oder gar an dem Stoff ihres Kleides abzuwischen, so recht gelingen wollte es ihr aber nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass sie generell ein sehr feinfühliger Mensch war, sie vielleicht doch eine gewisse Bindung zu ihm aufbauen konnte, die sich einfach auf andere Art und Weise äußerte, doch noch nicht einmal in Büchern hatte sie davon gelesen und sie hatte viele Bücher gelegten. Eine Schwäche für Bücher hatte sie schon als kleines Mädchen gehabt. Immer wenn sie ihre Mutter oder Großmutter dabei erwischte, wie sie in einem Buch laßen war sie sofort zur Stelle um auf ihren Schoß zu kriechen und sich vorlesen zu lassen. Nachdem sie dann endlich gelernt hatte wie man laß, sah man sie nie wieder oder Buch. Egal wohin sie ging oder wo sie sich befand ein Buch war immer in Reichweite. Eine Leidenschaft, die sie wohl um den ein oder anderen neuen Kontakt gebracht hatte.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln, ihre Tasse stellte sie für einen Moment auf dem kleinen Tisch ab, bevor sie eines der Bücher angehen konnte, um es sich vor das Gesicht halten zu können, ahmte so eine lesende Position nach. „Mit Sicherheit hast du mich auch immer nur so gesehen, Finnian.“ spekulierte sie und ließ wenig später das Buch wieder sinken, um es an seinen Ursprungsort zurück zulegen, so dass sie die Teetasse wieder an sich nehmen konnte. „Den Großteil meiner Kindheit habe ich hinter einem Bauch verbracht, ich hatte also auch kaum Freunde hier. Vermutlich sind wir uns deshalb nie über den Weg gelaufen.“ Sein laut ausgesprochener Gedanke brachte sie dazu ihre Stirn etwas in Falten zulegen, vielleicht lag er damit gar nicht so falsch. Vielleicht hatte Freya sie in seinen Laden geschickt, vielleicht stand ausgerechnet er für eine schicksalhafte Wendung in ihrem Leben. Die Entscheidung Freyas würde Jovana niemals in Frage stellen, hatten sie doch bis jetzt immer einem höheren Zweck gedient. Vielleicht schickte Freya ihr all diese Bilder, vielleicht musste sie dem ganzen einfach auf dem Grund gehen, um heraus zu finden, was hier gerade passierte. Wie ertappt blickte sie direkt in seine smaragdgrünen Augen, gerade als sie den Gedanken an die Bilder gefasst hatte brachte er es auch schon zu Sprache und teilte ihr so unwillkürlich mit, dass auch er sie gesehen hatte. Beinah verschluckte sie sich an ihrem heißen Tee und musste sich kurz räuspern, während sie den Kopf schüttelte. „Nein, ich sehe nur Bilder von Menschen die mich in ihr Inneres blicken lassen. Das können Erinnerungen sein oder etwas was in der Zukunft passieren wird.“ Konnte es sein, dass die Bilder gemeinsame Erinnerungen waren, die sie miteinander verbanden. Aber warum konnte sie sich dann nicht daran erinnern? Warum war er ihr dann so fremd und zugleich so unendlich vertraut? Um die aufkommende Anspannung etwas lösen zu können, nahm sie erneut einen Schluck des Tees, der seine entspannende Wirkung langsam aber sicher auf sie abgab. Noch einen kleinen Moment zögerte sie, bevor sie erneut ihre glockenhellen Stimme erklingen ließ, ihn dabei eindringlich zu mustern begann. „Als wir uns berührt haben.. diese Bilder. Du hast sie auch gesehen oder?“ Auf die Gefahr hin ihm etwas preiszugeben, dass ihn mehr in ihr inneres blicken ließ, musste sie ihm diese Frage einfach stellen. Vielleicht konnte er ihr dabei helfen Antworten auf die Fragen zu finden die sich seit ihrer Begegnung in ihr angesammelt hatten. „Du hast auch gespürt, dass etwas zwischen uns passiert ist, dass so nicht normal ist, richtig.“ harkte sie nun nach und ihre blauen Augen fanden wieder einen Platz auf den seinen. Da war sie wieder diese Vertrautheit, diese Wärme in seinem Blick, von der sie einfach nicht wusste wie sie einzuordnen war und was sie davon halten sollte und doch war sie sich sicher, dass er ähnliche Dinge erlebt hatte. Stellte sich nur die Frage ob er es ihr auch offen mitteilen würde.
0 notes
Text
Statt abzuebben wurde der Regen immer aufdringlicher. Fin’s Blick wanderte zu der gläsernen Kuppel, die vermutlich ohne Magie schon vor vielen Stürmen kaputt gegangen worden wäre. Doch für ihn war es leicht einen Schutz- und Verstärkungszauber auf das Glas zu legen, sodass es vermutlich selbst einem Tornado standhalten würde. Der junge Hexer kannte sich mit Magie aus. Er war mit ihr aufgewachsen und von klein auf brachte man sie ihm bei wie das Buchstabieren oder Schreiben. Tatsächlich war er noch vor seinem ersten gesprochenen Wort in der Lage gewesen Magie zu wirken. Damals war diese jedoch noch rein, unverfälscht, auch wenn man oft irrtümlicherweise davon ausging, dass die Dunkelhexen mit einer schwarzen Seele geboren wurden. Natürlich lag es ihnen nach so vielen Generationen der Dunkelheit in den Genen, im Blut, aber es war die Erziehung und die Bindung zu Pan, dem Gehörnten Gott, der die Seele einer jeder Hexer oder eines jeden Hexers verdarb und verdunkelte. Auch andere Hexen beteten Pan an, allerdings nur in einem gewissen Maß. Pan war der Todesgott unter den unzähligen Göttern, die es in seinem Glauben gab und doch stand er auch als Hüter der verstorbenen Seelen. Er war also nicht gänzlich boshaft, dennoch war er in der Dunkelheit erschaffen worden. Manchmal zweifelte Finnian diese Tatsache an. Niemand wurde in der Dunkelheit geboren, schon gar nicht ein Gott. Es wurde als Verrat und Ketzerei gewertet, wenn man die Legenden und Sagen als falsch abtat oder gar hinterfragte. Dabei stand die Magie dafür, dass man hinterfragen sollte, um zu lernen und sich weiterzubilden. Wie in jeder Religion, wie in jedem Kult gab es auch in seinem widersprüchliche Sachen, die keinen Sinn zu ergeben schienen. Fin war schon immer jemand gewesen, der hinterfragte und auf eigene Faust nachforschte und sich Wissen aneignete. Auch wenn er den Göttern Freya und Pan seine Magie und seine Gaben zu verdanken hatte, schloss er es nicht aus auch zu anderen Göttern zu beten. Dabei legte er sich nicht auf eine Mythologie oder eine Religion fest, auch wenn er sich trotz allem als Wicca fühlte.
Fin hatte gelernt solche Dinge für sich zu behalten, bis er jemandem vertraute. Allerdings war Vertrauen auch eine Sache, mit der er nicht leichtfertig umging. Fin vertraute im gewissen Maß seinen Zirkelmitgliedern, seinen Hohepriestern. Abgesehen davon schenkte er niemandem sein Vertrauen. Bisher war es noch nie so weit gekommen, als dass er darüber nachgedacht hatte. Wenn man sein ganzes Leben lang von Dunkelheit und den Toten umgeben war, lernte man irgendwann sich diesen anzuvertrauen, denn Tote konnten nicht sprechen. Jedenfalls konnten sie nicht über das sprechen, was ihnen eine Hexe oder ein Hexer anvertraute, wenn sie von eben solchen beschworen wurden. Im Moment der Beschwörung wurden sie an die magieausführende Person mit einem Schweige- und Treuezauber gebunden, sodass es ihnen nicht möglich war etwas weiterzutragen, was geflüstert wurde. Sich tagtäglich mit Toten zu umgeben hatte auch zur Folge, dass die Lebenden schnell in Vergessenheit gerieten und man so in eine Art Einsamkeit fiel, die vermutlich nur ein weiterer Totenbeschwörer oder Nekromant nachvollziehen konnte. Auf ihre Worte hin hob er schwach die Mundwinkel. Er konnte charmant sein und nutzte diesen Charme gewiss auch an, um Kunden dazu zu bringen Geld in seinem Laden auszugeben. „Komisch. Eigentlich bin ich mir sicher, dass ich dich noch nie in Rosemarkie gesehen habe, Jovana“ erwiderte er, ehe er auch einen Schluck des Tees nahm, der so heiß war, dass es ihm fast die Zunge verbrannte. „Aber manchmal führt das Schicksal zwei Menschen zusammen, wenn es so sein soll“ grübelte er laut nach, auch wenn er die Worte nur halbherzig ernst meinte. Das Schicksal war eine verworrene Sache, über die er oft und gerne nachdachte. Doch ob es nun wahrhaftig das Schicksal war, welches sie in seinen Laden gebracht hatte, wagte er fast zu bezweifeln. Auch wenn ihn die Bilder, die er bei ihrer Berührung gesehen hatte, nicht losließen. Vermutlich würde er noch bis spät in die Nacht hinein darüber nachdenken, was es damit auf sich hatte.
„Du kannst nicht zufällig Bilder in Köpfe anderer fließen lassen, oder?“ neugierig sah er sie durch die grünen Augen an. Oft hörte er, dass seine Augen an einen dichten Wald erinnerten. An Bäume, die an der Spitze von der Sonne geküsst wurden. War es wirklich sie gewesen, die ihm die Bilder gezeigt hatte? Aber das ergab keinen Sinn. Wieso sollte sie so etwas tun, wenn sie sich doch kaum kannten? Außerdem war ihm aufgefallen, dass auch sie etwas bleich geworden war, als sich ihre Hände berührt hatten. Vielleicht hatte auch sie diese Bilder gesehen und die Magie spielte ihnen beiden einfach nur einen grausamen Streich. Finnian konnte sich keinen Reim daraus machen, doch es verleitete ihn dazu nachdenklich auf seiner Unterlippe herumzukauen – eine dumme Angewohnheit, die er sich schon in seinen Kindheitstagen angeeignet hatte. Sein Blick wanderte wie von selbst wieder zu Jovana, die nur zwei Schritte von ihm entfernt stand und ebenfalls an ihrem Tee nippte. Der junge Hexer bemerkte, wie die wohlduftenden Kräuter allmählich zu wirken begannen und er sich deutlich entspannte. Es war, als würde eine Last von seinen Schultern abfallen, die sich seit ihrem Eintreten in seinen Laden aufgebaut hatte. Finnian hegte keine Vorurteile gegenüber den Lichthexen, allerdings wusste er, dass auch diese listig sein konnten. Und er wusste auch, wie die meisten Lichthexen über Seinesgleichen dachte und er konnte es ihnen nicht verübeln. Er war kein Unschuldslamm – er war verdammt weit entfernt davon und wenn er sie so anblickte war er sich sicher, dass sie das wusste.
0 notes
Text
Die silbernen Lichtblitze am Himmel brachten sie unwillkürlich dazu, darüber nachzudenken welche Macht sie haben würden; wenn man sie mit Magie verband. Besonders erfolgreich waren Zauber bekanntlich, wenn elektrische Ladung in der Luft hing, beinah sogar zu spüren war und genau das war immer dann der Fall, wenn ein Gewitter den Himmel verdunkelte und ein Gemisch aus hellen Licht und lauten Grollen des Donners über die Landschaft hinweg zog. Bekanntlich regnete es in Schottland des Großteil des Jahres, so häuften sich hier die Gewitter ganz besonders. Vermutlich war dies ein Grund dafür gewesen, dass sich ihr Zirkel in den Anfängen genau hier niedergelassen hatte. Aus den Erzählungen ihrer Großmutter wusste sie; dass es einmal vier Zirkel gegeben hatte, zwei davon waren jedoch ausgelöscht wurden und nur die Lichthexen und die Dunkelhexen waren zurück geblieben. Seit jeher befanden sich die beiden Zirkel in einem stetigen Konflikt, viele Lichthexen hatten deshalb ihr Leben lassen müssen und so hatten sich viele Vorurteile gegenüber der Dunkelhexen angehäuft, die man schon als Kind immer wieder zuhören bekam, sie somit verinnerlichte und kaum noch daran dachte, ob sie wirklich noch zutreffend waren. So hatten man auch Jovana immer wieder eingebläut, sich bloß von den Dunkelhexen fern zuhalten. Und doch war genauso bekannt, dass eben dieser Zirkel ein Stück des Reliktes bei sich trug, dass vor einigen Jahrhunderten zwischen den vier Zirkeln Schottlands aufgeteilt worden war. Nur aus Erzählungen war zu erahnen was für eine Macht von diesem Relikt ausging und was passieren würde, wenn es in die falschen Hände geriet.
Aufmerksam lauschte sie seiner Stimme, je mehr er sprach umso mehr fragte sie sich ob sie diese nicht auch schon längst kannte. Der warme Unterton kam ihr bekannt vor, auch der Klang mit dem er manche Worte betonte und aussprach, schien ihr vertraut zu sein. Aber auch das ergab keinen Sinn. Er war ein Fremder, wie also sollte es möglich sein, dass sie seine Stimme schon einmal gehört hatte. Zwar waren sie beide in dem kleinen Städtchen aufgewachsen, aber das war so viele Jahre her, dass sich seine Stimme seit dem mit Sicherheit verändert hatte und zu der Stimme eines Mannes geworden war. Er hatte recht mit dem was er sagte, in einem Job wie seinem war es das wichtigste ein gutes Gespür für sein gegenüber zu haben und vielleicht stecke noch mehr dahinter als nur ein gutes Gespür.
Etwas was sie gemeinsam hatten, auch Jovana brauchte in ihrem Job ein gutes Gespür für Menschen, doch bei ihr ging es noch weit darüber hinaus. Sie war in der Lage durch die kleinsten Berührung Bilder aus den Leben anderer sehen zu können, konnte sehen was sich in der Zukunft versteckte. Oft handelte es sich dabei regelrecht um kleine Szenen, die sich vor ihrem inneren Augen oder in dem Inneren ihrer Glaskugel abspielten, als würde sie sich einen Film ansehen. Auch die Empfindungen ihrer Kunden konnte sie spüren. Besuchte sie jemand der zuvor enttäuscht worden war, konnte sie diese Enttäuschung spüren als wäre es ihre eigene. Manchmal eine Gabe, die ihr die ein oder andere schlaflose Nacht bereitet und doch immer etwas klärendes an sich hatte. Bei dem Hexer hinter dem Ladentisch gelang ihr nichts davon, sie konnte keine seiner Empfindungen spüren, sah nichts aus seiner Zukunft. Viel mehr schien sie Erinnerungen an jemanden zu Empfang der ihm ähnelte, den sie aber noch nicht begegnet war. Sie musste es also noch einmal riskieren, musste mit ihn in körperlichen Kontakt treten, um eventuell noch einmal eine Vision zu erhalten.
Etwas spitzbübisch hatte sie nach einer Tasse Tee verlangt, hoffend ihn so etwas aus der Reserve locken zu können, bevor sie sich dann dazu entschied ihn endlich ihren Namen zu verraten, dies wäre der perfekte Augenblick um noch einmal in Kontakt mit ihm zu treten. Ihm ihre Hand entgegenstreckend, hielt sie ihn davon ab sich bereits zum Gehen abzuwenden. Es fühlte sich an als würde eine Flamme über ihren Arm hinauf tanzen, als sich ihre Hände miteinander verwoben. Ihr gesamter Körper wurde von der Hitze förmlich überrannt, gepaart mit erneuten Visionen die vor ihren Augen vorbei flimmerten. Ohne Zweifel erkannte sie darin den Hexer, der sich soeben als Finnian, vorgestellt hatte. Seine leuchtend grünen Augen würde sie überall wieder erkennen. Sie lagen sich zufrieden in den Armen, ihr rotes Haar durchkämmte er mit seinen Finger als hätte er nie etwas anderes getan und so friedlich die Bilder auch wirkten, ein schwerer, dunkler Schleier schien sich vor diese zu schieben. Versprach nichts Gutes. Beide verharrten in dieser Position für eine Weile und erst als Jovana sich wieder etwas gefangen hatte, ließ sie ihre schmalen Fingern aus den seinen gleiten und nahm ihr Hab und Gut an sich, bevor sie ihm in den hinteren Teil des Ladens folgen konnte.
Aufmerksam durchforsteten ihre Augen die kleinen Violen, die mit bunten Flüssigkeiten gefüllt waren, glitten über die aufgeschlagenen Bücher, die davon zeugten, dass sie ihn bei seiner Arbeit gestört hatte. Der Kessel über dem Feuer verströmte das Aroma der verschiedenen Beigaben. Der prasselnde Regen auf dem Dach der Kuppel untermalte die gemütlich Atmosphäre und gab ihr fast schon das Gefühl von zuhause. Es fiel ihr nicht schwer sich in dem Zuhause einer Hexe oder eines Hexers wohlfühlen. Bei allen herrschte ein gewisser Grad an Chaos und überall roch es nach frischen Kräutern. Hier und da ließ sie behutsam ihre Fingerspitzen über eine aufgeschlagene Bücherseite wandern, überflog diese kurz, bevor ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wurde. Ihre schmalen Finger schlossen sich kurz darauf um die wärmenden Teetasse und ihre Lider schlossen sich als sie den Duft der Kräuter tief in ihre Lungen zog, bevor Finnian es war dem erneut ihre Aufmerksamkeit galt. „Ist das eine Masche von dir, um mir noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen?“ witzelte sie; als sie eine ihrer geschwungenen Augenbrauen nach oben zog und dann kurz schmunzelnd den Kopf schüttelte. Ihm somit andeutete, dass sie ihre Worte nicht ernst gemeint hatte. „Ich kann dich beruhigen, das gleiche Gefühl habe ich auch. Ich weiß nur nicht so recht woher ich dich kenne. Vielleicht sind wir uns als Kinder mal begegnet, die Augen eines Menschen verändern sich dann nicht mehr und deine würde ich überall wieder erkennen.“ gestand sie ihm nun, ehe sie die Teetasse an ihre Lippen legte, um einen Schluck des Inhaltes zu sich zunehmen über den Tassenrand hinweg lagen ihre azurblauen Augen erneut auf den seinen.
0 notes
Text
Auch ihm waren die Blitze, die sich in einem wunderschönen Naturspektakel über den verdunkelten Himmel zogen, aufgefallen. Fin erwischte sich immer wieder dabei, dass er sich bei solch einem Wetter am wohlsten fühlte. In Schottland regnete es in manchen Monaten ununterbrochen und auch das war ein Grund, weshalb er sich dafür entschieden hatte, hier zu bleiben. Vor ein paar Jahren lebte er für einige Monate in London, doch der Trubel der Großstadt und die Hektik waren all das, was er hasste, weswegen er schon früher als gedacht wieder nach Rosemarkie zurückgekehrt war. Damals spürte er deutlich, wie er durchatmen konnte, sobald er das kleine Haus erblickte, in welchem sich seine Wohnung und sein Laden befand. Das Haus war von außen schlicht gehalten, unten prangte eine große Fensterfront, während oberhalb davon kleine Fenster waren, die von hölzernen Fensterläden geschmückt wurden. Finnian war in diesem Ort aufgewachsen, doch erst als seine Eltern verstorben waren, war es ihm möglich gewesen das Familienanwesen hinter sich zu lassen und den Laden zu finanzieren.
Der Tod seiner Eltern lag nun schon mindestens sechs oder sieben Jahre in der Vergangenheit. Damals war es schwer für ihn gewesen, aber er wusste, dass sie nicht umsonst gestorben waren. Dunkle Rituale forderten dunkle Opfer und manchmal wurde man selbst als Opfer auserkoren. Nur selten traf es eine Hexe oder einen Hexer, doch manche Rituale funktionierten nur in einem gewissen Ausmaß, wenn das Opfer von magischer Natur war. Finnian wusste, dass in der Vergangenheit mehrere Lichthexen seinem Zirkel zum Opfer gefallen waren. Und auch, wenn das niemals offiziell bestätigt wurde, hegten die Lichthexen einen Verdacht. Ohne handfeste Beweise allerdings sah es schlecht aus. Dieser Hass und vermutlich auch die Angst vor seinem Zirkel trieb die beiden Zirkel nur noch weiter auseinander. Oft las er in alten Büchern, dass seine Zirkel nicht immer verfeindet gewesen waren. Die schottischen Hexen bestanden früher auch aus vier Zirkeln, nicht nur zweien. Aber das lag so weit in der Vergangenheit, dass man nur noch selten jemanden traf, der einem persönlich davon erzählen konnte. Was allerdings niemals in Vergessenheit geriet, waren die vier Relikte, die jedem Zirkel zugeordnet worden waren.
„Mein gutes Gespür für Menschen macht einen Teil meines Jobs aus“ erwiderte er schulterzuckend. Natürlich war er dank seines täglichen Umganges mit anderen Personen sehr gut darin geworden ein Gespür für andere zu entwickeln, aber viel machte auch seine Magie aus. Finnian wurde mit einer reinen Art von Magie beschenkt, als er geboren wurde. Doch so rein wie sie war, so dunkel war sie auch. Nicht umsonst wurde er oftmals der Blutmagier genannt. Es war ein leichtes Spiel für ihn aus anderen Menschen oder Hexen Marionetten zu machen, auch wenn er das tatsächlich inzwischen nur noch im Notfall anwendete. Kurz nach dem Tod seiner Eltern zog sich eine lange Blutspur hinter ihm her, eine Serie von Vorfällen, die sich bis heute nicht erklären ließen, da Finnian darüber schwieg. Er würde vermutlich niemals darüber reden. Interessiert lauschte er ihren Worten. Wahrsagerei war ein Thema, mit dem Finnian sich nicht viel beschäftigte. Er konnte nicht in die Zukunft sehen, geschweige denn empfing er irgendeine Art von Visionen oder Bildern, die ihm sagten, was in dem Leben einer Person vor sich ging. Ob sie wohl mit dem dritten Auge gesegnet worden war? Neugierig wanderte sein Blick nach oben zu ihrer Stirn, dort, wo man das dritte Auge vermuten würde. Natürlich äußerte es sich nicht im Sinne eines wirklichen dritten Auges, doch er wusste, dass sich die Magie bei Menschen mit einer solchen Begabung oft dort konzentrierte, wo man das dritte Auge vermuten würde. Allerdings konnte er nicht erkennen, ob es sich bei ihr um eine Sehende handelte, doch wer wusste schon, ob sie nicht einfach gut darin war es zu verbergen.
Ein raues Lachen drang aus seiner Kehle, als sie ihn schon beinahe dazu aufforderte ihr eine Tasse Tee anzubieten. „Natürlich bekommst du einen Tee.“ Im Gedanken suchte er schon die Kräuter und Gewürze zusammen, die er für ihren Tee benötigen würde. Finnian kannte sie nicht, tippte aber darauf, dass sie einen sehr Kräuter lastigen Tee mochte, der Kamille und Salbei beinhaltete. Doch bevor er ihr den Rücken zukehren konnte, um sie in das Hinterzimmer zu führen, stellte sie sich ihm vor und streckte ihm die Hand entgegen. Für einen Augenblick zögerte er, doch schließlich griff er nach ihrer Hand. Augenblicklich schlängelte sich eine Mischung aus Feuer und Eis durch seine Finger und kroch langsam, aber stetig seinen Arm hinauf. Einerseits fröstelte es ihn, andererseits wurde ihm unglaublich heiß. „Freut mich Jovana, ich heiße Finnian.“ Er musterte ihre zierliche Hand mit den schlanken Fingern, die in unzähligen Ringen steckten und mit seiner eigenen Hand verflochten war. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf. Eine junge Frau in einem weißen, leichten Kleid, die in seinen Armen lag. Dieselben azurblauen Augen, die in seine smaragdgrünen blickten. Und doch war etwas falsch an diesen Bildern, verzerrt, angsteinflößend. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, als er mehrmals blinzelte, um die Bilder loszuwerden. Am liebsten würde ich nicht loslassen, schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, der ihn schlussendlich dazu verleitete, ihre Hand wieder freizugeben.
Finnian konnte nur den Kopf über sich selbst schütteln. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich von ihr ab und bedeutete ihr mit einer Handbewegung ihm zu folgen, sodass sie sich einen Augenblick später in seinem Hinterzimmer wiederfanden. Sein Hinterzimmer war viel mehr ein halber Raum, der von einem Kräutergarten abgelöst wurde. Über ihnen befand sich eine gläserne Kuppel, auf welche der Regen unaufhörlich in seinem ganz eigenen Klang prasselte. Der wolkenschwere Himmel war düster, doch genau so mochte es Fin am liebsten. Schweigend setzte er Wasser auf, bevor er die Kräuter zusammensammelte und ihr schließlich den Tee zubereitete. Auch Fin nahm sich von der Mischung etwas und hielt wenige Minuten später auch schon selbst eine dampfende Tasse Tee in den Händen. Ihm war bewusst, dass Jovana, wie sie sich vorgestellt hatte, umgesehen hatte. Die Regale waren voller Violen, leerer Flaschen und Tuben, während mehrere Bücher aufgeschlagen auf dem Tisch in der Mitte lagen. Einer seiner Kessel baumelte über dem Tisch, während der andere – der größere davon – seinen Platz unter der Kuppel gefunden hatte. Unzählige Bündel von Kräutern lagen auf den Tischen, manche waren beschriftet, andere noch nicht. „Du sagtest, du kommst von hier. Ich habe zwar das Gefühl dich schon einmal gesehen zu haben, aber ich bin mir nicht sicher. Obwohl ich weiß, dass ich ein solch hübsches Gesicht nicht einfach so vergessen könnte.“ Ein freches Grinsen schlich sich auf seine markanten Züge und Fin bemerkte, dass er sich langsam wieder entspannte. Seine Finger kribbelten noch immer von ihrer Berührung.
0 notes
Text
Das Buch zwischen in ihren Händen schien sie erreichtet haben, wie eine Eingebung der Göttin Freya, war es doch das fehlende Puzzleteil für ie Herstellung von Mondkristallen. Schon in der morgigen Nacht würde der Mond seine volle Größe erreicht haben, erreichte den Zeitpunkt in dem sie von seiner Magie etwas abzweigen konnte, um sie in kleine Kristalle zu bündeln. Eine weitere Einnahmequelle wäre damit gesichtet und bestimmt konnte sie dem ein oder anderen Besucher einen dieser besonderen Kristalle verkaufen. Zufrieden hatte sie feststellen können, dass alles, was sie für den Zauber benötige somit vollständig war. Schon einige Wochen war sie auf der Suche nach diesem besagten Buch gewesen, beinah konnte man ihr ansehen wie froh sie über dieses Fundstück war, als sie es auf dem Ladentisch ablegte, ihm somit andeutete, dass auch dies ihre Aufmerksamkeit erhascht hatte.
Immer wieder fand ihr azurblaues Augenpaar einen Platz auf seinem Gesicht, wie aus einem inneren Bedürfnis heraus sah sie ihn immer wieder an, musterte aufmerksam jede noch so kleine Regung seines Gesichtes und versuchte insgeheim für sich Antworten zu finden. Der Hexer, von dem sie nicht einmal seinen Namen kannte, war ihr so vertraut und dann wiederum war er ein Fremder für sie. Diese Tatsache ließ das Interesse an ihm nur noch weiter heran wachsen, sie musste vor ihrer Abreise heraus finden was mit ihm auf sich hatte. Vielleicht würde sie ihn danach nie wiedersehen und dann hätte sie die einzige Chance auf Antworten verpasst, nur weil sie es nicht gewagt hatte den letzten Rest an Zurückhaltung abzulegen und mit ihm offen das Gespräch zu suchen. Doch etwas in ihrem Inneren hielt sie davon ab, vielleicht war es die Tatsache, dass die von ihm ausgehende Energie dunkler war, als ihre eigene. Etwas düsteres, etwas schweres umhüllte den dunkelhaarigen jungen Mann, stand somit im direkten Kontrast zu ihr.
Ihn anzusehen brachte sie dazu sich vollkommen in ihrem Gedanken zu verlieren, der Frage nachgehend was er vor ihr zu verstecken versuchte und warum es ihr einfach nicht gelang ihn lesen zu können. Es schien ihr als hätte er eine unsichtbare Mauer hochgezogen, die es ihr unmöglich machte zu ihm durchzudringen. Nichts was sonst vom Erfolg gekrönt war schien bei ihm zu funktionieren. Stattdessen pflanzten sich unzählige Gedanken in ihren Kopf, die kaum noch einzuordnen waren. Wieso spürte sie eine unabwendbare Anziehung zu jemanden der ihr völlig fremd war? Warum wurde sie das Gefühl nicht los, auf eine gewisse Art und Weise mit ihm verbunden zu sein und warum wurde er umgeben von einer düsteren Aura. Eine Aura wie seine hatte sie schon einmal wahrgenommen, schon einmal war sie auf Hexen des dunklen Zirkels über den Weg gelaufen, auch diese waren umgeben von einer düsteren, schweren Aura. Sie ähnelten der seinen sehr und so ließ sich daraus schließen, dass er ein Anhänger dieses Zirkels sein musste, zu dem ihren gehörte er nicht und für einen Hexer ohne Zugehörigkeit schien er in dem kleinen Örtchen zu etablieren zu sein.
Es war erneut seine Stimme, die sie aus all diesen Gedanken holte, sie davon anhielt weitere Gedankengänge spinnen zu können, hielt sie davon ab sich in den Tiefen ihrer Erinnerung zu vergraben, in der Hoffnung eine zu finden die ihn beinhaltete, was vermutlich sowieso nicht passiert wäre. Seine Worten ließen sie aufhorchen, er lebte also schon sein ganzes Leben hier. Sie mussten sich also schon einmal über den Weg gelaufen sein. Jovana war hier aufgewachsen und erst als Teenager gemeinsam mit ihrem Zirkel und dem Wanderzirkus auf Reisen gegangen. Doch hatte alles hier seinen Ursprung und so fand sie sich immer hier immer wieder und jedes Mal, wenn das geschah veränderte sich ihr Schicksal. Vielleicht also, war er ihre schicksalhafte Begegnung, die Göttin Freya für sie gewählt hatte. „Du lebst also schon dein ganzes Leben hier? Das ist interessant. Ich stamme von hier und habe meine Kindheit und die ersten Jahre als Teenager hier verbracht, bevor ich mich dem Wanderzirkus angeschlossen habe. Rosemarkie wird immer mein Zuhause sein.“ Ihr gesprochenes Wort ging mit dem Griff nach den Tarotkarten einher, behutsam sah sie liebevoll gezeichneten Karten durch, erwischte sich immer wieder dabei, dass sie ihre Persönlichkeit widerspiegelten und sogar Starlight darauf zu finden war. „Dein gutes Gespür bei Menschen kommt dir wohl oft zu gute oder?“ wollte sie wissen, als sie ihm dabei zusah wie er die ausgewählten Dinge behutsam unter Stoff, vor dem Regen schützend, einwickelte und diesen mit einem Band verschloss, ihr so ein kleines Päckchen mit auf dem Weg geben konnte. Selbst in seinem Laden war der unaufhörliche Regen deutlich zuhören, wie er prasselnd auf die Fensterscheiben traf und an Intensität zunahm. Dabei hatte sie gehofft der Regen würde abnehmen, wenn sie ihre Einkäufe erledigt hatte, dass genau das Gegenteil der Fall war spielte ihr nicht gerade in die Karten. Die Geräuschkulisse allein reicht aus, also wandte sie sich nicht in die Richtung der Fensterfront, stattdessen war da wieder das Bedürfnis ihn wieder anzusehen. So blieb es blieb es nicht aus, dass sich ihre Blicke trafen, als er seinen Blick wieder auf ihr Gesicht lenkte. Beinah schien sich das Knistern zwischen ihnen in kleinen Lichtblitzen zu entladen, war es deutlich zu spüren, als sie einander für einen Moment einfach nur ansahen, dabei hatte sie fast vergessen, dass er ihr eine Frage gestellt hatte und eine unangenehme Stimme zu vermeiden, zog sie ihre Mundwinkel noch etwas nach oben, so dass er dabei zusehen konnte wie ein liebliches Lächeln auf ihren Lippen entstand. „Ich habe mich der Wahrsagerei verschrieben, aber verkaufe nebenbei mein eigenen Tränke und Kristalle. All das was die Menschen von einer waschechten Wahrsagerin erwarten.“ konnte sie ihm nun als Antwort geben und wagte es nun doch ihm für einen kurzen Moment den Rücken zu zukehren, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Vereinzelt zuckten Lichtblitze über das Firmament und erhellten den Innenraum des kleinen Ladens. Sie würde wohl noch etwas bleiben müssen, wenn sie vermeiden wollte, dass sie bis auf die Haut durchnässt zurück zu ihrem Zirkuswagen kam. Kurz darauf wanderte ihr Blick wieder zu ihm zurück, damit einhergehend griff sie nach ihrem Lederbeutel und öffnete die kleine Schleife an der Oberseite. Mit ihren schmalen Fingern zog sie einige Scheine hervor, die sie ihm entgegen reichte, während sie noch einmal seine Stimme vernehmen konnte. „Wenn es dir keine Umstände macht, würde ich gerne jetzt auf sein Angebot zurück kommen. Ich glaube ich sitze hier wohl erstmal fest.“ Beinah als hätte sie es herauf beschworen, wurden ihre Worte von einem weiteren Lichtblitz unterstrichen. Im Austausch zu den Scheinen, erhielt sie einige Münzen als Wechselgeld, das verschwand kurz darauf in ihrem Beutel. „Du könntest mir eine Tasse Tee anbieten.“ versuchte sie ihn mit einem herausfordernden Lächeln etwas aus der Reserve zu locken, vielleicht würde es ihr so gelingen etwas mehr von ihm zu erfahren und das Geheimnis um ihn zu lüften.
0 notes
Text
„Ich bin übrigens, Jovana. Vielleicht fühlt es sich nicht mehr so seltsam an, mich noch etwas hier zu haben.“ Ein Impuls verleitete sie dazu ihm ihre Hand entgegen zu strecken, die goldenen Ringe an ihren Finger wiesen die unterschiedlichsten Symbole auf und das ebenfalls goldene Armband hatte einen Stern und eine Katze als Anhänger.
0 notes
Text
Ihm war nicht entgangen, dass sie sich eines seiner Bücher gegen die Brust drückte. Sie schien schon fleißig in den Seiten geblättert zu haben, da ihr schmaler Finger zwischen eben diesen klemmte und als Lesezeichen fungierte. Es war komisch, aber immer wieder stimmte es ihn glücklich, wenn er sah, wie jemand sich für die Werke interessierte, die er in seinem Laden verkaufte. Anfangs las er noch jedes Buch selbst, doch mit der Zeit wurden es einfach zu viele Bücher und der Stapel von ungelesenen Werken wurde immer höher, bis er es schließlich aufgab. Ab und an jedoch fiel ihm ein Buch ins Auge, eines, das er noch nicht kannte und dass auch selten Ähnlichkeit zu anderen Büchern aufwies. Zwischen den Kartenlegungen, dem Brauen von Tränken und der Herstellung von Salben und Tees fand sich zu seinem Bedauern nur noch wenig Zeit für Bücher.
Fin legte den Kopf etwas schief, um den Titel des Buches lesen zu können. Er wusste schon längst um welches Buch es ging, allerdings wollte er sich noch einmal vergewissern. Seine Mundwinkel schoben sich abermals in die Höhe und seine Lippen formten sich zu einem Lächeln. Dass sie eine Hexe war, bestätigte sich durch die Auswahl des Buches nur nochmals, allerdings lies er das vorerst unkommentiert. Sein Blick wanderte zu ihren vollen Lippen, als sie die liebliche Stimme erhob. Es war einfach ihrem Singsang zuzuhören und sich in ihren Worten zu verlieren. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er darauf tippen, dass sie eine Sirene war, die einen Mann mit ihrer Stimme in den Tod lullen konnte. Doch alles an ihr wirkte so unschuldig, so rein, dass es fast schon beängstigend war. Sie schien den Kontrast, das Gegenteil zu seiner eigenen Dunkelheit zu verkörpern und dieser Gedanke jagte ihm einen Schrecken ein. Wieso verlor er sich in solchen gefühlsdusseligen Gedanken, die sonst gar nicht zu seiner Art gehörten?
Fast war er enttäuscht, als sie davon berichtete, dass sie einem Wanderzirkus angehörte. Das hieß, dass sie in wenigen Tagen oder Wochen schon wieder verschwunden sein würde, und Fin wurde das Gefühl nicht los, dass er sich nach ihrer Abwesenheit die Frage stellen würde, was es mit ihr auf sich hatte. Ob sie vielleicht aus einem anderen Grund als der Zutatenliste in seinen Laden gefunden hatte. Fin glaubte an Schicksal und Bestimmungen, auch wenn er sich bisher nicht viel damit beschäftigte. Er glaubte daran, dass die Götter für jedes ihrer Kinder einen Weg hervorgesehen hatten, den es zu beschreiten galt. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass der dunkle Raum in ein anderes Licht getaucht wurde, sobald sie den Laden betreten hatte. Es lag an ihrer Aura, die sie umgab wie ein goldener Schleier. Fin konnte sehen, welche Farbnuancen andere Hexen oder Hexer umgab, aber ihre war so hell, dass er manchmal das Gefühl hatte seine Augen abschirmen zu müssen. Das konnte allerdings auch an seiner eigenen dunklen Aura liegen, die den Raum wie ein Spinnennetz umwob und benetzte. Er kannte Hexen seines eigenen Zirkels, die eine weichere Aura hatten, als er selbst, aber niemals war ihm jemand begegnet, der so strahlte, wie sie es tat. Unweigerlich fragte er sich, wie sie hieß. „Ich wohne hier schon mein ganzes Leben. Den Laden habe ich vor ein paar Jahren eröffnet, da ich es leid war ständig und überall nach Dingen suchen zu müssen. So habe ich immer alles beisammen und es kommt auch der Stadt zugute, da er ein Touristenmagnet ist.“ Und außerdem floss auch viel Geld durch den Zirkel in den Laden. Natürlich bezahlten sie andere Preise als die Touristen oder anderen Einheimischen, aber sie waren Stammkunden und kauften teilweise mehrmals täglich bei ihm ein. Als er sah, wie überrascht sie von den Karten war, konnte er sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Sie schien also eine Katzenfreundin zu sein, aber das hatte er schon geahnt. „Hellsehen? Bei den Göttern, nein. Ich bin nur sehr intuitiv und empathisch veranlagt, könnte man sagen.“ Grinsend wickelte er das Buch und die Karten beiläufig in ein Stück Tuch, welches er mit einer Kordel zusammenband, sodass sie nun ein handliches Päckchen vor sich liegen hatte. Der Stoff schützte die Kräuter, das Buch und die Karten vor dem Regen, der unaufhörlich vom Himmel fiel.
Mit einem Blick aus der großen Fensterfront des Ladens stellte er fest, dass der Regen nicht abklang, sondern viel mehr zunahm. Ob sie wohl in den strömenden Regen rausgehen würde? Fin hoffte, sie entschied sich dazu noch etwas hier zu verweilen, bis der Regen zumindest etwas nachgelassen hatte. „Was ist deine Aufgabe im Wanderzirkus?“ neugierig blickte er wieder auf zu ihr und stellte fest, dass ihr Blick noch immer auf ihm lag. Das Knistern in der Luft war deutlich zu spüren, wenn nicht sogar zu hören, als sich ihre Blicke trafen und doch konnte er sich nicht überwinden die Mauer zu erklimmen, die zwischen ihnen lag. Sie waren Fremde, er kannte noch nicht einmal ihren Namen und irgendetwas in seinem Unterbewusstsein flüsterte ihm zu, dass es keine gute Idee war sie näher kennenzulernen, dass sie auf irgendeine Art und Weise Verderben und Unglück bedeutete. Energisch schob er diese leise Stimme in seinem Kopf bis in die hinterste Ecke. „Wenn du dich für Kräuter und Magie interessierst, solltest du vielleicht beim nächsten Mal einen Blick in mein Hinterzimmer werfen. Dort verstecke ich die wahren Schätze.“ Mit einem Zwinkern in ihre Richtung nahm er die Scheine entgegen, die sie ihm hinstreckte, bevor er ihr das Wechselgeld zurückgab. Noch immer konnte er die Hoffnung nicht abschütteln, dass sie ihm noch etwas mehr über sich verriet. Vielleicht konnte er so etwas Licht ins Dunkle bringen und herausfinden, woher er sie kannte oder zu kennen glaubte.
0 notes
Text
Schon als sie über die Türschwelle des Ladens getreten war, spürte sie die Anwesenheit des Hexers, wann immer sie auf Gleichgesinnte traf war ihr ihr Gespür einen Schritt voraus. Ihre feinen Empfindungen würden selbst in einer Traube an Menschen einen Hexer oder eine Hexe ausmachen können, etwas was ihr Ansehen in ihrem Zirkel eingebracht hatte. Man vertraute ihr und zog sie zu vielen Entscheidungen hinzu, gerade dann wenn es darum ging neue Mitglieder des Zirkels etwas genauer unter die Lupe zunehmen. Nicht umsonst hatte sie sich der Wahrsagerei verschrieben; war es ihr doch ein leichtes sowohl Menschen und Hexen lesen zu können. Doch bei ihm war es anders. Jovana sah ihn an, aber nichts passierte. Keine Bilder formten sich vor ihrem inneren Augen, keine Empfindungen kamen in ihr auf, die ihr Aufschluss darüber geben würden, was er vor ihr versteckte. Noch nie war sie jemanden begegnet, den sie nicht lesen konnte. Genauso wenig wusste sie ob sie dies als positives Zeichen sehen sollte oder ob es eine Warnung für sie war. Doch egal was es war, eine Antwort würde sie so schnell nicht darauf finden. Nur einer Sache war sie sich absolut sicher, er war kein Mitglied ihres Zirkel, die meisten von ihnen waren gemeinsam mit dem Wanderzirkus auf Reisen, nur wenige waren zurück geblieben und weder zu den einen noch zu den anderen konnte er gehören. Er wäre ihr aufgefallen. Sein dunkles Augenpaar würde sie überall wieder erkennen. Der Ausdruck darin wirkte so vertraut, dass sie einfach heraus finden musste was es damit auf sich hatte.
Zuerst jedoch versuchte sie sich auf ihr eigentliches Ziel zu konzentrieren, auch wenn dies unter der aufkeimenden Neugierde beinah in den Hintergrund getreten war.
Vor ihrem inneren Augen tauchten schemenhaft Erinnerungsfetzen auf, die jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde aufblitzen, bevor sie wieder verschwunden waren. Ihr ganzer Körper erbebte unter dem beiläufigen Aufeinandertreffen ihrer Hände, dies musste auch die unklaren Visionen hervor gerufen haben. Am liebsten hätte sie ihre Hand einfach nach ihm ausgestreckt, erneut eine Reaktion ausgelöst, doch anstatt diesem Drang nachzugeben zog sie ihre Hand zurück. Mit aller Mühe versuchte sie ihre Gesichtszüge in Zaum zuhalten, konnte dennoch nicht verhindern, dass sich ihre Stirn etwas nachdenklich in Falten legte. Wie passte all das zusammen? Sie konnte ihn nicht lesen, nicht einmal ein bisschen und durch eine minimale Berührung ereilten sie Erinnerungen die scheinbar ihre waren, die ihr aber dennoch unendlich fremden erschienen. Unweigerlich musste sie sich die Frage stellen, ob auch er auf ihre Berührung reagiert hatte. Sein Gesicht ließ nicht darauf schließen, vielleicht konnte er es auch einfach nur gut kontrollieren.
„Liebend gerne sehen ich mich ein wenig um, vielen Dank.“ Das Funkeln in ihren azurblauen Augen war kaum zu übersehen, hatte sie doch eine Schwäche dafür Läden nach kleinen Schätzen zu durchstöbern, um vielleicht etwas zu finden was in ihrer Sammlung noch fehlte. Als er sich nun als von ihr abwandte, um in den hinteren Teil seines Ladens zu verschwinden trat sie von dem Ladentisch weg und steuerte geradewegs auf ein angrenzendes Bücherregal zu. Die Bücherrücken zeugten davon, dass die Bücher schon durch einige Hände gegangen waren, aber genau das machte ihren Charm aus. Hing doch immer noch etwas vergangene Magie an ihnen. Besonders ein Buch mit dunkelgrünen Einband hatte ihre Aufmerksamkeit erregt und als sie behutsam aus dem Regal zog vertrieb sie den seichten Staubfilm auf dem Einband. In silbernen Lettern stand „Magie im Bann des Mondes“ auf dem dunkelgrünen Untergrund. Zum Ladentisch zurücktretend schlug sie das Buch auf, ließ ihre Fingerkuppen vorsichtig über die vergilbten Seiten wandern, bevor sie begann darin zu lesen. Jovana hatte sich dabei etwas an den Ladentisch gelehnt, durchforstete die Seite nach etwas was ihr bei dem ausüben ihrer Profession hilfreich sein konnte. Allzu weit kam sie dabei jedoch nicht, denn durch das tiefe Räuspern hinter sich hob sie ihren roten Haarschopf an, wandte sie sich einmal herum, dabei das Buch zuklappend, wobei sie einen ihrer Finger als Lesezeichen zwischen die Seiten geschoben hatte.
Ihre Blicke trafen sich, das Grün seiner Augen verleitete sie beinah dazu, die Fähigkeit zu sprechen zu verlieren. Seine Worte jedoch hielten sie zum Glück davon ab. Das Buch hatte sie mittlerweile vor ihrem Brustkorb platziert und ihren Finger zischen den Seiten hervor gezogen, so dass es vollends zuklappte. „Könnte man so sagen. Ich bin Teil des Wanderzirkus der für einige Tage seine Zelte hier aufgeschlagen hat. Ein Glück, könnte man meinen, nur sehr selten komme ich an einem so gut ausgestattetem Laden vorbei.“ Ihre liebliche Stimme erhellte förmlich den Raum um sie herum, das Lächeln auf ihren Lippen glich einem sanften Sonnenstrahl und ihr rotes Haar tanzte etwas auf ihren Schultern, als sie das Buch nun neben den kleinen Beutel auf dem Ladentisch ablegte. „Wenn ich mich hier so umsehe, scheinst du wohl schon recht lange hier zu sein, wenn nicht sogar schon dein ganzes Leben.“ spekulierte sie, als sie ihn dabei beobachten konnte wie er die Schublade neben sich auf zog und für einen kurzen Moment etwas darin zu suchen schien.
Noch während sie nach dem Tarotkarten griff, war es wieder da, dieses Gefühl der Anziehung, dieses Gefühl, dass hier so viel mehr auf sie wartete als ein freundliches Gespräch mit dem Ladenbesitzer. Etwas an diesen Karten schien ganz besonders zu sein, etwas dass in der Lage war ihre Gedankenwelt vollkommen auf den Kopf zustellen. „Vielen Dank.“ Im gleichen Moment konnte sie bereits einige der Karten genauer betrachten, wurde das Gefühl nicht los, dass sie wie für sie gemacht waren. Selbst die rot getigerten Katzen auf den Karten glichen ihrer Starlight bis auf das letzte Schnurrhaar. So lag etwas Verwunderung in ihrem Blick, als sie zu ihm aufsah und den Kopf ein wenig zur Seite neigen konnte. „Fast könnte man meinen, du könntest Hellsehen.“ stellte sie amüsiert fest, als sie eine der Karten „der Stern“ etwas anhob und zu ihm herum drehte. „Das Kätzchen ist meinem Goldstück beinah wie aus dem Gesicht geschnitten.“ teilte sie ihm nun mit, bevor sie die Karte wieder auf den Stapel legte. „Ich nehme noch das Buch mit.“ Ihre Finger legten sich nun erneut auf den dunkelgrünen Einband, fuhren noch einmal über den silbernen Schriftzug. „Das fehlt noch in meiner Sammlung.“ Jovana war schon immer jemand gewesen der viel reden konnte und wenn sich die Gelegenheit bot, machte sie davon auch Gebrauch. In diesem Moment tat sie es jedoch um ihre Unsicherheit zu überspielen. Noch immer versuchte sie sich einen Reim darauf zu machen, was es mit den Erinnungsfetzen auf sich hatte und warum ihr Körper in dieser Intensität auf ihn reagierte.
0 notes
Text
Neugierig ließ er seinen Blick über sie wandern. Ihm war auf den ersten Blick klar, dass sie kein gewöhnlicher Mensch war. Natürlich verirrten sich auch oft Menschen in seinen Laden, allerdings kamen sie nicht mit einer vorgefertigten Liste mit Zutaten, die sie benötigten. Außer es waren Großmütter, die aus irgendeinem Grund spezielle Kräuter brauchten, um einen ebenso speziellen Tee zuzubereiten. Doch die junge Frau vor ihm war nicht alt und sie war auch kein gewöhnlicher Mensch. Eine Hexe, allerdings keine aus seinem Zirkel. Misstrauen pflanzte sich in sein Inneres. Wenn sie keine Hexe aus seinem Zirkel war, dann gehörte sie vermutlich zu den Lichthexen – wie Finnian sie gerne nannte – oder sie war eine unabhängige Hexe. Es wunderte ihn, dass sie ihren Weg in seinen Laden gefunden hatte, auch wenn er es ihr nicht verdenken konnte. Finnian’s Laden war der Einzige weit und breit, der seltenen Kräuter und allerlei Dinge verkaufte. Der junge Hexer griff nach dem Zettel, den sie ihm über den Ladentisch zuschob. Für einen Bruchteil des Moments berührten seine Fingerkuppen ihre und es war, als würde sich ein Lauffeuer durch seine Hand in seinem ganzen Körper ausbreiten. Stirnrunzelnd verweilte sein Blick auf dem Zettel. Die Zutaten waren nicht das, was ihm Sorge bereitete, sondern viel mehr die Reaktion, die sein Körper auf eine harmlose Berührung zeigte. Lag es daran, dass sie auch eine Hexe war und seine Magie schlussendlich einfach nur auf ihre reagierte, da sie anders zu sein schien? Fin konnte sich keinen Reim daraus machen, weswegen er Schweigen darüber bewahrte. Schließlich konnte er sie nicht einfach darauf ansprechen, das wäre absurd und aufdringlich.
„Was ein Glück, dass ich alles hier habe.“ Allmählich fand er zu seiner normalen Form wieder, sodass sich ein Schmunzeln auf seine Züge stahl. „Du kannst dich gerne ein wenig umschauen, bis ich alles beisammenhabe. Ich habe sicherlich noch mehr Dinge, die dein Herz begehrt.“ Er konnte sehen, dass sie neugierig war. Neugierig darauf, was sich wohl in den verwinkelten Ecken seines Ladens tummelte. Die interessanten Sachen allerdings verstaute er immer im Hinterzimmer auf, geschützt von neugierigen Blicken und tollpatschigen Fingern. Bei den Göttern, er wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn jemand eine Viole mit Schlaftrunk oder Schleichendem Gift fallen ließ – auch wenn das ebenfalls noch harmlose Tränke waren.
Mit einem letzten Blick in ihre strahlend blauen Augen kehrte er ihr den Rücken zu, um die Dinge zusammen zu suchen, die sie aufgeschrieben hatte. Ihre Handschrift war schwungvoll, dennoch klar lesbar, sodass es nicht allzu lange dauerte, bis er alles in einem kleinen Stoffsäckchen verstaut hatte und jenes auf den Ladentresen sinken ließ. Die fremde Hexe war vertieft in ein Buch, stand jedoch unmittelbar vor dem Tresen, sodass er einen freien Blick auf ihre Rückseite hatte. Das leuchtend rote Haar floss in sanften Wellen über ihre Schultern und verdammt, an irgendetwas erinnerte ihn diese Farbe, aber er konnte sich nicht entsinnen, was es war. Vielleicht war es irgendeine Blume oder Pflanze, die eine ähnliche Farbe hatte? Oder ein Trank, den er erst vor Kurzem angemischt hatte? Doch all das schien keinen Sinn zu ergeben. Dennoch, wenn auch tief verborgen in seinen Erinnerungen, wusste er, dass er sie schon einmal gesehen haben musste. Einerseits kam sie ihm vertraut vor, andererseits war er sich trotz allem sicher, dass er ihr Gesicht noch nie zuvor gesehen hatte. Die Aufregung, die sich in seiner Brust ausbreitete, war fremd. Normalerweise verspürte er solche Art von Emotionen lediglich, wenn er auf Reisen war oder aber wenn er sich an einem neuen Zauberspruch oder Trank versuchte. Und normalerweise hatten Frauen nicht solch eine Wirkung auf den jungen Hexer. Finnian war kein Unschuldslamm, er hatte seine Jugendjahre ausgekostet, wie vermutlich fast jeder andere Hexer oder jede andere Hexe. Aber einen solchen Strudel aus unerklärlichen Emotionen, die sich in ihm zusammenbrauten, war Neuland und so erschreckend, dass er nicht anders konnte, als sich über sich selbst zu ärgern.
Mit einem Räuspern machte er auf sich aufmerksam. Fin war versucht sie in sein Hinterzimmer einzuladen, sodass sie sich auch dort umschauen konnte, aber er unterließ dieses Angebot und blickte sie für einen Moment schweigend aus seinem grünen Augendual an. „Ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du auf der Durchreise?“ als wäre es nebensächlich, stellte er ihr diese Frage und doch wartete er schon fast brennend auf ihre Antwort. War sie womöglich doch ein neues Mitglied in seinem Zirkel? Nein, man hätte ihn darüber in Kenntnis gesetzt. Außerdem schrie an ihr alles nach der Göttin Freya. Zwar war auch sein Zirkel dieser Göttin untergeben, allerdings beteten sie den Gehörnten Gott Pan an, dem sie ihre dunkle Magie zu verdanken hatten. Pan war nicht nur Dunkelheit. Auch er war Licht, genauso wie Freya in manchen Aspekten ebenfalls Dunkelheit verkörperte, aber der Gehörnte Gott stand in vielerlei Hinsicht für Tod, wo Freya für Wiedergeburt stand. Fin wusste, dass es noch einen anderen Zirkel gab. Einen, der sich mit dem Licht beschäftigte und den Gegensatz zu seinem Zirkel bildete. Ihm war auch schon die ein oder andere Hexe aus diesem Zirkel begegnet, da die Hohepriester sich selten zu einem Treffen zusammenfanden. Der junge Mann war kein Hohepriester, allerdings genoss er trotz allem einen guten Ruf in seinem Zirkel. Schließlich versorgte er die meisten von ihnen mit Zutaten, die man nicht einfach so irgendwo sammeln oder kaufen konnte.
Aus einem Impuls heraus öffnete er rechts von sich eine Schublade, in der er für einen Augenblick herumkramte, bevor er ein Tarot Set hervorzog. Es war in hellen Farben gehalten. Orange, Gelb, Gold, teilweise zog sich auch ein sanftes Rot durch die Karten. Auf manchen Karten waren Katzen mit eingezeichnet worden, die sich manchmal um die Beine der Figuren strich und manchmal lediglich im Hintergrund aufhielt. „Sieh‘ es als Willkommensgeschenk.“ Fin erinnerte sich, dass er dieses Deck vor mehreren Wochen aus einer Eingebung heraus fertiggestellt hatte und jetzt wusste er auch, für wen.  
0 notes
Text
Unaufhörlich tanzte der Regen auf dem Dach des Zirkuswagens, an seinen Außenwände hatten viele bunte Farben einen Platz gefunden, das Lila verschwamm mit einem Dunkelrot, weiche Formen in Orange durchzogen das Farbgemisch und in einem goldenen Farbton und kunstvoll geschwungenen Lettern war die Aufschrift Lady Solara zu lesen, drum herum funkelten goldene Sterne und eine Lichterkette erstrahlte in bunten Farben im Schutz des kleinen Vordaches und beleuchtete die darunter liegende Seite des Wagens. Aus dem Inneren des Wagen konnte man eine liebliche Stimme hören, beinah säuselnd drangen die Worte an einen heran, die Antworten fanden auf die Fragen, die einem schwer auf dem Herzen lasteten. Lautlos öffnete sich kurz darauf die Tür des Wagens, eine zufrieden dreinblickende ältere Damen trat aus dem gedämpften Licht des Inneren hinaus unter den regenverhangenen Abendhimmel, gefolgt von der zierlichen Gestalt einer rothaarigen Frau in deren Haare goldener Schmuck kunstvoll verflochten war und deren weichen Gesichtszüge durch filigran gezeichneten Verzierungen besonders in Szene gesetzt worden waren. Mit einem letzten freundlichen Lächeln verabschiedeten sich die beiden Frauen von einander und so konnte die rothaarige junge Frau die Tür des Zirkuswagens wieder in Schloß ziehen.
Die wohlige Wärme hatte kaum Gelegenheit gehabt den, im gemütlichen Kerzenlicht erhellten, Wagen zu verlassen. So lag auch noch der Geruch von Lavendel und dunklen Beeren in der Luft, der sich mit dem Geruch von verbrannten Kräutern vermischt hatte. In ihrem Wagen tauchte man ab in eine völlig andere Welt. Auf dem, von einer roten Samtdecke bedeckten, Tisch stand eine leicht rosa schimmernde Glaskugel. Hier und da lagen Kristalle in den verschiedensten Farben, Kräuter waren überall verstreut und kleine Violen gefüllt mit bunten Flüssigkeiten standen in den hölzerne Regalen. Von einem der Regale hatte Jovana, die in Wahrheit gar nicht Lady Solara hieß, ein in ledergebundenes Notizbuch hervor gezogen. Die erste aufgeschlagene Seite trennte sie behutsam heraus, stand auf dieser doch einige Kräuter die ihr noch fehlten und bei ihrer Ankunft hatte sie sogleich einen passenden Laden ausfindig machen können, der ihr bei der Beschaffung ihrer Kräuter mit Sicherheit helfen konnte. Den Zettel faltete sie zweimal in der Mitte und schob ihn dann in ein kleines Ledersäckchen in dem sie auch ihr Geld aufbewahrte. Bevor die nächsten Besucher das Zirkusgelände betreten würden musste sie unbedingt ihre Vorräte auffüllen. Mit diesem Ziel vor Augen löschte sie das Licht der Kerzen und war durch die Tür hinaus unter das Vordach getreten. Um sicher zugehen, dass niemand ihren Wagen betreten würde verriegelte sie ihn mit einem Schloss und schob den kleinen Schüssel ebenfalls in das kleine Säckchen. In dem Moment als sie in den Regen trat zog sie ein dunkelrotes Tuch über ihre langen roten Haare und bewahrte sie so vor dem andauernden Regen.
Es war nicht viel Zeit vergangen und Jovana hatte ihr Ziel erreicht. Der Saum ihres weißen Kleides war von dem Regen auf den Straßen etwas durchnässt, dieses hatte sie heute Morgen mit einer dunkelroten Samtkorsage kombiniert und unter ihrem Kleid versteckten sich schwarze Schuhe. Mit dem Eintreten in den kleinen Laden löste sie das Geräusch der Türglocke aus und ließ den Besitzer wissen, dass Kundschaft auf ihn wartete. Ein eigenartiges Gefühl ging mit dem Eintreten einher. Beinah fühlte es sich an, als hätte dieser Laden sie magisch angezogen, ein unsichtbares Band hatte sie direkt hier her geführt und dass nicht nur um ihre Vorräte auszufüllen, noch etwas anderes schien hier auf sie zu warten. Etwas was ihr Schicksal besiegeln würde. Dieses Gefühl hatte sie schon übernommen, als man Rosemarkie als nächstes Ziel auserkoren hatte, dieser Ort hier hatte eine magische Anziehungskraft auf die junge Hexe. Schottland war ihre Heimat, so fühlte sie zu jeder Stadt eine Verbundenheit, doch hier war es mehr als das. Die Stimme des Ladenbesitzer holte sie aus ihren Gedanken, brachte sie dazu das Tuch von ihren Haaren zu streichen und den Zettel aus ihrem Beutel zu fischen. Ihre azurblauen Augen wanderten immer wieder zwischen den geschriebenen Lettern und den reichhaltigen Angebot des Ladens hin und her. Die verschiedenen Kräuter verströmten einladend ihren Duft, das flackernde Licht der Kerzen verströmte eine mystische Atmosphäre, ganz so wie man es sich wohl auch vorstellen würde. Erneut war es die Stimme des Ladenbesitzer, die ihre Aufmerksamkeit erlangte, mit einer fliesenden Bewegung drehte sie sich in Richtung der Ladentheke und als ihre Augenpaar nun auf das Gesicht des Mannes trafen schien es als würde ein Blitzschlag ihren Körper durchfahren. Ihr Herz schlug mit einem Mal schneller in ihrer Brust. Seine Augen, sie hätte schwören können sie zu kennen. Der Ausdruck in ihnen war vertraut und doch machte es einfach keinen Sinn. Es dauerte den Bruchteil einer Sekunde und Jovana hatte sich wieder gefangen, nestelte etwas an dem Zettel zwischen ihren langen Fingern, bevor sie nun auf den jungen Mann zu ging, um ihm ihre vorgefertigte Liste über den Ladentisch zu schieben. „Ich..ich benötige ein paar Dinge um meine Vorräte wieder aufzufüllen.“ Ihre vollen Lippen verzogen sich dabei zu einem sanften Lächeln, als sie noch einmal einen Blick auf die Liste unter ihren Fingern warf. Neben den üblichen Kräutern, wie Salbei befand sich darauf auf Wolfswurz und Fingerhut. Ihr Blick schweifte von dem Zettel ab und fand einen Weg zurück auf das Gesicht ihres Gegenübers, erneut erfasste sie der Gedanke, dass sie ihm schon einmal begegnet war, aber egal wie sehr sie sich anstrengte, es ließ sich keine Erinnerung zu diesem Gesicht finden.
0 notes
Text
Der Herbst zog in Schottland ein. Es war nicht nur seine liebste Jahreszeit, sondern auch die Zeit, in der Touristen in Massen in das Land strömten. Schottland war, besonders in den Highlands, für den goldenen Herbst bekannt. Strahlendes gelb bis ockerfarben, kirschrot bis leuchtend orange und die gesamte Variation der Brauntöne. Finnian war viel um die Welt gereist und doch zog es ihn immer wieder nach Schottland in die Natur. Sein Zirkel war ansässig auf der Black Isle, die von drei Seiten umgeben von Wasser und im Grunde genommen nur eine Halbinsel war.
Finnian besaß einen kleinen Laden im Herzen von Ros Mhaircnidh, also Rosemarkie, die südöstlich auf der Halbinsel erbaut wurde. Die Stadt war für ihre Strände und gegensätzlich dazu ihre Berge und Wiesenlandschaften bekannt. Es wunderte ihn also nicht, dass Menschen aus aller Wert diesen Fleck Erde aussuchten, um ein wenig dem Alltag zu entkommen. Besonders jetzt, wenn der Herbst sich in das Land schlich. Schon in den frühen Morgenstunden fand sich Finnian in seinem kleinen Laden wieder. Da seine Wohnung direkt über dieser lag, war es einfach Arbeit mit Freizeit zu verbinden. Oftmals war er noch bis spät in die Nacht hinein in seinem Laden, wenn auch im Hinterraum. Unzählige kleine Flaschen und Violen tummelten sich angereiht in seinen Regalen. Manche davon gefüllt, andere wiederum warteten darauf, dass der Inhalt seines gusseisernen Kessels fertiggestellt war. Im Moment brodelte eine fast schon durchsichtige Substanz in seinem Kessel, in die er über Tage hinweg immer mal wieder vereinzelt Zutaten warf. Manche Tränke brauchten Tage, wenn nicht sogar Wochen, um ihre volle Wirkung entfalten zu können. Finnian war stets darauf bedacht das Beste aus seinen Tränken herauszuholen, da diese schließlich gewinnbringend für ihn waren. Zusätzlich zu verschiedenen Kräutern, Gewürzen, tierischen Erzeugnissen und Tränken verkaufte er auch selbst hergestellte Tarot Karten Sets, die er fast schon liebevoll selbst zeichnete. So waren sie alle individuell. Manchmal, wenn er eine Vorahnung hatte, fertigte er schon Wochen im Voraus ein Kartenset an, da er genau wusste, dass jemand kommen würde, zu dem die Tarotkarten passen würden. Finnian empfing keine Bilder oder sonstige Art von Visionen, es war eher ein Gefühl, das ihn ab und an beschlich, wenn etwas bevorstand. Und in hundert Prozent der Fälle lag er richtig mit seiner Vermutung.
Seit einigen Tagen zog es in seiner Magengegend. Ein Indiz dafür, dass im Verlauf der nächsten Tage etwas geschah, was wichtig für den Verlauf seines Schicksals war. Seine Vorahnungen unterschieden sich. Waren sie persönlich, gingen sie teilweise mit unangenehmen Gefühlen und Schmerzen einher, waren sie auf fremde Menschen oder Hexen bezogen, war es, als wäre sein Kopf in Watte gepackt. Sein Pinsel strich über die glatte Oberfläche der fast fertiggestellten Karte. Malise, der Neuzugang seines Zirkels, hatte ihn gebeten ihr ein Tarot Karten Set zu malen. Auch wenn Finnian wusste, dass sie keinerlei Begabung in eine solche Richtung aufwies, willigte er ein. Malise war jung, gerade einmal siebzehn Jahre alt und so versessen darauf Weissagungen in Form der Karten zu machen, dass er ihr den Spaß nicht nehmen wollte. Früher oder später fand sie selbst heraus, dass ihre Begabung sich gänzlich von seiner unterschied. Präzise führte er einen Pinselstrich nach dem anderen aus, tunkte die Spitze immer wieder in die Farbvariation, die links von ihm auf dem Tisch lag. Der Hexer runzelte konzentriert die Stirn, während er seine Magie ohne Probleme in seine Fingerspitzen gleiten ließ, um der Karte „der Magier“ einen besonderen und einzigartigen Schliff zu verleihen. Alle seine Karten waren einzigartig, aber bei Zirkelmitgliedern gab sich Finnian immer besonders gern Mühe. Die kleine Glocke über seiner hölzernen Tür gab einen melodischen Laut von sich, als sie sich öffnete. Der laue Herbstwind fegte durch den Laden, sodass vereinzelt orangene Blätter hinein gewirbelt wurden. „Ich bin sofort da, einen Augenblick“ rief er in die Stille hinein, auch wenn sich das Ziehen in seinem Magen wieder bemerkbar machte. Beunruhigt zog er die Augenbrauen zusammen, sodass eine Sorgenfalte zwischen diesen entstand. Zufrieden ließ er jedoch den Pinsel sinken und wischte sich die farbigen Hände an einem Tuch ab, doch die meisten Farbkleckse auf seinen Fingern und Handrücken waren schon getrocknet, sodass es so aussah, als hätte er in mehrere Farbtöpfe gegriffen. Der junge Hexer trat aus seinem Hinterzimmer in den eigentlichen Laden, der recht verwinkelt war. Überall fanden Bücher ihren Platz, die Wissen über Kräuterkunde und Magie beinhalteten.
Verschiedene Pflanzen räkelten sich um die hölzernen Balken, die dem Laden etwas Rustikales und Gemütliches verliehen. Dadurch, dass draußen der Wind tobte und der Regen unaufhörlich niederprasselte, waren einige Kerzen angezündet, um für noch mehr Licht zu sorgen. Auf den ersten Blick konnte er niemanden sehen, weswegen er einige Schritte in den Laden hinein machte, um hinter eines der Bücherregale zu blicken. Zwei Schritte von ihm entfernt stand eine junge Frau mit leuchtend rotem Haar. Er war versucht nach einer roten Strähne zu greifen, besann sich aber eines Besseren. Es war ganz und gar nicht seine Art jemand fremdes anzufassen, schon gar nicht, wenn es sich um eine Frau handelte. „Wie kann ich dir helfen?“ Finnian gab nicht viel auf Höflichkeiten, weswegen er seine Kunden prinzipiell immer mit du ansprach. Außerdem war er für seine lockere und entspannte Art im ganzen Ort bekannt, sodass auch die ältere Generation gerne bei ihm vorbeischaute.
Rosemarkie war bekannt für Magie. Das lag vermutlich aber auch an seinem Zirkel, der nach außen hin wie eine nette Gruppe wirkte, die sich für Natur und Magie interessierte. Es lag im Interesse aller Mitglieder, dass die wahren Absichten und Machenschaften nicht an die Öffentlichkeit getragen wurden, da sie alle im Ort einen guten Stand und einen ebenso guten Ruf genossen. Finnian war der dunklen Magie durch und durch verschrieben, keine Frage. Doch das musste nicht zwingend heißen, dass er ein schlechter Mensch oder schlechte Gesellschaft war. Jedenfalls behauptete er gerne von sich selbst gute Gesellschaft zu sein. Neugierig wartete er auf ihre Reaktion ab. Fast schien es so, als würde sie nach etwas suchen. Als sie sich schließlich zu ihm herum drehte fühlte es sich an, als hätte man ihm einen Schlag in den Magen verpasst. Ihr Gesicht kam ihm so verdammt bekannt vor.
0 notes