Tumgik
finster-mag · 1 month
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Patriarchy & Spit Mask
MS Stubnitz // 26.03.2024
Es ist ein stinknormaler Dienstagabend. Die Bahn hat mal wieder Verspätung und ist voll von PendlerInnen. Der Weg zur MS Stubnitz, menschenleer. Ist es überhaupt der Richtige Tag? Glück gehabt, die Kasse ist offen und auf dem Oberdeck stehen ein paar vereinzelte Seelen, genüsslich an ihren Zigaretten ziehend. Der Ausblick ist schon besonders. 
Drinnen angekommen bespaßt ein DJ die bisher spärliche Anzahl an KonzertbesucherInnen mit Untergrund New Wave. „Bisschen was Altes, bisschen was Neues“ antwortete er auf die Frage was er auflegt. Außerdem wohne er hier. Nett.
So langsam füllt es sich. Der Klassische „ich traue mich nicht in die erste Reihe“-Halbkreis bildet sich. Spit Mask betreten die Bühne und ohne ein Wort zu sagen, startet Rachel Jackson die Synth-Maschinerie. Eine brutale Mischung aus industrial und Berghain-Techno durchdringt den Raum. Dazu kommt noch Brian Jacksons rohe, aggressive Stimme. Geschrei. Im Verlauf des Auftrittes fließt ihm Blut aus dem Mund, Messer werden geworfen und zum Höhepunkt wird sein Kopf in eine schwarze Plastiktüte, mit Panzertape luftdicht versiegelt, verpackt. Provokativ, was würden sie wohl mit mehr Mitteln anstellen?
Währenddessen werden im Publikum etwas verklemmt die Köpfe genickt, hier und da ein paar Tanzschritte. Nach einiger Zeit tritt Stillstand ein, denn die Musik ist nicht sonderlich abwechslungsreich (auch nicht gut abgemischt) und an einem Dienstagabend ist ausgelassenes Feiern für die meisten nichts. Da hätte man sich doch die personalisierten Spit Mask „Poppers“ (wirkt enthemmend und sexuell stimulierend) vor der Show am Merch Table besorgen sollen.
Die Pausenbespaßung durch DJ MS Stubnitz (nicht der offizielle Name) geht weiter, es läuft Sola Gratia aus Jim Jarmusch’s „Only lovers left alive“ (2013). Passt.
Nun sind Patriarchy an der Reihe. The Drummer, nur in einem dünnen rosa Negligé bekleidet, steigt zur Bühne hinab und setzt im Stehen zu einem 80er inspiriertem Rhythmus an. Actually erscheint nun ebenfalls in einem übergroßen Longsleeve und Lack Plateauschuhen. Ein stark verzerrtes Riff erklingt aus ihrer B.C. Rich. Die perfekte Erweiterung bildet ihre sinnliche, mit viel Reverb versetzte Stimme. 
Der Start ist etwas langsam. Vermutlich müssen alle noch warm werden, die Provokation von Spit Mask zeigt ihre Nachwirkung. Nach dem dritten Song „Hell was Full“ ist es so warm, dass Sängerin Actually nun ihr Oberteil auszieht, darunter verbarg sich ein Korsett und eine schwarze Lack Shorts. Hot. 
So geht es nun weiter, der Band scheint das lichte Publikum wenig auszumachen. Dem ist es mittlerweile ebenfalls egal. Es wird getanzt, der Halbkreis verschwindet. Dazu noch eine Bemerkung der Band: „Wir sind sehr froh, dass ihr alle da seid. Auch wenn es nicht so voll ist. Wir sind ja das erste mal hier, nächstes Mal werden es doppelt so viel wenn ihr allen Bescheid gebt!“. Eine Zuversicht, die sich vermutlich bewahrheitet. Die beiden legen nun richtig los, trotz fehlendem the Guitarrist. Sie krabbeln auf den Knien über die Bühne, hangeln an den Heizungsrohren an der Decke entlang und schütten Wasser in einer sexuellen Art und Weise über sich, wie es nur LA BewohnerInnen können. Zur Mitte des Konzertes wird ein neuer Song gespielt, dieser endet in einem experimentellen Krawall. Eine Stilistik, die sich ab sofort durch den Rest des Abends zieht. Die Bühne wird zur Spielwiese. 
Als letzter Song erklingt ihr Hit „I want to Die“. Es wird nochmal alles gegeben. Ein Kabel löst sich, plötzlich gibt es keinen Synth mehr. Egal. Actually überspielt diesen Fauxpas gekonnt humorvoll, indem sie das Geschehene Singend kommentiert. Eine echte Show-Woman. 
Danach endet das Konzert abrupt. Ohne Zugabe. Schade. 
Am Merch Table steht die Band sofort für Interaktionen mit den Fans bereit. Im Angebot sind Tangas, handgesiebdruckte Poster und Actually’s Muttermilch für 45€. Skurril. Doch sind die beiden in der Interaktion ganz normal, sie freuen sie sich auf ihren Auftritt beim Roadburn Festival. Das Publikum dort, sollte sich ebenso auf sie freuen. Patriarchy ist eine Live-Band der Extraklasse. Sei es nun das wahnsinnige Charisma von Frontwoman Actually, das musikalische Können, die Professionalität oder auch einfach die Performance. Patriarchy punkten auf allen Ebenen und sind für mich ab sofort immer einen Besuch wert.
In Actually’s Worten: DANKE SCHATZI!!!
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finster-mag · 1 month
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Düster, Dunkel, Finster Mag!
Dein neues Lieblings Musik Magazin über alles was Subkultur betrifft. Genreübergreifend und bahnbrechend, genau wie die hier thematisierten Bands und alles was dazugehört.
Vielleicht auch irgendwann als Print Edition.
Was ich sonst so mache findet ihr auf Instagram unter kalopsi.a
XX Helena
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