DURCH KRIEG UND MISWACHS - Eine begehbare Rauminstallation zu Kleists Bettelweib von Locarno - Kleistmuseum, Frankfurt(Oder) // 13.10.2018 - 13.01.2019
Eine Bettlerin erhält von einer Marquise Obdach in einem Zimmer, wird vom Marchese jedoch hinter den Ofen befohlen. Auf dem Weg dorthin stürzt sie und verletzt sich so schwer, dass sie stirbt. Als die Herrschaften, in finanzielle Bedrängnis geraten, das Schloss verkaufen wollen, beginnt die Bettlerin am Orte ihres Todes zu spuken…
1810 in den Berliner Abendblättern erstmals veröffentlicht, ist das Bettelweib vordergründig eine Gespenstergeschichte. Die Erzählung kann aber zugleich als vehemente Kritik an den herrschenden Verhältnissen interpretiert werden. Theodor Fontane bemerkt in seinen Aufzeichnungen 1872 trocken, als »moralische Erzählung« könne die Geschichte nicht recht wirken, da »das begangene Unrecht viel zu klein sei.«
Im ersten Teil fragt die Ausstellung also nach den Wurzeln des Verständnisses der sozialen Verantwortung in der Kleist-Zeit und versucht gleichzeitig, eine Brücke zu schlagen zu einer heutigen Interpretation: Ist unsere Verantwortung für die Schwächeren der Gesellschaft durch das Sozialsystem des Staates und die viel beworbene »Corporate Social Responsibility« der Unternehmen abgegolten? Oder was bedeutet soziale Verantwortung heute für jeden Einzelnen von uns?
Im zweiten Teil wendet sich die Ausstellung dann dem Fantastischen in Kleists Erzählung zu, dem Dunklen, der angsterfüllten Frage: Wer da?!
Mit Werken von Claus Korch, Ann-Kathrin Kampmeyer und Jan Peters
Sound Art: Marcus Thomas
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