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#Edikt von Potsdam
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Title page of the “Edict of Potsdam” -  Ursprung unbekannt, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=874945
         Only two days before Reformation Day in 1685, Friedrich Wilhelm von Hohenzollern, the Great Elector of Brandenburg (the heartland of the future Kingdom of Prussia), issued the "Edict of Potsdam" in response to the "Edict of Fontainbleu". In the latter, Louis XIV affirmed Catholicism as the state religion of France and thus not only issued a ban on Protestant worship. His Edict also announced the destruction of the still existing Protestant places of worship. All pastors who were not willing to convert immediately were expelled from the country within two weeks. However, Protestants were allowed to remain in France if they refrained from gathering to practice their religion. But Protestants lost their civil rights, for example, they could no longer marry or acquire property.          The Edict of Potsdam, also known as the Potsdam Edict of Tolerance, offered free and safe settlement to Protestants who were persecuted in France for their religion. The refugees were granted generous privileges, including exemption from taxes and customs duties, subsidies for business enterprises, and payment of pastors by the principality.          After the Edict of Fontainebleau was issued, a mass exodus of about 200,000 people (various sources quote figures between 150,000 and 250,000), about 20 percent of the Protestant population of France developed, despite threats of severe punishment.
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A modern version of the well known “Huguenot Cross” von Serein - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4557797
         Our family is what today is called a "family with a migration background". On my father's side, we have only had a German name for four generations. My great-grandmother was the last to be born with a French surname - Chambeau, coming from  the Berry region located in central France. So whenever we celebrate Reformation Day, we not only commemorate the Reformation. We also commemorate the fact that our ancestors found refuge, a new home, support and freedom of faith and conscience in the country where we are still allowed to live today. And even today, 335 years later, we are still deeply grateful.
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korrektheiten · 3 years
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Schlösser und Gärten - Der Große Kurfürst lädt wieder ein
PAZ:Nach der Corona-bedingten Schließung im November sind die Schlösser Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) sowie Caputh (Potsdam-Mittelmark) und Oranienburg (Oberhavel) wieder geöffnet. In Caputh und Oranienburg kann man außerdem wieder die Ausstellung „Machtmensch. Familienmensch. Der Große Kurfürst" besichtigen, die anlässlich des 400. Geburtstages von Friedrich Wilhelm von Brandenburg im vergangenen Jahr gestartet war und nach dem Lockdown jetzt bis zum 31. Oktober verlängert wurde. Grundlage für die Öffnung sind die Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes: In den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin hat die Anzahl der Positivtests mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 den Sieben-Tage-Inzidenzschwellenwert von 100 unterschritten. Über die Öffnung weiterer Schlösser will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) in Abhängigkeit von den Inzidenzwerten und den behördlichen Anordnungen jeweils kurzfristig entscheiden. Einschließlich der Pfaueninsel in Berlin bleiben alle Park- und Gartenanlagen der SPSG weiterhin zugänglich. Durch Beschilderungen und Markierungen sowie durch das Personal wird vor Ort auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen hingewiesen. Festgelegt ist zudem die maximale Anzahl der Personen, die sich gleichzeitig in den Schlossräumen aufhalten dürfen, um den vorgeschriebenen Mindestabstand nicht zu unterschreiten. In den Schloss- und Museumsräumen sowie auf der Fähre zur Pfaueninsel ist das Tragen einer FFP2-oder KN95-Maske Pflicht. Allerdings werden bis auf Weiteres weder Gruppenführungen noch Führungen für Einzelbesucher angeboten. Für die Besuche in den Schlössern ist eine vorherige Terminbuchung erforderlich. Für das Schloss Rheinsberg werden Eintrittskarten neben dem Verkauf vor Ort im Ticketshop online unter tickets.spsg.de/ angeboten. Die Karten kann man maximal eine Woche vor dem Besuchstermin erwerben. In Caputh und Oranienburg können Eintrittskarten ausschließlich an den Schlosskassen erworben werden. Die Karten sind zeitgebunden und mit einer Einlasszeit versehen. Der letzte Einlass ist jeweils um 17 Uhr. Schloss Caputh ist das älteste erhalten gebliebene Lustschloss aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg in der Potsdamer Kulturlandschaft. Das Edikt von Potsdam 1685 und die Aufnahme tausender Hugenotten, den Religionsflüchtlingen aus Frankreich, hat den Kurfürsten weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus bekannt gemacht. Die Ausstellung in Caputh und Oranienburg ist nicht nur aus diesem Grund überaus lohnenswert. SPSG, H. Tews http://dlvr.it/S0L6dZ
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berlin4transfusion · 6 years
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GESCHICHTE
Der Name Berlin leitet sich vermutlich von dem slawischen Begriff br’lo bzw. berlo mit den Bedeutungen ‚Sumpf, Morast, feuchte Stelle‘oder ‚trockene Stelle in einem Feuchtgebiet‘ sowie dem in slawischen Ortsnamen häufigen Suffix -in ab. Dafür spricht vor allem, dass der Name in Urkunden immer wieder mit Artikel auftaucht („der Berlin“).
Der Stadtname ist weder auf den angeblichen Gründer der Stadt, Albrecht den Bären, noch auf das Berliner Wappentier zurückzuführen. Hierbei handelt es sich um ein redendes Wappen, mit dem versucht wird, den Stadtnamen in deutscher Interpretation bildlich darzustellen. Das Wappentier leitet sich demnach vom Stadtnamen ab, nicht umgekehrt
Mittelalter
Die auf der Spreeinsel gelegene Stadt Cölln wurde 1237 erstmals urkundlich erwähnt. 1244 folgte dann die Erwähnung (Alt-)Berlins, das am nordöstlichen Ufer der Spree liegt. Neuere archäologische Funde belegen, dass es bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vorstädtische Siedlungen beiderseits der Spree gegeben hat. 1280 fand der erste nachweisbare märkische Landtag in Berlin statt. Dies deutet auf eine frühe Spitzenstellung, wie sie auch aus dem Landbuch Karls IV. (1375) erkennbar wird, als Berlin mit Stendal, Prenzlau und Frankfurt/Oder als die Städte mit dem höchsten Steueraufkommen nachgewiesen werden. Die beiden Städte bekamen 1307 ein gemeinsames Rathaus.
Berlin teilte das Schicksal Brandenburgs unter den Askaniern (1157–1320), Wittelsbachern (1323–1373) und Luxemburgern (1373–1415). Im Jahr 1257 zählte der Markgraf von Brandenburg zum ersten Mal zum einzig zur Königswahl berechtigten Wahlkollegium. Die genauen Regeln wurden 1356 mit der Goldenen Bulle festgelegt; seitdem galt Brandenburg als Kurfürstentum. Nachdem der deutsche König Sigismund von Luxemburg 1415 Friedrich I. von Hohenzollern mit der Mark Brandenburg belehnt hatte, regierte diese Familie bis 1918 in Berlin als Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg und ab 1701 auch als Könige in bzw. von Preußen.
Im Jahr 1448 revoltierten Einwohner von Berlin im „Berliner Unwillen“ gegen den Schlossneubau des Kurfürsten Friedrich II. („Eisenzahn“). Dieser Protest war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, und die Stadt büßte viele ihrer mittlerweile ersessenen politischen und ökonomischen Freiheiten ein. Kurfürst Johann Cicero erklärte 1486 Berlin zur Hauptresidenzstadt des brandenburgischen Kurfürstentums.
Bereits seit 1280 gab es Handelsbeziehungen zur Hanse, insbesondere zu Hamburg. Ab dem 14. Jahrhundert war Berlin Mitglied der Hanse. 1518 trat Berlin formal aus der Hanse aus bzw. wurde von ihr ausgeschlossen.
Die Reformation wurde 1539 unter Kurfürst Joachim II. in Berlin und Cölln eingeführt, ohne dass es zu großen Auseinandersetzungen kam.
Der Dreißigjährige Krieg zwischen 1618 und 1648 hatte für Berlin verheerende Folgen: Ein Drittel der Häuser wurde beschädigt, die Bevölkerungszahl halbierte sich. Friedrich Wilhelm, bekannt als der Große Kurfürst, übernahm 1640 die Regierungsgeschäfte von seinem Vater. Er begann eine Politik der Immigration und der religiösen Toleranz. Vom darauf folgenden Jahr an kam es zur Gründung der Vorstädte Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt.
Im Jahr 1671 wurde 50 jüdischen Familien aus Österreich ein Zuhause in Berlin gegeben. Mit dem Edikt von Potsdam 1685 lud Friedrich Wilhelm die französischen Hugenotten nach Brandenburg ein. Über 15.000 Franzosen kamen, von denen sich 6.000 in Berlin niederließen. Um 1700 waren 20 Prozent der Berliner Einwohner Franzosen, und ihr kultureller Einfluss war groß. Viele Einwanderer kamen außerdem aus Böhmen, Polen und Salzburg.
Preußisches Königreich
Berlin erlangte 1701 durch die Krönung Friedrichs I. zum König in Preußen die Stellung der preußischen Hauptstadt, was durch das Edikt zur Bildung der Königlichen Residenz Berlin durch Zusammenlegung der Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt am 17. Januar 1709 amtlich wurde. Bald darauf entstanden neue Vorstädte, die Berlin vergrößerten.
Das Berliner Schloss, seit 1702 die Hauptresidenz der preußischen Könige und ab 1871 der Deutschen Kaiser.
Nach der Niederlage Preußens 1806 gegen die Armeen Napoleons verließ der König Berlin Richtung Königsberg. Behörden und wohlhabende Familien zogen aus Berlin fort. Französische Truppen besetzten die Stadt von 1806 bis 1808. Unter dem Reformer Freiherr vom und zum Stein wurde am 19. November 1808 die neue Berliner Städteordnung beschlossen und in einem Festakt am 6. Juli 1809 in der Nikolaikirche proklamiert, was zur ersten frei gewählten Stadtverordnetenversammlung führte. An die Spitze der neuen Verwaltung wurde ein Oberbürgermeister gewählt. Die Vereidigung der neuen Stadtverwaltung, Magistrat genannt, erfolgte am 8. Juli des Jahres im Berliner Rathaus.
Bei den Reformen der Schulen und wissenschaftlichen Einrichtungen spielte die von Wilhelm von Humboldt vorgeschlagene Bildung einer Berliner Universität eine bedeutende Rolle. Die neue Universität (1810) entwickelte sich rasch zum geistigen Mittelpunkt von Berlin und wurde bald weithin berühmt.
Weitere Reformen wie die Einführung einer Gewerbesteuer, das Gewerbe-Polizeigesetz (mit der Abschaffung der Zunftordnung), unter Staatskanzler Karl August von Hardenberg verabschiedet, die bürgerliche Gleichstellung der Juden und die Erneuerung des Heereswesens führten zu einem neuen Wachstumsschub in Berlin. Vor allem legten sie die Grundlage für die spätere Industrieentwicklung in der Stadt. Der König kehrte Ende 1809 nach Berlin zurück.
In den folgenden Jahrzehnten bis um 1850 siedelten sich außerhalb der Stadtmauern neue Fabriken an, in denen die Zuwanderer als Arbeiter oder Tagelöhner Beschäftigung fanden. Dadurch verdoppelte sich die Zahl der Einwohner durch Zuzug aus den östlichen Landesteilen. Bedeutende Unternehmen wie Borsig, Siemens oder die AEG entstanden und führten dazu, dass Berlin bald als Industriestadt galt. Damit einher ging auch der politische Aufstieg der Berliner Arbeiterbewegung, die sich zu einer der stärksten der Welt entwickelte.
Im Ergebnis der Märzrevolution machte der König zahlreiche Zugeständnisse. Ende 1848 wurde ein neuer Magistrat gewählt. Nach einer kurzen Pause wurde im März 1850 eine neue Stadtverfassung und Gemeindeordnung beschlossen, wonach die Presse- und Versammlungsfreiheit wieder aufgehoben, ein neues Dreiklassen-Wahlrecht eingeführt und die Befugnisse der Stadtverordneten stark eingeschränkt wurden. Die Rechte des Polizeipräsidenten Hinckeldey wurden dagegen gestärkt. In seiner Amtszeit bis 1856 sorgte er für den Aufbau der städtischen Infrastruktur (vor allem Stadtreinigung, Wasserwerke, Wasserleitungen, Errichtung von Bade- und Waschanlagen).
Im Jahr 1861 wurden Moabit und der Wedding sowie die Tempelhofer, Schöneberger, Spandauer und weitere Vorstädte eingemeindet. Den Ausbau der Stadt regelte ab 1862 der Hobrecht-Plan. Der Fluchtlinienplan orientierte sich mit großzügigen Straßenzügen und Plätzen an der Umgestaltung von Paris durch Baron Haussmann. Die Blockbebauung mit einer Traufhöhe von 22 Metern prägt viele Berliner Stadtviertel. Durch den rasanten Bevölkerungsanstieg, Bauspekulation und Armut kam es zu prekären Wohnverhältnissen in den Mietskasernen der entstehenden Arbeiterwohnquartiere mit ihren für Berlin typischen mehrfach gestaffelten, engen Hinterhöfen.
Deutsches Kaiserreich
Mit der Einigung zum kleindeutschen Nationalstaat durch den preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck, die am 18. Januar 1871 vollzogen wurde, kam Berlin auch in die Stellung der Hauptstadt des deutschen Nationalstaats, zunächst mit dessen staatsrechtlicher Bezeichnung Deutsches Reich (bis 1945).
Mit Gründung des Kaiserreichs lässt sich der Beginn der Gründerzeit, in dessen Folge Deutschland zur Weltmacht und Berlin zur Weltstadt aufstieg, für Deutschland sehr genau auf das Jahr 1871 datieren. Im mehr als vier Jahrzehnte währenden Frieden, der im August 1914 mit Beginn des Ersten Weltkriegs endete, wurde Berlin im Jahr 1877 zunächst Millionenstadt und überstieg die Zweimillionen-Einwohner-Grenze erstmals im Jahr 1905.
Nach seiner Abdankung 1918 in Spa kehrte Kaiser Wilhelm II. nicht mehr nach Berlin zurück.
Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde am 9. November 1918 in Berlin die Republik ausgerufen. In den Monaten nach der Novemberrevolution kam es mehrfach zu teils blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und ihren Freikorps sowie revolutionären Arbeitern. Anfang 1919 erschütterte der Spartakusaufstand die Stadt, zwei Monate später ein Generalstreik. 1920 kam es zum Blutbad vor dem Reichstag und später zum Kapp-Putsch.
Im gleichen Jahr folgte mit dem Groß-Berlin-Gesetz eine umfassende Eingemeindung mehrerer umliegender Städte und Landgemeinden sowie zahlreicher Gutsbezirke. Berlin hatte damit rund vier Millionen Einwohner und war in den 1920er-Jahren die größte Stadt Kontinentaleuropas und die nach London und New York drittgrößte Stadt der Welt.
Die Stadt erlebte in den 1920er Jahren eine Blütezeit der Kunst, Kultur, Wissenschaft und Technik. Diese Zeit wurde später als die „Goldenen Zwanziger“ bezeichnet. Berlin war auch aufgrund der weit ausgedehnten Stadtfläche, die größte Industriestadt Europas.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahr 1933 gewann Berlin als Hauptstadt des zentralistischen Dritten Reichs an politischer Bedeutung. Adolf Hitler und Generalbauinspektor Albert Speer entwickelten architektonische Konzepte für den Umbau der Stadt zur „Welthauptstadt Germania“, die jedoch nie verwirklicht wurden.
Das NS-Regime zerstörte Berlins jüdische Gemeinde, die vor 1933 rund 160.000 Mitglieder zählte. Nach den Novemberpogromen von 1938 wurden tausende Berliner Juden ins nahe gelegene KZ Sachsenhausen deportiert. Rund 50.000 der noch in Berlin wohnhaften 66.000 Juden wurden von 1941 an in Ghettos und Arbeitslager nach Litzmannstadt, Minsk, Kaunas, Riga, Piaski oder Theresienstadt deportiert. Viele starben dort unter den widrigen Lebensbedingungen, andere wurden von dort während des Holocausts in Vernichtungslager verschleppt und ermordet. Ab 1942 fuhren Deportationszüge nach Auschwitz.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin erstmals im Herbst 1940 von britischen Bombern angegriffen. Die Luftangriffe steigerten sich massiv ab 1943, wobei große Teile Berlins zerstört wurden. Die Schlacht um Berlin 1945 führte zu weiteren Zerstörungen. Fast die Hälfte aller Gebäude war zerstört, nur ein Viertel aller Wohnungen war unbeschädigt geblieben. Von 226 Brücken standen nur noch 98.
Geteilte Stadt
Nach der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee und der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde Berlin gemäß den Londoner Protokollen – der Gliederung ganz Deutschlands in Besatzungszonen entsprechend – in vier Sektoren aufgeteilt, nämlich die Sektoren der Vereinigten Staaten von Amerika, des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, Frankreichs und der Sowjetunion: amerikanischer, britischer, französischer und sowjetischer Sektor. Weder in der Konferenz von Jalta noch im Potsdamer Abkommen war eine förmliche Teilung in Westsektoren und Ostsektor (West-Berlin und Ost-Berlin) vorgesehen. Diese Gruppierung ergab sich 1945/46 durch das Zusammengehörigkeitsgefühl der West-Alliierten einerseits und das Gefühl der Mehrzahl der Berliner andererseits, die die West-Alliierten als Befreier „von den Russen“ empfanden.
Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland schuf schon am 19. Mai 1945 einen Magistrat für Berlin. Er bestand aus einem parteilosen Oberbürgermeister, vier Stellvertretern und 16 Stadträten. Für Groß-Berlin blieb allerdings eine Gesamtverantwortung aller vier Siegermächte bestehen. Die zunehmenden politischen Differenzen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion führten nach einer Währungsreform in den West-Sektoren 1948/1949 zu einer wirtschaftlichen Blockade West-Berlins, die die Westalliierten mit der „Berliner Luftbrücke“ überwanden.
Bornholmer Straße im westlichen Teil Berlins, 1989. Nach dem Fall der Mauer bereitet ein Spalier den Besuchern aus der DDR einen Empfang.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Westen Deutschlands und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Osten Deutschlands im Jahr 1949 verfestigte sich der Kalte Krieg auch in Berlin. Während die Bundesrepublik ihren Regierungssitz in Bonn hatte, was zunächst als Provisorium gedacht war, proklamierte die DDR Berlin als Hauptstadt. Der Ost-West-Konflikt gipfelte in der Berlin-Krise und führte zum Bau der Berliner Mauer durch die DDR am 13. August 1961.
West-Berlin war seit 1949 de facto ein Land der Bundesrepublik Deutschland – allerdings mit rechtlicher Sonderstellung – und Ost-Berlin de facto ein Teil der DDR. Berlins Osten und Westen waren ab 1961 völlig voneinander getrennt. Der Übergang war nur an bestimmten Kontrollpunkten möglich, allerdings nicht mehr für die Bewohner der DDR und Ost-Berlins und bis 1972 nur in Ausnahmefällen für Bewohner West-Berlins, jene die nicht nur im Besitz des Berliner Personalausweises waren.
Im Jahr 1971 wurde das Viermächteabkommen über Berlin unterzeichnet und trat 1972 in Kraft. Während die Sowjetunion den Viermächte-Status nur auf West-Berlin bezog, unterstrichen die Westmächte 1975 in einer Note an die Vereinten Nationen ihre Auffassung vom Viermächte-Status über Gesamt-Berlin. Die Problematik des umstrittenen Status Berlins wird auch als Berlin-Frage bezeichnet.
Wiedervereinte Stadt
In der DDR kam es 1989 zur politischen Wende, die Mauer wurde am 9. November geöffnet. Am 3. Oktober 1990 wurden die beiden deutschen Staaten als Bundesrepublik Deutschland wiedervereinigt und Berlin per Einigungsvertrag deutsche Hauptstadt.
Am 20. Juni 1991 beschloss der Bundestag mit dem Hauptstadtbeschluss nach kontroverser öffentlicher Diskussion, dass die Stadt Sitz der deutschen Bundesregierung und des Bundestages sein solle. 1994 wurde das Schloss Bellevue auf Initiative Richard von Weizsäckers zum ersten Amtssitz des Bundespräsidenten. In der Folgezeit wurde das Bundespräsidialamt in unmittelbarer Nähe errichtet.
Im Jahr 1999 nahmen Regierung und Parlament ihre Arbeit in Berlin auf. 2001 wurde das neue Bundeskanzleramt eingeweiht und von Bundeskanzler Gerhard Schröder bezogen. Die überwiegende Zahl der Auslandsvertretungen in Deutschland verlegten in den folgenden Jahren ihren Sitz nach Berlin.
Zum 1. Januar 2001 wurde die Zahl der Berlin untergliedernden Bezirke durch deren Neugliederung von 23 auf 12 reduziert, um eine effizientere Verwaltung und Planung zu ermöglichen.
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melbynews-blog · 6 years
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Die Gründung der Bank von England – Erscheinungen und Wesentliches danach
Neuer Beitrag veröffentlicht bei https://melby.de/die-gruendung-der-bank-von-england-erscheinungen-und-wesentliches-danach/
Die Gründung der Bank von England – Erscheinungen und Wesentliches danach
Russophilus (vineyardsaker)
Dieser Artikel wurde von unserem Dorfbewohner HPB verfasst.
Vorbemerkung für die Blog-Leser: 2014 verfasste ich einen siebenteiligen Studien-Leitfaden für jedermann mit dem Titel: „Ein gültiges Urteil. Wie und woran Sie den Messias erkennen werden“. Dabei führte jeder Textteil jeweils zu einer Studien-Aufgabe hin. Die ersten beiden Teile waren dem damals aktuellen Bezug und dem politischen Irrgarten gewidmet. Der dritte Teil führte zu der Erkenntnis hin, dass die scheinbar chaotischen Ereignisse sehr wohl gesellschaftlichen Gesetzen unterliegen, deren Wirken durch unterschiedliche oder gegensätzliche Interessen von Menschen(-gruppen) geprägt wird. Danach geht es um Geldschuld, Zins und Wucher im historischen Werdegang. Teil 4 behandelt die Ursprünge dessen in Athen und Attika im 7. Jahrhundert v.u.Z., Teil 5 die Wucherei des Mittelalters bis zur Gründung der Bank von England. Teil 6 umfasst die Zeit bis zur Gründung der FED 1913 und trägt den Untertitel „Das Tier, das aus dem Land aufsteigt“. Der Teil 7 reicht von 1913 bis in unsere Zeit und wurde vor etwa drei Jahren hier im Blog schon veröffentlicht.
Jetzt folgt der eigentliche Textteil (ohne die Studienaufgabe):
Ein gültiges Urteil! Wie und woran Sie den Messias erkennen werden. – Teil 6 – Das Tier, das aus dem Land aufsteigt – Ein kleiner Studienleitfaden © HPB
Im Teil 5 identifizierten wir die Bank von England als das biblische Tier, das aus dem Meer aufstieg. Lassen Sie uns kurz Rückschau halten, was mit Hilfe dieses „Geld- und Kredit-Vehikels“ auf der globalen Bühne ge­schah.
Macht und Kriege
Das 17. Jahrhundert neigte sich in Europa dem Ende zu mit dem entscheidenden Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen als Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen in der Schlacht bei Zenta gegen die osmanischen Türken. Der Krieg endete 1699 mit dem Friedensvertrag von Karlowitz. Mit Österreich-Ungarn entstand eine neue Großmacht auf dem europäischen Kontinent. Doch bereits im Jahr darauf begannen zwei neue große Kriege. Der Große Nordische Krieg bis 1721, in dem sich Schweden (unter Karl XII.) auf der einen Seite und Dänemark, Sachsen (August, der Starke), Polen und Russland (Peter, der Große) auf der anderen Seite gegenüber standen. Im ersten Kriegsjahr leistete England gemeinsam mit Holland den Schweden Waffenhilfe, was aber deren spätere Niederlage nicht verhindern konnte.
Der Spanische Erbfolgekrieg, in dem Frankreich gemeinsam mit Bayern und Aufständischen in Ungarn gegen Kaiser und Deutsches Reich, Österreich, Holland und England kämpften, dauerte bis 1714. Das Machtstre­ben des Sonnenkönigs, Ludwig XIV., der die spanische Krone für die Bourbonen in Besitz nehmen wollte, war dem Parlament und dem Haus Oranien unter Wilhelm III. auf dem Thron des Vereinigten Königreichs schon lange ein Dorn im Auge. Zumal Ludwig mehrmals versucht hatte, nicht nur die spanischen Niederlan­de sondern auch die Republik der Niederlande an sich zu bringen. Im Einvernehmen mit Jacob II., dem ka­tholischen König Englands, wäre ihm das 1672 auch beinahe gelungen. Ludwigs Besitzungen erstreckten sich so weit, dass in ihnen niemals die Sonne unterging, was ihm im Volksmund den Titel „Sonnenkönig“ einbrachte. Ob die Briten mit Ihren Schiffen in der Karibik, vor den Küsten Nordamerikas oder Indiens kreuz­ten, immer trafen sie dort auch auf französische Schiffe. Obwohl Großbritannien noch vor Kriegsende aus der Koalition gegen Frankreich ausschied, wurde Ludwigs Ziel, Frankreich und Spanien unter dem Zepter der Bourbonen zu vereinen, vereitelt.
Mit dem Sieg von 1675 bei Fehrbellin über die von Frankreich subsidierten Schweden und dem „Edikt von Potsdam“ 1685 trat Brandenburg-Preußen als neuer „Spieler“ auf die politische Bühne. Von König Friedrich Wilhelm I. (1713 bis 1740) mit einem beachtlichen stehenden Heer ausgestattet, blieb dieses Potential im Vereinigten Königreich nicht unbemerkt, zumal seit 1714 mit Georg I. das Haus Hannover dort den Thron inne hatte. Ab 1740 übernahm Friedrich II. die preußische Königswürde und machte mit den drei Schlesi­schen Kriegen gegen das von Kaiserin Maria Theresia regierte Österreich-Ungarn von der militärischen Macht, die ihm sein Vater hinterlassen hatte, wirksamen Gebrauch. Der dritte Schlesische Krieg ging in die Geschichte als der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763 ein. Den Kriegsschauplätzen nach war er ein Weltkrieg, denn es wurde nicht nur in Mitteleuropa sondern auch in Nordamerika und Indien gekämpft. Gegner Preußens waren Sachsen, Österreich-Ungarn, das Heilige Römi­sche Reich, Russland und Frankreich. Einzig das Vereinigte Königreich und das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel (Haus Hannover) standen auf Seiten des Preußenkönigs. Mit finanziellen Zuwendungen und hannoverschem Beistand stärkte Großbritannien die preußische Widerstandskraft, um den Erzrivalen Frank­reich endlich aus seinen kolonialen Besitzungen in der Karibik, Nordamerika und Indien zu vertreiben. Dank der Bank von England ging dieses Spiel auf. Friedrichs Preußen überstand den Krieg ohne territoriale Verlus­te, da die gegnerische Koalition 1762 zerfiel.
1757, also während des Siebenjährigen Krieges, setzten mit dem Ausgang der Schlacht bei Plassey zwischen den Truppen des Nabob von Bengalen und der Britischen Ostindien-Kompanie die territorialen Eroberungen Indiens durch die Briten ein.
Schon 10 Jahre nach dem Friedensvertrag von Paris, der die britischen Erwerbungen in Nordamerika bestä­tigte, begann 1773 dort die koloniale Unabhängigkeitsbewegung, die 1776 die amerikanische Republik gründete. Zur Niederwerfung der republikanischen Streitkräfte mietete Großbritannien beim Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel ein Truppenkontingent, das im Verlaufe der Kriegshandlungen von 1776 bis 1783 mit ca. 19.000 Soldaten etwa ein Drittel der britischen Kolonialtruppen stellte. Zwar sorgten die französischen „Füchse im Weinberg“ (Lion Feuchtwanger) um Beaumarchais mit heimlichen Waffenlieferungen für die Unterstützung des jungen Bundesstaates, doch erst die Eintritte Frankreichs 1778, Spaniens 1779 und Hollands 1780, die mit Großbritannien noch offene Rechnungen zu begleichen hatten, in die Kampfhandlungen auf Seiten der USA besiegelten die britische Niederlage im „Unabhängigkeitskrieg“. So wurden die beiden Bourbonenmonarchien Frankreich und Spanien zu Geburtshelfern der Vereinigte Staaten von Amerika.
Die finanzmächtige und familiäre Verquickung Großbritanniens mit Deutschland begünstigte im Verlaufe des 18. Jahrhunderts den Aufstieg Preußens zu einer Großmacht. Sie förderte die als Dualität bezeichnete Machtkonkurrenz zwischen dem Österreich-Ungarn Habsburgs und dem Hohenzollernschen Preußen im Heiligen Römischen Reich und gewährte so die Eigenständigkeit des Hauses Hannover bis zum Eingreifen Napoleons in die Geschicke des Reiches. Trotz des herben Rückschlags durch den Verlust der amerikanischen Kolonien geboten die britische Krone und die Bank of England im 19. Jahrhundert über das sich weltweit ausdehnende britische Empire, das heute in Gestalt des Commonwealth fortbesteht. Aber die aufstrebende amerikanische Republik blieb weiter im Blickfeld, denn sie versprach eine lohnende Beute.
Wirtschaft
Das Geschäft der Bank von England bestand im Wesentlichen darin, Banknoten als Zahlungsmittel in Umlauf zu bringen, Einlagen zu sammeln und unter Nutzung des Stammkapitals sowie der Einlagen verzinsliche Kre­dite zu gewähren. In den ersten Monaten nach der Gründung bestand bei wohlhabendem Publikum ein starkes Bedürfnis nach gut verzinslichen Einlagen ebenso wie eine rege Kredit-Nachfrage für neue Unternehmungen. Rasantes Wachstum von Einlagen und Ausleihungen mündete im dritten Geschäftsjahr in einen Bankrun verunsicherter Einlagenbesitzer. Nach der Rettung im vierten Geschäftsjahr wurde ein Wachstumspfad eingeschlagen, der den großen Exzess mied. Allmählich drang die Bank mit ihren Noten und Münzen als Zahlungsmittel in alle Sphären der Waren­zirkulation und Besteuerung ein, sorgte dafür dass sich alle Naturressourcen und menschliche Produkte – ob nun physischer, künstlerischer oder geistiger Art – in Waren, klingende Münze und Profit, in Reichtumsquellen für Bankiers, Parlament und Krone verwandeln ließen.
Im 18. Jahrhundert wurden riesige Profite mit den amerikanischen Kolonien gescheffelt, an denen britische Unternehmen führend beteiligt waren. Es handelte sich um ein gigantisches „Dreiecksgeschäft“, das aus Sklavenhandel von Westafrika (Guinea) nach Amerika, aus dort mit den afrikanischen Sklaven betriebener Plantagenwirtschaft für Rohrzucker, Tabak und Baumwolle und der Versorgung Europas mit diesen Produkten sowie Lieferung von Tand und Waffen für die afrikanischen Häuptlinge im Austausch gegen weitere Sklaven bestand.
Im 19. Jahrhundert kam mit den territorialen Eroberungen Indiens und dessen Reichtümer durch die ostin­dische Kompanie ein neues Geschäftsmodell ins Spiel: Opiumproduktion in Bengalen und Export gegen Sil­ber nach China. David Sassoons Handelshaus in Bombay gehörte zu den größten Profiteuren des Opiumhan­dels, der mit den beiden Opiumkriegen von 1839 bis 1842 und von 1856 bis 1860 richtig in Schwung kam und das Mandschu-Reich in China zerstörte. (Falls Sie sich fragen sollten, warum die USA mit ihren Verbündeten 2001 Afghanistan besetzten, dann finden Sie darin einen Teil der Antwort: Es ging darum, dort die Opiumproduktion wieder anzukurbeln und das Opium nach Mittelasien und Russland zu schleusen, um Mittelasiatisch-Turkestan und die russische Gesellschaft so zu zerstören, wie es den Briten einst beim Mandschu-Reich gelang.)
Abgesehen von den kolonialen Auswüchsen fand in England in den Jahrzehnten, die auf die napoleonischen Kriege folgten, eine durch technische Erfindungen geprägte industrielle Revolution statt. Später nannte man diese Periode den „Kapitalismus der freien Konkurrenz“, um klar zu stellen, dass ausgangs des 19. Jahrhun­derts – seit 1894 – der Kapitalismus einen anderen Charakter annahm: Den des Monopolkapitalismus. Betrachten wir nun einige kredit- und zinsbedingte Gesetzmäßigkeiten, die infolge des Wirkens der Bank ins Dasein traten.
Das Wesen des Zinses im Kapitalismus
Der Zins entspringt dem Leihkapital in Form von Bankkredit zum Beispiel als Darlehen für Industrie- oder Handelskapitalisten, indem es als Industrie- oder Handelskapital fungiert. Dabei wird seitens des Bankiers unterstellt, dass das kreditierte Unternehmen im Stande sei, die durchschnittliche Profitrate zu realisieren und den geforderten Zins abzuwerfen. Bei der Ausleihe des Geldkapitals veräußert der Bankier eine Ware, die sowohl einen Gebrauchswert als auch einen Wert besitzt. Der Industrie- oder Handelskapitalist erwirbt die Ware um ihres Gebrauchswertes willen. Der Wert des verliehenen Geldkapitals entspricht der Nominalgröße des Darlehens plus einem Mehrwert. Sein Gebrauchswert tritt in Funktion mit der Verwendung als Industrie- oder Handelskapital, als welches es Profit erzielt. Der Gebrauchswert und Zweck von Leihkapital entfaltet sich folglich für den Bor­genden in der Erzeugung von Profit. Dem Verleihenden fließt das realisierte Leihkapital mit einem Mehr­wert zurück, wobei dieser die Form des Zinses annimmt und stets nur ein Teil des vom Industrie- oder Han­delskapitalisten erzielten Profits sein kann, wenn sich das Geschäft für beide lohnen soll.
Kredit und Zins im Auf und Ab der Konjunktur
Bereits im 19. Jahrhundert war in England zu beobachten, wie sich die freie, nicht monopolisierte Wirt­schaft auf einen zyklischen Verlauf hinein schwang, – ein Phänomen, mit dessen Erklärung die National-Ökonomen über Jahrzehnte rangen. Markante Wirtschaftskrisen traten dort beispielsweise 1825, 1837, 1847 und 1857 auf. Auch andere Wirtschaftsmächte folgten diesem Verlauf. Die Wirtschaftszyklen wurden nur durch Kriege oder Naturkatastrophen modifiziert und später durch Monopolisierung, Zentralbank- und Staatseingriffe deformiert (siehe „antizyklische Konjunkturmaßnahmen“).
Betrachten wir den zyklischen Verlauf von Kapital, Kredit und Zins in der produktiven Sphäre: Solange die Produktion stagniert (bei Depression), bewirkt Expansion von Einlagen und Depositen bei Geschäftsbanken Reichlichkeit von leih-barem Geldkapital gegenüber produktivem Kapital, das in Form von Waren, fungieren­den Produktionsmitteln, Arbeitskräften und Geld existiert. Dies ist am Anfang des Zyklus nach dem „Krach“ der Fall. Zu dieser Zeit ist produktives Kapital überreichlich vorhanden, sei es in Warenform (nur schwer ab­setzbare Waren) oder in Form nicht fungierender (also still liegender) Produktionsmittel und Arbeitskräfte. Leihbares Kapital steht im Überfluss zur Verfügung, ohne von Unternehmern gebraucht zu werden. Das An­gebot übersteigt die Nachfrage bei weitem. Der Zins ist daher sehr niedrig. Ist ein Unternehmer geneigt, Kredit aufzunehmen, so kann er unter vielen Anbietern wählen und die Bedingungen (fast) nach Belieben diktieren.
Ausgangs der Krise kommt es nach der Stagnation zur Belebung der wirtschaftlichen Aktivität. Hierbei wird brach liegendes Eigenkapital der Unternehmer wieder in Funktion genommen. Es bedarf dazu nicht des Bankkredits. Selbst wenn der Reproduktionsprozess des Kapitals nur kleinen Profit verspricht, so fällt dieser doch ungeschmälert dem Unternehmer zu, weil er nicht durch Zinsen belastet ist. Da noch längst nicht alle brach liegenden Kapitalien wieder fungieren, sind Industrie- und Handelskapitalisten in der Lage, sich ge­genseitig auch ohne das Dazwischentreten von Banken kommerzielle Kredite zu gewähren. Der Zins bleibt deshalb noch auf Minimalniveau.
Gelangt die Produktion auf den Stand der Blüte wie im konjunkturellen Aufschwung, so erreicht der kom­merzielle Kredit eine sehr große Ausdehnung. Wachsende Produktion geht mit leicht eingehenden Rückflüs­sen (Erlösen) einher. Säumige Kunden sind die Ausnahme. In dieser Phase ist die Zinsrate immer noch nied­rig, wenn sie auch bereits über das Minimum steigt. Die Profitrate erreicht eine Höhe, wo aufgrund der niedrigen Zinsrate und Löhne Extraprofite erzielt werden, welche schnell reinvestiert werden. Die Kredit­quellen sprudeln reichlich; die Nachfrage nach leih-barem Kapital kann leicht befriedigt werden, ohne an Grenzen zu stoßen. Der Kreditsuchende setzt seine Bedingungen nicht mehr so leicht wie in der vorange­gangenen Phase durch; die Wünsche der Kreditgeber kommen stärker zur Geltung. In dieser Phase von etwa zwei bis drei Jahren Dauer fallen wirkliche Ausdehnung des industriellen Kapitals mit relativer Reichlichkeit des leih-barem Kapital und niedriger Zinsrate zusammen. Infolge leichter und regelmäßiger Rückflüsse in Verbindung mit ausgedehntem kommerziellen Kredit wird ein großes Leihkapitalangebot gewährleistet, das trotz der steigenden Nachfrage den Anstieg der Zinsrate bremst.
In dieser Etappe schnell wachsender Erträge und des relativ leichten Verdienstes kommen zunehmend Glücksritter und Schwindler („Trittbrettfahrer“) ins Spiel, die ohne Reservekapital oder überhaupt ohne Ei­genkapital nur auf Geldkredit hin operieren. Die Kreditinstitute sind geneigt, solchen Leuten das noch brach liegende Leihkapital zur Verfügung zu stellen, weil es doch Verzinsung verspricht. Dadurch kommt es zu einer großen Ausdehnung des fix investierten Kapitals (industrielle Anlagen, Fabriken etc.) und zur massenhaften Eröffnung neuer, weitreichender Unternehmungen. Der Zins steigt jetzt an und erreicht die Durchschnittshöhe. Auch die Löhne steigen. Extraprofite werden nicht mehr erzielt. Wir kommen jetzt in die Hochkonjunktur, in der die Geschäfte überwiegend mit Kredit bei steigenden Zinsen finanziert werden müssen. Doch die Konkurrenz auf den Absatzmärkten nimmt zu, und nicht mehr jedes Stück Warenkapital lässt sich leicht erlösen. Trotz steigender Zinslasten müssen die Marktpreise gesenkt werden oder Waren bleiben unverkäuflich. Erste Wechsel werden gezogen und platzen; erste Bankkredite sind nicht mehr bedienbar. Es tritt eine Überanspannung im Reproduktionsprozess des Kapitals ein. Rein äußerlich glaubt man, alles stehe zum Besten, denn noch expandieren Produktion, Distribution und Konsumtion; aber dies geschieht unter höchster Anspannung mit exorbitant steigendem Kreditbedarf und unter wachsender Zinslast. Der Profit schwindet dahin.
Der Zins erreicht sein Maximum, wenn die Zahlungen stocken und jedermann nach Kredit verlangt, koste es was es wolle. Dann hört der Kredit plötzlich auf. Eine Kreditklemme tritt ein, und nur noch bares Zahlungs­mittel zählt. Geschäftsleute, denen Erlöse zufließen, horten diese in ihren Tresoren, um sich gegen geschäft­liche Risiken abzusichern. Dadurch wird auch Geld als Zahlungsmittel knapp. Der kommerzielle Kredit ver­siegt. Es tritt ein fast absoluter Mangel von Leihkapital und ein Überfluss von unbeschäftigtem industriellem Kapital ein. Profit existiert nicht mehr. Die Krise ist da. Die Märkte und Lager sind überfüllt, Fabriken werden geschlossen und Arbeitskräfte entlassen. Alle Übertreibungen und Fehlentwicklungen der vorangegangenen Zeit werden nun zwangsläufig korrigiert. Der gute Haushälter unter den Unternehmern, der mit hohem Ei­genkapitalanteil und ausreichendem Reservekapital wirtschaftet, überlebt die Krise. Glücksritter und Schwindler, die nur mit Fremdkapital operieren, werden gezwungen, den Offenbarungseid zu leisten und die Unternehmer-Arena zu verlassen.
Die Krise erscheint als ein gewaltsamer Andrang nach Zahlungsmitteln, weshalb sie sich als Kreditkrise oder Geldkrise darstellt. Jetzt erweist sich, dass die Produktion über die gesellschaftlichen Bedürfnisse hinaus ausgedehnt wurde, dass jede Menge Schwindelgeschäfte und Spekulationen gemacht wurden. Es kommt zu einer Entwertung der nicht mehr fungierenden Kapitale. Die Banken ziehen noch einbringliche Kreditforde­rungen aus der Produktionssphäre heraus und harren neuer Kreditvergaben. Doch plötzlich benötigt wegen des überschüssigen Industriekapitals niemand mehr Kredit. Große Mengen Kreditgeld finden keine Anlage mehr; der Zins fällt ins Bodenlose, das heißt auf sein Minimum. So etwa gestaltet sich die Entwicklung des Zinses im wirtschaftlichen Zyklus. Die Zinsrate ist eine Variable, die von Angebot und Nachfrage abhängt. Sie schwankt dabei um einen Mittelwert. Durch die Oszillation um diesen erweist sich der Zins nicht als statische sondern als dynamische Größe. Im Wirtschaftszyklus von 1837 bis 1847 lag die niedrigste Zinsrate beispielsweise bei 1½ % und die mittlere bei 4 bis 4½ %. Während der Krise 1847 stieg die Zinsrate auf 8 % und mehr.
Golddeckung und Geldmenge
Trotz des wachsenden Kolonialreiches ergaben sich für die Bank von England spezifische Schwierigkeiten aus der Edelmetalldeckung der Landeswährung, die die Wirtschaftszyklen zusätzlich verschärften. Die Bank durfte nur so viel Banknoten zirkulieren lassen, wie durch Edelmetall in ihren Tresoren gedeckt war. In der Hochkonjunktur wurden Rohstoffe stets so reichlich in den Kolonien geordert, dass die Exporterlöse dahinter zurückblieben. Die Zahlungsbilanzen mussten folglich mit Edelmetall-Lieferungen ausgeglichen werden. So kam es, dass vom Zenit der Konjunktur an mehr und mehr Gold und Silber aus den Tresoren der Bank von England abfloss und gleichzeitig die Geldmenge im Mutterland reduziert werden musste, obwohl die Geschäftswelt dringend nach vermehrtem Kredit und Geld verlangte.
Einflüsse auf die Zinsrate
Der Profit zerfällt in die Anteile Unternehmerlohn und Zins. Je geringer die Zinslast ist, desto höher fällt der Unternehmerlohn aus. Folglich steht derjenige Unternehmer gut da, der mit hohem Eigenkapitalanteil oder gänzlich ohne Fremdkapital wirtschaftet.
1. Die Profitrate
Die Profitrate bildet die obere Schranke für die Zinsrate. Im wirtschaftlichen Zyklus wächst die Zinsrate, wenn allgemein der Kreditbedarf explodiert, wohingegen die Profitrate stabil bleibt oder sogar aufgrund der verschärften Konkurrenz sinkt. Dies schmälert den Unternehmerlohn bis zu einem Punkt, wo der Unterneh­mer gezwungen sein kann, auf alles zu verzichten und Teile seines Eigenkapitals zu opfern, um die Fremdka­pitalverpflichtungen zu erfüllen. Dies darf jedoch nur kurzzeitig geschehen. In der Krise verschwindet jegli­cher Profit und macht den Einsatz von Fremdkapital untragbar. Daraus folgt, dass die Zinsrate unterhalb der Profitrate um ihren Mittelwert zyklisch oszilliert und nur aus­nahmsweise die Profitrate tangiert oder übersteigt. Im Durchschnitt muss sie erheblich unter der Profitrate bleiben, damit sich das Industrie- oder Handelsgeschäft für den Unternehmer lohnt.
Die Profitrate unterliegt neben den o.g. zyklischen Schwankungen einer langfristigen Entwicklungstendenz hin zum Fallen. Diese Merkwürdigkeit wurde anfangs des 19. Jahrhunderts bereits von David Ricardo und Adam Smith bei wirtschaftlichen Untersuchungen industrieller Unternehmungen entdeckt. Das lässt sich wie folgt erklären: Im Produktionsprozess übertragen alle sachlichen Produktionsfaktoren wie Grund- und Hilfsmaterial, Vorprodukte, Maschinen, Gebäude, Energieträger etc. lediglich ihre Werte auf die Produkte, ohne dabei Mehrwert zu erzeugen. Der einzige Produktionsfaktor, der imstande ist Mehrwert zu produzieren, ist die lebendige menschliche Arbeitskraft. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Arbeits­kraft fähig ist, einen größeren Wert zu erzeugen, als sie den Unternehmer kostet. Mit zunehmender Indus­trialisierung, Technisierung, Automatisierung wird dieser Faktor mehr und mehr freigesetzt. Daher sinkt langfristig die Mehrwertrate und folglich auch die Profitrate. Unternehmungen können sich diesem Trend durch Erschließung neuer Märkte, Konzentration und Zentrali­sation von Kapital, Monopolbildung und fortschrittliche Technik zeitweilig entziehen, wodurch Extraprofite gegenüber der durchschnittlichen Profitrate der Branche erzielbar sind. Solcherart konkurrenzfähige Unter­nehmungen eignen sich letzten Endes über die nivellierten Marktpreise einen Teil des von den Arbeitskräf­ten der Konkurrenten erzeugten Mehrwertes an. Die Tendenz zum allgemeinen Fall der Profitrate muss demnach auch einen tendenziellen Rückgang der Zinsrate bewirken.
2. Der Entwicklungsstand des Kreditsystems
Die Entwicklung des Kreditsystems brachte bereits im 19. Jahrhundert die Geldersparnisse aller Klassen durch Vermittlung der Bankiers in die Verfügung der Industriellen und Kaufleute. Mögen das anfangs nur die Reservekapitalien und rückfließenden Erlöse der Unternehmer, und die zu deren Privatverbrauch beiseite geschafften Revenuen gewesen sein, so sammelten sich bei ihnen schließlich massenhaft private und ge­schäftliche Rücklagen und Profite in Geldform als Depositen an. Auch spielte vererbtes Vermögen aus der wirtschaftlichen Aktivität vorangegangener Unternehmer-Generationen eine zunehmende Rolle, ebenso wie die kleine Ersparnis einfacher Leute.
Die immer weiter greifende Mobilisierung von Geldvermögen als verleihbares Geldkapital, ließ damals schon die Zinsrate nach unten tendieren, ebenso wie durch die rasche Akkumulation von Industrie- und Bankkapital. Zugleich wurde durch die Machenschaften der Bankiers das Leihkapital quasi vergesellschaftet und den industriellen Unternehmern zum privaten Gebrauch überlassen. Es entwuchs der Verantwortung des einzelnen Sparers oder Vermögensbesitzers.
Das heute bestehende Bruchteilreserven-Banksystem ermöglicht den Banken, nach Belieben Geld zu schöp­fen. Lediglich die erforderliche Mindestreserve von 1 % ist einzuhalten. Das heißt, die Banken dürfen bis zum 99-fachen der bei ihnen zu Buche stehenden Sichteinlagen der Kunden Kreditgeld schöpfen und Zinsen dafür verlangen. Dies gibt dem bestehenden System eine außerordentlich große Elastizität und dem Kredit eine ungeheure Ausweitung, sofern die Kreditnehmer über ausreichende Sicherheiten verfügen. Kredit steht daher auch bei starker Inanspruchnahme jederzeit in den kapitalistischen Metropolen reichlich zur Verfügung, wodurch die Zinsraten niedrig liegen und Kapital tendenziell fehlgeleitet wird, indem Investi­tionen lukrativ erscheinen, für deren Produkte in Wirklichkeit kein Markt vorhanden ist.
3. Nachfrage nach Leihkapital
Je höher die Nachfrage nach Leihkapital in Relation zu dessen Verfügbarkeit, desto höher steigt die Zinsrate. In der Boomphase, vor der bereits erhebliches Leihkapital in Fehlspekulationen oder riskante Geschäfte floss, steigt der Kreditbedarf rapide an, um die Geschäfte trotz sinkender Profitraten auszudehnen, zu inten­sivieren oder im angestrebten Wachstumsprozess die geschäftlichen Schwierigkeiten zu überwinden. Dies führt gewöhnlich zur Verschärfung des Wettbewerbs zwischen den Konkurrenten und noch höherem Kredit­bedarf, um die Geschäfte am Laufen zu halten. Die Banken reagieren darauf ihrerseits mit dem Verlangen nach neuen Sicherheiten und höherem Zins, um die Kreditnehmer zu hoher Disziplin bei der Bedienung die­ser Kredite zu veranlassen. (Diese Entwicklung setzt sich so fort, bis die Kredite auszufallen beginnen und gebotene Sicherheiten sich entwerten.)
Ein bedeutsamer Nachfragefaktor nach Kapital ist der Staat. Dadurch, dass staatliche Schuldverschreibun­gen Ansprüche auf Zinsen garantieren und die Papiere handelbar sind, besitzen sie den Anschein von Wert­papieren. In Wirklichkeit bedeutet jedoch die Kapitalüberlassung an den Staat in der Regel die Vernichtung des Kapitals, denn der Staat verwendet es nur in Ausnahmefällen als solches, z.B. beim Straßenbau oder im Bildungswesen (Entwicklung von Humankapital). Sobald es für Rüstungen, soziale Zwecke, Beamtengehälter und –-pensionen oder Kriegseinsätze missbraucht wird, geht es verloren. Die vermeintliche Zinszahlung sichert der Staat heute durch Neuverschuldung oder über die Einkommen­steuerpflicht ab. So bringt faktisch der Steuerzahler die Mittel für die Zinsen durch seine eigene Steuerzah­lung auf. Der Staat wirkt demnach als zinstreibender Nachfrager auf den Kreditmarkt ein, obwohl er seinerseits an möglichst niedrigen Zinsen für seine Schulden interessiert ist. (Diesem Widerspruch versucht er mittels entsprechender Steuerung der Leitzinsen durch die Zentralbank zu entgehen.)
Die Rolle des Kreditwesens umriss Karl Marx im dritten Band seines Hauptwerkes „das Kapital“ wie folgt. „Wenn das Kreditwesen als Haupthebel der Überproduktion und Überspekulation erscheint, so nur, weil der Reproduktionsprozess, der seiner Natur nach elastisch ist, hier bis zur äußersten Grenze forciert wird und zwar deshalb forciert wird, weil ein großer Teil des gesellschaftlichen Kapitals von den Nichteigentümern desselben angewandt wird, die aber ganz anders ins Zeug gehen als der ängstlich die Schranken seines Pri­vatkapitals erwägende Eigentümer, soweit er selbst fungiert. Es tritt damit nur hervor, dass die auf den ge­gensätzlichen Charakter der kapitalistischen Produktion gegründete Verwertung des Kapitals die wirkliche, freie Entwicklung nur bis zu einem gewissen Punkt erlaubt, also eine immanente Fessel oder Schranke der Produktion bildet, die beständig durch das Kreditwesen durchbrochen wird…“
Was Karl Marx hier als Ursache für die einzelnen Krisen beschrieb, gilt wohl auch für die Gesamtentwicklung der Wirtschaft. Nacheinander wurden verschiedene Wirtschaftszweige zur Blüte gebracht, was heute als „Blase“ bezeichnet wird, zuletzt die Informationstechnologie, deren Dotcom-Blase 2000 platzte. Auf den Gebieten der Gentechnik und der Nano-Technologie verwehren technische und ethische Schranken die Bla­senbildung; Raumfahrttechnologie und fortschrittliche Energietechnologien sind (noch) verschlossen. Es blieb dem „Kreditwesen“ mangels Anlagesphären nichts anderes übrig, als sich selbst in Form der „Finanz­markt-Industrie“ aufzublasen und nun wiederum zu verdorren.
Dieser Ursachenbeschreibung mangelt es jedoch an dem im Teil 5 erwähnten Zwang, das fehlende Geld für Kreditzinsen den Konkurrenten auf dem Markt abzujagen. Und das mit zinsbedingt verteuerten Produkten. Dort hieß es: „Je höher der Kreditanteil am zirkulierenden Geld, desto stärker ist folglich die Tendenz zur Geldverknappung für alle.“ Diese Gesetzmäßigkeit entfaltet sich während jedes Krisen- oder Konjunkturzyklus. Je mehr mit der anspringenden Konjunktur die Kreditvergabe expandiert, desto mehr progressieren die Zinsforderungen. Die Kluft zwischen aufzubringender Zinsmasse im Verhältnis zur zirkulierenden Geldmenge steigt. Im Moment des Konjunkturhochs scheint sie noch wirtschaftlich erträglich zu sein, denn die Mehrzahl der Kredite wird bei steigendem Zins und sinkender Profitrate von den Schuldnern bedient, doch schon kurze Zeit später beginnt sie, die Konjunktur abzuwürgen und auf die Krise zuzusteuern, weil sich die kalkulierten Gewinne in rote Zahlen verwandeln. Die Kreditwirtschaft selbst verursacht also das Auf und Ab der Wirtschaft mit all den sie begleitenden Fehlentwicklungen.
Fazit
Zudem entsteht mit jeder Kredit- und Geldschöpfung aus dem „Nichts“ durch die Banken eine Zinsforde­rung und eine Forderung nach realer Sicherheit (wie Grundschuld oder Immobilie), was den Gläubigern fi­nanziellen oder sachlichen Reichtum beschert, indem die Kreditnehmer entsprechende Tribute zu leisten haben. Dieses parasitäre Geschäftsmodell wird durch spezielle Bankprivilegien des Staates, gestützt auf des­sen Gewaltmonopol, legalisiert und abgesichert. – Ein monströser Betrug, vor dem uns Johannes vor zwei­tausend Jahren schon warnte!
Mit dem Monopolkapitalismus, in dem durch Akkumulation und Zentralisation von Kapital große Industrie­konzerne, Kartelle und Syndikate marktbeherrschenden Einfluss gewannen und ihre Interessen bei Regie­rungen und Staaten immer wirksamer durchzusetzen wussten, begann 1894 ein neues Entwicklungsstadium. Das monopolkapitalistische Geschäftsmodell der Industrie war derartig profitabel, dass der „Kuchen“ der etablierten großen Geschäftsbanken in den USA immer kleiner zu werden drohte. Die Morgans, Rockefellers, Warburgs und Schiffs bekamen es mit der Angst zu tun. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert sprudelten die Gewinne für die marktbeherrschenden industriellen Großunternehmen geradezu und sorgten für üppige Liquidität. Die Industriemonopole waren nicht mehr auf Kredite der Großbanken angewiesen. Im Gegenteil – sie konnten sogar selbst Darlehen vergeben!
Die klein- und mittelständische Industrie hingegen benötigte zwar Kredit um zu wachsen, bildeten aber un­ter dem Druck der monopolistischen „Platzhirsche“ eine am „Hungertuch“ nagende Kundschaft der Ge­schäftsbanken. Händeringend suchten die führenden Bankmanager der Vereinigten Staaten nach einem Geschäftsmodell, das ihnen in Anbetracht solcher Herausforderungen dauerhaft sichere Profite verschaffte. Ein zentrales In­strument musste her, mit dem der ganze Staat als Geisel und die Großindustrie an die Kandare genommen werden konnte. Die Suche führte 1913 schließlich zur Gründung des Federal Reserve Systems, kurz FED ge­nannt, – einer privaten Zentralbank-Institution, die den Anschein einer bundesstaatlichen Einrichtung er­weckt, aber tatsächlich im Besitz eines Konsortiums US-amerikanischer Großbanken steht. … © HPB 02.11.2014
Die Gründung der Bank von England – Erscheinungen und Wesentliches danach
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stag28 · 6 years
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"Argwohn schlug vielen „Réfugiés“ entgegen, als sie nach dem Edikt von Potsdam des Großen Kurfürsten anno 1685 in Brandenburg-Preußen Asyl suchten. Rund 20 000 brutal verfolgte französische Protestanten zogen zwischen 1685 und 1713 in die Region. Bereits 1698 kam fast jeder vierte Einwohner der Doppelstadt Berlin-Cölln aus Frankreich. [..] Der Migrantenanteil in Berlin nahm zu, 1971 hatte jedes fünfte West-Berliner Kind ausländische Eltern. Nur: Die Integrationsbemühungen hielten nicht Schritt. 1979 besuchten bis zu 20 Prozent der schulpflichtigen türkischen Kinder keine Schule. Und 1975 wurden bereits Zuzugssperren für Altbauviertel erlassen, in Kreuzberg lag der zulässige Ausländeranteil bei 30 Prozent.“
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“Berliner Fernsehturm” * Foto: BernardoUPloud
Nach ihrer gescheiterten Ehe mit Frank Randall findet Claire Beauchamp in Berlin ein neues Zuhause. Doch dann brechen Spannungen zwischen dem zwischenzeitlich aus der EU ausgeschiedenen Großbritannien und der EU aus und alle Inhaber eines englischen Passes werden aufgefordert, das Territorium der EU innerhalb von sechs Wochen zu verlassen … und plötzlich ist Claires Zukunft ungewisser denn je.
Diese Geschichte ist im Rahmen des #14DaysofOutlander Events entstanden, der von @scotsmanandsassenach​ initiiert wurde.
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“Glencoe” by dowchrisr
Kapitel 2: 14 Männer (1)
         James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser war in den Schottischen Highlands geboren worden und auch dort aufgewachsen. Doch die Entwicklung der Weltgeschichte sollte es unmöglich machen, dass er auch den Rest seines Lebens in der geliebten Heimat verbringen konnte.          Belesen in europäischer Geschichte und als aufmerksamer Beobachter der weltweiten politischen Entwicklungen, hatte er früh erahnt, dass der harte “Brexit” Großbritanniens das (bis dahin noch) Vereinigte Königreich in ein bisher ungeahntes Chaos führen würde.
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 “Brexit” by Foto-Rabe
         Als dann die Corona Pandemie in Europa und auch auf der britischen Insel verebbte und die Reisebeschränkungen weitgehend aufgehoben wurden, entschied James Fraser als Oberhaupt seines Clans, dass es nun höchste Zeit war, das Land zu verlassen. Viele Menschen in seiner Umgebung, insbesondere die anderen 13 Mitglieder des “Bundes der Neuen Jakobiner”, sahen es genauso. Einige seiner Freunde emigrierten in die Republik Irland, andere nach Frankreich oder in die Niederlande. Für Jamie und seine Familie hatte sich bereits viele Jahre zuvor eine andere Tür geöffnet.          Jared Fraser, einer von Jamies Onkeln, war in seiner Jugend nach Frankreich gegangen und hatte von Paris aus einen florierenden, europaweiten Weinhandel aufgebaut. Auch in Berlin hatte er eine Filiale eröffnet. Von dort aus wurde das gesamte Geschäft für Deutschland und Süd-Ost-Europa koordiniert. Um Steuern zu sparen und um die Erlöse seines Geschäfts trotz der 0-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank gewinnbringend anzulegen, hatte Jared Fraser Immobilien gekauft. Unter den Häusern, die er in u.a. im Land Brandenburg erworben hatte, befand sich auch ein gut erhaltenes Herrenhaus vor den Toren Berlins. Nach seinem Tod war dieser Teil von Jareds Besitz an Jamie und seine Schwester Jenny gefallen.         So kam es, dass an jenem Tag, an dem in Westminster beschlossen wurde, dass die wegen der Corona Pandemie erlassenen Notstandsgesetze auch weiterhin in Kraft bleiben sollten, ein Containerschiff den Hafen Edinburghs in Richtung Rostock verließ. In den Containern, die es transportierte, befand sich der Großteil des beweglichen Besitzes der Familie Fraser/Murray. Die Familie selbst, Jamie, Ian, Jenny und die Kinder, hatten bereits am Abend zuvor ein Flugzeug der Norwegian Airlines bestiegen, dass sie mit einen Zwischenstopp in Oslo-Gardermoen innerhalb von viereinhalb Stunden nach Berlin-Schönefeld gebracht hatte.                  Auf dem dortigen Flughafen angekommen, hatte sie Felix Kloppstock, der noch von Jared Fraser eingesetzte stellvertretende Geschäftsleiter der Berliner Zentrale, mit einem Kleinbus der Weinhandlung abgeholt. Als sie in Wilhelmshorst bei Potsdam eintrafen, war das Haus schon für sie vorbereitet. Die Betten waren bezogen und aus der Küche kam ihnen der Geruch eines Rehbratens entgegen, der sie wissen ließ, dass das Abendessen bereit stand. Dann wurden sie auch von Helene Ballin begrüßt. Auch die 55-jährige Hauswirtschafterin und ihr Mann Frieder waren noch von jared Fraser eingestellt und mit der Verwaltung des hauses betraut worden.         Als alle Frasers bzw. Murrays am späten Abend in ihre Betten fielen, da taten sie es mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge. Lachend, weil sie wussten, dass sie nun in Sicherheit waren. Weinend, weil sie ihre Heimat vermissten. Und James Fraser bewegten noch ganz andere Gedanken. Er war froh, dass seine Eltern die politischen Entwicklungen der Gegenwart nicht mehr miterleben musste. Gleichzeitig befiel ihn ein Gefühl großer Trauer, wenn er daran dachte, dass er ihre Gräber auf dem nahe Lallybroch gelegenen Friedhof wahrscheinlich für sehr lange Zeit nicht mehr aufsuchen konnte.
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“Brandenburg” by reinhardweisener
         Wie richtig und wie entscheidend ihr Schritt gewesen war, sollten sie wenige Tage nach ihrer Ankunft in Wilhelmshorst durch die Medien erfahren. Sie hatten die Kinder nach dem Abendessen zu Bett gebracht und saßen nun noch ein wenig in der Küche zusammen. Jenny wurde kreidebleich als das Radio meldete, dass die Londoner Regierung angekündigt habe, die Notstandsgesetze nun explizit dazu nutzen zu wollen, um gegen die die immer größer und lauter werdende schottische Unabhängigkeitsbewegung vorzugehen. Jeder, der auch nur mutmaßlich den “Neuen Jakobiten” oder ihren Anhängern zugerechnet wurde, sollte verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt werden. Ian, der neben Jenny am Küchentisch saß, blickte erschrocken auf. Und Jamie, der gerade für sich und Ian zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank genommen hatte, drehte sich zu ihnen um, sah sie an und seufzte nur.
         “Genau das habe ich immer befürchtet. Aber keine Sorge, unsere Einbürgerungspapiere sind schon unterwegs. Ich habe gestern Abend mit Ernst gesprochen.”
         Ernst, genaugenommen Ernst Neuenburger, war Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Jamie hatte den Beamten im Jahr 2018 kennengelernt, als sein Onkel Jared ihn zu dem Sommerfest des Ministeriums mitnahm und seinen Neffen auf diese Weise in das Netzwerk einführte, das er seit vielen Jahren in ganz Europa aufgebaut hatte. (Jared Fraser hatte sein Leben mit großem Eifer in den Dienst der “Neuen Jakobiten” gestellt. Wo immer er konnte, hatte er seinen Einfluss und seine finanziellen Mittel dazu genutzt, um auf dem Kontinent für ein unabhängiges Schottland mit guten Beziehungen zur EU zu werben.)          James Fraser und Ernst Neuenburger waren sich sofort sympathisch. Und im Verlauf des Abends stellte Jamie nicht nur fest, dass Ernst Neuenburger ein kompetenter Gesprächspartner in Wirtschaftsfragen war, sondern auch eine große Zuneigung zu Schottland hegte.
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BMWi Goerckehof mit Brunnen by Fridolin freudenfett - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62265692
         “Wenn wir das Selbstbestimmungsrecht der Völker ernst nehmen, wie es in Artikel 1 Ziffer 2 der UN-Charta, durch den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte sowie den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte vom 19. Dezember 1966, festgelegt wurde, dann muss Schottland das Recht bekommen, ein eigener Staat zu sein,” hatte der Staatssekretär gesagt.    
         Jamie hatte zustimmend genickt und anschließend, mehr im Scherz, gefragt:
         “Sind Sie insgeheim ein Jakobiner, Herr Neuenburger?”
         “Nein, Herr Fraser,” hatte der Politiker lächelnd, aber mit einem sehr ernsten Unterton in seiner Stimme entgegnet, “ich glaube nicht, dass man irgendeiner Gruppe angehören muss, um für Freiheit und Selbstbestimmung einzutreten. Demokrat zu sein reicht meiner Meinung nach vollkommen aus.”
         Neunburger, der ganz offensichtlich Freude an der Unterhaltung mit Jared Frasers Neffen gefunden hatte, sah sich kurz um.
         “Lassen Sie uns doch einige Schritte gehen,” sagte er dann und wies mit einer Hand in Richtung eines Weges, der sie vom Zentrum des Festes wegführen würde.
         “Gern,” antwortet Jamie und gemeinsam entfernten sie sich von der Masse der Feiernden. Auch Jahre später erinnerte er sich noch gut daran, wie er beim Fortgehen seinen Onkel Jared gesehen hatte, der, ebenfalls etwas entfernt von allen anderen, im Schatten einer hohen Hecke mit einem Mann und einer Frau sprach. Jared hatte gelächelt, seinem Neffen kurz zugenickt und sich dann sofort wieder seinen Gesprächspartnern gewidmet.  
         Als sie sich ungefähr zweihundert Meter entfernt hatten, war es Jamie, der das Gespräch wieder aufnahm:
         “Interessant, dass Sie das als Deutscher sagen, revolutionäre Töne sind wir doch nur von Franzosen gewöhnt. Die Franzosen haben uns ja auch unterstützt, in früheren Jahrhunderten, die Deutschen hingegen …”
         “Wenn Sie erlauben, Herr Fraser,” warf Neuenburger ein, “die Deutschen gab es damals noch gar nicht. Als die Franzosen sie unterstützten, gab es, Dank der politischen Ränkespiele der Franzosen, Österreicher und Russen, nur einem Flickenteppich kleiner und kleinster deutscher Länder. Erst Bismarck …”
         “Ich weiß, ich weiß. Aber es waren doch Deutsche, der König von Hannover, der …”
         “Oh ja, natürlich. Sie brauchen mich auch nicht daran zu erinnern, dass das Königreich Preußen mit dem Königreich Hannover alliiert war … Aber Sie kennen doch das Sprichwort: ‘Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, seine Freunde hingegen schon.’ Wie Sie vielleicht wissen war Georg August II ein Cousin von Friedrich Wilhelm I, dem Vater von Friedrich des Großen. Beide, Georg II und Friedrich I, wurden von ihrer gemeinschaftlichen Großmutter, der Kurfürstin Sophie in Herrenhausen bei Hannover erzogen. Es ist historisch überliefert, dass die Männer bereits als Kinder eine Abneigung gegeneinander hegten. Diese Abneigung hielt auch später, als sie Männer bzw. Könige wurden, an.”
         Neuenburger hielt mit seinen Ausführungen inne, als eine Bedienung mit einem Tablett gefüllter Sektgläser erschien und den beiden Männern ‘Nachschub’ anbot. Beide Männer tauschten ihre leeren Gläser gegen volle und setzten den Spaziergang fort.
         “Zweimal wäre es auch beinahe zu einem Krieg zwischen Hannover und Preußen gekommen. Wussten Sie das?” fragte Neuenburger.
         Jamie sah ihn fragend an und schüttelte leicht den Kopf.   
         “1731 kam es zum Streit zwischen den Reichen und Familien, weil Preußen, wo immer möglich, Siedler anwarb. Georg II erließ ein Edikt und zog ein Heer an den Ufern der Elbe zusammen. Friedrich Wilhelm I hingegen ließ 40.000 Soldaten in Magdeburg stationieren, um notfalls sein Territorium zu verteidigen. Die Herzöge von Braunschweig und Gotha vermittelten und konnten den Streit einigermaßen schlichten. Ein Krieg wurde verhindert.          Doch der Friede sollte nicht lange andauern. Zur gleichen Zeit, als in Culloden der Schottische Widerstand niedergeschlagen wurde, schwehlte ein anderer Streit zwischen Hannover und Preußen. Nachdem 1744 der letzte Fürst aus dem Haus der Cirksena verstorben war, war streitig, wer die Grafschaft Ostfriesland erben würde. Von Seiten der Friesischen Fürsten gab es seit 1691 einen Erbvertrag mit Hannover, doch Friedrich I hatte am 10. Dezember 1694 von Kaiser Leopold einen Expektanzbrief auf Belehnung mit Ostfriesland nach Aussterben des dortigen Fürstenhauses erhalten. Den Ausschlag in diesem Konflikt gab jedoch die Stadt Emden. Die Stadt war zwar zu diesem Zeitpunkt politisch isoliert und wirtschaftlich geschwächt. Grund dafür war der 1726/27 ausgefochtene ‘Appelle-Krieg’.          Dieser Krieg war eigentlich ein Bürgerkrieg und entstand aus einem Konflikt zwischen dem Fürsten Georg Albrecht von Ostfriesland und den ostfriesischen Ständen. Es ging, wie konnte es anders sein, um die Steuerhoheit. Doch auch nach ihrer Niederlage gaben die Stadtoberen ihr Ziel, aus Emden wieder eine bedeutende Wirtschaftsmetropole zu machen, nicht auf.          Seit der ‘Emder Revolution’ im Jahr 1595 hatte die Stadt den Status einer quasi-autonome Stadtrepublik. In dieser - erfolgreichen - Revolution hatte sich die Stadt bereits einmal von der Herrschaft der Cirksena befreit und erreichte als ‘Satellit’ der Niederlande de facto die Stellung einer freien Reichsstadt. Die Vertreter der Stadt unterzeichneten fortan alle Verträge und öffentlichen Publikationen nach Römischem Vorbild mit “S.P.Q.E.“ (Emdischer Senat und Bürgerschaft). Der Titel ‘Respublica Emdana’ und die Abkürzung ‘S. P. Q. E.’ wurden fortan von der Stadt Emden offiziell geführt.          Zu dieser bereits einmal innegehabten Freiheit und Unabhängigkeit wollten die Ratsherren der Stadt zurückkehren. Schon als der letzte Cirksena Fürst 1734 seine Herrschaft antrat, hatte die Stadt ihm die Huldigung verweigert. Aber spätestens ab 1740 planten die Emder Ratsherren ihr Ziel mit der Hilfe des aufgeklärten Preußischen Königs zu erreichen. Heimlich handelten sie mit den Preußen die Emder Konvention aus. In diesem Vertrag erkannte Preußen die Rechte und Privilegien der Stadt Emden und der Ostfriesischen Landstände an.Im Gegenzug erkannten die Ostfriesischen Stände die Herrschaft Preußens nach dem Tod des letzten Fürsten aus dem Haus Cirksena an. Es war eine Win-win-Situation. Das aufgeklärte Preußen ließ den Ostfriesen ihre Ständischen Freiheiten und erhielt im Gegenzug ein Land mit einem Zugang zur Nordsee. Am 25. Mai 1744, zwei Wochen nachdem die Emder Konvention von beiden Parteien ratifiziert worden war, starb der letzte Fürst Ostfrieslands. Preußen machte umgehend sein Nachfolgerecht geltend. Die verwitwete Fürstin von Ostfriesland erkannte am 26. Mai die Erbfolge Preußens an und empfahl sich “der Protektion und Generosität des Königs”. Friedrich II hatte seine Vertreter sofort angewiesen, überall bekanntzumachen, daß die Privilegien und Rechte der Ostfriesen ungeschmälert bleiben würden und keine Abwerbung Ostfriesischer Bürger zu befürchten sei. Mit diesen beruhigenden Versicherungen wurden die preußischen Soldaten in Aurich und Leer sogar positiv aufgenommen. Die Besitzergreifung war bereits am 2. Juni abgeschlossen, nur eine Woche nach dem Tod des Fürsten. Drei Wochen später, am 23. Juni 1744, huldigte die gesamte Grafschaft der Preußischen Krone.
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“Rathaus Emden” by fokkengerhard
         Was meinen Sie, Fraser? Hat man sich darüber in Hannover, respektive London, gefreut? Wohl kaum. Am 3. Juni traf der Hannoversche Oberappellationsrat Voigt mit einer entsprechenden Vollmacht in Ostfriesland ein. Aber da war die ganze Sache bereits abgeschlossen. Die Geschwindigkeit, mit der die Übernahme Ostfrieslands geschah, möglich geworden durch die sorgfältige und geheime Vorbereitung, stellte einmal mehr den hannoverschen Mitbewerber in den Schatten. Man kann sich des Eindrucks von Dilettantismus seitens Hannovers nicht erwehren. Zwar hatte man auch dort umgehend reagiert, indem man den Oberappellationsrat Voigt am 3. Juni mit einer entsprechenden Vollmacht nach Ostfriesland sandte, aber niemand wollte ihn oder seine Ansprüche offiziell annehmen. Die Stände gaben ihm am 10. Juni sehr treffend zu verstehen, daß der Vertrag, der zwischen dem Haus Cirksena und Hannover geschlossen worden war, ihnen weder bekannt sei noch sie etwas anginge, da weder sie noch der Kaiser das Dokument abgesegnet hätten. Ostfriesland sollte auch noch länger Konfliktpotential besitzen. 1748 wurden die Streitigkeiten um den Seehandel insbesondere mit den Niederlanden, aber auch mit  England und Schweden stärker. Im Siebenjährigen Krieg benötigte England dann jedoch die Unterstützung durch Preußische Soldaten und erst im Zuge dessen gab es alle Ansprüche in Bezug in Bezug auf Ostfriesland auf.”
         Die beiden Männer waren stehen geblieben und hatten ihre Gläser geleert. 
         “Warum erzählen Sie mir dies alles?”
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“Brunnen im Kanonenhof des Invalidenhauses, heute Bundesministerium für Wirtschaft, Berlin” by Dirk Sattler - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62311136
         “Nun, Sie sagten, dass es ungewohnt sei, von einem Deutschen ‘revolutionäre’ Töne zu hören. Sicher, wie schon Friedrich Engels sagte, ‘werden Revolutionen in Preußen von oben gemacht’. Wir mögen nicht so revolutionär sein, wie die Franzosen, aber vergessen Sie bitte nicht, dass wir ein sehr, sehr freiheitsliebendes Volk sind. Die Geschichte des Ersten und des Zweiten Weltkrieges ist allseits bekannt. Dabei wird jedoch die Geschichte unseres Freiheitskampfes, 1813 bis 1815, gegen Napoleon oft übersehen. Die Unterstützung aus dem Volk war so groß, dass einige Historiker sogar vom Preußischen Volkskrieg sprechen. Männer und Frauen tauschten ihre goldenen Eheringe gegen eiserne Ringe ein, um auf diese Weise ihr Land zu unterstützen. Ein bekanntes Bild, das sich nach dem Befreiungskrieg verbreitete, zeigt einen heimkehrenden Soldaten. Seiner ihn mit offenen Armen begrüßenden Frau ruft er nicht zu: ‘Ich bin wieder da’, sondern ‘Das Vaterland ist frei! Victoria!’ Und das war nicht nur damals so. Bedenken Sie, dass dieses Land 40 Jahre um seine Wiedervereinigung und damit um seine Freiheit gerungen hat. Nicht aggressiv, aber beständig. Und als dann die Deutschen im Osten das SED-Regime zu Fall brachten, war es eine friedliche Revolution, mit der sie die Diktatur in die Knie zwangen. Was meinen Sie wohl, welche Gefühle die Menschen hier für ein Volk hegen, dass von seinem, sagen wir mal, größeren Nachbarn, unterdrückt wird?”
         Neuenburger begann langsam wieder zu gehen. Jamie klinkte sich ein.
         “Warum genau erzählen Sie mir das alles?” fragte er dann.
         “Nun, vielleicht wollte ich Sie daran erinnern, dass sich revolutionäre, sprich umwälzende, Gedanken nicht immer gleich in einem Sturm auf die Bastille entladen müssen. Manchmal ist es weiser, sie für sich zu behalten und … sagen wir, die Ratifizierung einer Emder Konvention abzuwarten. Ein freiheitsliebendes Volk wird die Freiheit oder besser gesagt, die Befreiung, eines anderen Volkes jedenfalls immer begrüßen und … unterstützen.”
         Neuenburger lächelte. Jamie schüttelte leicht den Kopf und lächelte ebenfalls.
         “Kommen Sie Fraser,” sagte der neu gefundene Freund dann, “lassen Sie uns gehen. Das Buffet ist eröffnet.” 
         Das Gespräch der beiden Männer war nicht ohne Folgen geblieben. Zweimal, einmal im Herbst 2018 und einmal im Sommer 2019, hatte Ernst Neuenburger das heimische Gut der Frasers im schottischen Hochland als Feriengast besucht, ehe die politischen Geschehnisse diese Reisen für ihn unmöglich machten. Doch das Vertrauen der beiden Männer zueinander war in diesen Wochen gemeinsamer Wanderungen, Ausritte und Jagden, soweit gewachsen, dass es Jamie Ende 2020 möglich war, über zuvor vereinbarte ‘private’ Kanäle unbemerkt Kontakt zu seinem Freund in Berlin aufzunehmen. Alles, was dann geschah, ja geschehen musste, um die Familie Fraser/Murray in ihr sicheres Exil zu bringen, geschah sehr schnell. Es musste sehr schnell geschehen, denn das Zeitfenster, in dem es geschehen konnte, war, wie in jedem historischen Moment, nur kurz geöffnet.
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“Schottland” by Emphyrio
         Am ersten Samstagabend, den die Frasers/Murrays in ihrem neuen Zuhause verbrachten, kam Ernst Neuenburger vorbei, um die Pässe und Einbürgerungspapiere für alle Familienmitglieder zu überbringen. Jenny lud ihn zum Abendessen ein und anschließend verzogen sich Jamie und der Gast in die Bibliothek.          Nachdem die beiden Männer bei einem Glas Whisky vor dem Kamin eine Weile über die politische Situation in Europa gesprochen hatten, lehnte sich Ernst Neubauer zu Jamie hinüber.       
         “Wir hätten da auch eine Frage an Dich …”
         Jamie war klar gewesen, dass Neuburger früher oder später mit einer Bitte an ihn herantreten würde. Er sah es nicht als Erpressung oder Bezahlung an. Im Gegenteil, er war dankbar, wenn er im Gegenzug für die gewährten Privilegien auch etwas tun konnte. Nur ungern wäre er ein Schuldner seines Freundes geblieben.
         “Du musst mir glauben, dass ich das nicht geplant habe. Ich habe mich gern für Dich und Deine Familie eingesetzt und werde es auch weiterhin tun …”
         “Sprich Ernst, gerade heraus.”
         “Nun, Du besitzt einige Fähigkeiten, die für uns sehr nützlich wären. Du sprichst Englisch, perfekt Französisch, sehr gut Deutsch. Du bist intelligent und ein Mann, der schweigen kann. Außerdem besitzt Du einen florierenden Weinhandel und als Geschäftsmann …”
         “... kann ich problemlos überall hinreisen?”
         “Genau. Aber das Wichtigste ist, dass ich Dir vertraue.”
         Die Männer schwiegen einen Moment. 
         “Wärest Du bereit,” fragte Neuenburger dann, “in unserem Auftrag als Unterhändler zu fungieren und zu reisen, wenn es notwendig sein sollte?”
         “Soll ich ‘Emder Konventionen’ für Euch abschließen?” 
         “Vielleicht.”
         Neuenburger musste schmunzeln.
         “Und wohin für mich das führen?”
         “Nun, zuerst einmal auf den afrikanischen Kontinent. 116 Millionen Afrikaner in 31 Länder sprechen Französisch. Tendenz steigend. Deine Sprachkenntnisse prädestinieren Dich für Aufgaben in diesem Gebiet. Wir würden Dich allerdings bitten, auch Spanisch und eventuell Portugiesisch zu lernen. Dann könnten wir Dich auch in Südamerika einsetzen. Wir stellen Dir natürlich einen von uns bezahlten Sprachlehrer zu Verfügung.”
         Wieder schwiegen die Männer einen Augenblick.
         “Wie gefährlich könnten mir diese ‘Aufträge’ werde?” fragte Jamie dann.
         “Nicht besonders,” antwortete Neuenburger. “Du reist ja als Geschäftsmann und das erregt wesentlich weniger Aufsehen als die Reisen eines Politikers oder eines politischen Beamten. Es gibt eine ganze Reihe von, sagen wir ‘Geschäftsleuten’, die so etwas für uns tun. Bis jetzt ist jeder von ihnen wieder zurückgekehrt. Wir werden Dich natürlich auch eingehend auf deine Aufgabe vorbereiten.”
         Jamie überlegte einen Moment, dann nickte er und antwortete:
         “Travailler pour le roi de Prusse? Jes suis prest! Ihr habt mir und meiner Familie die Freiheit erhalten und hier einen Neuanfang ermöglicht. Wenn wir jetzt nicht hier wären, würde ich wahrscheinlich mittlerweile in einem englischen Gefängnis sitzen. Es ist nur fair, wenn ich etwas zurückgebe.”
         “Danke,” sagte Neuenburger. Dann griff er in die rechte Innentasche seines Jacketts und holte daraus einen frischen Reisepass hervor, den er Jamie reichte.
         Dieser griff danach und schlug das kleine Buch auf.
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“Reisepass” by Edeltravel_
         “So, so, na habt Ihr Euch ja einen netten Aliasnamen für mich einfallen lassen.”
         Neuenburger lächelte. 
         Vier Wochen später trat Etienne Marcel de Provac Alexandre, alias James Fraser, seine erste Reise als gut getarnter diplomatischer Unterhändler an.
         Diese und weitere Reise sollten ihn zuerst in zahlreiche Staaten des Afrikanischen Kontinents führen. Er verhandelte mit anderen Unterhändlern über politische und wirtschaftliche Verträge, setzte sich für die Freilassung und Rückführung von in Schwierigkeiten geratenen Staatsbürgern ein und überbrachte mündliche Botschaften, deren Inhalt zu geheim war, als dass man ihn auf papierenen noch elektronischem Wege übermitteln wollte. Als er dann fließend Spanisch sprechen konnte, setzte man ihn ab 2023 auch in Südamerika ein. Eine seiner letzten Reisen führte ihn nach Buenos Aires, wo er einen Handelsvertrag abschloss. Offiziell besuchte er allerdings die “Konferenz argentinischer und chilenischer Weinhändler”. Um seine Reise möglichst unauffällig erscheinen zu lassen, flog er nicht auf direktem Weg nach Berlin zurück, sondern machte einen Zwischenstopp in Boston. Offiziell würde er dort einen befreundeten Geschäftsmann treffen, der Frasers Weine in sein Sortiment aufzunehmen gedachte. In Wirklichkeit aber sollte dieser Zwischenstopp sein Leben grundlegend verändern. Doch davon wusste James Fraser zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
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