Tumgik
#about bb2014
redrosesinc · 10 years
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But imagine the sequels
Imagine book two being about the fight against De Man, the year that passed between the evacuation day (or Day One, as they call it now), the new society of f-0001 and Nika discovering her supernatural powers (still not sure if I'm kidding about that last point)
Imagine the last book being about a higher power attacking both worlds and them needing to fight united, leading to both worlds ending up living together peacefully
Or imagine something else oh my god
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redrosesinc · 10 years
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Oh yeah
Big Bang title
"De fato moteo (or how to overthrow a government)"
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redrosesinc · 10 years
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It's BigBang day for me, and since I'm still waiting for it to appear on ff.de, I'm just gonna post it here.
More or less 10.000 words about destiny, free will, parallel universes, and Tatort Stuttgart!!!
Yeah. Right. Here we go.
(To phone people... I'm so sorry. So very sorry.)
Teil 1
Das Gebäude ist alt und staubig und wirkt von außen verlassen. Von innen ist es nicht gerade besser, doch wenigstens kann man ab und zu Figuren sehen, die durch die langen Flure eilen, vor allem, wenn man längere Zeit am gleichen Ort verbringt, und das hat er getan.
„Tut mir leid, dass Sie warten mussten“, sagt die Frau, als sie endlich erscheint, und schenkt ihm ein Lächeln. Ihre Absätze klacken auf dem Holzboden. Sie sagt nicht, wieso sie spät dran ist, und er fragt nicht. Er lächelt und nickt und nimmt Platz, als sie ihn dazu auffordert, und er fragt nicht, was er hier soll, im Verwaltungsgebäude, obwohl es ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag ist und er in letzter Zeit weder Schwierigkeiten gemacht noch gehabt hat. Seine Gedanken wandern zu Lona, doch der schien es noch wenige Stunden zuvor gut zu gehen, also macht er sich da keine allzu großen Sorgen.
Die Frau hat sich inzwischen auch gesetzt.
„Emilia Alvarez, Verwaltung“, stellt sie sich vor, und er nickt wieder. Es steht auf dem Schild an der Tür, neben der er gezwungenermaßen eine halbe Stunde verbracht hat.
Sie blickt auf den Tisch, sieht durch ihre Unterlagen.
Und dann geht es los, ganz direkt, wie alle Verwaltungsangelegenheiten. Schließlich ist Zeit kostbar.
„Sie wurden einbestellt, weil wir Ihnen eine Stelle als Außenagent anbieten wollen“, sagt Frau Alvarez, blättert in ihrem Block, zieht ein einzelnes Blatt hervor. „Sie könnten in einem Monat anfangen. Natürlich wäre die Stelle mit den üblichen Privilegien verbunden.“
Sie legt das Blatt vor ihn hin, blickt ihn auffordernd an, und er beginnt, die klein gedruckten Informationen zu überfliegen, ohne wirklich etwas zu verstehen.
Irgendwann beginnt Frau Alvarez zu plaudern. „Sie wissen ja, Personalmangel“, sagt sie, und fährt sich durch die Haare, mit der rechten Hand, wie er bemerkt. „Natürlich würden wir es verstehen, wenn Sie es vorziehen würden, bei Ihrer alten Stelle zu bleiben, aber überlegen Sie es sich bitte gut.“
Er weiß nicht, was er sagen soll.
Schließlich sagt sie: „Wenn Sie wollen, können Sie es auch ein paar Tage überdenken, aber der Trainingskurs würde bald beginnen“, und er nickt und bedankt sich.
Auf dem Weg nach Hause steigen die üblichen Zweifel in ihm auf. Er sagt sich, dass es gut so ist, wie es ist.
Und natürlich entscheidet er sich dafür, die Stelle anzunehmen.
Teil 2
Tag 3
Thorsten Lannert ist erst seit wenigen Tagen in h-0001, doch er weiß jetzt schon, dass er die Tage lieber mag als die Nächte. Natürlich haben auch Nächte ihre Vorteile, Sterne und einen Mond, der schwer über der Stadt hängt, und Ruhe, aber wenn die Sonne warm auf die Straßen fällt und Vögel in den Bäumen rascheln und singen ist alles so viel besser.
Es ist Montagmorgen und die Straßen sind noch leer, aber die Sonne scheint und irgendwo muss ein Bäcker sein, denn die Luft riecht angenehm nach Backwaren und Kaffee, und Thorsten sitzt auf einer Bank in einem Park und kann dabei zusehen, wie alles langsam beginnt, sich zu regen, wie Menschen beginnen, durch die Straßen zu laufen, manche schneller, manche gemütlicher. Menschen haben viel Freizeit, aber wenn sie gerade arbeiten müssen, ist Pünktlichkeit wichtig.
Er ist an einem Samstag angekommen, um genug Zeit zu haben, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, aber als er aus dem Haus gegangen ist und sich umgesehen hat, hat sich alles so vertraut angefühlt – nicht spezifisch vertraut, aber wie etwas, das er schon einmal gesehen hat, das ihm nicht vollkommen fremd ist, und so hat er einen kleinen Spaziergang gemacht, sich eine Zeitung gekauft, einen Supermarkt gesucht.
Frau Alvarez hatte erklärt, dass viele Außenagenten erst einmal Schwierigkeiten hätten, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen, aber bei ihm läuft alles gut – sein erster Arbeitstag liegt zwar noch vor ihm, aber so schlimm kann es nicht sein, sagt er sich.
Nur Lona vermisst er ein bisschen, schließlich waren sie eine lange Zeit lang Nachbarn und haben sich wirklich gut verstanden, aber das ist kein Problem.
Zur Arbeit fährt er mit der Bahn, er hat nicht genug Vorbereitungszeit gehabt, um noch einen Führerschein zu machen, und das Präsidium findet er fast ohne Schwierigkeiten, und dann steht er vor dem großen Gebäude und fragt sich, wie es wohl sein wird, mit wem er hier wohl zu tun haben wird – er hat die Akte nur kurz überflogen, das Foto nicht angesehen, er will ja nicht wirken, als wüsste er schon alles über seinen zukünftigen Kollegen, wenn sie sich zum ersten Mal treffen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, sagt eine Stimme hinter ihm und Thorsten dreht sich um.
Der Mann sieht freundlich aus und lächelt ihn an, also beschließt er, die Gelegenheit zu ergreifen, bevor er noch einen Fehler macht. „Ich suche Herrn Bootz?“, sagt er, und der Mann lächelt immer noch, als er antwortet: „Das bin ich. Um was geht’s?“.
Thorsten ist froh, dass er in den vielen Jahren im Inneneinsatz auch gelernt hat, mit Überraschungen umzugehen, denn so kann er sich jetzt vorstellen und gleichzeitig verarbeiten, dass dieser junge Mann, dunkle Locken und irgendwie aufgeräumt wirkend, Sebastian Bootz sein soll, der Mann, mit dem er für die nächsten Monate zusammenarbeiten soll, den er dazu bringen soll, sich so zu verhalten, dass er die Ordnung der Welt aufrecht erhält, denn er wirkt so nett und gewöhnlich, weißes Hemd zu rotem Pullunder und eleganten Schuhen.
„Ich bin hier, um die freie Planstelle zu belegen“, erklärt er, und Herr Bootz lächelt und sagt: „Na, dann kommen Sie mal mit hoch“, und auf dem Weg erklärt er ihm einige Dinge, die er beachten muss, und Thorsten fragt sich, wie er es jemals schaffen soll, diesen Mann zu manipulieren, denn er ist so... lebendig.
Ihm werden Kollegen vorgestellt, Nika Banovic, Kriminaltechnikerin, laut Herrn Bootz fleißig, aber auch sehr witzig, Daniel Vogt, Gerichtsmediziner und generell begeistert von toten Menschen, sogar die Staatsanwältin Henrike Habermas („eine Romantikerin“, verrät Herr Bootz) schneit kurz herein.
Nicht zufällig, wie sich herausstellt. Natürlich stellt sie sich erst einmal vor, doch dann erklärt sie, wieso sie eigentlich da ist.
„Sie beide haben einen Fall“, verkündet sie, oder jedenfalls vermutet Thorsten das, denn ihr Schwäbisch ist... etwas gewöhnungsbedürftig, und dann stehen sie wieder bei Herrn Vogt, und es ist ein Kind, klein und unschuldig und blass, und er sieht, wie Herr Bootz schluckt, und würde am liebsten heulen, aber dann gibt er sich professionell, fragt nach Todesursache, Todeszeitpunkt, nach allem, was er gelernt hat.
Die Identität kennen sie nicht. Herr Bootz tippt die Merkmale in einen Computer ein, keine Ergebnisse.
Sie befragen den Obdachlosen, der das Kind gefunden hat, ohne Ergebnis, laufen im Büro auf und ab, überlegen, was sie tun können.
„Wir könnten ein Foto an die Zeitungen geben. Irgendwer wird sich schon melden“, schlägt Herr Bootz vor, und als Thorsten zustimmend nickt, geht los, um Frau Habermas zu suchen.
Thorsten bleibt allein im Büro zurück und stellt sich ans Fenster.
Die Sonne geht rot und blau hinter den Hochhäusern unter. Die Zeit vergeht schnell, wenn man etwas Interessantes tut, obwohl Thorsten nicht sicher ist, was genau heute so interessant gewesen ist – doch im Gegensatz zum Wachdienst ist alles hier spannend, neu und aufregend, und es ist schön, mit Personen einmal direkt zu tun zu haben. Er ist sich sicher, dass er Frau Banovic schon einmal in seinem Distrikt gesehen hat, aber ihr dabei zuzuhören, wie sie erklärt, dass Sebastian... Herr Bootz, verbessert sie sich, ein langweiliger Streber ist, aber dabei so lächelt, dass er versteht, dass sie ihn eigentlich sehr mag, ist etwas vollkommen anderes.
Menschen reden viel. Herr Bootz erzählt und erzählt, und natürlich ist es hilfreich und fesselnd, aber jetzt schwirrt es ein wenig in Thorstens Kopf. Wann war das letzte Mal, dass er in seiner Welt mit einem Kollegen geredet hat? Er muss nicht lange überlegen, er hat sich vor einiger Zeit mit Lona unterhalten, bevor sie begonnen hat, in ihrer freien Zeit das zu tun, was auch immer sie jetzt tut.
Herr Bootz ist wieder da, sagt, dass es klar geht, und dass sie erst mal nichts mehr tun können, und bietet ihm an, ihn nach Hause zu fahren.
Aufmerksam, denkt Thorsten, und nimmt dankend an.
Auf dem Parkplatz treffen sie wieder Frau Banovic, die ihnen zuwinkt und dann in ihrem Wagen, der aussieht, als würde er jeden Moment auseinanderfallen, losfährt, und dann steigen sie in Herrn Bootz' schwarzes, glänzendes Auto.
Gerade noch rechtzeitig erinnert sich Thorsten daran, dass er sich anschnallen muss, und dann geht es auch schon los.
Autos sind weniger ruckelig als die Straßenbahnen Stuttgarts oder die öffentlichen Bahnen seiner Welt, stellt Thorsten fest, die Sitze sind weich, und man kann Musik hören, es muss ein Radio sein, denn die Lieder werden von einer fröhlichen Frauenstimme angekündigt.
Herr Bootz konzentriert sich auf die Straße und Thorsten schaut aus dem Fenster und überlegt, was sie noch tun könnten, denn er muss immer wieder an das Kind denken, an seine blasse Haut...
„Wie wäre es, wenn wir das Foto im Gefängnis herumzeigen und fragen, wer das Kind kennt?“, fragt er, und Herr Bootz ist eine Sekunde lang verwirrt. (nicht nur er: es
„Meinen Sie, das bringt was?“, fragt er dann, und Thorsten zuckt mit den Schultern. „Vielleicht.“
Dann schweigen sie wieder, bis sie bei seiner Wohnung sind und er aussteigt und „Bis morgen“ sagt.
Herr Bootz lächelt und fährt davon.
Thorsten setzt sich in den Hinterhof und sieht dabei zu, wie der Himmel immer dunkler wird.
h-0001 duftet nach frischer Luft und Pflanzen und manchmal nach Abgasen, und die Nacht ist kühl auf der Haut, und er bemerkt zum ersten Mal, wie wenig man in seiner Welt atmen kann: Staub, der Geruch nach geschmolzenem Plastik, kein Wind regt sich, kein Regen erleichtert die Atmosphäre.
Er holt noch einmal tief Luft, blickt zum Himmel hoch, zu den Sternen, die unverschleiert funkeln, und fragt sich, was noch wahr ist, in diesen beiden Welten.
Wahr ist, dass seine Kollegen nett sind. Wahr ist, dass er sie gerne besser kennen lernen würde. Wahr ist, dass er weiß, dass sein Auftrag in weniger als einem Jahr zu Ende sein wird, und es besser wäre, hier nicht mehr Freundschaften zu schließen, als unbedingt notwendig. Andererseits ist es auch wahr, dass er durch diese Freundschaften Sebastian Bootz besser kennen lernen wird, und ihn so auch besser – nicht manipulieren, beeinflussen, kann.
Thorsten blickt zum Himmel und träumt davon, nicht zu existieren.
Tag 4
Als Thorsten am nächsten Tag zur Arbeit kommt, ist Herr Bootz nachdenklich.
„Kommen Sie mit“, sagt er, und sie fahren schon eine Weile in seinem schwarzen, glänzenden Auto, als er Thorsten erklärt, wohin es geht.
„Ein Ehepaar hat angerufen“, sagt er, aber nicht viel weiter, er ist überraschend ruhig.
Die Befragung ergibt nicht viel, außer, dass es eine Adoptionsagentur, „New Life“, gibt und einen Mann namens Fauser, und dass sie jetzt noch mehr Leute befragen müssen.
Auf dem Weg zurück ins Präsidium schaut Thorsten aus dem Fenster, auf die Stadt, die an ihnen vorbeizieht, grau und braun und grün. Er ist fast froh, dass es so wenige Kinder in seiner Welt gibt, denn so einen kleinen Menschen zu verlieren, so fröhlich und voller Leben, muss schrecklich sein. Er fragt sich, wie es sein muss, eigene Kinder zu haben, in h-0001, wo es Orte zum Spielen und Bäckereien und Bäume und Süßigkeiten gibt, und irgendetwas in ihm zieht sich zusammen. Als sie vor dem Präsidium parken, hat auch er keine Lust mehr, zu sprechen.
Als sie jedoch die Treppe in den dritten Stock hochgehen, fragt Herr Bootz plötzlich: „Haben Sie eigentlich Familie?“ und Thorsten schüttelt den Kopf. „Und Sie?“, fragt er zurück, obwohl er aus seiner Akte weiß, dass sein Kollege Single ist.
„Nur nen Bruder, der manchmal unangekündigt hier reinschneit“, erklärt Herr Bootz und grinst, und Thorsten muss mitlachen.
„Ich war in Hamburg gut mit meiner Nachbarin befreundet. Sie war fast wie eine Tochter für mich“, rutscht ihm raus, und Herr Bootz lächelt.
Sie sitzen eine Zeit lang in ihrem Büro herum, dann fragt Herr Bootz wieder: „Wie sind Sie eigentlich zu Polizei gekommen?“
„Hat sich irgendwie so ergeben“, sagt Thorsten, und ist froh, dass dies Herrn Bootz zu genügen scheint, denn er erzählt: „Also für mich war's immer so ein Traumberuf. Hab mich halt hochgearbeitet.“ Er streckt die Beine aus und sein Lächeln wird wieder abwesend, und plötzlich fragt Thorsten sich, ob Sebastian Bootz wirklich so freiwillig, wie er sagt, Polizist geworden ist. Wie er wohl als kleiner Junge ausgesehen hat, und wie viele Polizeieinsätze er mit ansehen musste, um irgendwann auch Verbrecher jagen zu wollen? Wie er wohl als Jugendlicher war, mit zu langen Beinen und in seinem roten Pullunder, und wie viele Leute ihm wohl gesagt haben, dass er der perfekte Kommissar wäre? Wo er wohl heute wäre, wenn das System, das die Welt am Leben erhalten soll, nicht wäre? Tot, denkt Thorsten, wie alle auf dieser Erde. Oder an einem besseren Ort, mit einem besseren Leben.
Er ist froh, dass Herr Bootz genauso im Gedanken versunken ist wie er.
„Alexander Fauser muss irgendwie Zugang zu den Datenbanken von New Life haben“, bricht er dann doch irgendwann das Schweigen.
Herr Bootz nickt. „Aber wenn wir da mit Blaulicht und Sirene angefahren kommen, erfahren wir nie, wer das ist“, fährt er fort, steht gedankenverloren auf und öffnet das Fenster.
Die Luft riecht süß, und sie überlegen noch eine Weile, bevor Herr Bootz sagt: „Schwul.“
Thorsten ist eine Sekunde lang verwirrt. „Wer? Fauser?“, fragt er nach, und Herr Bootz grinst. „Nee, wir“, sagt er, lacht leise vor sich hin, und erklärt dann: „Wir geben uns als schwules Paar aus und gehen zur Adoptionsagentur. Dann können wir uns da alles von innen anschauen, ohne aufzufallen.“
Thorsten weiß nicht, was er davon halten soll, und Herr Bootz scheint das zu bemerken, denn er fügt schnell ein „Also, wenn Sie das für eine gute Idee halten, natürlich.“ hinzu.
Thorsten nickt und sagt: „Wieso nicht.“ Kann ja nicht schaden.
Auch Frau Habermas ist schnell überzeugt, vor allem, da sie keine besseren Ideen haben, und so sitzen sie eine halbe Stunde später in Sebastians Wagen, auf dem Weg zu Adoptionsagentur.
Das Gebäude, in dem die Agentur „New Life“ untergebracht ist, ist ein großes, klotziges Gebäude, und obwohl die Wände innen orange gestrichen sind, wirkt es nicht besonders gemütlich.
„Setzen Sie sich“, sagt die Dame mit den blonden Haaren, und beginnt, Fragen zu stellen, und sie tun so, als hätten sie ein gemeinsames Leben, ein Haus, einen künstlerischen Beruf, eine Liebe. Es fühlt sich überraschend real an, Herr Bootz greift nach seiner Hand und nennt ihn „Liebster“, streicht ihm über das Bein, und Thorsten weiß nicht, was er davon halten soll, außer, dass es nicht schlimm ist, ganz und gar nicht schlimm.
Am Abend ruft Herr Fauser an, und danach setzt Thorsten sich wieder in den Hof.
Er hat ein Notizbuch gekauft, doch die Worte fallen ihm aus dem Kopf, alles rauscht und ist zu schnell, ein Knoten in seinem Magen.
Die Sterne sind heute kalt und weit entfernt, der Himmel wie eine Decke über ihm.
Er hat noch nie zuvor darüber nachgedacht, und irgendwie kann er sich genau heute nicht vorstellen, dass da noch mehr sein soll, irgendwo hinter der Sonne.
Es ist kalt, und doch bleibt Thorsten so lange dort sitzen und starrt in den Himmel, bis er das Gefühl hat, immer weiter hochzusteigen, angezogen von dem ewigen Blau.
Tag 5
Herrn Bootz' Lächeln erleuchtet das Auto, das Frau Habermas ihnen zur Verfügung gestellt hat.
„Sicher, dass Sie nicht fahren wollen?“, fragt er, und Thorsten nickt. „Ich lasse Sie da lieber mal machen“, sagt er, und ist dankbar, dass Herr Bootz nicht weiter nachfragt.
Sie fassen Fauser nicht. Frau Habermas ist sehr, sehr wütend. Doch Sebastian verteidigt sie, versucht, zu erklären, und als Thorsten am Abend wieder in seinem dunklen Wohnzimmer sitzt, versucht er, erst einmal ruhig zu atmen.
Er erinnert sich noch an die ersten Computerergebnisse, vor vielen Jahren, wie gesagt wurde, dass die Menschen unzurechnungsfähig und unnötig grausam seien.
Er hat es auch geglaubt, und glaubt es zum Teil immer noch, denn tote Kinder geraten nicht einfach so in Flüsse, und es gibt viel Böses in dieser Welt.
Und doch...
Er steht auf und macht das Licht an.
Sebastian Bootz würde alles tun, damit Kinder nicht in Flüsse geraten und das Böse in dieser Welt nicht die Überhand gewinnt.
Thorsten fischt sein Handy aus der Tasche und beginnt, sich über Automarken zu informieren.
Danach
Es entwickelt sich eine Art Routine.
Mit der Bahn zur Arbeit, Vernehmungen, Verhöre, Verfolgungen, dann wieder nach Hause.
Bei der Arbeit mit den Kollegen reden, die so gut in ihrem Job sind, dass sie ihren ersten Fall lösen und ein Kind retten können – Kinder sind nett, stellt Thorsten fest, wenn sie lebendig sind und reden können und lachen und herumrennen.
Dann verblasst der Fall wie ein Traum, und was bleibt, ist, dass sie Mitte September in Herrn Bootz' Auto vor der Schule des Mädchens sitzen und dabei zusehen, wie sie eingeschult wird, mit ihren neuen Eltern, einer Schultüte und einem riesigen Lächeln.
„Ist doch ganz gut gelaufen“, sagt Herr Bootz, und Thorsten nickt.
Herr Bootz streckt sich ein wenig, zögert, und sagt dann: „Also eigentlich... eigentlich ist es ja Brauch, dass der Ältere das Du anbietet.“
Thorsten hat zwar noch nie etwas davon gehört, aber er weiß sofort, dass das keine sehr sinnvolle Idee sein kann. „Ja“, sagt er trotzdem, und fügt hinzu: „Den hab ich noch nie verstanden.“
Sebastian grinst erleichtert, und streckt ihm seine Hand hin. „Ich bin Sebastian. Oder Basti, ist egal.“
„Thorsten“, sagt er und ergreift die Hand.
Es ist ein sonniger Septembertag und Thorsten träumt davon, für immer in Stuttgart zu bleiben.
Teil 3
Bier
Es ist ungewöhnlich sonnig, dafür, dass es November ist.
Drei Tage lang keinen Regen – wenn man von dem kleinen Schauer in der zweiten Nacht absieht, den niemand wirklich bemerkt hat, außer Thorsten – und es wirkt sich auf die allgemeine Laune aus. Nika ist fröhlich und singt irgendetwas in ihrem Büro, Daniel wird etwas öfters außerhalb der Gerichtsmedizin gesichtet, Frau Habermas trägt wieder mehr Kleider, Sebastian grinst stolz, als wäre er selbst für dieses Wetter verantwortlich, und es ist plötzlich wieder so viel angenehmer, mit ihnen zusammenzuarbeiten, so sehr, dass Thorsten fast vergisst, dass er ja noch eine andere Aufgabe hat, als Verbrecher hinter Gitter zu bringen. Frau Alvarez' Aufträge kommen nicht sehr oft, aber regelmäßig, und obwohl er weiß, dass er nur seine Pflicht erfüllt, um die Ordnung der beiden Welten zu erhalten, fühlt Thorsten sich schuldig, jedes Mal, wenn er irgendjemanden manipulieren muss. Er kennt inzwischen viele Menschen, seine Kollegen, ein paar Nachbarn, den Bäcker unter seiner Wohnung, die Kassiererin im Supermarkt, Verdächtige, Verbrecher, Angehörige, Informanten, und hat den Eindruck, dass sie schon wissen, was sie tun. Andererseits ist Frau Alvarez die mit den Computerergebnissen, denkt er sich.
Es ist also ein sonniger Freitag im November, und Thorsten hat gute Laune. Sie haben gerade einen schwierigen Fall abgeschlossen und wenn seine Berechnungen richtig sind, wird der nächste Auftrag erst wieder in circa zwei Wochen kommen.Er hat festgestellt, dass er sich in Stuttgart inzwischen fast zu Hause fühlt, und Sebastian lächelt, ein wenig abwesend, aber das ist bei ihm manchmal so, und Thorsten weiß, dass es nicht viel bringt, nachzufragen. Er überlegt also, ob es schon Zeit wäre, nach Hause zu gehen, als Sebastian aus seiner Gedankenstarre erwacht und „Wart mal“ sagt.
Noch bevor er protestieren kann, dass er ja nirgendwo hin gehen wollte, noch nicht, jedenfalls, spricht Sebastian weiter. „Also, bei mir in der Nähe ist jetzt diese neue Bar. Da könnten wir doch mal hingehen, oder?“
Thorsten blickt Sebastian an und sieht ein Lächeln, aber auch Nervosität und Hoffnung, und er nickt. „Heute, oder...?“, fragt er also, und Sebastian nickt und beginnt, seine Dinge auf dem Tisch hin und her zu schieben, und steht irgendwann auf. „Äh, kommst du dann einfach noch mal kurz mit zu mir?“, fragt er, und Thorsten zuckt mit den Schultern und sagt: „Ok.“
In Sebastians Auto hören sie wieder Radio, und Thorsten hat genug Musik gehört, um viele Lieder zu erkennen. Manchmal hat es Vorteile, nicht schlafen zu können, denn wenn die Welt still und leer und dunkel ist, kann er neue Dinge lernen, über die Geschichte des Universums, über Politik, über Popkultur, und eben auch über Musik. Und jeden Tag erkennt er mehr Dinge auf der Straße wieder.
Sebastian flucht über den Verkehr und beleidigt gelegentlich andere Fahrer und lässt ihn aus dem Fenster schauen, bis er irgendwann fragt: „Was hat dich eigentlich nach Stuttgart verschlagen?“
Thorsten weiß nicht, was er sagen soll. „Hamburg war auf Dauer ein bisschen... einseitig“, erklärt er schließlich und bringt Sebastian damit zum Lachen. „Was, wurden immer die gleichen drei Leute ermordet?“, fragt er, und Thorsten muss auch grinsen. „Nee, aber immer die gleiche Methode. Leute beschatten ohne Ende“, sagt er, und Sebastian lacht weiter.
Das Eis ist gebrochen, Sebastian fragt weiter nach Hamburg und Thorsten erzählt von seiner Chefin, von der Arbeit, von Lona. Sebastian erzählt von ihren Kollegen, von Streichen, die er Henrike zusammen mit Nika gespielt hat, von Daniels Buch. „Er wirddich noch früh genug darauf ansprechen, glaub mir“, lacht er und parkt den Wagen in einem Viertel, in dem Thorsten noch nie gewesen ist. „'Mein Dialog mit den Toten'. Er sagt immer, dass er nie weiter kommt, weil wir ihm ständig neue Kundschaft bringen“, fährt Sebastian fort, während er die Tür eines Altbaus aufschließt, und lacht wieder, ein warmes, weiches Lachen mit kleinen Fältchen an den Augen.
Während Sebastian seine Wohnung aufschließt, hat Thorsten einen kleinen Moment, um sich im Treppenhaus umzuschauen und zu entscheiden, dass er Sebastians Lachen am liebsten jeden Tag sehen würde.
Die Wohnung ist freundlich und einladend und so persönlich eingerichtet, dass Thorsten sichentschließt, Sebastian erst einmal nicht zu sich einzuladen. Nicht, dass er das nicht gerne tun würde, aber Sebastians Wohnung ist so menschlich, dass seine eigene Wohnung im Gegensatz kalt und gefühllos und unfreundlich erscheint, wie die Wohnung eines Menschen, der dort wenig Zeit verbringt und kein echtes Interesse an irgendetwas hat – wie die Wohnung eines Wächters.
„Bier?“, fragt Sebastian, reißt ihn erst aus seinen Gedanken und verschwindet dann in der Küche, und Thorsten nickt erst und sagt dann „Ja, bitte“, so laut, dass Sebastian ihn hoffentlich hört.
Dann geht er durch den Flur und ins Wohnzimmer, zu einem der Regale, und sieht sich die Bücher an: vor allem Lehrbücher über Kriminalpsychologie, Gesetzbücher, aber auch Romane, weiter unten. Krimis und Klassiker und Science Fiction. Kurz überlegt Thorsten, ob er Sebastian bitten sollte, ihm einige Romane zu leihen, aber dann beschließt er, die Bücher zu kaufen und sie nach dem Lesen in ein Regal zu stellen. Bücher machen menschlich, und genug Zeit, um zu lesen, hat er ja.
Sebastian kommt wieder, hält ihm eine Glasflasche hin und blickt ihn irgendwie erwartungsvoll an, also sagt Thorsten „Danke“ und „Gemütlich“, nicht nur, weil man so etwas hier sagt und er es so gelernt hat, sondern auch, weil er es wirklich so meint. Das Sofa passt zum Holzboden, auf den die Sonne fällt und ihn so fast golden wirken lässt, und es gibt Bilder von Landschaften an den Wänden und ein Poster von einer Band und ein Bild von einer Party, auf dem seine jetzigen Kollegen alle jünger und glücklicher wirken.
„Also, auf den Fall“, sagt Sebastian wieder, und als ihre Flaschen mit einem sanften Klonk aneinanderstoßen, treffen sich auch ihre Augen eine Sekunde lang, und Thorsten weiß nicht, was er dort sieht, und ist nicht sicher, ob er es wissen will.
Dann entschuldigt sich Sebastian kurz, und Thorsten sieht sich weiter um, sieht CDs, noch ein paar Fotos, DVDs, und ist gerade dabei, sich durchzulesen, wie die Handlung von „Manche mögen's heiß“ beschrieben wird, als Sebastian wieder ins Zimmer kommt und entspannter und anders angezogen aussieht.
„Wolln wir?“, fragt er.
Der Weg zur Bar ist nicht weit. Sie gehen zu Fuß, durch kleine Straßen, an großen Vorgärten vorbei. „Gartenzwerge sind Schwachsinn“, sagt Sebastian. Thorsten nickt zustimmend. „Das Merkwürdigste, was ich je in einem Vorgarten gesehen habe, war eine nackte Statue des Besitzers“, sagt er, und erwähnt nicht, dass er sich damit aufs antike Griechenland bezieht. Sebastian kichert erst, und fragt dann doch todernst: „Was, hast du so was nicht?“
Sie biegen in eine Seitenstraße ein, und dort ist die Bar, klein und unauffällig.
„Nachts geht’s hier richtig ab“, erklärt Sebastian, als hätte er Thorstens Gedanken gelesen, und sie setzen sich und bestellen beide ein Bier.
„Nett“, sagen sie gleichzeitig, schauen sich an und müssen beide lachen.
„Was machst du eigentlich sonst so, wenn du nicht bei der Arbeit bist oder dich mit Kollegen triffst?“, fragt Sebastian, und Thorsten weiß plötzlich, dass es ein guter Abend werden wird.
In einer anderen Bar.
Nika Banovic ist froh, dass sie wütend ist. Ihre Verabredung war um sieben Uhr. Jetzt sind es eineinhalb Stunden und zwei große Gläser Bier später, und sie würde weinen, wenn sie nicht so wütend wäre, dass alles an ihr ganz kalt ist. Irgendwie hat sie gewusst, dass er nicht kommen würde. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Um sie herum hat sich die Bar gefüllt, und Nika nimmt noch einen Schluck, um ihre Enttäuschung zu ertränken. Er hatte so nett gewirkt, und jetzt nicht einmal abgesagt... doch ein Arschloch.
Sie bemerkt die Frau erst, als sie sanft auf ihren Tisch klopft und dann „Huhu!“, sagt. Nika blickt auf und die Frau grinst und holt dann tief Luft. „Also, überall ist voll und da hab ich mich gefragt, ob ich mich zu dir setzen kann? Natürlich nur, wenn du willst, und ich hab schon überall geschaut, und zu zweit ist's sowieso witziger und...“ Ihr scheinen die Argumente auszugehen, denn sie verstummt und zuckt hilflos mit den Schultern, und Nika muss plötzlich lächeln.
„Bitte“, sagt sie und macht eine einladende Geste, und die Frau lässt sich mit einem „Danke“ auf den freien Stuhl fallen.
„Ich bin übrigens Michelle“, stellt sie sich nach einigen Sekunden der Stille vor. „Und du?“
„Nika.“
Sie schütteln sich die Hand, und Michelle lächelt. „Nika... das ist ein hübscher Name. Was machst du so beruflich, Nika?“
Nika räuspert sich. „Äh, ich bin Kriminaltechnikerin.“
Michelle horcht interessiert auf. „Oh, ich habe keine Ahnung, was man da macht, aber es klingt schon cool. Kannst du's mir ein bisschen erklären?“
Nika schüttelt den Kopf und merkt selbst, wie verbittert ihr Lachen klingt. „Das willst du nicht wissen“, sagt sie, doch Michelle stützt ihren Kopf auf ihre Hände und verkündet: „Doch. Erzähl mal“, und sieht Nika an, und Nika wird ein ganz klein wenig wärmer. Nur ein ganz kleines bisschen...
Wein
„Prost.“
„Prost.“
Ihre Gläser klingen sanft aneinander, sie sehen sich an, als sie den ersten Schluck nehmen, und Sebastian lächelt anerkennend.
Thorsten ist stolz. Er hat in den letzten paar Nächten alles über Weine gelesen, hat sich informiert, hat ein paar gekauft, und sich erst wenige Stunden, bevor er Sebastian zu sich eingeladen hat, für den richtigen entschieden. In seinem Universum ist Wein etwas für die Verwaltungsleute, und es ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, ihn einfach so kaufen zu können, aber schön. So muss sich Freiheit anfühlen.
Sebastian sieht sich um, Thorsten beobachtet, wie er seinen Blick über die Wände wandern lässt, an denen er in den letzten Wochen immer mehr Bilder und Plakate aufgehängt hat, vor allem von Kunst, die ihm gefällt. Es ist ihm überraschend einfach gefallen, jetzt, wo er entschlossen hat, Dinge zu mögen, nur, weil sie schön sind, und er hat CDs gekauft, mit Musik, die er hört, wenn er nachts aus dem Fenster schaut. Er hat Bücher gekauft und sie gelesen und darüber nachgedacht, und jetzt stehen sie in seinem Regal, zusammen mit einigen DVDs, für die er noch keine Zeit gefunden hat.
„Hübsch“, sagt Sebastian, und Thorsten ist erleichtert.
Auf dem Land.
Daniel mag es, wenn Menschen seinen „Schuppen“ besuchen, einen Ort, der einfach nicht für Leere und Stille bestimmt ist, wie er einmal einer Leiche erzählt hat. Wenn seine Basketballmannschaft dort trainierte oder die Kollegen zu Besuch waren, wirkt alles viel lebendiger, die Farben heller und die Umrisse klarer.Wennnur er dort ist, ist es fast unheimlich, wie grau und verschwommen alles ist.
Als Frau Habermas also gefragt hat, ob irgendjemand von ihnen einen Platz kannte, wo man ein Grillen unter Kollegen veranstalten konnte, hatte er den Schuppen ohne zu zögern vorgeschlagen.
Es ist ein warmer Tag Anfang März, und Frau Habermas - „Heute Henrike“, hat sie verkündet – ist eine ausgezeichnete Grillmeisterin, doch das, was Daniel am glücklichsten macht, ist Nika, die in der Sonne döst und so entspannt wirkt, vor allem nach dem letzten besonders anstrengenden Fall.
Die Herren Lannert und Bootz haben sich irgendwohin verzogen, und es ist fast vollkommen still, nur der Wind flattert in ihren Haaren und ihrer Kleidung und den Bäumen und die Würstchen brutzeln.
Nika rollt sich auf die Seite und Daniel beschließt, den Wein aufzumachen, den er extra für die Gelegenheit gekauft hat, obwohl Henrike auf Bier bestanden hatte.
Wie gerufen tauchen auch die beiden Hauptkommissare wieder auf, leise lachend, und doch ist es immer noch so still, nur ein Rauschen in all ihren Köpfen.
Selbst Henrike spricht leiser, und es ist eine große Leere um sie herum, Mittagshitze, scharfer Wind.
Cocktails
Als Sebastian wieder ins Büro kommt, stutzt er. „Wo ist denn der Rest vom Fest?“, fragt er, und Thorsten muss grinsen. „Zu Hause. Feierabend“, erklärt er, und Sebastian zieht eine Augenbraue hoch. „Und du bist noch hier, weil...?“, beginnt er. „Na“, unterbricht Thorsten ihn, steht auf und beginnt, seine Sachen zusammenzupacken. „Ich hab auf dich gewartet.“
„Äh, aber ich treff mich heut noch mit Julia“, sagt Sebastian und klingt irgendwie schuldbewusst.
Stimmt, Julia. Sie ist ungefähr zu der Zeit, als Thorsten den Führerschein gemacht und sich den Porsche gekauft hat, in Sebastians Haus gezogen, genau gegenüber, und die beiden haben sich schnell angefreundet. Thorsten kann es verstehen, Julia ist nett und witzig und charmant. Julia manipuliert Sebastian nicht. Julia ist nicht nur mit Sebastian befreundet, weil sie einen Auftrag hat, um die Ordnung der Welt zu erhalten. Julia wird nicht irgendwann... in nur wenigen Monaten... gehen müssen.
Thorsten bemerkt, dass er immer noch an seinem Tisch steht und Schnörkel auf ein Stück Papier kritzelt, und Sebastian inzwischen schon fast aus der Tür ist. „Also dann, bis morgen“, sagt er, und bleibt noch ein bisschen stehen, weil ihm etwas weh tut, und weil Sebastian jetzt einfach weg ist und er nicht sicher ist, ob er einen Fehler gemacht hat.
Er fährt nicht nach Hause zurück, sondern in die Stadt, und geht ins Museum, in irgendeines, es ist ihm egal. Er läuft durch die Räume, schaut sich die Bilder an, überlegt, was sie bedeuten könnten und der Welt zeigen wollen, bevor er die Beschreibung liest, die oft auch nicht sehr hilfreich ist, und läuft weiter, bis er wieder ein Bild findet, das ihm gefällt.
„Sie stehen jetzt schon mehrere Minuten vor diesem Bild. Sie müssen ja sehr kunstbegeistert sein“, sagt plötzlich eine Stimme neben ihm, und als er sich zu ihr umdreht, steht dort ein Mann in einem bunten Hemd, der ihn neugierig ansieht.
„Ja“, sagt Thorsten heiser und räuspert sich, plötzlich verlegen.
„Wissen Sie“, der Mann kichert verlegen, „wenn Sie Fragen haben, ich bin Kunsthistoriker. Und wenn Sie etwas Zeit haben, könnte ich Ihnen alles zeigen.“
Thorsten überlegt einen Moment lang, denn er würde wirklich gerne mit jemandem über die Kunst sprechen, aber er möchte auch keine Umstände machen. Der Mann scheintdaszu spüren und sagt: „Sie können mich ja als Dank zum Abendessen einladen“, und lacht leise, also sagt Thorsten ja und stellt sich vor. Der Mann heißt Julian Siebert. „Aber nennen Sie mich Julian“, sagt er hoffnungsvoll.
Es wird ein guter Nachmittag. Julian erzählt interessante Dinge, sagt nicht nur seine eigene Meinung, hört sich Thorstens Theorien an und lächelt freundlich, so sehr, dass Thorsten ihn tatsächlich zum Abendessen einlädt. Er kennt keine Restaurants in der Umgebung, deswegen sucht Julian eine Sushi-Bar aus, in der sie Cocktails trinken und die Musik laut und hektisch ist und alle tanzen, doch es ist nicht unangenehm, und nach einigen Drinks unterhalten sie sich angeregt.
Zwei Stunden später sitzt Thorsten im Hinterhof und benutzt sein mobiles Internet, um herauszufinden, was man gegen Betrunkenheit tun kann, wenn man in der unpraktischen Situation ist, seinen Rausch nicht ausschlafen zu können. Frische Luft und viel Trinken hilft, erfährt er, also holt er sich eine Flasche Wasser aus seiner Wohnung und setzt sich dann wieder unter den Himmel und blickt in die Sterne, sucht irgendetwas, das er vergessen hat.
Irgendwann hört er Schritte, und Sebastian kommt in den Hof gestürmt und wirft sich neben ihn auf die Bank.
„Ich hab sicher ne halbe Stunde geklingelt“, sagt er und klingt aufgebracht. „Was macht du denn hier draußen?“
Thorsten seufzt nur. „Wie ist es mit Julia gelaufen?“, fragt er zurück.
Falsche Frage, und das merkt er sofort. Sebastian scheint auf einmal noch frustrierter.
„Tjaaa“, sagt er langsam, „Julia... was soll man denn sagen, wenn jemand erst sehr offensichtlich mit einem flirtet und einem erst wenn man zurückflirtet eröffnet, dass er verheiratet ist und sein Ehepartner in Mittelafrika arbeitet? 'Gut' scheint da nicht so ganz angebracht.“
Thorsten hört auf, die Sterne anzustarren, und dreht sich zu Sebastian um. „Wirklich?“
Sebastian nickt, weicht seinem Blick aus und sieht irgendwann auch hoch. Sie schweigen.
„Und jetzt?“, fragt Thorsten etwas später, doch er weiß nicht, auf was er sich bezieht, und auch nicht, wen er überhaupt fragt, Sebastian, sich selbst oder den Himmel.
„Jetzt versuch ich erst mal, sie nicht mehr so oft im Flur zu treffen“, sagt Sebastian, der sich offensichtlich angesprochen fühlt, und seufzt.
Sie sitzen noch eine Zeit lang schweigend da, dann beginnt Sebastian, von seinem Nachmittag zu erzählen, und Thorsten hört zu, und tut, wie er weiß, dass Sebastian es will, als habe er es nicht gehört.
Irgendwann fangen sie an, über die Sterne zu reden, über Sternzeichen und darüber, dass Astrologie einfach keine Wissenschaft ist, und wie unglaublich absurd es ist, dass manche Menschen ihr ganzes Leben danach richten, doch irgendwann wird es zu spät und vor allem zu kalt, obwohl es schon Juli ist.
„Wenn du Julia erst mal nicht begegnen willst, kannst du bei mir übernachten. Ich hab ein Bettsofa“, bietet Thorsten um kurz vor Mitternacht an, und Sebastian denkt einige Zeit darüber nach und nickt dann und lächelt und sagt „Danke“, und Thorsten fröstelt, weil die Luft an seiner Haut so kalt, aber sein Inneres so warm ist.
Als sie das Wohnzimmer betreten, beäugt Sebastian das Sofa etwas skeptisch. „Meinst du, das geht?“, fragt er, lässt sich prüfend darauf nieder, wippt leicht auf und ab – und dann gibt es ein lautes Krachen und Sebastian springt erschrocken auf. „Scheiße“, sagt er, und Thorsten muss grinsen.
„Gebraucht gekauft“, erklärt Thorsten, und Sebastian wirkt sofort erleichtert. „Und jetzt?“, fragt er, und Thorsten überlegt. „Also, ich habe ein Doppelbett“, rutscht ihm heraus, und dann, später, als sie beide nur noch in T-Shirts und Boxershorts dastehen und sich die Zähne geputzt haben, muss Thorsten feststellen, dass es nicht einfach ist, mit einem anderen Menschen in einem Bett zu schlafen, vor allem wenn man selbst einfach nicht schlafen kann, aber man so tun muss, als sei alles in Ordnung. Wenigstens schläft Sebastian recht bald ein, auf dem Bauch, mit dem Gesicht ins Kissen gedrückt, und Thorsten muss nicht mehr so tun, als sei er kurz davor, einzuschlafen.
Er schaut eine Zeit lang aus dem Fenster, auf die Decke, an die Decke, und überlegt, ob er sich ein Buch holen sollte, doch dann fällt sein Blick auf Sebastian neben ihm. Sein Freund sieht so entspannt aus, so friedlich, dass er nicht riskieren will, ihn zu wecken.
Er legt sich also so hin, dass er Sebastian ansehen kann, macht aber dann doch die Augen zu, und versucht, zu schlafen.
Kaffee
Um sechs Uhr morgens hält Thorsten es nicht mehr aus. Schlafen ist unmöglich, und er langweilt sich zu Tode, also steht er leise auf, duscht kurz und beginnt dann, Kaffee zu machen, leise und vorsichtig, aber anscheinend nicht leise und vorsichtig genug, denn eine halbe Stunde später kommt Sebastian in die Küche geschlurft, wirft ihm einen irritierten Blick zu und schlurft dann weiter in Richtung Badezimmer. Als er zehn Minuten später wieder in der Küche steht, sieht er etwas wacher aus, trägt aber nur die Jeans, die er auch am Tag davor getragen hat. Thorsten weiß nicht, was er denken soll, außer, dass Sebastian wirklich gutaussehend ist, und dann drückt er ihm einfach einen Becher Kaffee in die Hand und geht die Milch suchen, und Sebastian murmelt „Danke“ und lässt sich am Küchentisch nieder.
Die Sonne fällt in weichen Linien auf den Boden und die Stille zwischen ihnen ist nicht unangenehm... geladen, aber mit Wärme und -
„Du bist mein bester Freund“, will Thorsten sagen, doch das würde es nicht treffen, es würde die Wärme, die er in Sebastians Nähe spürt, noch nicht mal zur Hälfte erklären.
Sebastian sieht auf und schenkt ihm ein verschlafenes Lächeln, und Thorsten beschließt, dass eine Erklärung erst einmal gar nicht notwendig ist.
Teil 4
Juli
Auf der Fußmatte liegen zwei Briefumschläge.
Thorsten bückt sich, um sie einzusammeln, und muss noch nicht einmal genauer hinsehen, um zu wissen, von wem sie stammen – Lonas große, offene Handschrift würde er überall wiedererkennen, und der andere Umschlag ist so weiß, dass er nur von der Verwaltung stammen kann.
Er legt sie auf den Küchentisch und beginnt, seinen Einkauf einzuräumen. Dann bekommt er eine Nachricht von Sebastian und setzt sich ins Wohnzimmer, um sie zu beantworten, findet ein Buch, das er noch zu Ende lesen muss und über das er lacht und weint, und als ihm die Briefe wieder einfallen, ist es schon fast Abend und die Sonne nähert sich schon gefährlich den höchsten Häusern Stuttgarts.
Thorsten seufzt.
Er steht auf, geht die Briefe holen, setzt sich wieder ins Wohnzimmer, sieht sie vorwurfsvoll an.
Der letzte Auftrag ist erst einige Wochen her. Unspektakulär, und er ist froh darüber, denn je länger er von seiner Welt weg ist, desto unwohler ist ihm bei den Gedanken, Menschen zu manipulieren, aber da es ja seine Pflicht ist, erleichtert es ihn, wenn es keine große Angelegenheit ist, und er hofft, dass es auch jetzt so ist.
Er macht sich also Mut und fängt erst einmal mit Lonas Brief an. Er ist froh, mal wieder etwas von ihr zu hören, sie hat sich eine lange Zeit nicht gemeldet, und vielleicht wird er jetzt endlich einmal erfahren, was sie getrieben hat.
Sie beginnt mit ihrem üblichen geschwungenen „Lieber Thorsten“, doch dann wird ihre Schrift hektischer, unordentlicher, und als Thorsten überfliegt, was sie schreibt, wird ihm fast übel.
„Ich habe etwas herausgefunden“, schreibt Lona. Ihre Tintenfarbe ist grün, wie die Hoffnung, aber ihre Worte... „Deswegen war ich so oft nicht da, ich hab mich mal ein bisschen in der Verwaltung umgesehen, mit so was rechnen die ja gar nicht.“
„Lona...“
„Du weißt doch, dass die Computerergebnisse ausgewertet werden müssen, damit die Erde nicht aus Versehen zerstört wird, und dass die Verwaltung dafür verantwortlich ist, dass die beste Option für alle ausgewählt wird“, schreibt Lona, und die Welt dreht sich um Thorsten herum schneller, als er die nächste Zeile liest. „Das tun sie aber nicht. Sie wählen die einfachste Lösung aus. Ihnen ist alles total egal!“
Er nimmt beide Briefe mit sich, als er auf die Straße geht.
Es ist noch nicht ganz dunkel, die Luft ist noch warm, und es laufen Menschen durch die Straßen, Familien, Freundesgruppen, Pärchen, lachend und sorglos, nicht wissend, dass sie ihr eigenes Leben nicht in der Hand haben. Obwohl...
Viele werden auch nicht beeinflusst. Die Straße ist ruhig und die Menge fließt, und Thorsten kann nichts entdecken, das auf einen Einsatz hinweist. Und es passiert nichts Schlimmes. Die Menschen gehen nicht aufeinander los, sie machen keine Fehler, sie tun nichts, um die Welt zu zerstören. Die Menschen wissen, was sie tun, und selbst, wenn etwas schiefläuft, versuchen sie, den Schaden zu beheben.
Die Menschen treffen jede Minute, jede Sekunde eigene Entscheidungen, leben ohne Absicherung, aber haben keine Angst, sie sind glücklich. Viele kümmern sich darum, ihre Welt sicherer zu machen, organisieren sie, wollen in Sicherheit leben, aber geben diese auf, wenn es sich wirklich lohnt, und folgen ihren Träumen.
Das System ist nicht mehr notwendig, und Thorsten sitzt auf einer Parkbank und wünscht sich, er wäre nicht der einzige, der das so sieht. Wünscht, er könnte einfach nach Hause gehen und Bücher lesen, sich mit Sebastian treffen, seinen Job machen, der ihm so viel wichtiger ist als der, der ihn in seiner eigenen Welt erwartet.
Er hat noch einen Monat, bevor er dorthin zurück muss, er kann spüren, wie die Müdigkeit ihm in den Knochen sitzt, und weiß, dass er nicht in h-0001 überleben könnte– er überschlägt im Gedanken, wie viel Zeit sein Körper ohne Schlaf überleben kann, und es können nicht mehr als ein paar Wochen sein. Aber jetzt, wo er weiß, wie viel lebendiger hier alles ist, weiß er auch nicht, ob er in seiner eigenen Welt noch leben kann, und erst recht weiß er nicht, wie er Sebastian erklären soll, dass er geht – Versetzungen hin oder her, wie soll er ihm sagen, dass sie keinen Kontakt haben können, dass er einfach weg sein wird?
Es wird ihnen beiden weh tun, aber er kann nichts dagegen tun.
Thorsten spielt mit dem Gedanken, einfach nach Hause zu gehen und seinen letzten Lebensmonat zu genießen, ohne Sorgen und vollkommen frei, doch dann seufzt er, denn es würde ihm rein gar nichts bringen.
Also öffnet er den weißen Umschlag, hoffend, dass es irgendetwas Unwichtiges ist, was seine Schuldgefühle nicht noch mehr wachsen lassen wird.
„Sehr geehrte Herr Lannert“, sagt die erste Zeile, schwarz auf weiß gedruckt, und dann seine Anweisungen, und die Buchstaben verschwimmen vor seinen Augen, bevor er wirklich etwas lesen kann, denn er hat plötzlich ein sehr, sehr schlechtes Gefühl, doch dann ist der Fokus wieder da.
„Autounfall“, steht da, ein paar Zahlen, dann, „resultierend im Tod von Sebastian Bootz'“, und Thorsten schließt die Augen und versucht, seine Gedanken zu ordnen, zu viele Informationen und Gedanken schießen durch seinen Kopf-
Er öffnet die Augen wieder.
Vor ihm liegt der Park, dunkel, raschelnd, und der Gedanke, so zu tun, als sei das alles, was existiert, Dunkelheit und Bäume und kleine Lichter, dort wo Häuser stehen, ist sehr verlockend.
Er sieht den Brief an, schwarz auf fast glänzend weiß, und dort steht es immer noch. Sebastian Bootz muss sterben.
Doch das kann nicht sein. Es muss einen Fehler geben-
Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass es einen Fehler gegeben hat, wenn Lona Recht hat.
Es muss eine bessere Lösung geben, es muss eine Möglichkeit geben, dass alle überleben können – es muss eine Möglichkeit geben, das System zu stoppen, für immer oder nur dieses eine Mal. Er hat gelernt, dass es schwer ist, Kriminalität aufzuhalten, man kann eine Person fest nehmen, aber die Organisation arbeitet weiter weiter, und auch jetzt weiß er, dass die Angst und das Bedürfnis, alles zu kontrollieren, viel zu tief in der Gesellschaft seiner Welt verankert ist, dass das System zwar für alle Beteiligten schädlich ist, doch dass keiner eine Alternative sieht...
Es ist dunkel, aber Thorstens Wut brennt hell, als er aufsteht, den Brief zurück in seine Jackentasche stopft und durch den Park zurück zu seiner Wohnung läuft. Wie können sie es wagen, das Wohl der Menschheit zu vernachlässigen, aus Angst, aus Faulheit? Wie können sie es wagen, Entscheidungen für Menschen zu treffen, die die gleichen Rechte wie sie haben sollten und dem System nie zugestimmt haben? Und wie können sie es wagen, dann auch noch faule, einfache Wege zu finden, wo viel bessere möglich wären?
Vor seiner Haustür bleibt er stehen und überlegt.
Was kann er wirklich tun?
Eine Jahrhunderte alte Regierung zu stürzen ist nichts, was man von heute auf morgen beschließen sollte. Man wacht nicht eines Morgens auf und denkt sich: „Heute werde ich meine Welt verändern.“
Und ist es überhaupt notwendig?
Erst, als er von einem Nachbarn unsanft zur Seite geschubst wird, fällt ihm wieder ein, für wen das System gerade die größte Gefahr darstellt.
„Ruft man nicht normalerweise vorher an, wenn man jemanden besuchen will?“, sagt Sebastian, als er Thorsten die Tür öffnet, aber er klingt nicht wütend.
Jetzt, wo Sebastian vor ihm steht, weiß Thorsten nicht mehr, was er sagen soll.
„Kann ich reinkommen?“, fragt er also erst mal, und Sebastian zuckt mit den Schultern. „Klar“, sagt er und macht ein paar Schritte zurück.
Und so sitzen sie in Sebastians Wohnzimmer und dieser sieht Thorsten erwartungsvoll an.
„Also?“, fragt er nach einiger Zeit, und Thorsten seufzt und blickt Sebastian an, verwuschelt und besorgt und müde, und weiß, dass die Regierung nichts unversucht lassen wird, wenn sie ihn wirklich tot sehen wollen, und dass es nicht reicht, ihm einfach nur zu sagen, dass er für die nächsten paar Tage das Haus nicht verlassen darf.
Was sind seine Alternativen? Nicht viele.
„Ich stamme aus einem Paralleluniversum, dessen Regierung gerade versucht, dich loszuwerden“, sagt er also.
„Du verarscht mich“, sagt Sebastian, und klingt plötzlich doch etwas wütend.
Eine Stunde später
Sebastian sieht blass aus. Thorsten nimmt an, dass das eine normale Reaktion für Menschen ist, die gerade erfahren haben, dass sie nicht allein auf dieser Erde sind und ihr ganzes Leben lang von unsichtbaren Kräften gesteuert worden sind.
„Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“, fragt er, und Thorsten hält ihm wortlos den Brief hin.
Sebastian überfliegt ihn, steht dann auf und beginnt, langsam durch sein Wohnzimmer zu laufen.
„Ach ja, genau. Du bist ja nur hier, um mich dazu zu bringen, das zu tun, was deine Regierung will“, sagt er, mit der kalten Stimme, die er sich normalerweise nur für die schlimmsten Mörder aufhebt.
Thorsten möchte sich verteidigen, sagen, dass es nicht stimmt und dass da jetzt so viel mehr ist, Freundschaft und Wärme, doch Sebastian dreht ihm den Rücken zu und er schweigt.
„Und jetzt nicht mehr, oder was?“, fragt Sebastian. „Jetzt hast du's dir anders überlegt?“
Es tut weh, in der Brust, im Kopf, in den Fingerspitzen.
„Sebastian, wir sind Freunde“, beginnt Thorsten, doch Sebastian unterbricht ihn. „Ach ja. Und deswegen hast du mir nie was erzählt.“
„Was hätte ich dir denn erzählen sollen? Du hättest mir nicht geglaubt“, versucht er, zu erklären, und Sebastian rollt mit den Augen. „Jetzt hast du's ja auch geschafft“, sagt er.
Thorsten stöhnt. „Es hätte dich in Lebensgefahr gebracht. Jetzt bist du sowieso schon in Lebensgefahr.“
„Super. Klasse“, sagt Sebastian und wirft sich wieder aufs Sofa. „Und was hast du jetzt vor? Wirfst du mich vors Auto?“
Thorsten schüttelt den Kopf.
Sebastian sieht ihn wütend an. „Na, du bist hier der mit dem geheimen Wissen über Parallelwelten und Schicksal“, sagt er und lehnt sich zurück.
Und Thorsten überlegt.
Es fühlt sich so an, als würde die Sorge um Sebastian seinen ganzen Kopf füllen, aber er kann auch spüren, wie es in seinem Hinterkopf weiterarbeitet.
Er weiß, wie groß das Bedürfnis nach Sicherheit der Bewohner seiner Welt ist, und dass sie nicht einfach auf ihr System verzichten können, dass sie nicht verstehen, wie selbstständig die Menschen sind – wenn sie es nicht selbst sehen.
„Es gibt einen Alarm, den ich in der Verwaltungszentrale auslösen könnte. Dann würde mein Universum evakuiert werden und die Bewohner würden mit dieser Welt konfrontiert werden“, sagt er, und Sebastian schnaubt. „Und dann was? Alle verstehen, dass es nicht gut ist, Menschen zu manipulieren, und alles wird gut?“
„Vielleicht“, antwortet Thorsten und Sebastian gibt irgendein wütendes Geräusch von sich. „Dann komm ich aber mit“, sagt er, und Thorsten will protestieren, doch dann fällt ihm ein, dass Sebastian in seiner Welt nicht durch irgendeinen blöden, regierungsbestimmten Unfall sterben kann, und nickt nur.
Mehrere Stunden später
Die Morgensonne scheint sanft auf die Karte von Stuttgart, die Sebastian in seinem Regal gefunden hat.
„Also liegt das Verwaltungsgebäude, zu dem wir müssen, da drüben?“, fragt er und sieht Thorsten etwas skeptisch an, denn die Stelle, auf die er zeigt, sieht vollkommen leer aus.
Thorsten nickt.
„Okay“, sagt Sebastian entschlossen und klappt die Karte wieder zusammen. „Dann fahren wir jetzt einfach...“Ihm scheint wieder einzufallen, wieso Autofahren gerade jetzt eine schlechte Idee ist, und er verstummt.
Thorsten hat auf Sebastians Sessel gesessen und darüber nachgedacht, wie schön es wäre, schlafen zu können, doch jetzt meldet er sich zu Wort. „Es wäre taktisch gesehen besser, durch mein Universum zu gehen. Wächter achten mehr auf diese Welt als auf ihre eigene und die Unfallgefahr ist weniger groß“, erklärt er, und Sebastian nickt. „Na dann mal los.“
In f-0001
Es ist staubig und grau und Thorsten kann erst fast nicht atmen, aber Sebastian sieht fasziniert aus -
natürlich, denn eine neue Welt ist eine neue Welt, egal, ob man weiß, wie negativ, manipulativ oder gefährlich sie ist. Erst einmal sieht man nur das Gute, die grauen Schlieren dort, wo der Himmel sein könnte, die fast schön wirken, wenn man sie nicht tagaus, tagein sehen muss und weiß, aus was sie wirklich bestehen, die ordentlichen Häuser, die geraden Straßen, die leuchtende Energiezentrale am Horizont wie eine aufgehende Sonne. Thorsten weiß zu viel, um den Anblick zu genießen, und doch kann er nicht verhindern, dass er sich auf eine merkwürdige Weise zuhause fühlt.
Er hat immer viel zu tun gehabt, ist durch die Gassen gehastet, und hat nie gemerkt, wie grau seine Welt ist, wie erstarrt, vielleicht vor Angst.
Mit dem Wissen kommt die Angst, erst mit der Weisheit kommt die Ruhe, denkt er, und macht den ersten Schritt.
Das Verwaltungsgebäude liegt im Süden, hat er Sebastian erklärt, aber für ihn sind die Himmelsrichtungen nicht wichtig, um zu wissen, wo sie hin müssen, er kennt die Strecken jetzt schon seit einigen Jahrhunderten auswendig. Sebastian folgt ihm schweigend.
„Du bist immer noch sauer“, stellt Thorsten schließlich fest, und Sebastian bleibt abrupt stehen.
„Neeein“, sagt er langgezogen und schüttelt heftig den Kopf. „Wie könnte ich auf einen Mann wütend sein, der sich so sehr um mich sorgt, dass er mein Leben manipuliert? Auf jemanden, der so liebevoll...“
Thorsten seufzt. Wenigstens fängt die Müdigkeit an, weniger zu werden, denkt er und versucht, Sebastians Monolog auszublenden.
„... Ich kann sogar schon deine Flügel sehen. Mein kleiner Schutzengel!“, vollendet Sebastian gerade, und Thorsten muss wider Willen lachen.
Es ist fast zu einfach, den Alarm auszulösen, den Sebastian noch nicht einmal hören kann, Thorsten aber förmlich im Blut spürt. Die Verwaltung erwartet keine Bedrohung von innen, und so ziehen sie sich in ein leeres Büro zurück und hören Schritten und verärgerten, verwirrten Stimmen beim Vorbeilaufen zu.
„Und jetzt was? Irgendwann merken die doch, dass keiner von ihnen den Alarm ausgelöst hat“, fragt Sebastian.
Thorsten zuckt mit den Schultern. „Vor circa zweihundert Jahren wurde eine Notfallversiegelung gebaut. Die schauen wir uns mal an“, sagt er, und verlässt das Büro.
Alle Straßen führen nach Rom, sagen die Menschen, und im Verwaltungsgebäude führen alle Flure zum Zentralbüro, sie müssen einfach einem von ihnen folgen.
„Oh Mann, hier müssen ja echt viele Leute arbeiten“, stellt Sebastian fest, als sie an der hundertsten Tür vorbeikommen. „Wieso haben wir keine Massenpanik ausgelöst?“
„Die meisten Büros sind nicht belegt“, erklärt Thorsten, doch verschweigt den Grund dafür. Sebastian muss nichts von ihrer Fast-Unsterblichkeit, der doch überraschend hohen Todesrate und den immer weniger werdenden Geburten wissen. Es ist schließlich nicht sein Universum.
Das Zentralbüro ist nicht abgeschlossen – klar, wer würde erwarten, dass jemand während einer Weltenevakuierung einbricht? -, hell erleuchtet und riesig, Stühle sind vom Tisch abgerückt, leere und volle Becher mit Kaffee, Wein und Bier stehen überall herum.
„Oh Mann“, sagt Sebastian, und sieht einen Moment lang fast begeistert aus, als er auf die riesigen, blinkenden Computer zeigt, so modern und doch so verstaubt und verschmiert.
Auf den Bildschirmen laufen immer noch Sätze in einer atemberaubenden Geschwindigkeit auf und ab, weiß auf schwarz, und Thorsten wird fast schwindelig, als er sie länger betrachtet.
Sebastian ist ruhig geworden, und Thorsten will fragen, ob alles ok ist, als sein Partner losstürmt, einen der Computer vom Tisch reißt und beginnt, auf ihn einzutreten.
„Sebastian!“
Sebastian sieht auf. „Was“, sagt er, keine Frage, sondern eine Herausforderung. „Die Dinger sind doch an allem schuld, oder?“ Er tritt noch einmal zu und fügt dann „Und außerdem nicht sehr stabil“ hinzu.
Thorsten seufzt, er kann Sebastian keine Vorwürfe machen. Es geht hier schließlich nicht nur um ihn, sondern um alle Bewohner seiner Welt, die unter Maschinen leiden, ohne es zu wissen. Er überlässt ihm also die Zerstörung der Computer, während er selbst sich weiter im Raum umsieht.
Den Schaltkasten, um die Versiegelung zu aktivieren, findet er fast sofort, dass die Versiegelung heißt, dass er erst einmal in f-0001 bleiben muss, sagt er Sebastian nicht.
Er entdeckt einen Schrank am Ende des Zimmers, öffnet ihn und ist froh, dass er nicht hier ist, um aufzuräumen, denn den Haufen Gerümpel, der sich über mehrere Regalbretter verteilt, würde er niemandem zumuten wollen. Und doch beginnt er, sich ein bisschen durch die verschiedenen Objekte, die sich stapeln und Staub ansetzten, zu graben, in der Hoffnung, das zu finden, was er sucht, etwas, das seine Aufgabe um einiges erleichtern würde, etwas, das ihm ermöglichen würde, die Versiegelung zu durchbrechen...
„Herr Lannert! Sie suchen sicher das hier“, hört er hinter sich, und während er sich umdreht, fragt er sich noch, wie man auf Absätzen so leise laufen kann, denn Emilia Alvarez steht im Raum, hat einen Versiegelungsschlüssel in der Hand und sieht sehr, sehr wütend aus.
„Herr Lannert, wissen Sie eigentlich, was Sie hier tun?“, fragt sie, und er hat nicht die Zeit, zu antworten, dass er genau weiß, was er hier tut, danke der Nachfrage, denn sie spricht sofort weiter, ihre eigene Frage beantwortend und den Schlüssel in ihre Jackentasche steckend. „Sie zerstören das, was uns am Leben erhält. Ohne diese Computer wären wir schon lange alle tot.“ Sie fährt sich durch die Haare, mit der linken Hand... Thorstens Blick wandert an ihrem rechten Arm hinunter und er zuckt zusammen, als er eine Pistole in ihrer Hand sieht, noch auf den Boden gerichtet.
„Sie wissen von unserer Geburtenrate, ja? Wir sterben aus“, sagt Emilia Alvarez. „Wir müssen unsere Leute schützen. Und Sie wagen es, einen Evakuierungsalarm auszulösen und einen unbedeutenden Bewohner einer h-Welt hierhin mitzunehmen, sie wissen doch, es gibt Milliarden von ihnen-“
„Hände hoch“, sagt Sebastian, entwindet die Waffe aus Frau Alvarez' Händen und richtet ihr seine eigene gegen den Kopf. „Machen Sie keinen Scheiß, ich hab heut echt nen schlechten Tag gehabt.“
Thorsten steht immer noch etwas verwirrt am Schrank, doch Sebastian zieht Handschellen aus der Tasche, legt sie Frau Alvarez an und sagt: „Ich kann Sie nicht festnehmen, aber...“ Er überlegt einen Moment lang und fügt dann hinzu: „Aber ich kann Sie davon abhalten, das zu tun, was auch immer Sie tun.“
Frau Alvarez funkelt ihn böse an. „Das wird ein Nachspiel haben, da können Sie sicher sein“, sagt sie, aber Sebastian sieht ganz und gar nicht beeindruckt aus und funkelt nur genauso böse zurück.
Gefühlte hundert zerstörte Computer später
Sebastian ist nicht mehr wütend, sondern einfach nur noch müde. Frau Alvarez hat sich in eine Ecke gesetzt und sieht immer noch stark verärgert aus. Thorsten hat den Versiegelungsschlüssel an sich genommen und herausgefunden, wie er funktioniert, und als sie alle wieder in Sebastians Wohnzimmer stehen und sie wieder leichter atmen können und die Sonne ihre Schatten an die Wand wirft, sind sie erleichtert.
„Ist doch ganz gut gelaufen“, sagt Sebastian, und Thorsten nickt.
Emilia setzt sich unaufgefordert aufs Sofa und blickt demonstrativ an ihnen vorbei, also ziehen sie sich in die Küche zurück, um zu entscheiden, wie sie vorgehen sollen.
„Also eigentlich hätten wir uns das mal vorher überlegen können“, sagt Sebastian, während er ihnen Wasser einschenkt. „Hast du nicht gesagt, dass ihr sterbt, wenn ihr nicht in euer Universum zurückkommt, oder so?“
Thorsten winkt ab und nimmt sein Wasser dankend entgegen. „Erst in einem Jahr, mehr oder weniger. Wir haben Zeit.“
„Aber irgendwann müssen alle in ihr Universum zurück, und was dann?“, fragt Sebastian und nimmt einen Schluck Wasser. „Die Leute haben doch keine Ahnung, an wen sie sich wenden sollen.“
Thorsten überlegt. „Die Kommunikationszentralen haben nichts mit dem Schicksalsberechnungssystem zu tun, sind also höchstwahrscheinlich noch intakt. Und da jeder Bewohner von f-0001 ein tragbares Kommunikationsgerät mit sich trägt, wie dieses hier“, sagt er langsam und zieht sein eigenes aus seiner Hosentasche, "kann man sie alle erreichen."
„Klingt logisch“, grinst Sebastian, und fügt dann hinzu: "Aber du könntest es auch einfach 'Handy' nennen."
Thorsten verzieht das Gesicht, aber damit ist es erst einmal geklärt, und sie stehen noch ein wenig länger schweigend in der Küche und trinken ihr Wasser.
Thorsten fragt sich, ob Sebastian ihm wohl jemals wieder vertrauen kann.
Teil 5
Fast ein Jahr später
Es ist Freitagabend, die Sonne ist noch nicht ganz untergegangen, und sie sitzen im Park und sehen den Hunden beim Herumschnüffeln zu.
„Also“, sagt Sebastian, und Thorsten schlägt sein Notizbuch auf.
„Wir haben 1876 Leute kontaktiert. Von 1842 haben wir bis jetzt eine Antwort“, fasst Sebastian zusammen. Thorsten schüttelt den Kopf. „1843. Laura Högele hat sich heute Morgen gemeldet“, verbessert er.
Sebastian nickt, sammelt ein Steinchen vom Boden auf und versucht, damit einen Mülleimer auf der anderen Seite des Weges zu treffen. „Und bis jetzt sind 1567 wieder in f-0001. Die restlichen müssen bis nächste Woche auch für mindestens fünf Tage dorthin, um zu überleben. Stimmt's?“
Thorsten nickt und kritzelt eine Ecke des Notizbuches voll. „Und von 34 Leuten wissen wir immer noch nichts. Aber wenn sie ihre Kommunikationsgeräte zerstören, können wir ja auch nichts machen.“
Sebastian nickt.
Thorsten blickt in den rosa-hellblauen Himmel und seufzt. Er wünscht sich, etwas für die 34 tun zu können, doch sie haben klar genug gemacht, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollen.
Auch Sebastian sieht nicht gerade glücklich aus, doch irgendwann bricht er das Schweigen mit einem „Tja, dann haben sie halt Pech gehabt“.
Es klingt angespannt, aber es ist ein Anfang.
„Hast du Lust, noch auf ein Bier mit zu mir zu kommen?“, fragt Thorsten.
„Klar“, sagt Sebastian und grinst.
Epilog
Sieben Monate später
Es ist ein kalter Wintermorgen, die Straßen Stuttgarts gerade erst leicht grau, als Thorsten sich auf den Weg ins Präsidium macht. Er weiß, dass es viel zu früh ist, doch er kann nicht länger in seinem Wohnzimmer sitzen und lesen, wenn es draußen Schnee und Frische und so viel zu sehen gibt. Zwar erinnern ihn die grauen Schlieren der Wolken an f-0001, wie es früher war, doch die Luft ist so frisch und hart, dass er es genießen kann, durch die Straßen zu laufen und zu beobachten, wie der Himmel immer heller wird.
Das Eis knistert unter seinen Schuhen, so laut, dass er den Fremden erst bemerkt, als sie schon zusammengestoßen sind.
„Tschuldigung“, sagt er und macht einen Schritt zurück, um zu sehen, wer vor ihm steht.
„Tut mir leid“, sagt der Mann gleichzeitig und lächelt entschuldigend. Schwarzer Mantel, schwarzer Anzug, nur das Gesicht ist ein blasser Fleck, die Augen durch eine Sonnenbrille verdeckt...
Thorsten denkt immer noch an die Begegnung und die Sonnenbrille, als er eine Stunde später in seinem Büro sitzt, auf Sebastian wartet und versucht, mental den aktuellen Fall noch einmal durchzugehen.
Wieso Sonnenbrille an einem bewölkten Wintertag? Wieso ist er ihm nicht ausgewichen?
Thorsten seufzt undbeschließt, Sebastian jetzt doch anzurufen. Er kann schließlich auch nicht einfach kommen, wann es ihm passt. Er greift also in seine Jackentasche, auf der Suche nach seinem Handy, und fühlt dort, als er es hervorzieht, auch noch ein Stück Papier, das auf den Boden fällt.
Er legt das Handy auf den Tisch ab und sammelt die – wie er erkennt – Visitenkarte auf.
Schwarz auf weiß, in einer Schrift, die ihm viel zu bekannt vorkommt, steht dort:
„Vereinigung zur Wiederherstellung der Weltenordnung und des Zukunfterkennungssystems“, und in kleinerer Schrift eine Adresse.
Er dreht die Karte herum und dort steht es.
„Rufen sie Herrn Bootz an. -Victor De Man“
Und in diesem Moment beginnt Thorsten, sich zu erinnern.
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redrosesinc · 10 years
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I finished my BigBang second draft and I can't feel a thing
I don't give any fucks
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redrosesinc · 10 years
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How people in Thorsten's world name the worlds they find
f is for "fortgeschritten" 
h is for "heranwachsend" 
Then they add a number that depends on when they found it
f-0001 is their own world because they definitely are the best and the first one they found
h-0001 is the second world they found but the first heranwachsende world they found so the one at the end
They didn't find more worlds yet because they focused on other stuff aka prediction of the future and immortality simply because they could
Weirdly enough, since they know that parallel worlds exist, they don't care about space travel that much 
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redrosesinc · 10 years
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What the fuck am I really that philosophical or did I steal that from someone
"With knowledge comes fear, with wisdom comes acceptance"
I know you can't (always) apply that to real life, but to my AU you can apply it
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redrosesinc · 10 years
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I'm pissed off that I have to take out a line so I'm just going to post it here
"Und dann muss Thorsten seufzen, denn das ist wieder so typisch für Sebastian. Wundervoller Mann, großartiger Freund, genialer Kriminalhauptkommissar, aber wenn wütend unendlich kindisch."
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redrosesinc · 10 years
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Why is my first draft so much better than everthing I'm coming up with now
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redrosesinc · 10 years
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My protagonist spent the last page sitting around and wishing for stuff and I'm not even sure if he's supposed to do that but now we have a beautiful scene coming up with him being like "OH FUCK THIS" and going off to destroy shit
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redrosesinc · 10 years
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Oh right
What happens to the parallel universe after we destroyed the society
People lived in the human world and then what
Anarchy
????
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redrosesinc · 10 years
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But it's actually useful to watch this because hey, I never actually thought about what happens to people in the other world when they don't do what the government wants them to do??? do they kill them??? do they just send them to the human world???? what do they do?????
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redrosesinc · 10 years
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Oh my god this reminds me of that one part in my BigBang project where Sebastian Bootz, Love Interest and Sidekick (?), decides that he's SO DONE that he just grabs the main villain and goes "YOU NEED TO STOP"
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redrosesinc · 10 years
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I was going to cry bc "Oh no my main character has no character growth arc" but then I realized uh yeah actually
He learns to enjoy things and he decides to make his own decisions 
I still need to work on that but uh
Yeah?
I just realized I could put the parallel universe in actual danger and that'd make more sense maybe I'm doing that
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redrosesinc · 10 years
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Damn. I just realized I could have written them as openly gay or openly bi or openly demisexual or openly anything really but I didn't
iT'S EVEN AN AU
But I just HAVE NO POINT WHERE I COULD FIT THAT IN
IT'S JUST NOT RELEVANT TO THE PLOT THAT LANNERT IS DEMISEXUAL WITHOUT ACTIVELY KNOWING ABOUT IT AND SEBASTIAN IS BI AND IS ACTUALLY REALLY OPEN ABOUT IT BuT NOBODY EVER ASKS AND THAT NIKA IS ASEXUAL BUT LOVES TO DATE BUT ONLY ROMANTICALLY
DAMNIT
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redrosesinc · 10 years
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For some reason, the writing this episode is a lot like my writing in "Fall" and now I found out that I consider it to be a bit confusing and quite annoying sometimes so I might change that in "Fall" or maybe people will be ok with it
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redrosesinc · 10 years
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So new ideas are "The Weakness" and "The Fall"
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