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#thermikflug
wenigdabei · 4 years
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weginsfreie · 2 years
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(26) Start in die neue Saison, an einem Montag
Ein Gespräch mit einem unbelehrbaren Minister, kreisende Störche und eine Hammerbasis bei 2.700 Meter – wie passt das alles zusammen? Gar nicht, aber heute wurde es von mir passend gemacht.
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Zwar konnte ich dieses Jahr schon ein paar sehr schöne Flüge auf mein Erinnerungskonto buchen, ein reiner Thermikflug war aber bislang nicht dabei. Wie denn auch? Wir schreiben gerade mal Mitte März. Früher mussten schon die Rapsfelder blühen, damit bei mir Segelfluggedanken aufkommen. Mit dem Carat ist das ganz anders.
Aber fangen wir bei letzter Woche an. Nach dem schönen Flug in die Eifel reichte es nur für den bekannten Nahraum, meine fliegerische Homezone: Mal schnell zum Kloster Beuron, dort sende ich Bruder Jakobus von oben einen herzlichen Gruß hinab. Dann schnell zum Bodensee – auf den Fotos wirkt die Sicht akzeptabel oder sogar gut. Tatsächlich war sie äußerst bescheiden. Die Sicht war trüb wie nie. Ich frage mich, wie diese Smartphones das hinbekommen, jedenfalls ist auf den Fotos der Schleier weg.
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Dann noch ein kurzer Flug über den Schwarzwald. Die Wolkendecke ist fast geschlossen aber immerhin so hoch wie vorhergesagt. Wegen des strammen Ostwindes wage ich es noch nicht, den Motor abzustellen. Also soare ich im Leerlauf unter den Wolkenstraßen entlang. Immerhin bin ich hoch, immerhin gibt mir das fast schon wieder das Gefühl, nach dem sich suche, dieses endlose, sorglose Gleiten. Ich darf nur nicht an die Welt um uns herum denken.
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Das tue ich dann in einer Talkshow, in der ich vorschlage, Putin und Selenskyj zusammen zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen, damit sie beide gemeinsam den Overview-Effekt erleben. Das Wochenende nach dieser Strapaze arbeite ich lieber, weil ich an den Segelflug-Wetterbericht glaube. Eines Tages werde ich erkennen, dass ich mein Glück eigentlich nur Big Data und künstlicher Intelligenz zu verdanken habe. Vor einem Jahrzehnt hätte ich an einem Tag wie heute noch nicht einmal im Traum an Segelfliegen gedacht. Doch TopMeteo sagt eine Basis von 2.500 Metern voraus. Es sollte noch besser werden.
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Zunächst muss ich am Flugplatz aber noch einen beruflichen Termin abspulen, per Videokonferenz, zum Glück mit verwischtem Hintergrund. Überspringen wir das, es ist einfach nur ein Elend.
Ganz schnell nach dem Termin stürme ich nach draußen, um in aller Ruhe meinen Carat aufzubauen. Das klappt prima. Dann muss ich warten. Es ist noch viel zu früh. Die Thermik wird spät einsetzen, das war klar. Aber nun kommt auch noch eine Abschirmung dazu. Ich lege eine Decke vor den Flieger und schaffe es, eine halbe Stunde zu schlafen. Immer wieder muss ich an den Himmel schauen. Direkt über dem Flugplatz bildet sich eine Wolke, wundervoll: darunter kreisen zahlreiche Störche. Wäre es doch für mich auch so einfach! Noch ein wenig Geduld, sage ich mir. Ich könnte doch schon mal den Fallschirm anlegen, denke ich mir. Was jetzt? Einfach warten. Nichts tun. Als ob das so einfach wäre. Muße ist die größte Herausforderung für uns moderne Menschen geworden. 
Rekordverdächtige eineinhalb Stunden verbringe ich mit einer Art von Nichtstun. Nebenbei beobachte ich die Wolkenbildungen über dem Schwarzwald und der Alb. Irgendwann halte ich es dann nicht mehr aus. Butterbrot und Apfel (beides werde ich nicht anrühren) sind verstaut, der Fallschirm, die Haube, Motor anlassen und warmlaufen lassen.
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Der Wind kommt direkt von Ost, also in Donaueschingen genau von der Seite. Stark von der Seite. Beim Anrollen hebt es mir den linken Flügel in die Luft, das Rad hat keinen Bodenkontakt mehr, ich steuere hart dagegen, zu hart, denn nun lupft der rechte Flügel. Schluss jetzt. Ich gebe mehr Gas, beschleunige, drücke, damit ich den Schwanz nach oben bekomme, halte den Flieger irgendwie gerade, hebe zitternd ab. Wir steigen, jetzt bloß nichts falsch machen. Fahrwerk rein. Das war zu früh, aber egal. Drin ist drin. Endlich Luft unter den Flügeln und schon scanne ich wieder den Himmel. Nein, zum Schwarzwald will ich nicht, der Ostwind würde mich immer weiter hineintreiben. Ginge der Motor nicht mehr an, würde es schlecht für mich aussehen. Dort, Richtung Rottweil steht eine Wolke, die den Namen Monsterwolke verdient. Als ich dort ankomme schalte ich ohne zu zögern den Motor an.
Was jetzt folgt ist der Zauber des ewigen Neuanfangs. Ich arbeite mein Prozedere ab, dann ist es still, nur das Vario, das ich seit September nicht mehr gehört habe, piepst fröhlich frohlockend vor sich hin. Welch wunderbarer Sound! Gleich der erste Aufwind packt mich mit 3 bis 4 Metern pro Sekunde. Als ich an der Basis ankomme, danke ich Big Data und KI und weiß, dass der Wetterbericht recht hatte. Ich schmelze dahin vor Glück und Freude, vor Dankbarkeit und Demut. Heute geht es mir nur um den Spaß, um das Prinzip. Das Prinzip des motorlosen Fliegens. Ohne Leistungsstress, Punktesammeln oder andere Pathologien.
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Auf diese Weise vergehen zwei sorglose Stunden. Ich fliege entspannt, meine Hände sind weniger verspannt als sonst. Der Flieger liegt mir gut in der Hand und er tut feinfühlig das, was ich ihm empfehle. Ja, vielleicht sollte ich es so sehen, denn ich bin nicht derjenige, der den Carat steuert, ich empfehle mit meinen Steuereingaben Richtungsänderungen.
Der feine Flieger enttäuscht mich heute nicht. Auch nicht, als nach viel zu kurzer Zeit die Thermik wegen der sichtbaren Abschirmung mehr oder weniger zusammenbricht. Feinste Aufwindzonen sind nicht das Metier des Carat. Das Gewicht hat seinen Preis. Jetzt heißt es: Wiederstart des Motors. Mit Checkliste, weil es schon so lange her ist. Beim ersten Knopfdruck – wie ich das liebe – startet der brave Sauer-Vierzylinder. Ich lasse ihn noch ein wenig warmlaufen, baue aber schon mal die irrsinnige Höhe ab, in der ich mich befinde. Die Platzrunde befindet sich in 3.200 Fuß, ich bin fast 9.000 Fuß hoch. Am Ende nehme ich sogar die Klappen. Mir ist irrsinnig kalt, weil ich vergessen habe, eine Jacke anzuziehen. Anfängerfehler. Am Boden waren es ja 15 Grad.
Die Landung ist genauso anspruchsvoll, wie der Start. 13 Knoten Seitenwind. Betonung auf Seite und Betonung auf Wind. Es gelingt und ich weiß nicht so recht, ob es Können war oder Glück. Manchmal muss man nach einer gelungenen Landung einfach auch mit der Ungewissheit zufrieden sein. 2.700 Meter Basis, wenn das kein fulminanter Start in die Saison ist. An einem Montag.
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weginsfreie · 3 years
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(18) Endlich Mai - endlich frei?
Irgendwann kann ich es nicht mehr lassen. Immer wieder muss ich zum Himmel schauen. Doch noch narrt uns Flieger das Wetter. Es regnet, wie schon lange nicht mehr! Der letzte Thermikflug mit meinem Carat ist nun beinahe schon drei Wochen her. Dann endlich bessert sich das Wetter und ein Hochdruckgebiet markiert - wenn auch stark verspätet - den Frühlingsanfang in meiner Region. Endlich Mai. Endlich fliegen. Mit den Carat.
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Ich bin kein Wetterexperte und stolpere daher in die besten Möglichkeiten. Manche übersehe ich. Oft täusche ich mich. Aber ab und an passt dann einfach alles: Ich habe Zeit, bin genussfähig, der Flieger ist startklar, das Wetter passt. Auf zum Flugplatz, auf zu einem neuen Flug. Ende Mai ist es dann soweit.
Der Tag beginnt uneinheitlich, erst starke Thermik, dann starke Überentwicklungen, die es mir schwer machen. Während andere Segelflieger sich für eine Zeitlang „parken“ können, geht das mit dem Carat nicht. Denn Carat fliegen, bedeutet immer mit hoher Flächenbelastung zu fliegen. Daran führt kein Weg vorbei. Die Physik lässt sich nicht übertölpeln.
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Das bedeutet auch, dass meine Zweifel in regelmäßigen Abständen zurückkehren. Ist der Carat wirklich das richtige Flugzeug für mich? Doch an diesem Tag versöhnt mich das Wetter mit meinem inneren Hadern. Am Nachmittag entwickeln sich prächtige Wolken. 
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Sie heben mich auf 2. 400 Meter. Dort ist es kühl, aber ich bin in meinem Element. 
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Schlussendlich bildet sich dann auch noch eine Wolkenstraße. Dann noch eine. Darunter gleite ich über weite Strecken und kann gar nicht anders, als mich zu freuen. Ein rasender Flug ohne Stillstand. Eigentlich will ich schon aufgeben, aber der Tag meint es wirklich gut mit mir. Nicht weit entfernt türmen sich gigantische Wolken auf. Sie locken mich und ich kann der Verlockung einfach nicht widerstehen. Also zurück und nochmals eine Runde über die Schwäbische Alb.
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Niemals sollte man sich als Carat-Pilot mit den schlanken Segelfliegen vergleichen, die vorbeihuschen und ins Ferne gleiten. Sie können etwas, was mir versagt bleibt. Ich gönne es ihnen. Aber unter dem Stich bietet mir der Carat eine Menge Optionen. Wie lobte doch am Morgen an Vereinskollege meinen Flieger? „Das beste Flugzeug am Platz - die ultimative eierlegende Wollmilchsau.“ Nun ja, so kann man es (auch) sagen.
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Nach sieben Stunden Himmelsturnerei geht dieser Tag zu Ende. Müde, aber dankbar fahre ich nach Hause.
Nach einem Tag Pause (der mir zu windig war) geht es dann an einem Montag weiter. Ich liebe Montage, an denen ich mit dem Carat fliegen kann. Überhaupt Wochentage! Viel weniger testesterangesteuerte Sonntags-Segelflieger, die sich und anderen etwas (ja was denn?) beweisen müssen. Es fühlt sich einfach freier und entspannter an. Also genau das, was ich ja suche.
Heute sieht man Plan vor, weit in den Osten zu fliegen. Ich tanke daher randvoll. Über der Alb ist noch alles blau, als ich in 8.000 Fuß Höhe dahinschnurre. Dann, noch weit entfernt, erkenne ich die ersten weißen Wolkenbatzen. In meiner Höhe fliegt es sich noch samtweich daher. Nun überfliege ich sogar die ersten kleinen Wölkchen, die aber noch zu schwach für mich sind. Der Carat braucht einfach eine stärkere Hebebühne. Also weiter nach Osten. Aber nur ein kleines Stückchen.
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Über Nördlingen mache ich den Motor aus und mühe mich unter zunächst schwacher Thermik ab. Gleichzeitig realisiere ich, dass ich an diesem Tag schon erreicht habe, was ich mir selbst beweisen wollte: Mit dem Carat lässt sich prima ins Wetter fliegen. 90 Minuten war ich mit dem Motor unterwegs. Na und? Andere flogen gar nicht oder mühten sich in der ruppigen Blauthermik ab. Noch einmal, zweimal muss ich den Motor starten.
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 Dann endlich passt es. So zu fliegen ist ein Kompromiss zwischen der passenden Betankung, die einen sicheren Heimflug garantiert und einer Flächenbelastung, die es mir auch bei gerade erst einsetzender Thermik ermöglicht, zu segeln. Heute war das sicherlich alles andere als ideal. Aber immerhin habe ich es versucht. Nach gut 2,5 Stunden Segelflug starte ich den Motor erneut. Für heute reicht es mir.
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Ich könnte weiter nach Ostenfliegen, weil die Wolken von Westen her abtrocknen. Und Zwar schneller, als ich zuschauen kann. Aber je weiter ich nach Osten fliege, desto weiter wird der Rückweg. Schon jetzt stehen 230 Kilometer zwischen meinem Standort südlich von Nürnberg und Donaueschingen. Wegen des Sprits sollte ich mir keine Sagen machen - der wird reichen. In der Tat: Ich hätte wohl noch 2 Stunden länger fliegen können (also kann ich das nächste Mal weniger tanken).
Mit etwas Rückenwind husche ich über die Alb. Viel schneller als geplant bin ich dann nach rund 5 Stunden wieder zu Hause. Was für ein wunderbarer Flug! Gäbe es Corona nicht, ich hätte einfach weiterfliegen können und dann ein paar Tage im Osten ver­bringen können. So aber fliege ich brav nach Hause, lande perfekt und bewundere vom Taxiway aus noch ein Paar Störche, die sich an einem frisch gepflügten Acker ihr Abendessen holen.
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Meines wartet nur wenig später auf mich. Eines nehme ich heute vor allem mit: Ich will noch mehr von diesen Flügen. Wegfliegen, anstatt immer nur um den eigenen Kirchturm herum. Mal sehen, was der Juni so aufbietet.
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