Tumgik
#junger raucher
gedankenlibres-blog · 5 years
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Smartphones: Die Zigarette der Postmoderne
Beim Kaffee und an der Bushaltestelle. In der Vorlesung und auf dem Pausenhof. Vor dem Fernseher und in der Kneipe. In Gesellschaft und alleine. 1950 ging der Griff zur Zigarette. Fast 70 Jahre später greifen wir zum Smartphone. Freie Gedanken über gesellschaftliche Akzeptanz und die unterschätzte Gesundheitsgefahr zweier Suchtmittel.
Es ist 7 Uhr morgens, ein Bahnhof irgendwo in Deutschland. Menschen warten auf den Zug. Am Ende des Bahnsteigs, abseits der anderen Wartenden, steht eine kleine Gruppe. Das Zentrum ihres kleinen, rechteckigen Universums bildet ein silberner Standaschenbecher. Die gelbe Linie auf dem Boden markiert die Grenze.
Ein letzter, kollektiver Zug an der Zigarette. Die Bahn fährt ein. In der Bahn mischen sich wieder alle, Raucher und Nichtraucher. Kaum haben sie Platz genommen, geht der Griff zum Smartphone. Jung und Alt. Anzugträger und Schulkinder. Eine Frau mittleren Alters ist auf dem Weg zur Arbeit. Sie verschiebt bunte Bonbons auf ihrem Display. Zwei Jugendliche schauen ein Video bei YouTube. Ein Anzugträger checkt schon mal seine E-Mails. Eine junge Frau schreibt tippt WhatsApp-Nachrichten. Viele haben Kopfhörer in den Ohren. Der Blick ist starr auf den Bildschirm gerichtet.
95% der Deutschen zwischen 14 und 49 Jahren besitzen ein Smartphone. Im Schnitt nutzen sie es 2,5 Stunden am Tag. Ob die Smartphonenutzung an sich süchtig macht, ist umstritten. Als Auslöser wird eher eine Internetsucht vermutet. Social-Media-Apps sind nach einem Muster programmiert, das sich Belohnungsmechanismen zu eigen macht und dadurch Suchtverhalten fördert.
Seit iOS 12 gibt es auf iPhones die Möglichkeit, für einzelne Anwendungen eine Bildschirmzeit festzulegen. Es manifestiert die Entwicklung hin zum Digital Detox. Den Menschen ist bewusst, dass sie viel Zeit am Smartphone verbringen. Teilweise zu viel. Sogar unter Influencern verbreitet sich der Trend des Digital Detox.
Nützlichkeit und Nutzung steigen proportional. Die zunehmenden Möglichkeiten, die ein Smartphone bietet, sind sicherlich ein Grund für die zunehmende Nutzungsdauer. Das Smartphone substituiert Alltagsgegenstände wie Radiogerät, Wecker, CD-Spieler, Digitalkamera oder Navigationsgerät. Die Kommunikation ändert sich, wir schreiben bei WhatsApp statt zu telefonieren und suchen Partner bei tinder statt in Bars oder Sportvereinen. Der Konsum von Medien ändert sich, wir lesen einzelne Artikel verschiedener Zeitungen, wir hören Podcasts statt Bücher zu lesen, und spotify statt ganzer Alben. Smartphones bringen Fortschritt, verbinden Menschen und sind praktisch. Sie vereinfachen viele Dinge, ermöglichen bargeldloses Zahlen, das Aufnehmen von Ton- und Bildaufnahmen, und sind für die Kinder von heute so etwas wie ein Gameboy. Alles in einem Gerät.
Abgesehen vom Suchtpotenzial machen wir uns aber wenig Gedanken über unsere Handynutzung und mögliche Folgen für die Gesundheit. Gleiches ließ sich anfangs beim Tabakkonsum beobachten. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde Rauchen massentauglich. Zumindest für Männer, von denen 90% regelmäßig zur Zigarette griffen. Rauchen galt als mondän und modern, es war schick. Erste Studien zur gesundheitsgefährdenden Wirkung von Zigaretten erschienen in der 50er Jahren. Sie identifizierten einen Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Lungenkrebs. 1962 bestätigte eine Studie im Vereinigten Königreich diese Studien. Zwei Jahre später, im Januar 1964, erschien in den USA ein Report, der den Stand der Wissenschaft untersuchte und zum Schluss kam, dass Rauchen eine Gesundheitsgefahr darstellt. Der Spiegel fragte auf seiner Titelseite: „Sind Zigaretten gefährlich?“. Heute, da auf Zigarettenschachteln „Rauchen ist tödlich“ gedruckt ist, erscheint die Frage absurd. Damals zweifelten noch viele Menschen an einem kausalen Zusammenhang zwischen Rauchen und Gesundheitsschäden.
In den 70er Jahren änderte sich das Bild. Das zunehmende Bewusstsein für die Gesundheitsschädigung schadete dem Image des Rauchens. Seither hat sich viel getan. Die Tabaksteuer wurde erhöht, es wurden Rauchverbote und die bereits erwähnten Warnungen auf den Packungen eingeführt. Werbebeschränkungen hindern den Marlboromann am Ausritt. Heute raucht nur noch ein Viertel der Männer und ein Drittel der Frauen. Während früher in Vorlesungssälen, im Zug, im Flugzeug und im Restaurant geraucht wurde, ist dies heute unvorstellbar.
Wie beim Rauchen, könnte auch bei der Smartphonenutzung die Latenz des Krankheitseintritts eine Verbindung zwischen Ursache und Wirkung verschleiern. 2007 wurde das iPhone auf den Markt gebracht. Vor 12 Jahren. Dies ist nicht genug Zeit für Langzeitstudien. Es können keine Aussagen getroffen werden, wie sich eine intensive Smartphonenutzung über 30 Jahre auf den Körper auswirkt. Die Parallelen zwischen Zigarette und Smartphone sind erschreckend und zeichnen eine düstere Utopie. Werden wir, die heute das Smartphone wie selbstverständlich den ganzen Tag am Körper tragen und nachts neben das Bett legen während wir schlafen, in 20 bis 30 Jahren die Quittung bekommen?
In Deutschland stirbt heute jeder 8. an den Folgen des Tabakkonsums. Droht uns ein ähnliches Szenario der Smartphonenutzung?
Bildschirmzeit, Handytürme und Digital Detox richten sich gegen die Dominanz des Smartphones in unserem Alltag. Über elektromagnetische Wellen wird wenig diskutiert. Es scheint keine Gefahr zu bestehen. Nur vereinzelt wird ernsthaft vor den Gefahren der elektromagnetischen Wellen gewarnt. Experten geben halbherzige Tipps, wie das Schalten in den Flugmodus, das Telefonieren mit Headset und das Vermeiden des Smartphonenutzung bei schwachem Funksignal. («Wie gefährlich ist Handystrahlung?», 2017)Ein Verzicht auf die Vorzüge des Smartphones scheint illusorisch. Neben seinem praktischen Nutzen ist das Smartphone das Statussymbol der heutigen Jugend. Diese Jugend, die so wenig Alkohol und Tabak konsumiert wie nie zuvor seit die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Konsumgewohnheiten junger Menschen erhebt.
Es bleibt einem wohl keine andere Wahl als die Belastung durch elektromagnetische Wellen so gering wie möglich zu halten und seine Mitmenschen zu mobilisieren. Dabei geht es nicht um Panikmache und die Aluhüte dürfen auch im Schrank bleiben. Allerdings sollte man bewusster mit seinem Smartphone umgehen, sei es in Bezug auf die Suchtproblematik oder auch die elektromagnetischen Wellen. Der aktuelle Stand der Wissenschaft sieht keine Gefahr, kann sie aber auch (noch) nicht ausschließen.
QUELLEN
Alkoholkonsum von Jugendlichen: Dein Limit? Kennste selber, ne? | ZEIT ONLINE. (s. f.). https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-05/alkoholkonsum-jugendliche-anstieg-umfrage
„Digital Detox“: Das neue Statussymbol? Handy haben, aber nicht benutzen - WELT. (s. f.). https://www.welt.de/icon/partnerschaft/article181191438/Digital-Detox-Das-neue-Statussymbol-Handy-haben-aber-nicht-benutzen.html
dpa. (2019, enero 8). Hintergrund: Faktencheck: Macht uns das Smartphone krank? Die Zeit. https://www.zeit.de/news/2019-01/08/faktencheck-macht-uns-das-smartphone-krank-181212-99-187965
FORSCHUNG / RAUCHEN: Wie gut. (1964, enero 22). Spiegel Online, 4. https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46162828.html
Gefährlich: Handy am Körper. (s. f.). https://www.zentrum-der-gesundheit.de/handy-am-koerper-gefaehrlich-ia.html
Haas, M. (2018). Smartphone-Markt: Konjunktur und Trends. 12. https://www.bitkom.org/sites/default/files/file/import/Bitkom-Pressekonferenz-Smartphone-Markt-22-02-2018-Praesentation-final.pdf
Honey, C. (2018, abril 9). Smartphone-Abhängigkeit: Was Handys mit Hirnen machen. Die Zeit. https://www.zeit.de/digital/mobil/2018-04/smartphone-abhaengigkeit-handysucht-unterschied/seite-2
Husmann, W. (2018, diciembre 31). Digital Detox: Der letzte Klick. Die Zeit.  https://www.zeit.de/kultur/2018-12/digital-detox-achtsamkeit-smartphone-nutzung-gehirn
Kulturgeschichte der Zigarette - Das Gift der großen, weiten Welt. (s. f.). https://www.deutschlandfunk.de/kulturgeschichte-der-zigarette-das-gift-der-grossen-weiten.1148.de.html?dram:article_id=377428
Menschen, die auf Handys starren: Machen Smartphones süchtig? | Wissen | SWR2. (2014, febrero 14). https://www.swr.de/swr2/wissen/handysucht/-/id=661224/did=12864238/nid=661224/12nuyjy/index.html
Rauchen: Das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko Deutschlands - SPIEGEL ONLINE. (s. f.). https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/rauchen-das-groesste-vermeidbare-gesundheitsrisiko-deutschlands-a-1181208.html
Wie gefährlich ist Handystrahlung? (2017, mayo 8). Apotheken Umschau website: https://www.apotheken-umschau.de/Krebs/Wie-gefaehrlich-ist-Handystrahlung-535337.html
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atyrvanrostock · 3 years
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Heimweg
Meine Heimreise startete entspannt. Den Rucksack geschultert, ging ich mit zwei meiner Kameraden zum Bahnhof, wo uns in Kürze ein Zug erwartete, der, zumindest mich, direkt nach Hause bringen würde. Gerade als wir die letzte Straße vor dem Platz des Bahnhofes überquerten, kamen uns zwei junge Damen entgegen, die in unserem Alter waren. Beide waren schlank und schlicht für einen Bummel in der Stadt gekleidet. Die Brünette mit den kurzen Haaren wirkte nahezu unscheinbar und schweigsam, aber ihre blonde Freundin mit den langen leicht gelockten Haaren kam freudestrahlend auf uns zu. Zumindest auf den Ersten in unserer versetzten Linie. Sie atmete auf. „Michael, bist Du das? Oh mein Gott, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?“ Sie umarmten sich. Michael sagte kein Wort, lächelte aber. „Und ihr Anderen auch. Ich erinnere mich an euch. Malte, Du bist ja auch mit dabei.“ Malte nickte und die Dame ging mit ihrer Freundin an ihm vorbei, sodass ich zwangsweise in den Hintergrund rutschte und das obwohl Malte einen Kopf kleiner war als ich. Die beiden Frauen wollten weiterziehen, doch ich überlegte kurz. Malte? Ich sah sein Profil vor mir, als er sich wieder dem Bahnhof zuwandte. Überrascht stellte ich fest, dass der einzige Malte, den ich jemals kannte, direkt vor mir stand. Das letzte mal sah ich ihn in der Grundschule, aber er hatte sich nicht im geringsten Verändert. Meine Begleiter gingen schon voran, aber ich lauschte noch der blonden Dame hinter uns. „Ach schön, sie alle wieder gesehen zu haben. Ich kann mich sogar noch an alle erinnern“ sagte sie zu ihrer Freundin und drehte sich zu mir um. Ich konnte nicht widerstehen mich mit ausgebreiteten Unterarmen und einem breiten Grinsen im Gesicht hinzustellen und zu fragen: „Und wer bin ich?“ Sie überlegte kurz und knickte kurz darauf vor Lachen leicht ein, weil sie bemerkte, dass ihr mein Name spontan entfallen war. Ich lachte mit ihr und sagte gleichermaßen belustigt und beruhigend: „Gunnar“ Sie schenkte mir ein wunderschönes Lächeln zu ihrem Abschiedswink und wir gingen alle wieder unserer Wege. Ich konnte schnell zu meinen Weggefährten aufschließen. Obwohl es Ende der Woche war, waren nicht viele Leute auf dem Platz unterwegs. Dafür schien das Treiben im Bahnhof selbst viel ausgiebiger zu sein. An der Treppe vor dem Eingang stand ein Mann in einem großen olivfarbenen Umhang. Auf seinem Rücken unter dem Umhang war ein Rucksack, aber das war nicht das, was wir entgegennehmen sollten. Er öffnete einen knappen Spalt vor seiner Brust und gab jedem von uns eine Schusswaffe, jede nicht größer als eine Maschinenpistole. Mir drückte der Mann eine UMP in die Hand. Eine deutsche Maschinenpistole, die zum Teil bei der amerikanischen Polizei eingesetzt wird und meine Lieblings-MP in Shootern. Ich legte mir den Rucksack richtig auf die Schultern, legte den Gurt der Waffe darüber und verdeckte alles mit einem schwarzen Umhang. Den Kolben richtete ich nach vorne. Das Gewicht und die Geräusche der Waffe verrieten mir, dass es sich um eine Replik aus Plastik handelte, aber täuschend echt wirkte. Nur wenige Schritte hinter dem Eingang, kam uns eine Patrouille bewaffneter Polizisten in schusssicheren Westen entgegen. Sie liefen zwar ungebremst an uns vorbei, aber der Letzte im Glied erhaschte einen Blick auf den Kolben der Maschinenpistole und ich wusste, dass er es weiterleiten würde. Vor uns führte eine aufgeteilte Gruppe von weiteren Ordnungshütern in normalen Uniformen gerade eine Durchsuchung durch. Sie nahmen mit den Geprüften den ganzen Raum zwischen einem Brunnen in der Halle des Bahnhofs und einer Treppe, die zu einem Kiosk führte, ein. Ein Mann spähte leicht zu uns hinüber mit prüfendem Blick. Ich war kurz erstaunt darüber, dass die Warnung so schnell durchging. Zwischen den beiden Blicken der Polizisten lagen nicht einmal fünf Sekunden. Als wir das Geschehen passierten kesselte die Gruppe uns kaum bemerkbar ein. Vor uns gingen zwei los, während einige zu unseren Seiten aufschlossen und ich konnte spüren, wie hinter mir noch mindestens zwei oder drei weitere waren. Einer der Polizisten drängelte sich zwischen uns allen vorbei, blieb vor unserem Vordermann stehen, hockte sich hin und band sich die Schuhe zu. Das augenblicklich eintretende Halten nutzen  die Polizisten um uns zu kontrollieren. Ich ging auf einen leerstehenden runden Infostand zu, wo mich bereits zwei erwarteten und von den dreien hinter mir unterstützt wurden. Noch bevor auch nur eine Reaktion fallen konnte, schob ich das Replik unter dem Umhang hervor und hielt es einer Polizistin fast unter die Nase. „Hier, können Sie gerne überprüfen. Ist aus Plastik, da passiert nichts.“ Die Ordnungshüter sahen sich überrumpelt an. Mit der Reaktion hatte keiner gerechnet. Und genauso schnell, wie man sich um uns zusammenschloss, löste sich die Gruppierung auch wieder auf und wir konnten unbehelligt weiterziehen. Nach einigen Minuten fanden wir in einer schmalen Ecke des Bahnhofes, in der Nähe der Gleise, freie Plätze um uns auszuruhen. An den Seiten waren etliche Fressbuden, angefangen von Bäckern über Broilerverkäufern bis hin zu kleinen Restaurants. Auch hier stand ein Brunnen, ähnlich wie der in der Halle. Hochgebaut, verziert und doch schlicht. Das Plätschern des Wassers wäre für mich entspannend gewesen, aber ich war so nervös, dass ich die Füße nicht stillhalten konnte. Ich hatte nie geraucht und dennoch drehte ich mir eine Zigarette. Wo ich das Papier und den Tabak her hatte, wusste ich nicht. Mein erstes Ergebnis beim Drehen ähnelte eher einem Joint als einer Zigarette, auch weil mir der Filter fehlte. Zwar dachte ich daran, dass es zu Hause ärger geben könnte, weil meine Frau keinen Raucher küssen mag, aber das Ausmaß meiner Nervosität trieb mich einfach dazu. Ich steckte mir das Ding zwischen die Lippen und zündete es halbherzig an. Während des ersten Zuges versuchte ich etwas interessantes in den Läden zu entdecken, aber sobald mein Blick auf eine Person fiel, konnte ich nicht anders als nach unten zu sehen, fast als hätte man mich bei etwas ertappt. Beim Ausatmen merkte ich nichts. Keine Entspannung, kein Kratzen, kein Rauch. Selbst der bloße Atemzug war kaum zu spüren. Frustriert atmete ich tief aus und zog mit aller Kraft an der Zigarette. Über ein Drittel verbrannte schlecht, aber der Rauch war da. Ich hielt die Luft an, aber noch immer nichts. Nicht einmal Rauch entschwand aus meiner Lunge. Verzweifelt versuchte ich durch hektisches Paffen etwas zu erreichen und kam mir einfach nur noch dämlich vor. Dennoch schaffte etwas mich zu beruhigen. In einem offenen Essbereich mit hohen Hockern, die mit rotem Kunstleder überzogen waren, saß eine Frau an einem Tisch. Sie hätte die Schwester von unserer Freundin vorhin sein können. Sie biss genüsslich von ihrem Sandwich ab und sah in meine Richtung. Meine Hand mit der Zigarette zitterte zwar noch, aber die Entspannung setzte angenehm spürbar ein. Eine Frage unterbrach meine aufkommende Ruhe. „Nervös, huh?“ Ein junger Kerl mit leicht fettigen braunen kinnlangen Haaren, saß breitbeinig auf einem Platz neben uns. An seinen Füßen hingen dreckige ausgetretene Sportschuhe, die mal weiß sein sollten. Dazu eine schlecht sitzende graue Jogginghose und einen roten Kapuzenpullover mit weißer Aufschrift. „Soll ich Dir mal anständig eine Drehen?“ Ich nickte leicht und er zog seine Utensilien aus der Bauchtasche. Der Typ war mir suspekt. Richtig einschätzen konnte ich ihn nicht, aber positiveres als das Drehen einer Zigarette erwartete ich von ihm nicht. Er drehte sich zu einem Typen und einer Frau, die ähnlich abgetragene und schlecht sitzende Kleidung trugen, wie er. Meine Freunde saßen neben ihnen mit den Rucksäcken auf den Beinen und sahen mich unsicher an. Wir verstanden uns auch ohne Worte, dass wir uns baldigst auf den Weg machen müssten um zum Gleich zu kommen. Ich sah auf die Uhr, die über dem Brunnen hing. Noch zwanzig Minuten bis der Zug losfahren würde. Zwischen den Dreien entstand ohne Vorwarnung eine hitzige Diskussion, die ich nur nebenbei mitbekam, während ich in Gedanken schon zu Hause war. Mein Blick schweifte umher. In einem kurzen Augenblick sah ich, wie der Typ, der mir die Zigarette anbot, seine Hand erhob um die Frau zu schlagen. Sein Kamerad schlug diese aber kurz vor ihrem Gesicht weg und alle drei schrien sich an. Ich setzte mich neben die Drei auf meinen Rucksack und lehnte den Rücken an die Wand. Für einen Moment schloss ich die Augen mit letzter Sicht auf die Gleise. Als ich die Augen wieder öffnete, saßen wir zwar noch da, wie zuvor, aber vor uns erstreckten sich etliche Reihen an Gleisen über denen Transportsysteme installiert waren. Auf den hinteren Reihen parkten Güterzüge. Neben mir hörte ich freudige Entscheidungen und die Bedienung einer mechanischen Armatur. Ich bewegte mich nicht, sondern ließ nur die Augen alles abdecken. Da, wo vorher der Durchgang zu den Zügen war, war jetzt eine dicke Mauer aus Ziegelsteinen. Gerade als ich dachte, dass ich eingemauert fest saß, setzten sich die Systeme in Gang. Die Flaschenzüge hoben einen ganzen Wagon von der Länge eines ganzen Zuges hoch und schnellte auf die Mauer zu. Der Wagon selbst war ein einziger Gastank, geformt wie ein Rammbock, aber wesentlich gefährlicher. Mit metallischem Schleifen und lautem Krachen, brach das Biest durch die Mauer und riss ein Loch hinein, welches sich fast selbst wieder verschüttete. Ich sah meine Chance nach draußen zu kommen, aber bis dahin wären es noch fast dreihundert Meter gewesen. Als ich den Gedanken beendete schwang ein ähnlicher Wagon nur kurz vor uns vorbei und stieß mit voller Breite gegen die Mauer neben uns. Die Steine verschoben sich weit, aber noch stand alles. Der Gastank brach von einem Flaschenzug runter, während die Erschütterung das zweite Loch in der Mauer freilegte. Die Chance nutzend sprang ich auf und warf mir den Rucksack über eine Schulter. Nach drei langen Schritten drehte ich mich noch einmal um und griff nach zwei vollen Energy Drinks, die neben mir auf der Metallbank standen. Mit der linken Hand hielt ich den Riemen des Rucksacks und die beiden Energy Drinks fest, während ich im Lauf mit der rechten Hand versuchte den zweiten Riemen auf meine Schulter zu befördern. Mit den Anderen brach ich durch die Mauer, dahinter lag der Teil der Halle, durch den wir hereingekommen waren. Als uns die bewaffnete Patrouille wieder entgegen kam, schlugen sie eine andere Richtung ein und ließen mich alleine. Zu meinem Glück folgten sie den anderen, ansonsten hätten sie mich leicht überrumpelt. Neben dem Eingang war eine einfache automatische Schiebetür, die sich öffnete als zwei weitere Polizisten auf mich zu kamen. Ich warf einen kurzen Blick auf die Dosen in meiner Hand. Eine lila mit gelben Stern und eine grau mit schwarzem Deckel und einem M. Ich nahm die graue, etwas größere Dose in die rechte Hand als ich mit Schwung auf Knien über den Boden rutschte. Einem der Polizisten legte ich die Dose unter den Fuß, mit dem er gerade auftrat und den anderen stieß ich mit dem schweren Rucksack um. Hinter mir hörte ich ein dumpfes zischen. Aus dem Bahnhof herausgetreten, suchte ich eine Möglichkeit eventuelle Verfolger abzuschütteln. Drei Querstraßen weiter sah ich einen Discounter mit gelb-orangener Schrift, davor eine Tankstelle. Es schien mir vorerst eine gute Lösung zu sein, aber mein Gepäck erschwerte mir das Laufen ungemein. Ich schaffte es nur knapp vorbei an der ersten Straße bis ich einem kleinen Suchtrupp nach links ausweichen musste. Der Teil der Straße war nur so lang wie das Gebäude daneben breit war. Wenige Meter entfernt, auf der anderen Seite, war ein kleiner Parkplatz mit einer grasbewachsenen Mauer. Ich setzte mich auf den kalten Stein, zu meinen Füßen der Rucksack und mit Blick auf die Tankstelle. Meine Arme lehnten auf meinen Schenkeln, die Hände schlug ich zusammen und ließ den Kopf hängen. Eine vertraute Stimme drang in mein Ohr.
„Hey, bist Du mir böse wegen vorhin?“ Es war meine alte Freundin und ihre Begleiterin. Ihre gelockten Haare waren jetzt glatter und die der Brünetten länger. Zusätzlich sah ihre Freundin nicht mehr so introvertiert aus, eher wartete sie warmherzig darauf, was ich sagen würde. Ich antwortete erschöpft. „Böse, Dir? Nein, keineswegs.“ „Du siehst fertig aus, kann man Dir helfen?“ Sie kam näher ran um mir in die Augen sehen zu können. „Naja, ich hatte die Nervosität meines Lebens, das erste mal Kontakt mit der Polizei und, weil andere Mist gebaut haben, komme ich jetzt nicht mehr nach Hause.“ Ihr Blick hatte was tröstendes. Doch das lenkte mich nicht von meinem Gedanken ab. Zwanzig Minuten. Verdammte zwanzig Minuten hätte es nur noch gebraucht und ich wäre fast zu Hause gewesen. Sie merkte mir meine Sorgen an, sprach sanft zu mir. „Sollen wir Dich nach Hause fahren?“ „Wie bitte?“ Ich sah sie überrascht an: „Das würde Stunden dauern bis wir überhaupt da wären und dann müsst ihr beide auch noch zurück.“ „Sollen wir Dich nach Hause fahren“ wiederholte sie einfühlsamer. Ich dachte an meine Frau zu Hause und die Erholung, die ich brauchte. Als ich zu ihrer Freundin hinüber sah, hatte sie schon ihr Auto aufgeschlossen und stand mit verständnisvollem Lächeln hinter der Fahrertür. Als ich die beiden ansah fragte ich mich, wer ich wäre, wenn ich in dieser Situation so eine barmherzige Hilfe ablehnen würde und stimmte nickend zu. Ich erwachte erst Stunden später in tiefster Nacht auf der Mitte der Rückbank. Meine blonde Freundin saß rechts neben mir, unsichtbar im Dunkeln, aber spürbar. Ihre Freundin saß weiterhin am Lenkrad. Wir waren auf einer Landstraße, ein einziges Auto kam uns entgegen. Ich wusste nicht wo wir uns befanden, aber ich spürte, dass ich wirklich auf dem Rückweg war und mein einziger Gedanke galt der Freude darüber bald wieder zu Hause bei meiner Frau zu sein.
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cosmodelica-blog · 5 years
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Die Zigarette danach
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Als ich ein junger Bursch war, da gehörte das Rauchen zum Genießen einfach dazu; ob nach dem Essen, oder nach dem Sex. Heutzutage aber werden Raucher ja beinahe wie Kapitalverbrecher behandelt.
Und wenn man rauchende Frauen sehen will - ich beobachte das wahnsinnig gerne, wenn die Girls so gierig den Rauch einziehen -, dann muss man sich Pornofilme reinziehen, denn in der Öffentlichkeit sind rauchende Frauen Mangelware geworden.
Immerhin gibt es einen Ort, da kann ich sicher sein, dass ich immer auf rauchende Girls treffe und meinen Smoking Fetisch voll ausleben kann - und das ist der Telefonsex mit Raucherinnen. Die Girls qualmen eine Zigarette nach der anderen weg; vor dem Sex, nach dem Sex und manchmal auch währenddessen!
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