Das entscheidende Bisschen
Die Stadt an der Schelde
Antwerpen – Die Stadt an der Schelde
Antwerpen
Wir haben die Schelde erreicht. Rund achtzig Kilometer von der Nordsee land-einwärts liegt Antwerpen. Ich komme gerade zurecht, als der zweite Lotse an Bord kommt. Draußen ist es diesig. Ich bin noch immer viel zu aufgeregt, mein kurzes Kapitänsabenteuer hat mir zugesetzt. Kurz vor Acht. Baloo sitzt schon in der Messe und teilt mir den Tagesplan mit. Ab vierzehn Uhr werden die zweitausend Tonnen Stahl entladen, die wir in Oxelösund an Bord genommen haben. Außerdem bunkern wir Treibstoff. Vor Abend werden wir nicht ablegen, es bleibt also Zeit für einen Tagesausflug.
Liebfrauenkirche
Auch der Kapitän geht von Bord. Mit dem Agenten durchqueren wir das Hafengelände und fahren in Richtung Innenstadt. Der Hafen von Antwerpen ist, gemessen am Ladeaufkommen, der zweitgrößte Europas, weltweit die Nummer Siebzehn. Wir haben am Dock Wijngaardnatie festgemacht.
Das Museum Plantin-Moretus
Über die Noord-Kastreet Brücke geht es stadteinwärts. Ivan und schlendern durchs alte Seemannsviertel in Richtung Schippersstraat, vorbei an Schaufenstern, in denen halbnackte Damen sitzen und uns zuwinken. „Die Frau eines Kollegen war mal auf Besuch“, erzählt Ivan, „Sie bummelte mit ihrem Mann an den Auslagen vorbei. Einige Zeit später telefonierten die beiden und sie bat ihren Liebsten, ihr ein paar dieser niedlichen Dessous mitzubringen. Sie dachte, Antwerpen wäre Marktführer in Sachen Unterwäsche, in keiner anderen ihr bekannten Stadt präsentieren die Verkäuferinnen ihre Ware so charmant wie hier.“
Das entscheidende Bisschen
Auf dem Groote Markt, dem großen Platz vor dem Rathaus, trennen sich unsere Wege. Ivan erzählt mir mit leuchtenden Augen wo hier das beste Bier gezapft wird. Es ist zehn Uhr vormittags, mir ist eher nach Kultur zumute. Mein erstes Ziel ist das prächtige ‚Museum Plantin-Moretus‘. Es ist im Wohnhaus von Christophe Plantin untergebracht, ein Buchbinder, der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts von Frankreich nach Antwerpen kam und innerhalb weniger Jahre zu einem der führenden seiner Zunft aufstieg, mit Niederlassungen in Frankfurt, Leiden und Paris. Alles, was mit Buchdruck zu tun hat, ist hier zu sehen. Maschinen, Setzkästen, Atlanten, Farbdrucke, die Wände sind mit feinstem Leder tapeziert. Allein der Geruch! Eingeklemmt zwischen Buchdeckeln bewegt man sich durch ein mystisches Reich von Schriftzeichen.
Christoph Plantin
Was Steve Jobs für unsere Zeit bedeutet, hat Plantin vor vierhundert Jahren geschafft - die Welt in Sachen Kommunikation neu aufzustellen. Gutenberg hat sich um die Hardware gekümmert, er war für die Software zuständig. Vom Vrijdagmarkt aus hat Plantin der Welt ein neues Aussehen verliehen: Der erste Atlas, das erste niederländische Wörterbuch, ein Standardwerk, das Rechnen mit Dezimalzahlen erklärte, ein Prachtband mit naturgetreuen botanischen Abbildungen, eine zwölf Meter lange Zeichnung vom Trauerzug Kaiser Karls. Plantins Meisterwerk: Die fünfsprachige Königsbibel ‚Biblia Polyglotta‘. Der Text ist in Latein, Griechisch, Hebräisch, Altsyrisch und Chaldäisch abgefasst. Hätte Plantin die Welt nicht so unglaublich facettenreich abgebildet, sie wäre eine andere geblieben.
Buchstaben regieren die Welt
Auch das ‚Rubens-Haus‘ ist einen Besuch wert. Peter Paul Rubens‘ Wirkungsstätte ist zu einem faszinierenden Museum umgestaltet, vollgestopft mit Kunstwerken des Meisters und seiner Zeitgenossen. Eine der Hauptattraktionen Antwerpens aber ist, man glaubt es kaum, der Bahnhof. Der Prachtbau stammt aus dem Jahre 1895 und erinnert an die ‚Opéra Garnier‘ in Paris. Durch ‚China Town‘ schlendere ich an der Liebfrauenkirche vorbei, dem Dom von Antwerpen, bis hin zum MAS, dem ‚Museum aan de Stroom‘, ein extravagantes Stadtmuseum, von dessen Dach aus man einen wunderbaren Rundblick über Stadt und Schelde hat. In der Ferne erkenne ich die MS KARINA und - bekomme prompt Heimweh.
Peter Paul Rubens Haus
Zurück am ‚Wijngaardnatie‘. Die Hafenmannschaft ist gerade dabei, der jährlichen Umschlagskapazität von zehn Millionen TEU (Normcontainern) noch einige weitere hinzuzufügen - sie landen punktgenau auf Deck, sauber gestapelt bis knapp unter den Bullaugen meiner Kammer. Die Verladearbeiten gehen dem Ende zu, da erreicht uns die Nachricht: Lotsenstreik. Wir werden die Nacht über hier verbringen müssen. Auslaufen nach Ansage. Ich nehme einen tiefen Schluck auf den Buchdrucker Christoph Plantin, der die Welt mit seinem Können und seinem Wissen in eine andere verwandelt hat. Männern wie ihm ist zu danken, dass sich die Welt immer wieder um das entscheidende Bisschen weiterdreht.
Antwerpen-Centraal
Das schönste Gebäude der Stadt - Der Bahnhof
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Antwerpen-Centraal, the main train station of Antwerp in Belgium.
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BLED ALL 9VER THE SEAT OF THE GENT ST PIETER - ANTWERPEN CENTRAAL TRAIN
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omgggg please tell me more about Belgium (from your wip game) 🥰🥰 ily
Joooo! I'm excited you asked about this one! It's very new and honestly, have no clue what I'm doing with it lol. But it started when I stumbled over this picture on Pinterest...
it's the Antwerpen-Centraal train station in Belgium and I mean, just look at it. I've been in love with it since I saw it and I feel like it's begging for some kind of meet-cute, reacquainted lovers or just two people in love visiting.
So for now I'm sitting on this and trying to think of something that would give a backdrop like this justice!
Thank you for playing along and asking! 💕
x. wip tag game | x. prevs wips
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#antwerpen #belgium🇧🇪 #trip #sommer (hier: Antwerpen-Centraal) https://www.instagram.com/p/Co21NnmssXU/?igshid=NGJjMDIxMWI=
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Photo: Anna Stowe Travel/Alamy
Antwerpen-Centraal Station
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Grease, Centraal Station Antwerpen
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