18.08. – 02.09. Fontainebleau mit Fines Eltern
Nach Saussois wartete mit Fontainebleau ein richtiges Bouldergebiet auf Fines Eltern. Aus Erzählungen wussten wir, dass Fontainebleau für Jung und Alt allerlei zu bieten hat und es daher ein ideales Ziel sein würde. Große und kleine Blöcke und drumherum oft Sand oder flacher Waldboden. Wenn dann auch noch das Wetter mitspielt, kann man im Wald auch ohne zu bouldern eine schöne Zeit verbringen.
Wir buchten auf dem zentral gelegenen Campingplatz La Musardiere. Dieser liegt nahe am Waldgebiet Trois Pignons, welches eine Vielzahl von Boulder-Sektoren beherbergt. Für uns war dieser somit der ideale Ausgangsort für unsere täglichen Unternehmungen. Unter Boulderern ist dieser Campingplatz aufgrund seiner Lage sehr beliebt. Schätzungsweise 80 Prozent der Gäste auf dem Platz waren Boulderer. Unter ihnen befanden sich sehr viele Familien. Einige von ihnen starteten wie wir mit Fahrrädern und Fahrradanhängern zu den Bouldersektoren.
Hier findet ihr etwas mehr zum Bouldern mit Petra und Manfred
Wenn nicht gebouldert wurde, dann ging es in das Schwimmbad des Campingplatzes. Das machte Theo riesig Spaß. Leider galt im Schwimmbad, dass man eine enge Badehose tragen musste. Mit meiner Badeshorts wurde ich nicht reingelassen. Ich versprach nicht ins Wasser zu gehen und durfte trotzdem rein. Am Waschhaus gab es einen Automaten, wo man sich für 15 € eine Badehose hätte kaufen können. Das wollte ich nicht und so versuchte ich es am folgenden Tag mit einer Synthetik-Unterhose, die sehr einer Badehose ähnelte. Zwei Tage habe ich es so in das Schwimmbad geschafft. Am 3. Tag wurde ich wieder nicht hineingelassen. Die Art und Weise wie ich dort an der Tür abgewiesen wurde ärgerte mich so, dass ich aus Prinzip keine eng sitzende Badehose mehr kaufen wollte. Ab da an ging ich nicht mehr mit ins Schwimmbad und kümmerte mich nach dem Bouldern einfach um andere Dinge.
Natürlich waren wir nicht nur bouldern. An einem Ruhetag fuhren wir nach Fontainebleau und besichtigten das Schloss. Im Schloss Fontainebleau lebten viele der französischen Könige und so wurde es Stück für Stück immer größer und Prachtvoller. Wir haben noch nie so viel Prunk gesehen. Jeder Raum war bis ins kleinste Detail und die letzte Ecke prachtvoll gestaltet. Ein unbeschreiblicher Wohlstand. Theo hat bei der Besichtigung recht gut mitgezogen. In Napoleons Flügel hatte er einen riesen Spaß, sich auf dem Boden zu rollen und die Schutzabdeckungen von den Möbeln zu ziehen. Zum Glück konnten wir uns beim Beaufsichtigen abwechseln. Allein hätte man bei seiner Energie wohl einen Nervenzusammenbruch bekommen. Als Petra sich mit ihm mal kurz hinsetzen wollte, entschied sie sich versehentlich für eine Schwelle mit Lichtschranke, die den Besuchergang von den Ausstellungsgegenständen trennt. Da in diesem Raum auch ein Sicherheitsmitarbeiter war, konnte der beginnende Alarm schnell deaktiviert werden. Zum Ende des Schlossbesuches drehten wir noch eine Runde durch den Park. Dort konnte Theo Enten und Schwäne füttern. Für die riesigen Karpfen im Becken hat er sich nicht begeistern können.
In die Zeit mit Fines Eltern fiel auch mein Geburtstag. Auch wenn sich unterwegs vieles nicht so einfach und vor allem heimlich organisieren lässt, wie wenn man zuhause ist, hat Fine einen echt tollen Geburtstagstisch hingezaubert. Im Reisebackofen Omnia wurde ein Zupfkuchen gebacken und Blumen und Luftballons schmückten den Tisch und das Vorzelt. Petra hat sich noch vor dem Frühstück davongeschlichen um Blumen zu besorgen. Einfach perfekt. 😊 Am Abend ging es dann zum Pizzaessen, wobei Theo mit dem Restauranthund richtig viel Spaß hatte.
Theo hatte Petra und Manfred so ins Herz geschlossen, dass er morgens nach dem Aufstehen immer gleich rüber gehen wollte. So weckte er die beiden dann meist, oder sie warteten wenigstens, bis er sie wecken kam. Theo war ganz in seine Oma vernarrt, spielte viel mit ihr oder suchte einfach nur ihre Nähe. Für Fine und mich war es dann manchmal schon befremdlich, wenn er zum Trösten nicht etwa zu uns, sondern zur Oma gelaufen ist. Wir gönnten es ihr sehr und freuten uns, was für ein inniges Verhältnis die beiden in so kurzer Zeit entwickelt haben.
Die Zeit verging wie im Flug und bald war der Abreisetag für Petra und Manfred gekommen. Wenn sie zuhause nicht schon feste Termine gehabt hätten, wären sie ganz sicher noch ein paar Tage mehr geblieben. Für uns hieß es hier aber auch zusammenpacken für den Wechsel nach Melun (rund 30 km nördlich), wo wir uns mit den Freunden aus Dresden treffen. Darauf freuten wir uns schon sehr.
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Ingeborg Bachmann
Paul Celan
Herzzeit
Briefwechsel
"Ich habe Sehnsucht nach dir und unserem Märchen. Was soll ich tun? Du bist so weit weg von mir, und Deine Kartengrüsse, mit denen ich bis vor kurzem so zufrieden war, sind mir nicht mehr genug. [...] Immer geht's mir um Dich, ich grüble viel darüber und sprech zu Dir und nehm Deinen fremden, dunklen Kopf zwischen meine Hände und möchte Dir die Steine von der Brust schieben, Deine Hand mit den Nelken freimachen und Dich singen hören." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 5
"Ingeborg, 'ungenau' und spät komme ich in diesem Jahr. Doch vielleicht nur deshalb so, weil ich möchte, daß niemand außer Dir dabei sei, wenn ich Mohn, sehr viel Morde, und Gedächtnis, ebenso viel Gedächtnis, zwei große leuchtende Sträuße auf Deinen Geburtstagstisch Stelle Punkt seit Wochen freue ich mich auf diesen Augenblick. Paul" ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 6
"Manchmal möchte ich nicht, als weggehen und nach Paris kommen, spüren, wie Du meine Hände anfasst, wie Du mich ganz mit Blumen anfasst und dann wieder nicht wissen woher Du kommst und wohin Du gehst. Für mich bist Du aus Indien oder einem noch ferneren, dunklen, braunen Land, für mich bist Du Wüste und Meer und alles was Geheimnis ist. Ich weiss noch immer nichts von Dir und habe darum oft Angst um Dich, ich kann mir nicht vorstellen, dass Du irgend etwas tun sollst, was wir anderen hier tun, ich sollte ein Schloss für uns haben und Dich zu mir holen, damit du mein verwunschener Herr drin sein kannst, wir werden viele Teppiche drin haben und Musik, und die Liebe erfinden." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 7
"Vielleicht täusche ich mich, vielleicht ist es so, daß wir einander gerade da ausweichen, wo wir einander so gerne begegnen möchten, vielleicht liegt die Schuld an uns beiden. Nur sage ich mir manchmal, daß mein Schweigen vielleicht verständlicher ist als das Deine, weil das Dunkel, das es mir auferlegt, älter ist." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 9
"Liebster, ich habe so große Sehnsucht nach ein wenig Geborgenheit, daß ich beinahe Angst habe, sie bald zu finden." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 15
"Denn nichts kann daran etwas aendern, dass ein Teil von mir immer bei Dir ist und ein Teil von Dir immer bei mir." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 27
"Ich sehe nur deutlich, dass unser erstes Gespräch all meine Hoffnungen und Bemühungen des vergangenen Jahres zunichte gemacht hat, dass Du mich besser verletzen konntest, als ich Dich je verletze. Ich weiss nicht, ob es Dir bis heute bewusst geworden ist, was Du mir gesagt hast, zu einem Zeitpunkt, wo ich ganz entschlossen war, zu Dir zu kommen, Dich wiederzugewinnen, mit Dir in den "Urwald" zu gehen, in welcher Form immer, und ich verstehe nur nicht, warum Du ein paar Stunden oder Tage später, nachdem ich schon wusste, dass Du zu jemand anderem gehst, mir vorwerfen konntest, dass ich in diesem deutschen "Urwald" nicht bei Dir gewesen sei. Sag mir, wie kann ich bei Dir sein, wenn Du schon längst von mir gegangen bist." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 33
"In Wien ist es totenstill, das ist noch das Beste hier, aber die Entfremdung zwischen mir und der Stadt lässt sich durch nichts mehr erklären. Im August könnte ich nach Paris fahren, zu einem Kongress, aber Du wirst verstehen, dass ich keine Lust habe mit irgendwelchen Leucht Leuten herumzusitzen und Dinge mitzumachen, die mich nichts angehen. Das käme mir wie ein Verrat an Paris vor. Ich will ein andermal allein kommen." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 34
"Eigentlich wollte ich dir Anfang schreiben und dich fragen, ob du hierherkommen kannst. Aber dann war ich zu überzeugt davon, daß du keinesfalls kommen würdest. Jetzt ist es zu spät, und das Jahr wird schnell zu Ende gehen, mit der gewohnten Arbeit in Wien und ohne Änderungen. Ich denke wieder viel am Paris, aber da ich weiß, wie wenig Du mein Kommen wünschst, stelle ich es immer wieder zurück. Ich fürchte das Vergangene dort und ich fürchte, dort noch einsamer zu sein als hier und zu Hause." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 36
"Du musst verstehen: anders konnte ich nicht handeln. Hätte ich anders gehandelt, es hätte bedeutet, daß ich dich verleugne - das kann ich nicht." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 48
"Dies noch, es darf nicht ungesagt bleiben: Jenes "...Du weißt, wohin er wies" muss so ergänzt werden: ins Leben, Ingeborg, ins Leben. Warum ich über all das gesprochen habe: um Dir jenes Gefühl der Schuld zu nehmen, das in Dir wach wurde, als die Welt mir fortsank. Um es Dir für immer zu nehmen." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 49
"Du bist der Lebensgrund, auch deshalb, weil Du die Rechtfertigung meines Sprechens bist und bleibst. ... Aber das allein, das Sprechen, ist ja gar nicht, ich wollte ja auf stumm sein mit Dir. ... Warten: ich habe auch das erwogen. Aber hieße das nicht auf darauf warten, daß das Leben uns in irgendeiner Weise entgegenkommt? Uns kommt das Leben nicht entgegen, Ingeborg, darauf warten, das wäre wohl die uns ungemäßeste Art, da zu sein. Da sein, ja, das können und dürfen wir. Da sein– für einander. Und wenn es nur ein paar Worte sind, alla breve, ein Brief, einmal im Monat: das Herz wird zu leben wissen." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 53
"Dabei stieß ich auf einen Taschenkalender aus dem Jahre 1950. Unter dem 14. Oktober fand ich die Eintragung: Ingeborg. Es ist der Tag, an dem Du nach Paris kamst. Am 14. Oktober 1957 sind wir in Köln gewesen, Ingeborg. Ihr Uhren tief in uns." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 56
"Du liest jetzt. Ich denke an deine Stimme." ~ Paul Celan, Brief Nr. 83
"An dem Abend, an dem Du mich noch einmal anriefst, musste ich immerzu denken, daß Du mich gefragt hast: Soll ich kommen? Du weißt nicht, was es für mich bedeutet, so gefragt werden. Ich hab plötzlich weinen müssen, nur deswegen, weil es das für mich gibt und weil ich es nie gehabt habe." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 85
"Mir ist oft, als können die Verfolgungen uns nur etwas anhaben, solang wir bereit sind, uns verfolgen zu lassen." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 89
"Ich sage mir oft vor, daß Du an mich denkst. Sag Du auch Dir vor, dass ich an Dich denke." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 96
"Und die"Lösung" gibt es wohl nicht, die ich gesucht habe und vielleicht wieder einmal versucht sein werde, zu suchen. Man hütet sich, Fragen zu stellen, bei soviel offenbarer Sinnlosigkeit. Welche Instanz wüßtest du? Daß ich darum auch niemand drum beten kann, Dich zu beschützen– das fällt mir auch ein. Daß ich nur meine Arme habe, um sie um Dich zu legen, wenn Du da bist, nur wenige Worte, um Dir etwas zu sagen, ein Blatt Papier, um Dir meinen Namen nach Paris zu schicken. Ach, Paul." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 102
"Paul, lieber Paul, ich habe so lange geschwiegen doch so sehr an Dich gedacht, denn das Schweigen in einer Zeit, in der ich Dir nur einen Brief hätte schreiben können, in dem nicht gestanden wäre, was wirklich vorgeht, erschien mir ehrlicher. [...] Du erinnerst Dich, eines Nachmittags, als wir an der Rue de Longchamp weggingen, eine Pernod tanken und Du machtest einen Scherz - ob ich mich verliebt hätte? Damals stimmte es nicht, und später ist es auf eine so merkwürdige Weise geschehen, nur so nennen darf ich es nicht." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 104
"Meine Liebe Ingeborg! Ich soll etwas Gutes für Dich denken, sagst Du – ich denk es gerne, ich denk es so, wie Dein Brief, aus dem das Gute mit solcher Eindeutigkeit spricht, es mir vordenkt. Aufgehobensein, Güte, Liebe und Verständnis: Du sprichst davon, und schon allein dieses Davon-sprechen-Können beweist, daß es für Dich da sein muß." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 105
"Paul, Dein Geburtstag ist nah. Ich kann die Post nicht bewegen, auf Tag und Stunde genau zu sein, aber Dich und mich wieder. Es ist so still hier. Eine halbe Stunde ist seit dem ersten Satz vergangen, und der vergangene Herbst drängt sich in diesen Herbst." ~ Ingeborg Bachmann, Brief Nr. 107
"Bitte, Paul, davon abgesehen, weil ich noch etwas zu dem Anruf sagen möchte, – Du machst es mir nur dann schwer, wenn Du zu vermuten anfängst, daß ich etwas falsch verstehen könnte. Du sollst doch zu mir sagen, was immer zu sagen ist, das Unüberlegte, das Überlegte, es ist gleich vor mir, immer recht und immer gleich." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 117
"Ich denke und denke, aber immer in dieser Sprache, in die ich kein Vertrauen mehr habe, in der ich mich nicht mehr ausdrücken will." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 139
"Ich bin, wo ich immer bin, nur am Verzagen oft, am Einstürzen unter den Lasten, es ist schwer, auch nur einen einzigen Menschen, den Selbstzerstörung und Krankheit vereinsamen, zu tragen. Ich muß noch mehr können, ich weiß, und ich werde es können. Ich werde Dich hören, aber hilft Du mir auch, indem Du mich hörst." ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 147
"Weisst Du noch, was ich Dir gesagt habe, als ich Dich zum letztenmal sah, vor zwei Jahren, in Paris, im Taxi, vor Deiner Abreise? Ich weiß es noch, Ingeborg. "Verabenteure Dich nicht, Ingeborg" – das habe ich Dir gesagt. Du hast Dich verabenteuert, – dass Du es nicht einmal weisst, ist . . . der Beweis dafür." ~ Paul Celan, Auszug aus Brief Nr. 159
"Und ich frage mich eben, wer bin ich für Dich, wer nach soviel Jahren? Ein Phantom, oder in der Wirklichkeit, die einem Phantom nicht mehr entspricht. Denn für mich ist viel geschehen und ich möchte der sein, der ich bin, heute, und nimmst Du mich heute war?" ~ Ingeborg Bachmann, Auszug aus Brief Nr. 190
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