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filmeausbeton-blog · 6 years
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Brutalismus. Eine Begriffserklärung
Brutalismus bezeichnet einen Architekturstil der Moderne, der als Epoche nicht klar einzugrenzen ist. Anfänge lassen sich bereits in der Arts- and Crafts-Bewegung in Großbritannien bzw. im Jugendstil in ganz Europa um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert finden. Jedoch kann erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts von einer weltweiten Verbreitung brutalistischer Architektur gesprochen werden.
Die besondere Popularität des Begriffes „Brutalismus“ wird oft auf den britischen Architekturkritiker Reyner Banham zurückgeführt, der den Ausdruck „Brutalismus“ 1955 in einem Aufsatz lancierte. Der Ursprung des Begriffs liegt im Ausdruck „béton brut“ - der französische Ausdruck für „roher Beton“ - und umfasst die Verwendung von Beton in seiner sichtbaren Bauform. Hierbei kennzeichnen Spuren des Schalungs- und Herstellungsprozesses wie Unebenheiten in der Oberfläche oder Abdrücke sowie Befestigungen im Beton den Baustil. So gilt auch der französische Architekt und Stadtplaner Auguste Perret, der schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts Gebäude aus Eisenbeton realisierte, als Pionier des Brutalismus. Auch Le Corbusier baute im brutalistischen Stil. Bekannte Beispielbauten sind die Notre-Dame-du Haut Ronshamps sowie das Dominikanerkloster Sainte-Marie de la Tourette nordwestlich von Lyon. Vom Begriff Brutalismus lässt sich zudem der New Brutalism ableiten, welcher sich zwischen 1953-1966 entwickelte. Dieser entstand 1953 aus einer Architekturgruppe mit dem Namen „Team X“, welche sich als Abgrenzung von LeCorbusier verstand. Der Architekturstil wird hierbei besonders durch die Komposition aus Beton mit weiteren Materialien geprägt, wie beispielsweise Metall, Ziegel oder Stein. Besonders bekannt in diesem Zusammenhang ist die Hunstanton School in Norfolk entworfen von Alison und Peter Smithson. Durch den Einfluss der verschiedenen Architekten innerhalb Europas und der Popularität des Baustoffes und seiner Vorzüge, begann sich der Brutalismus weltweit zu verbreiten.
Der Brutalismus als Konzept wurzelt in dem Denken, die alltägliche Rolle des Gebauten im Leben der Bewohner stärker zu reflektieren und der Gesellschaft durch Architektur eine „geistige Befreiung [...] und Sinnlichkeit statt Kommerz“ erfahrbar zu machen. Der exzessive Gebrauch von Sichtbeton führte nach gewisser Zeit in vielen Fällen zu einer dramatischen Überbetonung bestimmter Formelemente und rief einen übertriebenen, unwirklichen Eindruck hervor.
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filmeausbeton-blog · 6 years
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SOS Brutalismus. Rettet die Betonmonster
Im Zuge des wachsenden Interesses an brutalistischen Architekturen gewinnt seit mehreren Jahren auch deren Darstellung in der Fotografie an Bedeutung. Dieser Entwicklung trägt das im Herbst 2015 durch das deutsche Architekturmuseum und die Wüstenrot Stiftung initiierte Projekt „#SOSBRUTALISM“ Rechnung.
Auf der Website des Projektes wird eine breite Brutalismus-Definition formuliert: „Brutalist buildings are not always made of concrete. But they are always 'rhetorical' in that they blatantly place the focus on their material or sculptural form.”
Fachliche Diskussionen um den Begriff des Brutalismus dauern seit dessen Aufkommen in den 1950er Jahren an. Trotzdem werden weltweit Bauten der Nachkriegsmoderne ohne große Aufmerksamkeit abgerissen oder umgeformt, bis ihr ursprüngliches Erscheinungsbild kaum noch zu erkennen ist. Diese gegensätzlichen Bewegungen zu erfassen und für die Rettung bedrohter Gebäude einzutreten, das ist das Ziel von #SOSBRUTALISM. Die Kampagne will einerseits der Öffentlichkeit die Hintergründe brutalistischen Bauens näherbringen, dessen Ideen und Konzepte nachvollziehbar machen und damit den Fachdiskurs in Richtung einer gesellschaftlichen Debatte öffnen. Andererseits soll auf akut bedrohte Gebäude aufmerksam gemacht werden, um diese vor dem Abriss zu bewahren.
Um diese Ziele zu erreichen, entstand im Zuge des Projektes eine stetig wachsende Online-Datenbank für brutalistische Bauten. Der Bestand umfasst bereits mehr als 1.000 Gebäude und wird kontinuierlich von User*innen erweitert. Aus dem Projekt resultieren neben einer interaktiven Website die Ausstellung „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster!“ sowie mehrere Print-Publikationen. Außerdem formierten sich im Zuge des Projektes zahlreiche Rettungskampagnen für bedrohte Gebäude.
Mit der Ausstellung wird zum ersten Mal ein internationaler Überblick über die Architektur des Brutalismus in den 1950er bis 1970er Jahren gezeigt. Nachdem die Schau bis Anfang 2018 ca. 47.000 Besucher*innen ins Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main locken konnte, ist sie im Sommer 2018 im Architekturzentrum in Wien zu sehen. Der dazugehörige Ausstellungskatalog übernimmt die Aufteilung der Ausstellung in 12 Regionen und umfasst somit 120 brutalistische Bauten. Regionale und thematische Schwerpunkte werden in sechs vorangestellten Fallstudien erläutert und durch themenbezogene theoretische Essays ergänzt. Durch die parallele Veröffentlichung der Beiträge des Brutalismus-Symposiums 2012 in Berlin und des Ausstellungskatalogs wird ein umfassendes Bild des Brutalismus geliefert und sowohl theoretisch als auch visuell aufgearbeitet.
Mit ihrer enormen Medienpräsenz ist die Kampagne ihren anfänglichen Zielen durchaus nahegekommen: So konnten einige Gebäude, etwa die Autobahnkirche St. Christopherus in Baden-Baden oder die russische Botschaft in Havanna (Cuba), vor dem Abriss bewahrt werden. Außerdem ist es gelungen, der breiten Öffentlichkeit die äußert vielfältigen Diskurse um das Phänomen Brutalismus näher zu bringen.
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Kritik an der Nachkriegsmoderne
Die Architektur der Nachkriegsmoderne in Deutschland geriet nach ihrem Boom bald in die Kritik einiger wichtiger Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft. Der Soziologe Alexander Mitscherlich veröffentlichte 1965 seine Kampfschrift „Die Unwirtlichkeit unserer Städte - Anstiftung zum Unfrieden“. Mitscherlich forderte darin eine Neuordnung der Bodenbesitzverhältnisse als Voraussetzung für eine neue, nicht am Markt, sondern an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Planung. „Ohne die Einschränkung des privaten Eigentumsrechtes an Grund und Boden ist freilich an keine Freiheit für die Planung einer neuen Urbanität zu denken.“ (S.55) Auch Le Corbusiers Architekturkonzept, das sich durch eine strikte räumliche Trennung von Wohnen, Industrie und Gewerbe sowie Handel und Zentrumsfunktionen auszeichnete, bildete für Mitscherlich den Ausgangspunkt für eine problematische Entwicklung in den Städten.
Mitscherlich vertrat wie die US-amerikanische Stadtaktivistin Jane Jacobs das Ideal einer gemischten Stadt - einer Stadt, deren Bebauung sich nach und nach individuell aus sich heraus entwickelte. Kurze Arbeitswege würden die Lebensqualität der Bewohner*innen deutlich heben. Zudem seien gebaute Hochhäuser eintönig und monoton. Der Wiedererkennungswert einzelner Städte ginge verloren und damit auch ein Teil der Kultur. Mitscherlich sprach davon, dass die Bewohner*innen sich mit einer Stadt identifizieren können müssten. Eben jener Identifikationswert schien ihm in der Nachkriegsmoderne langsam zu schwinden. Ein ähnliches Problem wie bei dem der langen Arbeitswege und des Verlustes von Kultur erkannte er bei den Vorstadtvillen und Wohnsiedlungen, die sich weit ins Land hinausstreckten. Er appellierte an die Architekten und Stadtplaner, das Problem der stetig wachsenden Bevölkerungszahl kreativer zu lösen. Als unterstützende Stimme sollten Psychoanalytiker hinzu gezogen werden, denn diese besäßen das nötige Wissen über menschliche Bedürfnisse.
Mitscherlichs Schrift unterscheidet sich von anderen Kritikern seiner Zeit insofern als er explizit den Menschen und seine Bedürfnisse zum Maßstab für Stadtplanung und Städtebau macht. Er richtet seine Schrift an die Bürger*innen und spricht sich stark für ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft aus. Der Mensch solle sich den städtischen Gegebenheiten nicht bedingungslos anpassen, sondern selbst aktiv werden.
Mitscherlichs Streitschrift ist im Stil eine fast reißerische, ja anstachelnde Schrift, die gerade in der  68-er Bewegung großen Anklang fand. Mitscherlich wurde nach der Veröffentlichung seiner Schrift als Berater und Mitplaner großer Bauprojekte wie dem Emmertsgrund in Heidelberg hinzugezogen. Jedoch bemerkte er schnell, dass er eher als Aushängeschild fungierte und keine seiner Vorschläge umgesetzt wurden. Ein großes Umdenken konnte er jedoch in den Wissenschaften erreichen. Die Stadtsoziologie gewann innerhalb der Stadtplanung und für den Städtebau zunehmend an Bedeutung.
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Brutalistische Fotografie. Ein Hype
Die brutalistische Architektur erlebt seit Anfang der 2010er Jahre eine nie zuvor dagewesene mediale öffentliche Präsenz. Diese zeichnet sich durch die besondere Fotogenität der Gebäude aus. Es lässt sich sogar von einem sogenannten Hype sprechen, der sich vor allem durch Social-Media-Kanäle zieht sowie durch eine breite Präsenz in der Presse. Doch nicht jeder Sichtbeton ist brutalistisch, lässt Oliver Elser, der Mitgründer der Social-Media-Kampagne #SOSBrutalism und Kurator der gleichnamigen Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt und im Architekturzentrum Wien anmerken. Doch warum passen brutalistische Architektur und Fotografie so gut zusammen? Visuell können Fotos von brutalistischen Gebäuden einfach gelesen werden. Die Gebäude sind typografisch zu lesen, wie eine Zeitung, die eine klare Schriftform darlegt. Die Farbe des Betons verstärkt die kühle Bauweise der Gebäude auf einem Foto. Die fotografierten Inhalte wirken abstrakt und lassen nur wenig Bezug zu den jeweiligen Nutzungsformen der Gebäude zu, was eine Anonymität steigern kann und damit das Interesse an eben diesen weckt. Die eigenen Lebensstile der Betrachtenden oder Fotografierenden sind meistens sehr fern von dem gezeigten Gebäude und haben wenig Bezug zu den Gebäuden. Umso stärker tritt die optische Dominanz des Gebäudes in den Vordergrund. Immer häufiger lässt sich in der Gesellschaft eine Sattheit von schönen und harmonischen Bildern erkennen. Die brutalistische Fotografie zeigt eine neue Richtung auf. Die auf den Fotos abgebildeten Gebäude setzen sich in ihrer gebauten Umwelt als alleinstehendes Monument ab. Sie wirken unzugänglich, brachial und distanziert. Die einen empfinden sie deshalb als störenden Kontrast, die anderen sehen in ihnen einen besonders ästhetischen Architekturstil, der nicht zu verkennen ist.
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Architekturfilm. Eine Übersicht
Die Entwicklung des Filmes zu einem künstlerischen Mittel der Architekturdarstellung setzte bereits mit dem Aufkommen des Kinos in den 1910er Jahren ein. Schon zu dieser Zeit setzten die ersten Filme kulturhistorisch wertvolle Bauten gezielt in Szene. Ab 1918 begann ein intensiver Austausch zwischen der Theorie und Praxis von Architektur und Film. In den 1930er und 1940er Jahren gewann das Medium Film immens an Bedeutung. Häufig waren in den Wochenschauen Berichterstattungen über nationalsozialistische Großbauprojekte zu sehen, zudem entstanden zahlreiche architekturhistorische Filme. Die Kunst- und Architekturgeschichte der 1910er bis 1940er Jahre war ganz dem Geist der Moderne verschrieben, vor allem am „Moment der Bewegung“ interessiert: das Raumerlebnis des Betrachters sollte stimuliert werden, der Fokus lag vordergründig auf der Bewegung innerhalb der Architektur. 
In der Nachkriegszeit versuchten sich einige Filmemacher*innen erneut an der Verbindung von Architektur und Film, aufgrund der historischen Belastung des Sujets scheiterten diese Versuche aber weitgehend. Erst in den 1960er Jahren nahm das theoretisches Interesse an Verfilmungen architekturhistorischer Thematiken wieder zu, in den 1970ern blühten die Debatten über Qualitäten des Films als Bildmedium der Kunst- und insbesondere der Architekturgeschichte weiter auf. 
Das Interesse am Architekturfilm erweist sich immer als untrennbar mit der zeitgleichen architekturhistorischen Theoriebildung verwoben. Vor allem die Frage nach dem jeweils zugrundeliegenden Raumbegriff steht dabei stets im Vordergrund. Mit dem Aufkommen eines dynamischen Raumbegriffs geriet die Schnittstelle zwischen Architektur und bildproduzierenden Medien wie dem Film  noch einmal mehr in den Fokus, denn der Aspekt der Bewegung ist sowohl in der Architektur als auch im Film ein zentrales Moment. In der modernen Architektur verkörpert es die Befreiung von der idealisierten zentralperspektivischen Darstellung, hin zu einer fließenden Raumabfolge. Auch im Filmischen ist Bewegung ein elementares, raumbildendes Element. 
Heute hat sich das bewegte Bild längst als gängige Methode in der Architekturdarstellung und -vermittlung etabliert. Digitale Technologien ermöglichen einen einfachen Zugang zur Erstellung und Verbreitung solcher Architekturfilme. 
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Großwohnsiedlungen als Ghettos. Hintergründe
Während der Nachkriegszeit gefeiert und heute vielfach verschmäht, so ließe sich die Geschichte der Großwohnsiedlungen kurz beschreiben. 
Verwüstete Städte, zerstörte Gebäude, Bevölkerungszunahme, Wohnungsnot: Am Ende des Zweiten Weltkriegs war dies in den meisten Städten in Deutschland harte Realität. Nie war die Stadtplanung so stark gefordert wie in dieser Periode der Stadtentwicklung. Der real existierende Wohnraummangel, der weitestgehend durch die große Zerstörung während der Kriegsjahre entstanden war, musste in kürzester Zeit mit geringen Mitteln beseitigt werden. Dabei waren die Erwartungen an die Stadtplanung immens: Sie sollten nicht nur die Dächer über den Köpfen schaffen und die Städte wieder benutzbar machen, sondern mehr noch: sie sollten auch eine neue Weltanschauung bauen.
Vor diesem Hintergrund entstanden seit den 1960er Jahren mit Fördermitteln aus Bund- und Länderprogrammen des sozialen Wohnungsbaus die Großwohnsiedlungen. Die neuen Quartiere aus einem Guss verfügten über mindestens 1000 Wohneinheiten und wurden mit großen und geräumigen Wohnungen ausgestattet, die vorzugsweise durch deutsche Familien aus der unteren und mittleren Mittelschicht bezogen wurden. 
Dies änderte sich Anfang der 80er Jahre durch den Zu- und Nachzug der Gastarbeiter*innen und ihrer Familien. Dieser Wandel in der Mieterschaft wurde von Politik und Verwaltung so gut wie gar nicht als ein kultureller Aushandlungsprozess betrachtet, der hätte begleitet und unterstützt werden müssen. Es wurde u.a. versäumt, mit entsprechenden Programmen das friedliche Miteinander zu fördern.  So entstanden in den Quartieren vielfach ausgegrenzte und geschlossene Communities. Heute noch leben zumeist Migrant*innen, Hartz IV-Empfänger*innen und Menschen mit wenig Perspektiven in den Großwohnsiedlungen, die vielerorts durch hohe Kriminalität geprägt und als so genannte „soziale Brennpunkte“ gebrandmarkt sind. Die Annahme, große Wohnarchitekturen seien ursächlich für die Brutalität, Verwegenheit und Trunkenheit seiner Bewohnerschaft wurde zum Stigma. Derartig diffamiert und observiert, wurden die Großwohnsiedlungen gewissermaßen durch den von außen definierenden bürgerlichen Blick implizit als Ghetto gelabelt. Rassistische, biologische und moralisierende Diskurse flossen in diese Einordnung ein und stempelten städtische Orte der Zuwanderung als Problemquartiere ab. Zwar ist das Ghetto ist aus den Städten verschwunden, aber der Begriff lebt als Metapher in den Diskursen im die Großwohnsiedlungen weiter. 
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Die Banlieus. Französische Großwohnsiedlungen
Die Banlieues der französischen Großstädte blicken zurück auf eine Vergangenheit, die von Armut und Zuwanderung, größtenteils aus Nordafrika und Portugal, geprägt ist. So entstanden im 19. Jahrhundert nahe der Fabriken und Produktionsstätten große informelle Siedlungen rund um die Stadt. Kälte, Hunger und eine mangelhafte Sanitär- und Abfallinfrastruktur waren regelmäßig Ursache für Krankheits- und Todesfälle. Die Wohnungsfrage wurde zentral.
Mit der postfordistischen Ära ging ein Strukturwandel einher, der nicht nur den ökonomischen Sektor veränderte, sondern auch gesellschaftliche Bereiche der Großstädte betraf: Bedingt durch den Wohnungsmangel der Nachkriegszeit und dem gleichzeitigen Wirtschaftsaufschwung entstanden Großwohnsiedlungen, die sich vom kleinteiligen, innerstädtischen sozialen Gefüge maßgeblich unterschieden. Stadtplanerisch stehen sie für die Idee einer räumlichen Aufspaltung der Wohn-, Arbeits-, und Freizeitstätten in einzelne Bereiche, die durch ein Straßennetz miteinander verbunden sind.
Insbesondere in Frankreich baute man in den 1950er und 1960er Jahren eine große Anzahl der sogenannten „Cités“, die sich ringförmig um die Metropolen des Landes legten: Riesige Wohnareale, die vom funktionalistischen Baustil Le Corbusiers geprägt waren und vornehmlich in Form von seriell gebauten Siedlungen in die Höhe schossen. Hier, so die Idee der damaligen Stadtvisionär*innen, sollten geringverdienende Arbeiter*innenfamilien abseits vom Trubel der überfüllten und kriegsbeschädigten Innenstädte kostengünstig und komfortabel leben.
In Frankreich leben heute circa 4.5 Millionen Menschen in Banlieues, die sich teilweise in vernachlässigtem und veraltetem Zustand befinden. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt mancherorts zwischen 40% und 60%, die Arbeitslosenquote bei rund 25%. Die Distrikte sind zudem von starken Abwanderungstendenzen betroffen. Die Menschen, die in kilometerweit sichtbaren Beton-Burgen leben, fühlen sich von der Politik allein gelassen. Auch die Infrastruktur schafft Probleme: Pendler verbringen tagtäglich Stunden in überfüllten Bahnen, um zu ihrer Arbeit zu gelangen.
Inzwischen sind die französischen Banlieues in der Öffentlichkeit jedoch weniger durch ihre städtebaulichen und architektonischen Merkmale, sondern eher aufgrund negativer Schlagzeilen über Aufstände und Unruhen aus der Medien- und Pressewelt bekannt. Doch wie kam es zu dem Imagewandel des einst so beliebten „Wohnens auf der grünen Wiese“? Wie fühlt es sich an, in den großen „Beton-Burgen“ zu leben?
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Stadt als Palimpsest. Der City Hof
Ein Palimpsest vereint Texte aus verschiedenen zeitlichen Perioden auf einem materiellen Träger. Es handelt sich also um ein Dokument, das mehrere Lagen Schrift übereinander aufweist. Mit den richtigen Materialien und Methoden können die älteren Schriftschichten wieder sichtbar gemacht werden. Julia Binder argumentiert in ihrer Arbeit “Stadt als Palimpsest” (2015), dass ein Palimpsest immer das zeitliche Aufeinanderfolgen, aber eben auch räumliche Gleichzeitigkeit impliziert. So hätten in einem urbanen Kontext Überlieferungen und Erinnerungen aus verschiedenen Zeiträumen an dem gleichen Ort in der Stadt Platz. Dennoch betont sie, dass diese Orte in ihrer Aufnahmefähigkeit begrenzt seien.
Das Beispiel des City Hofs von Rudolf Klophaus im Hamburger Zentrum illustriert dies sehr schön: Auf dem aktuellen Grundstück des City Hofs, wurden während des Zweiten Weltkriegs verschiedene Gebäude geplant. Der Architekt Rudolf Klophaus hatte zunächst damit angefangen, ein Gebäude für die Nationalsozialisten zu errichten, dies aber nie vollendet. Im Rahmen des Wiederaufbaus hat Klophaus in den 1950er Jahren auf diesem Grundstück am Klosterwall den City Hof gebaut. Der City Hof wiederum, der ursprünglich eine weiße Fassade aufwies, wurde in den 1970er Jahren saniert und die Fassade verschwand hinter grauen Platten. Seit 1995 war der City Hof dann als Denkmal erkannt und wurde 2013 in die Denkmalliste eingetragen, da er als ein historisch wichtiges Beispiel der Nachkriegsmoderne in Hamburg eingestuft wurde. Dennoch wurde er 2014 zum Verkauf als Sanierung oder Neubau ausgeschrieben. Der Gewinnerentwurf - ein Plan für den Neubau - beinhaltet Wohnungen, Büros und ein Hotel.
Man kann die neue Fassade des City Hofs als “Überschreibung” verstehen und so das Gebäude des City Hofs selbst als Palimpsest sehen, aber auch der Ort im Ganzen kann als Palimpsest bezeichnet werden. Der City Hof steht auf einem Grundstück, das eine sehr ereignis- und erinnerungsreiche Geschichte hat. Am selben Ort stand ein mittelalterliches Kloster, im 19. Jahrhundert eine Badeanstalt für die Menschen des Viertels. Vorstellungswelten und Ideen, die von zeitgenössischen Ideologien und Machtverhältnissen berichten können, sind an diesem Ort in verschiedenen Bauformen nachzuweisen. Wahrscheinlich wird auch der jetzige Teil der Geschichte bald überschrieben sein.
Nicht nur einzelne Orte, die Stadt als Ganzes kann als Palimpsest gesehen werden. Nur wenn die historischen Anker und Spuren erhalten bleiben, wird sie als gewachsene, sich verändernde, aber mit spezifischen Eigenschaften versehene Stadt lesbar bleiben.
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Der City-Hof. Die Abrissdebatte
Am City-Hof lässt sich beispielhaft verfolgen, wie umstritten die Architekturen der Nachkriegsmoderne sind. Der Abriss der denkmalgeschützten Büro-Hochhäuser von 1958 ist bereits geplant. Sie entstammen dem damaligen Idealbild der funktionsgetrennten und autogerechten Stadt. Passanten sollten fernab der Straße in der Ladenpassage unterwegs und die Innenstadt ein reiner Geschäftsdistrikt ohne Wohnungen sein.
Aus heutiger Sicht seien sie ein städtebaulicher Fehler, befand der Oberbaudirektor Jörn Walter. Zu groß sei vor allem der Kontrast zum benachbarten Kontorhausviertel. Der Denkmalwert sei fraglich, weil das originale Erscheinungsbild durch Sanierungsarbeiten in den Siebzigern zerstört wurde. Wohnnutzung käme in den lärmexponierten Hochhausscheiben nicht in Frage. Mangelhafte energetische Eigenschaften, zu niedrige Decken und inflexible Raumstrukturen seien weitere Abrissgründe. Das laut ADAC schlechteste Parkhaus Deutschlands, Gestank und vernachlässigte Bausubstanz trugen zum problematischen Image bei. Kurz: Der City-Hof sei hässlich, nicht mehr zeitgemäß und marode. Eine Sanierung sei zu kostspielig, deshalb solle ein Neubau her, perfekt angepasst an heutige Bedürfnisse der Wohnnutzung und Stadtplanung, gestaltet in Klinkeroptik, die besser in das Umfeld passe.
Doch vieles spricht auch für den Erhalt: Ein Abriss würde graue Energie verschwenden, komplizierte Abrissarbeiten und Bauarbeiten mit jahrelangen Einschränkungen für anliegende Institutionen nach sich ziehen. Außerdem sollte die Stadt Hamburg als Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes ihrer Vorbildfunktion gerecht werden, zumal der Abriss den UNESCO-Welterbestatus des benachbarten Kontorhausviertels gefährdet. Denn der City-Hof gilt als wichtiges Architekturdenkmal. An der Biografie des Architekten Klophaus lässt sich der politische und gesellschaftliche Wandel Deutschlands exemplarisch ablesen: Er begann mit expressionistischen Arbeiten, baute im Stil der Neuen Sachlichkeit und entwarf auch Bauwerke im Geiste des Nationalsozialismus. Nach dem Krieg ist schließlich Klophaus‘ wichtiger biografischer Bruch der City-Hof. Er gilt als Wiedergutmachung an die Moderne und steht symbolisch für die junge Bundesrepublik und ihren Neuanfang. Der City-Hof wurde bewusst als Kontrast gesetzt, um sich von den ideologisch kontaminierten Backsteingemäuern abzusetzen. Was für ein Zeichen wird gerade heute gesendet, wenn Gebäude der jungen Demokratie achtlos vernichtet und als Fehler betrachtet werden, während in Berlin das Stadtschloss rekonstruiert wird? Man merkt, die Diskussion um die Nachkriegsmoderne ist weitaus komplexer als die Frage -schön oder hässlich?
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Die City Nord. Arbeitskulturen im Wandel
In den 1960er Jahren wurde unter der Leitung des damaligen Hamburger Oberbaudirektors Werner Hebebrand neben der Innenstadt eine zweite, dezentrale Geschäftststadt entworfen: Die City Nord. Sie wurde als Antwort auf Hamburgs wachsende Wirtschaft sowie damit verbundene Platz- und Verkehrsprobleme in den 1950er Jahren geplant. Auf einem 117 ha großen Areal, 6 km nördlich der überlasteten Innenstadt und in unmittelbarer Nähe zum Flughafen entstand für die wachsenden Großkonzerne (v.a. Ölunternehmen, Versicherungen und andere Dienstleister) in drei Bauabschnitten zwischen 1964 und 1991 eine Bürostadt im Grünen.
Umschlossen wurde die Anlage vom sechsspurigen Überseering, welcher als Haupterschließungsbogen fungieren sollte. Die innere Erschließung erfolgte durch die jeweils vierspurigen Straßen: den New-York-, Mexiko- und Kapstadtring. Als besonderes Kennzeichen galt die Trennung von Fußgänger*innen- und PKW-Verkehr. Fußwege befanden sich auf einer eigenen Ebene vier bis fünf Meter über der Straße. Durch ein ausgeklügeltes Brückennetz und Treppen waren diese miteinander verbunden. Mittelpunkt der Anlage stellte eine öffentliche Grünfläche dar, in die alle Fußwege mündeten.
Die Gebäude wurden von den Unternehmen selbst in Auftrag gegeben und durch Architekturwettbewerbe ausgeschrieben, was bei Architekt*innen weltweit für Interesse sorgte. Die ästhetischen Formen waren schlicht und funktional. Geometrische Formen wie Quadrate, Dreiecke und hexagonale Umrisse ebenso wie der  Einsatz von Beton und Glas lehnten sich in der Formensprache an brutalistische  oder Gestaltungsprinzipien der Moderne an.
Die City Nord ist das Architektur gewordene Beispiel für den Wandel der Arbeitswelt. In den 1960er Jahren begann das Großraumbüro sich als Arbeitseinheit in den Unternehmensverwaltungen durchzusetzen. Es charakterisierte sich durch vollklimatisierte, große zusammenhängende Flächen, in der flache Hierarchien gelebt werden sollten. Es fehlten jedoch Rückzugsmöglichkeiten, viele Arbeitsplätze hatten kein Tageslicht.
Bereits Ende der 1980er Jahre war das Konzept der Großraumbüros obsolet geworden. Die Architektur erschien nicht mehr zeitgemäß. Die Haustechnik war veraltet, viele Gebäude mussten aufwendig und teuer umgerüstet werden. Einige Firmen verließen die City Nord wieder. Viele Konzerne planten einen Umbau in Einzel- oder Gruppenbüros. Die Arbeitswelt erlebte einen weiteren Wandel: Der Einzug EDV-gestützter Arbeitsorganisation und der damit verbundene Stellenabbau führten dazu, dass  Ende der 1980er Jahre viele Gebäude leer standen. Auch die Ölkrise und die damit einhergehende Verteuerung fossiler Energien hatte einen Attraktivitätsverlust der energetisch kostenintensiven Immobilien zur Folge.
Seit 2013 steht die City Nord als Ensemble unter Denkmalschutz, dazu gehören neben mehreren Gebäuden auch die Straßen, Fußgängerbrücken und die zentrale Grünzone. Heute sind die meisten Gebäude saniert und modernisiert. Die City Nord verzeichnet lediglich 1,5% Leerstand. Mit dem Projekt „Ipanema“ soll der City Nord nun neues - gemischtes - Leben eingehaucht werden. Es entstehen 520 neue Wohnungen sowie Büroflächen und eine Kita. Aus einer monofunktionalen Bürostadt soll nun ein buntes Quartier mit gemischter Nutzung entstehen.
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filmeausbeton-blog · 6 years
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Mit seinem beobachtenden Blick, mechanisch verzerrten Sounds und einer klaren Bildkomposition würde „Digging Disturbances“ ein Gebäude zeichnen, das abseits von Geometrie und Logik immer wieder verwirrt, verstört und Rätsel aufgibt. Leider können wir euch nur Bildeindrücke des 1971 erbauten Gebäudes zeigen. #nachkriegsmoderne #sosbrutalism #sosbrutalism #brutalismus #sharingheritage #architektur #architecture #arnejacobsen #christianeum #hamburg #filmeausbeton (hier: Gymnasium Christianeum)
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filmeausbeton-blog · 6 years
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Diese Woche widmen wir uns dem humanistischen Gymnasium Christeaneum in Hamburg-Altona, einer Designikone von Arme Jacobsen. Den dazu gehörigen Kurzfilm „Digging Disturbances“ können wir euch leider aus rechtlichen Gründen noch nicht zeigen. #sosbrutalism #sosbrutalismus #brutalism #brutalismus #beton #concrete #schule #school #sharingheritage #hamburg #filmeausbeton (hier: Gymnasium Christianeum)
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filmeausbeton-blog · 6 years
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“Almost every time I make a building, some people will condemn it straight to hell.” - Arne Jacobsen. Der letzte Satz des Kurzfilms “Digging Disturbance” bleibt offen im Raum stehen. Stellt Euch vor: Zuvor wärt Ihr, als Zuschauende, in die Atmosphäre und Formensprache Jacobsens Bildungsarchitektur entführt worden - und auf einer ästhetischen Spurenlese Fragen rund um die sich verändernden Nutzungs- und Rezeptionsstrukturen von Nachkriegsarchitektur begegnet. Welchen Einfluss hat Architektur und im besonderen Fall nachkriegsmoderne Architektur auf die Nutzer*innen dieser Gebäude? Und was passiert wenn wir Architektur hinterfragen? #sosbrutalism #sosbrutalismus #sharingheritage #architektur #architecture #nachkriegsmoderne #schule #school #arnejacobsen #hamburg #filmeausbeton (hier: Christianeum Hamburg)
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