Tumgik
#ulrich hinse
prseiten · 6 years
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Das geheime Wissen der Huren, merkwürdiges Verhalten einer Schauspielerin und das Orangerot des Müllautos – Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis sowie zwei Superpreis-Angebote für nur jeweils 99 Cents
Was würden Sie dafür geben, könnten Sie durch die Zeiten reisen? Was wäre Ihnen die Chance wert? Und ganz ehrlich, würden Sie dieses Experiment wirklich wollen? Wie es zumindest in der Literatur funktionieren kann, das zeigt Hardy Manthey in seiner erfolgreichen, inzwischen auf insgesamt 16 Teile angewachsenen und nur als E-Books erschienenen Reihe „Die Zeitreisende“. Deren zehnter Teil ist der erste der drei Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 02.02.18 – Freitag, 09.02.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Diesmal befindet sich Aphrodite, seine Zeitreisende, im Land der Pharaonen. Ägypten ist ein Sehnsuchtsort auch von Hardy Manthey selbst. Um die möglicherweise übertriebene Leidenschaft zu einem Beruf und deren Folgen geht es in dem Roman „Die Axt der Amazonen. Eine Penthesilea-Modifikation in Prosa“ von Wolfgang Licht. Zur Bekanntschaft mit einem höchst merkwürdigen Menschen und seinen Versuchen, die Welt zu retten, lädt Waldtraut Lewin in ihrem Märchen vom Eis und vom Feuer „Der Sohn des Adlers, des Müllmanns und der hässlichsten Frau der Welt“ ein. Und vielleicht ist die Welt doch noch nicht verloren? Außerdem sind in dieser Woche zwei E-Books von Ulrich Hinse und von Klaus Möckel für eine Woche zum Superpreis von nur jeweils 99 Cents zu haben. Mehr dazu am Ende dieser Ausgabe. Erstmals 2017 erschien bei der EDITION digital als E-Book unter dem Titel „Im Land der Pharaonen“ als 10. Teil der Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey – übrigens in 2., stark überarbeiteter Auflage: Hat die Zeitreisende Aphrodite das Ziel ihrer Träume und Sehnsüchte erreicht? Über ein Jahrzehnt lebte sie glücklich an der Seite ihres Mannes. Es waren die schönsten Jahre ihres Lebens. Sie ist in dieser Zeit dreimal Oma geworden. Mit ihrem Wissen und ihrem Geld rettete sie unzähligen Kranken das Leben. Sie baute für die Armen der Stadt und besonders für Frauen ein soziales Netz auf und förderte die gegenseitige Hilfe der Frauen. Sie weckte bei ihnen das Bewusstsein dafür, sich aus eigener Kraft untereinander helfen zu können. Mit ihren Mitteln wurde das modernste Krankenhaus ihrer Zeit errichtet. Heiler aus allen Winkeln des Reiches eilten herbei und tauschten ihr Wissen mit Aphrodite aus. Reiche Römer stifteten gern Geld für ihre Einrichtungen, um ihren Reichtum zu demonstrieren. Aphrodites Macht und ihr Einfluss auf das römische Reich erreichten ihren Höhepunkt. Nach dem Tod ihres Mannes konnte sie sich vor Anträgen der reichsten und mächtigsten Männer kaum retten. Doch für sie gab es nur einen Mann, den sie auch über seinen Tod hinaus liebte. Er würde immer bei ihr sein. Die Zeitreisende hat nur ein Problem: Die geliebten Menschen um sie herum altern, sie aber nicht. Ihre Tochter kann man inzwischen für ihre Mutter halten. Sie muss eine Entscheidung treffen. Wie es weitergeht, erfahren Sie in diesem Teil. Sie erlebt wieder unglaublich spannende Abenteuer und meistert sie exzellent im Ägypten zur Zeit von Ptolemäus X. Alexander I. Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark überarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berücksichtigt. Wir treffen eine nachdenkliche Aphrodite zunächst am Strand: „Syrakus – 20 Jahre später Feuerrote Wolken am Horizont kündigen die Sonne an. Nur wenige Augenblicke noch, dann steigt die Sonne aus dem Meer. Ein besonders heißer Tag kann es auch heute wieder werden. Der milde schwache Wind von der See her und die Stille will Aphrodite heute besonders ausgiebig genießen. Schlafwandlerisch findet Hengst Tachos den Weg zum Strand, findet ihren gemeinsamen Platz, wo Aphrodite zum Baden und zum Meditieren jeden Tag die Sonne begrüßt. Ein Platz am Meer, der scheinbar nur ihr vorbehalten ist. Doch Aphrodite weiß, die Menschen der Antike haben nicht die Muße für Erholung und Entspannung am Meer. Für die meisten Menschen hier hat das Meer etwas Bedrohliches. Nur die wagemutigsten Männer trauen sich auf das offene Meer hinaus. So kann Aphrodite sicher sein, dass auch heute an diesem frühen Morgen der Strand nur für sie alleine da sein wird. Nur die Fischer werden sie vielleicht sehen, wie sie nackt in die Fluten steigt. Volle Netze sind ihnen so sicher, glauben die Fischer bis heute. Aphrodite will nach dieser wilden Nacht in ihrer Villa im Meer endlich wieder einen klaren Kopf bekommen. Sie springt vom Pferd und setzt sich erst einmal auf einen der großen Steine am Wasser. Ruhe suchend blickt sie der aufgehenden Sonne entgegen. Es ist ein erhabener Moment, wo Sonne und Meer vereint scheinen. Hier findet Aphrodite wieder die Kraft für den neuen Tag. Es ist auch der Moment, wo die fliehende Nacht dem neuen Tag einen letzten Gruß schickt und der Himmel sich wie zum Dank in den schönsten Farben zeigt. Hier findet sie den nötigen Abstand von allem, was sie sonst so belastet. Sie muss über vieles nachdenken. Viel muss neu überdacht und neu entschieden werden, ist ihr längst klar geworden. So kann es jedenfalls nicht mehr weitergehen. Ihre kleine heile Welt hat einen gewaltigen Riss bekommen. Es war gestern wieder einer der Festtage, die sie lieber ganz schnell vergessen möchte. Alles artete aus und steigerte sich schon ins makaber Absurde. Ihre Tochter Mira mittendrin. Das alles nur, weil ausgerechnet Mira nicht verhüten will. Aphrodite kann das überhaupt nicht verstehen. Zum Glück kennt und hat sie die Mittel, eine Schwangerschaft zu verhindern. Und das zu einer Zeit, wo die Frau es hinnehmen muss, jedes Jahr schwanger zu werden, nur weil sie dem Trieb der Männer nichts entgegensetzen kann. Eine Frau, die es wagt, sich dem Mann zu verweigern, darf hart bestraft werden. So ist es der unumstößliche Wille der Götter. Daran ändert sich auch nichts, wenn Jesus oder der Prophet Mohamed das alte Weltbild der Götter für immer aus den Angeln heben werden. Für Frauen kommt es dann knüppeldick und sie dürfen dann nur noch zu ihrem Mann aufschauen und ihn wie einen Gott anbeten. Ein Jahrhundert trennt sie zu ihrem Glück noch von dieser für Frauen schrecklichen Zeit. Nur sie, die göttliche Aphrodite, hat die schützende Pille und ihre Tochter, die dumme Kuh, will sie nicht nehmen. Dabei müssen die Frauen noch zweitausend Jahre auf diese Wunderpille warten. Doch Mira lehnt jede Art von Verhütungsmitteln rundweg ab. Für sie ist jedes Kind ein Geschenk der Götter. Mira hat jetzt schon drei Kinder. Drei Kinder großziehen, das reicht nach Aphrodites Ansicht. Was alle anderen Frauen natürlich ganz anders sehen. Eine Frau mit zehn Kindern ist hier die Regel. Viele schwache oder kranke Kinder lassen aber dann jeder Frau doch nur vier oder fünf Kinder. Miras Kinder, Minoa, Thelema und Perselos sind liebe Kinder, zum Glück gesund und wohlgeraten. Sie haben alle einen anderen Vater. Die fremden Väter werden sie vielleicht in ihrem Leben nie sehen. Mira sucht sich immer nur Männer aus, die zwar potent und gut im Bett sind, aber am Morgen danach auf ein Schiff steigen, um ferne Länder zu bereisen oder in den Krieg zu ziehen. Verrückter noch, Mira hofft scheinbar sogar, dass keiner der Väter jemals wiederkommt. Sie begründet ihre herzlose Entscheidung ausgerechnet mit den leidvollen Erfahrungen ihrer Mutter. Selbst der arme und liebe Titus Anton, der leider viel zu früh verstorben ist, muss dafür herhalten. Die Götter mögen ihr und Mira das vergeben. Gestern Abend hat Mira sich den Mann für das nächste Kind ausgesucht. Sie hat ihm so den Kopf verdreht, dass er blind vor Leidenschaft über sie herfiel. Sie legte es richtig darauf an, dass der Mann, von seinen Trieben geblendet, alles um sich herum vergaß. Sie musste als Mutter mit ansehen, wie ihre Tochter von diesem eingebildeten Ägypter vielleicht wieder geschwängert wurde. So schön für sie auch guter Sex ist, zusehen ist nicht ihr Fall. Der Ägypter zeigte erstaunlich viel Ausdauer. Mira wollte, dass alle Gäste und vor allem die hohen Würdenträger sehen, wer sie dieses Mal schwängert. Aphrodite und fünfzig andere von ihr geladene Gäste schauten dabei zu, wenn sie nicht gerade selbst in gleicher Art und Weise miteinander beschäftigt waren. Dass ihre Tochter das als Hohepriesterin öffentlich tun durfte, nein sogar tun musste, entschuldigt nicht die Entgleisung. So hat sie ihre Tochter nicht erzogen. Auch wenn Mira sich mit ihrem Verhalten gerne auf ihre Mutter beruft. Doch als sie öffentlich von den Männern genommen wurde, war sie im Gegensatz zu ihrer Tochter noch eine rechtlose Sklavin. Nun ja, ein paar Männer waren es dann später auch noch. Mira versteht es als ihr Vorrecht, sich auf diese Art den Vater für ihr Kind zu suchen. Nun behauptete sie letzte Nacht in ihrem Rausch vor allen Gästen, dass sie über eine Schwangerschaft selbst entscheidet. Sie hat damit ein Tabu gebrochen. Über so etwas spricht man einfach nicht, denn die Männer glauben fest daran, dass nur sie alleine darüber entscheiden, wann eine Frau schwanger wird. Das Wissen über die fruchtbaren Tage einer Frau ist hier nur den Huren bekannt. Nur die Priesterinnen, die Hetären und die Huren wissen, wie sie sich vor den Männern schützen können. Die Männer dürfen es niemals erfahren. Ihre heile Welt würde dann untergehen.“ Erstmals 1995 hatte Wolfgang Licht seinen Roman „Die Axt der Amazonen. Eine Penthesilea-Modifikation in Prosa“ bei HAAG + HERCHEN Frankfurt am Main veröffentlicht: Zoe ist eine erfolgreiche Schauspielerin und ihrem Beruf leidenschaftlich verfallen. Ihre Sensibilität ist sowohl Voraussetzung für ihre berufliche Leistung, aber auch schwerwiegendes Hindernis bei der Suche nach persönlichem Glück. Sie leidet unter der Trennung von Erno, dem Vater ihres Sohnes Olaf, dessen Erziehung ihr zu entgleiten droht. Sich der Herausforderung stellend, die Penthesilea zu spielen, verfällt sie dieser Rolle so sehr, dass sie die Grenzen zur Realität nicht mehr wahrnimmt. Schauen wir in die ersten drei Kapitel dieses zwischen Wirklichkeit und (Schau)Spiel changierenden Buches: „Teil 1 1. Kapitel Am Karfreitag betritt die Schauspielerin Zoe, von einer Abendvorstellung im Städtischen Theater kommend, ihre Wohnung in der Westvorstadt. Ihr ist heiß. Sie öffnet ein Fenster im Wohnzimmer, beugt sich weit hinaus, doch die Nachtluft erquickt sie nicht. Sie schließt das Fenster, geht ins Bad, bemüht, die Stelle in der Diele zu umgehen, an der der Fußboden unter ihren Schritten einen knarrenden Laut gibt, von dem Olaf, ihr Kind, in seinem Zimmer, dessen Tür stets offen steht, aufwachen könnte. Im Bad dreht sie den Wasserhahn auf, bildet aus beiden Handtellern eine Mulde, in die sie ihr Gesicht presst. Das treibt sie, bis sich ihre Haut kühl anfühlt und der Druck in ihrem Kopf nachlässt. Sie betritt das schmale Zimmer ihres Sohnes, Ein Lichtstreifen aus der Diele liegt über dem Kinderbett. Sie betrachtet die Umrisse der kleinen, gekrümmt liegenden Gestalt, die sich unter der Zudecke abbildet, die im Schlafe sanften Züge, die wie kleine Fächer aufgebogenen Wimpern über den geschlossenen Augen. Sie atmet seinen Duft, unterdrückt das plötzlich aufschießende Verlangen, das Kind anzufassen. In ihrem Schlafzimmer zieht sie sich um zur Nacht. Doch sie ist noch nicht müde. Eine Weile verharrt sie vor Ernos Bett, das, neben dem ihren stehend, mit einer blauen Seidendecke überzogen ist. Es ist ihr in diesem Augenblick, als berge dieses Bett die Erinnerung an Erno in solch starkem Maße, dass sie die kräftige, untersetzte Gestalt ihres Mannes vor sich zu sehen meint: erdbraune Augen im rötlichen Gesicht, seine ihm wohl unbewusste Bewegung, mit der er eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen versucht. Vor einem Jahr, auf den Tag genau, war er nach einer heftigen Auseinandersetzung aus diesem Zimmer gegangen. Seitdem hatten sie sich nicht wieder gesehen. Sie setzt sich auf einen Armstuhl neben dem Fenster und überlässt sich der Erinnerung an Erno. 2. Kapitel Damals, es scheint ihr jetzt wie in einem früheren Leben, hat sie an vielen Abenden vor dem Einschlafen noch in ihrem jeweiligen Rollenbuch gelesen, wobei sie, die Arme über der Bettdecke, Gesten andeutete, einen Satz, eine Sentenz vor sich hinsagte und gelegentlich sogar einen Ausruf tat, wenn sie die Szene fortriss. Erno hatte ihr vornächtliches Benehmen erduldet, ertragen; es ihrer beruflichen Begeisterung zugutegehalten, darin eine der Eigenheiten gesehen, die man einer Künstlerin nachsehen müsste. Einmal sprach sie Verse des Heilbronner Käthchens an ihren Geliebten. Vor dem Schlafzimmerfenster hing ein orangefarbener Mond über den Parkbäumen. Ein Vogel, wahrscheinlich eine Amsel, sang ein sehnsüchtig schwermütiges Lied, das, gedämpft durch die geschlossenen Fenster, ihre Worte nicht störte. Sie sprach von ihrer, vielmehr Käthchens, beseligenden Liebe, die voller Selbstaufgabe war. Erno lag so, dass er Zoe den Rücken zuwandte. Plötzlich begannen sich seine Schultern im Rhythmus heftiger werdender Atmung zu bewegen, und es kann sein, dass Zoe, das Käthchen spielend, in einem seltsamen Identifikationsvorgang begriffen, die Wirkung ihres Spiels, ihrer Worte an Erno erproben wollte. Sie hatte einer Zäsur im Text wegen eine Pause eingelegt, in der der geliebte Graf vom Strahl eine ernüchternde, Käthchen demütigende Bemerkung zu machen hatte. In diesem Augenblick drehte sich Erno ungestüm zu ihr herum, ergriff ihre auf der Bettdecke umherfahrenden Hände, presste und küsste sie. Beugte dann sein Gesicht über ihres, nahe, als versuche er im Schimmer des Mondes ihre Züge zu erkennen: Dass du das gesagt hast! Seine Stimme war unfest, er stammelte vor Erregung. Er hatte ihre Hand losgelassen, sich auf einen Ellenbogen gestützt; strich dann mit der anderen Hand über ihre Schläfe, den Hals, rückte näher, begann sie zu küssen, auf die Stirn, das Gesicht, die Brüste. Und obwohl sie, noch im Bann ihres Spiels, ihn und sich selbst, die Frau Zoe, beobachtete, zog Leidenschaft sie wie in einen Sog, der sie endlich ihres Augenblicksbewusstseins beraubte; ihr einen langen hohen Laut auspresste. Erno war von ihr geglitten. Sein Gesicht an ihren Leib geschmiegt. Der Mond schien jetzt so hell, dass die Baumkronen draußen im Park Schatten an die Zimmerwände warfen, über ihre Körper, das Laken. 3. Kapitel In acht Tagen war die Premiere des Stückes. Erno würde diese Aufführung nicht versäumen. Nicht einmal war er einer Erstaufführung, in der Zoe auftrat, ferngeblieben. Und diese Verse, ihr Wortlaut, aber mehr noch Zoes Spiel, ihre Bühnenhingabe an den Partner, würden Erno an ihre Liebe in jener Nacht erinnern. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm jetzt, an diesem Nachmittag, die Sache zu offenbaren, sich ihm anzuvertrauen. Sie saßen in den Sesseln vor dem Fenster, das im Gegensatz zu denen des Schlafzimmers auf eine verkehrsreiche Straße hinausging, deren Lärm sie nur dadurch auf ein erträgliches Maß dämpfen konnten, indem sie trotz herrschender Schwüle und der verbrauchten Luft im Zimmer das Fenster verschlossen hielten. Zwischen ihnen stand ein Tisch, auf dem Ernos Zeitschriften Platz hatten, Zoes Rollenbuch und ihre beiden Kaffeetassen. An der dem Fenster gegenüberliegenden Wand hing Ernos umfängliche Sammlung von Hieb-, Stich- und Stoßwaffen aus den früheren Epochen der Wehrgeschichte. Da gab es Streitäxte, Morgensterne, Hellebarden, Schwerter und Krummsäbel. Man konnte die Entwicklung des Dolches vom Faustkeil über den Stein- und Knochendolch, den Feuersteindolch, zum Kupfer- und Bronzedolch der Metallzeit verfolgen. Die verschiedenen Entwicklungsstufen der Äxte, worunter sich als besondere Kostbarkeit die Nachbildung einer sogenannten Amazonenaxt befand. Zoes Blick konnte sich in diesem Moment von den durch die schräg stehende Nachmittagssonne zum Funkeln und Gleißen gebrachten Waffen nicht lösen. Ihr war, als fände sie in der Art, wie sie aufgehängt waren und der im Grunde unerklärlichen Tatsache, dass Erno, der ein pazifistischer Charakter war, sie sammelte, einen Fingerzeig, wie sie ihre Sache am besten beginnen könnte. Da nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, dass Erno sie anschaute. Wann ist es soweit, fragte er plötzlich, und Zoe erschrak, als hätte er ihre Gedanken verfolgen können. Sie wusste auch sofort, dass er die Premiere meinte. In einer Woche, sagte sie. Übrigens, du hast schon Verse aus dem Stück gehört. Verse, sagte er, wann denn? Zoe beugte sich vor, griff nach seiner Hand, mit der er ein Buch hielt. - Gestern. Er sah verdutzt zu ihr. Sie stand auf, trat hinter seinen Stuhl und zog Ernos Kopf an ihren Leib. Sie wiederholte: gestern, gestern Abend, im Schlafzimmer, als wir bevor wir ... uns liebten, sagte sie sehr leise. Er beugte sich nach vorn über den Tisch, um von ihr loszukommen, drehte sich dann um und starrte sie an: Du hast deklamiert, rief er, offenbar absichtlich dieses Wort gebrauchend, um sie herabzusetzen. Das ... das, was du mir gesagt hast, war Theater? Diese ... Worte, eingelernt? Die Art, wie du mich angesehen hast, der Ton deiner Stimme, Schauspielerei? Ihm schien Speichel den Mund zu füllen. Er umschloss die Flüssigkeit mit Lippen und Wangen, schob sie umher wie einen Brocken, der ihm, dem Manne Erno, zum Bolus werden könnte, an dem er erstickte, bis er ihn zerbeißend, zerdrückend hinunterschluckte mit einem hörbaren Geräusch. Ich fand sie schön, diese Verse, sagte sie. Ich habe dich nicht täuschen wollen. Er war aufgestanden, brüsk; hatte eine Bewegung mit der Hand gemacht, als wolle er die Luft zerteilen; kam dann zurück, um seine Papiere vom Tisch zu nehmen. Willst du deinen Kaffee nicht austrinken? fragte Zoe, damit er sich beruhige. Plötzlich vernahm sie das polternde Rattern der Tatrabahn vor ihrem Hause, als höre sie es zum ersten Mal; die Vibration der Gleiskörper setzte sich durch Straße und Haus bis in ihr Zimmer fort. Erno nahm wie unter einem Zwang seine Kaffeetasse auf, sah hinein, schüttelte den Kopf, wobei unklar blieb, ob er Zoes Frage verneinte oder ob ihm der Vorfall unbegreiflich blieb. Früher, sagte er plötzlich, empfand ich dein Spiel wie eine zweite, neue Wirklichkeit. Ich habe mich an deiner Kunst freuen können, die, wie ich glaubte, unsere persönlichen Gefühle nicht berührte. Aber das ist anders geworden. Wenn ich dich heute üben sehe, dich reden höre, weiß ich nicht, ob du als meine Frau sprichst oder als irgendeine Judith oder Magdalena. Ich kann bei dir Spiel und Wirklichkeit kaum noch unterscheiden; nicht einmal dann, wenn es um Ernsthaftes geht. Denke ich, du redest mit mir, übst du eine Rolle, und glaube ich, du probst einen Text, sprichst du mit mir. Es war gestern Abend, dachte Zoe, nur ein äußerliches Missverständnis. Ich hätte eigene Worte finden können, sie wären mir zugefallen. Und sie sagte zu Erno: Das sagst du so, aber dann, später, konntest du spüren, was ich fühlte. Ja, sagte er bitter, gestern dachte ich es, aber heute weiß ich nicht, ob nicht auch das gespielt war. Schließlich gebrauchst du auf der Bühne nicht bloß Worte. Das war boshaft, und Erno wusste es. - Wenn du deinen Empfindungen selbst nicht mehr traust, kann ich dir nicht helfen. Das sagte sie nun auch kühl, und so war das Gespräch auf ungute Weise zu Ende gegangen. Zoe blickt in die Dunkelheit hinter dem Fenster. Sie atmet tief auf. Heute glaubt sie zu wissen, was damals in Erno vorging. Er konnte sich nicht verzeihen, auf ihre von ihm sogenannten Theatergefühle mit einem Ausbruch wirklicher Leidenschaft reagiert zu haben. In jenen Tagen, wo er vielleicht gehofft hatte, Spannungen, die seiner geschiedenen Frau wegen schon längere Zeit bestanden, auflösen zu können, Erno war gegangen. Sein Vortrag im „Haus der Technik“ begann erst in ein paar Stunden. Zoe hatte das Fenster geöffnet, Verkehrslärm überflutete sie. Die brandenden Geräusche erschienen ihr wie Äußerungen des Lebens. Fließendes, treibendes Bereits 1981 war erstmals im Verlag Neues Leben Berlin das Buch „Der Sohn des Adlers, des Müllmanns und der hässlichsten Frau der Welt. Ein Märchen vom Eis und vom Feuer“ von Waldtraut Lewin erschienen: Das Buch ist eine ebenso skurrile wie zarte Geschichte von einem, der auszog, die Welt zu retten und sich dabei fast selbst verlor. Die hässlichste Frau der Welt kann sich vor Verehrern kaum retten. Sie ist eben eine Sensation! Und so kommt es, dass ihr Sohn gleich zwei Väter hat: Einen stolzen Adler und jenen schönen Müllmann, der eigentlich von der Frau gar nichts wissen will und ihr eben den Gefallen tut… Als das wundersame Kind dann aber geboren wird – was ihre Mutter in einen tiefen Schlaf versenkt – streiten sich die beiden absonderlichen Erzeuger um die Vaterschaft. Denn dieser Sohn ist zu Höherem bestimmt, wie es scheint. Er hat nichts mehr und nichts weniger vor, als die Welt von allem Übel zu erlösen. Allerdings verliert er darüber seine Mutter aus den Augen – und so etwas tut nie gut. Der Sohn eilt von Abenteuer zu Abenteuer, und überall, wo er auf Unrecht und Verdrehtheiten stößt, schafft er Ordnung. Jedenfalls meint er das, während er weitereilt, getrieben von Neugier und dem Drang nach Gerechtigkeit. Aber nur etwas zu „stiften“ und dann fortzurennen, das reicht nicht aus, wie sich herausstellt. An welchen Ort seiner Taten er auch zurückkommt, immer muss er feststellen, dass sich die Dinge inzwischen zum Schlechten entwickelt haben. Und er kann weder verhindern, dass seine Mutter stirbt und seine Liebe, das kieselsteinerne Fräulein, in seinen Armen ganz und gar erstarrt. Alles scheint aus zu sein für ihn. Aber zum Glück erwachsen ihm mächtige Helfer. All die Schwachen und Betrübten, denen er einst so unvollkommen geholfen hat, verbünden sich für ihn, und gemeinsam sind sie stark. Und da sich außerdem noch seine beiden ungleichen Väter aussöhnen, um ihrem Sohn beizustehen, kann ja die Welt vielleicht doch noch gerettet werden. Wenn man sich auch zunächst eine blutige Nase geholt hat. Aber schließlich wird man aus Erfahrung klug… Die absonderlichen Abenteuer des Sohns, die ihn mit vielen unglaublichen Geschöpfen zusammenführen und in denen die Welt gleichsam durch ein leicht verzerrendes Brennglas betrachtet wird, sollen erstaunen, vergnügen und den Leser dazu anregen, das „Schiefe“ in diesen Geschichten in ihrem eigenen Kopf gerade zu rücken. Denn eigentlich kann immer nur der verfremdete Blick uns helfen, den Reiz der Wirklichkeit zu genießen. Nur die Fantasie öffnet den Blick. „Der Sohn des Adlers“ knüpft an die Tradition des romantischen Kunstmärchens an, wie wir es von Goethe, von Clemens Brentano und vor allem natürlich von E.T.A. Hoffmann her kennen – und das im Gewand einer modernen, ein bisschen surrealen und ein bisschen schrägen Sprache. Er hat eben, wie gesagt, zwei Väter… Und so hebt die Geschichte vom wundersamen Kind an: „Erstes Hauptstück von der merkwürdigen Empfängnis und Geburt des Sohnes, den Gaben des Adlers, der Harmonie der Sphären und der stillestehenden Zeit Bevor seine Mutter ihn empfing, war sie die hässlichste Frau, die man sich denken kann. Sie war so hässlich, dass sich die Leute auf der Straße bis zu den Knien bogen vor Staunen über ihre Hässlichkeit. Sie hatte eine Haut wie ein Nilpferd, Zähne wie ein Waldeber, Haare, die wie Schilfhalme aussahen, und ihre Augen tränten, und an ihren Händen wuchsen graue Krallen. Aber ihr Herz war wie ein süßer Mandelkern in ihr. Der Ruhm ihrer Hässlichkeit und ihres süßen Herzens ging in großen Wellen von ihr aus und lockte viele Männer an, denn ein so hässliches Weib zu besitzen ist eine große Ehre. Allen, die um sie warben, blieb bei ihrem Anblick fast das Herz stehen vor Beklommenheit und Entsetzen, aber dies Entsetzen wandelte sich alsbald in eine wilde Entschlossenheit, sie zu haben, und es war, als verfüge sie im Winkel ihrer grauen verschwimmenden Augen über mehr Bannkraft als ein großer Magnet, der so stark ist, dass er das Eisen aus den Schiffen zieht, und sie gehen unter. Da sie keinen der Freier erhörte, aber auch keinen abwies, zog der Schwarm von Liebhabern ständig hinter ihr her wie ein Königsgefolge. Der eine schleppte ihre abgetragene Handtasche, der zweite ihren Sonnenschirm aus roter verschlissener Seide, der dritte ihren Regenschirm aus schwarzer Baumwolle, der vierte eine Standuhr, damit sie stets wisse, welche Stunde geschlagen habe, der fünfte zwei Zimmerlinden in Töpfen aus Majolika, falls sie im Grünen ausruhen wollte. Der sechste bat sie flehentlich, ein Schleppkleid anzuziehn, damit er ihr die Schleppe tragen dürfe, aber trotz ihrer Güte ließ sie sich nicht dazu bewegen, etwas so Unmodernes wie ein Schleppkleid anzulegen. So musste dieser Freier nutzlos hinter ihr herlaufen und weinte oft, weil er ihr nicht dienen konnte. Eines Tages im Februar stieg das Thermometer auf golden, ein Taubenpärchen hackte gegen die Fensterscheibe, und die Krokusse im Rasen sprangen mit jenem Geräusch auf, das von Küssen herrührte. Sie verspürte den heftigen Wunsch, auf der Straße vor einem Café zu sitzen und einen Eisbecher mit Rosenblättern und Pfefferminz zu essen und lief so schnell los, dass ihr fast die Absätze von den Schuhen flogen und die Freier kaum zu folgen vermochten. Als sie mit ihren sechs Verehrern schließlich in der Sonne saß, standen die Leute im Halbkreis, um sie zu sehen. Touristen machten Fotos von ihr, um sie zu Hause ihren staunenden Kindern zu zeigen, und zwei Naturforscher stritten sich, ob ihre Haare wirklich welke Schilfhalme seien oder nur so wirkten. Mehrmals musste der sechste Freier, glücklich darüber, etwas tun zu können, die Menge bitten, so viel Platz zu lassen, dass die Sonne durchkomme. Sie rührte in ihrem Eisbecher mit Rosenblättern und Pfefferminz und hatte plötzlich keinen Appetit mehr. Die Standuhr schlug Mittag und einen Schlag darüber hinaus. Ein großer Schatten fiel auf ihre Hand. Aufblickend, gewahrte sie einen riesigen Adler mit dunkelbraunem Gefieder, dessen gebogener Schnabel auf sie gerichtet zu sein schien. Ihr Herz klopfte stürmisch. Die Krallen des Vogels waren ihren Fingernägeln verwandt, und die gefühllosen Adleraugen glänzten. Sie brach überstürzt auf und zahlte mit einer Muschel. Der Adler gab ihr ein Stück das Geleit, man hörte das gewaltige Rauschen seiner Schwingen noch drei Straßenzüge weiter, so dass der Magistrat annahm, der Staudamm sei gebrochen, und Vorkehrungen zur Rettung der Stadt traf. Unterwegs, in der quirlenden Menge, die sie umgab, traf sie das Orangerot des Müllwagens wie eine Botschaft. Der Müllfahrer trug eine Mütze aus vielerlei Fellen, aber hauptsächlich vom Kaninchen. Die Haut seiner Hände und seines Angesichts war gelb vor Asche, aber als er die Hand hob, sich den Schweiß abzuwischen, entblößte er einen gemeißelten Arm mit Adersträngen. Seine unförmigen Handschuhe hingen ihm müßig an der Hüfte. Die hässlichste Frau der Welt trat auf ihn zu, und während ihr süßes Herz zu leuchten begann, sagte sie: „Ich glaube, ich liebe dich.“ Weil der Müllwagen lärmte wie ein Wachhund, musste sie ihre Worte wiederholen. Der Müllfahrer besah sie von oben nach unten, darauf von unten nach oben, brach in Gelächter aus und wandte sich ab.“ Zum Superpreis von jeweils 99 Cents stehen diesmal zwei Bücher von Ulrich Hinse und von Klaus Möckel, die sich beide, aber auf sehr unterschiedliche Weise mit unterschiedlichen Zeiten und Menschen befassen – mit Rittern und mit schönen, einflussreichen Frauen: Erstmals 2014 legte die EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe den historischer Roman über den Verbleib des Templerschatzes anno domini 1307 „Das Gold der Templer“ von Ulrich Hinse vor: Jaques de Molay, der Großmeister des in der ganzen Welt des Orients und des Okzidents bekannten, geschätzten aber auch gefürchteten Templerordens war entsetzt. Sein Orden sollte aufgelöst, die Ritter verhaftet werden und das riesige Vermögen der französischen Krone zufallen. Die Haftbefehle waren bereits ausgestellt und an alle Gouverneure und Bischöfe in Frankreich verteilt worden. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, sollen in den Morgenstunden überall im Land die Vasallen des Königs jeden Templer festnehmen und einkerkern. Alle Templer zu retten scheint dem Großmeister nicht mehr möglich. Deshalb stellt er in aller Eile drei Maultierkarawanen zusammen, die mit wenigen Leuten das Archiv und das Gold in Sicherheit bringen sollen. Eine Karawane ist für England bestimmt, eine soll über See nach Portugal gehen und eine weitere auf die Festung der Templer nach Ponferrada in Spanien gebracht werden. Der junge flandrische Tempelritter Jan van Koninck hat zusammen mit dem Stellvertreter des Großmeisters die Ehre, die Karawane nach Spanien in Sicherheit zu bringen, als in den Pyrenäen sein Mentor erschlagen wird. Die Verantwortung lastet ab sofort auf seinen Schultern. Gelingt es ihm wirklich, die kleine Karawane gegen alle Widerstände im Winter über die Pyrenäen zu bringen und Ponferrada zu erreichen? Eine stattliche Anzahl französischer Soldaten, geführt von einem alten Landsknecht, hat sich auf seine Spur gesetzt. Und auch innerhalb der sonst eingeschworenen Templer gibt es Widerstände. Es erscheint mehr als fraglich, das Gold vor dem gierigen französischen König Philipp IV. und seiner nicht viel besseren Frau Johanna von Navarra in Sicherheit zu bringen. Ein Roman aus der Zeit des finsteren Mittelalters, in der es ehrenhafte Ritter aber ebenso viele Schurken gab. Der historische Roman beginnt mit einem Kampf und mit dessen überraschendem Ausgang: „1. Kapitel Die Glocken am Kirchturm der Stadt Kortrijk in Flandern läuteten. Dumpf wummerte ihr Klang über das Schlachtfeld. Sie verkündeten den glanzvollen Sieg der Flandern gegen die Franzosen. Jan van Koninck, der zweiundzwanzigjährige junge Mann mit den gekräuselten roten Haaren, den blauen Augen und der kräftigen, durchtrainierten Figur unter dem jetzt Blut bespritzten ledernen Wams, stand etwas gebeugt, auf sein blutiges Schwert gestützt, am Rande eines Eschenwäldchens. Eine Wurfaxt, die schon aus normannischer Zeit bekannte Franziska, steckte im Gürtel. Er schaute auf die Szene vor ihm in der Niederung. Dicht gedrängt vor einem Bach, der sich durch die morastige Senke schlängelte, lagen Hunderte von toten Rittern in ihren ehemals glänzenden, jetzt nach der Schlacht aber stumpfen, blutigen Rüstungen und ebenso viele tote oder schwer verletzte Pferde. Jan summte ein leises Lied. Es war das Totenlied für die Ritter des französischen Königs Philipp des Schönen, der selbst nicht an dem Massaker teilgenommen hatte. Der Sieg war ohnehin eingeplant. An eine Niederlage war nicht im Entferntesten gedacht worden. Deshalb hatte er seinen einäugigen Kanzler Pierre Flote als Feldherrn gesandt und Jaques de Chatillon als zukünftigen Gouverneur gleich mitgeschickt. Die unruhigen Flandern sollten zur Raison und der lukrative Tuchhandel mit England und der Hanse unter französische Kontrolle gebracht werden. Aber es war dann doch anders gekommen. Fast alle nordfranzösischen Ritter hatten ihr Leben für den König auf dem Schlachtfeld lassen müssen, nur wenige waren entkommen. Über das Schlachtfeld mit den unzähligen Toten und Schwerverletzten wuselten unzählige junge und alte zerlumpte Menschen und Bürger aus Kortrijk, die den Toten und Sterbenden ihre Wertgegenstände abnahmen. Van Koninck nestelte an seinem Wams. Mit etwas Mühe zog er den goldenen Anhänger hervor und betrachtete ihn. Er war, wie die Kette auch, aus purem Gold. Langsam strich er mit seinen Fingern über das Wappen. Ein französisches Wappen, ein Königswappen, was die drei Lilien verrieten. Er hatte es einige Monate vorher von einem französischen Ritter bekommen, der den Aufstand der flämischen Bürger in Brügge gegen die französische Besatzung nicht überlebt hatte. Eigentlich hatte er den verletzten Franzosen aus Wut töten wollen, weil er durch seine Gegenwehr die Flucht des Gouverneurs Jaques de Chatillon ermöglicht hatte. Hasserfüllt hatte Jaques de Chatillon noch zurückgerufen, dass er schon allein deshalb zurückkommen würde, nur um ihm eigenhändig den Kopf abzuschlagen. Der verletzte Ritter hatte sich mit Mühe die Kette mit dem Wappen abgenommen und dem jungen Flandern gegeben. Vielleicht bringt es dir irgendwann einmal Glück, hatte der Franzose gemurmelt, dann war er verschieden. Jan hatte das Medaillon zwar genommen, aber sonst hatte ihn der nach seiner Kleidung offensichtlich adelige Franzose nicht weiter interessiert. Er hatte ihn in seinem Blut liegen lassen und war den anderen flüchtenden Franzosen hinterhergelaufen. Sein Vater Pieter, sein Bruder Wim und er, der jüngste Sohn des Webers Pieter van Koninck, waren kurz darauf wegen ihres Mutes und ihres verwegenen Vorgehens bei der Befreiung von Flandern von Robert von Bethune, dem Grafen von Flandern, zum Ritter geschlagen worden. Dieses Mal war ihm de Chatillon nicht entkommen. Selbstgefällig war er in die Falle geritten und im sumpfigen Ufer des kleinen Flüsschens vor Kortrijk stecken geblieben. Seine Rüstung war zu schwer, als dass er hätte problemlos absitzen und mit dem Schwert kämpfen können. Das war sein Todesurteil. Die flämische Infantrie war dem schwerfälligen Ritter zu Fuß deutlich überlegen und Jan van Koninck hatte genau aufgepasst, wo Jaques de Chatillon hingeritten war. So kreuzten sich auf dem Schlachtfeld ihre Wege erneut. De Chatillon erkannte sofort, wer sich ihm in den Weg stellte, und versuchte mit kräftigen Schwerthieben, dem Jüngsten der Koninck-Sippe den Garaus zu machen. Aber der flinke, junge Flame wich allen Hieben geschickt aus, wehrte mit seiner Wurfaxt und dem Schwert die Hiebe ab und ließ den Franzosen sich müde schlagen. Wobei Jan höllisch aufpassen musste. Die Fechtkunst von de Chatillon war legendär. Aber dazu gehörte natürlich auch, dass sich der Ritter schnell und trickreich bewegen konnte. Aber genau das fehlte hier. Nur wenige Schritte gelangen dem schwer gerüsteten Ritter im Sumpf. Er sank immer tiefer ein und konnte sich nur noch auf einem Fleck stehend verteidigen, während Jan in seiner leichten Kleidung um ihn herumstapfte. Wenn er in seinem Rücken stand, hatte er Mühe, seinen Gegner durch die Sehschlitze zu erkennen. Als einige weitere Franzosen heranritten, um dem Gouverneur zu Hilfe zu eilen, machte Jan dem Kampf ein schnelles Ende. Er wehrte einen Schlag des Franzosen mit seiner Franziska ab und stieß ihm mit der ganzen Kraft seines rechten Arms das Schwert von unten durch den Rüstungsschlitz zwischen Helm und Harnisch in den Hals. Augenblicklich sackte de Chatillon zusammen und starb. Mit einem Ruck zog Jan sein Schwert aus dem Körper des Sterbenden, um die heranreitenden Franzosen abwehren zu können. Aber als die sahen, dass Reiten in dem Sumpf nicht möglich und ihr Anführer bereits gestorben war, zügelten sie die Pferde und ritten auf festen Untergrund zurück. Jan nahm noch an dem einen oder anderen Scharmützel teil, aber der so ungleich begonnene Kampf war letztlich zugunsten der Flandern entschieden. Das, was niemand zu glauben gewagt hatte, war eingetreten. Die bürgerlichen flandrischen Infanteristen hatten mit ihren selbst gebastelten Waffen gegen die Truppe aus hochdekorierten, gut gerüsteten französischen Rittern gewonnen. Die Ritter waren nicht zuletzt an ihrer Arroganz gescheitert. Flandern war unabhängig geblieben und musste sich Philipp dem Schönen nicht beugen. 14 Jahre vor dem Roman über die Templer, also 2000, hatte Klaus Möckel im Verlag Das Neue Berlin erstmals sein Buch über Frankreichs berühmteste Mätressen „Die Gespielinnen des Königs“ veröffentlicht: „Nun war es wirklich geschehen, sie war die Hure des Thronfolgers. Die Höflinge würden es zwar nicht wagen, ihr das ins Gesicht zu sagen, aber denken würden sie es.“ So beginnt der Autor seine Erzählung über Diane de Poitiers, die Mätresse des späteren Königs Heinrich II., die noch heute als eine der schönsten Frauen in Frankreichs Geschichte gilt. Selbstbewusst und geschäftstüchtig, brachte sie es zu großem Reichtum und fast unbeschränkter Macht. Doch auch die anderen Damen in diesem Band, von denen die berühmteste Madame Pompadour ist, wussten ihre Fähigkeiten im Bett und am Hof zu nutzen. Von Glanz umgeben, meist intelligent und gerissen, umgarnten die Entragues, die Montespan, die Du Barry ihren Herrscher, um ihn dann am Gängelband zu führen. Freilich war ihr Weg gefährlich. Von so manchem Höfling angefeindet und von Hinterhältigkeit bedroht, durften sie nie die Gunst des Geliebten verlieren - das hätte den Untergang bedeutet. Dieses Buch ist ein Sittengemälde, das vier Jahrhunderte französischer Geschichte darbietet. Spannend bis ins Detail, abenteuerlich und voller Witz führt es dem Leser eine Welt vor Augen, die ihn mit ihren bis zum Mord reichenden Intrigen, mit ihrer List und Gewalt, aber auch mit ihrem Charme und ihrer Lebhaftigkeit von Anfang bis Ende in den Bann schlägt. Wie und warum der dafür bestens prädestinierte Autor dieses Buch geschrieben hat, das erläutert Klaus Möckel in seinem aufschlussreichen Vorwort: „Ist von Gespielinnen des Königs die Rede, denkt man vielleicht zuerst an leicht bekleidete Schönheiten, die sich auf samtenem Pfuhl ihrem leidenschaftlich entflammten Herrscher hingeben. Oder man stellt sich elegante Damen in raschelnden Seidenkleidern vor, bereit zum stürmischen Tête-à-tête mit der entzückten Majestät; Bilder, die sich nicht von ungefähr ergeben: Im Bett errangen Mätressen aller Zeiten ihre nachhaltigsten Siege. Doch die Rolle der Schönen, die meist aus dem hohen Adel stammten oder zumindest in diesen Stand erhoben wurden, erschöpfte sich keinesfalls im Liebesdienst. Wohl widmeten sie sich dieser Aufgabe mit Leidenschaft, zumal sie zum Dank dafür Gold, Edelsteine, kostbare Gewänder, Ländereien und prächtige Schlösser erhielten. Sie glänzten aber auch in anderen Bereichen. Sie besaßen Bildung, brillierten mit Worten und mit ihrem gesamten Auftreten, verfügten über natürliche Eleganz. Bei Hof wurden sie zu wichtigen Persönlichkeiten; sie redeten in der Mode, in der Kunst und oft sogar in der Politik mit. Zur „Maitresse en titre“ ernannt, verstanden sie sich als Partnerin an der Seite des Königs und liebten den Herrscher meist wirklich. Im Schutz des Monarchen konnten die jungen Damen ihren Besitzstand sichern und ihre Familien in einflussreiche Stellungen bringen. Über die Liebe zum König versuchten sie, Machtpositionen zu erobern, die Frauen ihrer Zeit sonst verwehrt waren. Zugleich waren sie aber in jeder Hinsicht von der Zuneigung des Herrschers abhängig, gerieten in größte Bedrängnis, wenn sie diese Gunst verloren oder der König aus dem Leben schied. Um sich im höfischen Intrigenspiel zu behaupten, bedurfte es all ihrer Wachsamkeit und Intelligenz. Von den Königinnen, die sich gekränkt in die Rolle der betrogenen Gemahlin zurückzogen, wurden sie vornehm mit Madame angesprochen, insgeheim jedoch Hure genannt. War die Demütigung zu groß, geschah das manchmal sogar in aller Öffentlichkeit. Die Verschwendungssucht der Mätressen, die den Staat ein Vermögen kostete, wurde ihnen vom Volk verübelt und lieferte Neidern gute Argumente. Doch sie brauchten den Glanz, um bei Hof Anerkennung zu finden. Nur so konnten sie sich auf längere Zeit neben dem König behaupten. Was den Rang bei Hof betraf, mussten sich die Favoritinnen der Herrscher den Königinnen, die für die Bewahrung der Thronfolge zuständig waren, unterordnen. An Glanz und Schönheit jedoch, oft auch an Reichtum und besonders an der Möglichkeit, den Monarchen zu beeinflussen, standen die Mätressen den Königinnen voran. Je nach Klugheit oder Raffinesse, nach Geschick oder Wendigkeit erhielten sie sich diesen unschätzbaren Vorteil auf möglichst lange Zeit. Sie versuchten nicht selten, ihre Stellung zu festigen, indem sie Kinder gebaren und den König dazu brachten, diese zu legitimieren. Die berühmteste aller französischen Mätressen ist die Marquise von Pompadour; ihr ebenmäßiges Gesicht mit der hohen Stirn, der schmalen Nase und den wachen Augen schaut uns von den Einbänden vieler Abhandlungen und Werke über die Epoche Ludwigs XV. an. Sie hatte es darauf angelegt, die Geliebte des Königs zu werden, und gelangte, als das erreicht war, zu beachtlichem Einfluss. Sie war gebildet und kunstbegabt, verschwenderisch und mitunter großherzig. Sie verstand es, Allianzen zu schmieden, und mischte sich - keineswegs zum Wohl des Landes - in die Politik ein. Als sie den Herrscher mit ihren Liebeskünsten nicht mehr zu erwärmen vermochte, schaffte sie es, ihre Stellung zu behaupten, indem sie ihm jüngere Gespielinnen zugestand. Mit der Renaissance tauchen erstmals jene Damen aus dem Schatten der Geschichte auf, die als königliche Favoritinnen zu Macht und Ehren kamen. So gilt Agnès Sorel, die später mit entblößter Brust sogar auf einem Altargemälde dargestellt wurde und dem Leben Karls VII. entscheidende Impulse verlieh, als erste offiziell anerkannte Mätresse in Frankreich. Die Schicksale bekannter französischer Mätressen, die in diesem Buch nachgezeichnet werden, sind eng mit den Kämpfen und Wechselfällen jener Jahrhunderte, den Religionskriegen und dem Niedergang des Ancien Régime, verbunden. Ihr Leben in Prunk und Überfluss stand häufig in schroffem Gegensatz zum Elend der niederen Schichten. Kriege und Hungersnöte im Verein mit Seuchen wie der Pest oder den Pocken dezimierten immer wieder die Bevölkerung. Das Buch setzt im 15. Jahrhundert, dem Zeitalter der Jeanne d'Arc, ein und behandelt Lebensläufe bis hin zur Französischen Revolution. Die Gestaltung bewegt sich im Rahmen der geschichtlichen Überlieferung, ohne dass Fakten sklavisch aneinandergereiht werden. Einer anschaulichen Darstellung mögen die zum Teil etwas freier geformten Szenen und Dialoge dienen, genau wie die ins Geschehen verwobenen Anekdoten, die das Denken, Fühlen und Handeln der Protagonisten zeigen. Wie stets im Leben bilden Tragik und Komik, Intelligenz, Dummheit, ja selbst Verbrechen dabei ein Ganzes. Das Buch handelt von Frauen zwischen größtem Ruhm und tiefster Verachtung, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Leidenschaft und Resignation, für die es eine Ehre und mitunter ein Fluch war, die Geliebte des Königs zu sein, und genauso widersprüchlich sind ihre Wege. Bisweilen stark und selbstherrlich, dann wieder schwach und verlassen spiegeln sie „Glanz und Elend“ des höfischen Lebens wider, um den Titel eines bekannten Buches von Balzac abzuwandeln. Sie haben geliebt und gelitten, verschwendet, geherrscht und manchmal auch bereut. In ihrem Drang nach Besitz und Macht, aber auch mit ihrer Hoffnung auf erfüllte Liebe stehen sie für eine vergangene Zeit, die unserer Gegenwart dennoch nicht so fern ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.“ Kommen wir noch einmal auf das Thema Zeitreisen zurück. Würden Sie sich vielleicht mal mit der berühmtesten aller französischen Mätressen treffen wollen, mit der Marquise von Pompadour? Und zwar nicht nur so zum Spaß, sondern um mit ihr ganz ernsthaft über Männer und Frauen, über Liebe und Glück sowie über Macht und Einfluss und darüber zu plaudern, wie man beides gewinnt und – verteidigt. Sie sehen schon, das sind ganz im Sinne von Klaus Möckel gar nicht so sehr historische Themen, sondern sehr gegenwärtige. Das dürfte jedenfalls eine sehr spannende Unterhaltung werden – noch dazu mit einer nach allen überlieferten Beschreibungen und Bildnissen sehr schönen Frau (schauen Sie sich bitte mal zum Beispiel das elegante „Porträt der Madame de Pompadour“ des französischen Rokoko-Künstlers, Hofmalers und Pompadour-Günstlings François Boucher aus dem Jahre 1758 an) von hoher Bildung und Intelligenz, die mit vielen Gaben gesegnet war, wie Klaus Möckel zu berichten weiß: „Ihr Wissen mochte oberflächlich sein, aber sie hatte die Fähigkeit, es anzuwenden. Für eine Maitresse en titre fehlte ihr zwar die entsprechende Herkunft, doch sie würde alles tun, diesen Makel durch ihre vielfältigen Vorzüge wettzumachen.“ Ob und wie das gelingt, ist frisch und farbig in den „Gespielinnen des Königs“ zu erfahren – fast so, als wäre man als stummer Zuschauer und Bewunderer der schönsten Frauen Frankreichs in Versailles und anderswo direkt dabei. Insofern ist es denn doch eine Art Zeitreise … Gute Reise also, viel Spaß beim Lesen und Französisch lernen und bis demnächst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3903 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 6 years
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Gegen Ende eines Krieges, eine Reise in die Vergangenheit und eine traurige Hundegeschichte – 3 E-Books zum Sonderpreis und zwei Superpreis-Angebote für 99 Cents
Wie war das damals? Wie ist es dazu gekommen? Und was lässt sich möglicherweise aus der Vergangenheit für die Gegenwart und für die Zukunft lernen? Das sind Fragen, mit denen auf unterschiedliche Weise die drei Deals der Woche zu tun haben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 26.01.18 – Freitag, 03.02.01.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Wie war das damals? Wie ist es dazu gekommen? Und was lässt sich möglicherweise aus der Vergangenheit für die Gegenwart und für die Zukunft lernen? Das sind Fragen, mit denen auf unterschiedliche Weise die drei Deals der Woche zu tun haben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 26.01.18 – Freitag, 03.02.01.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Sehr eindrücklich beschreibt Heinz Kruschel das Schicksal von Menschen am Ende eines Krieges, die im April 1945 vor Entscheidungen zwischen Leben und Tod stehen. Und das Moor schweigt. Eine Reise in die Vergangenheit unternimmt die Hauptfigur in der Erzählung „Clownschule“ von Renate Krüger. Auch Walter Kaufmann hat in dem Band mit Geschichten unter dem Titel „Kauf mir doch ein Krokodil“ viel zu erzählen – aus einem langen Leben, in dem er trotz aller Schrecken auch zumindest einmal verdammt viel Glück gehabt hatte. Der deutsch-australische Schriftsteller Walter Kaufmann, der eigentlich Jizchak Schmeidler heißt, wurde am 19. Januar 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geboren. Er ist jetzt 94 Jahre alt. 1926 war er von dem jüdischen Anwalt Sally Kaufmann und dessen Frau Johanna adoptiert worden, was er selbst jedoch erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland erfuhr. Seine Adoptiveltern wurden nach dem Novemberpogrom 1938 verhaftet, kamen ins KZ Theresienstadt und wurden im KZ Auschwitz ermordet. Kaufmann gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht aus dem Deutschen Reich über die Niederlande nach Großbritannien. Dort wurde er als „feindlicher Ausländer“ interniert und 1940 per Schiff nach Australien gebracht. Außerdem sind in dieser Woche zwei E-Books von Ulrich Hinse für eine Woche zum Superpreis von nur jeweils 99 Cents zu haben. Mehr dazu am Ende dieser Ausgabe. Erstmals 1970 veröffentlichte Heinz Kruschel als Band 159 der Erzählerreihe des Deutschen Militärverlages den Titel „Das Moor schweigt“. Der Text ist ein Auszug aus seiner Erzählung „Das Kreuz am Wege“: Minus 17 Grad zeigt das Thermometer. Aber das Wasser im Bach fließt schnell, und deshalb ist es noch nicht zugefroren. Also lassen die Ausbilder von der SS-Division „Totenkopf“ die jungen Soldaten in eben diesem Bach eine Stunde lang marschieren. Zur Abhärtung, wie sie sagen. Fünf Jungen aus der 6. Schule sind unter den Geschundenen: Hans Pohnert, der die Penne satt hat und noch den Krieg erleben will, Jonny Renkel, der schnellste Läufer der Schule, Kalle Kozruk, der stiernackige Stammführer, der schon zweimal hängengeblieben war, Manne Hausmann, der schmalgliedrige Primus der Klasse, und Sohne Schwerdtmenger, dessen Vater in einem Strafbataillon sein soll. Sie und ein paar alte Volkssturmmänner bilden einige Wochen später einen sogenannten Panzervernichtungstrupp, der in Wurmfing stationiert ist. Der einarmige Leutnant Wenzlau führt sie. Ihr Tagesablauf ist monoton: Hinweis- und Wegeschilder umstecken, um die Truppen der Alliierten, die täglich anrücken können, ins Moor zu führen, Sperren und Minenfelder legen und auf den Einsatz warten. Werden sie den erleben, um den Krieg noch weiter als fünf Minuten nach zwölf zu führen? Hier der Beginn des ersten Kapitels: „Der Krieg war für Hans Pohnert eine Selbstverständlichkeit. Solange er bewusst denken konnte, gab es nichts anderes, und so war das Umstecken der Fähnchen auf der Landkarte im Klassenzimmer eine tägliche Gewohnheit. Auch der knappe Raum, den die Reste der deutschen Armeen in diesen ersten Tagen des Jahres 1945 noch verteidigten, ließ in Pohnert nicht den Gedanken an eine Niederlage aufkommen. Um Berlin würde sich der Krieg entscheiden, denn Berlin bleibt deutsch. Wien wird wieder deutsch, Europa wird niemals russisch, hatte der Propagandaminister gesagt. Hans Pohnert war froh, als im Januar der Befehl kam, sich im Wehrertüchtigungslager zu melden, denn die Schule ödete ihn an und die Pauker schon lange. „Pickel“ Kerze, der alte, glatzköpfige Rektor, hatte die fünf Jungen mit bewegten Worten verabschiedet: Jonny Renkel, der der schnellste Läufer der Schule war, Kalle Kozruk, den stiernackigen Stammführer, der schon zweimal hängen geblieben war, Manni Hansmann, den schmalgliedrigen Primus der Klasse, Sohne Schwerdtmenger, den sie manchmal böse „Bolschewik“ nannten, weil sein Vater in einem Strafbataillon sein sollte, und Hans Pohnert, den blonden Angestelltensohn, der die Penne satthatte und den Krieg erleben wollte. Sie hatten nicht einmal zugehört, der alte Rektor interessierte sie nicht mehr. Im WE-Lager ging es hoch her. Ausbilder der SS-Division „Totenkopf" brachten ihnen Handkantenschläge und Mutsprünge, Jiu-Jitsu-Griffe und Anschleichen bei, sie wurden an Panzerfäusten und Handfeuerwaffen ausgebildet. Nicht alle überstanden es gut. Nach einem einstündigen Marsch im fließenden Wasser eines kleinen Baches bei einer Außentemperatur von minus 17 Grad war das Revier am anderen Tage so voll, dass der Sankra einige Dutzend ins Krankenhaus fahren musste. Aber die Jungen aus der 6. Schule hielten durch. Auch Manni Hansmann, der der anfälligste war und den seitdem ein furchtbarer Husten quälte. Dann kam die Abkommandierung zum Werwolf. Die Klassenkameraden blieben zusammen. Die Apriltage in Wurmfing waren blau und hoch, sodass täglich mit dem Einflug von Bomberverbänden gerechnet werden konnte. Sie kamen auch täglich, es gehörte zum Tagesablauf. Und der war monoton: Hinweis- und Wegeschilder umstecken, um die Amis ins Moor zu führen, Sperren und Minenfelder anlegen und auf den Einsatz warten. Sie waren nicht viele: die fünf Jungen, alte Volkssturmmänner aus der Umgebung, einige Reservisten, die nicht mehr voll einsatzfähig waren. Leutnant Wenzlau, ein junger, blasser Offizier, führte die kleine Truppe. Er trug immer einen eleganten grauen Mantel, dessen rechter Ärmel angesteckt war — während der Rückzugskämpfe in einer russischen Stadt hatten sie ihm den Arm abgeschossen. Außerdem hatte er noch einen gefährlichen Lungensteckschuss, dessen Splitter nicht entfernt werden konnten. Er war verbittert, wusste, dass er bald sterben musste, und hatte nur den einen Wunsch, möglichst viele Gegner mit in den Tod zu nehmen. Sein Stellvertreter war der Ortsgruppenleiter Kochne, ein Bauer in brauner Uniform mit gelben Spiegeln. Er hatte den größten Hof im Ort. Die fünf Jungen waren in der Waschküche des Gastwirts untergebracht. Der Gastwirt war ein hagerer Mann mit eingefallenem Brustkorb und überschmalen Händen. Schwindsucht, munkelte man im Dorf. Darum sollte er nicht eingezogen worden sein, aber er stand sich auch gut mit dem Kochne-Bauern, dem alten Kämpfer, und der konnte manches regeln mit seinem Einfluss. Die beiden hockten oft stundenlang zusammen und standen nicht eher auf, bis sie die Buddel ausgetrunken hatten. So war es auch an diesem Frühlingstage des Jahres 1945. Als der Wirt draußen auf der Straße die Werwolfgruppe vorüberlaufen sah, Panzerfäuste in den Händen, sagte er zum Kochne-Bauern: „Meinst du, dass die es schaffen werden?“ Der Bauer kippte den Schnaps hinunter und rückte ein Stück näher, obwohl diese Vorsicht übertrieben war, denn in der Schankstube befand sich kein Mensch, nur die Schwester des Wirtes hantierte in der Küche. Aber die hörte nicht zu. Sie war ausgebombt und hatte in Magdeburg bei einem Luftangriff ihren zehnjährigen Jungen verloren. Nun lebte sie mit der Tochter hier. Beide halfen in der Wirtschaft, mehr geduldet als gern gesehen. „Was heißt schaffen?“, brummte Kochne, „wir lassen die machen und halten uns 'raus. Adolf hat sich übernommen, er konnte sich auch nicht auf alle verlassen und hatte schlechte Berater. Ich habe keine Lust, in den letzten Minuten ins Gras zu beißen. Man muss versuchen, von einem Kahn auf den andern zu springen und dabei nicht ins Wasser zu fallen. Da kommt es auf einen Moment an, verstehst du, auf eine Sekunde vielleicht, sonst kann es zu spät sein!“ „Aber diese Sekunde, der Moment ... Wie willst du denn wissen ...?“, stotterte der Wirt, noch verblüfft über die Worte des Freundes, die heute anders klangen als sonst. Der Kochne-Bauer antwortete nicht. Er starrte ins leere Glas, nahm es in die Hand und stülpte es um. Miltenmichler verstand. „Martha!“, rief er. „Martha, .bring uns noch eine Flasche!“ „Überlass das nur mir“, sagte der Bauer kurz und musterte aus zusammengekniffenen Augen das Mädchen, das in die Schankstube trat und mit einem heftigen Ruck die Flasche auf den Tisch stellte. Es war die Tochter der Schwester, Christine. Sie war achtzehn Jahre alt, hatte Augen wie tiefbraune Mandeln, schmale Hüften und spitze Brüste. „Deine Mutter hatte ich gerufen. Bist du schon zurück?“, fragte der Wirt säuerlich. Christine trat zum Fenster. „Sie lassen uns nicht mehr 'raus. Alle Straßen sind gesperrt, ich bin nur bis zur Kreuzung gekommen. Wir müssen eben einkaufen, wenn wieder Ruhe ist. Lange kann es nicht mehr dauern!“ Der Ortsgruppenleiter stand auf und trat breitbeinig vor sie hin. „Was soll das heißen?“, fragte er langsam und drohend. „Was soll das heißen?“, wiederholte er seine Frage. Seine Hände umspannten die nackten Oberarme Christines. Sie blieb unbeweglich stehen. „Das soll heißen, dass der Onkel seine Futtermittel zurzeit nicht bekommen kann, weiter nichts. Die Gründe sind wohl bekannt“, sagte sie ruhig.“ Erstmals 2011 erschien im Wagner-Verlag Gelnhausen die Erzählung „Clownschule“ von Renate Krüger: In diesem Buch schlägt die Autorin einen weiten historischen Bogen - vom Zweiten Weltkrieg über die 1950er Jahre in der DDR bis ins Heute. Die Rentnerin Helga Schneider, eine ehemalige Krankenschwester aus Oberschwaben, will sich in einer Mecklenburger Nobelherberge erholen. Damit unternimmt sie zugleich eine Reise in die eigene Vergangenheit, hatte der Gebäudekomplex derer von Klevenow zu DDR-Zeiten doch eine ganz andere Funktion. Er diente als Rehabilitationsstätte für verdienstvolle, aber mit Sicherheitsrisiken behaftete Staats- und Parteifunktionäre, wie die Erzählerin mit feiner Ironie schreibt. Ein Objekt, auf dem natürlich auch die Hand der Stasi lag und in dem Helga Schneider beschäftigt war. Eine im Bereich des Alltäglichen angesiedelte und zu keinen besonderen Höhenflügen herausfordernde Begebenheit, wären da nicht die Hintergründe, die im Verlauf der Erzählung nach und nach sichtbar werden. Und die bestehen nicht aus irgendeiner Familiengeschichte mit Tabubereichen, sondern sind schmerzliche Konturen und Schicksale vor dem Hintergrund deutscher und europäischer Vergangenheit und Gegenwart. Das Klevenow-Schloss existiert nicht wirklich. Vielmehr handelt es sich um ein fiktives Konstrukt, eine Kombination aus den realen Orten Schloss Wiligrad, dem Sachsenberg in Schwerin und Schloss Basedow. Dort, so Renate Krüger, findet sich auch der Zimbelstern, das Spielwerk einer Orgel, das im Roman eine wichtige Rolle spielt. Zu einem weiteren wichtigen Motiv des Buches führen drei Clowns, die in Renate Krügers Wohnzimmer stehen. Ein Unterrichtsfach in der Clownschule sei auch das Gebrochensein, heißt es im Roman: Das Leben mit einem lachenden und einem weinenden Auge, über alle statushafte Selbstdarstellung hinausgehend. Die Figuren müssen von ihren Ordnungen Abschied nehmen, um sie zu finden. Von diesem Ansatz stand es für Renate Krüger auch fest, dass sie auch die Stasi-Leute als Menschen und nicht als Monster beschreibt. Zunächst einmal aber sind wir nicht in Klevenow, sondern in Oberschwaben: „Schwester Consolata - mit bürgerlichem Namen Hedwig Puchalla - war neugierig auf das, was nun immer deutlicher an ihrem Lebenshorizont heraufzog. In ihrer Sprache nannte man es „die letzten Dinge“, auf Latein „novissima“ – das Allerneuste ... Das Alte hatte sie in 84 Lebensjahren zur Genüge kennengelernt, das stand unabänderlich fest, da gab es nichts mehr zu entdecken oder zu deuten, und Schwester Consolata interessierte sich kaum noch dafür. Was aus diesem Haus, aus diesem riesigen Anwesen im schwäbischen Oberach werden würde, wenn auch die letzten Ordensfrauen gestorben waren - damit befasste sich Schwester Consolata nicht, sehr zur Entrüstung ihrer Mitschwestern. „Wir werden nicht mehr da sein, aber die Welt wird nicht untergehen. Vielleicht wird hier eine Bananenplantage eingerichtet, wenn es mit der Klimaerwärmung so weiter geht. Oder eine Zitronenfarm. Vielleicht werden unsere Gräber im Palmenschatten liegen. Was weiß ich?“ Schwester Consolata war von hoher hagerer Gestalt und hielt sich gebückt. Ihre harte oberschlesische Aussprache hatte sie nicht abgelegt und baute damit ständig eine Mauer gegen ihre schwäbische Umwelt, der sie sich nie zugehörig fühlte, auch wenn sie nun einmal ihr Arbeitsfeld war. Die Ländlesprache verstand sie noch immer nicht. Eines Tages würde es nach Hause gehen, und das Himmelreich war nun einmal schlesisch. Das Schlesische gab es nur noch im Himmelreich. Alles Schlesische war himmlisch. Als sie ausgehungert, zerlumpt und mit angesengten Kleidern kurz vor Weihnachten 1945 hier ankamen, mussten sie sich mit unheizbaren Verschlägen auf dem Dachboden begnügen, denn die alte Abtei St. Polykarp diente als Lazarett und als Lager für Staatenlose. Die Mönche, die hier gelebt hatten, waren von den braunen Behörden vertrieben worden. Nur zwei hatten sich nach dem Krieg zurückgemeldet und hausten im Keller unter der Kirche. Viele Kranke wurden geheilt, noch mehr starben, und die Staatenlosen verließen das Land. Die vertriebenen Ordensfrauen blieben. Sie richteten die ehemaligen Klausurräume wieder her und konnten schließlich den Dachboden verlassen, sich in einem Seitenflügel der ehemaligen Abtei häuslich einrichten und ihr strenges abgeschiedenes Leben wieder aufnehmen. In den anderen weiträumigen Gebäudeteilen fanden weiterhin Entwurzelte und Heimatlose so lange Zuflucht, bis sie in die sich stabilisierende Nachkriegsgesellschaft eingegliedert werden konnten. Den alten Gebäuden haftete jedoch nach wie vor der Ruf eines unreinen Ortes an und setzte sich intensiver in der Oberacher Erinnerung fest, als die jahrhundertealte Geschichte eines Ortes der Barmherzigkeit und der Wissensvermittlung und deren Weiterführung. St. Polykarp - das klang nach Flöhen und Läusen, dort lebten Fortgejagte und Hergelaufene und Habenichtse, und jeder behauptete, er habe ein prächtiges Haus besessen, reicher noch als die fest gefügten Oberacher Steinhäuser mit den kunstvollen Putzfriesen und den beschaulichen Ziergärten auf den Innenhöfen. Auch die Nonnen nebenan fanden keine Gnade in den Augen der Oberacher, sie waren und blieben anders, sie sprachen anders, und eigentlich waren sie doch halbe Polen. Als Helga Schneider ins Haus der Nonnen kam, begriff sie sehr schnell, worin ihre einzige Chance lag: so zu werden wie die Oberacher, ohne es mit den Nonnen zu verderben. Als erstes musste sie die Sprache lernen, und diese Aufgabe bewältigte sie in allerkürzester Zeit. Worte und Sätze, die sie gehört hatte, sprach sie so lange nach, bis sie sich einheimisch anhörten. Und sie verstand es meisterhaft, solche schwäbischen Errungenschaften so anzubringen, dass die Oberacher aufhorchten und sich fragten, ob die Frau Schneider wirklich eine Zuag‘reisde sei, eine von weither Zugereiste, oder nur eine Raig‘schmeggde, eine, die aus der näheren Umgebung kam und hier nur schnell einmal herein riechen wollte. Ganz echt klang es ja freilich nicht, aber auch nicht so abscheulich preußisch wie die Sprache der Nonnen, die man freilich selten genug zu hören bekam, besonders, seit sie die Frau Schneider als Zugehfrau hatten. Sie kaufte ein, sie bediente die Klosterpforte, sie verkaufte Äpfel von den Klosterbäumen, sie war Mädchen für alles.“ Erstmals 1982 veröffentlichte Walter Kaufmann in der EDITION HOLZ des Kinderbuchverlages Berlin diese Geschichten unter dem Titel „Kauf mir doch ein Krokodil“: Walter Kaufmann, der als fünfzehnjähriger jüdischer Junge mit viel Glück aus Deutschland entkommen konnte, während seine Adoptiveltern in Auschwitz ermordet wurden, hat viel zu erzählen – über die Suche nach seiner Herkunft und über das Schicksal seiner wirklichen Mutter, über die Zeit damals in Deutschland und später in Australien, über seine Reisen als Seemann auf DDR-Frachtschiffen und als Reporter in New York und London. Ein Leben unterwegs. Als ein Beispiel für den Erzählstil möge eine traurige Geschichte aus dunkler Zeit stehen. Nichts vordergründig Politisches, aber dennoch menschlich sehr berührend. Es geht um das Schicksal des Hundes „Zito“: „Zito war nicht mein Hund - doch als ich nach der Auswanderung meiner Vettern seine Pflege übernahm, betrachtete ich mich bald als sein Herrchen. Mir, und niemandem sonst, sollte jetzt dieser schöne, braunschwarze, oft preisgekrönte Schäferhund gehören. Weit mehr noch als die Preise aber beeindruckte mich, dass er mir aufs Wort parierte. Und wie geduldig er sich von mir zausen ließ, ohne je auch nur nach meiner Hand zu schnappen. Selbst wenn ich mich übermütig auf ihn warf, ihn balgend auf den Rücken rollte, biss er nicht zu, gab er nur, kam ich ihm gar zu bunt, ein warnendes Knurren von sich. Streichelte ich ihn dann, war er gleich wieder friedlich. In meinem zehnjährigen Leben hatte sich mir kein anderes Wesen so bedingungslos ergeben. Nach kurzer Zeit schon hätte ich mich eher von jedem meiner Freunde als von dem Hund getrennt. Ich liebte Zito. Was Wunder, dass ich bis heute die Leere nachempfinde, jene tiefe Traurigkeit, die mich befiel, als mich eines Tages kein freudiges Bellen mehr begrüßte. Wo war Zito, was war geschehen? „Es ist über ihn verfügt worden“, sagte mein Onkel. Ich begriff diese Worte nicht. Und allein schon deswegen gab ich keine Ruhe, bis ich erfahren hatte, dass tags zuvor zwei Männer gekommen waren, um Zito abzuholen. Er sollte als Polizeihund abgerichtet werden. Zito - ein Polizeihund! Damit wollte und konnte ich mich nicht abfinden. War das nicht rückgängig zu machen? Irgendwie! Vielleicht half es, wenn ich hinlief und inständig um den Hund bat. Und so fragte ich schließlich den Onkel nach dem Aussehen der beiden Männer. „Das musst du mir sagen, bitte!“ „Sie trugen Hüte und Ledermäntel mit Hakenkreuzen in den Aufschlägen.“ Das schien mir eher eine Warnung als eine Beschreibung zu sein, und ich sagte verwirrt: „Und mit denen ist Zito einfach so mitgelaufen?“ „Am Ende schon“, erwiderte mein Onkel, und dann deutete er auch an, wohin sie den Hund gebracht hätten. „Nach Essen, wie ich hörte.“ „So weit!“, rief ich. Nur einmal war ich in diese Stadt gekommen, nach einer schier endlosen Zugreise durch düstere Industrielandschaften mit rauchenden Schloten, und der Gedanke, dass Zito nun irgendwo zwischen Bergwerken und Fabriken verschollen war, bestürzte mich. „Dort finde ich ihn nie!“ „Es hat ja auch keinen Sinn“, meinte mein Onkel. Vorwurfsvoll sah ich ihn an. Dann aber verriet mir sein Mienenspiel, dass er sich nicht hatte fügen wollen, sondern fügen müssen - etwas von der Macht, die es den beiden Männern ermöglicht hatte, Zito abzuholen, hatte sich auch auf mich übertragen. Wortlos wandte ich mich ab und hockte mich auf die Hundehütte neben dem Haus. Ich weinte nicht, ich starrte ins Nichts und dachte so sehnsüchtig an Zito, dass ich glaubte, ein Winseln zu hören und zu sehen, wie der Hund die Schnauze hob und mich mit leicht geneigtem Kopf musterte. Als ich ihm zurief, spitzte er die Ohren. Und dann liefen wir wie gewohnt aus meines Onkels Garten bis hin zum botanischen Garten und in den Stadtwald hinein. Zito hielt sich dicht an meiner Seite, leichtfüßig und locker auf Wegen, über denen die Blätter im Winde rauschten. Wir liefen, bis wir das Waldhäuschen erreicht hatten, in dem wir unterschlüpften. Hier sind wir sicher, stieß ich atemlos hervor. Der Hund schien mich zu verstehen, er presste sich an mich, und ich barg meinen Kopf in seinem Fell. Jetzt erst kamen mir die Tränen. Denn ich fühlte ja nichts, roch nichts, vernahm nicht den leisesten Hundelaut. Die Vision von Zito zerstob. Es gab keinen Zito mehr, kein Balgen auf der Wiese mit ihm, keine Jagd durch den Wald, und niemals mehr würde er für mich über Zäune und Gräben setzen oder, kraftvoll schwimmend vor der weit gezogenen V-Spur seiner Rute, auf dem Fluss einen Stock apportieren. Er war unter die Fuchtel geraten - endgültig! Mit der Peitsche oder mit Tritten gar würden sie ihn abrichten, bis er ein Polizeihund und nicht mehr mein Zito war. Essen! Wie weit entfernt war diese Stadt, wo sollte ich ihn suchen, und was war auszurichten gegen Männer mit Hakenkreuzen in den Aufschlägen von Ledermänteln! Doch dann - schwacher Mensch, starkes Tier! -, nach vier langen Tagen, als längst auch ich mich jener ruchlosen Verfügung unterworfen hatte ... „Zito, bist du das? Bist das wirklich du?“ Im Dämmerlicht, vor meines Onkels Haus, stand Zito - zerzaust und, das merkte ich sofort, irgendwie von Sinnen. Ein durchgebissenes Stück Lederriemen hing festgehakt an seinem Halsband. Er winselte nur, als ich meine Arme um seinen Hals schlang, schlich mir mit geducktem Kopf in den Garten nach und verkroch sich in die Hundehütte. Zwar schleckte er den Wassertopf leer, den ich ihm hinstellte, doch er fraß nicht - nicht an diesem Abend und auch nicht am nächsten Tag, als die zwei Männer in Hüten und Ledermänteln kamen, um ihn wiederzuholen.“ Zum Superpreis von jeweils 99 Cents stehen diesmal zwei Bücher von Ulrich Hinse im Angebot: ein Pinnowkrimi und eine Geschichte aus dem Kalten Krieg. Erstmals 2014 brachte die EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe den Pinnowkrimi „Die Petermännchenpuppe“ heraus: Das Grauen geht um in dem kleinen Dorf Pinnow wenige Kilometer östlich des Schweriner Sees. Innerhalb kürzester Zeit werden mehrere Tote in der näheren Umgebung gefunden. Bei allen befindet sich eine Stoffpuppe, die in Schwerin als Andenken an den Schlossgeist verkauft wird. Das Petermännchen. Die Kriminalisten um Raschke, den Leiter der Mordkommission Schwerin, ermitteln hektisch, aber es finden sich so gut wie keine Hinweise oder Spuren. Es ist zum Verzweifeln. Eigentlich könnte es nur ein Einwohner des kleinen Örtchens Pinnow sein. Einer, der auch im Winter mit dem Fahrrad fährt. Es gibt Hinweise, aber keine Beweise. Als dann noch das Mitglied einer Rockergang zu Tode kommt, die in einem Nachbarort ihr Quartier hat, mischen plötzlich noch ganz andere bei den Ermittlungen mit. Die Polizei gerät unter Druck. Gelingt es dem Ersten Kriminalhauptkommissar Raschke mit seinen Leuten, den Täter festzunehmen, bevor die Sache eskaliert? Begeben wir uns an den Anfang dieses spannenden Krimis aus der Gegend in und um Schwerin: „Es war ein winterlicher, feuchtkalter Januarmorgen in dem kleinen Örtchen Pinnow gut drei Kilometer östlich des Schweriner Sees. Die Tage mit den vielen vollmundigen Neujahrswünschen waren noch nicht allzu lange vorbei. Es war Sonntag. Trüber Himmel, böiger Wind und nieselnder Regen. Alles so knapp über Null Grad. Wen man in Pinnow auch traf, alle waren warm angezogen mit dicken Winterpullovern, wattierten Jacken oder langen Stoffmänteln. Die Mützen tief in die Stirn gezogen. Gunnar, ein stämmiger Vierzigjähriger, war die ganze Nacht unruhig gewesen. Er hatte seine Wohnung in dem alten Büdnerhaus, das er von seinen Eltern geerbt hatte, recht früh am Morgen verlassen, das Fahrrad aus dem Schuppen geholt und war dick eingepackt und mit Handschuhen trotz des miesen Wetters durch den Wald bis nach Basthorst gefahren. Der Himmel war grau. Er brauchte nur wenige hundert Meter auf der Kreisstraße vom Ende des Ortsteils Petersberg durch Muchelwitz zu fahren, dann war er im Wald. Die Bäume streckten ihre laublosen Äste wie ein Dach über die schmale Straße. Von ihnen tropfte es stetig. Ärgerlich fuhr er sich immer wieder mit der Hand durchs Gesicht, wenn ihm die Tropfen in die Augen gefallen waren, denn dann verschwamm alles vor seinen Augen. Im Wald war es still. Nichts war zu hören. Sogar die Autos, welche die schmale Straße recht häufig nach Kladow, Gädebehn, Basthorst oder Crivitz benutzten, wollten bei dem Wetter offenbar nicht fahren. Er war allein mit sich und seinen Gedanken. Blutige Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Er spürte, er würde es bald tun müssen. Seine Seele, ja sein ganzer Körper verlangte danach. Es fühlte sich an wie ein Ziehen in seinem Magen. Er rollte schnell in Basthorst den Hang hinunter, zwang sich mühsam aus dem Warnowtal hoch nach Kladow und weiter bei leichtem Gegenwind durch die lange Allee bis nach Gädebehn. Er schaute nicht nach links und nicht nach rechts. Den Weg und die Umgebung kannte er. Außerdem gab es nichts zu sehen außer freiem Feld. Er war nie ein gläubiger Mensch gewesen. Seine Eltern hatten ihn zwar taufen lassen, sich aber dann um religiöse Erziehung nicht mehr gekümmert. Ihn selbst hatte das auch nicht interessiert und in der damaligen DDR hatte es auch niemanden gegeben, der ihm den Weg in die Kirche hätte weisen können. Er hatte sich in der Gesellschaft für Sport und Technik, in der DDR kurz GST genannt, recht wohl gefühlt. An mehr war er nicht interessiert und er hatte sich vor allen anderen Verpflichtungen, die der Staat seinen Bürgern auferlegte, mehr oder weniger erfolgreich gedrückt. Er war ein wenig schüchtern und hatte sich nicht getraut, ein Mädchen anzusprechen. Deshalb war das andere Geschlecht für ihn fremd geblieben. Bis heute war er ledig. Zu sozialistischen Zeiten war er in der Gärtnerei in Petersberg beschäftigt gewesen. Die hatte in der neuen Wirtschaftsordnung Insolvenz angemeldet und zu allem Überfluss konnte er nach der Wende keine Arbeit mehr finden. So lebte er einfach in den Tag hinein. Mit seiner Stütze vom Arbeitsamt kam er aus. Nicht gut, aber es ging. Jetzt war er verwirrt, als er merkte, wie es ihn plötzlich nach einer kultischen Droge verlangte. Ein solches Gefühl war ihm bisher völlig fremd. Er hatte sich zwar schon immer sehr mit den Sagen und Mythen aus der näheren Heimat um Pinnow, Godern und Raben Steinfeld befasst und die Geschichten offenbarten ihm neue, verlockende Reize. Aber dass er sich das Ganze so zu Herzen nahm, war ein schleichender Prozess gewesen. Die Trolle und Gnome, vor allem aber das Petermännchen, schrien nach Blut. Und das, obwohl das Petermännchen eigentlich ein guter Geist gewesen war. Er war verwirrt, fühlte sich, als wollte ihm der Kopf platzen. Ausgerechnet ihn, den arbeitslosen Gunnar Löffler aus Pinnow, hatte das Petermännchen dazu ausersehen, ihm Opfer zu bringen, und er konnte sich dem Ruf nicht widersetzen. Er beschloss, dem Ruf des Petermännchens in der kommenden Nacht zu folgen.“ Ein Jahr später, 2015, erschien bei der EDITION digital ebenfalls sowohl als E-Book wie als gedruckte Ausgabe der auf wahren Begebenheiten Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre beruhende Roman „Der Glatteisagent - Eine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges. Wenn Opa Raschke erzählt“: Hintergrund der deutsch-deutschen Spionagegeschichte sind für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit wichtige Informationen über die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen am Forschungsreaktor Karlsruhe. Die DDR fürchtete, dass die Bundesrepublik eine Atombombe bauen könnte. Und mitten drin war damals ein Mann namens Reiner Paul Fülle, der seinen Jägern vom Bundeskriminalamt allerdings im Sichtschutz einer Straßenbahn bei Glatteis entwischt. Später gelangt er auf eine höchst merkwürdige und unbequeme Weise in die DDR, in der er aber nicht für immer bleibt. Und der Leser versteht, warum der Teufel ein Eichhörnchen ist. Erfahren wir aber zunächst einmal, wie und warum Opa Raschke ins Erzählen kommt: „Opa Raschke, ein Bilderbuchgroßvater mit wenigen, kurzen Haaren, grauem Vollbart, Brille und einem stattlichen Bauch, hütete seine Enkel. Das kam sehr selten vor, da seine Kinder etliche hundert Kilometer entfernt wohnten und arbeiteten und nur gelegentlich mit den Enkeln zu Besuch nach Godern bei Schwerin kamen. Eine schöne Aufgabe für einen alten Herrn, vor allem wenn er Geschichten erzählen kann und die Kleinen mit leuchtenden Augen an seinen Lippen hängen. Die Zeiten, an denen seine Frau und die Kinder das getan hatten, waren schon lange vorbei. Es war eine quirlige Dreierbande, die über den Rasen im Garten tobte und gelegentlich die Goldfische im Teich zu angeln versuchte. Natürlich nur, wenn Opa sie nicht sah, wie sie glaubten. Den Fröschen war anzusehen, dass sie über eine Evakuierung nachdachten. Die zwei Ringelnattern, auf deren Anwesenheit im Gartenteich Opa Raschke im Gegensatz zu der schier entsetzten Oma besonders stolz war, hatten sich zwischen den Steinen versteckt. So glaubten sie, den Kinderorkan unbeschadet zu überleben. Eigentlich waren es acht Enkel, auf die das Ehepaar Raschke mit Stolz blicken konnte. Jede der beiden Töchter hatte es zu vier Kindern gebracht. Aber nur die Älteste war mit ihren Kindern zu Besuch gekommen. Derek, der Älteste der quirligen vier, war schon auf dem Gymnasium und fühlte sich natürlich seinen zwei jüngeren Brüdern und der kleinen Schwester überlegen. Mit seinen schulterlangen Haaren älter wirkend, als er tatsächlich war, wurde er von Opa gelegentlich auch Klaukschieter genannt. Fast überheblich schaute er auf die beiden jüngeren Brüder herab. Er hatte sich bereits zu seinem Großvater an den Tisch auf der Terrasse gesetzt, als die beiden jüngeren Brüder, Carlo, der etwas bullig wirkende Kraftprotz, und Miguel, der eher zierliche, aber völlig angstfreie Draufgänger, den hinter der kleinen Gartenhütte versteckten Kescher entdeckt hatten. Triumphierend kreischend begannen sie, die Fische aus ihrem Element zu befreien. Jetzt griff Opa ein. Es tat ihm zwar leid, aber irgendwo gab es auch für die Enkel Grenzen und das Leben der Tiere im Gartenteich erschien ihm wesentlich wichtiger als die Kreativität der Nachkommen. Die Nachbarin, die vom Gartenzaun aus dem lauten Treiben mit kritischem Blick zugeschaut hatte, schien erleichtert. Schließlich war Samstagmittag und nicht jeder empfand das Gebrüll von Jungdeutschland in der eingeplanten wochenendlichen Mittagsruhe als positive Zukunftsperspektive. Die beiden Hobbyangler trotteten mit hängenden Köpfen auf die Terrasse. „Opa? Was hast du eigentlich im Krieg gemacht?“ Die Frage des Ältesten der lieben Kleinen traf den Opa, der leicht schnaufend über den gepflegten Rasen zurückstapfte und sich in den Sessel fallen ließ, völlig unvorbereitet. Er konnte sich daran erinnern, dass er früher einmal seinen Vater so oder so ähnlich gefragt hatte. Der war zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus Ostpreußen mit dem Hilfskreuzer Hansa über die Ostsee noch rechtzeitig nach Hause zurückgekommen. „Äh, was für ein Krieg? Ich war nicht im Krieg. Ich bin erst nach dem Krieg geboren.“ „Nein, das kann nicht sein“, beharrte der Enkel, „du lügst mich an.“ „Na, hör mal, du Lausejunge. Opa lügt nicht. Das solltest du dir merken. Das hat Opa nämlich nicht mehr nötig. Schon gar nicht vor euch Bengeln. Also, ich war wirklich nicht ihm Krieg.“ Der nicht nur in diesem Moment neunmalklug wirkende Enkel ließ nicht locker. „Doch. Mama und Papa haben neulich davon gesprochen, dass du im Krieg an der Front gewesen bist.“ Der Großvater fixierte seinen Enkel jetzt leicht grinsend und rieb sich den weißen Bart. Den hatte er sich schon längere Zeit nicht mehr rasiert, da er plante, in einigen Monaten wieder einmal den Jakobsweg in Spanien zu laufen. Und da nach seiner Meinung zu einem lebensälteren Pilger auch ein langer Bart gehörte, ließ er sich derzeit einen wachsen. Den Enkeln war´s egal, sie kannten Opa sowieso nur mit einem weißen Bart. Mal etwas länger, mal kürzer. Opa Raschke war inzwischen etwas über sechzig Jahre alt und vor wenigen Jahren aus dem Polizeidienst, den er nach einigen Jahren bei der Bundesmarine auf den Tag genau fast vierzig Jahre ausgeübt hatte, in den wohlverdienten Ruhestand versetzt worden. Mit seinen gut hundert Kilo Lebendgewicht saß er nun zufrieden auf der Terrasse seines kleinen Häuschens in der Nähe von Schwerin und hütete die Enkel, während seine Frau mit der Tochter und der Enkelin in der Stadt unterwegs war. Der Schwiegersohn wurde erst am kommenden Abend von dem seit langem geplanten Angelausflug auf der Ostsee zurück erwartet. „Warst du nun an der Front oder nicht?“, beharrte der Älteste der, wie Opa glaubte, hoffnungsvollen Enkel auf Beantwortung seiner Frage. „Weißt du, mein Junge, es gibt grob gesagt zwei Arten von Krieg. In dem einen wird scharf aufeinander geschossen. Das ist in Deutschland aber schon mehr als sechzig Jahre vorbei. Und dann gibt es einen Krieg, wo man sich mit immer mehr Waffen heftig bedroht. Es wird aber nicht geschossen. Das nennt man den Kalten Krieg. Und wenn du so willst, dann war ich tatsächlich in dieser Zeit an der Front. An der Front im Kalten Krieg.“ „Das ist aber spannend, Opa. Gibt es denn da auch Geschichten, die du uns erzählen kannst?“ Opa zierte sich noch einige Augenblicke, aber dann hatte er sich überreden lassen.“ Und wenn Sie jetzt genau so gespannt sind auf die Geschichten von Opa Raschke, dann hören Sie ihm doch einfach zu, was er während des Kalten Krieges zwischen DDR und Bundesrepublik erlebt hat, wie das mit dem Glatteis war und was das alles mit dem Teufel und dem Eichhörnchen zu tun hat. Klingt doch interessant, oder? Viel Spaß beim Lesen und bis demnächst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3900 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 6 years
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Heitere Gelassenheit, im Olymp der innere Zufriedenheit und ein Tempelritter in Südamerika - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Nein, keine guten Vorsätze, auch wenn dies der letzte Newsletter aus dem Hause EDITION digital für dieses Jahr ist. Wie wir alle wissen, ist der Weg zu Hölle eben damit gepflastert – mit guten Vorsätzen. Aber dennoch kann man vielleicht die ersten beiden der fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 29.12.17 – Freitag, 05.01.18) zumindest als Anregungen für gute Vorsätze sowie für ein besseres, entspannteres und glücklicheres Leben nehmen. Und wer wollte das nicht? Sowohl REIKI-Meisterin und REIKI-Trainerin Karin Hinse als auch Entspannungstrainerin Susanne Christa Hüttenrauch laden dazu ein, es auf unterschiedliche Weise zu versuchen und zeigen Wege dorthin auf. Gehen allerdings muss man sie selbst. Oder aber man lässt sich katapultieren – in den Olymp der inneren Zufriedenheit, wie Susanna Christa Hüttenrauch vorschlägt … Die anderen drei Angebote dieses Newsletters laden zu Ausflügen in die Geschichte ein, die mal weiter und mal weniger weit zurückführen. So befasst sich Hans Bentzien mit einem dunklen und nach wie vor ziemlich unbekannten Kapitel des zweiten Weltkrieges, das allerdings lange vor dem tatsächlichen Ausbruch des Krieges begonnen hatte – mit der „Division Brandenburg“. Ulrich Hinse erzählt wie immer spannend vom südamerikanischen Traum eines Tempel-Ritters. Und Waldtraut Lewin entführt uns in die Welt und Zeit von „Federico“, dem legendären Hohenstaufen-Kaiser Friedrich II., gesehen aus der Perspektive einer Frau … Apropos Frau. Wenn Sie jetzt vermuten, dass Karin und Ulrich Hinse nicht nur zufällig denselben Nachmanen haben, dann liegen Sie richtig. Frau Hinse ist die Frau von Herrn Hinse. Und so gesehen, dürfte Ulrich Hinse eigentlich keinen Stress haben. Falls Sie das auch so wollen, dann schauen Sie sich bitte mal die ersten beiden Angebote dieses Newsletters an. Alles auf Anfang … „Die Zweiflerin“ – so heißt der Titel des 2013 bei der EDITION digital erschienenen E-Books „Erlebnisse einer Reiki-Meisterin und Reiki-Lehrerin in Mecklenburg-Vorpommern“ von Karin Hinse: Wer hat das nicht schon erlebt? Unzufriedenheit mit sich, seinem Mann, seiner Frau, den Eltern, Kindern, Freunden. Kurz mit allem, was das Leben ausmacht. Schnell ist der tägliche Stress als Verursacher gefunden. Aber wie dem Stress entgehen? Die Suche beginnt. Dieses Buch wendet sich an alle, die auf der Suche sind. Männer und Frauen. Es beschreibt humorvoll, verständlich und leicht nachvollziehbar die Suche nach einem Weg, der zu Ausgeglichenheit, innerer Harmonie, Gesundheit, Lebensfreude und heiterer Gelassenheit führt. Ihren eigenen Weg dorthin schildert in verblüffender Offenheit die Autorin, eine REIKI-Meisterin und REIKI-Lehrerin. Sie schildert ohne Wenn und Aber die Zweifel und Irrungen, die falschen Wege, aber auch die richtigen Entscheidungen, die sie auf den Weg zu REIKI geführt und dann darauf begleitet haben. Ein Buch für alle, die ebenfalls suchen, jedoch noch nicht wissen, wonach eigentlich. Machen Sie es sich gemütlich, lehnen Sie sich zurück und gehen Sie mit auf die Suche. Sie werden sich schon beim Lesen entspannen, auch schmunzeln, weil Sie sich vielleicht in der einen oder anderen Situation erkennen, nachdenklich werden und möglicherweise auch Ihren persönlichen REIKI-Weg finden. Und hier ein kurzer Blick und eine Erklärung, wie es bei der Autorin selber angefangen hat: „Suche nach neuen Wegen Es ist schon ein paar Jährchen her, da habe ich diese Unzufriedenheit selbst erlebt. Ist das schon die Midlifecrisis? Oder was ist mit mir los? Ich bin doch eine für mein Alter recht gut aussehende Frau. Was heißt für mein Alter? Gerade bin ich Ende 30 und komme mir vor, als wenn ich nächste Woche in Rente gehen kann. Wo sind meine Energie, mein Unternehmungsgeist, meine positive Grundeinstellung geblieben? Im Moment scheint alles nur noch schief zu gehen: Mein Denken ist grau in grau. Mein Körper spielt bei jeder Kleinigkeit verrückt. Der Job entwickelt sich zur mittelschweren Katastrophe und zu Hause ...? Na ja. Ganz abgesehen von den vielen „Kleinigkeiten“, die zu den so genannten Pflichten einer Ehefrau und Mitbesitzerin eines Einfamilienhauses mit Garten gehören. Wieso schaffe ich auf einmal nicht mehr, was ich doch immer geschafft habe? Es war doch bisher stets alles im Handumdrehen fertig. Die Krönung hat mir jedenfalls heute mein Hausarzt, liebevoll „Doktorchen“ genannt, verpasst. VALIUM, damit ich endlich einmal zur Ruhe komme oder endlich Ruhe gebe? Zugegeben, in letzter Zeit war ich bestimmt eine seiner besten Patientinnen. Kein schwerer Fall, aber immer neue Wehwehchen. Nur, was kann ich dafür, wenn ich ständig Magenschmerzen habe, obwohl seine Laborbefunde „erfreulich gut“ sind? Oder die Sache mit der Migräne, da haben auch die schönen, roten Pillen nicht geholfen. Und erst recht die Ischiasprobleme. Was hat er nicht alles mit mir angestellt - dennoch habe ich mitten im Sommer bei fast 30 Grad im Schatten in eine dicke Decke gehüllt meine Gäste empfangen. Ein traumatisches Bild. Jetzt also VALIUM. Also gut, wenn es mir denn hilft. Als gehorsame Patientin schlucke ich auch das noch. Es muss ja wohl was dran sein. Nur, was ist jetzt plötzlich los? Ich schlafe im Sommer wie ein Murmeltier im Winter, und wenn ich dann einmal aufstehe, stoße ich die Türrahmen an und entschuldige mich bei ihnen!! Das kann es doch wohl nicht sein. So nicht, liebe Karin. Jetzt reicht es! Diese völlig gleichgültige Stimmung macht mich auch sehr nachdenklich. Über nichts und niemanden kann ich mich mehr aufregen, im Gegenteil! Ich finde alles nur noch lustig und kichere ständig in mich hinein. Nein, nein und nochmals nein. Ich stelle mir gerade vor, wie ich mit diesem „wunderbaren“ Medikament wohl in einigen Jahren herumlaufe. Was heißt herumlaufe, herumschwebe. So habe ich mir das alles nicht vorgestellt. Aber was jetzt?? Mir wurde deutlich: Ich muss etwas verändern! Nur: wie, wo, was? Habe ich nicht letztens ein Buch über „Andere Medizin“ gesehen? „Andere Medizin“, was war das denn nur? Ach ja, Fußreflexzonenmassagen, Edelsteintherapie, Lichttherapie, Aura Soma, Bachblüten und noch einige andere Dinge, die ich noch nie im Leben gehört habe. Über Fußreflexzonenmassage hatte ich doch letztens etwas bei meiner Kosmetikerin gelesen. Genau, die werde ich fragen. Gedacht, getan. Beim nächsten Termin löcherte ich meine Kosmetikerin. Was ist das? Wie funktioniert das? Wie lange sollte man das machen? Und noch einige Fragen mehr. Zum Schluss war sie so genervt, dass sie mir eines ihrer Bücher auslieh. Das habe ich intensiv gelesen und war zunächst einmal recht kritisch. Wie sollte es auch anders möglich sein. Wie sagt man in meiner Heimat so schön: Watt de Buer nich kennt, dat freet he nich. Seit dieser Zeit bin ich fest davon überzeugt, dass es keine Zufälle gibt, beziehungsweise alles zum richtigen Zeitpunkt zu uns kommt. Gerade als ich mich so richtig eingelesen hatte, entdeckte ich in einer Anzeigenzeitung, die sonst von mir verschmäht wurde, ein Inserat über diese Massagen. Eine Frauengruppe bot einen Kursus in Fußreflexzonenmassagen an. Sehr zu meiner Überraschung machte es mir nichts aus, abends mein Kuschelsofa zu verlassen und eine halbe Stunde Fahrzeit in Kauf zu nehmen, um an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Zugegeben, mit gemischten Gefühlen. Frei nach dem Motto: Na, was das wohl für Frauen sein mögen. Sicher alles „alternative Zicken“ oder „frustrierte Singles“.´ Ein Originalprodukt der EDITION digital ist das ebenfalls 2013 veröffentlichte E-Book „Wunderkind der neuen Zeit. Erfolgreich entspannt – „beglücklicht“ durchs Leben“ von Susanne Christa Hüttenrauch. Über das Anliegen und den Hintergrund ihres Buches sagt die Autorin selbst Folgendes: „Meine Arbeit als Entspannungstrainerin erlaubt es mir, mich ganz auf die vielfältige Entspannungslehre einzulassen. Jedoch bemerkte ich schon früh, dass die Teilnehmer meiner Seminare darüber klagten, dass sie mit ihren Übungen irgendwann ohne wirklichen Grund aufhörten. Dies beleuchtete ich näher und entdeckte, dass einige Entspannungstechniken keine echte Motivation freisetzten, um sie nachhaltig in den Alltag zu integrieren. Also forschte ich im Selbstversuch, um eine Möglichkeit zu finden, gezielter dem Tagesstress zu entkommen. Ich erkannte, dass der ehrliche Umgang mit unseren Emotionen der Schlüssel war und fing an zu beobachten, wann und in welcher Situation meine Gefühlswelt ins Wanken geriet. Diese Erkenntnis war der Durchbruch, den ich brauchte, um eine geeignete Form zu entwickeln, die sofortige Resultate brachte. Die Methode der Gedankenreise bot mir eine Plattform, um selbst kreierte Bilder entstehen zu lassen, die umgehend für emotionales, mentales und körperliches Wohlgefühl sorgten. Lieber Leser, ich lade Sie ein, sich Ihren ganz persönlichen Themen zu widmen, um endlich eine Form der Erlösung, Selbstverwirklichung und der tiefen inneren Zufriedenheit zu spüren. Erkennen Sie Ihr wahres Selbst durch das Praktizieren der Gedankenreisen und leben Sie Gelassenheit, Optimismus und neue Lebensfreude getreu dem Motto: Nur ein entspannter Mensch ist ein glücklicher Mensch! Katapultieren Sie sich selbst in den Olymp der inneren Zufriedenheit!“ Und auch hier soll ein kleiner Blick in das Buch einen ersten Eindruck vermitteln: „Ein mutiger Blick zurück: Wir werden geboren und sind so niedlich, süß, hübsch, unschuldig und das Wunder unserer Eltern. Jeder vergöttert uns und beschäftigt sich mit uns den ganzen Tag. Wir dürfen pupsen, in die Windel machen und unsere anderen Körpersäfte auf die Welt bringen. Es ist in Ordnung! Die Erwachsenen freuen sich kindlich, scherzen und lachen über unsere Ausdünstungen, unser Gequake und die Art, wie wir die Welt entdecken. Wir rollen, kriechen und schreien, wenn wir nicht vorwärtskommen, sogleich steht ein Erwachsener bereit mit helfender Hand. Mutter und Vater gleichermaßen sind um unser Wohlergehen besorgt. Der Nuckel fällt das hundertste Mal aus unseren sabbernden Mündern, flink wird er abgewaschen, sterilisiert, und schon ist er wieder einsatzbereit. Genüsslich saugen wir uns in den Schlaf und lieben die Welt um uns herum. Unser glucksendes Gebrabbel und Gemurmel bekunden dies nach außen. Wie lange genießen wir diesen Welpenschutz und denken, dass das Leben immer so wäre? Heile Welt der Zuneigung zeigt sich uns von allen Seiten. Egal, wo wir hinkommen, ein jeder schaut lächelnd in unser Gesicht und freut sich beglückt mit uns. Das Weltenauge ist auf uns gerichtet und bedankt sich mit Aufmerksamkeit und bedingungsloser Liebe. Wenn wir dann nach einem Jahr zu den Tagesmüttern kommen, entdecken wir, dass es von uns noch ein paar Winzlinge gibt, die ebenfalls liebevoll betreut werden. Was für eine Welt des Glückes, in die wir hineingeboren wurden! Nur wehe dem, es geht danach in die Krippeneinrichtungen, dann entdecken wir, dass plötzlich ein neuer Prozess des Erwachsenwerdens initiiert wird. Wir sind viele und werden nur durch eine Person betreut, die nun alle Hände voll zu tun hat und kaum mehr Zeit für uns hat. Wir lernen nun gemeinsam: Bewegung, Ernährung, Benehmen, Kontakt und Umgang untereinander. Alleiniges Spielen scheint hier völlig unmöglich, und wir entdecken, dass wir hier schnell, lautstark und kraftvoll sein müssen, damit wir nicht übersehen werden. Nur ist dies nicht unbedingt erwünscht! Laut und wild darf nicht sein, von uns werden jetzt rücksichtsvolle Eigenschaften verlangt. Wer sich nicht fügt, fliegt raus! Diese Erfahrungen sind markierend für unser gesamtes Leben. Diese Prägung ist ein seelisches Brandzeichen, das niemals heilen wird … Wir haben keine echte Wahl mehr: Unterordnen und schön lieb sein, lautet nun die Devise, um ein gesundes Überleben in Krippen und Kindertagesstätten zu sichern. Störenfriede werden aussortiert und bestraft. Eltern werden zu Gesprächen geladen und ärztliche Atteste erstellt. Es wird knallhart entschieden, ob wir in der NORM liegen. Jeder Verstoß der herrschenden Sitten bedeutet Zurechtweisung mit allen Mitteln. Die gesellschaftlichen Normen, die bei unseren Eltern zu Hause noch keine wirkliche Rolle spielten, werden hier nicht geduldet! Ausschluss aus der Öffentlichkeit ist die Strafe für unser jetziges Fehlverhalten! Also gehen wir nun brav aufs Töpfchen, benutzen die kleinen Toiletten, teilen die Spielzeuge mit anderen und lassen die Mahlzeiten in unseren Mägen. Spielerische Umgangsformen und Wissen werden uns täglich vermittelt, und eine Routine stellt sich in unser Leben ein. Ein jeder hat nun das gute Recht, an uns herumzuerziehen, egal, ob Krippen- oder Kindergartenerzieher, Großeltern oder Babysitter. Unsere Eltern leben in ihrer Arbeitswelt und zollen uns nicht mehr ihre volle Aufmerksamkeit. Die grenzenlose Beachtung unseres Tuns rückt in weite Ferne. Ein Gefühl, nicht genug geliebt zu werden, stellt sich in uns ein. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Jetzt dreht sie sich nicht mehr um uns, sondern wir sollen uns in ihr drehen. Wieder ein weiterer Wendepunkt in unserem frühen Leben. Damit wir uns nicht völlig in der empfundenen Leere in uns verlieren, bekommen auch wir Aufgaben zugeteilt, die wir schweigend übernehmen sollen. Alleiniges Anziehen, Tischdecken und Bettenmachen sind nun zumutbar, und als Belohnung dürfen wir in unserer Freizeit Sport machen, malen, tanzen oder ein Musikinstrument erlernen. Die stille Talentsuche beginnt. Der Ernst des Lebens holt uns ein. Wir sind gebunden an unsere ersten Verträge der kindlichen Heranführung an die Arbeit. Regelmäßige Terminierung, vorausgesetzte Pünktlichkeit, Bereitschaft zu üben und Durchhalten sind die Grundpfeiler dieser Beschäftigungen. Der spielerische Aspekt des Lernens rückt in den Hintergrund. Wir üben geduldig immer und immer wieder dieses eine Musikstück, gefolgt von Aufführungen in den Einrichtungen oder bereits bei öffentlichen Auftritten. Der erste Erfolgsdruck stellt sich erbarmungslos ein. Unsere Eltern sind megastolz auf uns kleine Talente und wollen uns jetzt schon zu bekannten Stars machen, sei es auch nur in der Familie. Großeltern, Tanten und Onkel werden zu diesen Festen eingeladen, und wir werden vorgeführt. Für gute Leistungen gibt es Belohnungen wie hübsche Geschenke und, umso älter wir werden, auch die eine oder andere Bemerkung gratis dazu: „Schön war es, doch wenn du dies einmal beruflich machen willst, musst du dich wirklich mehr anstrengen und viel mehr üben.“ Die Welt in uns bekommt wieder einen neuen Schwung, sich auf die anderen einzustellen, um ihre Erwartungen zur vollsten Zufriedenheit zu erfüllen. Spaß spielt schon keine Rolle mehr in diesem Spiel des Lebens. Die ersten Weichen auf Funktionieren werden erfolgreich umgelegt …Der elterliche Zug rollt unentwegt weiter voran. Ohne Rücksicht auf unsere Wünsche und Befindlichkeiten. Die Starken von uns versuchen hier schon die erste Auflehnung gegen das System, die Schwachen jedoch fügen sich ihrem Schicksal und drehen sich wie Marionetten. Unsere heile Kinderwelt beginnt langsam, jedoch sicher zu bröckeln. Aus damaligen lustigen Sport-, Tanz- und Musikveranstaltungen werden professionelle Familienbegegnungen, die den Spaß ablösen durch Erfolgsdruck, Lustlosigkeit und manchmal auch Tränen. Nun wird kein Pups, kein Bettnässen und jede Form von nonverbaler Fehlbildung mehr erlaubt. Jetzt müssen wir funktionieren! Wir bemerken die Illusion unseres Daseins für einen kurzen Moment, ohne jedoch die Wahl des Ausstieges zu erkennen. Aus heutiger Sicht würden wir vermutlich sagen: „Mein sportliches Geschick oder musikalisches Talent drückt sich bereits als kleine Persönlichkeit aus, ob ich nun in dieser Gesellschaft bestehen werde. Wenn ich jetzt versage, dann wirft es kein gutes Licht auf mich! Also entscheide ich mich dazu, meine Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel nicht zu enttäuschen, meine Mitspieler nicht zu blamieren und vor allem mich selbst so zu erhöhen, dass jeder meinen Wert erkennt!“ „Tolles Kind!“, „Was für ein Sportler!“, „Na, wenn sie/ er so weiter macht, wird noch ein richtiger Weltstar aus ihr/ ihm!“, das sind Kommentare, die wir schon einmal vernommen haben, angesichts dessen, was wir bereits erreicht haben. Das Belohnungssystem resultiert auf der Bewertung unserer Person, das war die Erkenntnis dieses Lebensabschnittes. Wenn wir uns allerdings zurückerinnern, gab es auch Kinder, die keine solche Freizeitaktivität besuchten. Was wurde aus ihnen?“ Aber nun wird es historisch: Erstmals 2004 erschien in der Edition Ost Berlin das Buch „Division Brandenburg. Die Rangers von Admiral Canaris“ von Hans Bentzien: Bevor Hitlers Wehrmacht fremde Länder überfiel, bereitete ein militärischer Verband den Boden dafür, indem er kriegswichtige Objekte besetzte - mit allen nur denkbaren verbrecherischen Mitteln. Man weiß heute wenig von den berüchtigten „Brandenburgern“, die unter Abwehr-General Wilhelm Canaris für dieses heimtückische Vorgehen in Hitlers Blitzkrieg ausgebildet wurden. Ihre Einsätze beruhten auf Tarnung, Täuschung, Sabotage, Terror, Mord; sie wurden geheim gehalten oder später in Landser-Manier heroisiert. Der Autor verfolgt die blutige Spur der nach ihrem ursprünglichen Ausbildungsplatz benannten Einheit. Ihre Wege führen durch ganz Europa, nach Afrika und Asien. Heute gilt ihre zielgerichtete Erstschlagtaktik und Ranger-Manier in Militärkreisen wieder als vorbildlich. Höchste Zeit, an das wahre Gesicht der „Brandenburger“ zu erinnern. Hans Bentzien informiert aber auch über Canaris selbst, der kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Flossenbürg als einer der Mitverschwörer des 20. Juli 1944 am Galgen hingerichtet wurde: „Der Admiral Der Abiturient Wilhelm Canaris tritt als Seekadett im Frühjahr 1905 in die kaiserliche Marine ein. Es ist die Zeit, als man glaubte, die Größe Deutschlands würde durch die Flotte entschieden. So lässt man auch den Kreuzer „Bremen“, auf dem der Kadett stationiert ist, in mittel- und südamerikanischen Gewässern kreuzen. Hier nimmt der talentierte junge Mann eine schnelle Laufbahn in Angriff, hier lernt er die Sprache der besuchten Länder, Spanisch. Ende 1909 bescheinigt ihm sein Kommandant, dass er zwar nicht der Typ des ungestümen Draufgängers ist, dafür aber ein ausgewogenes Naturell besitze. Er sei gewandt und könne mit schwierigen Aufgaben, die Takt und Diplomatie erfordern, betraut werden. Nach einem Zwischenkommando auf einem Torpedoboot der Nordsee geht es wieder in ausländische Gewässer. Wozu hat man eine Marine, sie soll überall präsent sein, auch im Mittelmeer! Dort beobachtet der Kreuzer „Dresden“ den Krieg zwischen der Türkei und den Balkanstaaten. Canaris kommt dabei mit Persönlichkeiten der verschiedenen Seiten und deren Interessen in Beziehung, nachdem sein Kommandant erkannt hatte, dass er, inzwischen ein guter Kenner der Probleme, die mit der von Deutschland gebauten Bagdadbahn verbunden sind, in Gesprächen, die diplomatisches Gespür verlangen, sich außerordentlich geschickt verhält. Nach einem Jahr löst die „Dresden“ seinen früheren Kreuzer „Bremen“ ab, und somit erreicht er wieder sein erstes Einsatzgebiet in Mittel- und Südamerika. Hier wird die Besatzung vom Ersten Weltkrieg überrascht. Sie erhält Befehl, dort zu bleiben und den Kreuzerkrieg gegen die Handelsschiffe der Gegner aufzunehmen. Die „Dresden“ ist ein Teil der Flotte des Admirals Graf Spee und wird in die für Deutschland siegreiche Seeschlacht vor Coronal geworfen. Die Feuertaufe ist bestanden. Doch die englische Flotte will die Scharte auswetzen und stellt den deutschen Verband Anfang Dezember 1914 vor den Falklandinseln. Als einzigem deutschen Schiff gelingt es der „Dresden“ der Versenkung zu entgehen und zu entkommen. Allerdings hat sie keine andere Wahl, als sich zu verstecken, die ungezählten Arme des Feuerland-Archipels geben dazu jede Möglichkeit. Doch zur Versorgung muss ein Kontakt zum Festland hergestellt werden. Als die „Dresden“ im März 1915 versucht, sich im chilenischen Seegebiet mit Kohle zu bevorraten, erscheint der weit überlegene englische Kreuzer „Glasgow“ und beginnt sofort, die „Dresden“ aus allen Rohren anzugreifen. Zu den angebotenen Kapitulationsverhandlungen, der ersten Bewährungsprobe des Oberleutnants Canaris in diplomatischer Hinsicht, setzt er auf die „Glasgow“ über. Er protestiert gegen den Überfall in den Seegewässern des neutralen Chile, das sei ein Verstoß gegen internationales Recht, doch der Kommandant des englischen Schiffes kontert nur kurz: „Ich habe den Befehl, die >Dresden< zu vernichten, wo immer ich sie antreffe. Alles andere wird auf diplomatischem Wege zwischen Großbritannien und Chile geregelt werden.“ Er wartet noch die Rückkehr der Barkasse mit Canaris auf die „Dresden“ ab, und dann beginnt erneut die Kanonade. Es bleibt keine andre Wahl, als die „Dresden“ zu versenken. Die Ventile werden geflutet, die Besatzung wird interniert und kommt, vollkommen isoliert, auf die chilenische Insel Quiriquina. Canaris schmiedet einen Fluchtplan und zögert nicht lange ihn anzugehen. Er hat dafür die wichtigste Waffe bereit, seine spanischen Sprachkenntnisse. Mit einem gestohlenen Boot flieht er auf das Festland. Die Anden schrecken ihn nicht, er beginnt den Marsch über die kaum passierbaren Pässe, meist zu Fuß, manchmal kann er ein Pferd besorgen. Nach acht Monaten, nur durch kleinere Pausen unterbrochen, erreicht er um Weihnachten 1915 mit einem kleinen Boot auf dem Paranáfluss die Hafenstadt Buenos Aires. Er findet Anschluss an eine deutsche Familie, die nach der Auswanderung hier schon längere Zeit in der Nähe der Hauptstadt lebt. Mit ihrer Hilfe beschafft er sich einen chilenischen Pass. Seine Legende ist nicht besonders kompliziert. Er verwandelt sich in einen Witwer, den jungen Chilenen namens Reed Rosas. Er hat eine Erbschaft gemacht, Verwandte seiner verstorbenen englischen Mutter leben in Holland, bei ihnen will er sich um die Sache kümmern. Es soll sich um nennenswerte Summen handeln. Da lohnt die lange Reise, hoffentlich. Das holländische Schiff „Frisia“ nimmt ihn auf, er schließt sich einer englischen Reisefamilie an und beginnt verhalten, aber zielstrebig einen Flirt mit der schönen Tochter Rosy. Sein Benehmen ist untadelig, er wird gern gesehen. So stellt man sich einen guten Schwiegersohn vor. Seine Tarnung besteht auch eine ernstere Probe. Die „Frisia“ wird von englischen Patrouillenschiffen aufgebracht und im Hafen von Plymouth kontrolliert, die Passagiere verhört. Der junge Chilene gibt keinen Grund zu einer Beanstandung, er darf wieder aufsteigen. In Rotterdam verabschiedet man sich, mit dem chilenischen Pass gelingt auch die Weiterfahrt nach Hamburg. Hier akklimatisiert er sich, seine Tante nimmt ihn einige Tage auf, und dann meldet sich Oberleutnant Canaris in Berlin von Feindfahrt zurück.“ Sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book veröffentlichte Ulrich Hinse 2015 bei der EDITION digital seinen historischen Roman über eine Südamerikareise der Templer „Der Traum des Templers und seine Reise über das Atlantische Meer“ – auch darin geht es um das Gold der Templer: Joao Lourenço, ein Templer, der als Johann Laurenz in der Nähe von Aachen groß wurde, hatte im Auftrag des Großmeisters Jaques de Molay einen Teil des Templervermögens nach Portugal gebracht. Mit Vertrauten des König Dionysius gelingt es, den in vielen christlichen Ländern verfolgten Templern eine neue Heimat in Portugal zu sichern und sie als Orden der Christusritter zu etablieren. Von dem Bischof von Lamego hört Joao, dass in Córdoba muslimische und jüdische Gelehrte Astronomie, Geografie und Kartenzeichnen unterrichten. Das interessiert ihn und er studiert die für Christen neuen Wissenschaften. Er kommt zu der Überzeugung, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel und auch Jerusalem nicht der Nabel der Welt ist, wie es die christlichen Mönche vermittelten. Er ist sicher, dass hinter dem Horizont des Atlantischen Meeres im Westen noch anderes Land liegen muss. Joao träumt davon, dorthin zu fahren. Er erwirbt ein schnelles Templerschiff, lässt es durch Handwerker des Ordens umbauen und wirbt Templerbrüder an, die mit ihm ins Unbekannte fahren wollen. Joao Lourenço findet das von Jan van Koninck (siehe Das Gold der Templer) versteckte Gold und finanziert damit die Umsetzung seines Traums. Mit den herbstlichen Passatwinden fahren sie übers Meer nach Westen. Ein Roman aus der Zeit des tiefsten Mittelalters mit ehrenhaften Rittern, dogmatischen Klerikern, gelehrten Muslimen und erfinderischen Juden. Und natürlich mit fiesen Schurken. Und so beginnt das 1. Kapitel, in dem wir Joao Lourenço näher kennenlernen und an einem ungewöhnlichen Ort treffen, um den es ein Geheimnis zu geben scheint: „Joao Lourenço war Tempelritter. Und er stellte etwas dar. Und das wusste er auch. Sein Selbstbewusstsein war groß, aber nicht so überzogen, dass er arrogant gewirkt hätte. Eigentlich hieß der große, kräftige, junge Mann gar nicht Joao Lourenço, sondern mit richtigem Namen Johann Laurenz, war Sohn eines angesehenen Kaufmanns und stammte aus der Nähe von Aachen. Er hatte sich im Zorn von seinem Elternhaus getrennt, war nach Paris gelangt und hatte dort zu den Templern gefunden, wo er zunächst bei dem Präzeptor Gerard de Villars als Knappe gedient hatte. Der Ritter hatte seine Gewandtheit und seine Intelligenz erkannt und so war er zum Ritter aufgestiegen und zusammen mit dem Flamen Jan van Koninck in den Orden aufgenommen worden. Mit Jan hatte er sich verbunden gefühlt, weil der ein ähnliches Schicksal erlitten hatte. Joao war bei den anderen Rittern beliebt, wegen seiner Umsichtigkeit geachtet und wegen seiner Körperkraft und Geschicklichkeit im Umgang mit den verschiedensten Waffen gefürchtet. Nicht zuletzt deshalb hatte Jaques de Molay, der Großmeister des Templerordens, den dunkelblonden Mann mit den ebenmäßigen Gesichtszügen aus dem kleinen Ort Heristal nahe Aix la Chapelle zu einem der Männer bestellt, die den Schatz der Templer in Sicherheit bringen sollten. Joao war knapp dreißig Jahre alt und deutlich größer als die meisten Männer seiner Zeit. Er überragte sie um mehr als eine Haupteslänge. Stolz trug er den weißen Mantel mit dem leuchtendroten Kreuz auf der Brust, den er erst vor gut einem Jahr von Jaques de Molay verliehen bekommen hatte, als er in den Orden aufgenommen worden war. Unter dem Mantel war das Kettenhemd zu erkennen und sein kräftiges, dunkelblondes, langes Haar wurde durch die Kapuze des Kettenhemdes verdeckt. Das Schwert an seiner linken Seite wurde nur unzureichend von dem Mantel verhüllt. Sein Gesicht war offen und wurde, anders als bei den meisten Tempelrittern, von einem gekräuselten Vollbart umrahmt. Er erschien allen, die mit ihm zu tun hatten, als ein freundlicher Mensch. Keiner hatte das Gefühl, sich vor ihm fürchten zu müssen. Wenn es aber sein musste, war er ein unerbittlicher, ja gelegentlich gnadenloser Streiter für den Glauben und seinen Orden. Es hatte ihm wehgetan, als er von Jaques de Molay von der bevorstehenden Verhaftung aller Templer in Frankreich in Kenntnis gesetzt wurde. Geehrt hatte ihn das Vertrauen seines Großmeisters, der ihn als Vertreter des Ritters Gerard de Villars einsetzte. De Villars wurde beauftragt, einen Teil des riesigen Ordensvermögens vor dem Zugriff des französischen Königs zu retten. Mit Schiffen des Ordens, die im Hafen der Stadt La Rochelle lagen, sollten sie nach Süden fahren. Das genaue Ziel kannte nur de Villars. Sein Freund Jan van Koninck, ein Ritter aus Flandern, der mit ihm zusammen im Temple de Paris ausgebildet und in die Reihen der Tempelritter aufgenommen worden war, sollte mit einem Wagenzug nach Kastilien und weiter zur Templerfestung Ponferrada. Ein weiterer Wagenzug der Templer sollte von der Kanalküste nach England übersetzen, um sich dort in Sicherheit vor ihren Verfolgern zu bringen. Knapp ein Jahr war vergangen, als sie sich von Paris aus in Bewegung gesetzt hatten. Nahe Orleans hatten sich die Wagenzüge getrennt. Villars und er waren Richtung La Rochelle weitergezogen, während Guido de Voisius und Jan van Koninck in Richtung der alten Westgotenresidenz Rennes le Chateau weitergefahren waren. Überraschend hatten sie sich im Sommer, der auf die Verhaftungen folgte, in der Templerfestung Ponferrada im iberischen Königreich Kastilien y Leon wiedergetroffen. De Villars hatte die Templerschiffe in einem kleinen Hafen in Asturien entladen lassen, um sie dann mit ihren Mannschaften nach, wer weiß wohin, zu entlassen. De Villars hatte Joao die Fracht und das Kommando übergeben und wollte allein auf dem Landweg nach Barcelona und von dort weiter zu den Ordensbrüdern nach Mallorca. Joao hatte sich für Portugal entschieden. Warum, wusste er nicht. Es war nur so ein Gefühl gewesen. Jetzt stand Joao Lourenço in einer kleinen Kirche in Galiziens Bergen gut eine Tagesreise südlich von Ponferrada und ebenso weit von der portugiesischen Grenze nördlich Bragança entfernt. Tränen rannen seine Wangen hinunter. Am Altar stand ein Mönch, der vor den Tempelrittern eine Totenmesse zelebrierte. Vor einer halben Stunde hatten sie vor dem Portal der kleinen Kirche seinen Freund Jan van Koninck beerdigt. Er war im Kampf gegen Söldner des französischen Königs, die ihn verfolgt hatten, um ihm das Gold der Templer abzunehmen, schwer verwundet worden. Die Hilfe durch Joao und seine Männer war eine halbe Stunde zu spät eingetroffen. Joao hatte zwar die Söldner niedergemacht, aber seine Ordensbrüder konnten nicht mehr gerettet werden. Jan hatten sie schwer verletzt vom Schlachtfeld geborgen und zu einem nicht weit entfernten Kloster gebracht. Aber die Mönche konnten auch nichts mehr für ihn tun. Auf seinen Wunsch hin hatten sie Jan von Koninck nach Santiago de la Requejada getragen, wo er vor dem Portal der kleinen Kirche bestattet werden wollte. Joao hatte sich zwar gewundert, aber der Wunsch seines Freundes war ihm Befehl gewesen. Der Abt hatte ihnen einen seiner Mönche als Wegkundigen mitgegeben, der auch die Totenmesse zelebrieren sollte. Und so waren Joao und seine Mannen den mühsamen Weg hinauf in die Berge geritten und an der kleinen, verlassenen Kirche angekommen. Verwundert hatte sich Joao umgesehen. Der Ort war ganz offensichtlich unbewohnt, die Häuser von allen Menschen verlassen. Einige wenige Ziegen grasten in der Nähe und ließen vermuten, dass Hirten anwesend waren. Zu sehen waren sie nicht. Seltsam war, dass genau hier in dieser Einöde Jan van Koninck hatte begraben werden wollen.“ Erstmals 1984 erschien im Verlag Neues Leben Berlin der Roman „Federico“ von Waldtraut Lewin: Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen, in seinem wahren Heimatland Italien Federico genannt, ist eine fast legendäre Persönlichkeit des Mittelalters, eine schillernde Gestalt zwischen Genialität und Machtwillen, Grausamkeit und Liebesfähigkeit. Ein Leben voller Erfolge und Höhepunkte, aber auch voller bitterer Niederlagen. Der Mann, der seiner Zeit weit voraus war, wird hier durch die Augen einer Frau gesehen: Der Zeitzeugin Truda, die sich ein Bild von diesem Herrscher machen will, dem sie gedient hat ... Einige Seiten nach seinem Anfang liest sich der Roman von Waldtraut Lewin so: „Bekanntschaft Das jahrhundertealte Parkett knackt bei meinem Aufprall wie Scheite im Feuerofen, unendlich setzt sich das Geräusch fort, erstreckt sich der Raum, keiner ahnt die Wände, aber ich sehe die Säulen, manche sind hölzern, von Schimmelfäden umsponnen, manche aus Stein, mit Mosaiken inkrustiert, wieder andere sehen griechisch aus, alles ist zusammengewürfelt, wie’s gerade kommt. Er spricht mich sofort an, kaum dass das Krachen des Holzes im Weiten verebbt ist, ich vernehme seine Stimme dicht hinter meiner Schulter. „Du bist nicht Dante. Du bist jemand, der träumt, er sei Dante. Du bist ...“ Erst jetzt schreie ich auf, da ich die Stimme erkannt habe. Er lässt sich nicht stören, skandiert klar und gemessen weiter: „Du bist Truda die Botin. Nein, du bist nicht Dante. — Ich hatte nämlich schon einmal Besuch.“ Ich wage nicht, mich umzusehen, aus Angst vor dem Anblick, der mich erwartet. Er ist es, der Verräter des Herrn, Piero, Pietro, Petrus de Vinea. „Bist du allein?“, frage ich beklommen. Er versteht mich sofort. „Wie sollte er bei mir sein?“, entgegnet er. „Ich bin der Verräter. Und selbst wenn er da wäre: Du weißt ja, dass ich ihn nicht sehen könnte. Schließlich hat er mich blenden lassen.“ Seine Stimme klingt gelassen. Anderes Ich des Kaisers, Logothet, Mann, der die Worte setzt, Oberster Diener der Justitia, Erster nach dem erhabenen Herrn, der die zwei Schlüssel zu seinem Herzen hatte, den, der öffnet, und den, der verschließt, Pier delle Vigne, angeklagt dunkelster, ungeheuerlichster Verräterei, die nie beim Namen genannt wurde. Petrus der Selbstmörder. „Dreh dich um, Truda die Botin“, fährt er fort. „Du hast Schlimmeres gesehn und wirst dich an den Anblick gewöhnen.“ Ich tue es, und sofort beginnen meine Augen überzuströmen, wie damals, als ich ihn das letzte Mal sah: den Ersten Minister des Reichs ganz hinten im Tross Friedrichs auf dem Weg von Cremona in den Süden, verkehrt herum auf einem Esel, dessen Schwanz man ihm durch die gebundenen Hände gezogen hat, den Kopf mit der blutigen Binde über den Augenhöhlen tief gesenkt, in zerrissenen Kleidern. Jetzt ist er auf andere Weise entsetzlich. Er trägt die feine stolze Gelehrtentracht, in der er meistens einhergegangen ist, und seine wunden Augenhöhlen machen das Gesicht zu einer Entsetzenslarve des untersten Höllenkreises. „Nicht schreien“, sagt er missbilligend. „Aber Truda, du wirst doch nicht schreien. Dante schrie nicht. Er fiel höchstens einmal in Ohnmacht. Ich muss dir sagen, dass mir dein Besuch lieber ist, um der alten Bekanntschaft willen, obgleich Dante versucht hat, mich dort zu rehabilitieren.“ Er lacht, es klingt ganz lebendig. „Ich wünsche nämlich nicht, rehabilitiert zu werden.“ „Du weißt, dass ich damals für dich gebeten habe“, sage ich, bemüht, mich zu fassen. „Ja. Du fielst daraufhin in Ungnade, nicht wahr? Es war höchst töricht von dir. Als wenn sich jemals irgendwer die Vermittlung hätte anmaßen können zwischen ihm und mir. Niemand stand zwischen uns. Niemand. Ich war sein Mund, sein Herz und sein Hirn, sein anderes Ich. Was sich dieser Florentiner herausnahm! Ich und unschuldig!“ „So bist du denn schuldig, Pietro?“ „Ich bin nicht schuldig. Es geht keinen etwas an. Am Tor zu Capua, das der Justitia geweiht war, gab es drei Bildsäulen. Eine war die des Kaisers, Sohns und Vaters des Rechts, die andere die des im Kampf gefallenen Großhofjustiziars Thaddäus von Suessa, die dritte die meine. Er hat sie vollenden lassen.“ Ich schließe die Augen. Mir schwindelt von dem Durcheinander. „Petrus, wo ist dein Herr?“ „Ich weiß nicht. Ich kenne den Menschen nicht.“ Die Hähne krähen nah und fern. Es können auch die Sirenen eines Suchtrupps sein. Ich beiße die Zähne aufeinander. „Ich muss es wissen.“ „Sie sind dir auf der Spur, Truda“, bemerkt Pietro ruhig. „Sie waren dir übrigens fast immer auf der Spur. Manchmal half ich dir auch, meist auf sein Geheiß. Du hattest Geschick. Irgendwie entkamst du.“ „Wie entkamst du?“ „Das weißt du nicht?“ Er zitiert die Quellen. „Als Petrus de Vinea, der ehemalige Kanzler Kaiser Friedrichs, als ein geblendeter Verräter in den Süden geführt wurde, bewahrte man ihn unterwegs im Gefängnis zu San Miniato auf. Da fragte er seine Wächter: ,Was ist zwischen mir und der Mauer?‘, und sie antworteten ihm: ,Nichts.' Darauf rannte er mit seinem Kopf mit solcher Gewalt gegen die Wand, dass er tot zusammenbrach.“ „Aber Pier, Piero, wem bist du denn damit entkommen? Deine Häscher blieben nur deshalb zurück, weil du dich in eine dunkle, eine vollkommene Gefangenschaft begeben hast, die außerhalb der Welt ist.“ „Truda, du redest töricht. Meinst du, ich wollte meinen Häschern entkommen? Ihm, den du suchst, bin ich auf ewig entkommen.“ Ja, es sind Sirenen. Er hebt lauschend den Kopf, sein Haar, halb grau, halb schwarz, liegt wohlgeordnet auf dem tadellosen Kragen, als sei alles, wie es sein müsse. „Es gilt dir“, spricht er, und auf einmal ist seine Stimme klanglos, hastig. „Du wirst verfolgt.“ „Das sieht nur so aus“, erwidere ich voller Trotz. „In Wirklichkeit bin ich die Verfolgerin. Man will mich nur an meiner Jagd hindern. Aber da du, Herr Kanzler, ihm ja auf ewig entkommen bist, brauche ich dich nicht zu belästigen, denn du kannst mir nicht helfen.“ „Du willst doch nicht gehen, wie?“ Seine Stimme klingt flehend. „Zu dieser Plauderei brauchtest du mich wahrhaftig nicht zu erwecken, nein. Es missfiel mir damals oft, mit dir zu reden, aber jetzt ...“ Er wechselt den Ton. „Ich kann dir vieles erklären. Bitte, sei so freundlich, nimm Platz.“ Der höfliche Stil der Kanzlei auf einmal, und in der Tat stehen da zwei Schemel, vielleicht haben sie schon immer da gestanden. Das Parkett kracht weit in der Tiefe, und das Geheul der Sirenen entfernt sich.“ In einer im Internet nachlesbaren Rezension dieses Buches über den Enkel Barbarossa, der von seinen Zeitgenossen bewundernd das „Staunen der Welt“ genannt wurde, heißt es anerkennend: „Immer wieder wird beim Lesen deutlich, wie sehr sich die Autorin in ihren erwählten Helden hinein vertieft hat, wird auch spürbar, daß hier jemand mit genauen Latein- und Italienisch-Kenntnissen schreibt. Und manchmal nur aus einem Nebensatz ist zu erkennen, daß hier auch ein genaues Gespür für das damalige Politik- und Machtgefüge mitschwingt. Waldtraut Lewin erzählt aus sehr weiblicher Perspektive die Geschichte der ewigen Botin Truda, läßt reale Personen aus dem Umfeld des Kaisers zu Wort kommen und gibt dem Leser so viele verschiedene Mosaiksteine in die Hand aus denen er selbst das Bild dieses Kaisers zusammensetzen kann. Friedrich II. war ein Mensch mit sehr vielen Facetten : der Hoffnungsträger, Daz chind vun Pülle, der Weiberheld, das Sprachgenie, der Machtmensch, der eiskalte Rechner, der liebevolle Vater, der zärtliche Liebhaber, der brutale Politiker und noch so vieles mehr. Waldtraut Lewin gelingt es, dies für uns festzuhalten, uns in die Welt des Kaisers zu holen und sie uns mit seinen Augen und denen seiner Weggefährten sehen zu lassen. Ein überaus lesenswertes Buch und ein wirksames Heilmittel gegen zuviel Wanderhurenromantik“, schreibt die Rezensentin und vergibt für diesen „Federico“ von Waldtraut Lewin 100 von 100 möglichen Punkten. Was will man mehr an Leseempfehlung? Und vielleicht folgen Sie ihr. Ansonsten noch einen guten Rutsch und ein glückliches und gesundes, schönes und lesefreudiges neues Jahr! Der nächste Newsletter der EDITION digital kommt bestimmt. Spätestens im nächsten Jahr … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3886 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years
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Schicksalsberichte aus ferner und naher Zeit – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Was ist Schicksal? Wer bestimmt es? Welche Rolle spielen göttliche Mächte oder Zufälle? Und welche Macht haben die Menschen selber über ihr eigenes Schicksal? Solche und ähnliche Fragen kommen einem in den Kopf, wenn man sich die fünf Deals der Woche ansieht, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 30.06. 17 – Freitag, 07.07. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Literatur bietet eben eine wunderbare Gelegenheit, sich mit den Schicksalen von Menschen aus ferner und naher Zeit auseinanderzusetzen, sich mit ihnen zu freuen und auch mit ihnen zu leiden. Und manches wird man wahrscheinlich nie verstehen. So dürfte es einem zum Beispiel mit dem ersten der aktuellen Deals der Woche gehen, in dem Wolfgang Held auf sehr persönliche Weise über ein besonders tragisches Schicksal berichtet. Die anderen Bücher führen uns nach Indien und Südamerika, auf und in das Meer. Und immer wieder fragen sich Menschen, wie und warum es alles so gekommen ist, wie es gekommen ist. Hätten Sie etwas anders tun oder auch etwas lassen sollen? Und manchmal schwebt über dem Geschehenen die Frage, ob man denn sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen und die Schicksalsgöttin günstig stimmen könne? Oder ist doch alles irgendwie vorherbestimmt? Im Jahre 2000 veröffentlichte Wolfgang Held im quartus-Verlag Buch „Uns hat Gott vergessen. Tagebuch eines langen Abschieds“: Dieses autografische Buch lässt den Leser teilhaben an einem authentischen tragischen Familienschicksal. Mehr und mehr muss Markus erkennen, dass sich „sein Mädchen“, wie er Monika, seine Frau, liebevoll nennt, verändert. Aber auch Monika merkt, dass nichts mehr so ist wie früher. Alltägliche Handgriffe werden zu unüberwindlichen Hindernissen. Ihre Krankheit, bald als Morbus Alzheimer diagnostiziert, frisst den liebenden Partner förmlich auf, schränkt aber seine Liebe nicht ein. Der Autor hat sein Buch den Grauen Schwestern vom Orden der Heiligen Elisabeth, dem Personal im Sankt-Elisabeth-Heim Weimar, und all jenen Menschen gewidmet, die liebevoll und aufopfernd den langen Weg eines Alzheimer-Kranken in die Dunkelheit begleiten. Und so beginnt sein berührender Schicksalsbericht: „Im ersten Jahr Monika: Montag, am 20. März Ich habe Angst. Markus soll zu einem Vortrag fahren. Am Donnerstag. Das ist übermorgen. Am Abend und mit dem Auto keine Stunde von hier. Vor Mitternacht wird er wieder zu Hause sein, verspricht er, und er hat mich noch nie belogen. Gern würde ich mitfahren, aber das sage ich nicht. Wahrscheinlich wäre er sogar einverstanden, doch ich weiß, dass er es nicht mag, wenn ich dabei bin. Es macht ihn nervös, ich habe das schon erlebt. Er ist dann mit seinen Augen und seinen Gedanken mehr bei mir als bei seiner Rede. Ein paar Mal habe ich mich auch eingemischt und dazwischen geredet. Ganz spontan. So bin ich nun mal. Und ich habe meinen Mann gelobt vor seinen Zuhörern, das hat ihm gar nicht gefallen. Dabei wollte ich doch nur, dass die Leute begreifen, was ich für einen klugen Gatten habe. Ich denke, jeder kann wissen, dass ich stolz bin, seine Frau zu sein. Und ich unterhalte mich gern mit den Zuhörern. Ich möchte ihnen von unserer Tochter erzählen, von unserem Häuschen und wie wir es eingerichtet haben, von unserem Urlaub am Schwarzen Meer und dass unsere Enkelin die Beste in ihrer Klasse ist. Das alles mag Markus nicht. Deshalb werde ich zu Hause bleiben und auf ihn warten. Am Fenster. Vor unserem Haus draußen, gleich neben der Gartentür, steht eine Laterne. So kann ich ihn schon erkennen, wenn er aus dem Auto steigt. Aber in den Stunden bis dahin fürchte ich mich. Alleinsein ist schlimm. Ich weiß das, deshalb ist sie schon jetzt da, die Angst. Nein, ich will eigentlich, dass Markus bei mir bleibt. Er hat Kollegen, die den Vortrag halten können. Mir wird übel bei dem Gedanken, dass ich warten muss, allein und bis spät in die Nacht. Früher, als Elke noch klein und bei mir war, ist das anders gewesen. Jetzt wird mir das Haus ganz fremd, wenn außer mir niemand da ist. Vielleicht werde ich krank. Mein Herz schlägt viel zu schnell. Bestimmt werde ich krank. Er wird bei mir bleiben, wenn ich leide, das weiß ich. Ich werde ganz gewiss krank. Markus: Dienstag, am 21. März Wenn ich am Computer sitze, steht die Tür zum Arbeitszimmer immer offen. So kann ich das Klirren beim Aufwasch hören, den Staubsauger, das Brummen der Waschmaschine, Klappern von Geschirr. Früher hat Monika manchmal bei der Hausarbeit gesungen. Deutsch oder bisweilen auch Polnisch. Das ist freilich schon eine Weile her. Ein Jahr vielleicht oder noch länger. Neulich erst habe ich sie gefragt, weshalb sie das nicht mehr tut. Ich bekam keine Antwort, nur ein kurzes Lächeln, verlegen, wie mir schien, und fast so, als hätte ich an ein Geheimnis gerührt. Sechzig Minuten geben sie mir für den Vortrag, den ich morgen Abend halten soll. „Produktwerbung - Arglist der Verführer.“ Wo es unzählige Beispiele für die Hundert psychologischen Kniffe und Tausend lügnerischen Tricks der PR-Experten gibt, ist eine Stunde wenig. Konzentrieren auf das Wesentliche folglich, die drastischsten Fälle ... Eigentlich müsste ich es Betrügereien nennen oder wenigstens Hinterlist ... War da eben ...? Monika! Sie liegt auf der Couch unten im Wohnzimmer, steif und nach Atem ringend. Ihr Pulsschlag ist kaum zu zählen. Drei-, viermal ist das schon in den letzten Jahren passiert. Meine Hand mit dem Telefonhörer zittert. Monika keucht leise. Nein, sie will keinen Arzt. Jetzt nicht. Ich soll warten. Bisher habe ich ihren Wunsch immer erfüllt, habe ihr kaltes Wasser gegeben, sie in den Arm genommen, ihre Stirn gestreichelt, und sie ist dabei langsam wieder zur Ruhe gekommen. Diesmal sieht es schlimmer aus. Über ihre Lippen, über ihr Gesicht zieht bläuliche Färbung. Ihre Hand umklammert meinen Arm, als drohe Sturz in die Tiefe. Ich wähle die Nummer des Notrufes. Fast eine halbe Stunde vergeht. Monika spricht kein Wort. Wenn sie mich anschaut, ist ihr Blick bänglich und vorwurfsvoll. Allmählich atmet sie ruhiger und löst ihren Griff. Vielleicht war ich doch zu voreilig? Der Notarzt kommt mit weißem Gefolge. Ein EKG-Gerät wird angeschlossen, dann nimmt der Arzt mir meinen Zweifel. Heftige Arrhythmien. Wahrscheinlich vegetative Labilität und kein Grund zu ernsthafter Besorgnis, aber Klarheit kann nur eine gründliche Untersuchung bringen. Deshalb sofortige Einweisung ins Krankenhaus. Sie legen Monika auf die Trage und schieben sie vor dem Haus in das Sanitätsauto. Ihr Blick klagt mich an.“ Erst in diesem Jahr brachte http://edition-digital.de/Hinse/ seinen historischen Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden „Das Gold der Andentempler“ bei der EDITION digital heraus – und zwar sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe: Pablo de Alvares war ein Ritter des Templerordens, er war in Asturien geboren und seinem Vater ins Heilige Land gefolgt. Dort konnte er sich aus der Festung Akkon retten und war mit dem Großmeister Jaques de Molay nach Paris gekommen. Von dort zieht er mit Joao Lourenco nach Portugal, um das Gold der Templer vor König Philipp dem Schönen in Sicherheit zu bringen. Einem Eid zufolge, den er seinem alten Vater geleistet hatte, folgte er Joao Lourenco mit dem Gold der Templer über das atlantische Meer. Dort jedoch zerstritt er sich mit seinem Ordensbruder und lockte den größten Teil der Schiffsbesatzung hinein in den Urwald – wo er das Paradies vermutete. Mit den Händlern der Chachapoya gelangten sie nach langer Fahrt auf dem Amazonas zu den Anden, wo die Eingeborenen wohnten und sie herzlich aufnahmen. Dann aber wurden sie von den Inka überfallen, die ihnen das gesamte Gold raubten. Pablo macht sich auf die Suche und wundert sich, wie wenig Interesse seine Ordensbrüder daran haben, den Schatz wiederzufinden. Selbst sein treuer Gefolgsmann Ragnar, ein hünenhafter Normanne, fällt ihm in den Rücken und verlässt ihn. So muss sich Pablo de Alvares allein auf die Suche nach dem Gold machen. Während dieser Suche lernt er die Steinstraßen der Inka, den Goctafall, den größten Wasserfall der Erde, und die Goldschmiede der Anden, die Tairona, kennen, aber auch Kuelap, die Festung der Chachapoya. Als diese von den Inka angegriffen wird, um die Chachapoya zu unterwerfen, trifft Pablo de Alvares wieder auf den Normannen Ragnar. Es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod. Aber bevor es überhaupt soweit ist, haben die Helden des spannenden Romans von Ulrich Hinse viele Prüfungen zu bestehen: „Der Tempelritter trieb seine Männer zum Weitermarsch. Sie kamen wieder in dichten Wald. Der Boden war weich, sie liefen wie auf Moos, aber von Blättern und allerlei Unrat bedeckt. An einigen Stellen stank der Dreck höllisch. Hinzu kamen allerlei seltsame Laute aus dem Wald. Etliche Geräusche waren ihnen natürlich vertraut und doch erschreckte sie der einsetzende Lärm immer wieder aufs Neue. Dieses Mal waren es riesige Frösche, die ohne Unterlass lärmten und dabei einen Laut abgaben wie der Hammer eines Schmiedes, der auf hohles Blech schlug. Mit einem Mal verstummte jedes Geräusch, das sie schon seit einigen Nächten nicht richtig schlafen ließ und an dessen Klang sie sich bis heute nicht gewöhnt hatten. Wieder einen Moment später verstummte auch das Schreien, Rascheln und Knistern von allen möglichen Kreaturen, die keiner sah. Mit einem Mal war alles still. Nur der leise Wind ließ einige Blätter rascheln. Die Männer sahen sich erschreckt an. Es war unheimlich. Pablo setzte an, um etwas zu sagen, als der Lärm unvermindert neu einsetzte. Als ob nichts geschehen wäre, turnten die Affen wieder durchs Geäst und schauten aus sicherer Höhe neugierig auf die Menschen. Die überall herumflatternden Aras schrien wieder durchdringend und auch das Rascheln und Knistern der unzähligen Insekten war wieder zu hören. Pablo gab das Zeichen und der Marsch ging weiter. „Wir sind nicht mehr allein. Irgendjemand folgt uns“, flüsterte Ragnar. Pablo blickte sich um. Ragnar schwitzte mehr als sonst und er hielt seinen Knüppel, mit dem er vor Kurzem den Drachen besiegt hatte, so in der Hand, als fürchte er einen Angriff. Die Affen lachten. Sie saßen auf den Bäumen und folgten, von Ast zu Ast springend, der Kolonne von Menschen, die sich durch den Wald quälte. Es war ihr Wald und sie lachten offenbar auch, weil für den Weg, den sie in wenigen Augenblicken durch das Geäst zurücklegten, die Menschen sehr viel länger brauchten. Die Menschen unten am Boden gehörten nicht hierher in den Wald. Das war ihr Wald. Und das zeigten sie auch. Ab und zu bewarfen sie die Männer mit Gegenständen, mit Ästen, mit Früchten oder auch mit dornigen Knorren. Wehren konnten sich die Templer nicht. Die Tiere waren viel zu geschickt. Plötzlich waren sie wieder weg. Die Baumkronen über ihnen waren leer. Kein Affe war zu sehen. Mühsam kletterten die Templer über einige frisch umgestürzte Baumriesen. Sie hatten die Giganten des Waldes in der Sturmnacht fallen hören. „Wir sind im Kreis gelaufen“, brummte Pablo und Ragnar nickte. „Das ist mir schon lange nicht mehr passiert, aber es stimmt. Dort vorne ist der Platz, wo wir uns in Sicherheit gebracht hatten.“ Pablo knurrte nur unwillig. Er hatte seine Leute im Kreis geführt. Das ging ihm an die Ehre. Langsam trat der Templer durch einen Binsenstreifen hindurch aus dem Wald auf die kleine Lichtung hinaus. Genau in dem Moment tippte etwas auf die Schulter von Pablo. Der blickte sich erstaunt um. Von Ragnar hinterrücks angefasst zu werden, war ihm neu. Aber es war nicht Ragnar, es war Quistan. Er hatte in dem dichten Schilf am Rande der Lichtung gelauert, weil er die Geräusche der Männer gehört hatte. In diesem Moment kam Ragnar angekeucht, weil er glaubte, der Chachapoya habe seinen Herrn und Meister niederschlagen wollen. Im letzten Moment konnte Pablo den Normannen abhalten, sich auf Quistan zu stürzen. „Wo kommst du denn so plötzlich her?“, fragte völlig überrascht der Templerführer. „Wir haben euch vermisst. Ihr seid nachts alle aus dem Lager fortgelaufen. So schnell, dass wir euch nicht mehr aufhalten konnten. Ihr hattet Angst vor dem Wasser. Aber es würde uns nicht erreichen. Das wussten wir. Deshalb blieben wir ganz ruhig. Als der Wasserspiegel sank, haben wir euch gesucht.“ „Und gefunden. Wie konntet ihr uns hier im Wald finden?“ Der Chachapoya lachte. „Wir sind hier zu Hause. Wir kennen den Wald, seine Geräusche, seine Tücken und die Wege, die man laufen kann. Außerdem merkten wir, dass ihr im Kreis gelaufen seid. So hatten wir keine Mühe, euch zu finden. Jetzt kommt mit zum Lager. Es ist nicht mehr weit.“ Dreißig Jahre vor dem jüngsten Templer-Roman von Ulrich Hinse, 1987, erschien im Kinderbuchverlag Berlin „Poros und Mahamaya. Eine Geschichte aus dem alten Indien, von Waldtraut Lewin erzählt nach der Oper „Alexander in Indien“ von Georg Friedrich Händel: Auf seinem Eroberungszug ist Alexander der Große bis nach Indien vorgedrungen. König Poros, Herrscher eines indischen Teilreiches, leistet ihm Widerstand - und wird besiegt. Anders verhält sich die kluge Königin Mahamaya, seine Geliebte, die einen anderen Teil Indiens beherrscht. Sie versucht, mit dem Eroberer auf diplomatischem Weg klarzukommen und erregt damit die rasende Eifersucht des Poros, die ihn zu wilden überstürzten Aktionen treibt, bei denen beinah er als auch Mahamaya Leib und Leben verlieren. Alexander allerdings muss vor der ihm weitgehend unverständlichen Mentalität des fremden Landes kapitulieren. Er zieht sich zurück. Poros und Mahamaya versöhnen sich und herrschen gemeinsam über ihre Länder. Nehmen wir uns einen Moment Zeit und schauen wir in die diese so andere Welt: „Das Wasser war grün und undurchsichtig, und der Knabe bemühte sich, sein Ruder so behutsam wie möglich einzutauchen, um die glatte Fläche nicht zu zerstören. Zu beiden Seiten stand der Wald hoch, dicht und dunkel. Schlinggewächse hingen überm Fluss gleich verknoteten Schlangen. Im Bug des Schiffchens kniete die kleine Fürstin und sah geradeaus. Gold und Farben ihrer Kleidung leuchteten auf bei jedem Sonnenblitz, der durch das Blätterdach drang. Dazu schrien die bunten, nicht jagdbaren Vögel. Krokodile lagen wie Baumstämme im Uferschlamm. Hinter der Flussbiegung nahm die Strömung zu, ein Sog unter der öligen Wasserhaut. Der Knabe hielt die Bootsnase geschickt gegen die Wirbel im Gleichgewicht, ohne die Augen von dem Mädchen abzuwenden; er war mit dem Gewässer vertraut. Endlich wichen die Bäume zurück. Eine Treppe schwang sich in gelassenem Bogen zum Wasser, und zwischen dem Schilf leuchteten die üppigen Hüften der tanzenden Göttinnen aus Stein, die die grauweißen Mauern schmückten, erstarrt in der Bewegung, den Fuß erhoben, die Hände in bedeutungsvoller Geste zum Himmel gebogen. „Wir sind da“, sagte der Knabe halblaut und lenkte das Schiffchen ins tote Wasser, ließ es zur Treppe treiben. Erst als er ausgestiegen war und ihr die Hand hinstreckte, erhob sie sich von den Knien und sprang leicht an Land. Der Tempel stand wie verlassen. Ein paar Affen hüpften mit Gekreisch über die Simse. Irgendwo drinnen schlug ein Gong. Zögernd, ohne sich anzusehen, schritten sie vorwärts, über die von Gras und Kraut bedeckten Quader auf den Ton zu, durch die klaffenden, aus den Angeln gewuchteten Tore von grünspanblindem Kupfer, deren getriebene Arbeit nur noch undeutlich zu erkennen war. Eine große Schlange ringelte träge von einer Säule herab. Sie gingen auf das Licht los, das aus dem Dämmer schien. Unversehrt stand die innere Halle. Das Feuer auf dem Altar loderte, und um das Heiligtum strahlten hoch oben brennende Lampen ein goldnes Licht aus. Am Boden hockten auf untergeschlagenen Beinen zwei Greise und beugten sich über ein Schachbrett. Nie hatte man Verschiedenere gesehen: Der eine trug ein seidenes Obergewand, der andere einen härenen Fetzen von Kutte, gegürtet mit einer Waldrebe. Der eine hatte goldgestickte Stiefel an den Füßen, der andere war barfuß. Der eine trug einen goldnen Reif um das weiße, zum Knoten gebundene Haar, dem anderen wallten Bart und Locken struppig bis zum Gürtel herab, und wildes Blattwerk, von Bienen umsummt, hing darin. Die Kinder schlossen die Augen, legten die Handflächen vor der Stirn zusammen und sanken in die Knie vor den Vätern. Die beiden Männer, die hier das Königsspiel spielten, galten vor der Welt als tot. Beide hatten sie in ihrer Jugend mächtige Reiche beherrscht, sie hatten Kriege geführt und Paläste gebaut, geliebt, gehasst und gemordet, gelitten und gehofft. Ihre Taten waren zahlreich gewesen, wechselnd gute und böse, wie es zugeht in der Welt. Als sie aber älter wurden, erkannten sie, wie eitel ihr Streben war, und die ganze Welt wurde ihnen zum Schein, zum Schleier der Maya, und in ihren Herzen wuchsen die Sehnsucht nach Frieden und Weisheit und der Wunsch, dem ewigen Wechsel der Gestalten zu entfliehen. Jeder von ihnen wählte einen anderen Weg zur Erfüllung. Asbita, der Vater des Mädchens, war seit jeher Wissenschaft und Künsten zugeneigt gewesen. Als er noch herrschte, war mehr als die Gewalt die List sein Teil gewesen, und er war schlangenklug und wohlberedt. Lange Tage und Nächte sprach er in seinen glänzenden Hallen mit den Weisen und Wissenden und lernte von ihnen, bis er sie alle übermochte an Geistesstärke und kühnem Flug des Denkens und an Weisheit von keinem Sterblichen erreicht wurde. Man begann von weit her um seinen Rat zu fragen, und die heilige Ehrfurcht und fromme Scheu, die man seinem Haupt entgegenbrachte, übertrug sich gleichsam auf sein Reich und dessen Frieden. Kaum ein Fürst wagte mehr, die Grenzen des Landes zu verletzen. Er war ein Schakravartin, ein Weltherrscher, wie jene, von denen die alten Mythen erzählen, dass sie ohne Kampf und Streit ihre Länder regierten, so weit ihr Wagen sie trug und ihr heiliges Ross lief. Bei all dem war aber Asbita nicht glücklich, sondern mehr und mehr erfasste seine Seele das Verlangen zu erfahren, was hinter dem Vorhang war. Nach Anleitung der Büßer und Brahmanen, die seine Freunde waren, begann er mit jenen Übungen, die bewirken, dass man seinen Körper so in der Gewalt hat wie ein Reiter sein Pferd, ja, dass man ihn zeitweise sogar verlassen kann. Als er diese Kunst in Vollkommenheit ausüben konnte, setzte er einen Rat aus den Besten seines Volkes ein, sodass jeder Stand sein Recht erhalte, vom Priester bis zum Bettler, und begab sich in ein stilles Gemach unter dem Dach seines Palastes, in dem sich nichts befand außer einem Bett aus Zitronenholz. Dort streckte er sich aus in seinen glänzenden Gewändern und sprach zu den Getreuen: „Ich werde meinen Körper für einen Mondumlauf verlassen, dann aber wiederkehren. Regieret wohl indessen, bis ich zurück bin.“ Dann kreuzte er die Arme über der Brust, schloss die Augen, und siehe, sein Herz hörte auf zu schlagen, und kein Atem hob und senkte mehr seine Brust, sein Leib aber blieb warm, und keinerlei Verwesung fasste ihn an. Sie, die um ihn waren, besahen das Wunder und wussten nicht, sollten sie ihn betrauern oder auf ihn warten. Nach den vorhergesagten dreißig Tagen schlug Asbita die Augen auf, der Hauch kehrte auf seine Lippen zurück, und sein Herz schlug wieder kräftig, und er erhob sich, sein Volk zu regieren zur Lust und Freude der Seinen.“ Im Jahr der Wende, 1989, kam im Rostocker Hinstorff Verlag, der damals noch VEB Hinstorff Verlag Rostock, hieß ein neues Buch von Wolfgang Schreyer heraus. Es hieß „Die Beute. Erstes Buch: Schiff 17“. Und es trug eine besondere Widmung des Verfassers: „Für Paul zur Erinnerung an Simon“. Worum geht es in diesem Buch, das uns in die Zeit kurz vor und während des Ersten Weltkriegs führt: „Ein Traum hatte sich erfüllt, endlich war ich wieder unter Deutschen, Matrosen noch dazu. Diese Umgebung und das blaue Tuch im Spind 1 machten mich stolz. Stella hieß das Schiff übrigens nur, wenn es listig unter Hollands Flagge fuhr. Mit 2300 BRT war es der zweitkleinste Hilfskreuzer Seiner Majestät ... Der Deckname war S. M. S. 17.“ Südatlantik, Januar 1915. Der junge Richard Harms will als blinder Passagier auf einem neutralen Frachter Europa erreichen, will wie viele „heim ins Reich“. Als der Frachter von S. M. S. 17 aufgebracht wird, verbindet sich Harms' Schicksal mit dem des kaiserlichen Hilfskreuzers: Kampf, Raub, Versenkungen, Stürme, Flucht und Täuschung; eine Kette von Seeabenteuern in den Weiten zweier Ozeane. Nach Tatsachenberichten aus dem Ersten Weltkrieg schrieb Wolfgang Schreyer diese fiktive Odyssee, einen Roman über militärisches Piratentum, die reguläre Seeräuberei unseres Jahrhunderts. Das E-Book gibt ein Zeitbild, es schildert die Welt von einst präzise in der Nussschale dieses Schiffs: Der Kriegsfreiwillige Harms steht im Mit- und Gegeneinander an Bord „seinen Mahn“ - im Bann eines verwegenen Offiziers, den er auch dann noch bewundert, als ihm das Fragwürdige des schier endlosen, alle Sinne aufpeitschenden Beutezugs rund um den Erdball aufgeht. „Die Beute“ ist der Roman einer Verführung. Er legt jene seelischen Abläufe bloß, die deutsche Matrosen zum Selbstopfer trieben, bis nach all dem Grauen ein neues Denken in ihnen keimte, das sie innehalten und aufbegehren ließ. Das E-Book enthält außerdem einen bibliografischen Bericht über alle Werke des Autors bis 1989. Dazu schrieb er, in welcher Absicht, Stimmung oder Hoffnung er die Bücher schuf, wie er die einzelnen Arbeiten 1989 sah. Und so liest sich der Anfang dieses sehr spannenden Buches: „All das lag noch vor mir, damals, Pfingsten 1914. Ich war im Winter fünfzehn geworden und dabei, etwas anderes zu entdecken: die Welt der Mädchen und den verwirrenden Reiz, der von ihr ausgeht. Nicht der Vater beschäftigte mich, sondern die Tochter seines Geschäftsfreunds. Sie hieß Anni Greve und war schon sechzehn, gut ein Jahr älter, was ich recht störend fand. Sie war die Schwester von Manfred, dem Klassenbesten unserer Untersekunda; ihr Zeugnis sollte gleichfalls glänzend sein. Noch mehr als das schüchterte mich ihre Ruhe ein, diese Leichtigkeit, die anmutige Art zu lachen, sich zu bewegen und wie eine Erwachsene mit meinen Eltern zu plaudern. Sah sie mich an – unter dem mittelblonden, gescheitelten Haar, dessen dicke Zöpfe zu Schnecken aufgesteckt waren –, verschlug es mir manchmal die Sprache. Obwohl fast einen Kopf größer als sie, glaubte ich, in ihren Augen wie ein dummer Junge dazustehen. Manfred Greve bemerkte es. Überschätz sie nicht, riet er mir, sie tut nur so gelassen und gescheit. Die Weiber machen dir was vor, sie schauspielern meistens. Es stimmt zwar, sie sind früher reif, unser Grips soll ja erst mit achtundzwanzig Jahren komplett beisammen sein, ihrer schon mit achtzehn, aber er ist dann auch danach, wie Schopenhauer schreibt ... Manfred war sehr belesen. Er suchte meine Freundschaft, weil ich der Stärkste in der Klasse war. Unsere Familien verbrachten ein paar Ferientage auf dem Greifswalder Bodden. Vaters kleine Jacht „Nordstern“ hatte uns hingebracht. Zum Baden war es noch zu kalt, deshalb kreuzten wir Männer zwischen Mönchsgut und der Insel Vilm, wo die drei weiblichen Mitglieder an Land hausten. Für meinen Vater, den Rostocker Grundstücksmakler Albert Harms, zählte nämlich außerhalb des Büros nur zweierlei: das Segeln und das Münzsammeln. Von Anfang an versuchte er, mich für seine Passionen zu begeistern, und natürlich war es ihm geglückt. Ich schätzte ihn als Segler genauso wie als Münzkenner. Dass erst sein Geschäftserfolg ihm zu beidem verholfen hatte, darüber sprach man nicht, es war ja selbstverständlich. Am Pfingstmontag lud er Anni Greve ein, mit uns an Stelle ihres Vaters, den ein Telegramm vorzeitig heimrief, an Bord zu gehen. Er zwinkerte mir dabei zu, als hätte er meinen heimlichen Wunsch erkannt, Anni mit meiner Segelei zu imponieren. „Aber nicht aufs offene Meer“, bat ihre Mutter, und mein Vater versprach es ihr. Wir Jungs jedoch steckten die Köpfe zusammen, der Bodden hing uns zum Hals heraus, vom letzten Sommer her kannten wir jeden Winkel. Die „Nordstern“ brauchte ein anständiges Ziel. Wenn schon nicht Saßnitz oder die Seebrücke von Binz – die Greifswalder Oie musste es wenigstens sein.“ Gut zwei Jahrzehnte vor der „Beute“ hatte Wolfgang Schreyer im Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig seinen Roman „Fremder im Paradies“ veröffentlicht und später noch einmal überarbeitet: Indischer Ozean, Gegenwart. Auf Paradise Island trifft Danny Wolfe ein, englischer Ziviltaucher für extreme Tiefen. Sein Motto: Wo ich lande, da hat noch immer ein Wrack gelegen. Für die Royal Navy soll er einen Froschmann jagen, der wohlgerüstet und mit bestem Alibi den Sperrkreis des Marine-Stützpunktes durchbricht. Wolfe ist selbstbewusst, als Taucher ungeschlagen. Aber er steht im Schnittpunkt von Machtinteressen und erfährt nicht einmal, worum es wirklich geht. Gebremst von der Geheimhaltung und der Bürokratie in der britischen Abwehr, geschockt durch Tricks unter Wasser, verwirrt durch Rivalität und Doppelspiel an Land, wird er seines Auftrages überdrüssig. Er riskiert den Kopf für ein paar hundert Pfund, andere machen ein Vermögen. Jeder benutzt ihn, er ist auf sich allein gestellt. Wolfgang Schreyer veröffentlichte nach einer Zypern-Reise und eigenen Tauchversuchen 1966 sein Buch „Fremder im Paradies". 1982 hat er den Stoff noch einmal neu gestaltet. So entstand aus dem utopischen Erfolgsroman ein spannender Abenteuerroman. Ironie, Sarkasmus und salopper Stil schärfen den Blick für eine beklemmende Realität. Vor dem Hintergrund der Weltpolitik im Öl- und Krisengebiet des Mittleren Ostens liegen die Dinge jetzt in härterem Licht. Dieses Buch erschien 1982 beim Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig. Tauchen wir also hinein und treffen wir den Fremden im Paradies zu Beginn des 1. Kapitels: „Wenn Danny Wolfe später an den Moment zurückdachte, mit dem die Geschichte für ihn begonnen hatte, erinnerte er sich dieses Eindrucks: zu wenig Sauerstoff; ein Gefühl, das ihn gewöhnlich alarmierte. Als er in jener Spätherbstnacht 1972 aus dem Flugzeug stieg, atmete er tief, um das Aroma der Insel in sich aufzunehmen. Und sogleich legte es sich ihm schwer auf die Brust, vielleicht eine Vorahnung dessen, was ihn erwartete. Über den bunten Begrenzungslichtern einer DC-9 erblickte er auf dem Dach der Abfertigungshalle die Neonschrift PHOENIX AIRPORT – PARADISE ISLAND. Neben ihm sagte die Stewardess: „Good bye, Sir.“ Da war er nun, der Augenblick, von dem er tagelang geträumt hatte. Doch keine Spur von dem Duft, den er mit Paradise Island verband. Die Luft roch wie ein Badetuch, das feucht auf der Heizung gelegen hatte. Es umfing ihn von Kopf bis Fuß und trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. Er lockerte den Schlips und zog sein Tweedjackett aus, was eine Stockung verursachte. Schon auf der Treppe suchte er nach jemandem, der eine Zeitung trug und die gleiche Krawatte wie er, rotgrünes Schottenkaro, das Design hieß „Duke of the Islands“. Aber er sah nur eine schwarze Empfangsdame, die ihn in den Flughofbus nötigte. Wolfe stellte den Koffer ab. Allmählich gelang es ihm, ganz durchzuatmen. Nach dem nasskalten Londoner Dezembernebel und dem Frühlingshauch bei der Zwischenlandung war es das dritte Klima heute. An Bord der Hawker Siddeley „Trident“ hatte er kalifornisch aufbereitete Luft geatmet, während die Maschine, wie es im Reiseprospekt hieß, auf dem Strahl ihrer geräuscharmen Heckdüsen mit zweieinhalbfacher Schallgeschwindigkeit südwärts geschossen war. Alles hatte er genossen, von der Champignonsuppe bis zum Blick auf die Küste Afrikas, dessen Flüsse Lehm in den Ozean spien. Sogar der Spionagefilm hatte ihm gefallen, der in der Touristenklasse gelaufen war. In seinen dreißig Lebensjahren war Wolfe noch nie über Europa hinausgekommen, nun geschah soviel an einem Tag. Und so wie den Flug wollte er den Aufenthalt hier genießen, was auch immer dahinterstecken mochte. Der Beamte warf einen Blick auf seinen Pass. „Danke, Sir“, sagte er, „Sie sind Brite und brauchen nichts zu verzollen.“ Als Wolfe sich nach seinem Gepäck umdrehte, berührte ihn jemand am Arm. „Oh, Sir, Sie tragen die gleiche Krawatte.“ – „Duke of the Islands“, antwortete er automatisch und sah in ein sonnenbraunes Gesicht, das ihm zu jung schien für das silbergraue, kurz geschnittene Haar. – „Mr. Wolfe, das hätten Sie in der Hand halten sollen", sagte der Fremde und tippte mit seiner Zeitung gegen das „Times“-Exemplar, das aus Wolfes Jackentasche lugte. „Mein Name ist Tom Clark, der Wagen steht vor der Tür.“ Erst beim Einsteigen fiel Wolfe ein schwacher Akzent auf; er erinnerte ihn an den Film, den er vorhin gesehen hatte. Darin war ein Engländer feindlichen Agenten dadurch in die Hand gefallen, dass er dem falschen Mann gefolgt war. Die Erkennungszeichen hatten auch dort gestimmt. „Wohin bringen Sie mich?“ „Nach Tyana, Sir.“ Clark ließ den Motor an. „Es dauert leider eine Stunde, wegen der Straßenkontrollen. Danach werden Sie sich im 'Stardust' ausschlafen, dem besten Hotel der Hauptstadt.“ Wolfe sagte: „Das ist großzügig von der Royal Navy, finden Sie nicht?“ Auf unbestimmte Art erleichterte es ihn, dass es Straßenkontrollen gab. – „Na, Sie sind doch nicht irgendwer", sagte Clark, bog in eine vierspurige Überlandstraße ein und gab Gas. Ein Schild huschte vorbei: Tyana – 50 miles. Die Reifen rauschten. Das Land zu beiden Seiten war merkwürdig kahl. Tropische Vegetation, wie Wolfe sie erwartet hatte, war nirgends zu entdecken. Im Scheinwerferlicht sah es aus, als seien die Felder nicht einmal bestellt. Der Verkehr floss spärlich, man fuhr links wie zu Hause. Dann und wann erblickte er Hütten aus erdfarbenem Material, ungebrannten Ziegeln wohl. Er fragte: „Wer hat mich eigentlich angefordert?“ – „Das Marineamt Tyana, Sir.“ – „Ja, aber wer da?“ – „Soviel ich weiß, Commander Scott.“ – „Und welches Ressort leitet der Commander?“ – „Die Testabteilung der Unterwasser-Medizin.“ – „Dann müssen Sie sich irren, Mr. Clark.“ – „Nein, Sir. Scott sucht einen Taucher für extreme Tiefen.“ – „Was versteht er denn darunter?“ – „Ich glaube, so um dreitausend Fuß.“ – „Soso. Sie tauchen wohl nicht zufällig selbst?“ – „Nein, Leutnant, ich spiele lieber Bridge.“ Wolfe stieß ein trockenes Schnaufen aus. Die Auskünfte klangen fragwürdig. Dieser Tom Clark wusste zwar, dass er Reserveoffizier war, doch was er über das Marineamt erzählte, hörte sich idiotisch an. Er versuchte, Clark abzuschätzen: knapp mittelgroß, anscheinend muskulös, undefinierbares Alter... Sooft Wolfe später an diese erste Begegnung dachte, erinnerte er sich seines Verdachts – der phantastischen Vorstellung, einem Gegner in die Arme zu laufen. Was aber das seltsamste war, er begnügte sich mit düsteren Erwägungen; ebenso wie der andere nichts tat, um sein Misstrauen zu zerstreuen, falls er es spürte. Schweigend und sicher chauffierte Clark an Shell-Tankstellen, parkenden Kolonnen und an den Benzinfässern vorbei, die die Wachposten als Hindernis aufgestellt hatten. Die Reifen sangen, wenn er zwischen den Fässern Slalom fuhr. „Enttäuscht?“, fragte er einmal. „Hier im Zentrum fehlt das Wasser, die Küstengebirge fangen es ab. Nur eine Ernte in zwei Jahren, Sir. Rauchen Sie?“ Und da wir gerade beim Thema Schicksal waren, soll zum Schluss dieses Newsletters ein Hinweis auf die vielleicht bekannteste und berühmteste Schicksalsgöttin der römischen Antike nicht fehlen – auf Fortuna, der damals viele Tempel gewidmet waren und deren Fest jeweils am 24. Juni gefeiert wurde. Populär geworden war diese Göttin des Schicksals und des Glücks wahrscheinlich bereits zu Beginn des Römischen Reichs durch König Servius Tullius populär. Der Legende nach war er als Sohn einer Sklavin durch die Gunst der Schicksalsgöttin auf den Königsthron gekommen. Und populär ist Fortuna über die Jahrtausende und Jahrhunderte bis heute geblieben. So wurde sie zum Beispiel im Mittelalter als eine Orakelgöttin oft nach der Zukunft befragt. Fortuna war auch ein beliebtes Motiv auf Spielmarken oder Jetons im Glücksspiel des 18. und 19. Jahrhunderts. Und nicht zuletzt ist Fortuna ein bis heute beliebter Vereinsname für Sportvereine und wird insbesondere im Fußball häufig als Kurzform für den ganzen Verein verwendet. Ob also Jogi Löw gute Kontakte zu Fortuna hat? Und was ist mit Ihrem eigenen Schicksal? Glauben Sie eigentlich an Fortuna? Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3802 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Schicksalsberichte aus ferner und naher Zeit – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Was ist Schicksal? Wer bestimmt es? Welche Rolle spielen göttliche Mächte oder Zufälle? Und welche Macht haben die Menschen selber über ihr eigenes Schicksal? Solche und ähnliche Fragen kommen einem in den Kopf, wenn man sich die fünf Deals der Woche ansieht, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 30.06. 17 – Freitag, 07.07. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Literatur bietet eben eine wunderbare Gelegenheit, sich mit den Schicksalen von Menschen aus ferner und naher Zeit auseinanderzusetzen, sich mit ihnen zu freuen und auch mit ihnen zu leiden. Und manches wird man wahrscheinlich nie verstehen. So dürfte es einem zum Beispiel mit dem ersten der aktuellen Deals der Woche gehen, in dem Wolfgang Held auf sehr persönliche Weise über ein besonders tragisches Schicksal berichtet. Die anderen Bücher führen uns nach Indien und Südamerika, auf und in das Meer. Und immer wieder fragen sich Menschen, wie und warum es alles so gekommen ist, wie es gekommen ist. Hätten Sie etwas anders tun oder auch etwas lassen sollen? Und manchmal schwebt über dem Geschehenen die Frage, ob man denn sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen und die Schicksalsgöttin günstig stimmen könne? Oder ist doch alles irgendwie vorherbestimmt? Im Jahre 2000 veröffentlichte Wolfgang Held im quartus-Verlag Buch „Uns hat Gott vergessen. Tagebuch eines langen Abschieds“: Dieses autografische Buch lässt den Leser teilhaben an einem authentischen tragischen Familienschicksal. Mehr und mehr muss Markus erkennen, dass sich „sein Mädchen“, wie er Monika, seine Frau, liebevoll nennt, verändert. Aber auch Monika merkt, dass nichts mehr so ist wie früher. Alltägliche Handgriffe werden zu unüberwindlichen Hindernissen. Ihre Krankheit, bald als Morbus Alzheimer diagnostiziert, frisst den liebenden Partner förmlich auf, schränkt aber seine Liebe nicht ein. Der Autor hat sein Buch den Grauen Schwestern vom Orden der Heiligen Elisabeth, dem Personal im Sankt-Elisabeth-Heim Weimar, und all jenen Menschen gewidmet, die liebevoll und aufopfernd den langen Weg eines Alzheimer-Kranken in die Dunkelheit begleiten. Und so beginnt sein berührender Schicksalsbericht: „Im ersten Jahr Monika: Montag, am 20. März Ich habe Angst. Markus soll zu einem Vortrag fahren. Am Donnerstag. Das ist übermorgen. Am Abend und mit dem Auto keine Stunde von hier. Vor Mitternacht wird er wieder zu Hause sein, verspricht er, und er hat mich noch nie belogen. Gern würde ich mitfahren, aber das sage ich nicht. Wahrscheinlich wäre er sogar einverstanden, doch ich weiß, dass er es nicht mag, wenn ich dabei bin. Es macht ihn nervös, ich habe das schon erlebt. Er ist dann mit seinen Augen und seinen Gedanken mehr bei mir als bei seiner Rede. Ein paar Mal habe ich mich auch eingemischt und dazwischen geredet. Ganz spontan. So bin ich nun mal. Und ich habe meinen Mann gelobt vor seinen Zuhörern, das hat ihm gar nicht gefallen. Dabei wollte ich doch nur, dass die Leute begreifen, was ich für einen klugen Gatten habe. Ich denke, jeder kann wissen, dass ich stolz bin, seine Frau zu sein. Und ich unterhalte mich gern mit den Zuhörern. Ich möchte ihnen von unserer Tochter erzählen, von unserem Häuschen und wie wir es eingerichtet haben, von unserem Urlaub am Schwarzen Meer und dass unsere Enkelin die Beste in ihrer Klasse ist. Das alles mag Markus nicht. Deshalb werde ich zu Hause bleiben und auf ihn warten. Am Fenster. Vor unserem Haus draußen, gleich neben der Gartentür, steht eine Laterne. So kann ich ihn schon erkennen, wenn er aus dem Auto steigt. Aber in den Stunden bis dahin fürchte ich mich. Alleinsein ist schlimm. Ich weiß das, deshalb ist sie schon jetzt da, die Angst. Nein, ich will eigentlich, dass Markus bei mir bleibt. Er hat Kollegen, die den Vortrag halten können. Mir wird übel bei dem Gedanken, dass ich warten muss, allein und bis spät in die Nacht. Früher, als Elke noch klein und bei mir war, ist das anders gewesen. Jetzt wird mir das Haus ganz fremd, wenn außer mir niemand da ist. Vielleicht werde ich krank. Mein Herz schlägt viel zu schnell. Bestimmt werde ich krank. Er wird bei mir bleiben, wenn ich leide, das weiß ich. Ich werde ganz gewiss krank. Markus: Dienstag, am 21. März Wenn ich am Computer sitze, steht die Tür zum Arbeitszimmer immer offen. So kann ich das Klirren beim Aufwasch hören, den Staubsauger, das Brummen der Waschmaschine, Klappern von Geschirr. Früher hat Monika manchmal bei der Hausarbeit gesungen. Deutsch oder bisweilen auch Polnisch. Das ist freilich schon eine Weile her. Ein Jahr vielleicht oder noch länger. Neulich erst habe ich sie gefragt, weshalb sie das nicht mehr tut. Ich bekam keine Antwort, nur ein kurzes Lächeln, verlegen, wie mir schien, und fast so, als hätte ich an ein Geheimnis gerührt. Sechzig Minuten geben sie mir für den Vortrag, den ich morgen Abend halten soll. „Produktwerbung - Arglist der Verführer.“ Wo es unzählige Beispiele für die Hundert psychologischen Kniffe und Tausend lügnerischen Tricks der PR-Experten gibt, ist eine Stunde wenig. Konzentrieren auf das Wesentliche folglich, die drastischsten Fälle ... Eigentlich müsste ich es Betrügereien nennen oder wenigstens Hinterlist ... War da eben ...? Monika! Sie liegt auf der Couch unten im Wohnzimmer, steif und nach Atem ringend. Ihr Pulsschlag ist kaum zu zählen. Drei-, viermal ist das schon in den letzten Jahren passiert. Meine Hand mit dem Telefonhörer zittert. Monika keucht leise. Nein, sie will keinen Arzt. Jetzt nicht. Ich soll warten. Bisher habe ich ihren Wunsch immer erfüllt, habe ihr kaltes Wasser gegeben, sie in den Arm genommen, ihre Stirn gestreichelt, und sie ist dabei langsam wieder zur Ruhe gekommen. Diesmal sieht es schlimmer aus. Über ihre Lippen, über ihr Gesicht zieht bläuliche Färbung. Ihre Hand umklammert meinen Arm, als drohe Sturz in die Tiefe. Ich wähle die Nummer des Notrufes. Fast eine halbe Stunde vergeht. Monika spricht kein Wort. Wenn sie mich anschaut, ist ihr Blick bänglich und vorwurfsvoll. Allmählich atmet sie ruhiger und löst ihren Griff. Vielleicht war ich doch zu voreilig? Der Notarzt kommt mit weißem Gefolge. Ein EKG-Gerät wird angeschlossen, dann nimmt der Arzt mir meinen Zweifel. Heftige Arrhythmien. Wahrscheinlich vegetative Labilität und kein Grund zu ernsthafter Besorgnis, aber Klarheit kann nur eine gründliche Untersuchung bringen. Deshalb sofortige Einweisung ins Krankenhaus. Sie legen Monika auf die Trage und schieben sie vor dem Haus in das Sanitätsauto. Ihr Blick klagt mich an.“ Erst in diesem Jahr brachte http://edition-digital.de/Hinse/ seinen historischen Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden „Das Gold der Andentempler“ bei der EDITION digital heraus – und zwar sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe: Pablo de Alvares war ein Ritter des Templerordens, er war in Asturien geboren und seinem Vater ins Heilige Land gefolgt. Dort konnte er sich aus der Festung Akkon retten und war mit dem Großmeister Jaques de Molay nach Paris gekommen. Von dort zieht er mit Joao Lourenco nach Portugal, um das Gold der Templer vor König Philipp dem Schönen in Sicherheit zu bringen. Einem Eid zufolge, den er seinem alten Vater geleistet hatte, folgte er Joao Lourenco mit dem Gold der Templer über das atlantische Meer. Dort jedoch zerstritt er sich mit seinem Ordensbruder und lockte den größten Teil der Schiffsbesatzung hinein in den Urwald – wo er das Paradies vermutete. Mit den Händlern der Chachapoya gelangten sie nach langer Fahrt auf dem Amazonas zu den Anden, wo die Eingeborenen wohnten und sie herzlich aufnahmen. Dann aber wurden sie von den Inka überfallen, die ihnen das gesamte Gold raubten. Pablo macht sich auf die Suche und wundert sich, wie wenig Interesse seine Ordensbrüder daran haben, den Schatz wiederzufinden. Selbst sein treuer Gefolgsmann Ragnar, ein hünenhafter Normanne, fällt ihm in den Rücken und verlässt ihn. So muss sich Pablo de Alvares allein auf die Suche nach dem Gold machen. Während dieser Suche lernt er die Steinstraßen der Inka, den Goctafall, den größten Wasserfall der Erde, und die Goldschmiede der Anden, die Tairona, kennen, aber auch Kuelap, die Festung der Chachapoya. Als diese von den Inka angegriffen wird, um die Chachapoya zu unterwerfen, trifft Pablo de Alvares wieder auf den Normannen Ragnar. Es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod. Aber bevor es überhaupt soweit ist, haben die Helden des spannenden Romans von Ulrich Hinse viele Prüfungen zu bestehen: „Der Tempelritter trieb seine Männer zum Weitermarsch. Sie kamen wieder in dichten Wald. Der Boden war weich, sie liefen wie auf Moos, aber von Blättern und allerlei Unrat bedeckt. An einigen Stellen stank der Dreck höllisch. Hinzu kamen allerlei seltsame Laute aus dem Wald. Etliche Geräusche waren ihnen natürlich vertraut und doch erschreckte sie der einsetzende Lärm immer wieder aufs Neue. Dieses Mal waren es riesige Frösche, die ohne Unterlass lärmten und dabei einen Laut abgaben wie der Hammer eines Schmiedes, der auf hohles Blech schlug. Mit einem Mal verstummte jedes Geräusch, das sie schon seit einigen Nächten nicht richtig schlafen ließ und an dessen Klang sie sich bis heute nicht gewöhnt hatten. Wieder einen Moment später verstummte auch das Schreien, Rascheln und Knistern von allen möglichen Kreaturen, die keiner sah. Mit einem Mal war alles still. Nur der leise Wind ließ einige Blätter rascheln. Die Männer sahen sich erschreckt an. Es war unheimlich. Pablo setzte an, um etwas zu sagen, als der Lärm unvermindert neu einsetzte. Als ob nichts geschehen wäre, turnten die Affen wieder durchs Geäst und schauten aus sicherer Höhe neugierig auf die Menschen. Die überall herumflatternden Aras schrien wieder durchdringend und auch das Rascheln und Knistern der unzähligen Insekten war wieder zu hören. Pablo gab das Zeichen und der Marsch ging weiter. „Wir sind nicht mehr allein. Irgendjemand folgt uns“, flüsterte Ragnar. Pablo blickte sich um. Ragnar schwitzte mehr als sonst und er hielt seinen Knüppel, mit dem er vor Kurzem den Drachen besiegt hatte, so in der Hand, als fürchte er einen Angriff. Die Affen lachten. Sie saßen auf den Bäumen und folgten, von Ast zu Ast springend, der Kolonne von Menschen, die sich durch den Wald quälte. Es war ihr Wald und sie lachten offenbar auch, weil für den Weg, den sie in wenigen Augenblicken durch das Geäst zurücklegten, die Menschen sehr viel länger brauchten. Die Menschen unten am Boden gehörten nicht hierher in den Wald. Das war ihr Wald. Und das zeigten sie auch. Ab und zu bewarfen sie die Männer mit Gegenständen, mit Ästen, mit Früchten oder auch mit dornigen Knorren. Wehren konnten sich die Templer nicht. Die Tiere waren viel zu geschickt. Plötzlich waren sie wieder weg. Die Baumkronen über ihnen waren leer. Kein Affe war zu sehen. Mühsam kletterten die Templer über einige frisch umgestürzte Baumriesen. Sie hatten die Giganten des Waldes in der Sturmnacht fallen hören. „Wir sind im Kreis gelaufen“, brummte Pablo und Ragnar nickte. „Das ist mir schon lange nicht mehr passiert, aber es stimmt. Dort vorne ist der Platz, wo wir uns in Sicherheit gebracht hatten.“ Pablo knurrte nur unwillig. Er hatte seine Leute im Kreis geführt. Das ging ihm an die Ehre. Langsam trat der Templer durch einen Binsenstreifen hindurch aus dem Wald auf die kleine Lichtung hinaus. Genau in dem Moment tippte etwas auf die Schulter von Pablo. Der blickte sich erstaunt um. Von Ragnar hinterrücks angefasst zu werden, war ihm neu. Aber es war nicht Ragnar, es war Quistan. Er hatte in dem dichten Schilf am Rande der Lichtung gelauert, weil er die Geräusche der Männer gehört hatte. In diesem Moment kam Ragnar angekeucht, weil er glaubte, der Chachapoya habe seinen Herrn und Meister niederschlagen wollen. Im letzten Moment konnte Pablo den Normannen abhalten, sich auf Quistan zu stürzen. „Wo kommst du denn so plötzlich her?“, fragte völlig überrascht der Templerführer. „Wir haben euch vermisst. Ihr seid nachts alle aus dem Lager fortgelaufen. So schnell, dass wir euch nicht mehr aufhalten konnten. Ihr hattet Angst vor dem Wasser. Aber es würde uns nicht erreichen. Das wussten wir. Deshalb blieben wir ganz ruhig. Als der Wasserspiegel sank, haben wir euch gesucht.“ „Und gefunden. Wie konntet ihr uns hier im Wald finden?“ Der Chachapoya lachte. „Wir sind hier zu Hause. Wir kennen den Wald, seine Geräusche, seine Tücken und die Wege, die man laufen kann. Außerdem merkten wir, dass ihr im Kreis gelaufen seid. So hatten wir keine Mühe, euch zu finden. Jetzt kommt mit zum Lager. Es ist nicht mehr weit.“ Dreißig Jahre vor dem jüngsten Templer-Roman von Ulrich Hinse, 1987, erschien im Kinderbuchverlag Berlin „Poros und Mahamaya. Eine Geschichte aus dem alten Indien, von Waldtraut Lewin erzählt nach der Oper „Alexander in Indien“ von Georg Friedrich Händel: Auf seinem Eroberungszug ist Alexander der Große bis nach Indien vorgedrungen. König Poros, Herrscher eines indischen Teilreiches, leistet ihm Widerstand - und wird besiegt. Anders verhält sich die kluge Königin Mahamaya, seine Geliebte, die einen anderen Teil Indiens beherrscht. Sie versucht, mit dem Eroberer auf diplomatischem Weg klarzukommen und erregt damit die rasende Eifersucht des Poros, die ihn zu wilden überstürzten Aktionen treibt, bei denen beinah er als auch Mahamaya Leib und Leben verlieren. Alexander allerdings muss vor der ihm weitgehend unverständlichen Mentalität des fremden Landes kapitulieren. Er zieht sich zurück. Poros und Mahamaya versöhnen sich und herrschen gemeinsam über ihre Länder. Nehmen wir uns einen Moment Zeit und schauen wir in die diese so andere Welt: „Das Wasser war grün und undurchsichtig, und der Knabe bemühte sich, sein Ruder so behutsam wie möglich einzutauchen, um die glatte Fläche nicht zu zerstören. Zu beiden Seiten stand der Wald hoch, dicht und dunkel. Schlinggewächse hingen überm Fluss gleich verknoteten Schlangen. Im Bug des Schiffchens kniete die kleine Fürstin und sah geradeaus. Gold und Farben ihrer Kleidung leuchteten auf bei jedem Sonnenblitz, der durch das Blätterdach drang. Dazu schrien die bunten, nicht jagdbaren Vögel. Krokodile lagen wie Baumstämme im Uferschlamm. Hinter der Flussbiegung nahm die Strömung zu, ein Sog unter der öligen Wasserhaut. Der Knabe hielt die Bootsnase geschickt gegen die Wirbel im Gleichgewicht, ohne die Augen von dem Mädchen abzuwenden; er war mit dem Gewässer vertraut. Endlich wichen die Bäume zurück. Eine Treppe schwang sich in gelassenem Bogen zum Wasser, und zwischen dem Schilf leuchteten die üppigen Hüften der tanzenden Göttinnen aus Stein, die die grauweißen Mauern schmückten, erstarrt in der Bewegung, den Fuß erhoben, die Hände in bedeutungsvoller Geste zum Himmel gebogen. „Wir sind da“, sagte der Knabe halblaut und lenkte das Schiffchen ins tote Wasser, ließ es zur Treppe treiben. Erst als er ausgestiegen war und ihr die Hand hinstreckte, erhob sie sich von den Knien und sprang leicht an Land. Der Tempel stand wie verlassen. Ein paar Affen hüpften mit Gekreisch über die Simse. Irgendwo drinnen schlug ein Gong. Zögernd, ohne sich anzusehen, schritten sie vorwärts, über die von Gras und Kraut bedeckten Quader auf den Ton zu, durch die klaffenden, aus den Angeln gewuchteten Tore von grünspanblindem Kupfer, deren getriebene Arbeit nur noch undeutlich zu erkennen war. Eine große Schlange ringelte träge von einer Säule herab. Sie gingen auf das Licht los, das aus dem Dämmer schien. Unversehrt stand die innere Halle. Das Feuer auf dem Altar loderte, und um das Heiligtum strahlten hoch oben brennende Lampen ein goldnes Licht aus. Am Boden hockten auf untergeschlagenen Beinen zwei Greise und beugten sich über ein Schachbrett. Nie hatte man Verschiedenere gesehen: Der eine trug ein seidenes Obergewand, der andere einen härenen Fetzen von Kutte, gegürtet mit einer Waldrebe. Der eine hatte goldgestickte Stiefel an den Füßen, der andere war barfuß. Der eine trug einen goldnen Reif um das weiße, zum Knoten gebundene Haar, dem anderen wallten Bart und Locken struppig bis zum Gürtel herab, und wildes Blattwerk, von Bienen umsummt, hing darin. Die Kinder schlossen die Augen, legten die Handflächen vor der Stirn zusammen und sanken in die Knie vor den Vätern. Die beiden Männer, die hier das Königsspiel spielten, galten vor der Welt als tot. Beide hatten sie in ihrer Jugend mächtige Reiche beherrscht, sie hatten Kriege geführt und Paläste gebaut, geliebt, gehasst und gemordet, gelitten und gehofft. Ihre Taten waren zahlreich gewesen, wechselnd gute und böse, wie es zugeht in der Welt. Als sie aber älter wurden, erkannten sie, wie eitel ihr Streben war, und die ganze Welt wurde ihnen zum Schein, zum Schleier der Maya, und in ihren Herzen wuchsen die Sehnsucht nach Frieden und Weisheit und der Wunsch, dem ewigen Wechsel der Gestalten zu entfliehen. Jeder von ihnen wählte einen anderen Weg zur Erfüllung. Asbita, der Vater des Mädchens, war seit jeher Wissenschaft und Künsten zugeneigt gewesen. Als er noch herrschte, war mehr als die Gewalt die List sein Teil gewesen, und er war schlangenklug und wohlberedt. Lange Tage und Nächte sprach er in seinen glänzenden Hallen mit den Weisen und Wissenden und lernte von ihnen, bis er sie alle übermochte an Geistesstärke und kühnem Flug des Denkens und an Weisheit von keinem Sterblichen erreicht wurde. Man begann von weit her um seinen Rat zu fragen, und die heilige Ehrfurcht und fromme Scheu, die man seinem Haupt entgegenbrachte, übertrug sich gleichsam auf sein Reich und dessen Frieden. Kaum ein Fürst wagte mehr, die Grenzen des Landes zu verletzen. Er war ein Schakravartin, ein Weltherrscher, wie jene, von denen die alten Mythen erzählen, dass sie ohne Kampf und Streit ihre Länder regierten, so weit ihr Wagen sie trug und ihr heiliges Ross lief. Bei all dem war aber Asbita nicht glücklich, sondern mehr und mehr erfasste seine Seele das Verlangen zu erfahren, was hinter dem Vorhang war. Nach Anleitung der Büßer und Brahmanen, die seine Freunde waren, begann er mit jenen Übungen, die bewirken, dass man seinen Körper so in der Gewalt hat wie ein Reiter sein Pferd, ja, dass man ihn zeitweise sogar verlassen kann. Als er diese Kunst in Vollkommenheit ausüben konnte, setzte er einen Rat aus den Besten seines Volkes ein, sodass jeder Stand sein Recht erhalte, vom Priester bis zum Bettler, und begab sich in ein stilles Gemach unter dem Dach seines Palastes, in dem sich nichts befand außer einem Bett aus Zitronenholz. Dort streckte er sich aus in seinen glänzenden Gewändern und sprach zu den Getreuen: „Ich werde meinen Körper für einen Mondumlauf verlassen, dann aber wiederkehren. Regieret wohl indessen, bis ich zurück bin.“ Dann kreuzte er die Arme über der Brust, schloss die Augen, und siehe, sein Herz hörte auf zu schlagen, und kein Atem hob und senkte mehr seine Brust, sein Leib aber blieb warm, und keinerlei Verwesung fasste ihn an. Sie, die um ihn waren, besahen das Wunder und wussten nicht, sollten sie ihn betrauern oder auf ihn warten. Nach den vorhergesagten dreißig Tagen schlug Asbita die Augen auf, der Hauch kehrte auf seine Lippen zurück, und sein Herz schlug wieder kräftig, und er erhob sich, sein Volk zu regieren zur Lust und Freude der Seinen.“ Im Jahr der Wende, 1989, kam im Rostocker Hinstorff Verlag, der damals noch VEB Hinstorff Verlag Rostock, hieß ein neues Buch von Wolfgang Schreyer heraus. Es hieß „Die Beute. Erstes Buch: Schiff 17“. Und es trug eine besondere Widmung des Verfassers: „Für Paul zur Erinnerung an Simon“. Worum geht es in diesem Buch, das uns in die Zeit kurz vor und während des Ersten Weltkriegs führt: „Ein Traum hatte sich erfüllt, endlich war ich wieder unter Deutschen, Matrosen noch dazu. Diese Umgebung und das blaue Tuch im Spind 1 machten mich stolz. Stella hieß das Schiff übrigens nur, wenn es listig unter Hollands Flagge fuhr. Mit 2300 BRT war es der zweitkleinste Hilfskreuzer Seiner Majestät ... Der Deckname war S. M. S. 17.“ Südatlantik, Januar 1915. Der junge Richard Harms will als blinder Passagier auf einem neutralen Frachter Europa erreichen, will wie viele „heim ins Reich“. Als der Frachter von S. M. S. 17 aufgebracht wird, verbindet sich Harms' Schicksal mit dem des kaiserlichen Hilfskreuzers: Kampf, Raub, Versenkungen, Stürme, Flucht und Täuschung; eine Kette von Seeabenteuern in den Weiten zweier Ozeane. Nach Tatsachenberichten aus dem Ersten Weltkrieg schrieb Wolfgang Schreyer diese fiktive Odyssee, einen Roman über militärisches Piratentum, die reguläre Seeräuberei unseres Jahrhunderts. Das E-Book gibt ein Zeitbild, es schildert die Welt von einst präzise in der Nussschale dieses Schiffs: Der Kriegsfreiwillige Harms steht im Mit- und Gegeneinander an Bord „seinen Mahn“ - im Bann eines verwegenen Offiziers, den er auch dann noch bewundert, als ihm das Fragwürdige des schier endlosen, alle Sinne aufpeitschenden Beutezugs rund um den Erdball aufgeht. „Die Beute“ ist der Roman einer Verführung. Er legt jene seelischen Abläufe bloß, die deutsche Matrosen zum Selbstopfer trieben, bis nach all dem Grauen ein neues Denken in ihnen keimte, das sie innehalten und aufbegehren ließ. Das E-Book enthält außerdem einen bibliografischen Bericht über alle Werke des Autors bis 1989. Dazu schrieb er, in welcher Absicht, Stimmung oder Hoffnung er die Bücher schuf, wie er die einzelnen Arbeiten 1989 sah. Und so liest sich der Anfang dieses sehr spannenden Buches: „All das lag noch vor mir, damals, Pfingsten 1914. Ich war im Winter fünfzehn geworden und dabei, etwas anderes zu entdecken: die Welt der Mädchen und den verwirrenden Reiz, der von ihr ausgeht. Nicht der Vater beschäftigte mich, sondern die Tochter seines Geschäftsfreunds. Sie hieß Anni Greve und war schon sechzehn, gut ein Jahr älter, was ich recht störend fand. Sie war die Schwester von Manfred, dem Klassenbesten unserer Untersekunda; ihr Zeugnis sollte gleichfalls glänzend sein. Noch mehr als das schüchterte mich ihre Ruhe ein, diese Leichtigkeit, die anmutige Art zu lachen, sich zu bewegen und wie eine Erwachsene mit meinen Eltern zu plaudern. Sah sie mich an – unter dem mittelblonden, gescheitelten Haar, dessen dicke Zöpfe zu Schnecken aufgesteckt waren –, verschlug es mir manchmal die Sprache. Obwohl fast einen Kopf größer als sie, glaubte ich, in ihren Augen wie ein dummer Junge dazustehen. Manfred Greve bemerkte es. Überschätz sie nicht, riet er mir, sie tut nur so gelassen und gescheit. Die Weiber machen dir was vor, sie schauspielern meistens. Es stimmt zwar, sie sind früher reif, unser Grips soll ja erst mit achtundzwanzig Jahren komplett beisammen sein, ihrer schon mit achtzehn, aber er ist dann auch danach, wie Schopenhauer schreibt ... Manfred war sehr belesen. Er suchte meine Freundschaft, weil ich der Stärkste in der Klasse war. Unsere Familien verbrachten ein paar Ferientage auf dem Greifswalder Bodden. Vaters kleine Jacht „Nordstern“ hatte uns hingebracht. Zum Baden war es noch zu kalt, deshalb kreuzten wir Männer zwischen Mönchsgut und der Insel Vilm, wo die drei weiblichen Mitglieder an Land hausten. Für meinen Vater, den Rostocker Grundstücksmakler Albert Harms, zählte nämlich außerhalb des Büros nur zweierlei: das Segeln und das Münzsammeln. Von Anfang an versuchte er, mich für seine Passionen zu begeistern, und natürlich war es ihm geglückt. Ich schätzte ihn als Segler genauso wie als Münzkenner. Dass erst sein Geschäftserfolg ihm zu beidem verholfen hatte, darüber sprach man nicht, es war ja selbstverständlich. Am Pfingstmontag lud er Anni Greve ein, mit uns an Stelle ihres Vaters, den ein Telegramm vorzeitig heimrief, an Bord zu gehen. Er zwinkerte mir dabei zu, als hätte er meinen heimlichen Wunsch erkannt, Anni mit meiner Segelei zu imponieren. „Aber nicht aufs offene Meer“, bat ihre Mutter, und mein Vater versprach es ihr. Wir Jungs jedoch steckten die Köpfe zusammen, der Bodden hing uns zum Hals heraus, vom letzten Sommer her kannten wir jeden Winkel. Die „Nordstern“ brauchte ein anständiges Ziel. Wenn schon nicht Saßnitz oder die Seebrücke von Binz – die Greifswalder Oie musste es wenigstens sein.“ Gut zwei Jahrzehnte vor der „Beute“ hatte Wolfgang Schreyer im Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig seinen Roman „Fremder im Paradies“ veröffentlicht und später noch einmal überarbeitet: Indischer Ozean, Gegenwart. Auf Paradise Island trifft Danny Wolfe ein, englischer Ziviltaucher für extreme Tiefen. Sein Motto: Wo ich lande, da hat noch immer ein Wrack gelegen. Für die Royal Navy soll er einen Froschmann jagen, der wohlgerüstet und mit bestem Alibi den Sperrkreis des Marine-Stützpunktes durchbricht. Wolfe ist selbstbewusst, als Taucher ungeschlagen. Aber er steht im Schnittpunkt von Machtinteressen und erfährt nicht einmal, worum es wirklich geht. Gebremst von der Geheimhaltung und der Bürokratie in der britischen Abwehr, geschockt durch Tricks unter Wasser, verwirrt durch Rivalität und Doppelspiel an Land, wird er seines Auftrages überdrüssig. Er riskiert den Kopf für ein paar hundert Pfund, andere machen ein Vermögen. Jeder benutzt ihn, er ist auf sich allein gestellt. Wolfgang Schreyer veröffentlichte nach einer Zypern-Reise und eigenen Tauchversuchen 1966 sein Buch „Fremder im Paradies". 1982 hat er den Stoff noch einmal neu gestaltet. So entstand aus dem utopischen Erfolgsroman ein spannender Abenteuerroman. Ironie, Sarkasmus und salopper Stil schärfen den Blick für eine beklemmende Realität. Vor dem Hintergrund der Weltpolitik im Öl- und Krisengebiet des Mittleren Ostens liegen die Dinge jetzt in härterem Licht. Dieses Buch erschien 1982 beim Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig. Tauchen wir also hinein und treffen wir den Fremden im Paradies zu Beginn des 1. Kapitels: „Wenn Danny Wolfe später an den Moment zurückdachte, mit dem die Geschichte für ihn begonnen hatte, erinnerte er sich dieses Eindrucks: zu wenig Sauerstoff; ein Gefühl, das ihn gewöhnlich alarmierte. Als er in jener Spätherbstnacht 1972 aus dem Flugzeug stieg, atmete er tief, um das Aroma der Insel in sich aufzunehmen. Und sogleich legte es sich ihm schwer auf die Brust, vielleicht eine Vorahnung dessen, was ihn erwartete. Über den bunten Begrenzungslichtern einer DC-9 erblickte er auf dem Dach der Abfertigungshalle die Neonschrift PHOENIX AIRPORT – PARADISE ISLAND. Neben ihm sagte die Stewardess: „Good bye, Sir.“ Da war er nun, der Augenblick, von dem er tagelang geträumt hatte. Doch keine Spur von dem Duft, den er mit Paradise Island verband. Die Luft roch wie ein Badetuch, das feucht auf der Heizung gelegen hatte. Es umfing ihn von Kopf bis Fuß und trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. Er lockerte den Schlips und zog sein Tweedjackett aus, was eine Stockung verursachte. Schon auf der Treppe suchte er nach jemandem, der eine Zeitung trug und die gleiche Krawatte wie er, rotgrünes Schottenkaro, das Design hieß „Duke of the Islands“. Aber er sah nur eine schwarze Empfangsdame, die ihn in den Flughofbus nötigte. Wolfe stellte den Koffer ab. Allmählich gelang es ihm, ganz durchzuatmen. Nach dem nasskalten Londoner Dezembernebel und dem Frühlingshauch bei der Zwischenlandung war es das dritte Klima heute. An Bord der Hawker Siddeley „Trident“ hatte er kalifornisch aufbereitete Luft geatmet, während die Maschine, wie es im Reiseprospekt hieß, auf dem Strahl ihrer geräuscharmen Heckdüsen mit zweieinhalbfacher Schallgeschwindigkeit südwärts geschossen war. Alles hatte er genossen, von der Champignonsuppe bis zum Blick auf die Küste Afrikas, dessen Flüsse Lehm in den Ozean spien. Sogar der Spionagefilm hatte ihm gefallen, der in der Touristenklasse gelaufen war. In seinen dreißig Lebensjahren war Wolfe noch nie über Europa hinausgekommen, nun geschah soviel an einem Tag. Und so wie den Flug wollte er den Aufenthalt hier genießen, was auch immer dahinterstecken mochte. Der Beamte warf einen Blick auf seinen Pass. „Danke, Sir“, sagte er, „Sie sind Brite und brauchen nichts zu verzollen.“ Als Wolfe sich nach seinem Gepäck umdrehte, berührte ihn jemand am Arm. „Oh, Sir, Sie tragen die gleiche Krawatte.“ – „Duke of the Islands“, antwortete er automatisch und sah in ein sonnenbraunes Gesicht, das ihm zu jung schien für das silbergraue, kurz geschnittene Haar. – „Mr. Wolfe, das hätten Sie in der Hand halten sollen", sagte der Fremde und tippte mit seiner Zeitung gegen das „Times“-Exemplar, das aus Wolfes Jackentasche lugte. „Mein Name ist Tom Clark, der Wagen steht vor der Tür.“ Erst beim Einsteigen fiel Wolfe ein schwacher Akzent auf; er erinnerte ihn an den Film, den er vorhin gesehen hatte. Darin war ein Engländer feindlichen Agenten dadurch in die Hand gefallen, dass er dem falschen Mann gefolgt war. Die Erkennungszeichen hatten auch dort gestimmt. „Wohin bringen Sie mich?“ „Nach Tyana, Sir.“ Clark ließ den Motor an. „Es dauert leider eine Stunde, wegen der Straßenkontrollen. Danach werden Sie sich im 'Stardust' ausschlafen, dem besten Hotel der Hauptstadt.“ Wolfe sagte: „Das ist großzügig von der Royal Navy, finden Sie nicht?“ Auf unbestimmte Art erleichterte es ihn, dass es Straßenkontrollen gab. – „Na, Sie sind doch nicht irgendwer", sagte Clark, bog in eine vierspurige Überlandstraße ein und gab Gas. Ein Schild huschte vorbei: Tyana – 50 miles. Die Reifen rauschten. Das Land zu beiden Seiten war merkwürdig kahl. Tropische Vegetation, wie Wolfe sie erwartet hatte, war nirgends zu entdecken. Im Scheinwerferlicht sah es aus, als seien die Felder nicht einmal bestellt. Der Verkehr floss spärlich, man fuhr links wie zu Hause. Dann und wann erblickte er Hütten aus erdfarbenem Material, ungebrannten Ziegeln wohl. Er fragte: „Wer hat mich eigentlich angefordert?“ – „Das Marineamt Tyana, Sir.“ – „Ja, aber wer da?“ – „Soviel ich weiß, Commander Scott.“ – „Und welches Ressort leitet der Commander?“ – „Die Testabteilung der Unterwasser-Medizin.“ – „Dann müssen Sie sich irren, Mr. Clark.“ – „Nein, Sir. Scott sucht einen Taucher für extreme Tiefen.“ – „Was versteht er denn darunter?“ – „Ich glaube, so um dreitausend Fuß.“ – „Soso. Sie tauchen wohl nicht zufällig selbst?“ – „Nein, Leutnant, ich spiele lieber Bridge.“ Wolfe stieß ein trockenes Schnaufen aus. Die Auskünfte klangen fragwürdig. Dieser Tom Clark wusste zwar, dass er Reserveoffizier war, doch was er über das Marineamt erzählte, hörte sich idiotisch an. Er versuchte, Clark abzuschätzen: knapp mittelgroß, anscheinend muskulös, undefinierbares Alter... Sooft Wolfe später an diese erste Begegnung dachte, erinnerte er sich seines Verdachts – der phantastischen Vorstellung, einem Gegner in die Arme zu laufen. Was aber das seltsamste war, er begnügte sich mit düsteren Erwägungen; ebenso wie der andere nichts tat, um sein Misstrauen zu zerstreuen, falls er es spürte. Schweigend und sicher chauffierte Clark an Shell-Tankstellen, parkenden Kolonnen und an den Benzinfässern vorbei, die die Wachposten als Hindernis aufgestellt hatten. Die Reifen sangen, wenn er zwischen den Fässern Slalom fuhr. „Enttäuscht?“, fragte er einmal. „Hier im Zentrum fehlt das Wasser, die Küstengebirge fangen es ab. Nur eine Ernte in zwei Jahren, Sir. Rauchen Sie?“ Und da wir gerade beim Thema Schicksal waren, soll zum Schluss dieses Newsletters ein Hinweis auf die vielleicht bekannteste und berühmteste Schicksalsgöttin der römischen Antike nicht fehlen – auf Fortuna, der damals viele Tempel gewidmet waren und deren Fest jeweils am 24. Juni gefeiert wurde. Populär geworden war diese Göttin des Schicksals und des Glücks wahrscheinlich bereits zu Beginn des Römischen Reichs durch König Servius Tullius populär. Der Legende nach war er als Sohn einer Sklavin durch die Gunst der Schicksalsgöttin auf den Königsthron gekommen. Und populär ist Fortuna über die Jahrtausende und Jahrhunderte bis heute geblieben. So wurde sie zum Beispiel im Mittelalter als eine Orakelgöttin oft nach der Zukunft befragt. Fortuna war auch ein beliebtes Motiv auf Spielmarken oder Jetons im Glücksspiel des 18. und 19. Jahrhunderts. Und nicht zuletzt ist Fortuna ein bis heute beliebter Vereinsname für Sportvereine und wird insbesondere im Fußball häufig als Kurzform für den ganzen Verein verwendet. Ob also Jogi Löw gute Kontakte zu Fortuna hat? Und was ist mit Ihrem eigenen Schicksal? Glauben Sie eigentlich an Fortuna? Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3802 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Eine irgendwie russische Suppe, wunderbare Hochzeitsfotos, eine Degradierung und andere Blicke auf das 20. Jahrhundert – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Eines haben die fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 23.06. 17 – Freitag, 30.06. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, bei aller Unterschiedlichkeit gemeinsam – sie erlauben Blicke auf das 20. Jahrhundert. Und das geschieht in den angebotenen Büchern auf sehr persönliche Weise. Drei von ihnen liegen sogar ganz direkt eigene Lebenserfahrungen zugrunde. Die sind allerdings mehr oder weniger literarisch auf- und verarbeitet. Spannend zu lesen aber sind sie alle. Manchmal darf man auch schmunzeln und sogar lachen, manchmal muss und darf man dagegen (fast) weinen … 1997 veröffentlichte Katharina Schubert im tabu Verlag München ihren Roman „Ein blindes Pferd darf man nicht belügen“: Das Leben in der Eifel ist hart für die Bauern im frühen 20. Jahrhundert. Auch der Junge Hubert muss neben der Schule auf dem kleinen elterlichen Hof mithelfen, der die vielköpfige Familie nur knapp ernährt. Am liebsten fährt er mit Großvater Johann auf dem Hundewagen. Als sie für die tote Großmutter einen Baum pflanzen, kann Hubert sich nicht vorstellen, dass er selbst einmal ein alter Mann mit Enkeln sein wird. Doch wir können es nachlesen, Huberts Leben in dem Dorf Kambach, das keineswegs fernab des Weltgeschehens liegt und das Hubert während fast eines Jahrhunderts nur dreimal verlässt ... Und hier ein Ausschnitt vom Beginn dieses Buches, in dem es um die Kindheit von Hubert geht und um „Bäume für die Toten“: „Mach Platz, Hubertchen.“ Großvater Johann schob den Jungen zur Seite. Mit einem Spaten lockerte er den Boden um einen kleinen Baum, der dem Kind bis zur Nasenspitze reichte. Obwohl er noch keine Blätter hatte, wusste Hubert, dass es eine Buche war. Geschickt hob der Großvater das Bäumchen aus der Erde. „So, jetzt kannst du mit anfassen.“ Sie wollten es für die verstorbene Großmutter vor ihrem Haus einpflanzen. So war es Brauch. Zusammen trugen sie die junge Buche zum Waldweg. Dort warteten Fritz und Bello, Großvaters Bernhardiner. Sie waren vor einen vierrädrigen Karren gespannt. Als sie Großvater und Enkel kommen sahen, begannen sie zu wedeln. „Willst du zurückfahren?“, fragte der Großvater. Was für eine Frage! Hubert strahlte. Sie luden das Bäumchen auf. Dann setzte sich Hubert auf den Platz, auf dem Großvater sonst saß, und los ging die Fahrt. Es war ein schöner Frühlingstag im April des Jahres 1914. Die Sonne hatte schon richtig Kraft. Bald würden die Bäume wieder in vollem Grün stehen. Hubert schien es, als ob Eichen, Buchen und Tannen links und rechts des Weges nur so an ihnen vorbeifliegen würden. Auch den Hunden machte es Spaß. Sie liefen von ganz allein. Er musste sie nicht antreiben. „Brav, brav“, lobte er sie. Großvater Johann saß neben ihm und rauchte seine Pfeife. Hubert spürte, wie er ihn beobachtete. Aber er kannte sich aus mit Hunden, obwohl er erst sechs Jahre alt war. Das hatte er vom Großvater gelernt. Solange Hubert denken konnte, fuhr der Großvater morgens mit seinem Hundekarren vom Hof. Er kaufte bei den Bauern in der Umgebung Eier, Butter, im Sommer auch Obst und Gemüse und verkaufte alles auf dem Markt in der Kreisstadt wieder. Oder er fuhr zu den Arbeitern, die die Eisenbahnstrecke bauten. Das waren vielleicht verrückte Kerle. Große, starke Männer mit dunklen Augen und vielen Tätowierungen auf ihren Armen. Viele kamen aus Kroatien, einem fernen Land. Sie vermissten ihre Familien und fühlten sich fremd in dieser Gegend. Wenn Hubert den Großvater begleitete, freuten sie sich. Sie zeigten ihm, wie man Schienen verlegte, und versprachen, dass auch hier bald eine Dampflok fahren würde. Inzwischen fuhr die Dampflok auf den Schienen, aber Hubert konnte den Großvater nicht mehr auf seinen Touren begleiten. Seit Ostern ging er nämlich zur Schule. Doch daran wollte er im Augenblick nicht denken. Vor ihnen lag Kambach. Als sie auf die holprige Dorfstraße bogen, nickte der Großvater dem Enkel augenzwinkernd zu. Hubert steifte sich auf das Brett. „Schneller, schneller!“ Die Hunde legten sich ins Zeug. Aus allen Ecken des Dorfes kamen Kinder angerannt. Sie liefen neben dem Karren her und feuerten die Hunde an. An der alten Linde wurden Fritz und Bello langsamer. Dann bogen sie rechts ab. Beide kannten den Weg zum Hof genau. Vor dem kleinen Haus mit seinem schiefen Dach, den winzigen Fenstern und der bröckelnden Lehmfassade stand Paula, Huberts jüngste Schwester, und popelte. „Es ist gemein, dass ich nicht mitdurfte“, beklagte sie sich, ohne den Finger aus der Nase zu nehmen. „Gib den Hunden Wasser“, lenkte Großvater Johann sie ab. Während er und Hubert die Hunde ausspannten, lief Paula zu einem Eimer, der vor dem Stall stand, und kippte Wasser in einen großen flachen Holznapf. Sofort rannten Fritz und Bello zu ihr und tranken. Paula konnte man kaum noch sehen. Sie war nicht viel größer als die beiden. Im Stall muhten Frida und Erna, die beiden Kühe. Sie warteten darauf, gemolken zu werden. Außerdem besaß die Familie Theisen noch drei Schweine, ein halbes Dutzend Hühner und Kaninchen sowie zwei Ochsen, aber die waren mit dem Vater unterwegs. Im Winter schliefen die Bernhardiner im Kuhstall. Großvater Johann mochte das nicht. Hunde, die nach Kuhmist rochen! Aber da er sie nie festband, schafften sie es immer wieder, ihn zu überlisten. Hubert ging zum Großvater, um ihm beim Einpflanzen der Buche zu helfen. Aber der war schon fertig und trat die Erde gerade fest. „Buchen werden groß und alt. Man darf sie nicht zu dicht ans Haus pflanzen. Sonst nehmen sie einem später das Licht.“ Er lächelte. „Irgendwann wirst du mit deinen Enkelkindern unter dieser Buche spielen.“ Ein autobiografischer Roman – so bezeichnete Ulrich Hinse sein erstmals 2002 im damaligen Scheunen-Verlag Kückenshagen veröffentlichtes Buch „Wer will schon nach Meck-Pomm?“: Zuerst war es der Titel, der neugierig machte. Dann war es das Bild. Ein Elefant auf dem Weg nach Mecklenburg-Vorpommern? Ein Tierbuch? Hier hat ein Polizeibeamter seine privaten und dienstlichen Erlebnisse aus den Jahren nach der Wende zu Papier gebracht. Zugegebenermaßen ein Wessi. Wer aber nun geglaubt hat, hier rechnet ein frustrierter Wessi mit den Ossis ab, liegt total falsch. Sehr offen beschreibt der Autor, bis vor etwa einem Jahrzehnt Leiter der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes in Meck-Pomm, seine Beweggründe, in den Nordosten der Republik überzusiedeln. Das Buch lebt von dem Wechsel zwischen dienstlichen Erfahrungen einerseits und privaten Erlebnissen andererseits, die mit dem Umzug aus dem Rheinland in ein kleines mecklenburgisches Dorf bei Schwerin verbunden waren. In emotionaler Nähe zu den erlebten Ereignissen berichtet Hinse von den Schwierigkeiten, Befremdlichkeiten, aber auch von lustigen Begebenheiten, die sich in den mehr als zehn Jahren seit der Wende ergeben hatten. Überraschend freimütig nennt er Kollegen beim Namen, schildert er dienstliche und private Ereignisse. So setzt er sich durchaus kritisch mit den Ereignissen von Rostock-Lichtenhagen und Bad Kleinen auseinander. Die nachdenklichen Geschichten erlauben gelegentlich mit spürbarem Zynismus und Sarkasmus einen Blick hinter die Kulissen der Polizeiarbeit. Wobei sich durch die Erzählungen die Zahl seiner Freunde vermutlich verringert haben dürfte. Die heiteren Episoden beschreiben mit zutiefst menschlicher Sicht die positiven und negativen Erfahrungen, die gesammelt wurden, nachdem der Autor von Deutschland nach Deutschland gezogen war. Am Schluss kommt Hinse zu dem Ergebnis, und hier erschließt sich, warum der Titel einen Elefanten zeigt, dass sowohl ein dickes Fell als auch ein hohes Maß an Sensibilität erforderlich waren, um nicht zu resignieren oder zum Fremden in einem Umfeld zu werden, das letztlich ihn und das er angenommen hat. Das Buch ist nicht nur für Polizeibeamte aus Mecklenburg-Vorpommern interessant. Es dürfte sich manch einer wiederfinden oder auch in seinen Urteilen oder Vorurteilen bestätigt sehen. Aber das Buch ist weder ein Wendereport noch ein Polizeireport. Es sind ganz einfach die Geschichten des täglichen Lebens, die jeder von uns erlebt, aber keiner aufschreibt. Allerdings beginnt Hinses Buch gar nicht mit Mecklenburg-Vorpommern, sondern als erstes Wort findet sich „THÜRINGEN“: „Im Oktober 1990 fand mit Freunden und Kollegen bei Würzburg eine Weinprobe statt. Die gelöste weinselige Stimmung ließ bei uns spontan den Plan aufkommen, nicht wie sonst über Würzburg, Frankfurt und Mainz, sondern über Schweinfurt, Meiningen und Eisenach nach Bonn zurückzufahren. Immer schön in Grenznähe, man konnte ja nicht wissen. Je näher die ehemalige Demarkationslinie, die Staatsgrenze West der früheren DDR, der „eiserne Vorhang" kam, desto größer wurde die gespannte Erwartung. Uns fiel auf, dass plötzlich in jedem Ort im Westen Gebrauchtwagenhändler wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Fahrzeuge, die noch vor wenigen Monaten ihr Ende auf dem Schrottplatz erwarteten, wurden zu indiskutablen Preisen angeboten und als „Schnäppchen" offeriert. Leichtes Unbehagen machte sich bei meiner Frau und mir breit. Eine derart offensichtliche Übervorteilung konnte doch nicht unbemerkt bleiben. Die Menschen „drüben“, wir waren ja noch in Bayern, mussten doch alle aus dem Westen für Abzocker halten. Oder waren sie blind? Oder nur gierig auf Westautos? Wie trat man uns entgegen? Es war ein Sonntagmorgen. Wir näherten uns der ehemaligen Grenzkontrollstelle. Das Wetter war unserer Stimmung angemessen. Neblig, trübe, kalt. Noch vor wenigen Monaten wäre hier die Welt für mich zu Ende gewesen. Bei einem Grenzübertritt hätten Festnahme, Durchsuchung, Vernehmung, Haft und andere Unannehmlichkeiten gedroht. Einen Angehörigen der Staatsschutzabteilung des Bundeskriminalamtes zu erwischen, hätte dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR, kurz MfS genannt, seinerzeit bestimmt viel Vergnügen bereitet ... Aus dem Nebel schälten sich die Gebäude der Grenzanlagen. Leere Fensterhöhlen, eine Würstchenbude ohne Besucher dort, wo früher die Zollabfertigung gestanden hatte. Schlagbaum, Betonsperre und Zaun waren verschwunden. Der Wachturm war unbesetzt, die Eingangstür bewegte sich quietschend im Wind. Ein Hauch von Verfall lag über dem jetzt einsamen ehemaligen Grenzkontrollpunkt. Kein Grenzer war zu sehen, keine Kontrolle zu erwarten. Freie Fahrt für freie Bürger. Die Straße führte in Windungen abwärts. Fast schien es so, als seien wir allein auf der Straße. Es gab kaum Verkehr. Kein Haus und keine Menschenseele waren zu sehen. Aus dem Tal quoll Rauch und verfing sich mit dem Nebel in den Tannen. Gelblicher, leicht schweflig stinkender Qualm. „Man riecht die Dörfer, bevor man sie sieht", stellte Karin sachlich fest. Hinter der nächsten Kurve sahen wir die ersten Häuser von Henneberg. Auch hier war kein Mensch auf der Straße. „Die sind bestimmt alle in der Kirche“, meinte meine Frau. „Kann sein, schließlich ist Sonntag“, bemerkte ich. Die Straße führte an dem Ort vorbei und es reizte uns nicht sonderlich, die Bundesstraße 19 zu verlassen. Der nächste Ort war Sülzfeld. Schmucklose, graue Häuser mit bröckelndem Putz und ungepflegten Vorgärten waren das, was uns in Erinnerung blieb. Aus den Kaminen quoll der gelbliche stinkende Rauch, der uns seit dem Grenzübertritt nach Thüringen begleitet hatte. Auch hier war keine Menschenseele zu sehen. Unser erster Eindruck von den neuen Ländern war merkwürdig fremd und eher abweisend. Karin hatte recht: Man roch die Orte, bevor man sie sah. In Meiningen kreuzte das erste Polizeifahrzeug unseren Weg. Ein grauer Wartburg mit Blaulicht. Wie putzig. Der anfänglich abweisende Eindruck von Land und Orten, der unser Unbehagen zunächst noch verstärkt hatte, wich langsam der Neugier. Die Straßen wurden belebter, der Fahrzeugverkehr nahm zu und bestand nicht nur aus Trabbis, wie wir das noch vor Kurzem im Fernsehen gesehen hatten. Wir bogen Richtung Eisenach ab. Eine Villa aus der Gründerzeit war bereits renoviert und sah toll aus. Bei näherem Hinsehen entpuppte sie sich als Zweigstelle der Deutschen Bank. „Die Banker wohnen und arbeiten im Feinsten und haben sich die Rosinen bereits aus dem Kuchen gepickt“, stellte Karin fest. Unsere Vorurteile über die Banker, die wir natürlich auch als gelernte Wessis pflegten, fanden sich voll bestätigt. Zu einer Besichtigung der Stadt Meiningen konnten wir uns nicht durchringen. Sie wurde nach kurzer Beratung auf irgendwann verschoben. Was sagte uns schon Meiningen? Klar, sie war früher einmal eine fürstliche Residenzstadt gewesen. Mehr aber auch nicht. Wir wollten weiter. Weiter durch den Thüringer Wald nach Eisenach und zur Wartburg. Die kennt man auch als Wessi. Entweder wegen Luther oder der heiligen Elisabeth. Je nach Konfession. Thüringen hat eine schöne Landschaft mit viel Wald, so hatten wir gelesen. An diesem Tag erschloss sich uns das Land leider nicht in seiner Schönheit. Wie auch? Nebel und trübe, nasskalte Witterung nahmen der Landschaft ihren Reiz und uns den Wunsch des genaueren Kennenlernens. Vielleicht haben wir ja noch einmal später Gelegenheit, die Reize zu genießen, trösteten wir uns. Gegen Mittag erreichten wir Schwallungen. Das kleine Dorf unterschied sich durch nichts von den Orten, die wir bisher durchfahren hatten. Mitten im Ort bemerkten wir eine äußerlich schmucklose Dorfkneipe, die auf einer Schiefertafel Mittagtisch anbot. Den gelben, schwefligen Qualm, der auch hier durch den Nebel zwischen die bröckeligen Fassaden der Häuser gedrückt wurde, ignorierend, traten wir ein. Trübes Licht, Tresen und Tische aus Sprelacart, der DDR-Variante des westdeutschen Resopals, verräucherte Luft und die lautstarke Unterhaltung sichtbar angetrunkener Gäste, die ihren Frühschoppen ausgedehnt hatten, empfingen uns. Bei unserem Erscheinen erstarb die lebhafte Diskussion schlagartig. Gäste und Wirt, der hinter dem Tresen einige Biere und Schnäpse einschenkte, musterten uns von oben bis unten. Das Ergebnis der Studien war allen im Gesicht abzulesen. Aha, Fremde und Wessis. Was die hier wohl wollen? Wir wollten etwas zu essen und zu trinken. Schnell und eifrig wurde durch die Gastwirtstochter ein Tisch eingedeckt und eine handgeschriebene Speisekarte gereicht, auf der die Preisauszeichnung fehlte. Die Karte war zu unserer Überraschung ausgesprochen umfangreich. Das hätten wir in dieser kleinen Dorfkneipe nicht erwartet. Aber wer weiß schon, was sich hinter den angepriesenen Gerichten wirklich verbarg. Unsere Skepsis vermochten wir zu verbergen und entschieden uns für eine Soljanka als Vorspeise, weil sie sich für uns so fremdartig und irgendwie russisch anhörte.“ Von der Soljanka zu einem Stück Stollen. 1985 erschien im Kinderbuchverlag Berlin „Ein Montag im Oktober“ von Jürgen Jankofsky: Die zwölfjährige Katrin soll mit ihrer Klasse etwas über ein Denkmal herausfinden, das an Opfer des Zweiten Weltkrieges erinnert. Dabei muss sie erfahren, dass Geschichte nicht nur etwas Langweiliges ist, das in Schulbüchern steht, sondern auch Familiengeschichte sein kein, Geschichte, die schmerzt. Nur zögerlich nämlich gibt Katrins Großvater zu, den sie sehr mag und der auch immer fürsorglich für sie da ist, dass er in jener Zeit Dinge getan hat, für die er sich heute noch schämt. Diese Geschichte versucht das alltägliche Grau totalitärer Alltage aufzuhellen. Und sie beginnt natürlich mit dem Anfang und mit dem „ERSTEN KAPITEL in dem erwacht und sehenswert verrückt getanzt wird Noch segelte Katrin weit draußen zwischen Traum und Erwachen. Aus einem Meer leise plätschernder Musik schnellten ab und zu Erinnerungen. Immer schneller entglitten sie aber in dämmrige Tiefen, tanzten zu keinem Bilderreigen mehr zusammen. Dann sang ein Kinderchor: „Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit ...“ Katrin blinzelte. Zaghaft, vorsichtig erst. Doch dann - draußen vor ihrem Fenster schneite es wirklich! Im orangefarbenen Licht der Straßenbeleuchtung schwebten märchenhaft dicke Flocken vorbei. Das Bücherregal, „Das Tagebuch der Anne Frank“ noch aufgeschlagen, das Puppensofa, das lustige, nach dem Märchen „Die große Rübe“ selbstgemalte Bild, die gelbe Umhängetasche, fertig für die Schule, Schreibtisch, Hocker, Schrank ... - ihr Kinderzimmer. „Fünf vor sechs, fünf Uhr fünfundfünfzig“, sprach's über der Musik. Katrin kuschelte sich tief ins Bett, schloss die Augen, versuchte, ein Zipfelchen ihres entfliehenden Traumes zu erhaschen. Noch blieben einige Minuten Zeit bis zum Aufstehen. Aber aus der Küche schepperte Geschirr. Der Pfeifkessel sirente los, verröchelte jedoch, bevor er Dauerton schrillte. Und Katrin wusste: Opa ist da, ist da, solange sie nur denken kann, war immer da, seit die Eltern vor zehn Jahren den Unfall hatten. Immer war Opa für sie da, immer. Katrin reckte sich wohlig. Da schallte es „Verdimmich, verdimmich aber auch!“ durch die Wohnung. Nun hielt's Katrin nicht länger im Bett. Mit langen Beinen angelte sie nach ihren Pantoffeln, die gestern Abend wieder irgendwo gelandet waren, und flitzte in die Küche. „Was ist denn, hast du was?“ Der Großvater, ein rundlicher, untersetzter Mann, nickte Katrin zu. „Guten Morgen sagt man erst mal.“ Katrin umhalste ihren Großvater. „Aber warum hast du ...?“ „Da, die gute Hose“, sagte der Großvater, „schöne Bescherung!“ Ein großer Fettfleck glänzte auf dem braun-grün gewürfelten Stoff. „Damit kann ich doch unmöglich zum Direktor!“ „Wieso zum Direktor?“ „Hab ich dir doch erzählt, oder? - Kollege Treichel, hat er gesagt, gleich am ersten Tag im neuen Jahr kommen Sie zu mir. Wir haben was zu bereden!“ „Was zu bereden?“ Katrin bückte sich nach dem Stück Butter, das ihrem Großvater vom Teller gerutscht war und das er offenbar mit dem Knie auffangen wollte, rieb dann mit einem feuchten Lappen an dem Fleck herum. „Die Kollegen meinten, dass es vielleicht wegen meines Betriebsjubiläums ist. Stimmt, Januar siebenundvierzig kam ich. Da werden es jetzt fünfunddreißig Jahre.“ „Fünfunddreißig?“, fragte Katrin. „Aber hast du neulich nicht gesagt, du wärst hier bald fünfundvierzig Jahre in der Braunkohle?“ „Na ja, schon, aber ...“ Der Großvater brummte irgendetwas Unverständliches. Seine Hände wischten über den Fleck, der vom Dranherumreiben nur größer geworden war. „Hol mir mal 'ne andre Hose!“ Katrin lief in die Stube, brachte die frische Hose und huschte ins Bad. Als sie gewaschen und gekämmt wiederkam, griff der Großvater gerade nach den breiten Hosenträgern, die gegen seine Kniekehlen baumelten, und streifte sie über die Schultern. Der Frühstückstisch war fertig gedeckt. Die Teekanne dampfte. „Du hast ja den großen Stollen angeschnitten!“, rief Katrin. „Wolltest du doch erst Ostern.“ Der Großvater schmunzelte. „Für dich mach ich doch alles, Frollein!“ Und wie zur Bekräftigung seiner Worte fuhr er mit den Daumen zwischen Hosenträger und Hemdschulter, spannte die Träger bis über seine Ohren und ließ sie herabflappen. „Ach Opa!“ „Was heißt hier: ach Opa!“ Der Großvater tat entrüstet. „Als wäre ich sonst anders.“ „Na eben“, sagte Katrin und griff nach einem Stück Stolle, „bist schon der Beste.“ „Der Allerbeste, hoffe ich!“ Der Großvater pochte gegen seine Brust und zwinkerte. Dann setzte auch er sich an den Frühstückstisch. Katrin beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf die frischrasierte Wange. „Oh - da müsste ich mir wohl 'nen Schlips umbinden?“ „Na, das fehlte noch“, sagte Katrin. „Schlips auf kariertem Hemd und dazu Hosenträger - kannst du ja zur Disko gehen!“ „Disko? - Warum eigentlich nicht?“ Der Großvater stand wieder auf. „Den ersten Tag, ich meine, den ersten normalen Tag im neuen Jahr soll man ruhig ein bisschen verrückt beginnen!“ Der Großvater summte zum Radio. „Sechs Uhr und“, brachte der Ansager noch heraus. Schon kurbelte der Großvater nach lauter Musik, fand natürlich. „Darf ich bitten, mein Frollein?“ „Aber Opa.“ Im Jahre 2000 legte Walter Kaufmann in der edition reiher im Karl Dietz Verlag Berlin sein Buch „Gelebtes Leben. Ein Geschichten-Kaleidoskop“ vor: Ein buntes Kaleidoskop von Geschichten erwartet den Leser dieses Buches. Unerwartete Geschichten, überraschende Geschichten, aufschlussreiche Geschichten – bemerkenswerte Begebenheiten, die es wert waren, aufgeschrieben zu werden, um in Erinnerung zu bleiben. Sie sind persönlich und politisch, meistens beides und immer Menschengeschichten. Und meist schwingt die eigene Biografie des jüdischen Jungen mit, dessen Adoptiveltern in Auschwitz umgebracht wurden. Ihre Schauplätze sind so verschieden wie die Geschehnisse, die sich darin ereignen. Sie spielen in Australien und in Israel ebenso wie in Prerow auf dem Darß, in Duisburg, in London und in Chicago, auf den Fidschi-Inseln und auch beispielsweise in Mecklenburg, 1998: „Ich dachte daran, wie erfolgsgewiss er in die Wende gegangen war, nachdem ihn die geschrumpfte und immer mehr schrumpfende Seereederei des Ostens hatte entlassen müssen - kein Problem für ihn: Blühende Landschaften, auch Mecklenburg würde aufblühen und Gaststätten gefragt sein. „Die Schnauze voll, er hatte die Schnauze voll“, hörte ich sie sagen.“ Und im Unterschied zu unserer sonstigen Verfahrensweise wollen wir heute gleich zwei Kaleidoskop-Geschichten zum An-Lesen präsentieren. Beide spielen in Australien, wo der Reporter und Schriftsteller, Fotograf und Seemann Walter Kaufmann lange Zeit gelebt hatte. Hier Text Nummer eins: „Mit dem Silberstift Melbourne 1948 Donnerstags, nach Ladenschluss, schrieb Mr. Markowitz die Lohnabrechnungen säuberlich mit hartem Silberstift, dass auch die für uns bestimmten Durchschläge gut lesbar waren, und weder Bert, der dienstälteste Hochzeitsfotograf, ein hochaufgeschossener schlaksiger Mann, noch Alfons, der wegen seines Buckels - Bucklige bringen Glück - bei vielen Jungvermählten gut ankam, bezweifelten, was der Chef da zusammenrechnete. Seine makellos aufgereihten Ziffern wirkten unumstößlich. „You can’t fault them“, sagte Bert. Jüngst dazugekommen und noch auf Probe, wunderte ich mich nicht wenig, dass ich am Zahltag kaum schlechter abschnitt als die ausschließlich auf Bestellung, on request, arbeitenden Kollegen, während ich auf gut Glück zu Hochzeiten geschickt wurde, die Mr. Markowitz den Vorankündigungen in Zeitungen entnommen hatte. Anders als bei mir, gab es bei Bert und Alfons einen gewissen Kaufzwang - hätten sie mir da nicht weit mehr als nur ein paar Schillinge voraus sein müssen? Nun, schlafende Hunde soll man nicht wecken, und auch ohne dass der Chef mir jedes Mal zuraunte: „Behalt’s für dich, sag’s keinem“, hätte ich sicher kein Wort zu den beiden gesagt. Das ging so bis hinein in den Sommer und Herbst. Bert und Alfons vertrauten ihrem good old Abe, wie Mr. Markowitz sich leutselig nennen ließ, nach wie vor, zumal auch für sie ein Wochenverdienst von rund zwanzig Pfund (der Durchschnittslohn lag in jener Zeit bei der Hälfte dieser Summe) beachtlich war. Keiner der beiden rechnete auf, wie oft sie eingesetzt gewesen waren. Nur ich tat das: Hatte mich mein Verdienst während der Probezeit verwundert, jetzt, da ich weit mehr Hochzeiten als zu Anfang fotografierte, verwunderte mich, dass meine Einnahmen nicht stiegen. Wirklich stutzig aber wurde ich erst nach jenem Samstag im Spätherbst, als mich der Chef zu der Trauung einer verflossenen Freundin von mir schickte - was er wohl vermieden hätte, wäre ihm die Verbindung bekannt gewesen. Auch ich war ahnungslos, und es war schon ein merkwürdiges Gefühl, als ich nicht irgendeine Frischvermählte, sondern Yvonne zu den Orgelklängen aus der Kirche schreiten sah, strahlende Braut, stolzer Bräutigam, und dass ich die Fassung bewahrte und mir meine Aufnahmen gut gelangen, war unter den Umständen bemerkenswert. Tage später allerdings geriet ich dann doch außer Fassung. Nämlich als mich ein Brief von Yvonne erreichte, in dem sie mir für die „really lovely photos“ dankte und meinte, dass mich die Bestellung von über hundertundvierzig Pfund, „die mein Papa spendiert hat“, sicher freuen würde. Ich rechnete meinen jüngsten Verdienst durch - und wurde zornig, War mir nicht von allen Einnahmen ein zwanzigprozentiger Anteil zugesagt gewesen, und war ich nicht auch diesmal wieder mit nur zwanzig Pfund bedacht worden: „Behalt’s für dich, sag’s keinem!“ Und hier ist Text Nummer zwei: „Die Stimme Jack Londons Melbourne 1950 So viel wusste ich natürlich - zu tun gibt’s immer für den Decksmann eines Schleppers, auch im Hafen: Rostklopfen, Farbewaschen, Labsalben. Und wer poliert die Messingbeschläge, scheuert das Deck, macht klar Schiff im Ruderhaus und reibt die Scheiben blank? Mochte Kapitän Maloy auch Pfeife schmauchend den nächsten Einsatz abwarten und Spinks, der Maschinist, sich auf Deck im Schatten der Aufbauten ausstrecken, mochten sich auch die beiden Leichtmatrosen Pat und Jim hin und wieder an Land verkrümeln, nichts davon galt für den Decksmann - und der war ich. Also suchte ich mir Arbeit und bald glänzte es an Bord, dass ich mir einbildete, auch ich hätte mir inzwischen ein paar Vorrechte verdient - nicht gerade lange Rauchpausen oder ein Schläfchen in der Kammer oder gar beim Chinesen vor den Hafentoren ein Süppchen schlürfen, aber doch ab und zu in einem Buch blättern. Immer hatte ich irgendeinen Roman dabei: London, Melville, Crane, Bret Harte - bewunderte Autoren jenes Jahres, aber dass ich durch Martin Eden meinen Posten auf dem Schlepper verlor, ausgerechnet wegen meiner Anteilnahme an einem tagsüber hart schuftenden und nachts zäh an seinen Büchern schreibenden Helden, traf mich hart. Total in die Handlung vertieft, die Stimme Jack Londons im Ohr, überhörte ich die Stimme des Schlepperkapitäns, der von der Brücke zu mir herunterrief: „Kommen Sie mal hier rauf, Decksmann!“ Und eben dort, wo ich sechs Wochen zuvor angemustert hatte, sprach er mir die fristlose Entlassung aus: Sacked on the spot! „An Bord“, ließ er mich wissen, „liegt immer was an“ - und dann zählte er all die Pflichten auf, womit ich mich längst abgeplagt hatte: „Rostklopfen, Farbewaschen, Labsalben – und den gottverdammten Rest!“ Jack London, dachte ich aufgebracht, was zum Teufel hast du mir da eingebrockt! Bereits 1998 hatte Ernst Klatt seinen Lebensbericht „Der Durst der Seele. Mein Weg vom Pimpf zum NVA-Offizier, CIA-Agenten und Alkoholiker“ verfasst. Bearbeitet und herausgegeben wurde er von Jürgen Borchardt: Ein erschütternder Bericht über ein dramatisches Schicksal im 20. Jahrhundert: Der Autor erzählt vom Leben der Deutschen im Westpreußen der 30er Jahre, von den Freuden eines Kinderherzens, dem friedlichen Nebeneinander der Deutschen und Polen, die plötzlich Feinde werden im Kriege. Ergreifend ist die Trauer des Kindes über den Verlust lieber Menschen und dann auch der Heimat. Der Junge findet eine neue Heimat, erlebt Kriegsende, amerikanische und sowjetische Besatzung in einem westmecklenburgischen Dorf. Schließlich erfüllt sich ein Kindheitstraum: eine Karriere als Soldat und Offizier. Dies während der „wilden“ 50er Jahre, in der DDR. So rätselhaft wie plötzlich aber gerät der Offizier, Frauenheld und fröhliche Trinker in die Mühlen des kalten Krieges: Entlassung aus der Nationalen Volksarmee, Anwerbung durch die CIA, Zuchthaus in der DDR. Ein Absturz ohnegleichen. So unmerklich wie heimtückisch packen ihn nun aber die Klauen eines noch grausameren Gegners: Der Trinker aus Fröhlichkeit wird gefangen von König Alkohol. In schier übermenschlichem Ringen, nach Jahrzehnten, entkommt er - die Freiheit aber bleibt bedroht. Ein in unserer Literatur ungewöhnlicher Lebensbericht. Hier ein Stück aus diesem wahrlich ungewöhnlichen Report – ein Stück, aus dem sich alles Weitere ergibt: „Am Wendepunkt 1958. An einem Dienstag ging ich wie üblich zum Dienst. Zwei Stunden später musste ich zum Regimentskommandeur. Der Stabschef und der Politoffizier waren auch da. Mir wurde der Befehl Nr. 358 des Ministers für Nationale Verteidigung der DDR vorgelesen: Auf Grund eines Selbstmordversuches wäre ich mit sofortiger Wirkung vom Oberleutnant zum Soldaten degradiert und in Unehren aus den Reihen der NVA ausgeschlossen. Ich hätte alle Auszeichnungen zurückzugeben. Einige Wochen zuvor war ich noch vor allen Offizieren des Regiments ausgezeichnet worden, für die sehr guten Ergebnisse bei einer Kompanieübung (Angriff und Schießen mit scharfem Schuss). Ich hatte etliche Auszeichnungen, insgesamt an die 20 Belobigungen, darunter einige Geldprämien – für Offiziere ganz selten. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Innerhalb von zwei Stunden hatte ich den Entlassungsschein und mein Geld. Ich stand auf der Straße. Als ich wieder klar denken konnte, fragte ich mich: Entlassung, ohne dass ich überhaupt befragt wurde? So geht das doch nicht! Aber es ging. In mir wallte es, ich grübelte und grübelte. Selbstmordversuch, das war lächerlich; ich und Selbstmord – nie und nimmer! Ob mein Schwager, wegen Spionage zu viereinhalb Jahren verurteilt, der Grund war? War es Alkohol? Getrunken wurde natürlich, das machten fast alle, nach Dienstschluss. Aber ich kam nie betrunken zum Dienst. Oder war es der neue Regimentskommandeur, der nach oben zeigen wollte, auch er griff endlich durch? Überall in der Partei wurde ja „gesäubert“, warum nicht auch in der Armee! Mein Anrennen gegen dieses Unrecht blieb ohne Erfolg. Da ließ ich mich auf eine Sache ein, die für mich schlimme Folgen haben sollte. Ich lernte einen Mann kennen, der für die Amerikaner arbeitete … Eines Tages sollte ich nach Westberlin, zu der Zeit kein Problem; es gab noch keine Mauer. Man brachte mich nach Oberursel im Taunus – Zentrale und Agentenschule der CIA in der Bundesrepublik Deutschland …“ Das waren also einige Blicke auf das vorige, das zwanzigste Jahrhundert. Es wird von Historikern nicht ohne Gründe ein Jahrhundert der Extreme genannt. Und es war eines mit zwei Weltkriegen, die nicht nur viel Leid und Schmerz unter die Menschen gebracht haben, sondern auch fast alles kräftig durcheinandergewirbelt haben. Ein Stück davon lässt sich auch in den Texten der aktuellen Deals der Woche im wahrsten Sinne des Wortes ab-lesen. Aber es gab im 20. Jahrhundert auch Glück und Spaß und Freude und Heiterkeit. Auch das findet sich in diesen Geschichten aus dem vorigen Jahrhundert (wie merkwürdig das klingt, auch wenn es stimmt). Es sind eben alles Menschengeschichten. Und wie haben Sie das, Ihr zwanzigstes Jahrhundert erlebt? Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3797 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Reisen durch Raum und Zeit und nach anderswo, drei Tagebücher und ein Kriminalfall auf dem Jakobsweg – Sieben E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Reisen und Erinnerungen. So könnte man vielleicht die beiden zentralen Themen dieser sieben Deals der Woche beschreiben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 09.06. – Freitag, 16.06.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. In mehreren Fällen stehen die Reisen im Vordergrund, manchmal eher die Erinnerungen und nicht selten geht beides zusammen. Manchmal sind konkrete Orte das Ziel, manchmal geht es wie bei der Buchreihe von Hardy Manthey um Reisen durch Raum und Zeit, und manchmal sind es wie bei Uwe Berger und bei Elisabeth Schulz-Semrau Rückbesinnungen auf eine schon weit zurückliegende oder auf eine kürzere Zeit zurückliegende Vergangenheit. Kein Wunder, dass mehrere der diesmal angebotenen Bücher Tagebücher sind oder in Tagebuchform verfasst worden sind. Und einmal geht es um Gold, um einen schier unermesslichen Goldschatz, der vor langer, langer Zeit zusammengetragen wurde, aber bis in die Gegenwart wirkt. Mehr dazu im ersten Deal dieser Woche. Viel Spaß beim Lesen und Gute Reise! – durch Raum und Zeit. Es ist bereits seit längerer Zeit sein Thema. Intensiv und in mehreren Büchern hat sich Ulrich Hinse mit dem Gold der Templer befasst – zumeist in historischen Romanen. Es gibt aber auch ein Buch, das in der Gegenwart spielt. 2013 legte der Autor bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe die Kriminalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ vor: Mysteriöse Morde lassen die Pilger auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela erschaudern. Zufällig wurde einer der Pilger, der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern, Zeuge einer Tat. Zunächst scheint die Begegnung zufällig. Dann jedoch beginnt eine Mordserie, die parallel zur Pilgerwanderung des Polizisten geschieht. Auch auf Raschke, der offenbar als lästiger Zeuge beseitigt werden soll, werden Anschläge verübt. Für die spanische Polizei wird der Deutsche zum Lockvogel, der sie zu den Tätern führen soll. Schon bald zeichnet sich ab, dass es bei den Morden um das verschwundene Gold der Templer geht und die Jagd nach dem Killer erst in Santiago de Compostela zu Ende sein könnte. Gelingt der spanischen Polizei rechtzeitig die Entlarvung der Täter und Hintermänner oder schaffen es die einfallsreichen Mörder, den deutschen Pilger aus dem Weg zu räumen? Ein spannender Krimi über den Jakobsweg und das Mysterium des Templerschatzes. Und so fängt das Buch an: Mit Raschkes Ankunft in Pamplona: „Raschke stolperte. Um ein Haar wäre er beim Aussteigen aus dem Zug mitsamt seinem Rucksack lang auf den Bahnsteig in Pamplona geschlagen. „Himmel, Arsch und Zwirn, das fängt ja gut an“, fluchte er so laut, dass sich einige Reisende irritiert nach ihm umsahen, „das ist kein gutes Omen für eine Pilgerwanderung.“ Gut fünf Stunden vorher hatte sein Flieger in Biarritz aufgesetzt. Bei der Landung war die Maschine ziemlich durchgeschüttelt worden, weil über den Pyrenäen und dem Badeort an der französisch-spanischen Grenze ein heftiges Gewitter tobte. Das Wetter lud nicht dazu ein, nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um dort mit der Pilgerwanderung zu beginnen, wie es viele seiner Mitreisenden taten. Aber das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, sondern war mit der Bahn nach Pamplona gefahren. Jahre hatte er den Traum gehabt, einmal den berühmten Pilgerweg zu wandern. Jetzt war es endlich so weit. Ein Buch war es gewesen, das ihn hatte träumen lassen. Nicht das von Shirley McLaine, Paulo Coelho oder gar von Hape Kerkeling. Nein, ein Buch über den geheimnisvollen Mönchsorden der Templer, der im Mittelalter von vielen Herrschern gefürchtet und wegen seiner ungeheuren Reichtümer beneidet wurde. Die Ritter hatten Burgen, Kirchen und eine Menge anderer Spuren hinterlassen, über die jeder zwangsläufig stolpern musste, der über den Camino de Santiago, wie man den Pilgerweg in Spanien nannte, zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galizien, dem kühlen Nordosten Spaniens, wanderte. Fast achthundert Kilometer zu laufen, erforderte eine gute Vorbereitung und vor allem Zeit. Und genau die hatte der siebenundfünfzigjährige Erste Kriminalhauptkommissar, Chef der Mordkommission in Rostock und vierfacher Großvater, bisher nicht gehabt. Der übliche dreiwöchige Urlaub hätte nicht gereicht, um so weit zu wandern. Sechs Wochen, so hatte er sich ausgerechnet, würde er brauchen. Mit seinen über hundert Kilogramm Lebendgewicht war er kein geübter Wanderer und schon während der Zeit seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei hatte er es verstanden, sich vor den dreißig Kilometer langen Pflichtmärschen zu drücken. Er, der zu Hause selbst die kürzesten Strecken mit dem Auto fuhr. Gedankenverloren kraulte er seinen weißen Vollbart. Den hatte er sich extra wachsen lassen. Zu einem richtigen Pilger gehörte natürlich ein Vollbart, fand er. Als er seiner Frau von dem Vorhaben erzählt hatte, konnte sie nur milde lächeln. Sie wusste aus mehr als dreißig Ehejahren wie sinnlos es war, ihren Mann von etwas abzuhalten, was er sich fest in den Kopf gesetzt hatte. Lediglich auf einem Handy hatte sie bestanden, um Verbindung halten zu können. Erst hatte er sich geweigert, eines mitzunehmen, dann aber zugestimmt, um sie zu beruhigen. Ganz anders seine Kinder. Opa pilgert, hatten sie spöttisch bemerkt, als sie von seinem Plan erfuhren. Er möge seinen Urlaub besser mit Mutti an der See verbringen oder eine Wellness-Kur machen, als allein durch Nordspanien zu laufen. Ruf uns an, wir holen dich ab, hatten seine Kollegen großzügig angeboten und hinter seinem Rücken Wetten abgeschlossen, ob er eine oder zwei Wochen durchhalten würde. Mehr würde er auf keinen Fall schaffen und die meiste Zeit sowieso mit dem Bus, einem Taxi oder per Anhalter unterwegs sein. Aber Raschke hatte unbeirrt an seinem Plan gearbeitet. Immer wieder war er in Outdoor-Läden gewesen, hatte sich zu Wanderunterwäsche, Socken und Oberbekleidung beraten lassen, über die Notwendigkeit jedes einzelnen Ausrüstungsgegenstandes nachgedacht, Karten gekauft, Pilgerführer studiert und sehr umsichtig seine Ausrüstung zusammengestellt. So war er schließlich auf knapp acht Kilo Gepäck gekommen. Den orangefarbenen Rucksack hatte er wie alle anderen Pilger auf der Rückseite mit einer Jakobsmuschel verziert. So erkannte man sich untereinander und war zudem für jeden in Spanien als Pilger erkennbar. Seine knallrote Windjacke, ein breiter, heller Sonnenhut, ein so genannter Sombrero, gut eingelaufene Wanderstiefel, mit denen er ausgiebig an den Wochenenden trainiert hatte, zwei Wanderstöcke und, ganz wichtig, der Pilgerpass als Legitimation für die Herbergen und Dokumentation seiner Reise beim Pilgerbüro in Santiago komplettierten seine Ausrüstung.“ Und dann passieren jede Menge Dinge, mit denen der Pilger Raschke nie gerechnet hätte … Geradezu Unglaubliches präsentiert auch Hardy Manthey in seiner Reihe „Die Zeitreisende“. Der erste Teil trägt den Titel „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und wurde für die 2. Auflage stark überarbeitet. Das E-Book beschreibt die atemberaubenden Abenteuer einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist: Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse in diesem Roman und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde – allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln. Das Buch schildert die Ereignisse überaus spannend und macht süchtig auf die weiteren Teile. Der Autor hat seinem Buch übrigens einen wichtigen persönlichen Hinweis beigegeben: „Ich widme dieses Buch meiner Frau, die mir Mut machte, meine persönlichen Aufzeichnungen zu veröffentlichen und die für mein zeitintensives Hobby Verständnis aufbringt.“ Und im Unterschied zur sonstigen Verfahrensweise wollen wir hier keinen Ausschnitt aus dem Buch selbst zur Kenntnis geben, sondern das aufschlussreiche Vorwort des Verfassers. Wie ist es eigentlich zu dieser Reihe gekommen? Was hat es damit Geheimnisvolles auf sich? Aber lesen Sie selbst: „Bevor ich dem geneigten Leser meinen Roman zumute, bedarf es wohl einiger klärender Worte zur Entstehung dieses spannenden Titels über die Zeitreisende. Denn der Anlass meines Buches ist nicht weniger abenteuerlich als die Geschichte, die ich Ihnen in meinem Roman erzählen werde. Alles begann mit jenem denkwürdigen Tage im Jahre 2004 direkt an der Cheopspyramide. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein hoffentlich normaler Mann, der gerne spannende Romane las und sich brennend für Geschichte interessierte. Meine Vorliebe für die Vergangenheit hat mir nicht nur eine kleine Bibliothek beschert, sondern mich auch auf meinen zahlreichen Reisen an viele geschichtsträchtige Orte geführt. Bei allem Interesse für Geschichte und ihre oft dramatischen Ereignisse suchte ich alles aus dem rationalen wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten und mir auch so zu erklären. Selbst die Religionen und Mythen des Altertums hatten nur wissenschaftlich betrachtet einen Platz in meiner Gedankenwelt. Die Idee, selbst Geschichten oder gar Romane zu schreiben, kam mir dabei nie. Lieber telefonierte ich, statt mühselig lange Briefe zu verfassen. Das alles stimmte bis zu diesem denkwürdigen Tag im September des Jahres 2004 auch. Nun also stand ich mit meiner Frau an diesem frühen Morgen vor der Cheopspyramide und war wie schon beim ersten Besuch von diesem Bauwerk ergriffen. Ich berührte einen dieser Quader und spürte ein Kribbeln in den Händen, gerade so, als seien sie eingeschlafen. Nun weiß ich nicht, ob das überhaupt hierher gehört. Das können Sie hinterher für sich selbst entscheiden. Ich schüttelte meine Hände, das Kribbeln ließ langsam nach, und ich konnte meinen Spaziergang um die Pyramiden fortsetzen. Doch jetzt meldete sich in mir ganz aus der Tiefe eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass ich von nun an einen Auftrag zu erfüllen hätte. Ich konterte, ja, wir Menschen müssen doch immer einen Auftrag erfüllen und ignorierte einfach die immer schwächer werdende Stimme. Die Fahrt zurück zu unserem Hotel in Hurgada dauerte über sieben Stunden. Ich verfiel in eine Art Halbschlaf. Plötzlich tauchte vor mir eine wunderschöne Frau auf und plauderte munter drauf los. Sie brauche mich, behauptete sie kühn. Ich hätte den Auftrag, ihre Abenteuer niederzuschreiben. Sie duldete keinen Widerspruch und begann sofort, mir ihre Geschichte zu erzählen. Eine Vollbremsung holte mich zurück in die Realität. Etwas verdattert schaute ich mich um und dachte nur: „Whow, was für ein verrückter Traum!“ Vor allem konnte ich mich an jede Einzelheit klar erinnern. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Meine Träume waren sonst bei mir nur undeutliche Erinnerungsfetzen. Für eine Stunde hielt ich mich wach. Als es draußen dunkel wurde, siegte erneut die Müdigkeit. Sobald ich die Augen schloss, war diese Frau wieder da und erzählte ihre Geschichte unbeirrt weiter. Ich protestierte und sagte ihr, dass ich als Mann doch nicht über eine Frau schreiben könne. „Das geht doch nicht!“ Sie erwiderte, gerade weil ich ein Mann sei, müsse ich ihre Erlebnisse niederschreiben. Ich müsse mich auch einfach nur an ihre Erzählung halten. Denn nur ein Mann habe den nötigen gesunden Abstand, der für ihre wahrlich abenteuerliche Geschichte notwendig sei. Sie behauptete, dass besonders Frauen gerne dazu neigen, sich einmal erlebte schlimme Dinge am Ende schönzureden. Das wolle sie aber nicht. „Ihr Männer seid dagegen oft schön brutal realistisch.“ Ich solle mich also nicht ständig herausreden und in Zukunft lieber aufmerksam zuhören, belehrte sie mich erneut. So gab ich mich geschlagen und wurde beinahe eins mit ihr. Denn diese Frau lässt mich bis heute nicht mehr los. Wenn ich jetzt schreibe, genügt etwas Konzentration und schon kann ich loslegen. Mit ihr bin ich in ferne Welten gereist und habe oft Raum und Zeit durchbrochen. Fünfzehn dicke Bücher sind so schon bis heute entstanden. Ich weiß noch nicht, wann es ein Ende geben wird. Das werden Sie als Leser sicher auch mit entscheiden! Aber vielleicht ist sie eines Tages einfach weg. So weg, wie sie damals gekommen ist? Ich habe mich auch oft schon gefragt, warum es ausgerechnet eine Zeitreisende sein musste. Warum ist es kein Mann, der durch Raum und Zeit reisen kann? Ein Mann, ein wahrer Held, eben ein ganzer Kerl, der all diese Abenteuer bestehen muss. Ich habe diese Variante für mich auch schon durchgespielt. Schon allein aus Solidarität zu meinem Geschlecht. Was soll angeblich diese Frau besser können als ein Mann? Doch mein Wunschheld war schon an den ersten Abenteuern in der Antike kläglich gescheitert. Die Natur des Mannes erlaubt es in vielen Situationen einfach nicht, sich kampflos zu unterwerfen. Sich gar wie unsere Heldin oft ganz aufzugeben, fällt jedem Mann unglaublich schwer. Sich wie unsere Protagonistin unter Zwang zu prostituieren, ist doch die brutalste Form der Selbstaufgabe. Oder etwa nicht? Die modernen Waffen könnten einen männlichen Helden auch nicht lange vor den Gefahren beschützen. Auch ein Recke braucht mal etwas Schlaf. Wenn ich also mit meiner Hauptfigur glaubwürdig bleiben wollte, müsste ich sie am Ende doch viel zu früh opfern. Schade, aber leider wahr. Meine Heldin dagegen hat wahrlich viele Fehler gemacht, aber nie wirklich um jeden Preis gekämpft. Ehre, Ruhm oder gar Macht waren ihr nie wichtig. Nur für die Liebe und für ihre Kinder kämpfte sie bis zur Erschöpfung. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges bis heute, glaube ich. Das ist eben das Naturwunder Frau! Folgen Sie also dieser Frau auf ihren vielen Abenteuern durch Raum und Zeit. Ich wünsche Ihnen dabei gute Unterhaltung! Hardy Manthey“. Machen Sie sich also selbst ein Bild von dieser in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Zeitreisenden. Höchst geheimnisvoll und stellenweise sogar unheimlich, vor allem aber ermutigend und hoffnungsvoll geht es auch in diesem Jahr von Johan Nerholz bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie als gedruckte Ausgabe vorgelegtem literarischen Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ zu: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Hier ein Auszug aus diesem lesenswerten Buch, das gekonnt zwischen Realem und Überrealem wechselt. In unserem Textauszug befinden wir uns kurz nach einem gewaltigen Unwetter: „Die Großeltern waren im Dorf, um zu sehen, ob sie helfen konnten. Nadja hätte mitgehen können, wollte aber nicht. Sie gab vor, die Tiere zu versorgen. Das Mädchen hielt sich nicht gern im Dorf auf. Nadja lebte bei den Großeltern mütterlicherseits. Ihre Eltern waren vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Da war sie noch ein Baby. Väterlicherseits gab es nur noch eine Großmutter, die im Nachbardorf wohnte. Sie kam selten zu Besuch. Es hieß im Dorf, dass sie einst nicht wollte, dass ihr Sohn Nadjas Mutter heiratete. Aber die anderen Großeltern sagten, dass das nicht wahr sei. Sie hatte sich lediglich zurückgezogen und wollte nach dem Tod des Sohnes ihre Ruhe haben. Eine Tochter von ihr, Nadjas Tante, lebte weit weg von hier und meldete sich nur sporadisch per Telefon. Sie war verheiratet und hatte zwei Kinder. Gesehen hatte man sie und ihre Familie lange nicht mehr. Nachdem der Kater alles gefressen hatte, zog er wieder von dannen. Barry kam auf das Mädchen zu. Er wollte sich wieder Streicheleinheiten abholen und die bekam er auch. Dann hörte sie Schritte. Der Hund lief zum Tor, aber es waren keine Fremden, die ankamen. Dann hätte der Hund anders reagiert. Das Hoftor öffnete sich knarrend und die Großeltern betraten den Hof. Barry begrüßte sie freudig winselnd. Nadja sah auf. Die alten Leute kamen langsam auf das Haus zu. Die Enkelin sah sie fragend an. „Sieht es schlimm aus?“ „Frag lieber nicht!“ Der Großvater hatte das gesagt. Er ging in die Scheune und die Großmutter ging in das Haus. Im Vorbeigehen tätschelte sie ihr kurz das Gesicht. „Ich weiß nicht, was wir ohne dich machen würden.“ Im Gegensatz zu Nadja und dem Großvater war sie eine große und stattliche Frau, der man ihr Alter noch nicht ansah. Trotzdem war auch sie bereits siebzig Jahre alt. Einen Augenblick später kam der Großvater aus der Scheune. Stolz sah er seine Enkelin an. „Na, meine Kleine? Hast die Tiere gut versorgt! Aber nach dem Regen hättest du den Schafen kein Wasser geben müssen. Das nehmen die jetzt sowieso nicht auf. Hätte dir Arbeit erspart.“ Er strahlte seine Enkelin liebevoll und stolz an. Andere Kinder in ihrem Alter halfen nicht so viel. Aber ihre Enkeltochter tat das und machte das gern. „Und was machen wir jetzt?“ Erwartungsfroh sah sie den alten Mann an. „Gar nichts! Die Aufräumarbeiten im Ort sind im vollen Gang. Unsere Hilfe wurde nicht benötigt und wir haben nichts abbekommen. Heute wird für uns ein ruhiger Tag.“ „Das hätte auch anders ausgehen können!“ Der Großvater nickte versonnen. „Stimmt! Es grenzt an ein Wunder, wenn ich mir so die Schäden im Ort ansehe. Auf Gebäude gestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und mit Wasser vollgelaufene Keller und …“ Der Großvater winkte ab. „Wer hilft denen jetzt?“ „Sie helfen sich untereinander. Es ist noch keine Hilfe zu erwarten. Die Straßen sind noch nicht frei. Möglich, dass es in wenigen Stunden anders aussieht. Ich wünsche es allen, die Hilfe brauchen.“ Nadja schaute ihren Großvater an. „Hatten wir wirklich dieses Glück?“ Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Der Sturm hatte sie geängstigt. Die Hagelkörner hörte sie die ganze Zeit auf das Dach prasseln. Das Mädchen hatte das Gefühl gehabt, sie würden früher oder später das Dach durchschlagen. Es hörte sich an, als ob pausenlos kleine Steine mit großer Wucht auf die Ziegel prasselten. Die Tür ihres Zimmers hatte sie nicht zugemacht, so dass sie das Gefühl hatte, nahe bei den Großeltern zu sein. „Wir hatten dieses Glück gehabt. Aber jetzt werden wir ins Haus gehen.“ „Schon?“ „Ich glaube, ja. Wir werden gleich Mittag essen und morgen wirst du wieder in die Schule können, denke ich.“ Nadja verzog bei dieser Mitteilung das Gesicht. Sie wäre am liebsten noch ein paar Tage zu Hause geblieben. Am wohlsten und sichersten fühlte sie sich bei den Großeltern und den Tieren, die ihr noch nie ein Leid zugefügt hatten, was man von anderen nicht sagen konnte. Mittag wurde in der Küche gegessen. Anschließend redete man über den Tag. Das war ein tägliches Ritual. Dieses Mal wurde am Mittagstisch über die Zerstörungen im Dorf geredet. „Es sieht schlimm aus! Wir können froh sein, dass wir verschont blieben. Nur der alte Hoffmann hat schon alle Schäden auf seinem Hof beseitigt. Er will heute sogar noch nachschauen, ob in seinem Jagdgebiet alles in Ordnung ist. Ihn hat es nicht so schlimm getroffen.“ Die Großmutter, die das der Enkelin berichtete, machte eine kurze Pause. „Dass der das alles noch so schafft, ist ein Wunder. Er hat Glück gehabt. Darüber werden sich andere nicht freuen.“ Der Großvater musste bei seinen Worten ein wenig grinsen. „So wie bei uns“, antwortete die Großmutter. „Herr Hoffmann ist cool.“ Nadja hatte das eingeworfen. „Nadja!“ Missbilligend sah die Großmutter ihre Enkeltochter an. Sie mochte solche Wörter nicht. Nun redete der Großvater schnell weiter. „Wenn der Strom bald wieder kommt, brauchen wir nicht einmal etwas mit den Sachen in der Tiefkühltruhe zu machen. Viel ist nicht mehr da. Der Winter ist vorbei.“ Der Großvater warf seiner Frau einen Blick über den Küchentisch zu. „Ich kenne genug Leute, die uns gewünscht hätten, dass wir auch etwas abbekommen! Manche haben so komisch geguckt, als wir erzählten, dass wir nichts an Schäden zu vermelden haben“, sagte die Großmutter. „Das habe ich bemerkt.“ Der alte Mann atmete tief durch. „Vielen von denen wäre ein Totalschaden bei uns lieb gewesen“, sagte die Großmutter bitter. Nadja hütete sich davor, genauer nachzufragen. Man hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben. Dass man den Großeltern nicht wohlgesonnen war, wusste sie auch so. Man hatte das auch sie schon spüren lassen.“ Ein ganz anderes Stück Literatur legte der Lyriker, Schriftsteller und Kulturfunktionär Uwe Berger 2013/2014 unter dem Titel „Ungesagtem lauschen“ als E-Book bei der EDITION digital vor – „Aus dem Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012“ heißt es im Untertitel: Der Autor stellt sein Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012 vor. Rückblickend auf seine Teilnahme 1988 an einer offiziellen Kulturdelegation der DDR in Polen heißt es: „Dummheit und Arroganz, Regelungswut und Zynismus waren auf unserer Seite eklatant und vorherrschend.“ Uwe Berger war sich zu dem Zeitpunkt bewusst, dass „es so nicht weitergehen konnte“. In diesem Bewusstsein spricht er von seinem estnischen Freund Lennart Meri, der estnischer Staatspräsident geworden war. Der deutsche Komponist Kurt Schwaen und seine Gattin Ina ziehen ihn in den Dunstkreis der Musik. Dr. Malte Herwig, der ihn im Auftrag der Spiegel-Redaktion nach seiner Mitwirkung bei einem Literaturzirkel der Stasi befragt hat, informiert ihn, dass seine Entschuldigung unterdrückt werden sollte. Herwig verlässt den Spiegel. Seiner Enkelin berichtet der Autor, wie im Krieg der geschniegelte Chef der Flakbatterie seine fünfzehnjährigen Soldaten über die Rieselfelder hetzte, weil sie russischen Kriegsgefangenen Brot gegen Schnitzereien gegeben hatten. So reihen sich nicht nur die unterschiedlichsten Eindrücke, sondern begegnen sich auch Gestern und Heute. Es folgen einige Tagebuchnotizen vom Herbst 2000 bis zum Frühjahr 2001: 22. September 2000 Von der Veranda des Schlosshotels Göhren-Lebbin in Mecklenburg blicke ich auf die von alten Bäumen eingerahmten Golfplätze, nichts weiter als gepflegte Wiesen, die sich weit in die Landschaft hinein ziehen. Hinter dem Waldsaum, der das Bild abschließt, liegt der der Müritz benachbarte Fleesensee, eine große ruhige Wasserfläche. Gestern haben wir die kleine Stadt Malchow besucht. Eine drehbühnenartige Straßenbrücke wurde zur Seite bewegt, um wartende Schiffe durchzulassen. Der Pfarrer der Stadtkirche zeigte uns seine Wirkungsstätte, ein im Stil der Backsteingotik im 19. Jahrhundert errichtetes Gebäude. 7. November 2000 Der estnische Präsident Lennart Meri ist zu einem Staatsbesuch in die BRD gekommen. Von ihm und seiner Gattin Helle haben Anne und ich eine Einladung zum Mittag-Büfett in das Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt erhalten. Wir finden eine Versammlung vor, in der alte und sehr alte Menschen dominieren. Da wir in der Nähe des Mikrofons stehen, tritt Meri auf uns zu und sieht mich fragend an. Ich weise auf meine Frau und sage: „Das ist Doktor Anneliese Berger. Mein Name ist Uwe Berger.“ Meri lächelt sein bekanntes Lächeln und erwidert gedehnt: „Ja ... wenn Sie hier nicht gemeinsam stünden, dann hätte ich Sie nicht erkannt.“ Anne war ihm damals ziemlich in die Augen gefallen. Entschuldigend fügt Meri hinzu: „Es ist ein Vierteljahrhundert her, dass wir uns gesehen haben.“ Immerhin hat er nachgerechnet. Seine Frau, eine große, schlanke Blondine, kommt dazu, und er stellt sie uns vor. Helle Meri lächelt freundlich und bescheiden. Sie scheint kein Wort Deutsch zu sprechen, so wie wir kein Wort Estnisch verstehen. Aber das tut der Begegnung keinen Abbruch. Meri ist im Gesicht voller geworden. Morgen will er die Schule im Bezirk Tiergarten besuchen, in der er 1935 als Diplomatenkind eingeschult wurde. Ich habe festgestellt, dass unsere Schulen ganz dicht beieinanderlagen, seine in der Derfflinger-, meine in der Lützowstraße. Unsere Wege führten uns weit auseinander, bis uns Kasachstan und Paul Fleming zusammenbrachten. Heute stehen wir hier. Da ich weiß, dass die Begegnung kurz sein wird, sage ich den einen Satz: „Sie sind ein guter Geist in meinem Leben.“ Meri sieht mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an und wendet sich zum Mikrofon, um eine kleine Rede an die Versammelten zu halten. Im Haus der Deutschen Wirtschaft des DIHT hören wir am Nachmittag einen kurzen, aber konzentrierten Vortrag Meris. Er zieht eine eindrucksvolle Bilanz der ökonomischen Entwicklung des neuen Estlands und fordert den raschen EU-Beitritt seiner geliebten Heimat: „Wer so weit ist, ist so weit.“ 8. November 2000 Im Lichthof des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt wird am Nachmittag die Ausstellung „Estnische Malerei der Jahrtausendwende" eröffnet. Wir sind von der Botschafterin Dr. Riina Kionka eingeladen. Lennart Meri kommt in Begleitung des Hausherrn Joseph Fischer. Leider verstehen wir die Reden an unserem Standort nur teilweise. Meri, der ja auch Schriftsteller ist, spricht von einem früheren Aufenthalt in Ostberlin. Die Kunst, wo immer sie auch entsteht, sei etwas Bleibendes, ganz im Gegensatz zu den politischen Umständen. Moderne Kunst überdaure, wenn sie wirkliche Kunst sei und nicht nur dem Markt diene. Vielen Dank, lieber Freund! Mit feiner Ironie glossiert der Redner den Begriff „Leitkultur“, indem er ihn auf die estnische Kultur bezieht. Die Ausstellung ist hervorragend und nicht, wie ich einen der zahlreichen geladenen Gäste herablassend äußern höre, „ganz hübsch“. Es wäre gerecht, die Exponate an dem zu messen, was früher in Estland war oder sein konnte. Aber auch, wenn man moderne Kunst aus Mitteleuropa heranzieht, behaupten diese Bilder ihren Platz, zumal, wenn man bedenkt, wie viel konsequent Leeres hier produziert wird. Aufgefallen ist mir das 2000 entstandene Bild „The mind is a selfprotecting mechanism“ von Jaan Elken, eine in blaugrauen und mattroten Tönen gehaltene abstrakte Hommage an den autonomen Geist, also eine differenzierte Aussage zu Geschichte, Identität und Souveränität Estlands, kein Nichts in Nichts, keine absolute Beliebigkeit. Dramatische Darstellung ist auch die Abstraktion „Nüchterne Berechnung und strenge Disziplin“ von Rein Kelpman, ein ebenfalls 2000 geschaffenes Bild. Der kalte blau gegliederte Hintergrund mit dem weiß blitzenden Element im Vordergrund impliziert im Rationalen das Irrationale, in der Berechnung das Bewegte, in der Disziplin die Leidenschaft. Oder der Doppelakt „Ein Jahrhundert geht zu Ende“ von Olev Subbi aus dem Jahr 1999. Zwei sitzende Frauen, in diskreter Haltung nackt, aber nicht ausgezogen, die eine mit dem Rücken zum Betrachter, die andere sich an ihm vorbei frontal ins Leben wendend, den breitkrempigen Hut ins markante Gesicht gezogen. Resignation und Wagnis, Abkehr und Zuversicht - kalkig graublaue Farben fügen Gestalten und Mauerwerk vor dem Rot, Grün, Gelb und Blau der Küstenlandschaft zusammen. Das realistische Bild hat einen abstrakten, symbolhaften Sinn und genügt durch seine Farbgebung abstrakten Regeln. Das alle Werke der Ausstellung Verbindende ist diese realistische Abstraktheit oder abstrakte Sinnhaftigkeit. Vergleichbares finde ich nur in der klassischen Moderne, bei Edvard Munch etwa oder den Brücke-Malern. Ich meine, das besondere Merkmal der estnischen Schule schafft ein nicht zu übersehendes Vor-Bild. 16. März 2001 Anne hat es geschafft. Seit Juli vorigen Jahres ist sie befreit von der Last ihrer gut und weiterhin gut gehenden Praxis. Ein jüngerer Arzt ist an ihre Stelle getreten. Für Anne und mich ist das ein Neuanfang. Hatte ich bisher nur einen Wochenendgast zu Hause, lebe ich nun mit einer aufmerksamen und selbstsicheren Gefährtin zusammen. Wir begründen unsere Liebe auf anderer Basis ganz von vorn. Arzt mit Leib und Seele, gibt sie ihre Medizin natürlich nicht auf. Sie hat sich ein kleines Zimmer neu gestaltet, dessen Wände mit Büchern und Akten tapeziert sind und in dessen Mitte ein, wie ich es nenne, logistisches Zentrum mit Computer, Kopierer und anderen Geräten thront. Für mich bedeutet ihre Anwesenheit - ein schönes Wort übrigens - die Möglichkeit, mich wieder mehr auch dem Nachsinnen, Aufschreiben und Managen zu widmen. Zurzeit habe ich mich unter anderem auf eine geistige Reise in das alte Mexiko begeben. Das ist eine nahe und doch ferne und fremde Kultur. Die uralten olmekischen Masken, Kolossalstatuen und Statuetten, die klassische Stadt Teotihuacán mit der Sonnenpyramide, der Mondpyramide, dem Tempel des Quetzalcoatl und die Menschenopfer. Lieber als der Opferschädel aus Tenochtitlán mit den Kunstaugen und den in Mund- und Nasenöffnung gerammten Steinmessern sind mir freilich die erotischen Keramiken der Moche-Kultur in Peru. 12. Mai 2001 Gemeinsam mit meiner Doktorin nehme ich teil an einem Symposium Reise- und Impfmedizin, das im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt stattfindet. Getagt wird im „Weltsaal“, der im alten Teil des Gebäudekomplexes liegt. Dieser alte Teil aber ist nichts anderes als das Hauptgebäude der ehemaligen Deutschen Reichsbank, das nach dem zweiten Weltkrieg zum Sitz des Zentralkomitees der SED gemacht wurde. Im Reichsbankgebäude arbeitete mein Vater von 1939 bis 1945. Als Freimaurer war er von seinem leitenden Posten in der Augsburger Filiale abberufen und hierher strafversetzt worden. Nach dem Krieg besuchte ich ihn in dem Haus, das vorübergehend vom Berliner Stadtkontor belegt war. Eine sogenannte Entnazifizierungskommission hatte ihn als nicht tragbar für eine Tätigkeit in dieser Nachfolgebank befunden. Meinem Vater standen die Tränen in den Augen. „Heb den Kopf. Sei stolz“, sagte ich als siebzehnjähriger Kriegsheimkehrer zu ihm. Ich empfahl ihm eine Haltung, die ich dann auch für mich in Anspruch nahm, als die DDR zugrunde ging und ihre Bruchstücke mir und anderen als Schuldvorwürfe um die Ohren flogen. Im ZK-Gebäude, von dessen Fassadenplatten die Kommunisten die Reliefs eines den Nazis genehmen Bildhauers heruntergeschlagen hatten, sprach ich Anfang der siebziger Jahre vor, um Reiner Kunze in unsere Gedichtsammlung „Lyrik der DDR“ zu bekommen. Ich wartete stundenlang auf das Orakel eines parteiamtlichen Zensurgremiums. Nach den beiden nicht gerade angenehmen Begegnungen mit dem Haus sehe ich nun heute auf den langen alten Außentreppen in einer Beratungspause leger gekleidete Symposiumsteilnehmer in der Frühjahrssonne sitzen. Ein schöneres Bild als je zuvor. Nicht erwehren kann ich mich des Gedankens, dass auf die Kriegsplaner und die Bilderstürmer die Verursacher des protzigen Vorbaus gefolgt sind.“ Und noch ein Tagebuch – allerdings auch wieder ein ganz anderes Stück Literatur und eine ganz andere Art Tagebuch. Diesmal lässt die Schriftstellerin Brigitte Birnbaum ein Kind sprechen beziehungsweise schreiben. „Das Siebentagebuch“ war erstmals 1984 im Kinderbuchverlag Berlin erschienen und ist vielleicht konfliktreicher und kritischer als man auf den ersten Blick vermuten mag: Sieben Tage lang wohnt Inez Bliewernicht in einem Schloss, und in dieser Woche entsteht ihr Siebentagebuch. Anfangs sind es natürlich die neuen Eindrücke, die sie beschäftigen: das Schloss und seine Geschichte, Sagen, die aus alter Zeit überliefert sind, Umgang mit den noch unbekannten Mädchen und Jungen, der andersartige Tagesverlauf, Vorfreude auch auf die bevorstehende große Reise zu den Freunden in Witebsk ... Später tauchen aber Fragen auf: Ist die Betreuerin Heide Bliewernicht wirklich Inez' Tante? Was aus der eigenen Familiengeschichte weiß Inez, und was weiß sie nicht? Wen trifft die Schuld? Wo liegt die Wahrheit? Wolken ziehen am Himmel auf, wen wird der Regen nass machen, und wird Inez endgültig eine Inessa werden? Dieses spannende „Siebentagebuch“ beginnt natürlich mit dem ersten Tag. Und der ist ein Sonntag: 1. TAG, Sonntag In meinem Leben braucht sich nichts zu ändern. Wirklich nicht. In meinem alltäglichen. Mein augenblickliches ist ja nicht alltäglich. Ausnahmezustand, würde Vati sagen. In einem Schloss wohnen ist schließlich etwas Besonderes. Oder? Das fetzt! Auch wenn es nur noch als Jugendherberge dient. Trotzdem ein bisschen unheimlich. Aus allen Ecken springt einen das Damals an. Besonders abends. Den Festsaal und andere Prunkräume hat man zugeschlossen. Wir sind in der oberen Etage untergebracht. Da steht auf dem Flur wenigstens keine blecherne Ritterrüstung rum. Leider hab ich das Bett neben der Tür erwischt. Das würde ich gern ändern. Aber keine von den drei anderen tauscht mit mir. Das Schloss soll uralt sein und einzigartig. Möglich. Jedenfalls ist die Wartburg größer. Liegt auf einer Insel, das Schloss. Unsere Busse konnten nicht bis auf den Hof rollen, mussten vor der Brücke halten. Sonst wären sie in der Einfahrt des Torhauses stecken geblieben. Das Torhaus mit dem mecklenburgischen Wappen ähnelt dem in Güstrow. Vati war mal mit Mutti und mir in Güstrow, als er für unseren Trabbi oder für unser Boot einen Anlasser brauchte. Nur ist dieses Torhaus kleiner, und in ihm wohnt der Herbergsvater. Eine ulkige Type, der Herbergsvater. Empfing er uns doch am Hauptportal und ließ sich von jedem die Hausschuhe vorweisen. Auch von unseren acht erwachsenen Begleitern. Die guckten vielleicht! „Wi hebb'n so'n Boden, dei bliwwt nich liggen, hei hackt licht an de Stäwel“, sagte er. „Und noch eins, Herrschaften ...“ Zwei Hunde hätte er. Er wies auf den Park ringsum, auf die frühen roten Tulpen im Rondell, die anfangen wollen zu blühen, auf die Fliederbüsche. „Hollt ji in'n Middelweg, denn doon ji min Hunn nix.“ Ich denk mir, die beiden Hunde sind ein Trick. Er hat gar keine. Er will nur die Beete und den Rasen vorm Zertrampeln schützen. „Genosse, Sie müssen hochdeutsch mit den Schülern sprechen«, verlangte unser Reiseleiter und arbeitete sich in seine ladenneuen Filzpantoffeln. „So verstehen sie Ihre Anordnungen nicht.“ „Wie das? Alles Gören aus unserer Gegend und mich nicht verstehen.“ Er blickte unschuldig in die Runde. „Na? Und ordne ich was an? I bewohre! Ich sage man bloß, was sie wissen müssen, damit es keinen Ärger gibt.“ Dabei strich er sich mit der Hand über seinen kahlen Kopf. „Spukt es hier auch?“ „»Wieso denn nicht?“ In gewissen Nächten laufe ein Mädchen ohne Kopf durch die Alleen. „»Iiiiiiih! Ohne Kopf!“ Bin also in ein Geisterschloss geraten. Fantastisch! Sie erscheine aber nur dem, der sich nicht ordentlich gewaschen habe. „Wird Zeit, dass sie einer erlöst“, krähte grinsend der Größte von denen aus der Zehnten, bei dem sich bereits ein Bärtchen über der Oberlippe andeutete. „Erlöst kann sie nur werden durch einen Jüngling, der noch nie geküsst hat.“ Das verkündete Heide, eine der Betreuerinnen. Vorwurfsvoll funkelte sie der Reiseleiter an. Aber nicht sie, der Junge wurde rot. „Süh mal kiek!“, staunte der Herbergsvater, „de jung Fruu weet Bescheid!“ Natürlich übertrieb er wie alle Erwachsenen, wenn sie mal höflich sein wollen. Jung ist die Frau nämlich nicht mehr, bestimmt fast mindestens fünfunddreißig. Ich hab sie schon unter die Lupe genommen, weil sie mich im Bus scharf musterte. Sie dachte wohl, ich merke es nicht. Sicher missfällt ihr, dass ich amerikanische Jeans trage, echte Lois, für Typen, die nicht alt werden, aus Hamburg, von Oma. Vielleicht sollte ich morgen wie die meisten anderen auch Pioniertracht anziehen, wenigstens die Bluse. Der Pulli, Omas Ostergeschenk, passt in der Farbe wirklich nicht zum roten Halstuch. Das weiß ich selbst. Aber Halstuch ist Pflicht. Sonst streichen sie mich womöglich. Ich glaub, dann renn ich auch ohne Kopf rum, und nicht nur in gewissen Nächten. Ich kann nicht in Worten ausdrücken, wie glücklich ich war, als mir die Direktorin mitteilte, dass ich, wie es heißt, „in Anerkennung hervorragender Leistungen bei der Erfüllung des Pionierauftrages in diesem Schuljahr und für die aktive Teilnahme an der internationalen Pionieraktion mit dem Freundschaftszug in die Sowjetunion delegiert“ werde. Ich hab gleich bei Mutti in der Poliklinik angerufen. Mutti wollte es nicht glauben. Vier Wochen in ein Ferienlager bei Witebsk! Hier im Schloss sollen wir uns auf diese Reise vorbereiten.“ Viel unterwegs war in seinem langen Leben auch Walter Kaufmann, der am 19. Januar 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geborene deutsch-australische Schriftsteller. Er hat viel Schreckliches und viel Schönes erlebt und viel zu erzählen. 1997 erschienen erstmals in der edition reiher im Dietz Verlag Berlin seine Storys von gestern und heute „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“: Dazu schrieb Walter Kaufmann: Jene Bildpostkarte aus Sydney war die erste von vielen, die ich über die Jahre an Barbara, der Ruth in diesem Buch, geschickt hatte und die ich alle noch bei ihr aufbewahrt fand - sorgsam in einen Schuhkarton geschichtet. Sie riefen die Zeit zurück, zu fernen Küsten, und enthielten sie selten mehr als nur Grüße, lösten sie doch Erinnerungen aus, die sich zu Storys formen ließen, zu einem Buch, das mit „Regen in Rio“ seinen vorläufigen Abschluss fand. Danach, in den späten neunziger Jahren, waren es nicht länger die Postkarten, die mich anregten, sondern in einem Notizbuch festgehaltene Stichworte: über einen Grafen im Schloss, einen Berliner in Bulgarien, einen kanadischen Flieger auf Fidschi, und den Tod eines V-Manns. Dazwischen fanden sich auch die Zeilen über einen für immer abgemusterten und seitdem sehr gealterten Seemann, dessen Braut zeitlebens die See gewesen war — die See verlassen zu müssen, hatte ihn auf sich selbst zurückgeworfen und ihm seine Einsamkeit bewusst gemacht: „Menetekel“, und wohl nicht nur „Menetekel“ in dieser Prosasammlung, ist eine anrührende kleine Geschichte geworden. Als Kostprobe aus „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ hier eine Geschichte, die auf hoher See spielt – und in einem Kabelgatt. Der Titel dieser Story lautet „Auf dem Prüfstand“: MS Freundschaft, Atlantik Mai 1959 Verglichen mit der Reise, für die ich in diesem Frühling angemustert hatte, waren meine Reisen zwischen Sydney und den Fidschi Inseln kaum mehr als Abstecher gewesen: Vor Jahreswechsel würden wir nicht wieder in Rostock einlaufen. Eine argentinische Weihnacht stand uns bevor und ein brasilianisches Neujahr - was für mich sieben Monate im Schlund eines Maschinenraums bedeutete, in dem es stank und heiß war und laut, das Stampfen der Motoren übertönte jedes Wort, das nicht gebrüllt wurde. In der Hoffnung auf Ausgleich in südamerikanischen Häfen, Buenos Aires, Montevideo, Rio de Janeiro, stellte ich mich auf die Überfahrt ein. Bewusst hatte ich meine australische Seefahrerei verschwiegen und mich nur dazu bekannt, auf Schiffen die Welt erleben zu wollen, also eher ein Sehmann als ein Seemann zu sein. Folglich fand ich mich sehr bald auf dem Prüfstand. Es hatte mich unter Fahrensleute verschlagen, die sehr anders waren als jene raubeinigen Iren und Schotten und deren australische Nachfahren auf australischen Frachtern. Dies waren arbeitsame Ostdeutsche mit unverkennbarem Stolz auf ihr Schiff, welterfahrene Männer, die den Anfechtungen und Verlockungen von Hamburg, Bremen, Amsterdam und Antwerpen standhielten und von denen nicht zu vermuten war, dass sie die Flagge wechseln würden. Eher wäre das von mir zu erwarten gewesen - zu sehr schien mir Wolf Mattäus, ein blonder Hüne, der seine erste Reise als Zweiter Ingenieur fuhr, darauf bedacht zu sein, dass im Bereich seiner Verantwortung durch einen wie mich kein Schaden entstünde. Was hieß, dass er stets ein Auge auf mich hatte. Selbst mit anpackend, jeden Griff erläuternd, spornte er mich an, so gewissenhaft wie er selbst zu werden und sogar eine Drecksarbeit wie das Säubern der Bilgen als unumgänglich hinzunehmen. Verglichen mit dieser Schinderei erwies sich das Pönen, das Anstreichen des Schornsteins, als ein Segen - Arbeit an Deck und in frischer Luft! Natürlich bemühte ich mich um Qualität, um den saubersten blauen, den saubersten roten Streifen auf gelben Grund. Aber ich schindete auch Zeit dabei. Was Wolf Mattäus nicht entging. „Kein Schonplatz da oben“, ließ er mich wissen und legte fest, wann spätestens die Arbeit fertig sein müsse - weit eher als ich eingeplant hatte. So kam es, dass ich sehr bald meiner Wut Luft machte und durch den Schornstein Flüche in den Maschinenraum brüllte. Das brachte Wolf Mattäus auf den Plan. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er plötzlich auf dem Peildeck und blickte hoch zum Schornstein, wo ich auf der Stellage mit meinen Farbtöpfen werkelte. „Nun“, fragte er, „was macht das Meisterwerk?“ Er tat, als hätte er meine Flüche nicht gehört, zeigte sich gelassen und schlug dann ein paar Worte unter vier Augen im Kabelgatt vor, wo ich ja ohnehin die Pinsel und Farbtöpfe verstauen müsse. Mir schwante nichts Gutes. „Mag sein, Sie sind nicht auf die Heuer angewiesen“, begann er, als wir uns im Kabelgatt gegenüberstanden. „Da sind Sie besser dran als wir anderen. Finden Sie das gut?“ Ich schwieg. „Eben noch laut und plötzlich stumm - wie kommt’s?“ Noch immer schwieg ich. „Also gut“, sagte er, „In Zukunft bremsen Sie sich und brüllen nicht vor aller Ohren los. Das geht nirgends. Und auf Schiffen schon gar nicht. Ist das klar?“ Ich nickte. „Dann haben wir uns ja verstanden.“ Er zeigte ein kaum merkliches Lächeln und reichte mir die Hand. Das nahm mich für ihn ein. Ich packte zu, und nie vergesse ich ihm, dass er bis zum Ende der Reise seinen Rang kein zweites Mal herauskehrte, er schlicht Wolf Mattäus blieb - ein Mann unter Männern.“ Und noch einmal geht es um eine Reise – diesmal ist es eine sehr persönliche Reise in die Vergangenheit. Und noch einmal um ein Tagebuch. 1990 hatte Elisabeth Schulz-Semrau ihr Buch „Drei Kastanien aus Königsberg … „ veröffentlicht: Tagebuch einer Reise in das heutige Kaliningrad: Erst im Herbst 1988 gelingt der gebürtigen Königsbergerin die Wiederbegegnung mit ihrer Vaterstadt, der bis dahin für Ausländer verbotenen Stadt. Viele Leser hatten sich nach dem Report „Suche nach Karalautschi“ (1984) mit ihren Lebensberichten, Dokumenten und Fotos an die Autorin gewandt. Nun folgt sie einer Einladung des Kaliningrader Kulturfonds, der sich die Aufgabe gestellt hat, die ganze Geschichte der 700-jährigen Stadt wieder lebendig zu machen. Die Autorin überbringt Zeugnisse der gebürtigen Königsberger Käthe Kollwitz und E. T. A. Hoffmann, sie nimmt an Feierlichkeiten zu Ehren Immanuel Kants teil, und sie sucht die alten Straßen, Plätze und vertrauten Winkel ihrer Kindheit. Die verwandelte Stadt, die Kaliningrad heißt und doch noch Königsberg wie Karalautschi ist, wird zum Ort der Begegnung mit liebenswerten Menschen, deren Schicksal unter den Hitler- und Stalinregimes betroffen macht. Die Autorin erringt ein neues, lebendiges Verhältnis zu dieser Stadt der Geburt und entdeckt sie als gemeinsame Heimat. Begleiten wir die Autorin ein Stück und schauen wir an den Anfang ihres berührenden Buches: „Zugfahrt nach Kaliningrad An dem Zug stand es wirklich, an jedem Waggon sogar: KALININGRAD: Moskau-Kaliningrad. Die da leicht benommen, hastigen Schritts, diesem Labkan eines Gepäckträgers zu folgen sucht, eine Frau, nicht mehr jung, füllig geworden, bin ich. Und ich werde, alle Zeichen stehen dafür, in diesen Zug einsteigen. Der nach Kaliningrad fährt ... Die Dolmetscherin hatte dem großen Menschen mit seiner Gepäckkarre eingangs des Belorussischen Bahnhofs gewinkt, flink sortierte er unsere Gepäckstücke. Die zwei großen in Packpapier verschnürten Kartons stapelte er auf Hinweis der Dolmetscherin gesondert. Sie hatte ihm auch die Nummer des Zugwagens genannt. Geschickt durcheilte und umfuhr er die Menschentrauben, die sich jeweils um die Eingänge der Waggons sammelten. Rita - so heißt die Dolmetscherin - bleibt unserm Helfer am nächsten auf den Fersen. Auch sie wird in diese Stadt fahren. Zum ersten Mal. In viele andere Städte der Sowjetunion hat sie deutsche Reisende begleitet. Oft mehrmals. Ich kenne ihre Empfindungen, unser Reiseziel betreffend, nicht, weiß aber schon, dass ein Haushalt daraufhin umorganisiert, eine schulpflichtige Tochter zu ihrer beider Leidwesen zur Großmutter umgesiedelt werden musste. Daran, dass auch ich daheim Verschiedenes zu ordnen hatte, einiges nicht ohne Sorge beließ, denke ich im Augenblick überhaupt nicht. Was aber denke ich? Vielleicht das, was ich weiß, aber kaum zu glauben wage: Ich fahre nach Kaliningrad? Eher werde ich von einer Empfindung geleitet, die sich nicht in Bild und Gedanken umsetzt, die nur Erwartung ist, feierliche, freudige, aufgeregte. Ähnlich vielleicht jenem Gefühl, mit dem das Kind, vor fast fünfzig Jahren, mit den Eltern von der Großmutter auf den HUFEN kommend, durch winterliche Straßen ging, Kerzenschimmer hinter Fenstern entdeckte und so den heimatlichen Weihnachtsbaum und den darunter liegenden Geschenken in der TRAGHEIMER KIRCHENSTRASSE 17 entgegenfieberte. Und so sehen also Menschen aus, die in dieser Stadt wohnen. Ganz selbstverständlich sind sie in die Hauptstadt gefahren, haben Ämter aufgesucht, Freunde getroffen, eingekauft. Sind beladen mit Koffern und Kisten und fahren ganz natürlich in ihre Stadt zurück ... Natürlich - wie Leben ist, wenn es sich natürlich leben lässt ... Ich habe vor dreiundvierzig Jahren in einer furchtbaren, widernatürlichen Zeit meine Heimat verlassen müssen. Ich war ein dreizehnjähriges Kind, dem erst viele Jahre später aufging, was es hieß, keine Heimat zu haben. Meine Heimat liegt in der Stadt, in der diese Menschen wohnen, und nun bin ich auf dem Weg dorthin ... Nachwersche, Nachwersche, Komm an den Zaun! Wo bleibst du? Heute ist der vierte Oktober. Gestern, am 3. also, bin ich von Berlin nach Moskau geflogen, um die Mittagszeit. Ich war die letzte der Reisenden gewesen, die dem Flugzeug über eine weite Strecke des Flugplatzes zueilte, der entsprechende Bus hatte die Leute aus dem Flughafengebäude längst an der Gangway abgeliefert. Natürlich begann sich meine mangelhafte Fähigkeit, Stress zu bewältigen, bereits gewaltig zu regen. Obwohl ich mich nach einem schlauen Psycho-Buch so präpariert hatte, dass ich Dinge annehmen wollte, wie sie auf mich zukämen. Also bereit sein für das, was immer der Tag mir brächte. Sorge dich nicht - lebe, verlangte das Buch von mir, das wollte ich künftig auch von mir verlangen. Vielleicht hätte ich lieber einen Tag später mit diesem Vorhaben beginnen sollen, denn was dieser 3. 10. mir abverlangte ...“ Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie die Einladung der Autorin Elisabeth Schulz-Semrau annehmen und gemeinsam mit ihr in die Stadt ihrer Kindheit zurückreisen. Nach Karalautschi-Königsberg-Kaliningrad. Übrigens soll Kaliningrad einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland sein – wenn sie denn dort stattfindet. Und noch was Schlaues: Als Kabelgatt wird auf Schiffen ein Lagerraum für Kleingut wie Ersatzteile, Tampen, Schäkel, Blöcke, Ankerkette, Werkzeug oder eben auch Farben und Lacke bezeichnet. Siehe die Story „Auf dem Prüfstand“ aus dem Buch „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ von Walter Kaufmann. Und zum Schluss nochmals gute Reise! – durch Raum und Zeit. Und denken Sie daran, ein Buch mitzunehmen. Mindestens ein Buch … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3793 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years
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Was ist ein Pingoin oder wie rettet man einen großen Goldschatz vor einem habgierigen König? – Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Nein, es geht nicht um einen Mord. Es geht um einen Suizid. Aber warum bringt sich eine junge Frau um? Diese Frage stellt sich den Kriminalisten im ersten der drei Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 10.03. 17 - Freitag, 17.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die beiden anderen Angebote stammen vom selben Autor, der seine Leser in eine bewegte Zeit und in die alte und neue Welt entführt. Es kann nicht schaden, wenn Sie schon mal was vom Templerorden gehört haben. Aber die Hinse-Bücher lassen sich auch ohne derartige Kenntnisse und womöglich in einem Zuge lesen. Aber Vorsicht! Spätestens hinterher beginnt man sich doch für die Templer und ihre Geschichte zu interessieren. Wetten dass … Erstmals 1986 erschien in der bekannten und beliebten DIE-Reihe des Verlags Das Neue Berlin der Kriminalroman „Poesie ist kein Beweis“ von Jan Eik. Die Abkürzung DIE stand übrigens für Delikte, Indizien und Ermittlungen. Und die Ermittlungen verlaufen in diesem Falle zumindest etwas ungewöhnlich: Eine junge Frau stirbt an den Folgen einer Überdosis Schlaftabletten. Auf der Suche nach dem Motiv der Tat gerät der K auch der Journalist Conrad Pingel, ein Bekannter der Verstorbenen, unter die Lupe. Durch das gegen ihn gerichtete Misstrauen motiviert, beginnt er mithilfe eines lyrischen Steckbriefes nach einem Mann zu recherchieren, den die junge Frau anscheinend mehr liebte als ihr Leben. Obwohl Conrad Pingel die polizeilichen Ermittlungen erschwert, in den Verdacht zumindest moralischer Schuld gerät und selbst beinahe einen Unschuldigen überführt, kann er die Klärung des Todesfalles durch die K auch für sich als Erfolg verbuchen. Aber lernen wir erst mal Conrad Pingel kennen – zumindest ein bisschen. Und natürlich auch Buzek: „Als Conny die dreihundert Teile des Puzzles auf seinem Schreibtisch ausgeschüttet hatte und sie nach Farben und Motiven zu ordnen begann, erlahmte sein Eifer schnell. Allzu viele Bruchstücke blauen Himmels und undurchdringlichen Dickichts waren darunter, viel mehr als die Vorlage vermuten ließ. Die Ausschnitte mit den Dächern der südlichen Stadt in der Ferne und den im Vordergrund abgebildeten Personen hatte er bald zusammengesetzt. Ein Bild von annähernder Vollständigkeit aber wollte ihm nicht gelingen. Gitta, die ihm das Spiel zu Weihnachten geschenkt hatte, schien recht zu behalten: Ein geduldiger Mensch war Conrad Pingel nicht. Außerdem hatte er keine Zeit für derartige Späße. Buzek lauerte auf ihn und den versprochenen Gerichtsbericht von P. Legien. Von seinen zahlreichen Pseudonymen klang das am ernsthaftesten. Glossen pflegte er einfach nur mit Conny zu unterzeichnen. Für längere Beiträge standen ihm wahlweise P. Nigel oder Leo C. Pingrad zur Verfügung. Als Carl Peingold bot er den Lesern Wanderrouten und Stadthistorisches an. Congelin hieß er als Kulturrezensent, und gelegentlich nannte er sich auch Gelpin oder Leping. Aus Conrad Pingel ließ sich eine Menge neuer Namen herstellen. Selbst als Pingoin war er schon im Blatt aufgetaucht. Natürlich hatte ein gewissenhafter Leser diese Schreibweise des antarktischen Vogels bemängelt und die sprachgeschichtliche Ableitung des Namens beigefügt. Buzeks Büro, spartanisch eingerichtet und nüchtern wie die meisten Beiträge in der Zeitung, deren Redaktion er seit Jahrzehnten angehörte, roch nach kaltem Rauch und staubigem Papier, das sich in hohen Stößen auf jedem freien Platz türmte. Der Redakteur war ein freundlich wirkender Mensch mit länglichem Schädel, auf dem nur noch wenige Haare sprossen, die er vermutlich morgens sorgfältig zur Stirn hin kämmte. Conny kannte ihn nicht anders als mit verwehten Strähnen auf dem Hinterkopf und blanker Glatze vorn, über die Buzek von Zeit zu Zeit mit den Fingerspitzen strich, als forsche er nach wiederkehrendem Haarwuchs. Das Erscheinen seines freien Mitarbeiters stimmte ihn offensichtlich fröhlich. „Wird Zeit, dass Sie auftauchen. Ich habe etwas für Sie.“ Er schaute Conny mit strahlenden Augen an. „In Ihrer Heimatstadt! Was sagen Sie nun?“ Conny schwieg vorsichtshalber. Angesichts Buzeks dick aufgetragener Freude schien ihm das angebracht. Außerdem machte sowieso niemand einem freien Mitarbeiter eine Reportagefahrt über zweihundert Kilometer mit der Reichsbahn und für sieben Mark Tagegeld streitig. In der Stadt, in der Conny geboren war, stand der Hochschule ein Jubiläum ins Haus. Buzek oder - was wahrscheinlicher war - die Redaktionssekretärin hatte bereits alles geklärt: Eine Magnifizenz war gefunden und ein Termin vereinbart. „Morgen um elf“, sagte Buzek. „Fünfundfünfzig Zeilen für die Wochenendausgabe.“ „Morgen?“, fragte Conny gedehnt. „Morgen ist bereits Donnerstag. So aktuell sind wir doch sonst nicht.“ Buzek strahlte nicht mehr. „Da ist was rausgefallen“, brummelte er. „Als ich bei der Zeitung anfing, wurde noch nachts gearbeitet. Sie haben bis Freitag vormittag Zeit!““ Zugegeben, die Geschichte, die laut einer Anmerkung des Autors erfunden sei und Ähnlichkeiten mit Personen und tatsächlichen Begebenheiten seien zufällig, also diese Geschichte klingt an einigen Stellen schon ein wenig nach Vergangenheit. Wo gibt es denn noch eine Reichsbahn und sieben Mark Tagegeld? Aber noch weiter in die Vergangenheit führen die beiden historischen Romane von Ulrich Hinse, die sich beide einem faszinierendem Thema widmen. Und dieses faszinierende Thema sind die Templer und ihr Goldschatz. Im Angebot dieses Newsletters sind diesmal Teil 1 und Teil 3 der Reihe über das Gold der Templer. Zunächst der 2014 bei der EDITION digital sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book erschienene Titel „Das Gold der Templer. Ein historischer Roman über den Verbleib des Templerschatzes anno domini 1307: Jaques de Molay, der Großmeister des in der ganzen Welt des Orients und des Okzidents bekannten, geschätzten aber auch gefürchteten Templerordens war entsetzt. Sein Orden sollte aufgelöst, die Ritter verhaftet werden und das riesige Vermögen der französischen Krone zufallen. Die Haftbefehle waren bereits ausgestellt und an alle Gouverneure und Bischöfe in Frankreich verteilt worden. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, sollen in den Morgenstunden überall im Land die Vasallen des Königs jeden Templer festnehmen und einkerkern. Alle Templer zu retten scheint dem Großmeister nicht mehr möglich. Deshalb stellt er in aller Eile drei Maultierkarawanen zusammen, die mit wenigen Leuten das Archiv und das Gold in Sicherheit bringen sollen. Eine Karawane ist für England bestimmt, eine soll über See nach Portugal gehen und eine weitere auf die Festung der Templer nach Ponferrada in Spanien gebracht werden. Der junge flandrische Tempelritter Jan van Koninck hat zusammen mit dem Stellvertreter des Großmeisters die Ehre, die Karawane nach Spanien in Sicherheit zu bringen, als in den Pyrenäen sein Mentor erschlagen wird. Die Verantwortung lastet ab sofort auf seinen Schultern. Gelingt es ihm wirklich, die kleine Karawane gegen alle Widerstände im Winter über die Pyrenäen zu bringen und Ponferrada zu erreichen? Eine stattliche Anzahl französischer Soldaten, geführt von einem alten Landsknecht, hat sich auf seine Spur gesetzt. Und auch innerhalb der sonst eingeschworenen Templer gibt es Widerstände. Es erscheint mehr als fraglich, das Gold vor dem gierigen französischen König Philipp IV. und seiner nicht viel besseren Frau Johanna von Navarra in Sicherheit zu bringen. Ein Roman aus der Zeit des finsteren Mittelalters, in der es ehrenhafte Ritter aber ebenso viele Schurken gab. Aber lernen wir auch hier zunächst wieder eine der Hauptfiguren kennen – und zwar, wie es sich für einen solchen Roman über Ritter gehört – natürlich im Kampf: „Die Glocken am Kirchturm der Stadt Kortrijk in Flandern läuteten. Dumpf wummerte ihr Klang über das Schlachtfeld. Sie verkündeten den glanzvollen Sieg der Flandern gegen die Franzosen. Jan van Koninck, der zweiundzwanzigjährige junge Mann mit den gekräuselten roten Haaren, den blauen Augen und der kräftigen, durchtrainierten Figur unter dem jetzt Blut bespritzten ledernen Wams, stand etwas gebeugt, auf sein blutiges Schwert gestützt, am Rande eines Eschenwäldchens. Eine Wurfaxt, die schon aus normannischer Zeit bekannte Franziska, steckte im Gürtel. Er schaute auf die Szene vor ihm in der Niederung. Dicht gedrängt vor einem Bach, der sich durch die morastige Senke schlängelte, lagen Hunderte von toten Rittern in ihren ehemals glänzenden, jetzt nach der Schlacht aber stumpfen, blutigen Rüstungen und ebenso viele tote oder schwer verletzte Pferde. Jan summte ein leises Lied. Es war das Totenlied für die Ritter des französischen Königs Philipp des Schönen, der selbst nicht an dem Massaker teilgenommen hatte. Der Sieg war ohnehin eingeplant. An eine Niederlage war nicht im Entferntesten gedacht worden. Deshalb hatte er seinen einäugigen Kanzler Pierre Flote als Feldherrn gesandt und Jaques de Chatillon als zukünftigen Gouverneur gleich mitgeschickt. Die unruhigen Flandern sollten zur Raison und der lukrative Tuchhandel mit England und der Hanse unter französische Kontrolle gebracht werden. Aber es war dann doch anders gekommen. Fast alle nordfranzösischen Ritter hatten ihr Leben für den König auf dem Schlachtfeld lassen müssen, nur wenige waren entkommen. Über das Schlachtfeld mit den unzähligen Toten und Schwerverletzten wuselten unzählige junge und alte zerlumpte Menschen und Bürger aus Kortrijk, die den Toten und Sterbenden ihre Wertgegenstände abnahmen. Van Koninck nestelte an seinem Wams. Mit etwas Mühe zog er den goldenen Anhänger hervor und betrachtete ihn. Er war, wie die Kette auch, aus purem Gold. Langsam strich er mit seinen Fingern über das Wappen. Ein französisches Wappen, ein Königswappen, was die drei Lilien verrieten. Er hatte es einige Monate vorher von einem französischen Ritter bekommen, der den Aufstand der flämischen Bürger in Brügge gegen die französische Besatzung nicht überlebt hatte. Eigentlich hatte er den verletzten Franzosen aus Wut töten wollen, weil er durch seine Gegenwehr die Flucht des Gouverneurs Jaques de Chatillon ermöglicht hatte. Hasserfüllt hatte Jaques de Chatillon noch zurückgerufen, dass er schon allein deshalb zurückkommen würde, nur um ihm eigenhändig den Kopf abzuschlagen. Der verletzte Ritter hatte sich mit Mühe die Kette mit dem Wappen abgenommen und dem jungen Flandern gegeben. Vielleicht bringt es dir irgendwann einmal Glück, hatte der Franzose gemurmelt, dann war er verschieden. Jan hatte das Medaillon zwar genommen, aber sonst hatte ihn der nach seiner Kleidung offensichtlich adelige Franzose nicht weiter interessiert. Er hatte ihn in seinem Blut liegen lassen und war den anderen flüchtenden Franzosen hinterhergelaufen. Sein Vater Pieter, sein Bruder Wim und er, der jüngste Sohn des Webers Pieter van Koninck, waren kurz darauf wegen ihres Mutes und ihres verwegenen Vorgehens bei der Befreiung von Flandern von Robert von Bethune, dem Grafen von Flandern, zum Ritter geschlagen worden. Dieses Mal war ihm de Chatillon nicht entkommen. Selbstgefällig war er in die Falle geritten und im sumpfigen Ufer des kleinen Flüsschens vor Kortrijk stecken geblieben. Seine Rüstung war zu schwer, als dass er hätte problemlos absitzen und mit dem Schwert kämpfen können. Das war sein Todesurteil. Die flämische Infantrie war dem schwerfälligen Ritter zu Fuß deutlich überlegen und Jan van Koninck hatte genau aufgepasst, wo Jaques de Chatillon hingeritten war. So kreuzten sich auf dem Schlachtfeld ihre Wege erneut. De Chatillon erkannte sofort, wer sich ihm in den Weg stellte, und versuchte mit kräftigen Schwerthieben, dem Jüngsten der Koninck-Sippe den Garaus zu machen. Aber der flinke, junge Flame wich allen Hieben geschickt aus, wehrte mit seiner Wurfaxt und dem Schwert die Hiebe ab und ließ den Franzosen sich müde schlagen. Wobei Jan höllisch aufpassen musste. Die Fechtkunst von de Chatillon war legendär. Aber dazu gehörte natürlich auch, dass sich der Ritter schnell und trickreich bewegen konnte. Aber genau das fehlte hier. Nur wenige Schritte gelangen dem schwer gerüsteten Ritter im Sumpf. Er sank immer tiefer ein und konnte sich nur noch auf einem Fleck stehend verteidigen, während Jan in seiner leichten Kleidung um ihn herumstapfte. Wenn er in seinem Rücken stand, hatte er Mühe, seinen Gegner durch die Sehschlitze zu erkennen. Als einige weitere Franzosen heranritten, um dem Gouverneur zu Hilfe zu eilen, machte Jan dem Kampf ein schnelles Ende. Er wehrte einen Schlag des Franzosen mit seiner Franziska ab und stieß ihm mit der ganzen Kraft seines rechten Arms das Schwert von unten durch den Rüstungsschlitz zwischen Helm und Harnisch in den Hals. Augenblicklich sackte de Chatillon zusammen und starb. Mit einem Ruck zog Jan sein Schwert aus dem Körper des Sterbenden, um die heranreitenden Franzosen abwehren zu können. Aber als die sahen, dass Reiten in dem Sumpf nicht möglich und ihr Anführer bereits gestorben war, zügelten sie die Pferde und ritten auf festen Untergrund zurück. Jan nahm noch an dem einen oder anderen Scharmützel teil, aber der so ungleich begonnene Kampf war letztlich zugunsten der Flandern entschieden. Das, was niemand zu glauben gewagt hatte, war eingetreten. Die bürgerlichen flandrischen Infanteristen hatten mit ihren selbst gebastelten Waffen gegen die Truppe aus hochdekorierten, gut gerüsteten französischen Rittern gewonnen. Die Ritter waren nicht zuletzt an ihrer Arroganz gescheitert. Flandern war unabhängig geblieben und musste sich Philipp dem Schönen nicht beugen.“ Gerade eben erst – ebenfalls sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book – erschienen ist „Das Gold der Andentempler. Ein historischer Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden“. Das ist der dritte Teil der Reihe „Das Gold der Templer“ von Ulrich Hinse: Pablo de Alvares war ein Ritter des Templerordens, er war in Asturien geboren und seinem Vater ins Heilige Land gefolgt. Dort konnte er sich aus der Festung Akkon retten und war mit dem Großmeister Jaques de Molay nach Paris gekommen. Von dort zieht er mit Joao Lourenco nach Portugal, um das Gold der Templer vor König Philipp dem Schönen in Sicherheit zu bringen. Einem Eid zufolge, den er seinem alten Vater geleistet hatte, folgte er Joao Lourenco mit dem Gold der Templer über das atlantische Meer. Dort jedoch zerstritt er sich mit seinem Ordensbruder und lockte den größten Teil der Schiffsbesatzung hinein in den Urwald – wo er das Paradies vermutete. Mit den Händlern der Chachapoya gelangten sie nach langer Fahrt auf dem Amazonas zu den Anden, wo die Eingeborenen wohnten und sie herzlich aufnahmen. Dann aber wurden sie von den Inka überfallen, die ihnen das gesamte Gold raubten. Pablo macht sich auf die Suche und wundert sich, wie wenig Interesse seine Ordensbrüder daran haben, den Schatz wiederzufinden. Selbst sein treuer Gefolgsmann Ragnar, ein hünenhafter Normanne, fällt ihm in den Rücken und verlässt ihn. So muss sich Pablo de Alvares allein auf die Suche nach dem Gold machen. Während dieser Suche lernt er die Steinstraßen der Inka, den Goctafall, den größten Wasserfall der Erde, und die Goldschmiede der Anden, die Tairona, kennen, aber auch Kuelap, die Festung der Chachapoya. Als diese von den Inka angegriffen wird, um die Chachapoya zu unterwerfen, trifft Pablo de Alvares wieder auf den Normannen Ragnar. Es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod. Hören wir auch hier den Anfang dieses spannenden historischen Romans von Ulrich Hinse, der offenbar gar nicht genug bekommen kann von den Templern und ihrem Gold. „Es war erst wenige Wochen her, als die kleine Truppe der Tempelritter aus der Alten Welt, genauer aus dem Norden Portugals, mit ihrem umgebauten Wikingerschiff Le Buscard über das Atlantische Meer gesegelt war. Die Templer waren in einer neuen, für sie völlig fremden Welt angekommen. Freundliche Menschen hatten sie in ihrem Dorf am Rande eines fast undurchdringlichen Waldes empfangen. Und sie lernten das Leben am großen Strom kennen, das so ganz anders war, als sie es aus Europa kannten. Für sie schien es das Paradies zu sein. Obst, Fleisch, Fisch in Hülle und Fülle. Es konnte ohne Verbote gejagt und gefischt werden und der Wald lieferte die Früchte. Trotzdem wollte ihr Führer, der Tempelritter Joao Lourenco, der sie mit seinen nautischen Kenntnissen bis hierhin in die Neue Welt geführt hatte, wieder zurück. Das ergab für Pablo de Alvares, Joaos Stellvertreter, keinen Sinn. Er hatte einen anderen Plan. Er wollte einen Teil der Templer überreden, mit ihm in der Neuen Welt zu bleiben. Sollte Joao doch zurückfahren, mit wem er wollte. Er und seine Gefolgsleute würden hier bleiben. Hier, wo sie das Paradies vermuteten. Aber so einfach war es nicht, diesen Plan umzusetzen. Bei Anwesenheit von Joao würde ihm wahrscheinlich nur Ragnar, der normannische Riese und persönliche Gefolgsmann, folgen. Die Zeit, seinen Plan zu realisieren, war für Pablo gekommen, als sich Joao mit seinem Vertrauten Kasim und einem weiteren Templer auf einem Jagdausflug befand. Dass dieser Ausflug länger dauerte als geplant, dafür hatte Pablo gesorgt. Über den Dolmetscher, dem Kaplan der Templer, hatte er bei den Gastgebern ein Gerücht gestreut, was vermutlich zum Tod der Jäger führte. Ihm konnte das nur recht sein. Kaum war Joao mit dem muslimischen Arzt Kasim, seinem vertrauten Freund, zur Jagd mit einem Einbaum abgefahren, setzte Pablo seinen Plan um. Für einige der Templer war das im Stich lassen ihres Anführers schon eine schlimme Aktion. Sie empfanden es als Bruch ihres Eides, den sie dem Orden geschworen hatten. Ewige Treue und Gehorsam. Sich in Abwesenheit von Joao Lourenco von Bord ihres Schiffes in der Flussmündung zu stehlen und auch noch das anvertraute Gold mitzunehmen, war eindeutig ein Treuebruch. Aber warum hatte der Sturkopf Joao sich auch mit Pablo de Alvares gestritten. Ihr neuer Führer, Pablo de Alvares, hatte Recht. Sie waren hier im Paradies angekommen und genau das hatte Joao Lourenco bestritten. Pablo des Alvares hatte die Zeit eines Jagdausfluges von Joao genutzt und an Bord abstimmen lassen. Nur gut zehn Templer wollten am Le Buscard bleiben, um auf die Rückkehr von Joao zu warten. Die anderen wollten mit Pablo de Alvares und seinem Adlatus, dem riesigen, blonden Normannen, auf den Booten der Eingeborenen, die sich Chachapoya nannten, weiter ins Paradies fahren. Fra Domenico, der Kaplan der Templer, hatte sich als Sprachgenie erwiesen und bei ihrem Aufenthalt bei den Eingeborenen innerhalb kürzester Zeit deren Sprache gelernt. So hatte er für Pablo bei den Urwaldhändlern gefragt, ob sie ihn und seine Templerbrüder in ihre Heimat mitnehmen würden. Die freundlichen Eingeborenen hatten nichts dagegen. So waren die Templer mit ihren Goldkisten und ihren persönlichen Gegenständen, auf die sie nicht hatten verzichten können oder wollten, von Pablo auf die Einbäume der Chachapoya verteilt worden. Alle, die in den Booten saßen, hatten sich freiwillig Pablo de Alvares angeschlossen und fuhren jetzt mit den Eingeborenen den Fluss hinauf ins Paradies, wie sie glaubten.“ Aber ob sie wirklich im Paradies ankommen, das wird sich erst noch zeigen müssen. Und auch, ob sie mit Gold dort in der neuen Welt wirklich noch etwas anfangen können. Neugierig geworden? Dann lesen Sie einfach die beiden Templer-Romane und vielleicht auch gleich noch Teil 2 dazu. Gewissermaßen die Templer komplett. Aber haben Sie auch die Leseprobe des Krimis mit dem lyrischen Steckbrief von Jan Eik aufmerksam studiert? Und wissen Sie nun, was ein Pingoin ist? Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3755 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years
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„Packen Sie ein, Scharrenberg! Wir müssen uns absetzen.“ – Vier E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis und ein wunderbares Tucholsky-Zitat
Das neue Jahr startet mit vier aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 06.01. 17 - Freitag, 13.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Sie stammen allerdings nicht von vier unterschiedlichen Autoren, sondern von nur zwei Schriftstellern. Der eine davon hat mit einem autobiografischen Text begonnen und dann Krimis geschrieben und ist inzwischen bei historischen Romanen angelangt, die allerdings ganz kriminalistisch immer auch etwas aufdecken wollen – und sei es eine Verschwörung. Diesmal aber ist von Ulrich Hinse, so der Name des in Pinnow nahe der Landeshauptstadt ansässigen Autors, ein Krimi im Angebot – und zwar ein Pinnow-Krimi. Der andere Autor – Heinz-Jürgen Zierke, lebte von 1926 bis 2015, und hat eine Vielzahl historischer Romane geschrieben. Nicht selten spielen dabei große historische Persönlichkeiten eine wichtige Rolle – und deren Doppelgänger. Aber zurück zu Ulrich Hinse und seinem erstmals 2014 bei der EDITION digital sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book erschienenem Pinnow-Krimi „Die Petermännchenpuppe“: Das Grauen geht um in dem kleinen Dorf Pinnow wenige Kilometer östlich des Schweriner Sees. Innerhalb kürzester Zeit werden mehrere Tote in der näheren Umgebung gefunden. Bei allen befindet sich eine Stoffpuppe, die in Schwerin als Andenken an den Schlossgeist verkauft wird. Das Petermännchen. Die Kriminalisten um Raschke, den Leiter der Mordkommission Schwerin, ermitteln hektisch, aber es finden sich so gut wie keine Hinweise oder Spuren. Es ist zum Verzweifeln. Eigentlich könnte es nur ein Einwohner des kleinen Örtchens Pinnow sein. Einer, der auch im Winter mit dem Fahrrad fährt. Es gibt Hinweise, aber keine Beweise. Als dann noch das Mitglied einer Rockergang zu Tode kommt, die in einem Nachbarort ihr Quartier hat, mischen plötzlich noch ganz andere bei den Ermittlungen mit. Die Polizei gerät unter Druck. Gelingt es dem Ersten Kriminalhauptkommissar Raschke mit seinen Leuten, den Täter festzunehmen, bevor die Sache eskaliert? Und so fängt der spannende Krimi aus der Gegend in und um Schwerin an. Es ist ein richtiger Wintersonntag. Und eine einsame Person ist unterwegs: „Es war ein winterlicher, feuchtkalter Januarmorgen in dem kleinen Örtchen Pinnow gut drei Kilometer östlich des Schweriner Sees. Die Tage mit den vielen vollmundigen Neujahrswünschen waren noch nicht allzu lange vorbei. Es war Sonntag. Trüber Himmel, böiger Wind und nieselnder Regen. Alles so knapp über Null Grad. Wen man in Pinnow auch traf, alle waren warm angezogen mit dicken Winterpullovern, wattierten Jacken oder langen Stoffmänteln. Die Mützen tief in die Stirn gezogen. Gunnar, ein stämmiger Vierzigjähriger, war die ganze Nacht unruhig gewesen. Er hatte seine Wohnung in dem alten Büdnerhaus, das er von seinen Eltern geerbt hatte, recht früh am Morgen verlassen, das Fahrrad aus dem Schuppen geholt und war dick eingepackt und mit Handschuhen trotz des miesen Wetters durch den Wald bis nach Basthorst gefahren. Der Himmel war grau. Er brauchte nur wenige hundert Meter auf der Kreisstraße vom Ende des Ortsteils Petersberg durch Muchelwitz zu fahren, dann war er im Wald. Die Bäume streckten ihre laublosen Äste wie ein Dach über die schmale Straße. Von ihnen tropfte es stetig. Ärgerlich fuhr er sich immer wieder mit der Hand durchs Gesicht, wenn ihm die Tropfen in die Augen gefallen waren, denn dann verschwamm alles vor seinen Augen. Im Wald war es still. Nichts war zu hören. Sogar die Autos, welche die schmale Straße recht häufig nach Kladow, Gädebehn, Basthorst oder Crivitz benutzten, wollten bei dem Wetter offenbar nicht fahren. Er war allein mit sich und seinen Gedanken. Blutige Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Er spürte, er würde es bald tun müssen. Seine Seele, ja sein ganzer Körper verlangte danach. Es fühlte sich an wie ein Ziehen in seinem Magen. Er rollte schnell in Basthorst den Hang hinunter, zwang sich mühsam aus dem Warnowtal hoch nach Kladow und weiter bei leichtem Gegenwind durch die lange Allee bis nach Gädebehn. Er schaute nicht nach links und nicht nach rechts. Den Weg und die Umgebung kannte er. Außerdem gab es nichts zu sehen außer freiem Feld.“ Von diesem freien Feld ist es ein ziemlich weiter Ritt durch die Zeiten und Weiten, bis wir bei Heinz-Jürgen Zierke und seinen drei historischen Romanen ankommen. Der erste davon ist das 1983 im Rostocker Hinstorff-Verlag erschienene Buch „Ich war Ferdinand von Schill“. Und nein, dieser Major von Schill, der soll nicht auf ein Denkmal gestellt werden: „Ob ich mir nun heißen Rum eingeholfen habe oder nicht, wenn ich von dem Major Schill reden höre, tritt mir der kalte Schweiß auf die Stirn. Auf ein Denkmal wollt ihr ihn stellen, schön, und wie soll er dastehen, der Herr Major? In Wahrheit sah der brave Schill nämlich nicht viel anders aus als ich, vor dreißig Jahren, versteht sich. Den Schnauzbart trugen wir damals alle ... Will sagen, alle jungen Offiziere trugen ihn nach der gleichen Art, buschig gekämmt, und die borstigen Enden hingen über die Mundwinkel herab. Türkisch nannten wir das, und es sollte zeigen, dass wir so todesmutig fechten würden wie des Sultans wilde Horden, nicht nur im Felde. Nicht allein die Offiziere, alle Burschen, die etwas gelten wollten, trugen den Bart nach Leutnantsart; bei den hübschesten Mädchen, ganz gleich welchen Standes, galten eben nur die Herren Leutnants.“ Der so spricht, der fragt den Leser unverwandt, ob er nicht die Geschichte kenne, die man sich noch lange nach dem 31. Mai 1809 erzählt habe. Wonach nicht Schill zu Stralsund durch Hieb und Schuss ums Leben gekommen sei, sondern einem andern, „den man für den Major gehalten, habe man das Haupt abgeschnitten und in Spiritus getränkt, den Leichnam aber wie den eines Hundes eingescharrt. Der Mann war so zugerichtet, über und über mit Wunden bedeckt und blutverschmiert, dass ihn keiner mit Sicherheit erkennen konnte, nicht seine Offizierskameraden und auch nicht sein Bartscherer; zuletzt sagten sie zu allem ja und amen, damit das Morden aufhöre. Denn solange Schill lebte ... Sein Orden diente als Beweis, und hat doch der König auch anderen Husarenoffizieren den Pour le mérite an die Schärpe gesteckt.“ Der echte Major von Schill aber, der sei über Rügen schließlich nach Russland entkommen, von wo er dereinst zurückkommen werde, um wieder loszuschlagen in Deutschland. Und der das erzählt, der behauptet, Ferdinand von Schill gewesen zu sein. Mit diesem literarischen Trick gelingt Heinz-Jürgen Zierke ein ebenso überraschender wie neugierig machender Einstieg in seine Annäherung an Ferdinand von Schill, den Patrioten und – den Menschen. Um aber die Geschichte vollends zum Laufen zu bringen, kommt zu Beginn des zweiten Kapitels am Nachmittag des 13. Oktober 1806 unweit von Auerstedt eine männliche Person ins Spiel, die sich Robert nennt. Und der soll bald eine ihn selbst überraschende Rolle übernehmen … Und so liest sich ein kleiner Ausschnitt aus dem ersten der drei historischen Romane von Heinz-Jürgen Zierke, der sich ein paar Seiten hinter dem Anfang findet: „Die Chasseurs luden schon die Büchsen, um den Mann kurzerhand zu erschießen, als der Kommandeur entschied, ihn die Nacht über einzusperren. Wenn am Morgen die Ablösung komme, sei er dem Regiment zu übergeben, wo man wohl wissen werde, wie mit einer solchen Person rechtens zu verfahren sei. Das war gut gesagt, doch auf dem elenden Gehöft fand sich kein Arrestlokal, nicht einmal ein Keller. Also sperrte man ihn in den nächstbesten Heustall, hieß ihn sich bis aufs Hemd ausziehen, schloss die knarrende Tür, blockierte den Riegel mit einem eingeschlagenen Hufnagel und stellte einen Posten davor. Bei diesem Hundewetter, so meinte man, renne kein nackter Mensch, und schon gar kein gebildeter, in das unwirtliche Dunkel; das wäre ja der sichere Tod. Drinnen könnte er sich ins Heu graben und warm und wohlbehalten die Nacht überstehen. Jedermann hängt doch am Leben, nicht wahr, und wenn’s für ein paar Stunden ist. So dachten die Messieurs, weil sie ihren Gefangenen nicht kannten. Der - Sie ahnen jetzt natürlich, wer unser Mann ist - wusste aus Erfahrung, dass Unschuldsbeteuerungen die denkbar schlechtesten Beweismittel sind. Da er aber über keine anderen verfügte, hielt er es für besser, die Untersuchung nicht abzuwarten. Robert, sagte er zu sich selbst, wenn schon gestorben sein soll, dann kommt es auf die Art und Weise nicht an und auch nicht auf den Zeitpunkt. Ob durch das Erschießungskommando, die Kugel des Wachtpostens oder durch ein hitziges Fieber, wenn du in die kalte, triefendnasse Nacht hinausläufst ...“ Ob es ihm gelingt? Von Robert, von Ferdinand von Schill und seinem Doppelgänger zu einer anderen interessanten historischen Persönlichkeit und ihrem Doppelgänger. Beide stammen aus dem erstmals 1978 im VEB Hinstorff Verlag Rostock erschienenen historischen Roman „Karl XII.“: Der Nordische Krieg. Auseinandersetzungen im Ostseeraum zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Polen, Lettland, dann Sachsen, Russland und die Türkei sind die Hauptschauplätze des turbulenten Geschehens um den schwedischen König Karl XII. Zar Peter I. ist sein historischer Gegenspieler. Poltawa bringt die Entscheidung: für Schweden und Russland, für das Kräfteverhältnis in Nord- und Osteuropa. Karl, der glänzende Siege erfocht, für sich, nicht für das hungernde Schweden, erhält in diesem Roman einen Doppelgänger: Sven Svensson, den Schreiber und Bauernsohn, der seinen König über alles liebt, der ihm bedingungslos dient. Der in des Königs Rock schlüpft und in seinem Namen agiert: Der schönen Aurora zeigt er, was für ein Kerl dieser Karl ist, den Türken in Bender spielt er den klugen Herrscher vor. Er rettet den König aus mancher kritischen Situation - bis er nicht mehr kann. Bis er den Abgrund erlebt, der zwischen Ideal und Wirklichkeit klafft. Sven Svensson, die Volksgestalt, ist Heinz-Jürgen Zierkes literarisches Medium, Taten und Charakter eines absolutistischen Herrschers zu prüfen und zu werten und so ein nicht widerspruchsfreies, aber interessantes Bild einer im Untergang begriffenen Epoche zu entwerfen. Eine kleine Kostprobe dieses Romans gefällig? Bitte sehr: „Hartnäckig hielt sich das Gerücht, der König sei nicht erschossen und begraben. Die Herren hätten sich, als er gekommen war, um mit seiner eisernen Schaufel allen Unrat vom Land ins Meer zu werfen, wider ihn verbündet. Von Wunden über und über bedeckt, hätte er sich in die Tiefe der Wälder zurückgezogen, um sich auszuheilen. Statt seiner hätte man einen andern in die Gruft gesetzt, einen Schreiber, der seinem Herrn so ähnlich gesehen habe wie kein Bruder seinem Geschwister. In den Schluchten Norrlands halte sich der König verborgen und die Lappen brächten ihm heilkräftige Rentiermilch. Eines Tages werde er herabsteigen, seine Dalkerle um sich scharen und mit ihnen in die Hauptstadt ziehen. Alle Herren, die sich hatten etwas zuschulden kommen lassen, werde er in die Eisengruben schicken, wo sie ihr Leben lang Erz klopfen müssten. Fast ein Festtag war’s, wenn einer der Geschichtenerzähler, die von Gehöft zu Gehöft zogen, sich in die Tür zwängte, vom peitschenden Schneesturm verfolgt, bedächtig die Hände über der Glut wärmte und sich auf der fellbezogenen Bank niederließ. Dann rührte die Bäuerin wohl einen Krümel Hammeltalg mehr an die Grütze und stellte auch einen Krug Dünnbier warm. Schweigend aß und trank man, rückte die Schemel an den Herd und lauschte dem leisen Singsang des Gastes.“ Und noch einmal verlangen wir dem geneigten Leser einen Zeitsprung ab. Diesmal geht es wieder näher heran in die Gegenwart, in die Zeit kurz vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Allerdings kann es nicht schaden, wenn man etwas mit dem Namen Kolberg anfangen kann. Und damit ist jetzt nicht unbedingt der zwischen 1943 und 1944 gedrehte deutsche Historienfilm von Regisseur Veit Harlan gemeint, der sich auf die Belagerung Kolbergs 1807 bezog und im Auftrag von Propagandaminister Joseph Goebbels die Auflehnung gegen einen übermächtigen Feind symbolisieren sollte. Einen gewissen Zusammenhang zwischen 1807 und der Handlung des erstmals 1968 im VEB Hinstorff Verlag Rostock erschienenen historischen Romans "Sie nannten mich Nettelbeck" gibt es allerdings doch. Und nicht zuletzt ist auch von Schill die Rede. Zumindest von einem seiner Offiziere: Der Lehrer Scharrenberg, genannt Nettelbeck, flüchtet mit dem letzten Dampfer aus dem von der Sowjetarmee abgeschlossenen Kolberg. Er muss fürchten, dass seine Familie in der Stadt umgekommen ist. Um sich abzulenken, erzählt er sich selbst die Geschichte der erfolgreichen Verteidigung im Jahre 1807. So ist er vor der apokalyptischen Gegenwart in die Vergangenheit geflohen. Aber immer wieder drängen sich die Erinnerungen an die letzten Stunden in der brennenden Stadt dazwischen, und er selbst glaubt sich in Nettelbeck und Gneisenau wiederzuerkennen. Sein Freund und Schüler Harald Bögeholt, den er verletzt aus der Frontlinie trug, nimmt die Züge des Barbiergehilfen Philipp Püttmann an, der seine Braut gegen einen Schillschen Offizier verteidigen musste, und dieses Mädchen erscheint ihm wie seine Tochter Karla. 1807, damals, wurde die Stadt durch einen rechtzeitigen Frieden gerettet. Scharrenberg, obwohl er weiß, dass die Geschichte nicht wiederholt wird, sucht darin Trost und Hoffnung. Und doch kann er der Gegenwart nicht entfliehen. Seine dreihundert Gefährten, Frauen, Kinder, Greise, verlangen von ihm eine Entscheidung, die unter konträren historischen Vorzeichen einst Nettelbeck abverlangt wurde: „Eine Geschichte der Belagerungen Kolbergs wollte ich schreiben, die oft behandelten Vorgänge neu durchdenken, die belanglose, kleine Geschichte einer abgelegenen, unbedeutenden Seefestung aufrichten zum Modell für die Geschichte eines Volkes, keine militärwissenschaftliche Abhandlung, eine Geschichte von Bürgerstolz und Bürgertugend. Vier Belagerungen hatte die Festung überstanden in den letzten zweihundert Jahren, einmal war sie unterlegen, dem gleichen Gegner, der heute vor den Toren stand, und als, fast fünfzig Jahre später, die Stadt mit diesem Land verbündet war, trotzte sie dem Welteroberer Napoleon. Dass die Geschichte der Belagerungen ein fünftes Kapitel bekam, ahnten wir im Sommer noch nicht. Ich sah, dass Karla unruhig wurde, als Harald nicht kam. Sie putzte ihre Sonntagsschuhe, rieb sie mit einem weichen wollenen Lappen ab, und als sie längst glänzten, rieb sie noch immer. Wozu brauchte sie blanke Schuhe? Sie war zum Schippen befohlen mit der Klasse, aber sie ging nicht. Sie habe sich krankgemeldet, sagte sie, stellte die Schuhe ins Regal und zog sie wieder hervor, und wenn der Klopfer gegen die Haustür schlug, lief sie auf den Flur hinaus. Auch Luise, meine Frau, war nervös. Sie verpackte Wäsche in Koffer, die ich in den Keller trug. Malte die Angst meiner Frau rote Flecken unter die Augen, oder steckte Karlas Aufregung sie an? Karla war erst fünfzehn. War? Habe ich „war“ gedacht? - Ich steckte meine Papiere in die Reisetasche; sie nahmen nicht viel Platz ein, ich habe eine winzig kleine Handschrift. Harald Bögeholt kam nicht, aber gegen zehn Uhr erschien mein Freund Blissing, von Büssing, Major a. D., mein Batteriechef, zuletzt, als ich die Batterie übernehmen musste, mein Abteilungschef aus dem Krieg, der heute schon Sage ist. Blissing trug wie stets seinen grünen Rock, die schmucklose Forstmeisteruniform, aber heute leuchtete am Hals der achtstrahlige Stern des „Pour le mérite“. Mit seiner Kommandostimme, die auch das lange Leben in der Waldeinsamkeit nicht gedämpft hatte, erklärte er: „Man kommt besser durch die Straßen mit dem Ding da, entgeht lästigen Fragen. Packen Sie ein, Scharrenberg! Koffer zu, Marschgepäck mitnehmen, eiserne Ration! Wir müssen uns absetzen.“ Und wer bis hierher durchgehalten hat, der soll jetzt endlich mit einem wunderbaren Zitat von Kurt Tucholsky belohnt werden, welches bereits in der Überschrift angekündigt worden war. Es lautet: „Jeder historische Roman vermittelt ein ausgezeichnetes Bild von der Epoche des Verfassers.“ Oder was meinen Sie? Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3725 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years
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Abitur im Sozialismus, Templer-Gold und sprechende Raben - EDITION digital 2017 wieder bei der Leipziger Buchmesse dabei
Halle 4, B401 – das ist die Standnummer der EDITION digital aus Godern bei Schwerin, die auch in diesem Jahr wieder auf der Leipziger Buchmesse vertreten ist. Der Frühjahrstreff der Branche findet vom 23. bis 26. März in der sächsischen Messestadt statt. In ihrem Reisegepäck nimmt Verlegerin Gisela Pekrul diesmal vor allem fünf Schwerpunkttitel mit nach Leipzig – und zwar alles gedruckte Bücher. In seinem Buch „Abitur im Sozialismus. Schülernotizen 1963 – 1967“ begibt sich Autor Werner Müller gemeinsam mit ehemaligen Klassenkameraden der Erweiterten Oberschule „Rainer Fetscher“ auf eine Zeitreise in die Schullandschaft der DDR und beschreibt, wie es damals wirklich war – ein spannendes Stück Dokumentarliteratur. Am 23. März, 16 Uhr, lädt die EDITION digital in Halle 2, Stand B 400 zu einer Lesung mit Buchverkauf zu „Abitur im Sozialismus“ ein. Ein ganz anderes Stück DDR-Geschichte wird in dem Band „Pioniere der 8. Mot.-Schützendivision der NVA im Bild. Eine Sammlung privater Fotos aus dem Besitz ehemaliger Angehöriger der 8. MSD“ von Manfred Biewald sichtbar. Fast 900 Amateuraufnahmen lassen die Geschichte dieser Einheiten anschaulich nachvollziehen und stellen eine interessante Ergänzung zu dem gleichfalls von Manfred Biewald herausgegebenen Band „Pioniere in der 8. Motorisierten Schützendivision der Nationalen Volksarmee der DDR“ dar – und das trotz der strengen Geheimhaltung unter den Bedingungen der DDR-Streitkräfte. Gleich zweimal setzt sich Ulrich Hinse mit dem Thema des Templerordens und seinem Goldschatz auseinander - einmal als historischer Roman und einmal als Krimi: im dritten Teil seiner Reihe über das Gold der Templer „Das Gold der Andentempler. Ein historischer Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden“ greift der Autor die Möglichkeit auf, einige der Templer hätten in Südamerika ein ganz neues Leben begonnen und sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischt. Auch in der Krimimalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ geht es um das Gold der Templer. Allerdings spielt dieses Buch nicht im Mittelalter, sondern in der Gegenwart. Der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern ist als Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs, wird Zeuge eines Mordes und befindet sich plötzlich in großer Gefahr … Von einer geradezu unglaublichen und übernatürlichen Hilfe für ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat und bei seinen Großeltern in einem Dorf aufwächst, erzählt Johan Nerholz in seinem literarischen Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“. Das mit Raben, die sprechen können, und vielen anderen Geheimnissen aufwartende Buch wurde für Kinder ab 10 Jahren geschrieben. Alle Titel sind sowohl als Druckausgabe wie auch als E-Book unter edition-digital.de sowie im stationären und Online-Buchhandel zu haben und – das ist neu – auch am Messestand. Die vor 22 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 880 Titel (Stand März 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Titelbilder können Sie unter http://www.edition-digital.de/Presse/ herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3758 sowie http://www.edition-digital.de/Presse/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years
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Die Templer in der neuen Welt oder die Schlacht um Kuelap - EDITION digital bringt neues Buch von Ulrich Hinse heraus
– „Das Gold der Andentempler“ – so lautet der Titel des jüngsten Buches von Ulrich Hinse, das soeben druckfrisch bei der EDITION digital erschienen ist. Und damit bleibt der in Pinnow bei Schwerin lebende und schreibende Autor einem schon länger von ihm verfolgten Thema treu – der ebenso unerhörten wie faszinierenden Geschichte von Macht, Reichtum und Untergang des Ordens der Templer, der zwischen 1307 und 1314 auf Betreiben des französischen Königs Philipps IV., dem Schönen, zerschlagen wurde. Die gut organisierte und streng geheime Verhaftungswelle vom 14. September 1307, der kaum ein Templer entging, war das erste derartige polizeiliche Kommandounternehmen in der Geschichte. Zumindest einige Templer aber konnten sich und Teile des Goldschatzes doch retten. Zu ihnen gehört der in Asturien geborene Pablo de Alvares. Getreu einem Eid, den er seinem alten Vater geschworen hatte, fuhr mit Joao Lourenco und dem Gold der Templer über das atlantische Meer in die neue Welt. Dort jedoch zerstritten sich die beiden Ordensbrüder, Pablo sagte sich von Joao los und lockte den größten Teil der Schiffsbesatzung mit dem gesamten Goldschatz hinein in den Urwald – dorthin, wo er das Paradies vermutete. Doch die Templer finden nach einer langen Fahrt auf dem Amazonas mit den Händlern des indianischen Volks der Chachapoya etwas ganz anderes als das Paradies, vielmehr etwas sehr viel Irdischeres und menschliches Glück. Nur Pablo bleibt ein Außenseiter, und als ihn sein Getreuer Ragnar, ein hünenhafter Normanne, ebenfalls nach einem Streit verlässt, sinnt er auf Rache. Aber erst nach längerer Zeit treffen Pablo und Ragnar bei einer Schlacht gegen die Inka um die Chachapoya-Festung Kuelap wieder aufeinander – als erbitterte Feinde. Und es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod … „Das Gold der Andentempler“, der neue spannende historischer Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden von Ulrich Hinse ist sowohl als Druckausgabe wie auch als E-Book unter edition-digital.de, im stationären und Online-Buchhandel zu haben. Bevor der 1947 im westfälischen Münster geborene Autor Ulrich Hinse mit dem Bücherschreiben begann, war er ein Berufsleben lang Kriminalbeamter – sowohl im Bundeskriminalamt als auch im Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern und als Referent für Polizeiliche Prävention im Innenministerium des Landes. Zudem hat er hier in MV den Staatsschutz aufgebaut. Vieles davon ist in dem 2002 erschienenen autobiografischen Buch „Wer will schon nach MeckPomm?“ nachzulesen. In weiteren Büchern schöpfte Hinse aus seiner eigenen Erfahrung als Kriminalist und erfand unter anderen den scheinbar vornamenlosen Chef der Schweriner Mordkommission, Erster Kriminalhauptkommissar Raschke. Aber auch historische Themen fanden und finden das Interesse des 2005 mit dem Krimipreis der 10. Schweriner Literaturtage ausgezeichneten Gewinners mehrerer norddeutscher Krimiwettbewerbe. Und seit einiger Zeit interessieren ihn besonders die Templer und ihr Gold, wo sie auch immer waren. Die vor 22 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit mahr als 870 Titel (Stand März 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Titelbilder können Sie unter http://www.edition-digital.de/Presse/ herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3751 sowie http://edition-digital.de/Hinse/Andentempler/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 6 years
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Naherholung und Fernerholung, eine Freiheitsberaubung, leere Blätter, Miss Betty und ein Zimmer für eine Nacht – Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis sowie zwei Superpreis-Angebote für nur jeweils 99 Cent
Eine für DDR-Zeiten recht ungewöhnliche Biografie weist die Hauptfigur des ersten der drei Deals der Woche auf, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 16.02.18 – Freitag, 23.02.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Josef, Josef Neumann, war Fremdenlegionär und macht mit einer besonderen Fähigkeit auf sich aufmerksam. Zugleich bringt ihn diese offenbar während seiner Zeit als Fremdenlegionär erworbene Fähigkeit jetzt in der mittleren DDR in Schwierigkeiten – und andere Menschen auch. Mitunter ist es eben nicht so ganz einfach, eine Heimat zu finden. In ziemlichen Schwierigkeiten ist auch der Junge aus dem Roman „Und hinter mir ein Loch aus Stille“ von Siegfried Maaß. Denn dieser Junge hat seinen Vater getötet. Aber das sind nicht die ersten Probleme, die der Junge hat. Und auch die hatten mit Gewalt zu tun, mit Gewalt in der Familie. Wie geht eine Gesellschaft damit um? Gewalt spielt auch in dem Buch „Jeder Abschied ist ein kleines Sterben“ von Heinz Kruschel eine Rolle. Auch der Held dieses Buches muss sich entscheiden – zwischen schonungsloser Aufklärung und Geschehenlassen. Und für oder gegen seine Familie. Außerdem sind in dieser Woche jeweils ein Angebot von dem Ex-Kriminalisten und Krimiautor Ulrich Hinse und von dem Fantasy-Autor Johann Nerholz für eine Woche zum Superpreis von nur jeweils 99 Cents zu haben. Mehr dazu am Ende dieser Ausgabe. Erstmals 1970 erschien im Aufbau-Verlag Berlin der Roman „Zum Beispiel Josef“ von Herbert Otto: Wer ist ein Springer? Zum Beispiel Josef, Josef Neumann, Jahrgang 1940, ehemaliger Fremdenlegionär. Er leert die Jackentaschen, zählt die Schritte ab für den Anlauf und fliegt durch die Scheibe, die mit einem vollen und gediegenen Ton zerspringt. Ein schwieriger Fall, der Mann mit dem Tick, dem solche Sprünge in Algerien das Leben retteten, der sie im Bordell in Beirut und in den Gassen der Altstadt von Dakar als Attraktion zum besten gab und nun in dieser DDR nur Ärger damit hat und macht, Bruno, dem Brigadier, den Betonbauern und nicht zuletzt Julia, der jungen Frau, die ihn braucht. Es fehlt nicht an Auseinandersetzungen und Komplikationen, ehe Josef, der getriebene und sich treibenlassende Außenseiter, durch die behutsame, aber konsequente Hilfe der Menschen an seiner Seite erkennt, dass er, der bisher immer einer Hölle entkommen war, um in eine andere zu geraten, nun eine Heimat gefunden hat. Aus dem Springer wird ein Hydrauliker beim höchsten Schornsteinbau der Welt, ein Mann, der mit dem Kollektiv Verantwortung übernimmt. Und Julia sagt zu ihm: Weißt du, was du bist? Ein Heber. Hebst und hebst. Der Roman „Zum Beispiel Josef“ wurde 1974 in der Regie von Erwin Stranka von der DEFA verfilmt. Die Musik wurde von Uve Schikora komponiert und vom DEFA-Sinfonieorchester und der Uve-Schikora-Combo eingespielt. Die Hauptrolle des Josef spielte damals Jürgen Heinrich. Julia war Petra Hinze. Mit dabei ist übrigens auch die Sprecherin der DDR-Hauptnachrichtensendung „Aktuelle Kamera“ Christel Kern als Sprecherin der „Aktuellen Kamera“. Und so beginnt die vier Jahre vor der Verfilmung veröffentlichte literarische Vorlage von Herbert Otto – mit einer Weigerung: „Er wollte nicht zu Julia. Gestern hatte er daran gedacht, in die Stadt zu fahren, um in eines der großen Tanzlokale zu gehen. Es lohnte sich nicht, wenn es schnell und einfach ging, und wenn es versprach sich zu lohnen, ging es nicht schnell genug. Er war nicht gefahren und nicht zu Julia gegangen, sondern hatte geschlafen. Er konnte lange Zeit mit sehr wenig Schlaf auskommen, und dann konnte er wieder vierzehn Stunden durchschlafen, aufstehen für zwei, drei Bier, sich hinlegen und weiterschlafen. Manchmal ruhte er während der freien Tage überhaupt nicht aus. Und es wurden ganz wilde Tage. Diesmal lagen sie mitten in der Woche, von Montag bis Freitag, was selten vorkam. Eine Gitarre hatte er immer noch nicht gekauft, obwohl er in einen Laden gegangen war, um Instrumente anzusehen. Es war wohl noch zu früh. Das allererste Instrument damals war eine Laute. Die Schwester hatte außerdem eine Theorbe gehabt, eine vierzehnsaitige. Die war schwer zu spielen und hatte einen harten, brüchigen Klang, und später hat er nie wieder eine Theorbe gesehen. Er hatte keinen Plan gemacht für die freien Tage. Er hätte irgendwohin fahren können. An die Küste würde er irgendwann fahren, wieder Schiffe sehen und einen Hafen und langsam auf einer Mole hinausgehen, wenn der Wind von See kommt. Geruch von Weite, Salz und Fisch. Nicht dass er Sehnsucht gehabt hätte nach einem Schiff. Trotzdem wäre er gern an die Küste gefahren. Er wollte damit noch warten, bis es richtig Sommer war. Es war jetzt Mitte Mai. Die ersten beiden Tage verschlief Josef. Er wachte Mittwoch vormittag auf. Die Sonne schien. Unten im Hof saß Frau Billmann und putzte Grünzeug. Sie saß auf der Bank am Schuppen in der Sonne. Manchmal ließ sie ihre Hände ein Weilchen ausruhen. Er würde heute den Schalter reparieren. Wenn Sie das machen wollen, und wenn es Sie nicht belästigt. Sie freute sich rührend über so etwas, die alte Frau. Er würde heute eine Feder besorgen oder gleich einen neuen Schalter. Dann Mittagessen. Vielleicht am Bahnhof. Er traf Stefan in der Stadt. Was machst du? Nichts. Und du? Als sie vor drei Wochen ins Kino fuhren, mit dem Bus, den sie Gummidampfer nannten, hatten sie nebeneinander gesessen. Stefan gehörte nicht zur Brigade, war aber trotzdem mitgefahren. Seine Sache am Turm waren die Aufzugswinden. Das heißt alles Elektrische an den Winden. Sie nannten ihn den Südschweden. Er stammte aus einem Dorf in Mecklenburg. Auf der Baustelle sah man ihn nie ohne irgendwelches Zeug in den Händen: kleine Kartons, Draht, Kabel, Kneifzange. Die anderen Elektriker behaupteten von ihm: ein Tag, an dem er nicht irgendwo ein Relais einbauen kann, ist für ihn ein versauter Tag. Josef traf ihn gegenüber der Milchbar, und Stefan trug nichts bei sich und sah regelrecht nackt aus mit den leeren Händen. Er trifft also zufällig den Südschweden, Garten-, Ecke Bebelstraße, und alles wird anders weiterlaufen. Ereignisse werden kommen, die sonst nicht oder viel später gekommen wären, und es wäre mit ihm anders weitergegangen, schmerzlicher oder belangloser oder komischer. Was machst du so? Gar nichts. Und du? Noch kein Relais eingebaut heute? Wird nachgeholt. Heute scheint Sonne, und man sollte mit dem Boot aufs Wasser. Du hast ein Boot? Ich miete ein Boot. Mehr ein Kahn. Der große und der kleine Kolksee. Naherholungszentrum hinter Kolkwitz, wenn du das kennst. Kenn ich nicht. Naherholung. Kann nur das Gegenteil sein von Fernerholung. Erklär mir den Unterschied. Welchen Unterschied? Den zwischen Nah- und Fernerholung. Und wer sich fern erholt. So eine dumme Frage habe ich nie gehört. Fernerholung. Wie kommst du auf das Wort? Naherholung gibt es, und in unserem Falle liegt das hinter Kolkwitz. Alles, was weiter weg liegt, ist einfach Erholung. Am kleinen Kolksee mieten wir jedenfalls den Kahn. Am großen steht das Schloss. Da wohnt deine Tante? Da wohnen Kinder, und bei den Kindern arbeitet Loni. Heute bis um zwei. Viertel nach eins geht der Bus. Ich hol sie ab, und wir gehen still durch den Wald zum kleinen Kolksee und mieten dort das Boot. Ich habe nichts weiter vor, sagte Josef. Dann komm mit, sagte Stefan. Wir lassen uns schon nicht stören. Kann ja sein, es findet sich noch wer, der Lust auf Bootfahren hat. Loni arbeitet nicht alleine bei den vielen Kindern. Eine ihrer Freundinnen hat vielleicht Lust auf Bootfahren. Sie nahmen den Bus Viertel nach eins und standen auf der hinteren Plattform. Zwei Stationen später stieg sie ein. Er hatte sie sofort gesehen, als die Tür aufging. Dunkles Haar, halblang, das ihr Gesicht fast verdeckte, und er sah die kleine Kopfbewegung und wie das Haar nach beiden Seiten zurückfiel. Die Stirn und die Augen. Warum sah sie ihn nicht an. Vor ihr stieg eine Frau ein mit zwei kleinen Kindern, und er und Stefan hoben die Kinder in den Bus, halfen auch der Frau. Wo war das Mädchen? Er war erschrocken, dass sie plötzlich verschwunden war. Der Bus fuhr schon wieder. Alles nur Sekundenbruchteile. Eben stand sie noch da, blaurotes Kleidchen, sehr kurz, und sie hatte ihn nicht ansehen wollen. Sie war vorn eingestiegen. Da saß sie, und es war viel Platz ihr gegenüber und neben ihr. „Warum setzen wir uns nicht“, fragte Josef. „Sie arbeitet auch dort“, sagte der Südschwede. „Kennst du sie?“ „Flüchtig. Sie ist nie dabei, wenn irgendwas gefeiert wird oder beim Baden. Sie fährt immer sofort nach Hause.“ „Scheu“, sagte Josef. „Sie heißt Ute“, sagte Stefan. „Was weißt du noch?“ „Nichts. Hat Abitur gemacht und kam dann dorthin. Bleibt aber nicht. Sie will studieren.“ „Und noch?“ „Ihr Vater muss Arzt sein oder so was. Wenn ich sie mal im Bus sehe oder wenn sie zur Nachtwache kommt und Loni ablöst, immer hat sie ein Buch und liest.“ „Liest vielleicht zu viel“, sagte Josef. „Das gibt's. Und kommt nicht zum Leben. Jetzt guckt sie aus dem Fenster. Komm, wir setzen uns.“ Stefan schüttelte den Kopf. „Du stellst sie mir vor. Wir quatschen sie an.“ „Hat keinen Sinn.“ „Vielleicht fährt sie zum Bootfahren.“ „Sie fährt zur Arbeit. Um zwei.“ „Kann sein, ja.“ Und dann fragte Josef: „Wie lange fahren wir noch?“ „Zehn, zwölf Minuten.“ „Ich geh jetzt hin.“ Érstmals 2000 veröffentlichte Siegfried Maaß im dr. Ziethen Verlag Oschersleben seinen Roman „Und hinter mir ein Loch aus Stille“, in dem es um ein brisantes, keineswegs einfaches Thema geht: Ein Junge tötet seinen Vater. Eine Nachricht, die zu anderen Gewaltnachrichten zu gehören scheint, die uns täglich erreichen. Beziehungen zwischen Menschen, Familienbindungen scheinen nichts mehr zu gelten, Werte verloren zu sein. Doch Siegfried Maaß zeigt, dass das Leben nicht so einfach ist. Gerade an der Tat, die scheinbar bestätigt, dass familiäre Beziehungen keine Basis mehr haben, weist er nach, dass ein Mensch zum Täter werden kann, gerade weil ihm noch Werte vermittelt wurden, er mit der Tat diejenige rettet, der er vertraut und die er liebt. Er hat einen realen Fall gewählt, um den Ursachen nachzuspüren, zu prüfen, ob das, was sich so in den Vordergrund drängt, das Bild bestimmt, auch die Wirklichkeit ist. Siegfried Maaß schreibt über Gewalt in der Familie. Es ist kein einfacher Stoff, aber so, wie er ihn behandelt, macht er Mut und Hoffnung. Wir treffen den Jungen hinter einer verschlossenen Tür: „1. Sie hat die Tür hinter sich geschlossen und mir die leeren Blätter zurückgelassen. Einen dicken Stapel weißer Blätter. Als Tapete könnte die Menge für die halbe Wand ausreichen. Für die Wand in diesem miesen kleinen Loch, wo sie mich schmoren lassen, um mich kleinzukriegen. Das einem kaum genug Luft zum Atmen lässt, weil das einzige Fenster, das sich fast unter der Decke befindet, dicht verschlossen ist. Kein einziger Laut kommt von außen an mich heran. Dieses Loch aus Stille heißt bei ihnen Verwahrraum. Aber für mich bedeutet es: Freiheitsberaubung. Das Wort kenne ich von meinem Vater. Sie haben aber kein Recht dazu, mich hier einzulochen und darauf zu warten, dass ich schwarz wie Ötzi werde. Ich nicht! Eher sie selbst! „Da kannst du aber warten, bis du schwarz wirst!“ Das ist so ein Satz von Herta für alle Gelegenheiten, wenn sie mich entweder abwimmeln oder mir klarmachen will, dass es nicht gibt, was ich gern möchte. Wenn ich irgendwann etwas aufschreiben sollte, müsste ich ihnen dabei erklären, dass mit Herta meine Mutter gemeint ist Aber das wissen sie vielleicht schon. Wahrscheinlich wissen sie inzwischen alles und wollen nur, dass ich von mir aus sage, was ich weiß und sie gern hören möchten. Nämlich dass ich zugebe und gestehe, es getan zu haben. Sie wollen, dass ich mich selbst verrate. Oder Herta. Weil sie vielleicht doch noch im Dunkeln tappen? Aber nichts werden sie von mir erfahren. Weil ich nämlich nichts sagen werde. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt schon einmal etwas gesagt habe. Ich habe keine Stimme. Deswegen kam die Frau mit dem Papierstapel. Als ich sie sah, musste ich gleich an die Nixe denken, die ich als kleiner Junge auf einem bunten Bild in einem Märchenbuch entdeckt hatte. Herta hatte es mir geschenkt und es stellte meine ganze Bibliothek dar. Sie versprach mir damals, manchmal daraus vorzulesen, und immer, wenn ich sie daran erinnerte, fiel ihr eine andere Ausrede ein, und sie vertröstete mich auf den nächsten Abend. Bis ich nicht nur auf sie, sondern auch auf das Buch wütend war und es zerfetzte. Nur das Bild der Nixe rettete ich und heftete es mit einer Reißzwecke an die Wand neben meinem Bett. Bevor ich einschlief, unterhielt ich mich mit ihr und beichtete ihr alle meine kleinen Geheimnisse. Sie konnte gut zuhören, wie niemand sonst, und wenn ich auch ihre Stimme nicht vernehmen konnte, so verstand ich ihre Antworten trotzdem. Sie klangen freundlich und verständnisvoll und ließen mich beruhigt und zufrieden einschlafen. Im Schutz der Nixe erwachte ich dann am nächsten Morgen und blinzelte zu ihr hinauf ... So lange, bis mein Vater eines Tages das schöne Bild aufgebracht von der Wand riss und es zerknüllte. Er schimpfte Herta aus, weil sie es duldete, dass ich mir „Märchenfiguren“ hinhängte statt wie andere Jungen Fußballstars oder Rennfahrer. „So wird nie ein richtiger Kerl aus ihm!“, schrie er, und ich starrte auf die Stelle an der Wand, von wo aus mir noch vor Kurzem die Nixe zugelächelt hatte. Mein Vater wusste nicht, dass auch Herta das Bild an der Wand nicht gefallen hatte, doch aus einem anderen Grund - sie nahm es mir übel, dass ich das hübsche Buch zerrissen hatte. Inzwischen hatte ich meine Nixe längst vergessen. Doch durch diese Frau werde ich wieder an sie erinnert. Natürlich hat sie keinen Fischschwanz, sondern im Vergleich zu Herta ziemlich lange Beine, die in engen Röhrenhosen stecken. „Schreib einfach auf, was du erlebt hast und was du weißt. Das befreit, und dann kannst du auch bald wieder richtig Luft holen.“ Sie war schon an der Tür, als sie hinzufügte: „Und wenn du dich freigeschrieben hast, kannst du auch wieder sprechen. Danach reden wir dann über alles.“ Ich will aber nicht sprechen. Kein Wort. Ich bin sogar froh, keine Stimme mehr zu haben. Ein dicker Stapel leerer Blätter. Vor mir auf dem Tisch. Und auch mehrere Stifte dazu. Die Nixe hat an alles gedacht. Wenn ich eine Stimme hätte, könnte ich behaupten, nicht schreiben zu können. Aber sie wissen genau, dass ich es kann, denn ich habe meine alten Schulhefte bei ihnen gesehen, die sie aus unserer Wohnung mitgenommen haben. Wer weiß, wozu und warum. Haben ihnen vielleicht meine Geschichten gefallen, die darin aufgeschrieben sind? 2. In der Schule werden sie bestimmt auch gewesen sein, um sich nach mir und meinem Verhalten zu erkundigen. Wenn sie dabei an Körner, den sturen grauen Esel geraten sind, haben sie nichts Gutes zu hören bekommen. Für den bin ich einfach nur ein fauler Schwänzer, der die Schule und die Lehrer für so überflüssig wie sonst nichts weiter im Leben hält. Für den jede Mühe, die die Schule ihm bereitet, umsonst ist, weil sowieso nichts aus ihm werden kann. So denkt Körner von mir. Das hat er mir auf den Kopf zugesagt. Miss Betty wird jedoch gut für mich ausgesagt haben, Miss Betty, unsere Deutsch- und Englischlehrerin. Bei ihr beteilige ich mich gern am Unterricht, da schnipse ich schon mal mit den Fingern, weil ich die richtige Antwort weiß. Für Miss Betty sind wir keine wesenlosen Monster wie für Körner, die nimmt uns richtig ernst und macht trotzdem mal einen Spaß mit uns. Fragt auch nach unseren Vorstellungen vom Leben und unseren Wünschen. Von ihr werden sie erfahren haben, dass ich im Schreiben nicht schlecht bin, sogar über dem Durchschnitt liege. Früher, noch in der Grundschule, als an Miss Betty noch nicht zu denken war, hat es mir immer am meisten Spaß gemacht, mir irgendeine Geschichte auszudenken. Das war eine Lieblingsidee unserer Lehrerin. Danach haben mich die anderen oft gefragt, ob ich das alles erfunden hätte oder ob es die Wahrheit wäre. Dass ich mir das alles ausdenken konnte, haben sie mir nicht zugetraut. Aber die Wahrheit? Als ob es in Wirklichkeit vorkommen würde, dass eine Meute glitschiger Seehunde aus unserem schmutzigen Fluss heraufrobbt, dann über die Brücke patscht und den gesamten Verkehr lahmlegt. So war es nämlich in einer meiner Geschichten. Wohin man auch blickte - die Tiere glitzerten und glänzten im Sonnenlicht, als wenn die ganze Straße mit einer nassen Folie bespannt worden wäre. Langsam zog die Folie nun über Brücke und Straße und nahm einfach kein Ende. Als ich mit meiner Geschichte begonnen hatte, wollte ich nur beschreiben, wie ein Rudel Seehunde durch unsere Stadt zieht und die Kinder sich über den ungewöhnlichen Anblick freuen. Die Mutigsten von ihnen liefen zu den Tieren, um sie zu berühren. Andere aber rannten kreischend davon und blieben erst in sicherer Entfernung stehen, um sowohl die Seehunde wie auch die mutigen Kinder zu bestaunen. Es sollte ja auch eine Geschichte zum Staunen werden. Die man eben gern liest, weil etwas geschieht, das nicht alltäglich ist. Aber plötzlich kam es mir in den Sinn, die Menschen böse und angriffslustig zu machen, weil sie sich über die verstopfte Straße ärgerten und deshalb wütend über die Tiere herfielen. Grausam schlachteten sie die Seehunde ab und zogen ihnen schließlich die Felle über die Ohren, und Brücke und Straße glichen hinterher einem einzigen großen Blutmeer. Ich weiß noch ganz genau, wie mein Herz zum Hals hinaufschlug, als mich Frau Ruda, unsere Lehrerin, aufrief, weil ich meine Geschichte allen vorlesen sollte. Ihr Gesicht verriet mir leider nicht, was ihre Absicht dabei war. Hielt sie, was ich aufs Papier gebracht hatte, für so gut, dass es unbedingt jeder hören sollte? …“ Erstmals 1969 brachte der Deutsche Militärverlag das Buch „Jeder Abschied ist ein kleines Sterben“ von Heinz Kruschel heraus: Wolfgang Wittig stammt aus einer alten Offiziersfamilie und dient vor dem geplanten Kunststudium als Fähnrich bei der Bundeswehr. Aus humanistisch-ethischen Gründen strebte er ein Verfahren gegen den Soldatenschinder Unteroffizier Lingner an, der wegen seiner Jugend nur eine Bagatellstrafe erhielt. Aber Lingner sinnt nach Rache, die ihm zu gelingen scheint. Nachdem bei einem NATO-Manöver zwei Soldaten aus Wittigs und Lingners Verantwortungsbereich einen gesundheitlichen Dauerschaden erleiden und nur mühsam mit dem Leben davonkommen, gibt es für Wittig nur zwei Möglichkeiten: Die Herbeiführung eines Prozesses zur schonungslosen Aufdeckung der Probleme in der Bundeswehr und damit die Abkehr von der Wittigschen Familientradition. Oder die Nutzung der Beziehungen seines Vaters, um alles im Sande verlaufen zu lassen. Wird Wittig sich von seinem bürgerlichen Elternhaus lösen und vorbehaltlos zu seiner Freundin Doris Rappsilber und ihren in den letzten Kriegstagen desertierten, seitdem durch Ärztepfusch blinden Vater stehen? Wittigs Schulfreund Ingo, Kriegsdienstverweigerer und Redakteur einer sehr kritischen, linken Zeitung, unterstützt ihn dabei. Heinz Kruschel zeigt in dem spannenden Buch die Entwicklung junger Menschen vor dem Hintergrund dramatischer Ereignisse 1968 in der Bundesrepublik Deutschland, wie der Kampf gegen den Vietnam-Krieg, die geplanten Notstandsgesetze und die Durchsetzung der Bundeswehr mit Offizieren aus dem Zweiten Weltkrieg. Unsere erste Begegnung mit dem Helden des Buches findet in einem Hotel statt, präziser formuliert in einem christlichen Hospiz: „WOLFGANG Wo bin ich, wer bin ich, wie kann ich mich finden? Was habe ich mir dabei gedacht, Doris zu überreden, mit mir in ein Hotel zu gehen, in dieses christliche Hospiz am Hauptbahnhof mit der Bibel und der Zahlkarte für die Brüderschaft von Herrnhut auf dem Nachttisch? Ich habe sie beleidigt. Ich muss sie ja beleidigt haben, ein Zimmer für eine Nacht bitte, im ersten Stock, Nummer 187. Schnell an dem alten Portier vorüber. Möchten Sie noch etwas trinken, mein Herr, nur was Alkoholisches haben wir nicht. Die Morgenandacht findet um neun Uhr gleich im Hause statt ... Doris ist mitgekommen, still, fügsam. An den Zimmertüren vorüber, 182, 183, 185. Hohe Damenschnürschuhe stehen auf dem Gang, sieht traurig aus, so eine Reihe altgedienter Schuhe, die die knittrigen Schäfte hängen lassen, die Schuhe frommer Schwestern. Das letzte Zimmer, Nummer 187. Unser Zimmer, ein Spruch auf dem Radio: „Ich will ihr Trauern in Freude verwandeln und sie trösten und erfreuen nach ihrer Betrübnis …“ Kein Licht machen, Liebster. Aber das Fenster führt nach hinten hinaus, die riesigen Scheinwerfer einer Baugrube erhellen das schmale Zimmer, Maschinen stampfen, die Zahnputzgläser zittern, Bagger beißen in alte Kellermauern, widerwärtiges Geräusch. Vor dem Fenster ist kein Rollo. Doris’ Haut ist weiß und kühl, sie zieht die Decke bis zum Hals und hat die Augen geschlossen. Da hast du deinen Willen, Fähnrich. Meinen Willen? Wirklich meinen Willen? Ich liebe dich, ich schäme mich. Ich drücke auf die Taste des Radios. Jazzmusik, eine Frauenstimme singt, der Gesang ist unsentimental und herb, es ist die Fitzgerald; sie möchte ich einmal formen, eine Kleinplastik der Negersängerin, die Musikalität dieser kraftvollen Frau erfassen und gestalten können ..., aber das ist ein Traum, nichts als ein Traum. Warum denn ein Traum? Was hindert mich, wer hindert mich, das zu tun, wenn ich den Dienst hinter mir habe? Ich werde Doris heiraten, die Kunsthochschule besuchen, das ist möglich, und das werde ich tun ... Ein Traum. Ist Doris vielleicht ein Traum? Mein Vater ist dagegen, meine Mutter auch. Das ist klar, Mutter hat Vaters Meinung. Sie sind gegen meinen Wunsch, Bildhauer zu werden. Und auch gegen Doris. Das hat Vater nie direkt gesagt, aber ich weiß, dass er gegen sie ist. Nichts gegen die Freundschaft, aber alles gegen dieses kleine Mädchen aus dem Buchladen. Aber was kümmert mich mein Vater? Er lebt ohne mich sogar zufriedener. Bei Doris ist das was ganz anderes, ihr Vater ist blind, und er braucht sie ... Doris schlägt die Augen auf und sieht mich an. „Komm endlich von diesem Fenster weg und mach den Mund auf“, sagt sie, „was ist los mit dir? Du hast doch was, ich kenne dich …“ Ich setze mich auf den Bettrand und küsse sie und streichele sie, aber sie schiebt mich weg. „Bitte, Wolf“, sagt sie, „was ist geschehen?“ Geschehen. Geschehen ist eigentlich nicht viel. „Du erinnerst dich an Lingner?“, frage ich. „An diesen widerwärtigen Kerl? Er ist wieder da, er ist mir zugeteilt worden, als wohlbestallter Unteroffizier. Das ist doch Schikane …“ „Ich erinnere mich gut“, sagt sie, „es kann ein Zufall sein.“ Sie kennt die Gepflogenheiten nicht. Vor einem Jahr, ich war noch Gruppenführer, war ein junger Rekrut ins Krankenhaus eingeliefert worden, ich besuchte ihn und sprach mit dem Arzt. Der Rekrut hatte eine Bauchwunde und gab vor, hingefallen zu sein. Dem Arzt erschien das seltsam, mir auch. Ich sprach mit dem Rekruten. Er kam mir verängstigt vor, aber er blieb bei seiner Begründung. Ich redete mit seinen Kameraden. Es stellte sich heraus, dass der Unteroffizier Lingner ihn bestraft hatte. Der Rekrut hatte im Unterricht versagt und die Himmelsrichtungen verwechselt. Daraufhin ließ ihn Lingner unter den Stühlen nach Osten, Süden, Norden und Westen kriechen und bestellte ihn nach dem Unterricht zu sich. Ich ging wieder ins Krankenhaus und quetschte die ganze Geschichte aus dem Jungen heraus. Während der Rekrut fünfzig Liegestütze absolvieren sollte, war Lingner unaufmerksam oder tat nur so, als wäre er unaufmerksam, jedenfalls blieb der Soldat auf dem Bauche liegen und zählte nur noch. Lingner merkte das, ließ den Soldaten noch zwanzig Liegestütze nachholen und hielt ihm dabei das aufgeklappte Taschenmesser unter den Bauch. Der Rekrut machte schlapp und fiel in das Messer. Ich nahm mir den Unteroffizier vor und verlangte von ihm Rechenschaft. Lingner war erst achtzehn Jahre alt und sagte: „Ich bin auch so hart ausgebildet worden, und heute will ich gute, harte Soldaten ausbilden, der Formal-Dienst verlangt den Leuten viel zu wenig ab.“ Ich war einigermaßen entsetzt, weil ich erwartet hatte, einen zerknirschten Ausbilder anzutreffen, ich wollte mit ihm die Angelegenheit bereinigen, denn der Rekrut hatte mich gebeten, die Sache auf sich beruhen zu lassen, weil er Angst hatte. Aber nun machte ich eine Meldung und verlangte die Bestrafung Lingners. Nicht allen meinen Vorgesetzten war das recht, der Nagold-Prozess war erst vorbei, die Presse überschlug sich noch, das Ausland schlachtete die Vorfälle aus, nicht nur der Osten, auch unsere Verbündeten, und so wurde das Verfahren schnell „abgewickelt“. Fast alle Zeugen - bis auf den Unteroffizier Baer - rückten von mir ab, und der Unterausbilder wurde vom Oberamtsrichter für vier Wochen in den Jugendarrest geschickt. Er kam so milde davon, weil das Gericht der Meinung war, dass er „als Jugendlicher die Tragweite seiner Taten noch nicht recht begreifen konnte“. Ich verstand das nicht. Ich begriff auch nicht die Rekruten, die mir gegenüber immer verschlossener wurden. Aber Baer sagte zu mir: „Die Rekruten betrachten dich nicht als Freund, das werden sie nie tun. Du wirst bald versetzt, ein anderer wird kommen. Für die Rekruten bist du Offizier, die Obrigkeit, die Macht. Du setzt dich für sie ein. Aber davon hast du doch keinen Schaden. Sie haben nur den Schaden, wenn du dich für sie verwendest ...“ Baer stellte nach dem Prozess den Antrag, als Wehrdienstverweigerer anerkannt zu werden, und er schaffte es auch. Nach langen Verhandlungen kam er damit durch. Ich aber ließ mich in der Rüstzeit von Pfarrer Branstner, dem Geistlichen der Truppe, überzeugen, nichts zu unternehmen. Nun aber war Lingner wieder da, Unteroffizier Lingner ... Ich gebe zu, inzwischen hat sich manches in der Truppe geändert; die Ausbildung eines überzeugten Soldaten steht im Vordergrund, sagt der Kommandeur, Lingner aber ist ein Platzeck. „Du hättest sehen sollen, wie er vor mir stand, als er sich bei mir meldete, nein, er griente nicht, aber er hatte einen Ausdruck im Gesicht wie eine Eule bei Nacht. Ich habe das Gefühl, dieser Mann hat sich nicht geändert …“ „Er ist doch jung, er kann sich geändert haben, du bist ganz einfach fertig, Wolf“, sagt Doris. Sie küsst mich, ich möchte mich bei ihr entschuldigen, dass wir in dieses dämliche Hotel gegangen sind, aber ich vergesse das, während sie mich küsst, während das Radio den Straßenzustandsbericht sendet, während die Bagger schrappen und die Scheinwerfer ihr grelles Licht in das Zimmer gießen ...“ Und damit sind wir bei den beiden Super-Preis-Angeboten angelangt, die in dieser Woche für jeweils nur 99 Cents zu haben sind: Ein Band aus der Templer-Reihe von Ulrich Hinse und der zweite Teil der Fantasy-Geschichte über Nadja Kirchner von Johann Nerholz. Obwohl dieses Buch erst am 15. Februar erschienen ist, lagen bis dahin schon knapp 100 Vorbestellungen vor – offenbar hat der erste Teil kräftig neugierig gemacht. Aber zunächst zu dem 2015 bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe erschienenen historischen Roman über die Südamerikareise der Templer „Der Traum des Templers und seine Reise über das Atlantische Meer“ von Ulrich Hinse – zugleich 2. Teil von „Das Gold der Templer“: Joao Lourenço, ein Templer, der als Johann Laurenz in der Nähe von Aachen groß wurde, hatte im Auftrag des Großmeisters Jaques de Molay einen Teil des Templervermögens nach Portugal gebracht. Mit Vertrauten des König Dionysius gelingt es, den in vielen christlichen Ländern verfolgten Templern eine neue Heimat in Portugal zu sichern und sie als Orden der Christusritter zu etablieren. Von dem Bischof von Lamego hört Joao, dass in Córdoba muslimische und jüdische Gelehrte Astronomie, Geografie und Kartenzeichnen unterrichten. Das interessiert ihn und er studiert die für Christen neuen Wissenschaften. Er kommt zu der Überzeugung, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel und auch Jerusalem nicht der Nabel der Welt ist, wie es die christlichen Mönche vermittelten. Er ist sicher, dass hinter dem Horizont des Atlantischen Meeres im Westen noch anderes Land liegen muss. Joao träumt davon, dorthin zu fahren. Er erwirbt ein schnelles Templerschiff, lässt es durch Handwerker des Ordens umbauen und wirbt Templerbrüder an, die mit ihm ins Unbekannte fahren wollen. Joao Lourenço findet das von Jan van Koninck (siehe „Das Gold der Templer“) versteckte Gold und finanziert damit die Umsetzung seines Traums. Mit den herbstlichen Passatwinden fahren sie übers Meer nach Westen. Ein Roman aus der Zeit des tiefsten Mittelalters mit ehrenhaften Rittern, dogmatischen Klerikern, gelehrten Muslimen und erfinderischen Juden. Und natürlich mit fiesen Schurken. Wir treffen Johann Laurenz alias Joao Lourenço in einem traurigen Moment: „1. Kapitel Joao Lourenço war Tempelritter. Und er stellte etwas dar. Und das wusste er auch. Sein Selbstbewusstsein war groß, aber nicht so überzogen, dass er arrogant gewirkt hätte. Eigentlich hieß der große, kräftige, junge Mann gar nicht Joao Lourenço, sondern mit richtigem Namen Johann Laurenz, war Sohn eines angesehenen Kaufmanns und stammte aus der Nähe von Aachen. Er hatte sich im Zorn von seinem Elternhaus getrennt, war nach Paris gelangt und hatte dort zu den Templern gefunden, wo er zunächst bei dem Präzeptor Gerard de Villars als Knappe gedient hatte. Der Ritter hatte seine Gewandtheit und seine Intelligenz erkannt und so war er zum Ritter aufgestiegen und zusammen mit dem Flamen Jan van Koninck in den Orden aufgenommen worden. Mit Jan hatte er sich verbunden gefühlt, weil der ein ähnliches Schicksal erlitten hatte. Joao war bei den anderen Rittern beliebt, wegen seiner Umsichtigkeit geachtet und wegen seiner Körperkraft und Geschicklichkeit im Umgang mit den verschiedensten Waffen gefürchtet. Nicht zuletzt deshalb hatte Jaques de Molay, der Großmeister des Templerordens, den dunkelblonden Mann mit den ebenmäßigen Gesichtszügen aus dem kleinen Ort Heristal nahe Aix la Chapelle zu einem der Männer bestellt, die den Schatz der Templer in Sicherheit bringen sollten. Joao war knapp dreißig Jahre alt und deutlich größer als die meisten Männer seiner Zeit. Er überragte sie um mehr als eine Haupteslänge. Stolz trug er den weißen Mantel mit dem leuchtendroten Kreuz auf der Brust, den er erst vor gut einem Jahr von Jaques de Molay verliehen bekommen hatte, als er in den Orden aufgenommen worden war. Unter dem Mantel war das Kettenhemd zu erkennen und sein kräftiges, dunkelblondes, langes Haar wurde durch die Kapuze des Kettenhemdes verdeckt. Das Schwert an seiner linken Seite wurde nur unzureichend von dem Mantel verhüllt. Sein Gesicht war offen und wurde, anders als bei den meisten Tempelrittern, von einem gekräuselten Vollbart umrahmt. Er erschien allen, die mit ihm zu tun hatten, als ein freundlicher Mensch. Keiner hatte das Gefühl, sich vor ihm fürchten zu müssen. Wenn es aber sein musste, war er ein unerbittlicher, ja gelegentlich gnadenloser Streiter für den Glauben und seinen Orden. Es hatte ihm wehgetan, als er von Jaques de Molay von der bevorstehenden Verhaftung aller Templer in Frankreich in Kenntnis gesetzt wurde. Geehrt hatte ihn das Vertrauen seines Großmeisters, der ihn als Vertreter des Ritters Gerard de Villars einsetzte. De Villars wurde beauftragt, einen Teil des riesigen Ordensvermögens vor dem Zugriff des französischen Königs zu retten. Mit Schiffen des Ordens, die im Hafen der Stadt La Rochelle lagen, sollten sie nach Süden fahren. Das genaue Ziel kannte nur de Villars. Sein Freund Jan van Koninck, ein Ritter aus Flandern, der mit ihm zusammen im Temple de Paris ausgebildet und in die Reihen der Tempelritter aufgenommen worden war, sollte mit einem Wagenzug nach Kastilien und weiter zur Templerfestung Ponferrada. Ein weiterer Wagenzug der Templer sollte von der Kanalküste nach England übersetzen, um sich dort in Sicherheit vor ihren Verfolgern zu bringen. Knapp ein Jahr war vergangen, als sie sich von Paris aus in Bewegung gesetzt hatten. Nahe Orleans hatten sich die Wagenzüge getrennt. Villars und er waren Richtung La Rochelle weitergezogen, während Guido de Voisius und Jan van Koninck in Richtung der alten Westgotenresidenz Rennes le Chateau weitergefahren waren. Überraschend hatten sie sich im Sommer, der auf die Verhaftungen folgte, in der Templerfestung Ponferrada im iberischen Königreich Kastilien y Leon wiedergetroffen. De Villars hatte die Templerschiffe in einem kleinen Hafen in Asturien entladen lassen, um sie dann mit ihren Mannschaften nach, wer weiß wohin, zu entlassen. De Villars hatte Joao die Fracht und das Kommando übergeben und wollte allein auf dem Landweg nach Barcelona und von dort weiter zu den Ordensbrüdern nach Mallorca. Joao hatte sich für Portugal entschieden. Warum, wusste er nicht. Es war nur so ein Gefühl gewesen. Jetzt stand Joao Lourenço in einer kleinen Kirche in Galiziens Bergen gut eine Tagesreise südlich von Ponferrada und ebenso weit von der portugiesischen Grenze nördlich Bragança entfernt. Tränen rannen seine Wangen hinunter. Am Altar stand ein Mönch, der vor den Tempelrittern eine Totenmesse zelebrierte. Vor einer halben Stunde hatten sie vor dem Portal der kleinen Kirche seinen Freund Jan van Koninck beerdigt. Er war im Kampf gegen Söldner des französischen Königs, die ihn verfolgt hatten, um ihm das Gold der Templer abzunehmen, schwer verwundet worden. Die Hilfe durch Joao und seine Männer war eine halbe Stunde zu spät eingetroffen. Joao hatte zwar die Söldner niedergemacht, aber seine Ordensbrüder konnten nicht mehr gerettet werden. Jan hatten sie schwer verletzt vom Schlachtfeld geborgen und zu einem nicht weit entfernten Kloster gebracht. Aber die Mönche konnten auch nichts mehr für ihn tun. Auf seinen Wunsch hin hatten sie Jan von Koninck nach Santiago de la Requejada getragen, wo er vor dem Portal der kleinen Kirche bestattet werden wollte. Joao hatte sich zwar gewundert, aber der Wunsch seines Freundes war ihm Befehl gewesen. Der Abt hatte ihnen einen seiner Mönche als Wegkundigen mitgegeben, der auch die Totenmesse zelebrieren sollte. Und so waren Joao und seine Mannen den mühsamen Weg hinauf in die Berge geritten und an der kleinen, verlassenen Kirche angekommen. Verwundert hatte sich Joao umgesehen. Der Ort war ganz offensichtlich unbewohnt, die Häuser von allen Menschen verlassen. Einige wenige Ziegen grasten in der Nähe und ließen vermuten, dass Hirten anwesend waren. Zu sehen waren sie nicht. Seltsam war, dass genau hier in dieser Einöde Jan van Koninck hatte begraben werden wollen. Die heilige Messe war wie im Nebel an Joao vorbeigegangen. Zu sehr beschäftigten ihn seine Gedanken. Aus diesen wurde er gerissen, weil der Mönch zur heiligen Kommunion bat. Joao ging wie in Trance nach vorn und stieg die wenigen Stufen zum Altar hinauf. Dort kniete er sich nieder und wartete auf die Hostie. Nachdem er sie erhalten hatte, verneigte er sich vor dem Kreuz auf dem Altar. Sein Blick fiel dabei auf eine Ecke des Altarsockels. In dieser Kirche, die schon seit Jahren nicht mehr genutzt worden war und die jetzt erst wieder eine heilige Messe erleben durfte, starrte alles vor Staub. Nur die Ecke am Altar war sauber. Bevor Joao aufstand, sah er sich noch einmal um. Staub und Dreck, wohin er auch sah. Dann blickte er wieder auf die Sockelecke. Hier lag nicht ein Körnchen Dreck. Mit einem Schlag wurde ihm klar, dass der Altar und auch der Sockel darunter vor nicht langer Zeit bewegt worden sein mussten.“ Wenn das nicht spannend klingt … Sehr spannend und sehr fantasy-voll geht es im zweiten Teil der Nadja-Kirchner-Fantasy-Reihe von Johan Nerholz zu. „Nadja Kirchner und die gefährlichen Wesen der Halbwelt“ ist wie gesagt soeben bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe erschienen: Die elternlose Nadja Kirchner lebt bei ihren Großeltern und hat Raben als Freunde, die in der trockenen Senke leben, die sich in der Nähe ihres Dorfes befindet. Sie ist die Bannherrin der Senke und trägt damit zum Schutz der Raben bei. Diese Raben sind magisch. Sie und weitere Gestalten, die mit den Raben verbündet sind, haben ihr vieles beigebracht, das kein normaler Mensch beherrscht. Damit kann sie sich in der Welt der Menschen besser behaupten. Seit einem Jahr haben die Raben ihren Frieden mit Korfylos geschlossen und auch Nadja kann wieder in Ruhe leben. Aber dann passiert etwas, dass man ihr unbedingt verheimlichen will. Nur durch Zufall erfährt sie davon. Kurz vor den Sommerferien erfährt sie, dass ihr einstiger Beschützer und Freund, der ehemalige Dämonenhund Takesch, bei der Verteidigung ihrer Welt und der der Geister und Raben in die Halbwelt entführt wurde. Er und seine Gefährtin Dinara lebten seit nunmehr einem Jahr an der Grenze dieser Welt und trugen zum Schutz der Welten bei, in der die Menschen, die Raben, Geister und alle anderen Gestalten leben. Niemand kann Takesch dort, wo er jetzt ist, noch helfen. Die Gefahr ist groß, dass er in der Halbwelt beeinflusst und als Waffe gegen die Raben und die Geister eingesetzt wird. Kaduro, der Herrscher der Halbwelt, will auch diese Welten einverleiben und beherrschen. Nadja beschließt, Takesch aus den Fängen des Herrschers der Halbwelt zu befreien. Dabei zieht sie sich den Zorn von Rontur, dem Anführer der Raben, zu. Heimlich bricht sie auf. Am Anfang begleitet sie der Hund Prutorius, der seinen Dämon abgeschüttelt hat. Nach und nach kommen immer mehr dazu, um ihr beizustehen. Auch in der Halbwelt findet sie Helfer. Sie erlernt weitere Strategien der Verteidigung und trotzdem ist sie am Ende froh, dass sie nicht allein in der Zwischenwelt ist. Es kommt zum entscheidenden Kampf, bei dem Geister, Raben und alle anderen Verbündeten zur Stelle sein müssen. Wird sie es schaffen, Takesch aus den Fängen des Kaduro zu befreien? Der zweite Teil der Nadja-Kirchner-Fantasy-Reihe von Johan Nerholz beginnt mit einem Tabubruch, wie die allererste Kapitelüberschrift lautet: „Der angebrochene Morgen war kalt. Leichter Nebel hatte sich gebildet. Das Gras war feucht und überall roch es frisch. An diesem Junimorgen herrschte am Rande des Gebirgszuges eine ungewöhnliche Stille. Es schien so, als warteten alle auf etwas. Zwei Personen standen bewegungslos in der Mitte der riesigen Grasfläche und starrten in eine Richtung. „Die Ruhe ist unheimlich.“ Der Mann, der das sagte, war ein alter Haudegen. Er hatte einen kahl rasierten Schädel. Das Gesicht war starr und regungslos. Die Augen blickten kalt und grausam. Unter der kurzärmligen Kleidung sah man muskulöse Arme mit vielen Narben. Die andere Person summte zustimmend. Sie sah in stoischer Gelassenheit nach vorn. „Die anderen sind bereit und warten auf deine Befehle!“ Der Haudegen sah sich um. „Etwas anderes habe ich nicht erwartet.“ Die Antwort war leise und heiser. „Wir müssen schnell sein. In kürzester Zeit sind sie sonst da.“ Der alte Haudegen sagte das mehr zu sich. „Ich weiß!“ Der andere Mann reagierte mit größter Gelassenheit. „Das ist mir klar!“ Der Narbige wendete sich nun dem anderen voll zu. „Machst du dir Sorgen?“ Prüfend wurde der Haudegen begutachtet. „Man weiß nie, was einen erwartet, wenn man in deren Welten ist. Gerade diese Raben haben einen siebten Sinn dafür entwickelt, wann es brenzlig wird. Deren Anführer ist mit allen Wassern gewaschen.“ Im Gesicht des Narbigen machte sich ein angeekelter Ausdruck breit. „Den siebten Sinn haben sie gelernt. Rontur ist klug und nicht umsonst ihr Anführer!“ Der andere Mann schien Verständnis zu haben. Aber der Narbige schien das nicht zu teilen. Er hatte jetzt einen hasserfüllten Gesichtsausdruck und sah zum Fürchten aus. „Die Raben waren mir immer unheimlich und beizukommen ist denen nicht. Sie sind schlimmer als die Pest, wenn sie erst da sind. Es gibt einfach zu viele davon.“ Der Narbige prüfte die Gegend vor sich, als wären sie schon da. „Sie werden alt, sind dennoch sterblich und wollen überleben.“ In der Stimme des anderen Mannes war immer noch Gleichmut. „Leider klappt das bei denen richtig gut. Wenn die erst hier sind, sind ihre Anhänger auch nicht weit. Dann wird es ungemütlich.“ Den anderen Mann schien das nicht sonderlich zu interessieren. „Damit werden wir fertig!“ „Trotzdem! Jeder von denen scheint sieben Leben zu haben.“ Der andere Mann hob die Arme an. „Sie wissen sich zu schützen.“ „Das kann man wohl sagen.“ Der Narbige schnaubte verächtlich. „Es wird nicht einfach. Dennoch werden wir es wagen.“ Der Mann klang entschlossen. „Hauptsache, sie merken nicht zu früh, was Sache ist!“ Der Narbige sah sich um. „Das werden sie und dann zahlreich erscheinen. Bis dahin ist hoffentlich alles erledigt.“ Der Angesprochene wendete nun seinen Blick hinter sich. Der Haudegen schien zu erraten, wonach sein Gesprächspartner suchte und in ihm kam Stolz hoch. „Du wirst keinen sehen. Sie haben sich bestens getarnt.“ „Das ist gut!“ Der andere Mann nickte bedächtig. „Aber sie werden schnell sein.“ Ein weiteres Nicken war die Antwort. Dann ging der andere Mann nach vorn. Der alte Haudegen war mit etwas Abstand gefolgt. Nun richtete er erneut das Wort an den anderen. „Wir müssen das Gebiet zügig sichern.“ „Das dürfte kein Problem sein. Das Gebiet ist klein und unscheinbar.“ Die leise Stimme klang gelassen. „Warum wir gerade dieses Gebiet einnehmen wollen, wirst du mir sicherlich nicht sagen.“ Der Narbige versuchte, in dem Gesicht seines Gesprächspartners zu forschen. „Wenn alles erledigt ist.“ Dann tastete er nochmals das Gebiet vor sich mit Blicken ab. „Wir brechen ein Tabu!“ Der Narbige sagte das mit Nachdruck. „Das ist mir nicht neu!“ „Raskara als Anführerin der Geister wird sich das nicht gefallen lassen.“ Der Angesprochene wendete sich erneut dem anderen zu. „Was will sie tun? Ehe sie sich mit dem Riesenraben Rontur und mit dessen Widersacher Korfylos verständigt hat, haben wir Tatsachen geschaffen.“ „Mit ihr ist nicht zu spaßen!“ Der Narbige sagte das mit Unbehagen. „Sie hat keine Chance.“ Der andere Mann klang teilnahmslos. Er wendete wieder seinen Blick von dem Narbigen ab. „Was ist mit Korfylos?“ Der Narbige schien es wissen zu wollen. „Hat auch keine Chance!“ „Ich dachte, du vertraust ihm!“ „Ich traue keinem und Korfylos ist schwach geworden.“ „Korfylos und schwach!“, rief der Narbige ungläubig. „Du hast richtig gehört!“ „Wie kommst du darauf?“ „Man erzählt, dass ihn vor einem Jahr beinahe ein Menschenkind besiegt hätte. Das war zu einem Zeitpunkt, als er auf sich allein gestellt war. Seitdem läuft er Gefahr, ein Spielball der Gegenseite zu werden. Wir werden ihn über kurz oder lang nicht mehr gebrauchen können!“ „Was hast du eben gesagt?“ Fassungslos sah der Narbenmann jetzt den anderen an. „Ich denke, du hast mich verstanden!“ „Ein Kind? Ich dachte immer, Korfylos ist unbesiegbar.“ „Das ist er nicht. Wenn man sich gegen ihn verbündet, kommt er auch nicht weit. Die Raben haben ihm seine Grenzen aufgezeigt. Auch Raskara hat sich eingemischt. Sein Image hat jetzt Risse. Er ist geschwächt.“ „Ausgerechnet ein Kind? Niemand hat das bisher geschafft!“ Der Narbige schüttelte ungläubig den Kopf. „Dieses Kind hat es geschafft, ihn zu demütigen. Dafür ist es aber nicht allein verantwortlich. Korfylos hat einen Riesenfehler gemacht.“ „Was gab es denn noch?“ „Er hat sich von einem Menschen, der sich die Unsterblichkeit verschaffte, manipulieren lassen.“ Der Haudegen sah noch erstaunter aus. „Korfylos als Manipuliermasse?“ Der andere Mann nickte. „Korfylos war sehr erbost. Aber er konnte den angerichteten Schaden nur noch begrenzen. Ungeschehen ließ er sich nicht mehr machen.“ „Woher weißt du das?“ „Es sollte ein Geheimnis bleiben. Das war aber so ungeheuerlich gewesen, dass doch irgendwer alles erzählte und so kam die Sache auch mir zu Ohren!“ Aus der Stimme des anderen Mannes konnte man einen leisen Triumph heraushören.“ Wie schon an diesem Anfang von „Nadja Kirchner und die gefährlichen Wesen der Halbwelt“ zu erkennen ist, wartet das Buch mit vielen Gefahren für Nadja und ihre Freunde auf. Und sie müssen sich jede Menge einfallen lassen, um diesen Gefahren Paroli bieten zu können. Einer Gefahr werden dagegen die Leserinnen und Leser wohl kaum entgehen können. Der Suchtgefahr. Der Weiterlesen-Sucht, um unbedingt zu erfahren, wie es weitergeht und ob es Nadja und ihren Freunden tatsächlich gelingt … Und wer ist und welche Rolle spielt denn nun eigentlich Korfylos? Viel Spaß beim Lesen und bis demnächst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3907 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Frauen ohne Männer, Zeichenunterricht als Schneiderlohn und wo ist die „Astronautic“? - Sechs E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis sowie zwei Superpreis-Angebote für nur jeweils 99 Cents
Was kann man mit einer offenen Rechnung machen? Mit einer offenen Schneiderrechnung? Man kann sie einfach mit Geld bezahlen. Oder wenn das nicht geht, dann mit einer Gegenleistung. Zum Beispiel mit Zeichenunterricht, was mitunter ein großer Glücksfall für denjenigen sein kann, der diesen Unterricht bekommt. Näheres dazu findet sich in dem historischen Roman „Wo die Götter wohnen“ von Joachim Lindner – einer von sechs Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 19.01.18 – Freitag, 26.01.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Außerdem gibt es diese Woche noch eine Neuerung: Erstmals sind zwei E-Books für eine Woche zum Superpreis von nur 99 Cents zu haben. Aber dazu mehr am Ende dieser Ausgabe … Auch in den anderen fünf aktuellen Angeboten der regulären Deals der Woche geht es viermal um Zurückliegendes und einmal um Zukünftiges. Um Letzteres kümmerte sich Carlos Rasch, einer der profiliertesten SF-Autoren der DDR. Besonders spannend ist dabei, dass diese Sicht auf die Zukunft auch schon wieder eine ganze Weile zurückliegt. Denn das E-Book „Der Untergang der Astronautic“ greift auf den Originaltext von 1963 zurück. Jürgen Leskien war wieder einmal in Afrika. Steffen Mohr lässt Hauptmann Merks sich an seine Zeit als DDR-Kriminalist erinnern und Liselotte Pottetz gedenkt in einem bewegenden Buch der Millionen Oper des zweiten Weltkrieges, vor allem der namenlosen Opfer. Und dann ist da noch ein gewisser Karnel, Robert Karnel … Erstmals 1971 erschien im Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig der Roman „Wind im Gesicht“ von Heinz Kruschel: Der Autor Heinz Kruschel, bekanntgeworden durch Romane und Erzählungen, erzählt in diesem Roman die Geschichte des Biologen Robert Karnel, der seine eigene Dissertation verwirft, weil er einem außerordentlich interessanten und volkswirtschaftlich wichtigen mikrobiologischen Problem auf die Spur gekommen ist und es lösen helfen möchte. Gleichzeitig hat Karnel Studenten zu erziehen, Biologie-Lehrer von morgen; auch dies versucht er auf neue Weise, er kämpft an gegen den toten Wissensballast einer bloß beschreibenden Wissenschaft; er sucht der Hochschulreform an seinem Institut schneller zum Durchbruch zu verhelfen. Gelegentlich erweist er sich dabei als Einzelgänger wider Willen, gelegentlich aber verbauen er und seine Freundin Jane sich auch selbst den Weg zu neuen Formen kollektiver Arbeit, die sie ja eigentlich anstreben. Es gelingt dem Autor, mit diesem Roman aus dem Milieu junger sozialistischer Wissenschaftler in einer spannenden Handlung Probleme jener Zeit zu gestalten. Immer geht es dabei um die Probleme und Konflikte von Menschen und um ihre Lösung. Das lesenswerte Buch beginnt allerdings mit einem toten Tier, einem toten Versuchstier: „Erster Teil 1. Der Alte hatte die Ratte abgetötet. Er saß breitbeinig auf dem Holzstuhl am Tisch, sein Bauch ruhte auf den Oberschenkeln. Er schnaufte und dachte: Wenn Karnel nicht bald kommt, fängt sie an zu stinken, draußen haben wir an die dreißig Grad, wir können froh sein, dass die Mauern hier so dick sind, stabil haben die Mönche gebaut, das muss man ihnen lassen. Kommen könnte Karnel bald, da sitzt er nun die ganze Ferienzeit über am Institut, verheiratet müsste der sein, aber da könnte einem ja die Familie leid tun, der wäre ja doch nur mit seiner Biologie verheiratet ... Von seinem Platz aus konnte er beobachten, wie Robert Karnel aus dem löwenbewachten Portal des Hauptgebäudes trat, auf der Treppe stehen blieb und in den Himmel blinzelte, als wäre er überrascht, dass er so hoch war und so sonnig. Als Karnel über seinen widerspenstigen Haarschopf strich, lachte Engalke auf. Er erinnerte sich, dass Karnel einmal Pomade in sein Haar geschmiert hatte, weil ihm der Direktor in einer Feierstunde eine Auszeichnung geben wollte. Die Studenten hatten gefeixt, als sie Karnel erkannten, so fremd, so unnatürlich fremd wirkte der auf der Bühne mit dem angeklatschten, glatten Haar - wie ein Friseurkopf aus dem Werbefernsehen. Seitdem hatte Karnel nie wieder den Versuch unternommen, seine Haare zu bändigen; es war, als fielen sie in alle Richtungen, auch in die Stirn. Aber das passt zu ihm, dachte Engalke vergnügt, ein Brausekopf ist er. Karnel kam über den Hof. Man merkte seinem wiegenden Gang die Prothese nicht an. Sie werden ihn ja wohl befördern, dachte der Alte, er wird zum Lehrstuhlleiter gemacht, es gibt keinen besseren Mann dafür ... „Hast du das Tier geschafft?“, fragte Karnel, als er in das Zimmer trat. „Du siehst so erschöpft aus, hat sie sich gewehrt?“ Engalke winkte ab und wies auf den Seziertisch. „Ich kann mir Schöneres denken“, meinte er, „als in den Ferien trächtige Ratten zu sezieren.“ „Ich auch. Aber ich brauche den gefärbten Schnitt durch den Embryo ...“ Engalke schüttelte seine weißen Loden. „Können das die Laboranten nicht besser?“ „Du traust mir nicht mal das zu, Fritze? Natürlich können es die Laboranten besser, aber sie sind nicht da, verstehst du, Ferienzeit. Die Fernstudenten sind nun auch weg, da habe ich Lust, ein bisschen Handwerk zu treiben, außerdem brauche ich ein paar frische Schnitte für die neuen Seminare.“ Er trat an den Tisch, auf dem das Tier lag, und öffnete geschickt mit Skalpell und Schere die Leibeshöhle und legte die Embryonen mit dem Uterus frei. Engalke knöpfte sich den Hosenbund über dem Bauch zu und sagte: „Hörst du, da fährt ein Dampfer.“ „Die fahren doch immer in der Hochsaison, ins Grüne nach Hohenwarthe zum Bockwurstessen ...“ „Und du?“ „Was, ich?“ „Ich meine, fährst du nicht? Nicht mal an die Ostsee?“ Karnel injizierte die Embryonen mit einer Tempospritze, damit die feinen Gewebe nicht durch Autolyse zerstört werden konnten, und legte sie vorsichtig in Boinsches Gemisch aus Pikrinsäure, Formal und Eisessig. Dann wusch er sich sorgfältig die Hände, Engalke reichte ihm das Handtuch. „Ich habe drei Wochen lang täglich fünf Lehrveranstaltungen mit Fernstudenten gehabt“, sagte Karnel, „wie hätte ich da an die See fahren können? Und jetzt, wo alle Räume leer sind, fehlt mir etwas, ich fühle mich plötzlich nicht mehr beschäftigt genug.“ „Dann fahre doch noch ein paar Tage.“ Karnel antwortete nicht, das einzige Geräusch im Zimmer war das Tropfen des Wasserhahns, eintöniges Klick-klack-klick. Der Alte ging zum Fenster und öffnete es weit. Alles war nah: die Rufe der Möwen über dem trägen, breiten Fluss, das gemütliche Tuten der Dampfer, das aufgeregte Bimmeln einer Straßenbahn. Engalke setzte sich wieder, nahm aus der Schachtel eine Zigarette, rieb das Streichholz an und blickte über das Flämmchen hinweg nachdenklich auf Karnel. „Wirst du dieses Jahr noch deinen Doktor haben?“, fragte er. „Doktor Robert Karnel, das klingt, was?“ Er lachte. „Nein“, sagte Karnel und lächelte, „ich habe die Dissertationsschrift zurückgezogen, ich muss noch einmal anfangen ...“ Eine ganz andere Sicht auf die DDR, zum einen 17 Jahre später und zum anderen von einem anderen Kontinent aus, zeigte Jürgen Leskien in seinem erstmals 1988 im Verlag Neues Leben Berlin veröffentlichten Buch „Shilumbu. Was will er in Afrika“: Wieder war Jürgen Leskien in Afrika, wieder in Angola. Diesmal sieben Autostunden von der Hauptstadt Luanda entfernt im SWAPO-Camp, dem „Namibia Health and Education Center“. Dort lebt er unter vielen Frauen, der „Shilumbu“, der weißhäutige Mann. Was will er in Afrika? Der Autor berichtet in seiner aus vielfältigem Material komponierten Collage auch über die Schwierigkeit der Frauen dort, ohne Männer leben zu müssen und doch diese Sehnsucht nach Zweisamkeit zu haben. Alle versichern ihm, dass der Begriff „Shilumbu“ kein Schimpfwort sei. Aber das änderte nichts. Tauchte er in einem Winkel des Camps auf, in dem man ihn nicht kannte, erwiderten die Erwachsenen seinen Gruß, ihn neugierig anschauend, mit Zurückhaltung, aber keineswegs unfreundlich. Die Kinder indes, die kleinen vor allem, schrien es heraus, angstvoll mit schreckensweiten Augen. Noch mehr schmerzten ihn aber die Bemerkungen und die Verachtung der Halbwüchsigen. Was will er in Afrika, Shilumbu? Aber ehe wir Antworten auf diese Frage finden, sehen wir uns erst einmal im TRANSIT-CAMP am Rande der angolanischen Hauptstadt Luanda um: „Letztmögliche Zuflucht für den einen, schon Zwischenstation für den anderen. Wer direkt aus der Heimat kam, sich in den für eine Flucht viel zu kurzen Nächten durch das Kaokoveld geschleppt hatte, wer den Cunene erreichte und übersetzen konnte, wer über das Mondgebirge in die freie Stadt Lubango gelangte, der war auch bald hier, im Camp Viana, am Rande Luandas. Die Zelte, ohne sichtbare Ordnung aufgestellt zwischen den Mangobäumen einer Fazienda, verhießen Ende und verhießen Neubeginn. Leben ohne Angst vor allem. Mancher kam allein, obwohl sie zu dritt aufgebrochen waren, dann bestimmte Trauer die ersten Tage im Camp, und ein Gefühl von Schuld kam auf. Oft fanden sich hier Familien, endlich nach Jahren der Trennung. Wiedersehensfreude, die alle einschloss, Wehklagen auch um den, der nun für immer fortblieb. Und dann tiefer Schlaf, der von allen hier durchlebte ohnmachtsähnliche Schlaf nach der Flucht. Einen Tag, eine Nacht und noch einen Tag. Erwachen zur Unzeit, weil aufgeschreckt vom Lärm eines Autos. Das beruhigende Wort des unbekannten Pritschennachbarn. Ungelenke Schritte aus dem Zelt ins Freie, wie nach einer langen, schweren Krankheit. Die niedrigen Feuer vor den Zelten, das morgendliche Flüstern der Frauen. Wieder seien fünf angekommen, hörte man. Über Botsuana, Sambia, London, Paris hierher. Der freudige Aufschrei, da einer den Totgeglaubten wiederfand, die Betroffenheit, wenn sich die schlimme Ahnung bestätigte. Lebensäußerungen, die sich, variiert, täglich wiederholten. Die erste, mit Genuss verzehrte warme Mahlzeit. Essen ohne Gier, Gindungo herausschmeckend und das Pfefferkorn. Nachsalzen möglich, wo hatte man das je erlebt! Und plötzlich wieder dieses verhasste Wort - Abschied. Der Truck wartet bereits. Abfahrt ins große Camp, ins Camp Kwanza-Sul. Über vierzigtausend leben bereits dort, hatte man erfahren. Vierzigtausend Menschen. Ist das viel, ist das wenig? Vier Menschen gehören zu einer kleinen Familie. Vierzig Menschen sich vorzustellen ist einfach, dreiundvierzig waren bei der Hochzeit der ältesten Tochter zu Gast. Vierhundert leben im Nachbardorf am Fluss. Das war noch gut in Erinnerung. Aber vierzigtausend! Der einzelne ist dann der vierzigtausendste Teil eines Ganzen! Wird er nicht verloren gehen, wird man ihn überhaupt in seiner Winzigkeit als einzelnen erkennen? Und neben dem hoch beladenen Truck der Bus, der zum Flugplatz fährt. In ihm und um ihn die anderen, die auf Zwischenstation, jene, die eben aus den Bergen kamen. Gesund und selbstbewusst, ein wenig Melancholie in der Stimme. Die Schwüre, einander nicht zu vergessen, auch wenn man im fernen Europa studiert ... In den Gesichtern noch Spuren einer letzten, hastigen Umarmung, irgendwo hinter einem der Zelte, auf irgendeiner Lastwagenplane. Angst, sich zu verlieren, nun für immer vielleicht, da sie nach Berlin fliegt, um Krankenschwester zu werden, und er zur Elektrikerausbildung auf die Bahamas. Im Schweiß schon hocke ich im spärlichen Schatten eines Mango. Längst habe ich es aufgegeben, dem Staub zu entweichen, den ein träger Morgenwind über den festgetretenen Boden wälzte. Beim Nahen der Sandfahne schloss ich die Augen, ich spürte ihn zwischen den Zähnen, den feinen Abrieb, der entsteht, wenn Füße und Erde einander berühren. Mein Kontakt mit der Wahlheimat war inniglich. Ich lauschte, versuchte, dem Stimmengewirr zu entnehmen, was unserer Abfahrt im Wege stand. Der auf- und abschwellende Strom aus Oshivambo und Afrikaans, aus Herero und Damara verriet mir, dem Neuling, nichts. Selten nur ein Brocken Englisch. Herbeigewünscht, aber nicht zu vernehmen, das Portugiesisch. Ich tastete nach der Tasche mit den Projektunterlagen. Warum hatte es niemand eilig? Häuser sollten gebaut werden für Kinder, Termin des Baubeginns: der gestrige Tag ... Der Singsang der Wartenden hüllte mich ein, trug mich davon. „Comrade!“ Ich schreckte auf. Vor mir kauerte eine junge Frau, sie bot mir in einem verbeulten Blechnapf Wasser an. Neugier sah ich in ihrem Blick. Der Anflug eines Lächelns löste sich auf, als ich sie länger, als es Takt gebot, anschaute. Unterhalb der Augen zierten winzige Narben ihr Gesicht, Schmucknarben. Ich unterdrückte die Regung, die Zeichnung mit den Fingerspitzen zu berühren, nahm ihr hastig das Gefäß aus den Händen. Ein Schwapp Wasser benetzte unsere Arme, die junge Frau fuhr zusammen. Ein unwilliger Zug machte sich in ihrem Gesicht breit. Ich trank in vollen Zügen, augenblicklich brach mir der Schweiß aus. Über den Rand des Blechnapfes sah ich erwartungsvolle Blicke auf mich gerichtet. Der Konvoi hatte sich formiert. Als ich den Napf absetzte, fuhr der erste Wagen an. Ein Zehntonner, bepackt mit Maismehlsäcken, auf denen Soldaten mit geschulterten Panzerbüchsen hockten.“ Von Afrika zurück nach Europa, nach Deutschland, genauer gesagt nach Berlin und aus dem 20. Jahrhundert in das 18. Jahrhundert, etwa um das Jahr 1776 oder 1777. Rund 200 Jahre später, 1974, erschien erstmals im Verlag der Nation Berlin der historische Roman „Wo die Götter wohnen. Johann Gottfried Schadows Weg zur Kunst“ von Joachim Lindner. Dem E-Book liegt die überarbeitete Neuauflage zugrunde, die 2008 im Berlin Story Verlag herauskam: Sein berühmtestes Werk krönt das Wahrzeichen Berlins, sein schönstes stellt einen Höhepunkt der europäischen Bildhauerei dar: Johann Gottfried Schadow, Schöpfer der Quadriga und der Prinzessinnengruppe. Dieser historische Roman schildert das Leben, die Persönlichkeit und Entwicklung des Hofbildhauers am Hofe Friedrichs II. und späteren Direktors der Kunstakademie. Eine biografische Erzählung, die alle Umstände beleuchtet, auch Zweifel, Hoffnungen, Zermürbung, Umwege und schließlich die Euphorie vor der Fertigstellung. Hier ein Ausschnitt, in dem Schadow auf Giovanni Battista Selvino (1744 bis 1789) trifft, einen italienischen Bildhauer aus dem Hofbildhaueratelier von Friedrich II., der Schadows Vater auf ungewöhnliche Weise eine unbezahlte Schneiderrechnung abzahlte – mit Zeichenunterricht für dessen Sohn: „Fortunatus’ Wunschhütlein und Glückssäckel Der mit Spree-, genauer mit Pankewasser getaufte Italiener - er wohnte in einem malerisch baufälligen Gartenhaus über den Pankewiesen - erwies sich wirklich als ein Glücksbringer für den mal- und zeichenwütigen Schneiderjungen. Nicht dass Selvino wie der Held des altdeutschen Volksbuches vom Fortunatus, an den Gottfried oftmals denken musste, ein nie leer werdendes Goldsäckel und ein Wunschhütlein besessen hätte - mit Speis und Trank war es bei dem leichtlebigen Schuldenmacher noch weit schlechter bestellt als bei den Schadows in der Heiligengeiststraße. Doch es herrschte eine durch nichts begründete, ansteckende Lebenslust in diesem vergnüglichen Finkennest. Noch im Alter erinnerte sich Schadow oft und gern daran. Er hat seinem ersten Lehrmeister, der anfangs nicht glauben wollte, dass der Junge noch keinen Zeichenunterricht erhalten hatte, stets ein ehrendes Andenken bewahrt und ihn als jungen, lebenslustigen Mann porträtiert, mit freundlichen, offenen Zügen, einer hohen, fliehenden Stirn, lang über die Schultern fallenden Haaren, die im Nacken mit einer Schleife festgebunden waren. Tanz, Spiel und Gesang, die guten Geister des Frohsinns, waren Dauergäste in dem Haus mit den bemalten Wänden. Madame Selvino, dunkeläugig, schwarzhaarig, mit olivgetönter Haut, verfügte über einen geübten Sopran und schlug kunstgerecht die Harfe, während Giovanni Battista sie auf der Flöte zart begleitete. Richtig lustig aber wird es erst, wenn die Arbeitskameraden Selvinos aus der Königlichen Bildhauerwerkstatt, die „Compagnons“, Italiener und Franzosen, mit ihren Schönen, etlichen Bouteillen Wein und lautem Hallo sich im Gartenhaus einfinden. Dann entwickelt sich im Nu ein tänzerisches Arrangement, und wie ein gelernter Ballettmeister lässt sich der Hausherr in kunstreichen Figuren bewundern. Mitten durch das fröhliche Gedränge aber krabbeln wie Kobolde die Kleinen, die Bambinos, und zupfen an dem Schüler ihres Vaters herum. Aus seiner Zeichennische am Fenster betrachtet er mit runden Augen die bewegte Szenerie. Es sind allesamt gutmütige Gesellen, diese südländischen Künstler. Manch eine Hand fährt wohlwollend über das störrische Blondhaar des Jungen; sie sind höchst angetan von seinem Talent, das sie bei ihrem Compagnon Selvino in guten Händen wissen. Der Maestro Selvino nimmt es bei aller sonstigen Flatterhaftigkeit wirklich ernst mit seiner Unterweisung in der Zeichenkunst mit Blei, Tuschfeder und Pastell. Er weist den Anfänger mit pädagogischem Eifer auf das fesselnde Wechselspiel von Licht und Schatten, den Reiz der Valeurs, der Halbtöne, hin, er lehrt ihn das perspektivische Sehen, die diffizile Führung der Radiernadel. Er lockert die noch immer ein wenig schwere Hand des Anfängers, sodass sie bald sensibler wird. Die besten Arbeiten Gottfrieds verwahrt er in einer Mappe. Er ist geradezu stolz auf seinen Eleven und die Fortschritte, die der Junge unter seiner Leitung erzielt. „Vielleicht ist er ein kleines Genie“, so äußert er. Und er - wer sonst! - hat es in dem grauen Klosterviertel „entdeckt“. Der Besucher, an den diese Bemerkung sich richtet, ist fast so etwas wie eine Respektsperson in der Königlichen Bildhauerwerkstatt, Monsieur Godecharle, ein Könner auf vielen Gebieten der bildenden Kunst, Bildhauer, Radierer und Maler. Er ist ein Vetter des Chefs Jean-Pierre-Antoine Tassaert und hat diesen als einer seiner engsten Mitarbeiter begleitet, als Friedrich II. den französierten Flamen mit seiner Familie und allen Gehilfen im Sommer 1775 von der Seine an die Spree verpflanzte. Lange und eingehend betrachtet Godecharle die Sammelmappe mit den Schaffensproben des jungen Schadow. „Interessant“, stellt er fest, „très intéressant!“ Er ist offensichtlich stark beeindruckt. Beim Abschied bemerkt er, man müsse ein übriges für den jungen Prussien tun. Er wird darüber mit seiner Verwandten, der Gemahlin Tassaerts, Marie-Edmé, sprechen, die als erfolgreiche Pastell- und Fächermalerin und mütterlicher Kunstmäzen ein besonderes Faible für junge Talente hat.“ Und jetzt wieder ein gewaltiger Zeitsprung: Von der Kunst zur Kriminalität und dem Kampf dagegen sowie aus dem 18. Jahrhundert wieder zurück in das 20. Jahrhunderts und die DDR-Zeit: Erstmals 1980 veröffentlichte Steffen Mohr im Verlag Neues Leben Berlin die Kriminalerzählungen „Die merkwürdigen Fälle des Hauptmann Merks“: Hauptmann Merks blickt auf eine 30-jährige Tätigkeit bei der Kriminalpolizei der DDR zurück. Er berichtet über seine spannenden Ermittlungen in Mordfällen, die ihm teilweise unter die Haut gehen. Da ist ein Gastwirtsehepaar, das die Nähe zur Grenze in den 1950er Jahren für Schiebergeschäfte nutzt und ermordet aufgefunden wird. Ein erfolgreicher Großbauer, der seinen Eintritt in die LPG erklärt hat, stirbt bei einem Autounfall, sein Bruder verbrennt in der Scheune. Im Zug trifft Merks Erpresser und Erpressten und stellt einen Mörder. Auf der Eisenbahnfahrt von Polen erzählt ein deutscher Lehrer über den tödlichen Unfall eines Kollegen und erweckt Merks‘ Misstrauen. Der Vater eines Apothekers und Schmetterlingsammlers stirbt bei einem epileptischen Anfall, doch seine kleine Enkelin weiß mehr. Junge Leute wollen aus dem von den Eltern vorgezeichneten Leben aus Ordnung und Pflichterfüllung ausbrechen und sind doch noch nicht stark genug, mit den Wechselfällen des Lebens klarzukommen. Sechs spannende Kriminalerzählungen aus der DDR über erdachte Fälle, die so oder ähnlich hätten stattfinden können. Gleich zu Beginn des Buches wie der Karriere von Hauptmann Merks wird es spannend, gruselig und grausam: „Zu Anfang gleich ein Doppelmord An manchen Tagen geht mir von frühmorgens an eine Melodie durch den Kopf, und an anderen Tagen wieder lässt mich die Erinnerung an ein weit zurückliegendes Erlebnis nicht los. Obwohl die Sache über Jahre, gar Jahrzehnte vergessen, im Alltag verschüttet und überdeckt gewesen war, taucht sie genau an diesem Tag mit so kräftigen und erstaunlich lebendigen Farben wieder aus der Vergangenheit hervor, dass ich mich unwillkürlich des genauen Datums vergewissere. Früh um sieben in der Zinnastraße — gleich um die Ecke liegt meine Dienststelle, die Bezirksbehörde — begann es damit, dass ich aus Versehen in eine Schneepfütze trat. Der braune Matsch spritzte mir bis über den Sockenhalter; das wäre noch kein Grund zur Aufregung gewesen. Im Dienst ziehe ich sowieso meine Hauptmannsuniform an, und zur Not konnte ich eine Weile mit nur einer Socke hinter dem Schreibtisch sitzen bleiben. Was mich tatsächlich erschreckte, war der Umstand, dass mir mit einem Mal ein Bild aus der Vergangenheit vor Augen stand: mein erster Tatort, der Gasthof Waldidyll ... ... der Matsch vor der Tür. Ich war hineingestolpert. Hinter mir prustete jemand — war es der Major mit dem Hungergesicht? Ich verstand nicht, wie jemand an diesem Ort lachen konnte. Gleich darauf sah ich die Wirtsleute. Sie lagen im Hausflur. Dem alten Mann schien kurz vor seinem Tode ein unerhörter Witz erzählt worden zu sein. Sein Mund stand offen, als schüttele ihn ein Lachen. Und die Augäpfel hatte er nach oben gedreht, was das Amüsierte oder Verzückte seiner Züge noch unterstrich. Seine Glatze, blutüberströmt, glänzte im Licht der Flurlaterne. Ein paar Schritte von ihm entfernt die Frau. Die zog eine Miene, als sei ihr eine Gräte im Hals stecken geblieben. Es sah aus, als würde sie sich mit zusammengekniffenen Augen ganz darauf konzentrieren, den Fremdkörper wieder herauszubringen. Ich hätte vor Grauen aufschreien können ... Sie waren die ersten Opfer eines Mordes, die ich zu Gesicht bekam. Über achtundzwanzig Jahre ist das her. Am Vormittag — ich hatte meine Socke wieder trocken — blickte ich aus dem Fenster und bemerkte die rote Sonnenscheibe. Kreisrund war sie, wie von einem Zirkel gezogen. Wir schrieben Dezember, und damals war Februar. Doch als ich in dem schwarzen BMW der Morduntersuchungskommission zurück zum Revier fuhr, hatte ich aus dem Autofenster heraus dieselbe Sonne gesehen. Die gleiche Farbe und Gestalt — wie die Sonne sie übrigens häufig annimmt an solchen trüben Wintertagen. Stunden später saß ich mit Oberleutnant Mai beim Mittagessen. Und der sonst recht schweigsame Mai wusste heute nichts Besseres, als von der kümmerlichen Ernährung nach dem Krieg zu reden. Er schwatzte von Roggenbrötchen und Rübensirup, lachte sogar darüber. Mir aber kam gleich wieder dieser Februar 1950 in den Sinn. Ich schob meinen Teller, auf dem noch das halbe Kotelett lag, zurück. „Machst du ’ne Schlankheitskur, Gustav?“, fragte Mai. Das war eine deutliche Anspielung auf das Fässchen, das ich mit mir herumtrage. Ich bin kein großer Esser, nein, keinesfalls. Aber wie viele Leute von kleiner Statur neige ich im Älterwerden nun mal zur Rundlichkeit. Was kann man dagegen machen? Ich sagte: „Jedenfalls bin ich in meinem Leben nicht so oft wie du Dienstwagen gefahren. Wart’s ab, du wirst eher fett als ich.“ Mai, der stolz darauf ist, noch ein Jahr bis zu den Fünfzig vor sich zu haben, während es bei mir schon ein Jährchen darüber ist, lachte gutmütig. Die Tatsache ist allen bekannt: Ich hasse nichts so sehr wie Autofahrten. Was ich mir, wenn es irgend geht, leiste, sind öffentliche Verkehrsmittel. Die Eisenbahn beispielsweise. Als Kind wollte ich Lokführer werden. Auch bin ich gern unter Leuten. Jetzt freilich, als Mai über meine Liebe zur Eisenbahn witzelte, erinnerte ich mich — zum wievielten Male eigentlich? — an den Vorgang Waldidyll ... Die alte Dampflok damals — war sie nicht viel ergiebiger als mancher Informationsspeicher, mancher Computer? Und dann, nach Feierabend, kam es schließlich dazu, dass ich einem Fremden die ganze Geschichte von damals haarklein erzählen musste. Jedenfalls glaubte ich anfangs, dass ich meinen Zuhörer noch nie gesehen hatte ...“ Bleiben wir noch im 20. Jahrhundert und bei einem seiner schrecklichsten Geschehnisse, dem so viele Opfer fordernden Zweiten Weltkrieg. Erstmals 2004 veröffentlichte Liselotte Pottetz im Verlag Studio „mirwal ART“ Walbrzych ihr bewegendes Buch „Lasst uns ihrer gedenken! Schicksale von Opfern des Zweiten Weltkrieges in Briefen und Erinnerungen von Zeitzeugen“: Anliegen der Autorin ist es, den 55 Millionen Toten, vor allem der namenlosen Toten, ein ehrenvolles Andenken zu bewahren. Allein durch die Flucht und Vertreibung aus deutschstämmigen Gebieten verloren 14 Millionen ihre Heimat, mehr als zwei Millionen ihr Leben. Nach dem Erscheinen des Buches „Welcher Heimat gehört unser Herz?“ erzählten viele Leser der Autorin ihre persönlichen Schicksale, vertrauten ihr wertvolle historische Dokumente, Briefe Gefallener und Vermisster von der Front, Zeichnungen, Fotos, Bücher … an, die sie in ihrem zweiten Buch „Lasst uns ihrer gedenken!“ verarbeitete. Möge es dazu beitragen, dass nicht Hass- und Rachegefühle unser Denken bestimmen! Möge es ein kleiner Beitrag dazu sein, dass aus Tränen der Trauer durch unser gemeinsames Ringen für die Erhaltung des Friedens Freudentränen werden! M��ge es Erinnerung und Mahnung sein! Ihre Arbeit an ihrem Buch begründete Liselotte Pottetz so: „Meine Vision Eigentlich könnte ich mich nach diesem Erfolg zurücklehnen, nach Lust und Laune den Tag gestalten und mich nicht stundenlang am Computer mit der neuen Technik herumplagen. Aber so bin ich nun mal. Ich trage mein Herz auf der Zunge und verrate Ihnen jetzt meine Vision. Unser historisches Mügeln könnte ein idyllisches Städtchen sein. Wenn, ja wenn ... es nicht im Dornröschenschlaf versinken würde und viele Gebäude nicht dem Verfall preisgegeben wären. Die Jugendlichen haben hier so gut wie keine Perspektive, gehen nach „drüben“, um eine Lehrstelle oder einen Arbeitsplatz zu finden. „Wenn ich einmal reich wär', ...“, setzte ich mich dafür ein, dass aus dem im 12. Jahrhundert erbauten Schloss „Ruhethal“, dem ehemaligen Sitz der Meißener Bischöfe, das zu DDR-Zeiten die Lehrlinge des Volkseigenen Gutes beherbergte, ein Internat für ausländische Schüler und Studenten, welche ihre Deutschkenntnisse vervollkommnen wollen, errichtet würde. Die Intensivkurse für Deutsch könnten in der nur wenige Meter davon entfernten, aufs modernste renovierten Goetheschule stattfinden. An Räumlichkeiten und Lehrkräften mangelte es nicht. Das Erlernen der deutschen Sprache könnte man mit dem Bekanntmachen der Geschichte Sachsens und dem Besuch der einmaligen Gedenkstätten verbinden. Exkursionen nach Dresden, Meißen, Leipzig, Oschatz, ... böten sich an. In ferner Zukunft ließe sich ein Reiterhof realisieren. Genug geträumt! Tatsache ist: Unsere jungen Menschen lieben ihre Heimat. Wie lange wird die Einwohnerzahl rückläufig sein? Ich werde mich jetzt der Mühe unterziehen und das wertvolle historische Material aus dem 2.Weltkrieg (Dokumente, Briefe, Zeitzeugenberichte, Fotos, Zeichnungen ...), das mir die Leser meines Buches zur Verfügung gestellt haben, für Sie sammeln und aufschreiben. Wer aufmerksam liest, wird begreifen, dass auch Millionen Deutsche unschuldige Opfer des barbarischen Krieges wurden. Die nachkommenden Generationen dürfen nicht ewig die Last eines „Tätervolkes“ tragen müssen. „Geschichte ist nicht das Geschehene, sondern das von dem Geschehenen Überlieferte.“ Von wem dieser Ausspruch stammt, wusste der ehemalige Pfarrer aus Breslau, Herr Lischke, jetzt wohnhaft in Zerbst, der mir als Leser meines Buches herzlich verbunden ist, nicht mehr. In ihm steckt viel Wahrheit. Herr Pfarrer Dr. A. H. schrieb in einem gut durchdachten, für mich erfreulichen Brief u.a.: „Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen und finde es höchst beachtenswert, dass Sie dieses Thema öffentlich machen. Es gibt mittlerweile zwar reichlich wissenschaftliche Literatur über diese Ereignisse, aber für viele Menschen, die keine historischen Fachbücher lesen, ist eine solche Veröffentlichung wichtig .... Beachtlich ist Ihr Versuch, einen Überblick über Vertriebenenschicksale aus ganz Osteuropa zu geben, auch wenn das in dieser Kürze etwas fragmentarisch bleibt .... Ich würde dem Buch wünschen, dass es von Schulkindern im Geschichtsunterricht gelesen wird - oder von Konfirmanden im Konfirmationsunterricht ...“ Verblüffend, wie haargenau Herr Dr. A. H. mein Anliegen durchschaut hat. Auch mein zweites Buch „Lasst uns ihrer gedenken!“, mit dem ich aus Anlass der 60. Wiederkehr des „Tages der Befreiung vom Hitlerfaschismus“ (8. Mai 2005) die 55 Millionen Toten ehren will, kann nur ein kleiner „fragmentarischer Versuch“ sein. Wieder werde ich in keinen Archiven grasen oder historische Schriften wälzen. Winzige „teure“ Andenken, mal ein Foto, mal eine Zeichnung, mal ein Feldpostbrief ..., die den Angehörigen von ihren Lieben übrig geblieben sind, sollen uns einen Einblick geben, was Menschen, die ihr Leben in diesem schrecklichen Krieg opfern mussten, durchlebt, gedacht und gefühlt haben.“ Aus der Vergangenheit gleichsam zurück in die Zukunft. Zurück? Ja, denn es geht um eine utopische Erzählung, die bereits vor nunmehr fast sechs Jahrzehnten erschienen war: Erstmals 1963 veröffentlichte Carlos Rasch im Verlag Neues Leben Berlin und zwar als Heft 215 der Reihe „Das Neue Abenteuer“ die spannende Science-Fiction-Erzählung „Der Untergang der Astronautic“. Das E-Book bringt die ungekürzte Originalfassung: Die Besatzung der Astronautic hat ihre Mission am Rande des Sonnensystems beendet und freut sich darauf, endlich zur Erde zurückfliegen zu können. Da empfangen sie fremde Signale aus einem anderen Fixsternsystem. Sie ändern ihre Flugrichtung, um die Signale besser empfangen zu können. Die überschnellen Teile, mit denen die anderen senden, stört den Atomantrieb ihres Raumschiffes. Noch bevor sie den Antrieb reparieren können, kollidiert die Astronautic mit einem Meteoriten aus der Plutobahn. Über das weitere Schicksal der Astronautic kann man in dem Buch „Asteroidenjäger“ nachlesen. Und so begann damals Carlos Rasch seine utopische Erzählung: „Der Untergang der „Astronautic“ Die „Astronautic“ meldete sich nicht mehr. Es hieß, sie sei bis zum Rand des Sonnensystems vorgedrungen. Ihr letzter Funkspruch stammte aus dem Jahre 2211. Eine Station auf dem Mars hatte ihn aufgefangen. Er enthielt nichts, was auf eine Katastrophe schließen ließ. Jetzt schrieb man das Jahr 2213. Für die Besatzung wäre es das Jahr der Rückkehr zur Erde gewesen. Aber die „Astronautic“ war ein Wrack. Sie waren neun. Die Gurte fesselten sie an die Sessel. Ihre Köpfe lagen an den hohen Lehnen. In wenigen Augenblicken musste das Triebwerk zu arbeiten beginnen. Nor sah zu Imola hinüber. Ihre Augen waren weit geöffnet, und ihr Blick hing erwartungsvoll am großen Bildschirm. Dort schwand das schmale, unregelmäßige Band der Milchstraße, das ihnen seit fast zwei Jahren, seit dem Abflug von der Erde, unverrückbar entgegengeschimmert hatte. Die Sternenwelt war in Bewegung geraten. Immer neue gestochen scharfe Fünkchen zogen über den Bildschirm hinweg. Die „Astronautic“ wendete, drehte im Flug den Rumpf, flog rückwärts in die Weite hinaus. Sie hatten die Bahn des Pluto erreicht. So weit waren Menschen noch nie geflogen. Jetzt durften sie umkehren. Das Programm der wissenschaftlichen Messungen und Beobachtungen war erfüllt. „Jetzt!“ „Sie scheint!“ „Da ist sie!“ Im Halbkreis der Sessel streckten sich die Köpfe vor. Nur Nor sah unverwandt zu Imola hinüber. Ihre Augen glänzten vor Freude, und ein froher Schein lag auf ihrem Gesicht. Sie wandte den Kopf und lächelte ihm zu. „Sieh auch hin“, bat sie. Nor seufzte. Mitten auf dem Bildschirm, der fast die ganze Stirnseite des Steuerraums einnahm, stand die Sonne. Ihre Scheibe war winzig klein, aber ihr Licht grellte weißlich-gelb. Noch flog das Forschungsschiff mit dem Heck voran in die galaktische Ferne hinaus. Gleich würden sie alle vom Andruck der Abbremsung in die Sessel gepresst werden. Da ertönte auch schon das warnende Klingen des Pilotrons, des automatischen Astro-Piloten. Wenig später war das Atmen bereits schwer. Lasten lähmten die Arme. Die Zeit war zäher Brei ... „Null“, sagte Haton, der Kommandant, mühsam. Der bremsende Strahl des Triebwerks hatte den Flug des Raumschiffes zum Stillstand gebracht. Sekunden nur hing es bewegungslos im Raum. Dann strebte es stetig, mit sanft anwachsender Geschwindigkeit wieder der Sonne zu. Der Druck, der auf allen lastete, schwand. Haton gab das Zeichen zum Verlassen der Plätze. Jeder warf noch einen letzten prüfenden Blick auf die Instrumente seines Pultbereichs. Dann sprangen die Schnellverschlüsse der Gurte knackend auf. Die Kosmonauten erhoben sich aus ihren Sesseln, und ihre Stimmen schwirrten durch den Steuerraum. Nor blieb sitzen. Nachdenklich glitt sein Blick am großen Sichtschirm aufwärts und verweilte auf den blank glänzenden Buchstaben darüber, dem Namen des Raumschiffes. Die Stimmen knäulten sich in seinem Ohr, und er dachte: Ich freue mich mehr als ihr über unsere Umkehr: Imola — was wird uns beiden die Erde bringen? Beo übertönte mit dröhnendem Bass lachend alle Stimmen. Er reckte seine riesige, breitschultrige Gestalt, streckte die Arme nach beiden Seiten aus und umarmte zugleich Ohrid, die Ärztin, und Zepar, den Mathematiker. „Die Erde! Die Erde!“, rief er ein ums andere Mal. „Wem die Sonne winkt, geht die Erde nicht verloren“, zitierte er ein Kosmonauten-Sprichwort. „Wir hätten schon zwei Monate früher umkehren können“, hörte Nor die hohe Stimme Hyads. Es war Hyad anzumerken, dass ihn die gute Stimmung an Bord verdross. Wie töricht, dachte er, sich angesichts des Sonnenscheibchens so zu gebärden, als würde man morgen schon den Fuß auf den Boden des Heimatplaneten setzen. „Die Messergebnisse haben sich seit der Neptunbahn kaum noch verändert. Das war doch vorauszusehen.“ Sein magerer Körper schwang herum, und seine Blicke tasteten schnell über alle hinweg, Zustimmung suchend. „Viel früher wären wir zur Erde zurückgekehrt.“ Sein Finger stieß aufwärts in die Luft. Beos Bass verstummte. Der Expeditionsleiter nahm die Arme von Ohrids und Zepars Schultern. Er strich sich über den glatten schwarzen Bart, der dicht und voll sein Gesicht rahmte. Nachdenklich sah er Hyad an. Ihre Messungen waren doch wichtig für die Photonenraketen, die in einigen Jahren noch weiter in den galaktischen Raum hinausfliegen sollten als die „Astronautic“´ Soweit zunächst. Und wie es weitergeht mit der „Astronautic“ und ihrer Besatzung, das kann man wie schon geschrieben in der wissenschaftlich-fantastischen Erzählung „Asteroidenjäger“ von Carlos Rasch nachlesen, die merkwürdigerweise erstmals bereits 1961 ebenfalls im Verlag Neues Leben Berlin erschienen war und die bei der EDITION digital ebenfalls als E-Book vorliegt. Wie es in der Beschreibung dazu heißt, löse dieses Buch auch einige offene Fragen aus der Science-Fiction-Erzählung „Der Untergang der Astronautic“. Aber vielleicht fangen Sie erst mal damit an? Insgesamt hat die EDITION digital 14 Titel von Carlos Rasch aus den Jahren von 1961 bis 2011 als digitale Version wieder aufgelegt. Und damit sind wir bei den beiden Super-Preis-Angeboten angelangt, die in dieser Woche für jeweils nur 99 Cents zu haben sind: „Das Jakobsweg-Komplott“ von Ulrich Hinse und die Fantasy-Geschichte „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz. Erstmals 2013 war bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe die Kriminalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ erschienen: Mysteriöse Morde lassen die Pilger auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela erschaudern. Zufällig wurde einer der Pilger, der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern, Zeuge einer Tat. Zunächst scheint die Begegnung zufällig. Dann jedoch beginnt eine Mordserie, die parallel zur Pilgerwanderung des Polizisten geschieht. Auch auf Raschke, der offenbar als lästiger Zeuge beseitigt werden soll, werden Anschläge verübt. Für die spanische Polizei wird der Deutsche zum Lockvogel, der sie zu den Tätern führen soll. Schon bald zeichnet sich ab, dass es bei den Morden um das verschwundene Gold der Templer geht und die Jagd nach dem Killer erst in Santiago de Compostela zu Ende sein könnte. Gelingt der spanischen Polizei rechtzeitig die Entlarvung der Täter und Hintermänner oder schaffen es die einfallsreichen Mörder, den deutschen Pilger aus dem Weg zu räumen? Ein spannender Krimi über den Jakobsweg und das Mysterium des Templerschatzes. Zunächst aber stolpert Raschke in die spannende Geschichte – bei seiner Ankunft in Pamplona: „Raschke stolperte. Um ein Haar wäre er beim Aussteigen aus dem Zug mitsamt seinem Rucksack lang auf den Bahnsteig in Pamplona geschlagen. „Himmel, Arsch und Zwirn, das fängt ja gut an“, fluchte er so laut, dass sich einige Reisende irritiert nach ihm umsahen, „das ist kein gutes Omen für eine Pilgerwanderung.“ Gut fünf Stunden vorher hatte sein Flieger in Biarritz aufgesetzt. Bei der Landung war die Maschine ziemlich durchgeschüttelt worden, weil über den Pyrenäen und dem Badeort an der französisch-spanischen Grenze ein heftiges Gewitter tobte. Das Wetter lud nicht dazu ein, nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um dort mit der Pilgerwanderung zu beginnen, wie es viele seiner Mitreisenden taten. Aber das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, sondern war mit der Bahn nach Pamplona gefahren. Jahre hatte er den Traum gehabt, einmal den berühmten Pilgerweg zu wandern. Jetzt war es endlich so weit. Ein Buch war es gewesen, das ihn hatte träumen lassen. Nicht das von Shirley McLaine, Paulo Coelho oder gar von Hape Kerkeling. Nein, ein Buch über den geheimnisvollen Mönchsorden der Templer, der im Mittelalter von vielen Herrschern gefürchtet und wegen seiner ungeheuren Reichtümer beneidet wurde. Die Ritter hatten Burgen, Kirchen und eine Menge anderer Spuren hinterlassen, über die jeder zwangsläufig stolpern musste, der über den Camino de Santiago, wie man den Pilgerweg in Spanien nannte, zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galizien, dem kühlen Nordosten Spaniens, wanderte. Fast achthundert Kilometer zu laufen, erforderte eine gute Vorbereitung und vor allem Zeit. Und genau die hatte der siebenundfünfzigjährige Erste Kriminalhauptkommissar, Chef der Mordkommission in Rostock und vierfacher Großvater, bisher nicht gehabt. Der übliche dreiwöchige Urlaub hätte nicht gereicht, um so weit zu wandern. Sechs Wochen, so hatte er sich ausgerechnet, würde er brauchen. Mit seinen über hundert Kilogramm Lebendgewicht war er kein geübter Wanderer und schon während der Zeit seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei hatte er es verstanden, sich vor den dreißig Kilometer langen Pflichtmärschen zu drücken. Er, der zu Hause selbst die kürzesten Strecken mit dem Auto fuhr. Gedankenverloren kraulte er seinen weißen Vollbart. Den hatte er sich extra wachsen lassen. Zu einem richtigen Pilger gehörte natürlich ein Vollbart, fand er. Als er seiner Frau von dem Vorhaben erzählt hatte, konnte sie nur milde lächeln. Sie wusste aus mehr als dreißig Ehejahren wie sinnlos es war, ihren Mann von etwas abzuhalten, was er sich fest in den Kopf gesetzt hatte. Lediglich auf einem Handy hatte sie bestanden, um Verbindung halten zu können. Erst hatte er sich geweigert, eines mitzunehmen, dann aber zugestimmt, um sie zu beruhigen. Ganz anders seine Kinder. Opa pilgert, hatten sie spöttisch bemerkt, als sie von seinem Plan erfuhren. Er möge seinen Urlaub besser mit Mutti an der See verbringen oder eine Wellness-Kur machen, als allein durch Nordspanien zu laufen. Ruf uns an, wir holen dich ab, hatten seine Kollegen großzügig angeboten und hinter seinem Rücken Wetten abgeschlossen, ob er eine oder zwei Wochen durchhalten würde. Mehr würde er auf keinen Fall schaffen und die meiste Zeit sowieso mit dem Bus, einem Taxi oder per Anhalter unterwegs sein. Aber Raschke hatte unbeirrt an seinem Plan gearbeitet. Immer wieder war er in Outdoor-Läden gewesen, hatte sich zu Wanderunterwäsche, Socken und Oberbekleidung beraten lassen, über die Notwendigkeit jedes einzelnen Ausrüstungsgegenstandes nachgedacht, Karten gekauft, Pilgerführer studiert und sehr umsichtig seine Ausrüstung zusammengestellt. So war er schließlich auf knapp acht Kilo Gepäck gekommen. Den orangefarbenen Rucksack hatte er wie alle anderen Pilger auf der Rückseite mit einer Jakobsmuschel verziert. So erkannte man sich untereinander und war zudem für jeden in Spanien als Pilger erkennbar. Seine knallrote Windjacke, ein breiter, heller Sonnenhut, ein so genannter Sombrero, gut eingelaufene Wanderstiefel, mit denen er ausgiebig an den Wochenenden trainiert hatte, zwei Wanderstöcke und, ganz wichtig, der Pilgerpass als Legitimation für die Herbergen und Dokumentation seiner Reise beim Pilgerbüro in Santiago komplettierten seine Ausrüstung. Er hatte den Urlaub von zwei Jahren zusammengelegt, etliche Überstunden anwachsen lassen und als genug Zeit zusammengespart war, seinen Chef um den langen Urlaub gebeten. Der Direktionsleiter war nicht sonderlich begeistert gewesen, auf seinen Kommissariatsleiter so lange verzichten zu müssen, hatte aber dann doch knurrend den Antrag unterschrieben. Jetzt war er angekommen und bereit, allen zu zeigen, dass er mit achtundfünfzig Jahren noch in der Lage war, eine solche Leistung zu bringen.“ Das zweite in dieser Woche für nur 99 Cents ganz besonders preiswerte E-Book ist die Fantasy-Geschichte „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“, das erste Buch von Johan Nerholz, das 2016 bei der EDITION digital ebenfalls sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe erschienen war: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren, auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Das Buch, dem Mitte Februar dieses Jahr ein zweiter Teil folgen wird, beginnt mit einem bereits kurz erwähnten ziemlich mysteriösen Autounfall – oder war es doch ganz anders?: „Der Tod der Bannherrin An einem einsamen Feldweg stand ein alter Baum, dessen Stamm vollständig mit Moos überwuchert war. Er war schon lange ohne Leben und konnte jeden Augenblick umfallen, die Fäulnis war unübersehbar. In dieser einsamen Gegend gab es erst einige Kilometer entfernt Dörfer. In der feuchtkalten und nebeligen Dunkelheit konnte niemand sehen, was gerade am toten Baum geschah. So waren sich die Vögel, die auf dem Baum saßen, sicher, dass sie ungestört blieben. Ein riesiger Rabe und ein weiterer, viel kleinerer Vogel saßen dort und rührten sich nicht. Sie schienen auf etwas zu warten und dann kam tatsächlich noch ein Rabe angeflogen. Er ließ sich bei den oben sitzenden Vögeln nieder und schüttelte ausgiebig sein Gefieder. „Es ist wahr. Sie sind beide tot“, sagte der angekommene Rabe. „Ist das alles?“ Der große Rabe sah den Neuankömmling erwartungsvoll an. Dieser fuhr fort: „In wenigen Augenblicken wird die Polizei der Menschen angekommen sein. Die Feuerwehr ist schon da. Sie sprechen von einem Unfall. Man sagt, dass die Kriminalpolizei unterwegs ist.“ Der Vogel japste und begann zu zittern. „Man wird nichts finden.“ Der dritte Rabe, ein weibliches Tier, hatte sich zu Wort gemeldet. „Bist du dir so sicher, Antarpha?“, fragte der Neue. „In solchen Fällen findet man nie etwas“, antwortete ihm die Rabenfrau. „Die anderen haben nichts gemerkt?“ Der große Rabe hatte sich wieder an den Neuankömmling gewandt. Der plusterte sich auf. Ihm schien das Wetter nicht zu gefallen. „Nein! Die Sache mit der Kleinen hat unser Ausbilder Taukius schnell und gründlich erledigt“, erläuterte er. „Wer war alles dabei?“ Der große Rabe war neugierig. „Schwer zu sagen, Rontur. Jedenfalls viele und nicht nur von uns! Alle haben das als letzten Dienst an ihr betrachtet. Es war noch keiner von den Menschen da, als Taukius handelte.“ „Was ist mit dem Kind?“, fragte Antarpha. „Das dürfte jetzt zu Hause sein. Niemand außer uns weiß, dass es dabei war.“ „Gut so!“, war die Rabenfrau wieder zu hören. „Die armen Großeltern der Kleinen! Werden sie es schaffen?“ In der Stimme des zuletzt angekommenen Raben klang großes Bedauern mit. „Das werden sie!“ Das Weibchen klang zuversichtlich. „Kennt jeder seine Aufgabe?“ Der große Rabe war hellwach. Er schien die letzten Worte seiner Gesprächspartnerin zu ignorieren. „Es ist lange her, dass wir so eine gefährliche Situation hatten. Aber ich denke, jeder weiß, was zu tun ist. Die Jungen funktionieren erstaunlich gut. Auch der Riesengeier Reikosch ist gekommen, als er von der Sache erfuhr und hilft uns.“ „Was tut er?“ Rontur schien überrascht zu sein. „Er überwacht den Luftraum! Sollten die Jungen einen Fehler machen, gleicht er diesen ganz sicher aus. In der Senke ist auch alles gut. Dort kümmern sich Griseldis und die Wasserhexe Iri um die Sicherheitsvorkehrungen. Da geht nichts schief.“ „Schön. Aber was hat Reikosch mit der Sache zu tun?“ Der große Rabe wunderte sich immer noch. „Nichts. Aber er dachte sich, ein bisschen Hilfe könne nicht schaden. Auch er kannte schließlich die Frau.“ Rontur blickte in die Dunkelheit und nickte versonnen. „Stimmt, und mit seiner Hilfe liegt er sogar richtig.“ „Schön, dass Reikosch dabei ist. Er ist ein alter Haudegen. Mit dem wird so schnell keiner fertig“, sagte die Rabenfrau. „Ich bedauere alles zutiefst. Aber nun können wir es wohl nicht mehr ändern.“ Der Neuankömmling warf einen hoffnungsvollen Blick auf den großen Raben. Dieser schüttelte den Kopf. „Das können und dürfen wir nicht. Es wird wohl in Zukunft für uns nicht einfacher werden.“´ Und wie man schon während dieser ersten Zeilen merkt, liefert „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz ein spannendes Lese-Abenteuer. Viel Vergnügen und viel Vorfreude auf den in Kürze erscheinenden Teil 2. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3896 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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Wo liegt eigentlich das Paradies? Heimspiel für Ulrich Hinse aus Pinnow am 20. Oktober in Pinnow
GODERN bei Schwerin – Wo liegt eigentlich das Paradies? Für João Lourenço, den ursprünglich aus Deutschland stammenden Tempelritter, liegt es eine zweiundzwanzigtägige Schiffsreise von Portugal aus entfernt hinter dem Ozean. Dort finden er und seine Gefährten, die mit der wiederaufgebauten „Buscard“ weiter als alle anderen vor ihnen nach Süden gesegelt waren, untrügliche Zeichen: „Ja, das ist es. Die Felder hinter dem Dorf sind fruchtbar, die Bäume hängen voller Früchte und im Wald gibt es jede Menge Federvieh und Wild. Die Gewässer hier rund um das Dorf sind voller Fische. Die Menschen laufen so herum, wie uns die Bibel das Leben von Adam und Eva erzählt. Es ist das Paradies. Da gibt es keinen Zweifel.“ So steht es in dem historischen Romans „Der Traum des Templers und seine Reise über das Atlantische Meer“ von Ulrich Hinse, mit dem dieser seinen Bestseller „Das Gold der Templer. Ein historischer Roman über den Verbleib des Templerschatzes anno domini 1307“ auf spannende Weise fortsetzt. Ein Teil der verfolgten Ritter des Templerordens hatte sich mit einem Teil des unermesslichen Ordensschatzes vor der Verfolgung durch den französischen König Philipp IV. nach Spanien und Portugal retten können. Als die „Buscard“ nach Süden reist, hat sie 15 Kisten mit Gold an Bord – eine Art Lebensversicherung für unerwartete Geschehnisse, aber zunächst vor allem Ballast für das Schiff. Wie sich später herausstellt, kann man im Paradies mit diesen irdischen Schätzen, die man weder essen noch trinken kann, nicht viel anfangen. Auch das Paradies selbst erweist sich als trügerisch. Und am Ende bleiben von der Expedition nur noch zwei Mann übrig: Tempelritter João Lourenço selbst und sein muslimischer Freund, der Arzt Kasim. Und auch ihre Wege werden sich trennen. Aber bis dahin sind viele spannende Abenteuer zu bestehen und viel über mehr oder weniger offensichtlich ausgetragene Feindseligkeiten zwischen Christen und Muslimen zu erfahren. Hinse versteht es erneut, seine Leser in eine so ganz andere, faszinierende Welt zu entführen und er lüftet ein Geheimnis des ersten Teils: das Versteck des Goldes. Seinen spannenden historischen Roman stellt Autor Ulrich Hinse aus Pinnow am 20. Oktober 2016 während einer Lesung im Gasthaus Petersberg in Pinnow vor. Das literarische Heimspiel beginnt um 19.30 Uhr. Bevor der 1947 im westfälischen Münster geborene Autor Ulrich Hinse mit dem Bücherschreiben begann, war er ein Berufsleben lang Kriminalbeamter – sowohl im Bundeskriminalamt als auch im Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern und als Referent für Polizeiliche Prävention im Innenministerium des Landes. Zudem hat er hier in MV den Staatsschutz aufgebaut. Vieles davon ist in dem 2002 erschienenen autobiografischen Buch „Wer will schon nach MeckPomm?“ nachzulesen. In weiteren Büchern schöpfte Hinse aus seiner eigenen Erfahrung als Kriminalist und erfand unter anderen den scheinbar vornamenlosen Chef der Schweriner Mordkommission, Erster Kriminalhauptkommissar Raschke. Aber auch historische Themen fanden und finden das Interesse des 2005 mit dem Krimipreis der 10. Schweriner Literaturtage ausgezeichneten Gewinners mehrerer norddeutscher Krimiwettbewerbe. Auch die beiden Templer-Romane von Hinse sind sowohl als Druckausgabe wie auch als E-Books in Buchhandlungen sowie unter edition-digital.de, bei Weltbild, Google, Apple und Amazon zu haben. Die vor 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit rund 850 Titel (Stand Oktober 2016) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger, Gerhard Branstner und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 150 E-Books und gedruckte Bücher neu. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3681 sowie http://www.edition-digital.de/Hinse/Templermeer/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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Spannender Besuch bei den Wikingern – E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Dieser historische Roman von Heinz-Jürgen Zierke gehört aus guten Gründen zu den Verlagsbestsellern der EDITION digital aus Godern bei Schwerin. In „Odins Schwert“ erzählt der Autor sehr bildhaft und konkret aus der Zeit der Wikinger, beschreibt genau, wie die Menschen damals gelebt, gekämpft und auch geliebt haben. Und an welche Götter sie glaubten, denen sogar Menschen geopfert werden sollen. Nur wenige Seiten braucht es, dann ist man in dieser Zeit gefangen, denkt und fühlt mit den Helden des Buches. Voller Spannung verfolgt man die Handlung, in der Ansgar versucht, die an ihm verübte Gewalt zu rächen. Dabei kommt ihm ein Zeichen Gottes zu Hilfe – Odins Schwert. Das erstmals 1990 veröffentlichte spannende Buch von Heinz-Jürgen Zierke ist der erste von insgesamt sechs aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 07.10. - Freitag, 14. 10.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Ebenfalls aus vergangenen Zeiten berichtet Ulrich Hinse in seinem historischen Roman „Der Traum des Templers und seine Reise über das Atlantische Meer“ – der erst in diesem Jahr erschienenen Fortsetzung seines ebenfalls viel gekauften Vorgängers „Das Gold der Templer. Ein historischer Roman über den Verbleib des Templerschatzes anno domini 1307“. Wieder einmal geht es um den geheimnisvollen Orden und darum, wie nach dessen Zerschlagung der unermessliche Schatz gerettet werden kann. Ebenfalls gestellt wird die Frage, wo eigentlich das Paradies liegt. Für João Lourenço, den ursprünglich aus Deutschland stammenden Tempelritter, liegt es eine zweiundzwanzigtägige Schiffsreise von Portugal aus entfernt hinter dem Ozean. Dort finden er und seine Gefährten, die mit der wiederaufgebauten „Buscard“ weiter als alle anderen vor ihnen nach Süden gesegelt waren, untrügliche Zeichen: „Ja, das ist es. Die Felder hinter dem Dorf sind fruchtbar, die Bäume hängen voller Früchte und im Wald gibt es jede Menge Federvieh und Wild. Die Gewässer hier rund um das Dorf sind voller Fische. Die Menschen laufen so herum, wie uns die Bibel das Leben von Adam und Eva erzählt. Es ist das Paradies. Da gibt es keinen Zweifel.“ Vom Paradies in die DDR, in die noch junge DDR. Von der Liebe zweier Menschen in dieser Zeit erzählt Siegfried Maaß im zweiten Teil seiner „Milchstraßen“-Reihe „Im Schatten der Milchstraße“ aus dem Jahre 2010. Die Rede ist von Susanne und Steffen, deren Weg vom Standesamt direkt zum kleinen Franzosen führt, und zwar in dessen Fotoatelier. Als das junge Brautpaar eben dieses Fotoatelier wieder verlässt, hat es einen echten Freund gewonnen, in dessen Haus es unerwartet seine Unterkunft findet. Susanne und Steffen sind glücklich. Dennoch wird ihr gemeinsamer Lebensweg von dem bestimmt, was sie Staatsmacht nennen. Die Familie der besten Freundin ist über Nacht „abgehauen“, der beste Freund meldet sich freiwillig zur Volksarmee, weil ihm dafür ein Studienplatz versprochen wird. Und dann trifft ein Brief aus dem Westen ein und bald darauf erscheint der darin angekündigte Besuch, der Ärger mit der Staatsmacht bedeutet. Und von nun an wird vieles anders. Lebens- und Liebesgeschichten aus einer vergessenen Zeit, einer scheinbar vergessenen Zeit. Ein paar Jahre vor dieser Zeit der noch jungen DDR spielt die Handlung in „Die Lüge“ von Herbert Otto. Der Leser erlebt in diesem ebenso spannenden wie wahrhaftigen Buch die Realität des Gefangenenalltags deutscher Soldaten in sowjetischen Lagern. Hunger, Typhus, Korruption, Selbstmord und verzweifelte Fluchtversuche sind der Alltag, aus dem heraus allmählich die Ahnung einer künftigen sinnvollen Existenz wächst. Und da ist der junge Soldat Alfred Haferkorn, der schreckliche Angst vor seiner Entdeckung hat: Er will die Bilder zurückdrängen, denn er hat gar nicht auf die Partisanen geschossen, aber das junge Mädchen, die beiden Männer, sie erscheinen immer wieder vor seinem inneren Auge. In höchster Not lügt er, nennt ein falsches Regiment. Und eines Tages taucht im Lager Major Krebs auf – allerdings unter einem anderen Namen. Major Krebs hatte den Erschießungsbefehl erteilt, und Haferkorn will nicht zulassen, dass er ungeschoren davonkommt … Erstmals gedruckt worden war das allererste Buch von Herbert Otto, das auch ins Bulgarische, Ukrainische und Ungarische sowie sogar ins Chinesische übersetzt wurde, 1956 im damaligen Verlag Kultur und Fortschritt Berlin, einem später vor allem auf Übersetzungen sowjetischer Bücher spezialisierten Verlag der DSF. Autor Herbert Otto war bei seinem literarischen Debüt übrigens gerade 31 Jahre jung. „Wetterleuchten über Isenheim“ – so lautet der Titel des erstmals 2002 veröffentlichten Grünewald-Romans von Ingrid Möller. Im Mittelpunkt dieses Buches steht der unter dem Namen Matthias Grünewald bekanntgewordene Maler Mathis Neithart. Neben Albrecht Dürer war Grünewald der expressivste deutsche Maler an der Wende von der Spätgotik zur Renaissance. Sein großes Hauptwerk, der Isenheimer Altar, war zwischen 1512 und 1516 im elsässischen Antoniterkloster entstanden. Dort wurden am Antoniusfeuer Erkrankte gepflegt. Im Mittellalter hielt man diese auch als „Heiliges Feuer“ bezeichnete Pilzvergiftung für eine ansteckende Krankheit. Sehr anschaulich und mit großer Detailkenntnis zeichnet Ingrid Möller in „Wetterleuchten über Isenheim“ ein Bild jener Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs der Bauernkriege und Reformation. Die Autorin lässt ihre Leser in das Leben des berühmten Künstlers eintauchen und an seinem Schaffen teilhaben. Einst Erzbischöflicher Hofmaler in Mainz, lebte Grünewald am Ende seines Lebens - nach erniedrigenden Bittgängen - sozial entwurzelt in Halle. Geblieben aber sind seine berühmten Werke. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3677 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years
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Zweiundzwanzig Tage bis ins Paradies - „Gold der Templer“ 2 von Ulrich Hinse bei EDITION digital
GODERN bei Schwerin – Wo liegt das Paradies? Für João Lourenço, den ursprünglich aus Deutschland stammenden Tempelritter, liegt es eine zweiundzwanzigtägige Schiffsreise von Portugal aus entfernt hinter dem Ozean. Dort finden er und seine Gefährten, die mit der wiederaufgebauten „Buscard“ weiter als alle anderen vor ihnen nach Süden gesegelt waren, untrügliche Zeichen: „Ja, das ist es. Die Felder hinter dem Dorf sind fruchtbar, die Bäume hängen voller Früchte und im Wald gibt es jede Menge Federvieh und Wild. Die Gewässer hier rund um das Dorf sind voller Fische. Die Menschen laufen so herum, wie uns die Bibel das Leben von Adam und Eva erzählt. Es ist das Paradies. Da gibt es keinen Zweifel.“ So steht es in dem neuen historischen Romans „Der Traum des Templers und seine Reise über das Atlantische Meer“ von Ulrich Hinse, mit dem dieser seinen Bestseller „Das Gold der Templer. Ein historischer Roman über den Verbleib des Templerschatzes anno domini 1307“ auf spannende Weise fortsetzt. Ein Teil der verfolgten Ritter des Templerordens hatte sich mit einem Teil des unermesslichen Ordensschatzes vor der Verfolgung durch den französischen König Philipp IV. nach Spanien und Portugal retten können. Als die „Buscard“ nach Süden reist, hat sie 15 Kisten mit Gold an Bord – eine Art Lebensversicherung für unerwartete Geschehnisse, aber zunächst vor allem Ballast für das Schiff. Wie sich später herausstellt, kann man im Paradies mit diesen irdischen Schätzen, die man weder essen noch trinken kann, nicht viel anfangen. Auch das Paradies selbst erweist sich als trügerisch. Und am Ende bleiben von der Expedition nur noch zwei Mann übrig: Tempelritter João Lourenço selbst und sein muslimischer Freund, der Arzt Kasim. Und auch ihre Wege werden sich trennen. Aber bis dahin sind viele spannende Abenteuer zu bestehen und viel über mehr oder weniger offensichtlich ausgetragene Feindseligkeiten zwischen Christen und Muslimen zu erfahren. Hinse versteht es erneut, seine Leser in eine so ganz andere, faszinierende Welt zu entführen und er lüftet ein Geheimnis des ersten Teils: das Versteck des Goldes. Bevor der 1947 im westfälischen Münster geborene Autor Ulrich Hinse mit dem Bücherschreiben begann, war er ein Berufsleben lang Kriminalbeamter – sowohl im Bundeskriminalamt als auch im Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern und als Referent für Polizeiliche Prävention im Innenministerium des Landes. Zudem hat er hier in MV den Staatsschutz aufgebaut. Vieles davon ist in dem 2002 erschienenen autobiografischen Buch „Wer will schon nach MeckPomm?“ nachzulesen. In weiteren Büchern schöpfte Hinse aus seiner eigenen Erfahrung als Kriminalist und erfand unter anderen den scheinbar vornamenlosen Chef der Schweriner Mordkommission, Erster Kriminalhauptkommissar Raschke. Aber auch historische Themen fanden und finden das Interesse des 2005 mit dem Krimipreis der 10. Schweriner Literaturtage ausgezeichneten Gewinners mehrerer norddeutscher Krimiwettbewerbe. Unter www.ddrautoren.de, bei Weltbild, Apple und Amazon und in allen Buchhandlungen sind die beiden Mittelalter-Bücher, die eigentlich auch eine Verfilmung wert sind, sowohl als E-Books wie auch als gedruckte Fassung zu haben. Die vor 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Als erstes digitales Erzeugnis war 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ erschienen. Als erstes tatsäch-liches E-Book legte der Verlag zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky vor. Heute sind es mehr als 750 Titel (Stand Februar 2016) von 100 DDR-Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu, so als Nächstes unter dem Titel „Flaschendrehen“ der zweite Band von „Mäxchen und Pauline“ des 1936 in Magdeburg geborenen Schriftstellers Siegfried Maaß, dazu weitere zehn seiner Nachwendebücher. Und EDITION digital bringt „Flaschendrehen“ auch als gedrucktes Buch heraus. Titelbilder können Sie unter http://www.ddrautoren.de/presse.htm herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3556 sowie http://www.ddrautoren.de/Hinse/Templermeer/templermeer.htm. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.ddrautoren.de
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