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fabiansteinhauer · 2 months

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Wozu Anfängerübung?

Wir trainieren (machen wiederholt Züge), um zum Recht grundlegend zu forschen, indem man immer wieder anfängt, zum Beispiel mit Googeln. Auf die Frage, was denn eigentlich das Recht sei, hat man ein paar klare Wort mit Hilfe von Google (Prof. Dr. Hilde von Guggel) sehr schnell parat, die Antwort ist ordentlich formuliert, dass man sich nicht daran stören muss, dass Programme wie ChatGPT sie geschrieben haben:

Recht ist "eine Gesamtheit zueinander in systematischem Zusammenhang stehender Anordnungen und Normen zur Regelung des Verhaltens einzelner Menschen, um deren Zusammenleben zu ordnen, Konflikte zu lösen und Kooperationen zu organisieren."

Sehr gut gegoogelt, 18 Punkte, stimmt alles. Die Teilnehmer an einer Anfängerübung sollen ein Essay schreiben, sie könnten ChatGPT nutzen und alles ginge schnell und gut, systematisch, würde perfekt - müsste auch nicht durchdacht werden, nicht von Menschen aus Fleisch und Blut, nicht dann, wenn es ohnehin doch Systeme sind, die kommunizieren und wenn ohnehin die Wissenschaft, wie Wissenschaftler sagen, die Studierenden mit vier anthropologischen Kränkungen darüber belehrt haben, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Seins steht, der Mensch nicht auf der großen Linie der Schöpfung steht, der Schreiber nicht Herr im eigenen Haus ist und der systematische Zusammenhang ohnehin kybernetisch in den Systemen liegt. Die Hälfte der Juristen, vielleicht mehr, wird man sich sparen können - und wer Rechtswissenschaft studiert, um sich etwas sparen zu können, sollte anfangen zu googeln und Google zu nutzen, dann kann man nach Abschluss des Studiums endlich sich sparen, Juristin oder Jurist zu sein - mit Würstchenbuden an guten Standorten verdient sich eventuell ohnehin mehr Geld, ist man Eigentümer von Google sogar noch mehr.

Die Anfänger, die ChatGPT nutzen, um einen Essay zu schreiben und diesen Essay schreiben lassen, würde nicht einmal die Routinen unterbrechen, darum sehen automatisch geschriebene Essays auch so aus wie andere geschriebene Essays, weil das Schreiben eine Kulturtechnik ist, in der man abschreibt, als ob man schreiben würde, dabei aber ab und zu so schreibt, als ob man abschreiben, nämlich als ob Zitate durch Zeit und Raum unberührt von hier nach versetzt würden, wie sanft transportierte chinesische Vasen. Schreiben stellt Letter so, als ob sie stünden, als ob der Schreiber etwas festgestellt hätte.

Wenn Studierende mit ihrem automatisierten Schreiben durchkommen, warum sollte man dann gekränkt sein? Wenn sie im Studium damit durchkommen, Maschinen einzusetzen, statt selber zu schreiben und wenn sie später im Beruf bis zur Rente damit durchkommen, warum sollte man dann gekränkt sein und ihnen Vorwürfe machen? Offensichtlich war doch das Schreiben nicht so schlimm und die anthropologischen Kränkungen sind doch viel älter als die Studierenden heute, da muss man nicht wieder gekränkt sein und keine neuen Vorwürfe machen.

Wenn die Anfänger mit Googeln und ChatGPT nicht durchkommen, wenn sie damit irgendwann vor die Wand laufen, weiß man auch nur, dass Kinder eben Medien der Erziehung sind, man sagt ihnen was, aber was ankommt, das hat man nicht im Griff. Nicht weil Kinder oder Anfänger korrupt oder verkommen sind, erzieht man Kinder und Anfänger. Weil die Welt kaputt ist, darum erzieht man Kinder und Anfänger, man will sie gerne als Objekt oder Ziel der Erziehung und Korrektur begreifen, aber vieles spricht für Luhmanns These, dass Kinder und Anfänger nur ein Medium der Erziehung sind. Wie die Luft ein Medium für Geräusche und Licht ist, so lassen Kinder und Anfänger Erziehung durchgehen. Bildung auch. Studium auch. Dass Anfänger, die noch anfängerhaft schummeln, bestraft werden, liegt am Recht. Natürlich ist das nicht, das ist eher annormal und eine künstliche Barriere, deren Nebenwirkung darin liegt, fabrizierte Juristen knapp und exklusiv, wertvoll, veredelt und gut gemacht zu halten. Keine unbedingt schlechte, aber auch nicht unbedingt gute Nebenwirkung.

Was ist das Recht? Aby Warburg hat nicht gegoogelt.

Man kann ihn als jemanden beschreiben, der etwas von den Subjekten hat, die man im 15. Jahrhundert den freien Künsten und damit dem freien Gewerbe zurechnete, so wie man das heute bei Wissenschaftlern, Künstlern und Rechtsanwälten macht (aber nicht bei Staatsbeamten, nicht bei Staatsanwälten, verfassungstreuen Professoren, Richtern und Ministerialbeamten). Man hat einmal Leute in freie Künsten und freies Gewerbe entlassen, sie dabei aus den Zünften und Zugehörigkeiten gelöst, vielleicht nur, um sie frei und ungehindert käuflich und korrumpierbar zu machen. Wenn das ein niederträchtiger Grund war, dann hatte das den Vorteil, dass diese Subjekte von allen und mit allem käuflich und korrumpierbar waren, also nicht eine Welt und nicht eine Institution, nicht einen Gott und nicht einen Chef, nicht einen Auftraggeber, sondern industriell viele Chefs und prekär viele Auftraggeber, anonyme und massige Berufungen hinter sich hatten, eine durchgehend und anhaltende rückende Welt im Rücken hatten. Der Vorteil: man hat die Unangestellten, Ungehörigen und frei Käuflichen mit allem korrumpiert und belastet, wie ein Atlas belastet wird. Luhmann ist Professor geworden, so sagte er einmal, weil er als Anwalt zuviele Chefs hätte. Freiheit belastet, dann lieber Bielefeld als ein Übermass an Kontingenz.

Die Klausur ist eine Kulturtechnik, deren Name aus dem katholischen, kanonischen Recht übernommen wurde, dort noch eine abgeschlossene Architektur bezeichnete, in der keusch lebende Ordensmitglieder sich sammeln sollten, um 'ungeteilten Herzens' (ohne Ablenkung) sich auf eine Zukunft, die göttlich sein sollte, fokussieren zu können. Die Klausur war nicht für die Belastungen und Laster freier Künste und Gewerbe gedacht, sondern für Rückzieher, die einem Orden anhängen und damit einer Ordnung, deren wesentliches Merkmal darin besteht, ordentlich und bereits geschöpft zu sein. Die Schöpfung war schon da, da musste niemand mehr schöpfen, allenfalls Verdacht, wenn jemand etwas daran kaputt machte. Frei war die Ordnung nicht, das wäre nur der Umgang damit, darum konnte man eine Klausur auch umgehen. Ohnehin wäre eh nicht Platz für alle in einer Klausur, die Klöster waren doch recht klein, vergleichbar mit der Bucerius Law School, die zwar schon einen großen Eindruck macht, aber im Vergleich zu dem, was noch so in Hamburg passiert und rumsteht, doch auch wieder klein wirkt. Wie es an der Law Clinic der Bucerius Law School heißt: Schon für die Arbeitsmigranten und Hartz4-Empfänger ist der Zugang limitiert, zu den Öffnungszeiten der Law Clinic gibt es Platz, sonst nicht, sonst nur für jetzige oder baldige Top-Elite Juristen. Etwas knirscht hier, etwas stimmt nicht daran, aber darum machen wir auch Grundlagenforschung.

Unter anderem der preußische Nationalstaat hat die Klausur zu der Einrichtung eines Schreibens gemacht, das den preußischen Staatsbeamten aus den Unterschieden einer stratifizierten und ungleichen Gesellschaft lösen sollte, sein Lesen und sein Schreiben standardisieren sollte. Die Herkunft sollte neu definiert werden, andere Herkünfte abgeschnitten werden. Wenn man schon von Geburt auf Schreiben und Lesen und angemessen amtlich zu reden gelernt hatte, wie man in der Klausur schreiben und lesen und angemessene Rede imitieren sollte, war das kein Hindernis, das war vorteilhaft. Hatte man aber vorher sich auf das Reiten, Jagen und Fechten, den Tanz auf den Bällen, auf Ackerbau und Viehzucht, Näherei und Steinhauerei, Lumpensammlerei und Abwasch fokussiert, sollten diese anderen Techniken nun keine Rolle spielen, als ob das Proletariat, Das Bürgertum und der preußische Adel damit gleiche Chancen hätten und als ob der Standard eine Gleichung für Gleichheit wäre.

Die Klausur ist eine Zensur, drum gibt es die Zensuren, und eine der tragenden Kulturtechniken im Apparat eines Staates, der in mehrfachem Sinne national ist, auch Imperien wie das Chinesische oder das Russische Imperium können mit Hilfe solcher Klausuren einen rationalen, technischen und 'nationalen', von fremdem Schreiben geklärten Apparat einrichten. Unumwunden sei gesagt: das ist eine monumentale, integrative Leistung, wenn man Juristen fabriziert, die einem standardisierten Berufsbild Rechnung tragen sollen. Die Klausur hat Wunder geleistet und leistet sie immer noch, ihre Standardisierung ist erstaunlich. Sogar Golden Toast weist im Geschmack zwischen Westerland und Garmisch-Partenkirchen mehr Unterschiede auf, als die standardisierte Klausur in den Rechtswissenschaften. Warum sollte man die abschaffen? Warum sollte man Golden Toast abschaffen? Standards, rigide Standards haben den Vorteil, auf griffige und klare Weise widerständig und insistierend zu erscheinen, sogar flexibel zu machen. Man kann sie leicht trainieren - und leicht umgehen, leicht mitmachen, muss sich nur darauf einlassen und darf es nicht persönlich nehmen, sich persönlich nichts auf gute oder schlechte Zensuren einbilden, es ist Technik. Nicht darauf einbilden, wenn man Klausuren schreibt und nichts darauf einbilden, wenn man sich weigert, so etwas zu tun. Edmund Stoiber, warum sollte man so ein golden wertvolles Subjekt abschaffen? Er leistet viel, weil seine bürokratischen Techniken viel leisten, manchmal schon in 10 Minuten! Im Grunde genommen in 10 Minuten hat er die Gründe genommen, im Grund genommen hat er in 10 Minuten, 10 Minuten den Anfang genommen und das Ende erreicht. 10 Minuten! Mit dem Zug!

Ein Essay ist für eine Welt da, in der ungewiss ist, was das Recht ist und in der ungewiss ist, was man macht, wenn man Recht mitmacht. Das Subjekt, das einen Essay schreibt, kann auch ein Staatsbeamter sein, oft genug hat die Widerständigkeit und Insistenz der Klausur (einem verschlossenen Schreiben) Typen wie E.T.A. Hoffmann oder Franz Kafka zum strengen, scharfen und klugen Schreiben über Schlösser gebracht. So ein Amtswalter muss das Subjekt aber nicht sein. Ein Essay kann in Schreibstunden stattfinden, die nächtlich und traumhaft sind oder sich geben wie die Schreibstunden der Nambikwara, von denen Levi-Strauss und Cornelia Vismann in den Traurigen Tropen und aus Anlaß einer archäologischen Aktenkunde schreiben. Der Essay in einer Anfängerübung zur Grundlagenforschung soll anfangen zu üben, dass man in dem, was man vom Recht weiß, eventuell immer noch, auch nach angeblich 3000 Jahren westlichem Denken, 2000 Jahren römischem Recht und angeblich 1000 Jahren Rechtswissenschaft und angeblich 200 Jahren akademisch-universitärer und staatlich geprüfter Rechtswissenschaft immer noch am Anfang steht und immer noch nicht weiß, was richtig und was falsch ist, wenn man Recht mitmacht.

Es kann sein, dass es richtig ist, ein Gutachten zu schreiben, dann sollte man üben, ein Gutachten zu schreiben. Es kann sein, dass es richtig ist, einen Zettelkasten zu füllen, dann soll man Zettel füllen. Es kann sein, dass es richtig ist, zu protokollieren, zu kommentieren, so ordentlich strukturiert und dazu noch bescheiden zu schreiben, wie Dieter Grimm oder Anna-Bettina Kaiser, wie Christian Bumke oder Annelise Riles. Kann auch alles falsch sein. Was ich mache, kann ein hilfreiches Beispiel sein, sogar noch dafür, wie man es gerade nicht tun sollte. Man kann nur anfangen zu üben, in dem anfängt zu üben und nur üben, anzufangen, indem man übt anzufangen.

#anfängerübung

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chotyo · 1 year

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Annormalizeされた人生。

時に、西暦2006年。

中1の夏休みに私はある映画と出会う。

「日本沈没」（原作・小松左京／監督・樋口真嗣）

とにかくセンセーショナルだった。

言わずと知れた災害大国でこんなフィクションが許されるとは。

数日後、それが全ての始まりだった。

書店にて見つけた漫画が私の全てを変えた。

「日本沈没」（原作・小松左京／漫画・一色登希彦）

原作や映画を遥かに上回る衝撃が私の脳を駆け巡った。

すべての日本人はこの漫画を読むべきと本気で思った。

そこからは地球物理に興味を持った。

世界のどこかで地震や火山噴火が起こるたびに興奮していた。

過去の災害遍歴に思いを馳せていた。

一色版「沈没」も完結まで欠かさず単行本を購読し続けだ。

とにかく「日本沈没」の世界にのめり込んだ数年間だった。

2009年。

TV放送で初めてそれを目撃し、踊った。

「ヱヴァンゲリヲン新劇場版：序」（総監督・庵野秀明）

あまりの面白さに驚愕した。

「ロボットもの」を毛嫌いしていた自分を呪った。

直ぐにTVシリーズと旧劇場版をすべて視聴した。

私はここから「"エヴァ"の呪縛」にかかったのだ。

「ヱヴァンゲリヲン新劇場版：破」（総監督・庵野秀明）

劇場で初めて観た「エヴァ」の映画だった。

ここからどんな方向に話が変化するのか楽しみだった。

一方で変わらず「日本沈没」も追いかけ続けていた。

そこである事実に辿り着いた。

庵野秀明が一色登希彦と関わっていたこと。

更に、庵野秀明と樋口真嗣が「ナディア」以来の盟友だったこと。

私は無意識にAnnormalizeされていたのだった。

2012年。

3年の沈黙を破り、新たな物語が始まった。

「ヱヴァンゲリヲン新劇場版：Q」（総監督・庵野秀明）

次元を超えた超展開に脳が追いつかなかった。

私もいつの間にか大学生になっていた。

2016年。

無職の私に追い打ちをかける映画と出会った。

「シン・ゴジラ」（総監督・庵野秀明）

未来にはまだまだ可能性があることを教えてくれた。

初めて本格的に観た「ゴジラ」シリーズだった。

翌年に正社員となり、社会の理不尽に飲み込まれた。

現実逃避から死を考えたことが幾度もあった。

そんな中でも「エヴァ」が心の支えだった。

私は「エヴァ」の最後を見届けていないから死ねない。

本気でそう思いながら毎日を生きていた。

そして、2021年。

新型感染症の世界的流行に伴う二度の延期を経て、遂に迎えた。

「シン・エヴァンゲリオン劇場版」（総監督・庵野秀明）

公開初日に3回鑑賞し、翌日は2回鑑賞した。

終映までに累計23回鑑賞し、私の「エヴァ」は終劇した。

その冬、「庵野秀明展」に足を運んだ。

東京展を鑑賞する為に3日も休みを取った。

朝昼2回の入場で、合計5時間。

私はシンの意味でAnnormalizeされたと感じた。

彼が燃え尽きるまでは、まだまだ死ねないと思った。

2022年。

「エヴァ」が終わった後の、次の物語を刮目した。

「シン・ウルトラマン」（脚本・庵野秀明／監督・樋口真嗣）

改めて怪獣映画の面白さに気付かされた。

初めて本格的に観た「ウルトラ」シリーズだった。

その夏、私は山口県宇部市を訪れる。

庵野秀明の故郷を巡る旅。

開催中だった「庵野秀明展」山口展も鑑賞。

そして、憧れだった宇部新川駅も訪れた。

私の夢が叶った瞬間だった。

2023年。

今のところ彼にとっての最後の大仕事を見届けた。

「シン・仮面ライダー」（監督・庵野秀明）

彼の原点に触れ、その圧倒的映像に歓喜した。

初めて本格的に観た「仮面ライダー」シリーズだった。

これが私の、Annormalizeな人生である。

#庵野秀明 #樋口真嗣 #小松左京 #一色登希彦 #日本沈没 #エヴァンゲリオン #シン・ゴジラ #シン・ウルトラマン #シン・仮面ライダー

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