Tumgik
mymindonpages-blog · 4 years
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Tinder & Co. : wie das "für immer und ewig" zu "eine Nacht & das war´s" wurde
Wir leben im 21. Jahrhundert, einer Zeit, in der Online Dating eine dermaßen große Rolle eingenommen hat, sodass klassisches Dating quasi wie ausgestorben ist. Nehmen wir das Beispiel Tinder. Mit Rund 6 Millionen Nutzer, ist Tinder eine der am häufigsten benutzten Dating Apps Weltweit. Zum Vergleich, in den letzten 3 Jahren ist die Zahl der Nutzer um gut 1,6 Millionen gestiegen. Aber woher kommt das ? Wie kann es angehen, dass nach links oder rechts "swipen", den klassischen Smalltalk vollständig ersetzt hat ? Heutzutage lernt man kaum noch Menschen klassisch auf der Straße, beim Einkaufen oder im Café kennen, es läuft alles nur noch Online. Eine Schande in meinen Augen. Wenn ich meine Eltern frage, wie diese sich kennenlernen haben, bekommt meine Mutter ein strahlen in den Augen, denn dann kommt diese eine magische Geschichte. Eigentlich ganz banal wenn man mal darüber nachdenkt, aber doch wieder schön. Es war beim spazieren gehen, meine Mutter wollte einfach nur wissen wie spät es ist und hat einen wildfremden Mann im Park gefragt und so begann die Geschichte, die mittlerweile in eine Ehe übergangen ist, die mehr als 10 Jahre anhält.
Wenn mich meine Kinder später fragen, wie ich ihre Mutter kennengelernt habe, dann möchte ich persönlich nicht sagen, dass wir ein Tinder-Match hatten oder ich ihr einen „Icebreaker“ auf Lovoo oder der gleichen geschickt habe. Vielmehr möchte ich von einem glücklichen Zufall erzählen, sei es im Park, im Café oder ganz banal beim einkaufen. Aber ist das noch möglich ? Ist es möglich, in einer Generation von „Freundschaft Plus“ oder „lass mal was lockeres haben“, die Frau fürs leben einfach so auf der Straße zu finden ? Ich denke ja. Aber es ist trotzdem traurig mitanzusehen, wie die heutigen Generationen keinen Wert mehr auf das Wort Liebe legt. Liebe wird mittlerweile so Inflationär benutzt wie Moin oder Ciao. Das Wort Liebe hat für viele keine Bedeutung mehr in meinen Augen, viele verstehen den Hintergrund nicht mehr und was Liebe eigentlich ausmacht.
Aber ich kann mich auch täuschen, vielleicht bin ich auch einfach nur zu altmodisch. Altmodisch, ich bin Mitte 20 Jahre alt und rede schon von Altmodisch, auch ein Paradoxon für sich. Liebe macht für mich aus, dass man simpel gesagt einander liebt. Dass man alles für den Partner tun würde, seien es gute Zeiten, oder seien es schlechte Zeiten. Liebe darf man nicht leichtfertig verwenden, dieses Wort / dieser Satz „Ich liebe dich“ sollte bedacht gewählt werden, man sollte immer zwischen „lieb haben“ und „lieben“ unterscheiden. Ein Unterschied, der auf den ersten Blick nur aus einer handvoll Buchstaben besteht, aber eine gehörige Bedeutung hinter sich trägt.
Ich habe meine Freunde lieb, auf einer platonischen Ebene, aber lieben tue ich sie nicht. Lieben tue ich meine Familie oder meine Partnerin. Aber kommen wir wieder auf die Grundproblematik zurück, wie aus der Frau fürs Leben, die Frau für eine Nacht werden konnte. Ich glaube man könnte sich darüber kaputt philosophieren, aber in meinen Augen gibt es da eine leichte Teste.
Die Angst, Angst vor der Bindung. Angst davor, verletzt zu werden, Angst davor „etwas zu verpassen“. Aber wieso sollte man Angst haben etwas zu verpassen ? Weil einem die Welt dies so vorlebt, die Welt in allen Social Media Kanälen die es gibt, seien es YouTube, Facebook oder Instagram. Es gibt etliche Beispiele dafür, in denen Menschen von ihren exzessiven Party´s erzählen, mit wem sie was hatten oder wem sie fast im Bett gelandet wären. Schrecklich wie ich finde, denn so verlieren Menschen ihre Achtung. Menschen werden zu Objekten und Errungenschaften gemacht, ich mag mir nicht ausmalen, wer in meinem Freundeskreis schon was mit wem hatte, wer mit wem Sex hatte oder wer was für Bilder von wem geschickt bekommen hat.
Schaut man auf die Generationen vor meiner zurück und bekommt man z.B. von den Großeltern Geschichten erzählt, bekommt man zu hören wie förmlich alle noch mit einander umgegangen sind, dass man sich noch mit „Sie“ angesprochen hat, höflich zum tanzen aufgefordert hat und einen Respekt einander gepflegt hat, den man sich heute kaum noch vorstellen kann. Damals konnte man man damit Punkten, wenn man adrett gekleidet war, die gängigen Standardtänze beherrschte und einer Frau die Tür aufgehalten hat; heutzutage hat man Listen, in denen man die Sexualpartner bewertet und niederschreibt, damit man prahlen kann, wie viele „Bitches schon weggeflankt worden sind“.
Abscheulich, wenn man mich fragt. Jeden Tag wieder gibt es Situationen, in denen ich mir wünsche nicht zu dieser Generation zu gehören. Aber was für Möglichkeiten bleiben einem ? Entweder geht man den Weg des Eiskalten Kriegers und distanziert sich von dieser Art Menschen, oder man wird einer von ihnen. Keine sonderlich rosigen Aussichten wenn man mich fragt. Ich möchte mich nicht als Unschuldslamm darstellen, natürlich hatte ich auch schon ein One Night Stand,aber es ist nicht der Weg des Lebens, der für mich in Frage kommt. Ich habe Ziele und Träume im Leben, die ich verwirklichen möchte. Ich möchte später eine Frau habe, die ich Liebe, Kinder die ich großziehen darf und ein geregeltes Leben mit einem normalem Job und einem Haus irgendwo, wo ich meine Ruhe haben kann.
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte verlieren. Wie man herauslesen kann, bin ich nicht sonderlich glücklich darüber, dass aus „für immer und ewig“, „eine Nacht & das war´s“ geworden ist. Aber es liegt an jedem einzelnen dies zu ändern. Solange es genug Gegenspieler gibt, die auf das eine Nacht Thema anspringen, wird es weiter passieren. Den Influencer von heute, die diesen Lifestyle pflegen, denen kann man das nicht mehr ausreden, warum auch ? Man sollte lieber den anderen Menschen aufzeigen, dass Liebe und „für immer und ewig“ viel schöner ist, als belangloser Sex und die peinliche Taxifahrt am Morgen danach, wenn es überhaupt soweit kommt.
Ich bin immer noch Felsenfest der Meinung, dass man irgendwo da draußen noch auf einem normalen, klassischen Weg, seine Traumfrau finden kann. Irgendwann werde ich meinen Kinder eine Geschichte erzählen, eine Geschichte wie ich ihre Mutter kennengelernt habe, abseits vom Internet. Aber das alles ist nur die Meinung von mir, wir werden es erleben.
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