Wie gehe ich mit meiner Angst um?
Die aktuelle Lebenlang-Ausgabe steht unter dem Motto „Mut tut gut“. In diesem Rahmen entstand die Idee zu einer Blog-Parade und es wurde dazu aufgerufen sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Zugegeben, es ist ein wirklich großes Thema und ich könnte sehr, sehr viel darüber schreiben. Da das aber vermutlich den Rahmen sprengen und der eine oder andere nicht bis zum Ende lesen würde, habe ich mich auf einzelne Teilaspekte beschränkt. Konkret möchte ich im Folgenden auf Kontaktnetze und Ablenkung eingehen.
Häufig liest man in der letzten Zeit von bemalten Steinen. Sieht gepostete Fotos und erfährt dass diese wieder ausgesetzt wurden, damit sich der Nächste wiederum daran erfreuen, diesen posten, behalten oder woanders wieder aussetzen kann. Irgendwann wurde ich von einer Person meiner Freundesliste zu „Rheinsteine Ried“ auf Facebook eingeladen und ich machte mir so meine Gedanken (wie so oft 😉 und manchmal entsteht daraus sogar ein Blogbeitrag 😊).
Steine sind nur schwer „kaputtbar“. Steine sind stabil, leben unwahrscheinlich lange (manche nahezu ewig), können wunderbare Formen und Farben haben. Steine können Hände schmeicheln und zunächst kalte Steine werden handwarm. Steine können Wärme speichern und einigen Steinen werden energetische Kräfte zugesprochen.
Bemalte, ausgesetzte, verschenkte, gefundene oder behaltene Steine schaffen Verbindungen - Verbindungen zwischen Menschen. Manche Motive gefallen oder berühren gar den Finder, Botschaften werden weitergetragen, zaubern ein Lächeln in das Gesicht der jeweiligen Menschen, machen vielleicht nachdenklich oder motivieren zum eigenen Tätigwerden.
Gerade in schwierigen Zeiten, in Zeiten in welchen einen die Angst einholt, droht einen einzuvernehmen, gerade dann ist es wichtig Kontakte zu haben. Menschen die einem im ganz nahen Umfeld begleiten, einen in den Arm nehmen, zuhören und einfach nur für einen da sind. Aber auch Menschen im weiteren Umfeld, mit welchen man in Kontakt treten kann oder von welchen ein Kontaktangebot kommt, welches man annehmen oder stehen lassen kann. Selbst wenn man gerade (aus unterschiedlichsten Gründen) nicht fähig ist aktiv in Kontakt zu treten, ist es doch tröstlich zu wissen, dass es Angebote gibt, die ich annehmen könnte, wenn es der eigene Energiehaushalt zulässt. Aber auch neue Kontakte, seien sie auch „nur“ virtuell über z. B. bemalte Steine, können Ängste nehmen, trösten und Halt geben. Nicht zuletzt deshalb habe ich mich entschlossen einige auf ihre Reise zu schicken. Vielleicht gefällt der eine oder andere, motiviert zur Kontaktaufnahme, schafft neue Verbindungen oder bewegt irgendwas im Finder.
Ich für mich habe in Zeiten meiner größten Ängste ein Auffangnetz aus wunderbaren Menschen❤️. Sie haben mich, jeder zu seiner Zeit und seiner Art und Weise in meinem Leben begleitet (und tun es noch immer). Gerade mit meiner Krebserkrankung ist das, von mir gewählte, nahe Auffangnetz für mich ein wichtiger Halt gewesen. Marcus, Daniel, Caroline, Juli und Katrin waren jederzeit für mich da, hielten mich aus 😇, hörten zu, „wuschen mir (wenn notwendig) auch mal den Kopf“ und begleiteten mich auf meinem Weg.
Nach und nach war ich bereit weitere Menschen in meine Situation „einzuweihen“ und freute mich über ihre Bereitschaft mir Kontaktangebote zu machen. Diese Kontakte hatten eine andere Aufgabe als das „Auffangnetz“. Sie waren in gewisser Weise die Ablenker, die, die mich auf andere Gedanken brachten und mich an meinem bisherigen Leben (z. B. Beruf), aus welchen ich gerissen war, dennoch teilhaben zu lassen oder mir erlaubten Teil ihres persönlichen Lebens zu sein. Jutta, Carmen, Gertrud, Marco, Brigitte, Ariane, Carola, Kristina und, und, und - lieben Dank dafür! ☀️
Dann sind da aber noch weiter entfernte Menschen, welche ich teilweise persönlich oder lediglich in der virtuellen Welt kenne bzw. teilweise im Verlauf persönlich kennenlernen durfte. Über eigene Recherchen im Netz in meine Krankheit betreffenden Foren, den Mitgliedern der NetzwerkStatt Krebs oder diverse andere entstandene Kontakte, aber auch aus deren Initiative mich beispielsweise auf meinem Blog zu begleiten. Diese Personen sind da, hinterlassen Botschaften, Angebote und Hilfsbereitschaft. Herzlichen Dank, an diese Menschen! 🌸
Alle diese Menschen und Kontakte sind wichtig im Umgang mit der eigenen Angst. Kontakte sind ein absolut wichtiger Pfeiler, ob das Auffangnetz zum ❤️zuhören, begleiten und aushalten❤️, die ☀️Ablenker, auf andere Gedankenbringer und Teilhabenlasser☀️ und schließlich die 🌸Botschaftenhinterlasser, Kontaktangebotgeber und Hilfsbereitschaftsmenschen🌸.
Bitte seid mir nicht böse, dass ich euch nicht alle namentlich erwähnen konnte! Ich bin euch allen dankbar, dass ihr, in eurer Form, für mich da seid!
Ist man allein, besteht die Gefahr, dass die Angst einen auffrisst und man muss viel Kraft einsetzen sich dagegen zu wehren und um Kontakte zu finden, welche einen begleiten und unterstützen.
Es gibt viele Möglichkeiten im Umgang mit der eigenen Angst, Patentrezepte gibt es nicht und jeder muss seinen individuellen Weg finden.
Für mich persönlich ist ein wichtiger Punkt die Ablenkung, die Fokusierung auf andere Dinge, damit die eigenen Gedanken nicht ständig um die Angst (bzw. was auch immer der Auslöser/Grund dafür ist) kreisen. Viele Dinge machen Angst, die Unsicherheit vor der nächsten Nachsorgeuntersuchung, die Sorge um Lebensverkürzung, existenzielle Sorgen, Gedanken über die Familie, Probleme im Job, Fatigue, eine Prüfung, ein wichtiges Gespräch und vieles mehr können ursächlich sein für unterschiedlichste Angstausprägungen.
Ich persönlich nutze häufig Hörbücher. Meine Gedanken konzentrieren sich auf den Inhalt und die Angst wird ausgeblendet. Vorallem neue, unbekannte Bücher fordern meine ganze Aufmerksamkeit, Bücher die ich kenne, laufen zudem häufig nebenher und ich kann meine Aufmerksamkeit mal mehr oder weniger auf das Buch lenken. Vom Inhalt her sind es oft lustige, leichtere Bücher, in sich geschlossene Kapitel oder Mitschnitte (Der König der Tiere von Jürgen von der Lippe, Bill Bo und seine Bande, die Bücher von Sophie Seeberg usw.) in die ich schnell abtauchen und mich treiben lassen kann. Wer sich zudem nicht mit einer ausgeprägteren Fatigue herumschlagen muss, kann sich statt dem Hörbuch auch dem klassischen Buch widmen.
Malbücher für Erwachsene stehen seit längerer Zeit günstig im Handel bereit. Auch diese sind eine Möglichkeit sich ganz auf die Tätigkeit zu konzentrieren und kurzenAbstand vom Alltag bzw. des angstauslösenden Problems zu bekommen.
Grundsätzlich hilft alles, was man bewusst, aktiv, gerne oder konzentriert ausführt zur Ablenkung. Der Spaziergang im Wald, Eichhörnchen füttern, der Museumsbesuch, das Frühstück alleine oder mit lieben Menschen in einem Cafe, das Kochen mit Freunden, der Spieleabend, der Besuch im Tiergarten, das Spiel mit dem Haustier, das bewusste Wannenbad, das auspowern beim Lieblingssport, sich seinem Hobby hingeben, der Spielplatzbesuch mit den Kindern, der Einkaufsbummel im Klamottenladen, der Besuch im Freizeitpark, das Sortieren von Unterlagen, singen, backen, schreiben und, und, und...
Sofern die volle „Aufmerksamkeit“ auf der „Aktion“ liegt, gelingt es die „Angst“ auszublenden. Jeder hat dabei individuelle Interessen und Möglichkeiten.
Kurz und knapp könnte ich somit auf die Frage „Wie gehe ich mit meiner Angst um?“ antworten:
‼️Nicht allein sein‼️Kontakte (Menschen die für einen da sind) sind Felsen in der (Angst-)Brandung‼️
‼️Ablenkung durch tätig sein‼️ Tätigkeiten die bewusst ausgeführt werden, sind (Ablenkungs-)Rettungsreifen im (Angst-)Meer‼️
So schließt sich der Kreis zu „Mut tut gut“, denn sich Menschen mitzuteilen, Sorgen und Ängste zu teilen erfordert ebenso Mut wie sich ins Ablenkungsmeer zu stürzen und sich bewusst abzulenken. Doch haben wir den Mut aufgebracht, so kann es doch nur gut werden.
In diesem Sinne möchte ich mit folgendem Zitat schließen:
„Everything is going to be fine in the end. If it‘s not fine it‘s not the end!“
Auch wenn man vor der eigenen Angst nicht weglaufen kann, so gibt es dennoch Möglichkeiten sie wenigstens zeitweise auszublenden und einen Umgang mit ihr zu finden um sich nicht auffressen zu lassen!
Genießt jede Minute eures Lebens und lasst euch nicht von eurer Angst angst machen!
Liebe Grüße aus meiner kontaktzulassenden, ablenkungsmutigen, über der Angst stehenden kleinen Welt 🌍🌸🐮🙂
Susanne ❤️
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