Manche Begegnungen sind so auffällig anders, so seltsam, daß das nur eine kurze Zwischenfrage des Lebens sein kann: wie wär's damit? Nicht? Gar nicht oder einfach nur nö? Und andersrum auch.
Im Handbuch der Hexen steht, bei Blut-Magie Schnitte nicht an der Hand vorzunehmen, da die Wunde hier schwieriger sauberzuhalten ist durch ihren unermüdlichen Einsatz im Alltag.
Du hast oft an mich gedacht., fragst du mich aussagend und blickt etwas zur Seite.
Ja. Sehr., ich beobachte deine Reaktion auch nur aus dem Augenwinkel. Aber nimm es nicht zu persönlich. Ich bin Tagträumer, Poet, Schriftsteller - mein Kopf, meine Phantasie.. Wie sehr das was zählt, hm. Du warst mir Inspiration. Wichtiger ist doch: was bedeutet dir das?
Wir sehen uns an und bevor ich vom Apfelstück in meiner Hand abbeiße, lehne ich mich zu dir vor: und interessanter ist das auch! Du schmunzelst und ich spüre, wie du deine Gedanken und Gefühle darüber für mich entkleidest. Diese Nähe, die wir von Beginn an nicht haben kleinreden können, ist uns jetzt schon so über den Kopf gewachsen, daß ich wieder an Riesen glaube.
Der Schatten meiner Zukunft und ich.
Oder auch: wie ich neben mir stehe.
...
Zwischen den Zeiten bin ich die,
die ich sein muss,
die die Welt braucht.
Gedankenversunken rühre ich
mit nackten Fingern in
Stunden- und Minutenzeigern
bis das Uhrwerk mich verschluckt und
mit mir Momente würzt,
wie es im Buche steht
(und etwas der Nase nach).
'Schlaf hier.", sage ich und hebe meine Tasse langsam zum Mund als du diskret einen Blick auf deine Uhr wirfst. Ohne einen Blick auf mein Sofa bemerkst du: "Das sieht nicht ausziehbar aus."
"Mein Bett ist für zwei.", ich nehme einen Schluck und bevor du mit Worten reagieren kannst, füge ich hinzu: "eine zweite Zahnbürste habe ich auch. Was du mit deiner Wäsche machst, muss ich nicht wissen." Du schmunzelst. "Okay. Gern."
"Oh, eine Bedingung gibt es.", so ruhig und ernst ich mich plötzlich fühle, überrascht mich selbst, doch in deiner Gegenwart konnte ich nie wirklich anders als ich es fühle und so atme ich mich in dieses Vertrauen. "Die Wesen unter meinem Bett kenne ich, mit denen kann ich umgehen. Die halten meine Ruhezeiten gut genug ein. Aber die in mir - "
Du läßt mir einige Augenblicke, um mehr dazu zu sagen, dann bietest du an: "Die müssen erst an mir vorbei."
Als ich mich wenig später zu dir in mein Bett lege, ziehst du mich an dich, kaum daß ich mich zugedeckt und zu dir gedreht habe. Vielleicht eilig, da dich sonst der Mut verlassen hätte. Vermutlich ungeduldig, so tief, wie du eingeatmet hast als ich an deiner Brust vor Erleichterung um deine Sicherheit alles ausgeatmet habe. Um noch etwas mehr Schutz bittend, drücke ich mein Knie zwischen deine und du legst ein Bein um mich. Ich seufze schwer auf. Du atmest den Duft meiner Haare und dieses Abends ein und weißt, du überlebst ihn nicht. Morgen bist du ein anderer. Doch du weißt, du bist ihn mit mir, und das reicht dir.