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beziehungstypen · 4 months
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Kommunikationsstil beim Dating: Warum es wichtig ist, deinen Stolz beiseite zu lassen und nur zu diskutieren, um vom anderen zu lernen
Das Abenteuer des Datings ist oft mit einer Vielzahl von Emotionen verbunden, von der aufregenden ersten Begegnung bis zu den tiefgehenden Gesprächen, die die Grundlage für eine mögliche Beziehung legen. Während dieser Phase ist es von entscheidender Bede
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tired-joe · 29 days
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Das Soulsborne/ Soulslike Genre - Eine Geschichte über Faszinationen, Abneigungen & Missverständnisse am Beispiel Elden Ring
Lesedauer ca 10 min.
TEIL 1 "Faszinationen"
Seit der massive Soulsborne Erfolg Elden Ring, von der Spieleschmiede From Software, im Februar 2022 veröffentlicht wurde, hat sich auch meine Ansicht zu dem Genre erheblich gewandelt. Mittlerweile zu einem großen Fan geworden, treffe ich nun jedoch selbst häufig auf genau die selben Argumente, die auch ich früher in Bezug auf diese Sorte Spiel immer wieder vorbrachte. Hier will ich nun einmal erklären, warum jene Titel mich mittlerweile vollends in ihren Bann gezogen haben, und welche Meinungen und kuriose Ansichten mir in den letzten Monaten untergekommen sind. Los geht's.
Soulsspiele sind schwer! Das ist oft der erste Punkt, den Leute anbringen, wenn man sie zum Genre befragt. Doch was bieten diese Titel sonst noch? Nicht viel! War zumindest meine Ansicht als ich, ein paar Jahre vor dem Release von Elden Ring, in das originale Dark Souls startete. In den ersten ca 20 Spielstunden erlebte ich augenscheinlich ...nicht viel eben. Ca 6 Bosse (was bei anderen Titeln ja fast schon das komplette Spiel gewesen wäre) hatte ich hinter mir, als ich gefrustet abbrach.
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Warum? Weil ich eigtl der Meinung war, es wäre Zeitverschwendung ein Spiel zu spielen, dass mir einfach nix gibt, keine Geschichte erzählt, nicht besonders aussieht und scheinbar einfach Spaß daran hatte, mich mit eher heimtückischen Fallen und unnötig schwer zu besiegenden Gegnern zu malträtieren und wieder, und wieder zwang die immer selben Bereiche abzulaufen, bis ich es schließlich irgendwie mit hängen und würgen schaffen konnte an der einen besonders nervigen Ecke vorbeizukommen.
Auftritt: Mortal Shell
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Eines Tages war das Soulslike (so nennt man einem Titel des Genres, der nicht vom Genreerfinder From Software entwickelt wurde) Mortal Shell jedoch Teil des PS Plus Online Service. Noch erinnert an meine Schmach mit Dark Souls gab ich dem Titel dennoch eine Chance.
Ganz besonders mochte ich hier die Atmosphäre des Spiels. Die Rätsel dieser Welt, die kryptischen Texte und vagen Storyfetzen, die mir hier beigebracht wurden. Relativ schnell habe ich schließlich das eher kurze Mortal Shell also verschlungen und kam sogar auf die verrückte Idee die Platin Trophäe für dieses Teil abzustauben. Mein ganz persönlicher Stolz war dann wieder hergestellt und das schändliche Dark Souls erstmal vergessen.
Und dann kam...Elden Ring
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Kein Spiel für mich! Das war der eigtl Gedanke. Ich erinnerte mich an das träge Gameplay des ersten Dark Souls, an die antiquierte Grafik, das damals mMn unbedeutende Aufleveln diverser Attribute, an das ständige Wiederholen längerer Bereiche nach einem der unzähligen Bosstode. All das ließ mich verächtlich den Kopf schütteln. "Es ist so dröge wie Dark Souls und nicht so spritzig wie Mortal Shell" waren meine Gedanken.
Und doch ...war da eine gewisse Neugierde in mir. Die Lobeshymnen so vieler Newsseiten und Gaming Publikationen in Bezug auf den zuvor durchgeführten Netzwerktest noch im Hinterkopf: "Deine Entscheidung welchen Weg du einschlägst."; "Leichter als vorherige From Software Spiele, durch die frei begehbare Open World und die vielen, hilfreichen Dinge, die man darin entdecken kann"; "epischer, knallharter Bosskampf, der durch kurze Laufwege nicht so schmerzt"; "eine Welt die an Nintendos Breath of the Wild von ihrer Offenheit erinnert, gemixt mit dem genialen Soulsgameplay" ...halt!? Was war das gerade?! Eine Welt die an Breath of the Wild erinnert? Nintendos 2017er Megahit, der die Open World für mich revolutioniert hatte und mir klar gemacht hatte, wenn Open World, dann will ich nur noch welche dieser Art!
Und so schlug ich also doch zu, bestellte das Spiel schließlich noch am Releasetag und startete nur zwei Tage später als die Anderen in die Zwischenlande.
Die Offenbarung 
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Elden Ring war schließlich ein Erlebnis, wie ich es seit Jahren nicht mehr erleben hatte. Hinter jeder Ecke in die ich mich wagte gab es etwas Neues zu entdecken, jeder Bereich dieser melancholischen Welt wirkte geheimnisvoll und zugleich gefährlich und selbst den kleinen Bossen in den Höhlen und Stollen, welche vergleichbar waren in ihrer Häufigkeit und Verteilung in der Welt, mit den Schreinen im zuvor erwähnten BotW, trat man mit Respekt und einer gewissen Ehrfurcht gegenüber. So übertraf Elden Ring Breath of the Wild für mich mit seinen Geheimnissen, Herausforderungen & Schätzen schon Recht schnell. 
Ich wollte immer mehr sehen, immer weiter vordringen und entdecken, meine eigene Schneise durch diese Welt schlagen, mich der nächsten Herausforderung stellen, siegreich sein und weiter und weiter und weiter spielen.
Als ich nach ca 150 std schließlich das Ende erreichte, war mir längst klar gewesen, dass ich hier ein once in a million Spiel für mich erlebt hatte. 150 Std purer Entdeckerdrang, der an mir vorüber gezogen war, als hätte ich eben erst angefangen. Wo war die Zeit geblieben? Wo waren die Momente, als ich die Konsole sonst nur aus langer Weile und nicht aus purer Vorfreude angeworfen hatte? Denn es verging kein Tag, an dem ich nicht schon vor dem eigtl spielen darüber nachdachte, wohin es mich als nächstes verschlägt, auf welch gewaltige Kreatur ich wohl als nächstes treffen werde und welche geile Rüstung ich als nächstes tragen werde.
Aber Elden Ring war nicht nur ein Spiel, über das ICH konstant nachdachte, sondern auch eines, über das andere nachdachten. Es war wie früher auf dem Schulhof, nur das man sich jetzt mit den Kollegen in der Mittagspause über Wege unterhielt, die man gegangen war, über Monster die man getroffen hatte, seltsame Unterhaltungen mit NPCs hatte, die man nicht verstand. 
Elden Ring war etwas, dass ich schon lange verloren geglaubt hatte! Ein Abenteuer dessen Geschichte nebensächlich war, die ich nur Bruchstückhaft verstand, mir den Rest aber auf dem Weg halbwegs logisch selbst zusammen spinnen konnte und mit der ich auch gar keine Probleme hatte diese eben nicht ausführlich und oppulent in beinahe halbstündigen Cutscenes erklärt bekommen zu haben. Das alles war hier nun mal so nebensächlich, eben weil ich schon längst wieder durch die nächste Höhle streifte, über den nächsten Berg gallopierte, den nächsten gewaltigen Drachen mitten auf einer Brücke bekämpfte, so dass ich eigtl gar keinen Bedarf hatte, darüber nachzudenken, warum ich das Tat.
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Ich habe es in den letzten Tagen mMn ganz passend mit den Worten beschrieben, dass dieses Spiel und dieses Genre davon lebt, das man sie einfach spielt und zum Ziel hat immer weiter und weiter vorwärts zu pushen.
Elden Ring war für mich eine Art Befreiung! Es war als hätte ich im Gamingbereich das erste Mal seit langem wieder richtig tief durchgeatment. Mir war für mich klar, das war ein Meisterwerk und es reihte sich sofort bei den für mich besten Spielen aller Zeiten ein!
Die Nachwirkungen 
Das erlebte hat viele Spuren bei mir hinterlassen. So fiel -und fällt es mir bis heute schwer wieder mit Spielen warm zu werden, die nicht mindestens eine große Besonderheit haben, um sich von der Masse abzuheben. Ich vermisse nur zu oft das Gefühl, einem Boss gegenüber zu treten, der mir zumindest ein wenig Angst bereitet. Zu "Mainstream" erscheint mir seitdem einfach vieles. Ich meide die meisten generischen Open Worlds nun. Habe nur einen entnervten Gesichtsausdruck für eine Map voller Icons und Fragezeichen über und dafür Fragezeichen über'm Kopf darüber, was eigtl all diese Icons bedeuten. 
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Ich vermisse die Einfachheit der Steuerung, die ich jedoch komplex einsetzen muss, um die ebenso komplexen, perfekt balancierten Angriffsketten von Bossen zu überleben. Nach Elden Ring gab es nur noch einen Ausweg für mich! Zurück zu Dark Souls und anderen Soulslikes. Ich komme einfach nicht umhin gelegentlich einen Titel dieses Genres spielen zu müssen. Dark Souls 3 hat mir hier nochmal gezeigt, das ich bei Elden Ring viele Skills, die ich zu Anfang des Spiels erworben hatte, mit zu frequentem Einsatz der Aschen im späteren Verlauf des Spiels wieder verloren hab und für diesen ebenso fantastischen Titel neu lernen musste. Bloodborne hat mir bewiesen, dass ich doch auch die passende Atmosphäre und Welt des ganzen brauche, um mit dem Titel warm zu werden. Sekiro hat mir gezeigt, wo die Grenzen meiner Belastung und Freude beim Genre liegen. Lies of P offenbarte mir, dass auch andere neben From Software es beherrschen Bosse perfekt auszubalancieren. Lords of the Fallen 2023 hat dann gezeigt, dass eben nicht jeder in der Lage ist einen guten Soulstitel zu erschaffen und zu verstehen, was genau den Reiz ausmacht.
Engaging Armored Core 6
Noch bevor From Software die Fans schließlich mit dem Shadow of the Erdtree DLC für Elden Ring beglückt, belebten sie vor kurzem ihre zuvor langlebigste Videospielreihe wieder.
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Mit Armored Core 6: Fires of Rubicon wagten sie sich 2023 erstmals seit Jahren wieder vom Soulsgenre weg und brachten die eher unerwartete Fortsetzung ihrer Mech-Action Reihe heraus. Auch vor diesem Titel konnte ich mich nicht verwehren, auch hier musste ich vieles neu lernen. Denn auch wenn AC6 kein Vertreter des Genres der Soulsspiele ist, wurde seine Essenz für jeden Fan der Soulsborne Titel erkennbar von ihnen beeinflusst.
Warum erwähne ich das Spiel hier, wenn es doch gar kein Soulsspiel ist? Ganz einfach, weil es mir schlussendlich klar gemacht hat, warum ich auf einmal so tief in diesem Genre versunken bin und dem scheinbar nicht mehr zu entkommen in der Lage bin!
From Software ist ein Studio, das genau eine Sache auch heute noch beherrscht, wie sonst wohl nur der Indiespiele Markt und das ist: Gameplay über allem anderen! Mir wurde hier so richtig klar, dass wenn ich einen From Software Titel spiele, dann bekomme ich, was mich eigtl einmal zum Gaming gebracht hat: pures Gameplay! Ich kann in einem ihrer Titel für Stunden über Stunden eintauchen, ohne das ich jemals beim eigtl Spiel unterbrochen werde. Die Zeit vergeht hier wie im Fluge, weil sie es verstehen, noch Spiele zu machen, die mich beschäftigen, die mich spielen und entdecken lassen, die mich Dinge selbst herausfinden lassen, denn all das bot auch dieser, eigtl Genrefremde, Titel mir.
Eine Erkenntnis für mich, die From Software im letzten Jahr entgültig zu meinem liebsten Entwickler hat aufsteigen lassen...und das, obwohl ich ihre Spiele ursprünglich mal so gar nicht leiden konnte.
...
Ende Teil 1
Teil 2, "Abneigungen & Missverständnisse"
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Support your sisters not your cisters. Über Diskriminierung von trans*Weiblichkeiten by FaulenzA
goodreads
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Die Musikerin „FaulenzA“ beschreibt aus ihren persönlichen Erfahrungen die Diskriminierung gegen trans*Frauen und gibt Anregungen für mehr Sensibilität und Support:
Sie erklärt Trans*misogynie als ein Zusammenwirken von Feminitätsfeindlichkeit, Transfeindlichkeit, Klassismus und Ableismus und richtet ihren Schwerpunkt darauf, wie sie dies auch in der feministischen und queeren Szene zu spüren bekommt. Trans*Frauen wird hier oft mit Skepsis, Ablehnung und Unbehagen begegnet. Sie stehen unter dem Druck zu beweisen, dass sie keine Cis-Männer sind, werden oft nicht als selbstverständlicher Teil feministischer Bewegung akzeptiert und ihre Perspektiven nicht gesehen. Manche Frauenräume/FLT*I*-Räume schließen ganz offen trans*Frauen aus, in anderen erfahren sie Ausschlüsse auf subtilere Weise.
Trans*Frauen wären „männlich sozialisiert“, wird gesagt, was FaulenzA als ein ebenso unsinniges, wie diskriminierendes Argument entlarvt. Weitere Themen sind u.a. „Trans*misogynie in den Medien“ und der „Trans*gender Day of Remembrance“. Im zweiten Teil des Buches gibt FaulenzA vom „Schwanz ab-Feminismus“ zum „Menstruationsneid“ einige Beispiele, die zeigen, wie durch biologistische Sichtweisen trans*Frauen ausgeschlossen und diskriminiert werden. Absichtlich und unabsichtlich.
Mod opinion: I haven't read this book, but I enjoy the author's music and am hoping to check it out sometime soon!
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Linke streben keine “natürliche” Gesellschaft an, sondern eine befreite
Offener Brief von (ehemaligen) Autor*innen der Jungle World gegen die fehlende Abgrenzung von transfeindlichen Ressentiments in der Zeitung Für Menschen ohne Tumblr-Account hier als PDF
Als Autor*innen der Jungle sind wir es gewohnt, dass unsere Texte neben anderen erscheinen, mit denen wir nicht einverstanden sind oder die uns nerven. In der Frage der Transgeschlechtlichkeit wird aber in der Jungle regelmäßig eine Grenze für uns überschritten. Es kann nicht sein, dass linke Zeitungen Inhalten Raum geben, die sich nur in Nuancen von der Hetze erklärter Antifeminist*innen unterscheidet. Statt Parteinahme für ohnehin Ausgegrenzte sehen wir einen regressiven Pseudo-Materialismus und den Unwillen, Transfeindlichkeit als politisches Querfrontprogramm zu erkennen. Die Argumentationen in den transfeindlichen Texten der Jungle World sind keine solidarische Kritik, geschweige denn Beiträge zu einem emanzipatorischen Diskurs. Sie bedienen lediglich sattsam bekannte Ressentiments, die bisweilen von den selben Autor*innen beinahe wortgleich in rechten Medien wie der “Welt” oder dem “Cicero” wiederholt werden.
Ausgaben wie die Jungle World 05/23, die den “weltweiten Hass gegen LGBTQ-Personen” zum Hauptthema machte, bilden die Ausnahme. In der Regel werden nicht die  systematischen Angriffe und die Gewalt gegen queere Menschen zum Gegenstand der Kritik, sondern deren Identität.
Zahlreiche Texte, die vor allem im “Dschungel” erschienen sind, bedienen die Ideologie genau jener Kräfte, über die in Ausgabe 05/23 geschrieben wird. Ihre Argumentation hat stets einen ähnlichen Klang: Queere und transgeschlechtliche Aktivist*innen seien irrational, kritikunfähig, verblendet, im schlimmsten Falle gar frauenfeindlich und gewalttätig. Gleichzeitig wird mit transfeindlichen Akteur*innen und Politiken irritierend sorglos umgegangen. 
Dabei ist transfeindliche Gewalt weltweit auf dem Vormarsch. Mitte Februar 2023 wurden in den USA bereits 150 Gesetzgebungen eingereicht, die sich speziell gegen trans Personen richten, so die Menschenrechtsorganisation “Human Rights Campaign”. Die Abstimmung des schottischen Parlaments zur Reformation des Gender Recognition Acts, der trans Personen die Änderungen ihres Geschlechtseintrags erleichtern würde, wird von der britischen Regierung blockiert. Im Rahmen der Debatte um die Transfeindlichkeit von JK Rowling erhalten Aktivist*innen regelmäßig Todesdrohungen, während sie selbst ihre Reichweite und ihr Vermögen dafür einsetzt, Kritiker*innen zum Schweigen zu bringen und “genderkritische” Initiativen zu unterstützen.
Trans Personen werden immer wieder implizit und explizit als pädophil, psychisch krank und gemeingefährlich dargestellt. 
Dieser Hass manifestiert sich in queerfeindlichen Terrorattentaten (Bratislava, Oktober 2022 oder Colorado Springs, November 2022), dem Mord an transgeschlechtlichen Menschen -  wie zuletzt der 16 Jahre alten Brianna Ghey in England - und nicht zuletzt in der Tatsache, dass trans Personen überproportional häufig in den Suizid getrieben werden.
Während trans Personen der Angst ausgeliefert werden, diskreditiert die Jungle regelmäßig ihren Kampf um Nischen der Selbstbehauptung. Die Motive werden mit geringfügiger Variation ständig wiederholt: 
Verharmlosung von transfeindlicher Gewalt (zum Beispiel: “Sex ohne Körper”, Till Randolf Amelung, 13/21; “Who done it”, Till Randolf Amelung, 37/22, “Die Ainsworth-Böhmermann Pipeline” Till Randolf Amelung/Holger Marcks 50/22)
Platforming von transfeindlichen Aktivist:innen (zum Beispiel: Interview zwischen Vojin Saša Vukadinović und Rosa Freedman, 07/21; “Immer Trouble mit Gender”, Dierk Saathoff, 40/21, “Das bisschen Mobbing”, Vojin Saša Vukadinović, 50/21, “Auf tönernen Füßen”, Dierk Saathoff, 17/22)
Darstellung von trans Frauen als sexuellen Aggressorinnen, die Frauenschutzräume unsicher machen würden oder cis Frauen zum Sex drängen wollen (“Die Reform würde eine biologische Fiktion von Frauen mit Penis erschaffen”, Naida Pintul, 04/2019, “Queere Homophobie”, Dierk Saathoff 43/22 / “Feministische Nazis”, Vincent Sboron 50/22)
Einseitige Diffamierung der Kämpfe um trans Rechte im Allgemeinen und Queerfeminismus im Besonderen als “hysterisch” & autoritär. (zum Beispiel:, “Transaktivismus gegen Radikalfeminismus”, Till Randolf Amelung, 29/22,, “Queerfeminismus oder Schlägerei”; Infoladengruppe Conne Island, 01/23)
Obwohl Kritik daran schon seit längerem formuliert wird, scheint sich nichts an diesem Zustand zu ändern. Wir, die Unterzeichner*innen, halten das für absolut inakzeptabel und fordern eine grundsätzliche Auseinandersetzung der Redaktion mit dem Thema.
Konkreter und ausführlicher zur Sache:
Das politische Bedürfnis hinter reaktionärer Anti-Trans-Politik ist klar: Die bürgerliche Reproduktionsgemeinschaft, also die heterosexuelle, zweigeschlechtliche Kleinfamilie, soll von den vermeintlich Widernatürlichen und Perversen "geschützt" werden, schließlich soll jede geschlechtliche Abweichung verfolgt werden. Zentral dafür ist das latent antisemitische Ressentiment gegen eine “Denaturierung” bzw. “Überkulturalisierung” der Gesellschaft, das sich vor allem in einer Moralpanik vor der sexualisierenden Verführung der Kinder und einer gesteigerten Gewalt gegen cis Frauen durch “Fetischisten” äußert. Transfeindlichkeit ist dabei das explizite Hauptmotiv, die Folgen gehen aber weit darüber hinaus. Gerade ein Blick in die USA zeigt, wie Transfeindlichkeit von Antifeminist*innen genutzt wird, um weitreichende Gesetzesvorschläge einzubringen, die das Potential haben, effektiv das öffentliche Leben von trans Menschen, vor allem trans femininen Menschen, zu verbieten und der erneuten prinzipiellen Verdächtigung und Kriminalisierung von Geschlechtlichkeit, "die nicht der Biologie" entspricht, Tür und Tor zu öffnen. Die Auswirkungen treffen dann auch andere Personen im LGBTIQ-Spektrum, etwa, wenn Drag-Shows verboten werden oder nur mehr unter Bewachung stattfinden können. Vor allem in UK, aber auch in der BRD zeigen sich die gleichen Motive und Bewegungen, in der Kritik an den geplanten Self-ID/Selbstbestimmungsgesetzen – nur noch nicht so radikalisiert. 
Es ist mehr als ärgerlich, diesen bizarren Unsinn auch in der Jungle lesen zu müssen, etwa   wenn dort geraunt werden darf, dass es eine legitime Sorge wäre, dass mit dem Selbstbestimmungsgesetz die "Hälfte der Bevölkerung die Garantie auf Schutzräume verliert". Die groteske Fantasie, Männer würden den extrem stigmatisierten Prozess einer Transition durchlaufen, um eine öffentliche Toilette zu besuchen, kaschiert, dass man eigentlich nichts anderes bedient als den Mythos von trans Frauen als "verdeckten Tätern” – oder gleich "biologischen Männern in Frauenkleidern”. Wer beansprucht, eine emanzipatorische Haltung zu vertreten, muss doch herausstellen, worin diese sich inhaltlich substantiell noch von Transfeind*innen und Antifeminist*innen unterscheidet.
Wissen Autor*innen und Redaktion der Zeitung etwa nicht, dass Self-ID Gesetze gar nicht den Zugang zu WCs, Umkleiden etc. regeln? Oder dass sowohl die Erfahrung von Fachkräften , als auch die Empirie, die auch in Ländern erhoben wurde, die schon seit Jahren solche Gesetze haben, sagen, dass die Sorge von einem Anstieg an Gewalt unbegründet ist? Im besten Fall wäre das erschütternd uninformiert; im schlimmeren Fall werden hier transfeindlich-moralpanische Ressentiments als Quelle solcher Sorgen bewusst oder fahrlässig legitimiert. 
Gerne werden in der Jungle solche Positionen mit “Materialismus” oder "materialistischem Feminismus" begründet. Dieser müsste sich allerdings immer in der Sache beweisen, also zum Beispiel da, wo eine materialistische Analyse von geschlechtlicher Subjektivierung im kapitalistischen Patriarchat am Gegenstand durchgeführt wird. Genau das lässt sich in den benannten Artikeln jedoch nicht erkennen. Stattdessen gibt es immer wieder einseitige Parteinahmen für (Pseudo-)Radikalfeminist*innen, die einen biologistischen Geschlechtsbegriff verfolgen – schlichtweg Fetischisierung von erster Natur, die sich als materialistische Perspektive ausgibt. Paradoxerweise ist es derzeit eine beliebte rechte Diskursstrategie, der politischen Linken einen fehlenden Materialismusbegriff zu unterstellen, während man selbst einer “natürlichen Ordnung der Gesellschaft” das Wort redet. Die Attacke gegen trans Personen ist das zentrale Feld, auf dem diese verzerrte Gesellschaftskritik in eine verzerrte Subjektkritik überführt wird. Menschliche Natur ist aber schon immer vermittelt, immer schon zweite Natur – hinter diese grundlegende Einsicht zurückzufallen, ist einem theoretisch informierten linken Blatt unwürdig. 
Klassische Radikalfeminist*innen wie Andrea Dworkin sprachen davon, dass die biologische Geschlechterbinarität des Patriarchats “Real”, aber “Falsch” sei, verachteten Biologismus und verwiesen auf Gemeinsamkeiten von Kämpfen gegen Frauenhass und Transfeindlichkeit. Was man von neuen Ikonen eines vermeintlichen “Radikalfeminismus” wie Kathleen Stock aus den UK zu halten hat, zeigte sich allerspätestens am 24.06.22: Als in den USA der verfassungsrechtliche Schutz auf Abtreibung gekippt wurde, also einer der größten Angriffe auf körperliche Selbstbestimmung im globalen Norden erfolgte, gab sie in den sozialen Medien zu Protokoll, dass sie viele “Pro Life”-Aktivist*innen durchaus schätzen würde. Die Priorität liegt eben bei Transfeindlichkeit, nicht bei Frauenrechten.
Stock hat es erfolgreich geschafft, Kritik und Proteste gegen ihre Transfeindlichkeit als “Cancel Culture” zu mythologisieren, was in der aktuellen Medienlandschaft bekanntermaßen dazu führt, dass man die eigene “zum Schweigen gebrachte” Stimme äußerst erfolgreich verbreiten und verkaufen kann. Dass dies nicht nur in der UK, sondern auch im deutschsprachigen Raum gelingen konnte, ist auch der Jungle World zu verdanken. Diese ließ Vojin Saša Vukadinović mehrmals tendenziös zur Sache berichten und erwähnte dabei nicht einmal, dass der Autor als deutscher Übersetzer von Stocks Buch voreingenommen sein sollte.
Ähnlich verhält es sich mit Marie Luise Vollbrecht, die nicht nur von linken Autor*innen wie Jörg Finkenberger oder der Redaktion des Nürnberger “Autonomie Mag” als neuer Stern am Himmel eines “linken” Radikalfeminismus gefeiert, sondern auch von Jungle-World-Autor*innen verteidigt wird.
Vollbrecht –- die sich von der AfD-nahen Anwaltskanzlei Höcker vertreten lässt und auf Social Media regelmäßig mit rechtsradikalen Trollen interagiert, – fungiert effektiv als transfeindliche Aktivistin, die ihre Profession als Biologin öffentlichkeitswirksam einsetzt, um ihre politischen Gegner*innen der Unwissenschaftlichkeit zu unterstellen. Dabei ist ihr Bioessentialismus getragen von transfeindlichen Argumentationen eines hauptsächlich von Antifeminist*innen, christlichen Fundamentalist*innen und Rechtsradikalen geführten Kulturkampfes.
Dass es Stellen gibt, wo trans- und frauenpolitische Anliegen tatsächlich in Ambivalenzen und Widersprüche treten können, kann und sollte man diskutieren. Genau so wie es eine lohnende feministische Ideologiekritik am links-liberalen Mainstream des Queerfeminismus gibt. Feminist*innen wie Karina Korecky und Daria Kinga Majewski haben das in der Outside The Box zum Beispiel geleistet. Der Unterschied ist jedoch, dass in diesen Artikeln ein tatsächlich materialistischer Naturbegriff verwendet wird und ein konsequentes feministisches Erkenntnisinteresse zu Grunde liegt, was dazu führt, dass sie gar nicht erst Gefahr laufen, die Ressentiments transfeindlicher und antifeministischer Reaktionäre zu bedienen. 
Wir beklagen, dass Transfeindlichkeit in der Jungle World immer wieder eine Plattform bekommt und als zentrales Ideologem des aktuellen Antifeminismus und der Querfront offenbar nicht ernstgenommen wird.
Vor allem beklagen wir, dass die “Jungle World” in Bezug auf die Debatte um Transfeindlichkeit ihrem Anspruch als linksradikale Zeitung nicht gerecht wird.
Wie wir dargelegt haben, sind trans Menschen momentan weltweit einer brutalen Hasskampagne ausgesetzt. Anstatt sich solidarisch hinter eine marginalisierte Personengruppe zu stellen, der aufgrund patriarchaler und biologistischer Vorstellungen von Geschlecht eine zumindest ansatzweise freien Entfaltung als Subjekt verwehrt wird, macht die Jungle World mit bei Falschinformationen und Dämonisierung.
Letztendlich wünschen wir uns, für eine Zeitung schreiben zu können, die wir als Verbündete wissen in einem Kampf für eine Gesellschaft, in der auch trans Menschen ohne Angst verschieden sein können.
Liste der Erstunterzeichner*innen:
Anna Kow Babsi Cluthe-Simon Bettina Wilpert Charlotte Mein Daniel Keil Daria Kinga Majewski Frédéric Valin Ismail Küpeli Kim Posster Koschka Linkerhand Kuku Schrapnell Leo Fischer Thorsten Mense Tom David Uhlig Veronika Kracher
Weitere Unterzeichner*innen:
Mattheus Hagedorny Lisa Bor Lain Iwakura Larissa Schober Andreas Lugauer Anja Hertz Lina Dahm Marit Hofmann Jeja Klein Rebecca Maskos
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samsi6 · 5 months
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Es gibt ja Menschen. Ich zum Beispiel bin ein Mensch. Ich als menschliche Daseinsform lebe mit Menschen zusammen, teils freiwillig zugeneigt, teils freiwillig produziert. Andere Menschen sind allein Mensch. Ich bin auch allein Mensch, bin aber selbstgewählt Mensch unter Menschen. Manche Menschen scheinen gefühlt immer alleine Mensch. Faktisch leben sie in einem größer gefassten, gedachten Raum mit vielen Menschen und bilden mit denen zusammen ungefragt eine Bevölkerung. Da kann aber der einzelne Mensch nichts für. Das ist einfach so. Menschen teilen sich nicht nur Räume, sie teilen Räume auch ein und/oder auf. Das tun zwar nicht alle Menschen, aber alle nehmen die Entscheidungen der manchen Menschen irgendwie hin oder an. Meistens tun das Menschen. Wenn Menschen das nicht tun, gibt es manchmal Streit, auch Haue oder Kloppe, sogar Krieg. Irgendwann ist das dann vorbei und Menschen tun so, als ginge es jetzt wieder. Bis Menschen dann entweder am selben Ort oder anderswo wieder prügeln/schießen/bomben. Weil Menschen essen, scheißen Menschen auch, meist irgendwo, wo das vorgesehen ist, die Vorsehung ist aber diesbezüglich nicht einheitlich, was die ganze Menschheit angeht. Die Menschheit ist die Menge aller Menschen zusammen. Dagegen kann kein Mensch etwas tun, dass Mensch lebenslang Menschheitsteil ist. Erst mit Lebensende - hier gibt es einen geringfügigen subjektiven Ermächtigungsspielraum - scheidet der Mensch aus der Gesamtmasse Menschheit aus. Bis dahin muss der Mensch pinkeln, scheißen, essen, atmen. Damit das hier nicht allzu enzyklopädisch wird, gebiete ich mir hier einhalt, aber bis hierhin wisst ihr Bescheid, ne...
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There are people. I, for example, am human. As a human form of existence, I live together with people, partly voluntarily inclined, partly voluntarily produced. Other people are only human. I am also a human being alone, but I chose to be a human being among humans. Some people always seem to be alone. In fact, they live in a larger, imaginary space with many people and, together with them, form a population without being asked. But the individual cannot do anything about it. That's just how it is. People don't just share spaces, they also divide and/or divide up spaces. Not all people do that, but everyone somehow accepts or accepts some people's decisions. Most of the time people do that. When people don't do that, sometimes there are arguments, even punches, even war. At some point it will be over and people will act as if it would work again. Until people start beating/shooting/bombing again either in the same place or somewhere else. Because people eat, people also shit, usually somewhere where this is intended, but providence is not uniform in this regard as it concerns all of humanity. Mankind is the set of all people together. No one can do anything about it, because people are part of mankind for life. Only at the end of life - here there is a slight subjective scope for empowerment - does the person leave the total mass of humanity. Until then, people have to pee, shit, eat and breathe. So that this doesn't get too encyclopedic, I'll stop here, but up to this point you know, this is it...
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aimaileafy · 5 months
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Der Fußkettenwalzer
Wie zelebrieren die Charaktere aus No Kiss for the Dauphin weihnachten....? Come in and find out~!
„Nocturn. Du nervst.“
Mit den unschuldigsten, größten Augen hob Nocturn den Blick, als wüsste er nicht genau, dass seine Fußschellen den oh so hart arbeitenden Kronprinzen tierisch auf die Nerven ging. Der Kronprinz der Dunkelheit und eigentliche Erbe des dämonischen Throns saß in weiß gekleidet an seinem Schreibtisch, mit einer schicken Feder mit goldener Spitze, weit weg von seinem eigentlichen Thronsaal im Tempel und tippte mit seiner Schreibfeder auf das feine Papier. Seine schwarzen Augen durchbohrten den Schuldigen, aber dieser freute sich einfach über die Aufmerksamkeit und klapperte, wie zum Dank für diesen herrlichen Blick noch einmal mit den Fußschellen – welche ganz neu waren. Die schwarzen Ketten funkelten fast; immerhin hatte noch nie jemand sie vor Nocturn angehabt. Ein Geschenk von Hizashi! Hoch magisch, schwer, hässlich und unmöglich zu brechen; wie gemacht für einen Dämon von Nocturns Kaliber. Nocturn hatte natürlich verstanden sie als Kompliment zu nehmen.
„Ich nerve? Aber mit was denn?“ Nocturn konnte das spitzbübische Grinsen gar nicht zurückhalten als er die Kette zwischen seinen Füßen zum Klirren brachte; ein lautes, unangenehmes Geräusch, dass schon bestens dafür geeignet war, um sich in jedermanns Ohren zu schneiden. Praktisch waren sie aber natürlich dennoch: die schwarze Kette zwischen seinen Füßen verlängerte sich nach Bedarf, um ihn nicht allzu sehr einzuschränken… außer die werden Elementarwächter fanden, dass er eine Gefahr war natürlich. Dann zogen sich auch diese neuen Fußschellen zusammen und hinderten ihn am Gehen.
„Ich bewege doch nur meine Füße!“
„Könntest du das ein wenig leiser machen?“
„Jegliche Beschwerden richtet der Herr Yami bitte an Hizashi-samaaa.“ Nur beim Erwähnen von Hizashis Namen verzog Youma das Gesicht. Der Herr Doktor war wirklich wie eine bittere Medizin, für jeden, der ihn traf. Man musste nur von ihm reden und schon hatte jeder schlechte Laune, fühlte sich bedroh und angeklagt. Youma ließ sich davon aber natürlich nicht beirren; Nocturn wusste, dass er schon mehr als einen Kampf mit Hizashi aufgenommen hatte, im Rat und außerhalb, meistens für und wegen Nocturn. Aber gegen die Fußschellen war jedes Argument abgeprallt… es war ja so oder so einer der Auflagen dafür, dass Nocturn überhaupt im Tempel leben durfte; jetzt waren sie nur einfach sichtbar und für jeden offensichtlich; ja, jeder der Nocturn sah, wusste, dass er es hier mit einem überaus gefährlichen Dämon zu tun hatte… der dennoch mit einem Lächeln durch den Tempel spazieren ging und jeden mit der Kette zwischen seinen Füßen nervte. Der Spaziergang heute Morgen war wunderbar gewesen, oh ja.
„Aber jetzt wo ich die Aufmerksamkeit meines Prinzen schon mal habe…“ Nocturn tänzelte durch Youmas Arbeitszimmer, dessen skeptische Augen seine Tanzschritte verfolgten bis Nocturn vor dem Schreibtisch angekommen war.
„Du hast hier doch sicherlich irgendwo ein Datum hingeschrieben, oh fleißiger Prinz, huh?“
„Natürlich habe ich da-“
„Ohja da.“ Nocturn zeigte mit seinem langen spitzen Finger auf das Datum in der obersten Ecke eines vollgeschriebenen Dokuments.
„Es ist der 24.12.“
„…“
„Weiß mein Prinz denn was das für ein Datum ist?“ Wenn er es nicht wusste, dann wäre Nocturn zutiefst beleidigt – und unzufrieden mit sich selbst. Dann hatte er nämlich darin versagt Youma diese schönste aller menschlichen Traditionen auf die liebenswerteste Art nahe zu legen… mit dem Schenken eines Schlittens zum Beispiel.
Aber nein, Youma wurde rot. Und er sah auch zur Seite. Sehr gut.
„Ich bin mir bewusst, dass die Menschen heute Weihnachten feiern“, antwortete Youma, strich sich beiläufig einer seiner langen Haarsträhnen hinters Ohr – sie wurden endlich wieder lang! – und sah dabei so ernst aus, als spräche er vor den Hikari im Rat. Aber seine Wangen waren immer noch etwas rot.
„Ich habe auch versucht einen kleinen Tannenbaum zu organisieren…“ Mit mäßigem Erfolg offensichtlich, denn hier war nirgends ein Baum zu sehen. Doch alleine die Tatsache, dass er es versucht hatte… brachte Nocturn innerlich ein wenig zum Lachen. Dabei hatte Youma genau diese Tradition doch immer am schlimmsten gefunden! Die arme Umwelt! Die armen Bäume! Und dann hing man auch noch etwas daran! Was für ein Unding! Menschen!
„Was für Mühe sich mein Prinz gemacht hat… und das nur für mich. Ich bin geehrt.“ Nocturn wusste nicht genau, warum Youma da noch einmal etwas röter geworden war. War es sein Tonfall gewesen?
„Aber nein, ich brauch keinen Baum. Wenn ich heute Abend vor Mitternacht zwei Stunden mit dir alleine bekomme, als Geschenk, dann ist das für mich gut genug.“ Nocturn war sich bewusst, dass er dabei eigentlich schon ein wenig zu viel forderte, denn da war heute irgend so ein wichtiges Meeting im Jenseits, für dessen Inhalt er sich überhaupt nicht interessiert hatte. Das einzige, woran er sich festgebissen hatte, als Youma ihm davon berichtete war das Datum. Der 24igste Dezember. Wer legte denn bitte wichtige Termine auf den Abend des heiligsten Abend überhaupt… das konnten nur die ach so heiligen Hikari, die sich überhaupt nicht für die Traditionen anderer interessierten.
Deswegen zögerte Youma wohl auch. Er wollte ja der beste Wächter der Dunkelheit sein, den es jemals gegeben hatte und dazu gehörten auch alle Termine einhalten.
„Ich weiß, dass du beschäftigt bist. Aber wer weiß…~“ Taktisch und absolut treffsicher nestete Nocturn ein wenig an seiner roten Schleife, zog ein wenig am Band…
„… vielleicht habe ich ja auch etwas, was du auspacken darfst…~“ Youma wurde auf der Stelle rot. Kerzengerade saß er plötzlich im Stuhl und vergaß sogar kurzzeitig das Atmen. Nocturn zupfte noch ein wenig an seiner Schleife, aber innerlich verdrehte er die Augen: Wesen, die sich sexuell erregen ließen waren so leicht zu manipulieren. Es war schon fast bemitleidenswert.
„Ich… werde sehen was sich machen lässt.“ Ahja, ganz plötzlich. Nocturn hatte plötzlich keine Lust mehr und die gute Laune war auch verschwunden. Na, vielleicht hatte er Youma jetzt auch schon etwas zu lange nichts mehr… auspacken lassen. Bäh.
„Tu das“, antwortete Nocturn dennoch und ließ seine Schleife gehen, um sich kurzerhand auf den Schreibtisch zu setzen – wobei er allerdings nett und höflich genug war nichts umzuwerfen oder etwas zu zerknittern. Er schwang das eine Bein über das andere und löste damit wieder einen ekeligen Ton aus, den er dieses Mal sogar ein wenig nervig fand. Aber er ließ sich davon nicht abbringen:
„Fille ist ja heute auch nicht da.“
„Ist sie nicht?“
„Non. Sie ist mit ihrem gesamten Gefolge – womit ich natürlich Blue, Silver und Firey meine – nach Hok… Hok… aid…“ Nocturn hatte das Gefühl, dass seine Zunge sich verknotete, als er versuchte Hokkaido auszusprechen.
„Bah, das kann ich nicht über meine französische Lippen bringen. Irgendwo in den Norden Japans. Fille und Silver haben da vor Wochen schon eine Hütte gemietet. Im Schnee. Weihnachten im Schnee. Wie romantisch! Ich werde fast eifersüchtig. Natürlich ist der Schnee nichts für unsere Hikari, aber sie wird sicherlich ordentlich gewärmt von ihren lieben Freunden und natürlich von Blue. Er war dagegen, natürlich, unvernünftig und was sendet denn das für ein Signal… aber Fille hat ihren Willen bekommen. Sie sind schon aufgebrochen und sind zwei Tage weg.“
„Woher weißt du das?“ Die Frage war doch eher warum wusste Youma das nicht?
„Du hast viel zu tun und ich habe nicht mehr viele Hobbies, vergessen?“ Nein, das hatte er natürlich nicht vergessen und Nocturn war sich klar, dass er das eigentlich nicht hätte sagen sollen – aber es war nun einmal die Wahrheit.
„Ganz großes Drama, denn natürlich kommt Saiyon nicht mit, obwohl er ja der Getreue von unserer Hikari ist, weshalb Blue auch dagegen war. Wieder, falsches Signal. Aber Grey und White haben Fille den Rücken gestärkt und gemeint, es sei gut für ihre mentale Gesundheit und für das Strahlen ihres Lichts… Wenn sie sich heute Mal keine Gedanken darüber machen muss, so schnell wie möglich schwanger zu werden.“ Schon wieder etwas, was Nocturn eigentlich nicht hatte sagen wollen, aber er redete wie immer zu schnell und schon war dieses Thema auch zwischen ihnen im Raum. Der nicht vorhandene Erbe des Elements der Dunkelheit… und der Tatsache, dass Nocturn Youma mit dieser Angelegenheit nicht helfen konnte. Er hatte es eigentlich nicht ansprechen wollen, obwohl er wusste, dass Silence ihn erst vor wenigen Tagen an seine Pflicht als letzter Lebender Yami erinnert hatte – und Youma war pflichtbewusster als Green.
Egal, darüber wollte Nocturn jetzt verdammt nochmal nicht nachdenken. Es war Weihnachten; das einzige Kind, an das er heute denken wolle, war ein nicht existierendes, heiliges Gotteskind, das einfach nur als Ausrede genommen wurde für gute Musik und Festessen. Oh gute Musik! Ein Gottesdienst in der Notre Dame, oh das wäre so wunderbar… Nein, nein, nicht daran denken, daran erst recht nicht. Wenn er an Paris dachte, fing er gleich an zu weinen.
Und das wäre nicht gut, denn genau da klopfte es an der Tür. Youma horchte auf und wollte den Besucher schon herein bitten, aber da öffnete dieser schon von sich aus die Tür, als wäre dies sein Arbeitszimmer – und herein kam wahrlich ein Gotteskind… nämlich Hizashi, mit Reitzel im Schlepptau, der einen entschuldigenden Eindruck machte.
„Ah, Reitzel hatte recht! Hier ist ja unser Dämon.“ Nocturn hatte viele Dämonen getroffen, dumme, gefährliche, mächtige. Fürsten von hohen Kaliber; Ri-Il unter anderem, dessen Lächeln einem auch nicht gerade Freude verspüren ließ. Aber Hizashis Lächeln… Es gab keines, mit dem man es vergleichen konnte. Sein Lächeln war wie das einer alten Engelsstatue, in dessen Körper der Teufel gefahren war; genauso gefährlich und genauso ewiglich. Hizashi war einer der wenigen Wesen, mit denen auch Nocturn am liebsten so wenig wie möglich zu tun hatte – leider musste er ihn aber jeden zweiten Tag sehen.
„Das Hündchen ist bei seinem Besitzer, wie niedlich“, sagte Hizashi und legte lächelnd die Hände zusammen. Er verbeugte sich natürlich nicht – verbeugte er sich vor überhaupt jemanden? Vor seinen Göttern vielleicht? – aber Reitzel grüßte höflich. Youma richtete sich sofort auf, alarmiert und verärgert.
„Nocturn ist nicht beim Besitz“, antwortete Youma mit ernster, resoluter Miene. Nocturn spürte wie eine komische Wärme sich auf seinen Wangen ausbreitete. Also eigentlich mochte er es ja, wenn Youma sagte, dass er „sein war“, aber das war wohl nicht der richtige Moment um das anzumerken.
„Wie Sie meinen, Yami-san.“ Hizashi drehte sich zu Reitzel herum und sein Lächeln war sofort weg.
„Du kannst jetzt gehen, Reitzel“, sprach er mit der Strenge eines Lehrers, der seinen Schüler wegschickte, nachdem dieser seinen Zweck erfüllt hatte. Doch Reitzel blieb stehen, wofür Nocturn ihm Respekt zollte.
„Geh“, sagte er nun mit etwas mehr Nachdruck und tatsächlich auch mit einer abweisenden Handbewegung.
„Du hast deinen Zweck erfüllt.“
„Aber Hizashi. Ich sagte dir doch, dass ich etwas mit Youma-san zu besprechen hätte.“ Nocturn lachte beinahe in sich hinein; da hatte das kleine Lamm von einem Hikari aber gut gekontert! Hizashi hatte Tonfall eines Lehrers benutzt, aber Reitzel den eines Psychiaters, der mit seinem Patienten sprach. Etwas was dem kalten Hikari nicht unbemerkt geblieben war, denn er verzog kurz angewidert das Gesicht.
„Gut“, zischte Hizashi und legte plötzlich seinen Zeigefinger auf Reitzels Brust, der ein wenig Abstand nahm, aber Hizashi bohrte seinen Finger noch tiefer hinein. Doch irgendwie fand Nocturn nicht, dass Reitzel danach aussah als würde es ihm missfallen…?
„Aber der kleine Reitzel sollte auf sein Taten und Schritte ein wenig besser achten…“ Er pikste ihn nun förmlich:
„… und auf seinen Tonfall.“ … jeder andere hätte wohl das Gesicht verzogen, aber Reitzel… Nocturn legte den Kopf schief. Sah er hier etwa die einzige Person für die Hizashi keine bittere Medizin war?
Dann wandte sich eben bittere Medizin allerdings Nocturn zu:
„Komm, Dämon, ich will nicht mehr als nötig meine Zeit mit dir verschwenden. Es ist ohnehin ein Unding, dass ich dich finden muss.“ Youma warf Nocturn einen besorgten Blick zu, den Nocturn nicht ganz verstand. Es war doch nicht das erste Mal, dass er alleine war mit Hizashi. Oder glaubte er, dass er seine schlechte Laune an ihm auslassen würde? Hm, gut, das würde er sicherlich. Aber nach dem ganzen Drama mit Fille würde Hizashi ihn wohl kaum töten.
„Verzeiht meine Unhöflichkeit, Hikari-Hizashi-sama“, antwortete Nocturn und verneigte sich elegant, nachdem er vom Schreibtisch herunter gerutscht war.
„Dann lasst uns zur Tat schreiten, damit ich Euch nicht länger behellige.“ Er warf Youma sein Zwinkern zu, dass er selber sehr kokett fand und von dem er hoffte, dass Youma das „bis nachher“ verstanden hatte.
Und dann war Nocturn alleine mit Hizashi – und Youma mit Reitzel, der die Tür schloss, während Youma ein Seufzen über die Lippen rollte.
„Entschuldigt bitte die Umstände, Reitzel-san“, sagte der Yami und massierte sich die Schläfen.
„Ich habe nicht auf die Uhrzeit geachtet, ansonsten hätte ich Nocturn zu Hizashi gebracht. Ich hoffe sie hatten keine allzu große Unannehmlichkeiten deswegen.“
„Machen Sie sich darüber keine Sorgen, Youma-san. Ich habe keinerlei Unannehmlichkeiten erlebt.“ Youma runzelte die Stirn, denn genau wie Nocturn hatte er natürlich auch eben gesehen, wie Hizashi Reitzel nicht nur mit den Finger durchbohrt hatte, sondern auch mit seinem Blick – als wären sie bei einem Kreuzverhör gewesen. Warum wirkte Reitzel dann so, als hätte er… gute Laune? Seine Wangen waren rot und seine Locken schienen zu tanzen, als er sich ihm mit einem Lächeln zuwandte.
„Ich habe das bekommen, worum Sie mich gebeten haben.“ Umgehend holte er ein kleines, in rotem Papier eingepacktes Geschenk aus seiner braunen Tasche, die zu seiner menschlichen Kleidung passte, in die er seinen Eciencé-Körper gehüllt hatte: einen warmen, gestrickten Pullover in hellen Farben, mit passendem Schal und hellbraunen Mantel, der von feiner Qualität war. Die Tatsache, dass Reitzel sich ab und zu in menschliche Kleidung begab, sorgte bei den anderen Hikari für Unmut und auch Youma hatte schon einige Lästereien über ihn gehört, aber er fand, dass Reitzel sich immer sehr vornehm kleidete. Ohnehin… seitdem Reitzel Youma bei der Rettung Nocturns geholfen hatte, war Reitzel… beinahe so etwas wie Youmas Freund geworden, wenn Hikari und Yami denn befreundet sein konnten. Aber er mochte ihn, das konnte er sich wohl eingestehen – und das nicht nur, weil er hübsch anzusehen war, mit seinem sanften Lächeln und den weichen Locken, von denen Green mal gesagt hatte, dass sie sie zu gerne anfassen wollte. Er war freundlich und unvoreingenommen… und einer der wenigen, der von Youmas und Nocturns geheimer Beziehung wusste und ihm dafür niemals auch nur einen schiefen Blick zugeworfen hatte.
„Ich habe mir die Freiheit herausgenommen es einpacken zu lassen. Hier oben auf unseren Inseln wäre es schwer geworden passendes Einpackpapier zu finden.“ Er reichte Youma die kleine Schachtel.
„Ich danke Ihnen, Reitzel-san. Das war überaus freundlich von Ihnen.“ Trotz allem blieben sie aber beim Sie.
„Ich weiß, dass meine Bitte, sie auf den Eiffelturm zu schicken, etwas frech war. Ich hoffe, dass ich mich in Zukunft erkenntlich zeigen kann.“ Reitzel winkte mit der Hand ab.
„Ah, ich habe den Ausflug genossen. Das letzte Mal, dass ich auf dem Eiffelturm war, war 1900, kurz nach seiner Eröffnung. Es hat mir Spaß gemacht in Erinnerungen zu schwelgen und nun zur Weihnachtszeit…“
„Ein Graus nicht wahr? Paris ist furchtbar schrill im Dezember und viel voller als sonst. So viele Menschen!“ Die Worte Youmas brachten Reitzel zum Lachen:
„Oh, ich wollte eigentlich sagen, dass ich es sehr schön fand.“ Schön? Hatte Youma sich da gerade verhört? Schön?! Es gab doch kaum eine Jahreszeit zu der Paris schlimmer war als im Dezember! Nun gut, Hochsommer war auch grauenhaft gewesen, mit den vielen Extra Menschen… manchmal verstand Youma wirklich nicht, warum Nocturn sich so sehr nach der Stadt sehnte, aber gut, es war sein Zuhause, dachte Youma und betrachtete das rote Geschenk gedankenverloren, bis Reitzel ihn aus diesen herausholte:
„Doch darf ich mir eine Anmerkung erlauben, Youma-san?“
„Oh ja, natürlich.“ Youma sah auf, etwas verwirrt – doch auf das, was Reitzel da sagte, wäre er nicht gekommen:
„Das Geschenk ist sehr schlecht gewählt.“
… was?
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boligona · 1 year
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Erste Abiturprüfung in Deutsch hinter mir und ich habs irgendwie geschafft, die drei ??? als Beispiel für ein Argument dranzunehmen
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fabiansteinhauer · 2 months
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Recht und Gerechtigkeit als Pathosformel
1.
Inwiefern hat Niklas Luhmann in dem Buch zu sozialen Systemen von den erloschenen Vulkanen des Marxismus gesprochen? Präziser gefragt: welcher Genitiv ist dem Autor eigen? Schreibt Luhmann auch vom anfeuernden Marxismus erloschener Vulkane (wie etwa von dem Argument, vergehende Umwelten würden uns im sogenannten Anthropozän bedrängen, die Welt nicht mehr als Kapital zu begreifen) oder nur von den erloschenen Vulkanen des Marxismus? Was ließ Luhmanns Schreiben leben, was hielt dieses Schreiben (für) tot? Die zwar erloschenen, dafür aber ergrünten Vulkane oder/und die feuer- und aschespeienden, dafür aber rotglühenden Ausbrecher? Das ist zwar schwer zu sagen, zu sagen aber ist es.
2.
Aby Warburgs Ikonologie, die Wildwissenschaft ist, weil sie Polarforschung, Bild- und Rechtswissenschaft ist, beantwortet solche Fragen, indem sie solche Fragen an Pathosformeln beschreiben lässt, die entfernte, polare, unbeständige und meteorologische Zeit- Denk- und Spielräume ( "Antike") nachleben lassen sollen, und in denen weder der Tod eine Abwesenheit garantiert noch das Leben ein Versprechen auf Gegenwart erfüllt. Weder Leben noch Tod sind durch Pathosformeln, die nur und immerhin nachleben lassen sollen, garantiert oder gesichert, weder für die Zukunft noch für das Hier und Jetzt, nicht einmal für die Vergangenheit. Es kann sein, dass Pathosformeln eine Geschichte haben, kann aber auch sein, dass sie keine haben.
Pathosformeln sind sedimentär und aufrührbar, einem Geschichte sitzen sie immer auf, nämlich demjenigen Haufen aus Zügen, die normativ, kooperativ und rekursiv schon Züge geben, bevor sich nur ein Säugling erste Fragen stellt oder etwas sich systematisiert. Pathosformeln sind Teil einer Kanzleikultur und einer Welt im Rücken, die Thomas Melle wieder einmal polar genannt hat, die Vismann am Anfang ihrer Geschichte der Akten treffend mit einem Haufen, mit Aktenbergen beginnen lässt und in der noch das weiße Papier ein Haufen, zum Beispiel aus Lumpen, ist.
Gerechtigkeit als Zufall ist ein gealterter und immer noch elliptischer Titel dafür, dass Recht und Gerechtigkeit frei sind, einen melancholischen Kurs nehmen, dessen anderer Name Glück und Unglück oder Fortuna aka occassio, Zufall, ist. Luhmanns Formel als Pathosformel lesen heißt, das beste daraus zu machen, notfalls zu unterstellen, dass er beide Versionen sich angeeignet hat und nicht nur Systemtheoretiker, sondern auch ein praktisch chaotischer Marxist gewesen sein kann, praktisch chaotisch, weil er was durcheinandergebracht hat am akademischen Marxismus. Er hat, wie sein Schreiben nahelegt, die Formel zügig, blind und flugs verwendet.
Vulkane sind meteorologische Grenzobjekte und insoweit Gegenstand einer vergleichenden Meteorologie. Im Recht zieht nicht nur eine vulkanische Pathosformel (befeuernd, löschend oder erloschen) Form und Formlosigkeit durch, ist nicht nur durch Form und Formlosigkeit durchgezogen. Es liegt nahe zu sagen, alle Pathosformeln seien vulkanisch, weil der Pathos eine hohe oder sogar ausbrechende Erregung sei. Ganz falsch ist das nicht, könnte aber nicht scharf genug gesagt sein. Sie sind vulkanisch, weil sie meteorologisch sind, nicht erst seit Descartes. Warburgs Pathos kommt zwar auch haufenweise daher und insofern möglicherweise mit hoher Erregung. Die kann aber bremsen, hemmen, kann also auch aus routinierter Regung ausbrechen. Das Hohe daran muss aber weder sublim, noch souverän, muss nicht herrschaftlich und herrschend sein. Es kann auch minore, niedere, auch niederträchtige Regung sein, auch Wahnsinn, auch Pathologie. Warburg lässt wiederum dasjenige, was an Pathosformeln passioniert, an Passionen privat und was daran wieder pathologisch sein soll, sich nicht nehmen. Er begreift sie in und durch Akte, weil sie Passion/ Passivität und Aktion, insoweit sogar Pathologie und Kuratorium ineineinander übersetzbar machen sollen. Das Ungehörige muss nicht Angehöriges sein. Das Private kann öffentliche Praxis sein. Logik kann rational sein, die Vernunft kann rationiert sein, auch die Pathologik. Treffend wurden Warburgs Formeln in der Literatur auch niedriger, nämlich aus als Ethosformeln beschrieben. Man hat auch die Ethik zu einer polarforschenden Wildwissenschaft, zur Bild- und Rechtswissenschaft gemacht. Die Meteorologie ist zwar rigide räumlich, aber ebenso rigide zeitlich, das einzige Reine an ihr ist das Vorübergehende, ein Kommen und Gehen, vom dem Thomas Hobbes im Leviathan mit vornehmer Zurückhaltung nahelegt, es sei unverbindlich. Schwer berechenbar scheint es, weil es bar jede Berechnung und Bar jeder Berechnung sein kann.
Die Formeln lassen durchgehen, ähneln nicht nur demjenigen, was in rhetorischen Institutionen decorum (Gemustertes und Durchgehendes) genannt wird. Sie können rhetorischen Institutionen auch unähnlich sein und doch wie sie musternd und passierend, musterhaft und durchlassend. Die Formeln sind zwar vague, aber sie sitzen keine Leere auf, sie können sich nur nicht auf eine hylemorphistische Architektur stützen, kein Inhalt diktiert ihnen die Form und das, was sie loswerden sollen. Diese Formeln sitzen keiner Leere auf, sie sitzen schon Durchzogenem und Durchgezogenen, schon Formen und Formosigkeit auf. Pathosformeln ziehen Form und Formlosigkeit durch. Wenn das, weil es auch Distinktionen Züge gibt, Distinktion ziehen oder zeichnen lässt und dabei Zeit-, Denk- und Spielräume unmarkiert stellt, könnte man sie für ein Kalkül nutzen. Das muss allerdings nicht systematisch sein, kann auch meteorologisch sein. Ikonologie als Wildwissenschaft schlägt nicht vor, Gerechtigkeit weder als Kontingenz- Transzendenzformel zu begreifen. Sie rät nicht dazu, in Anbetracht des Imaginären und Realen kein Systemtheoretiker zu sein. Sie schlägt vor, sich vorzustellen, dass Differenzierungen weder ausgehen noch aus sind und dass Selbstreferenzen meteorologisch situiert sein können, größer oder kleiner vorkommen (egal, an was man sie und was man ihnen anhängt), dass sie also durchgehend und anhaltend halbgeschrieben (Nietzsche) werden. Ihr Künstlerbegriff sollte Fremdreferenz und ihr Künstlername Warburgbank lauten. Man könnte Doppelnamen daraus machen, wenn schon Leuthäuser-Schnarrenberger möglich ist, warum nicht auch Selbstreferenz-Fremdreferenz?
Ihre meteorologische Situierung macht die Referenzen nicht löchriger als die übrigen Institutionen der Kanzleikultur. Sie sind weiterhin cum ex nutzbar, obschon die Nutzung ex nihilo ein kurzes und stolzes Gedächtnis verlangt.
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Schloss Einstein Folge 1028
Joel weckt seine Mitbewohner mit entspannender Musik und Yoga auf. Seine Begründung: "Zwei Drittel der erfolgreichsten Manager:innen starten ihren Tag mit Yoga." Diversity Win: Der neoliberale Kapitalist gendert!
Noah: "Du gehst mir jetzt schon erfolgreich auf den Sack." Er sagt einfach immer was ich denke!
Noah verschwindet erstmal wieder. Joel: "Wo will er denn schon wieder hin? Er ist nie da." Colin. "Vielleicht solltest du dir ein Beispiel an ihm nehmen."
Die neue Referendarin Emilia Amani hat ihren ersten Auftritt. Sie wird gespielt von Tua El-Fawwal. Ihr kennt sie vielleicht als Amira aus der Serie "Druck".
Frau Amani leitet das neue Zukunftsmodul für alle, die am Wettbewerb "Not Just Rocket Science" mitmachen wollen. Dafür sollen sich alle in Zweier- oder Dreiergruppen zusammenfinden.
Joel versucht, Casper und Mikka dazu zu bringen, ihn in ihr Team aufzunehmen, weil er "Visionen und Ideen" hat, doch die lehnen ab.
Auch Colin (der Sandalen mit Socken trägt) hat eine Idee fürs Zukunftsmodul, die er Joel erklärt: Ein Algorithmus, der mechanische Bewegungen durch Farbreize erzeugt. Joel fasst es nochmal zusammen: "Also wenn dein Tablet rot leuchtet vibriert dein Handy? Und wozu soll das gut sein? Für Menschen mit ner Rot-Grün-Schwäche?" Colin: "Über ne Anwendung hab ich auch noch nicht genau nachgedacht, ich fand einfach den Algorithmus interessant."
Ava hat Julias Fahrrad geklaut, weil der Zustand ihr leidgetan hat und macht eine Art "Pimp My Ride" damit. Und wir lernen wieder einen neuen Charakter kennen: Charlotte. Sie arbeitet im Share Space und macht sie darauf aufmerksam, dass man 1. einen Termin ausmachen muss und 2. drei verschiedene Schulen darin arbeiten, nicht nur das Einstein.
Joel möchte Frau Amani davon überzeugen, dass er alleine am Zukunftswettbewerb teilnehmen darf und hat auch schon Argumente und eine Präsentation dafür vorbereitet:
Wer alleine arbeitet muss sich nicht ständig erklären. In einem Team geht die Hälfte der Zeit dafür drauf, den anderen zu erklären, woran man gerade arbeitet.
Seine Ideen sind schon weit fortgeschritten und er kann niemanden mehr einarbeiten
Teamarbeit funktioniert nur, wenn alle auf einer Wellenlänge sind
Er darf trotzdem nicht alleine arbeiten.
Es stellt sich heraus, dass sich Mikka und Reena kennen. Sie sind vor sieben Jahren in Jakarta zusammen auf eine Deutsche Schule gegangen und waren beste Freunde, bis Mikkas Eltern wegziehen mussten. Reena möchte ihre Freundschaft aber nicht neu aufleben lassen und plant, Mikka einfach zu sagen, dass sie sich nicht an ihn erinnert.
Sie entscheidet sich aber doch noch um, weil Mikka ihr extra einen Drachen gebastelt hat. Beim Drachenfestival in Jakarta hat sie ihm nämlich ihren geschenkt. Es stellt sich aber heraus, dass Reena sich doch nicht mehr so gut an ihn erinnert.
Joel hat einen Flipchart aus dem Keller geholt und möchte herausfinden, wer mit ihm auf einer Wellenlänge ist. Er spielt mit Massuda, Annika und Sirius Montagsmaler und wer am meisten richtige Antworten hat, "gewinnt" ihn als Teampartner.
Sirius hat jetzt ein Nasenpiercing!
Alle drei gehen kurz darauf übrigens wieder weg, nachdem sie schon den ersten Begriff "Geld" oder "Aktien" nicht erraten haben.
Mikka ist traurig, weil Reena ihn schon fast vergessen hat, obwohl er sie die ganze Zeit vermisst hat. Casper muntert ihn auf und verspricht ihm, dass sie sich niemals vergessen werden. Und er hat auch schon eine Idee für den Wettbewerb: Ein sprechendes Fahrrad.
Im Schloss Einstein Universum sind die Reclam-Bücher blau.
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Ava ist wütend: Auf Frau Schillers Weisung hin muss sie den Motor von Julias Fahrrad wieder abbauen und denkt, Julia hätte sie verraten. In Wirklichkeit wurde Frau Schiller aber von Charlotte gesagt, dass Ada eine Fahrradwerkstatt vor dem Share Space aufgebaut hat.
Joel hat sich frustriert in sein Bett verkrochen, doch als Colin ins Zimmer kommt, errät er Joels Zeichnungen auf dem Flipchart auf Anhieb richtig. Joel ist begeistert: "Es geht darum, dass du alles, was weird oder komisch ist, nicht als Fehler sondern als Besonderheit ansiehst. Und das ist das Mindset um die Welt zu verändern!" Erst die zweite Folge und er hat schon das Wort Mindset benutzt. Wann erstellt er ne WhatsApp-Gruppe?
Joel hat nun endlich einen Teampartner gefunden und stellt Colin gleich seine Ideen vor: Eine App, die einem hilft, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und einen Routenplaner, der einem statt der schnellsten die statistisch sicherste Route anzeigt. Und natürlich Fenchelsaft. Colin willigt ein. Unter einer Bedingung: Sie entwickeln seine Idee weiter, nicht die von Joel.
Colin, nein! You were supposed to destroy the neoliberal, not join him!
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aktionfsa-blog-blog · 9 months
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Warum 2% wichtig sind
Mit dem Finger auf andere zeigen reicht nicht
 Christian Schwägerl erklärt auf Spektrum in einem lesenswerten Artikel sehr gut, warum es  wichtig ist, dass Deutschland mit seinen "nur 2% der welweiten CO2 Emissionen" dem Klimawandel nicht tatenlos zuschaut. Oft werden die "nur 2%" als Argument verwendet, um sich einfach zurückzulehnen nach dem Motto "wir können die Welt nicht retten".
Das falsche 2%-Argument könnten viele Länder und Regionen auf der Welt ebenfalls für sich anführen, etwa Japan, die chinesische Provinz Jiangsu, das halbe Indien. Frankreich, Polen, Kalifornien sind sogar nur für 1% verantwortlich.
Für Deutschland kommt erschwerend hinzu, dass es im Laufe der Industrialisierung nach Analysen des Global Carbon Project seit 1871 insgesamt knapp 98 Milliarden Tonnen zu diesen Gesamtemissionen beigetragen hat - das ist eine schwere Erblast. Schwägerl schreibt: Jedes 25. zusätzliche Kohlendioxidmolekül (genauer: CO2-Äquivalent) in der Atmosphäre stammt also aus Deutschland. Das hat den CO2-Gehalt der Atmosphäre von 278 ppm (Teile pro Million) im Jahr 1750 auf 415 ppm im Jahr 2021 steigen lassen – und zu einer durchschnittlichen Erwärmung von bereits einem Grad Celsius geführt.
Gegen das 2%-Argument spricht auch, dass es die Importe Deutschlands vernachlässigt deren Herstellung ebenfalls große Menge CO2-Emissionen enthält. Nimmt man die landwirtschaftliche Importe zum Beispiel von Soja aus Südamerika hinzu, erhöht sich der gesamte deutsche CO2-Ausstoß nach Berechnungen des Nachhaltigkeitsforschers Marco Schmidt von der Hochschule Pforzheim um ein Drittel.
Weiter sollte man den CO2 Ausstoß nicht pro Staat sondern auf die Anzahl der Menschen beziehen, denn es gibt kein Argument, warum ein Deutscher mehr CO2 erzeugen darf als ein Chinese oder Inder. In diesen beiden Ländern leben zusammen 35 Prozent aller Menschen, in Deutschland nur ein Prozent. In Indien erzeugt ein Mensch also dreieinhalb mal weniger CO2 als bei uns. Auch das Argument "die bauen ständig neue Kohle- und Gaskraftwerke" verpufft, wenn man feststellt, dass die historischen Gesamtemissionen Indiens aus der Verbrennung von Erdöl, Kohle und Erdgas mit 57 Milliarden Tonnen sogar nur 61 Prozent der bisherigen deutschen Gesamtmenge betragen.
Fazit: Es geht nicht darum mit dem Finger auf Andere zu zeigen, sondern nach Lösungen zu suchen und die Wege dorthin auch zu gehen ...
Mehr dazu bei https://www.spektrum.de/news/klimaschutz-und-zwei-prozent-retten-doch-die-welt/2172312
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dynamischreisen · 6 months
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Max, Costa Rica, Tag 8
Reis mit Schweiß
Wie eigentlich immer ging es heute früh aus den Federn - um 06:30 klingelte der Wecker. Jedes Mal aufs Neue bin ich davon überrascht, wie gut es sich aufstehen lässt, wenn Unternehmungen wie die unseren anstehen. Vielleicht brauche ich einfach nen Tukan im Büro. Damit hätte sich auch die leidige Maskottchen-Diskussion und ich könnte hauptberuflich mit meinem Kollegen Bananen und Mangos essen. Aber naja, bis ich das diskutieren kann, sammle ich noch ein paar Argumente mehr. Den Vulkan konnten wir am frühen Morgen aber endlich in seiner vollen Pracht sehen.
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Natürlich hat uns in diesem Kaff zu der Uhrzeit niemand mit dem Uber abholen wollen, erstrecht nicht von dieser Schotterpiste. Also ging es zu Fuß die acht Kilometer, um unsere Wanderung zu beginnen, was sich stückweise etwas bescheuert anfühlte. Entlohnt wurden wir durch das Spotten sehr cooler Tiere. Ein adlerähnliches Viech, dessen Namen wir noch nicht herausgefunden haben, hat zum Beispiel eine Schlange gefangen, zu Tode gerungen und gegessen. Kurz darauf sahen wir zwei „Riesenkolibris“, die in Wahrheit Glanzvögel genannt werden.
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Auf dem Trail selbst haben wir uns die längste und schwierigste Route rausgesucht, um möglichst viel erleben zu können. Zwar leider weiter ohne Guide schlugen wir uns durchs Dickicht und verpassten nur knapp einen Ameisenbären in den Bäumen, wie uns ein Führer einer kleinen Gruppe sagte. Schade drum, aber wir sind ja noch ein bisschen hier. Zumindest bei meinen geliebten Kolibris sollte ich wieder voll auf meine Kosten kommen, hinzu kamen coole Salamander.
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Am Fuße des Vulkans freundeten wir uns mit einem brasilianisch-domikanischen Pärchen an, dem wir von unserer gestrigen Tukansichtung erzählten. Schön, dass sie überhaupt mit uns sprachen, denn wir beide haben, das ist keine Übertreibung, so sehr geschwitzt, wie noch nie in unserem Leben. Wären wir kopfüber in einen See gesprungen, wir hätten genau gleich ausgesehen. Ich erspare euch hier tiefergehende Beschreibungen vom Auswringen meiner Kleidung.
Während des Mittagessens (wie so oft Reis mit Schweiß, äh Scheiß) hat es gottseidank extrem geschüttet, was uns eine Uber-Fahrt ohne Rückfragen zu unserem Äußeren ermöglichte, alle waren ja nass. Sorry Diego, danke für‘s Mitnehmen.
In der Stadt dann erkundigten wir uns nach unseren Möglichkeiten, morgen nach Puerto Jiminez zu kommen und naja… wir werden wohl um 4:30 aufstehen müssen, um zumindest eine kleine Chance auf einen lediglich einen Tag langen Trip zu wahren. Auf dem Rückweg dann, der über den bekannten Tukan-Spot ging, trafen wir das nette Pärchen von vorher wieder, die unserem Rat gefolgt sind und mit uns auf das Ende des Regens und das Erscheinen der Vögel zu warten. Vergeblich. So saßen wir mit der Topografin und dem Trainer des Nationalteams im Volleyball zusammen in ihrem Auto und sprachen über das Reisen, bis sie uns zu unserem Hostel fuhren. Irgendwie hatte ich Lust auf ne Dusche.
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unfug-bilder · 10 months
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Ich verlinke das, weil es ein sehr gelungenes Beispiel für "Flood the zone with shit" ist. Diese Strategie hat der rechte Rand von Steven Bannon gelernt, der wiederum hat sie sich bei Scientology abgeguckt.
Letzten Endes geht es darum, gute und richtige Argumente der Gegenseite im Getöse verschwinden zu lassen, um das eigene Interesse trotzdem durchzusetzen und gleichzeitig die gefühlte (!) Deutungshoheit niemals abzugeben.
Hinweis: ihr MÜSST das nicht lesen. Es ist vorwiegend interessant für alle, denen nicht klar ist, wie das geht.
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splitterblog · 9 days
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Warum dieser Blog?
Ich verstehe mich als Antikapitalistin – aber ich verstehe mich nicht mit Antikapitalist:innen. Ohne eine genaue Expertise über die Bedeutung hinter verschiedener Selbstdefinitionen (wie z.B. Marxist:innen, Trotzkist:innen, Kommunist:innen..) sind in mir bestimmte Vorurteile entstanden: „Die wollen einfach nix. Die wollen nur dagegen sein.“ Ich war schockiert, als mein bester Freund die Reste unseres frisch gekochten Abendessens einfach in den Müll warf. „Individualisierter Konsum ändert nichts. Das Problem ist halt, dass wir uns eine Welt außerhalb des Kapitalismus nicht mal vorstellen können“, meinte er, einer dieser mir unverständlichen Antikapitalist:innen, schulterzuckend. Als wäre damit vollständig geklärt, dass profitmaximierende Überproduktion und Wegwerfmentalität im Privaten fortzuführen, im Sinne der eigenen Bequemlichkeit, unausweichlich sei. So nach dem Motto: „Das Private ist politisch - was soll ich denn machen.“
>Die wollen einfach nix - außer dagegen sein< - Ein Vorurteil gegenüber Antikapitalist:innen, das ich auch oft von Verteidiger:innen des Kapitalismus gehört habe – mit denen verstehe ich mich aber auch nicht. Meine Irritation beginnt schon bei dem Argument „Kommunismus funktioniert nicht, hat sich doch gezeigt, das endet immer in Diktatur.“
Was ich nicht will:
Die Frage nach dem geringeren Übel besprechen.
Funktioniert denn Kapitalismus? Hat Kapitalismus uns vor Faschismus geschützt? Und wer ist dieses „uns“? Wo beginnt Diktatur? Bei einem Diktator, oder bei der Diktatur der Verhältnisse? Was wir bereits mehr als einmal erlebt haben: Diverse kapitalistische Herangehensweisen führen zu diktatorischen Verhältnissen, in welchen Vermögende die Deutungshoheit über die Geschichte übernehmen. Der Großteil der Weltbevölkerung wird aus dem Narrativ ausgeschlossen und gehört nicht zum „wir“.
Eine globale demokratische Mehrheit bestünde aus zum jetzigen Zeitpunkt marginalisierten Gruppen.
Es bilden aber wenige Besitzende eine Hegemonie und können die Behauptung „Kapitalismus ist vielleicht nicht perfekt, aber das Beste das wir haben“ unwidersprochen aufrecht erhalten.
Also will ich das nicht diskutieren.
Ich will auch keine Beispiele besprechen, die derzeit außerhalb des Kapitalismus funktionieren. Schon alleine, weil diese Beispiele gemessen an der Weltbevölkerung so verschwinden klein sind, dass ich keine Chance sehe, deren Konzepte durch die Hegemonie profitorientierter, kapitalistischer, kolonialistischer Ausbeutung verteidigen zu können. „Funktionieren“ bedeutet für mich: Den Menschen geht es kontinuierlich gut. Ihre physische wie psychische Bedürftigkeit ist durchgehende gewährleistet. Krisen bleiben kurze Episoden, statt sich potentzierend, intersektional zu verschlechtern. Diese Inseln funktionieren durch Abgrenzung – so lange Abgrenzung möglich ist. Aber gegen die Gewalt der Invasion aus Eigeninteresse hat niemand eine Chance. Diese Inseln könnten auch in sich zusammenfallen: Vielleicht erscheinen dem ein oder anderen Mitglied der Community die Versprechen des Kapitalismus attraktiver, die Leute wandern ab, in der Gesellschaft entstehen Lücken und das Leben in gleichberechtigter Gemeinschaft aufrechtzuerhalten wird politökonomisch unmöglich – dieses Szenario erscheint mir schlicht wie Teil des Lebens. Das Leben ist Veränderung. Ein politökonomisches System, das darauf baut, dass alles gleich bleibt, ist zum Scheitern verurteilt. Das ist eine Gemeinsamkeit von kapitalistischen und antikapitalistischen Systemen.
Warum also dieser Blog?
Trotz. --- --- Ich will es versuchen. Mir ein politökonomisches System außerhalb des Kapitalismus vorzustellen. Es braucht ein lebendiges System. Eines, das Veränderung antizipiert, statt Krisenintervention zu planen oder zu verdrängen. Ein globales, eines das auch mit Vernetzung zwischen unterschiedlichsten Regionen funktioniert. „It IS easy!“ schreie ich. Und in mir flüstert es: „Kein politökonomisches System ist einfach, darum macht das nachdenken ja so Angst.“ Als Prämisse für diesen Blog soll gelten: Es ist immer multikomplex, unberechenbar. Alles. „Aber wo setzen wir, denn dann an?“, fragt mich Diana. Gute Frage. Grade im multikomplexen Chaos des Lebens – oder eben: Bezogen auf die politökonomischen Dimensionen des Lebens.
Ich glaube nicht an Revolution. Ich glaube an den Zufall. Nicht als einzige, aber als entscheidende Variable, die sich in der ideologisch, politökonomischen Gleichung nicht klar berechnen lässt. Ich bin geboren, aufgewachsen und sozial geprägt im Vorarlberg der 1990er – da liegen mir berg-ikonische Sprachbilder nahe: Ich kann die Route zur Rasthütte vor einer Wanderung planen. Das ist sehr wichtig um sie zu erreichen. Aber Hindernisse, die dann auf dem Weg erfahrbar werden, wo ich meine Route spontan ändern muss – die kann ich nicht planen. Flexibilität: Spontan wurde es wichtiger zu wissen wo die Rasthütte ist. Die bisherigen Organisationsformen des gesellschaftlichen Zusammenlebens wirken starr: Repetativ Wachstum, Krise, Wachstum, Krise und vom fünf Jahresplan war wohl noch nie jemand überzeugt. Aber es ist nicht alles zum schmeißen:
Artefakte.
Ich glaube nicht an Revolution. Genauer: Ich glaube nicht, dass Revolution zu Innovation führt. Wir sind Menschen: Wie sollen wir, geprägt von dem was wir kennen, etwas aufbauen, ohne, dass das uns Unbewusste den Plan behindert? Das Gegenteil von gut ist gut gemeint: Wie sollen wir aus dem in uns Hineingewachsenen etwas Neues kreieren?
Wenn wir uns eine Welt außerhalb des Kapitalismus nicht vorstellen können, hängt das meiner Meinung nach mit zwei Polen eines ambivalenten Spektrums zusammen: Zum einen sind da Gefühle. Das Gewohnte ist vertraut. Egal wie schmerzhaft wir das Vertraute erleben: Es ist ein vertrauter Schmerz, einer mit dem wir umzugehen gelernt haben. Einer dem gegenüber wir uns nicht ohnmächtig sondern selbstwirksam erleben. Die Veränderung ist emotional gesehen bedrohlich. Unberechenbar. Eben: Zufallsbeeinflusst.
Zum Anderen ist da das Rationale: Wir sind bedürftig. Auch außerhalb des Kapitalismus. Wir brauchen Konsum, Versorgung, Dienstleistung. Wir sind nicht autark sondern von ökologischen und eben auch ökonomischen Systemen abhängig. Ob diese Organisationsformen jetzt „Nomadentum“ oder „monokulturelle Bewirtschaftung“ heißen, ändert nichts an der Bedürftigkeit, die das Leben genau so prägt wie der Zufall.
Das bedeutet für diesen Blog: Eine Welt ohne Kapitalismus hat Schnittmengen mit (anti-)kapitalistischen Systemen. Nämlich jene Artefakte die die Notwendigkeit der Bedürfnisbefriedigung beantworten.
Zeitlichkeitsbegriffe (postkapitalistisch, anti- oder prokapitalistisch...) in Diskussionen zwischen Kommunist:innen und Kapitalist:innen stellen den Kapitalismus als Maßstab dar. Eigentlich haben wir mit diesem System aber nur die meiste Erfahrung: Warum nicht daraus lernen? Warum die Artefakte nicht mitnehmen, einbauen, statt zu versuchen alles auf einmal zu überwinden? Warum nicht abwägen: Welche Artefakte des Kapitalismus zählen zu der psychischen wie physischen Grundbedürftigkeit des Zusammenlebens?
Ich will diesen Blog darüber schreiben, wie die Rasthütte aussehen muss, damit wir darin rasten können. Darum schreibe ich von einer Welt außerhalb des Kapitalismus, die wir uns vorstellen müssen. – Weil der Weg dahin wird sich unweigerlich verändern. Die Zeitlichkeit, das Postkapitalistische, lässt sich nicht aus dieser Diskussion raushalten: Wir denken eben jetzt darüber nach. Bauend auf mehr als genug Erfahrung, wie der Kapitalismus gescheitert ist. Ich mute uns zu das Scheitern anzunehmen, uns der Angst zu stellen und schauen, was postängstlich möglich werden muss.
-katha-
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channeledhistory · 13 days
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Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat seine einst strenge Rechtsprechung zur Vorratsdatenspeicherung weiter aufgeweicht. Die Vorratsspeicherung von IP-Adressen ist nun zur Verfolgung jeglicher Kriminalität zulässig, auch bei Urheberrechtsverletzungen. Das Urteil betrifft einen Fall aus Frankreich, könnte aber auch Bewegung in die deutsche Diskussion bringen.
Eigentlich war der EuGH das juristische Bollwerk gegen Vorratsdatenspeicherungen in der Europäischen Union. 2014 kippte er eine EU-Richtlinie und ab 2016 beanstandete er auch nationale Gesetze. Sein Argument: die anlasslose Speicherung der Internet- und Telekom-Verkehrsdaten der gesamten Bevölkerung ist unverhältnismäßig. Unter dem Druck der EU-Staaten weichte er das generelle Verbot 2020 allerdings auf und ließ die anlasslose Speicherung von IP-Adressen zur Bekämpfung schwerer Kriminalität zu. Entscheidendes Beispiel für eine solche schwere Kriminalität war für den EuGH die Verbreitung von Kinderpornografie im Internet, die ohne allgemein gespeicherte IP-Adressen kaum aufgeklärt werden könne. Die IP-Adressen werden vom Provider beim Einwählen ins Internet vergeben. Am Dienstag ging der EuGH noch weiter. Die Speicherung der IP-Adressen ist nun zur Bekämpfung jeglicher Kriminalität zulässig, inklusive illegalem Filesharing von Musik- und Filmdateien. Das Gewicht dieser Entscheidung sieht man auch daran, dass sie vom Plenum aller 27 EuGH-Richter getroffen wurde. Laut dem Gericht ist die Beschränkung der IP-Datenspeicherung auf schwere Kriminalität nicht gerechtfertigt, weil mit der IP-Adresse (einer vielstelligen Zahlenkombination) kein Persönlichkeitsprofil gewonnen werden kann. Wenn die IP-Adresse nicht mit anderen Daten kombiniert wird und nur zur Identifizierung von Personen genutzt wird, sei die Speicherung kein schwerer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Zugleich werde mit einer Speicherung von IP-Adressen verhindert, dass bei Online-Straftaten eine „systemische Straflosigkeit“ entsteht. Denn hier sei die IP-Adresse des Täters oft der einzige Ermittlungsansatz. Die Zwangsspeicherung der IP-Adressen bei den Internet-Providern sei aber, so der EuGH, zeitlich „auf das absolut Notwendige“ zu begrenzen. Eine genaue Zahl von Wochen oder Monaten nannten die Rich­te­r:in­nen nicht. Konkret ging es in dem EuGH-Fall um die französische Internetpolizei Hadopi, die in Internet-Tauschbörsen nach illegalen Angeboten von Musik und Filmen fahndet. [...]
In Deutschland ist die Lage anders. Die Vorratsdatenspeicherung für Telefon- und Internetverbindungsdaten steht zwar seit 2015 im Telekommunikationsgesetz, sie wurde mit Verweis auf die EuGH-Rechtsprechung aber nicht praktiziert. Im September 2022 hat der EuGH das deutsche Gesetz ausdrücklich beanstandet. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) wollte bisher zumindest eine Vorratsdatenspeicherung zur Bekämpfung von Kinderpornographie einführen, weil dies der EuGH ja erlaubt habe. Justizminister Marco Buschmann (FDP) pocht jedoch auf den Koalitionsvertrag, der jeder Form der anlasslosen Massenspeicherungen eine Absage erteilt. Erst vor wenigen Wochen einigte sich die Bundesregierung auf die Einführung der von Buschmann vorgeschlagenen Quick Freeze-Regelung, bei der Verbindungsdaten erst nach einem Verbrechen eingefroren und gesichert werden. Teile der SPD, darunter die Innenministerin, haben das bisher jedoch nicht als ausreichend akzeptiert. Nach dem EuGH-Urteil könnte eine Vorratsdatenspeicherung für IP-Adressen für Er­mitt­le­r:in­nen noch interessanter werden. Zugleich dürfte sich Justizminister Buschmann in seiner Ablehnung bestätigt fühlen: Ohne eine neue gesetzliche Regelung bleibt die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland verboten.
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naipan · 13 days
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Gegen den Antisemitismus kann man nicht argumentieren, weil er nicht satisfaktionsfähig ist: Jede sinnvolle Argumentation setzt einen Gegenstand voraus, der sich mit den Mitteln der Vernunft erschließen lässt; der Antisemitismus jedoch entzieht sich dem Zugriff der Vernunft, weil er seinem Unwesen nach nichts anderes ist als rationalisierter Wahn. Das ist die Erkenntnis hinter Woody Allens Bonmot, wonach im Kampf gegen Antisemiten dem Essay der Baseballschläger vorzuziehen sei: Wo Argumente als Waffen stumpf sind, haben handfeste Waffen die bessere Aussicht auf Erfolg – der Umgang Israels mit seinen Feinden ist dafür das beste Beispiel.
(Source: Bahamas)
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blog-demokratie · 24 days
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